Zeitenwende - Aftershock

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  • Natürlich gefiel Gergios das nicht. Tatsächlich sah Adrian das ähnlich, denn wirklich scharf war er nicht auf diesen Aufenthalt. Und für Val würde das ganze ein Albtraum werden…

    „Ja, hab ich gehört“, sagte er abwesend. Gaetan Levalle, natürlich wusste er, wer er war. Ob Levalle bewusst war, dass Val dessen Vater umgebracht hatte?

    „Schon klar, schon klar. Das höre ich nicht zum ersten Mal.“

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    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • "Also gibt ja noch andere Pokervarianten...." grinste Jean und wackelte mit den Augenbrauen. Seine Schwester rollte mit den Augen und sah zu Nadeshda.

    "Ich glaube, dass Pool oder Dart besser wäre. Wer weiß auf was für seltsame Ideen der Kleine kommt." EMpört wollte der Bruder gerade antworten, als einer der Security Leute hinein kam.

    "Mademoiselle Romanowa, ein paar Minuten bitte."


    Kilian bog in die Straße ein, in der die Familie wohnte und parkte etwas weiter weg vom Haus.

    "Ich würde es Ihnen tatsächlich lieber ersparen. ABer Sie werden vermutlich nicht sicher sein, egal wohin sie fliehen würden.2

  • Geschwisterliebe. Hatte sie selbst nie erfahren - musste aber etwas Schönes sein.

    Nadeshda nahm den letzten Löffel der Vorspeise, tupfte den Mund schnell mit der bereitliegenden Serviette ab und erhob sich von ihrem Platz.

    "Ich bin gleich wieder da. Behandelt unseren Gast gut, ihr beide", meinte sie mit einem verspielt drohenden Unterton. Der Köchin gab sie kurz zu verstehen, dass mit dem Hauptgang nicht unbedingt auf sie gewartet werden musste - verhungern würde sie garantiert nicht. Dann begab sie sich aus dem Speiseraum und trat zu dem 'agent de securité', der sie herausgerufen hatte.

    "Was gibt's?", fragte sie umgehend.

  • Janus spitzte die Ohren. Es war vielleicht nicht die aller, allerhöflichste Handlung, aber über die Jahre hatte seine natürliche Neugierde ihm diese Reaktion regelrecht antrainiert. Der Sicherheitsdienst ? Wieso brauchte der denn auf einmal ein paar Minuten Zeit, mitten während dem von längerer Hand vorbereiteten Abendessen ? Ein schon etwas bemerkenswerter Vorgang, wenn man die Gesamtsituation betrachtete. Aber es war nicht genug, um den Halbafrikaner zum Aufstehen zu bewegen. Seine Essgeschwindigkeit hatte sich merklich beschleunigt -- es schmeckte einfach zu gut, um allzu langsam vertilgt zu werden. Nur zu gerne wäre er aber doch bei diesem Gespräch dabei gewesen. Irgendetwas musste passiert sein, irgendetwas weniger trivialeres als noch ein weiterer Gast.


    "Pool oder Dart ? Mir ist alles recht. Entscheidet ihr!"

  • Ein leichtes Brummen war Adrians einzige Antwort darauf. Gergios wollte es ihnen vielleicht wirklich ersparen, hauptsächlich aber wohl sich selbst und der Präsidentin. Leider stimmte es allerdings auch, dass sie auf sich allein gestellt nicht sicher sein würden.

    Jetzt musste Val das bloß auch nur noch so sehen.

    „Ich gehe allein hinein. Da Sie ja über meine Frau bescheid wissen, muss ich Ihnen wohl kaum sagen, dass Sie besser hierbleiben sollten.“ Er schnallte sich ab und öffnete die Autotür.

    Auf dem kurzen Weg vom Auto zu ihrem Haus, ging er dieses mehr als unwahrscheinliche Gespräch mit Gergios noch einmal durch. Er dachte an die Fotos, an die verbrannten Leichen und ein Schauer überlief ihn. Seine Hand zitterte leicht, als er den Haustürschlüssel hervorzog und aufschloss.

    Ihr Haus war gerade groß genug für drei Personen. Nach außen hin wirkte es nicht sonderlich protzig, doch die Inneneinrichtung, vor allem die technische, war auf subtile Art und Weise hochmodern. Von einem kleinen Flur gingen das Wohnzimmer und die anliegende Küche ab, dann ein schmaler Gang zu den Schlafzimmern. Vom Wohnzimmer her erklang nun Vals Stimme:

    „Adrian? Hast du schon…?“, doch was immer Val hatte fragen wollen, blieb offen. Kaum war sie in den Eingang zum Flur getreten und hatte den Gesichtsausdruck ihres Mannes gesehen, da war sie verstummt. Ihre dunklen Augen musterten Adrian einen Moment genau, dann fragte sie:

    „Was ist passiert? Wo ist Maddie?“

    Adrian hob beide Hände in einer altbekannten, beschwichtigenden Geste.

    „Es ist nicht was du denkst, Darling. Es geht nicht um Maddie. Ich schätze, sie ist noch unterwegs.“

    Das schien Val um einiges zu erleichtern, doch ihr Blick blieb weiter wachsam.

    „Was ist es dann?“

    Adrian überlegte einen Moment, entschied sich dann aber dafür gleich zum Punkt zu kommen.

    „Es geht um Sean.“


    Währenddessen radelte ein junges Mädchen die ruhige Wohnstraße entlang.

    Maddison Ashton-Penn, 19 Jahre, genoss die ungewohnte und wohlverdiente Freiheit, die mit einem erst kürzlich erworbenen Schulabschluss einherging, indem sie die meiste Zeit des Tages außer Haus mit Freundinnen und Freunden oder ganz für sich allein unterwegs war. Trotzdem war Maddie ein Familienmensch, und so gehörte das gemeinsame Abendessen mit ihren Eltern nun einmal selbstverständlich zu ihrem Tag.

    Als sie an diesem späten Nachmittag jedoch die Straße zu ihrem Haus entlang radelte, fiel ihr sofort das fremde Auto und der noch viel fremdere Mann auf, der zwar etwas entfernt stand, jedoch unverkennbar zu ihrem Haus blickte. Maddie wurde langsamer und blieb schließlich stehen, dann schwang sie sich vom Rad, schob es bis zum Wagen und klopfte an die Scheibe.

    „Tag. Kann man Ihnen helfen?“

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  • "Die Präsidentin möchte mit Ihnen sprechen." Nadeshda wurde in einen Nebenraum geleitet, in dem ein extra für die verschlüsselte Kommunikation gebauter Televisor stand, mit dem sie direkt Angesicht zu Angesicht mit Janine - unchbour-Levalle sprechen konnte.

    "Frau Romanowa, ich hoffe, ich störe nicht allzu sehr. Ich muss ein paar Planänderungen mit Ihnen besprechen. Gaetan geht nicht an sein Telefon."


    Jean überlegte.

    "Lasst und darten. Im Keller haben wir alles was wir brauchen. Nach dem Essen." Ausnahmsweise widersprach seine Schwester nicht, denn das Essen war immer gut. Sie fragte sich allerdings, warum Nadeshda weggeholt worden war.


    Kilian blickte aus der Seitenscheibe. Das war Maddison. Er überlegte kurz, dann wies er sie an zurückzutreten und stieg aus.

    "Nein, ich habe alles was ich brauche." Kurz schwieg er.

    "Ich habe gerade deinen Vater nach Hause gebracht. Mit schlechten Neuigkeiten. Warte lieber einen Moment, bis du hineingehst."

  • Gaetan (Cassi) und Emily


    "Ich würde es selbst gern machen, aber die Prominenz und die Zielperson sind Hindernisse. Durch meine Fähigkeit komme ich weit und kann mich auch verteidigen was ja eigentlich nicht nötig sein sollte, aber den Skandal könnte sich meine Familie nicht leisten." Das war einfach so und er konnte es nicht ändern, selbst wenn er es wollte.

    "Dafür zahle ich nicht nur gut, ich stelle auch eine angemessene Unterkunft zur Verfügung."


    "Komm schon, mein Lieber, wo sind die Fakten? Wer, was und wo, das wäre doch mal ein Anfang, dann kann ich dir auch sagen, ob ich Interesse habe oder nicht."


    Gaetan warf ihr einen amüsierten Blick zu.

    "Chérie, wie meine Frau. Gleich zum Punkt." Aber das war zu erwarten gewesen. Diebe unter sich.

    "Meine Mutter. Sie hat einiges von uns, das wir gerne wieder hätten, und abgesehen davon hält sie bestimmte Dinge zurück, die mir gehören, Unterlagen und Co. Rechtlich nichts zu machen, selbst für uns. Komplizierte Geschichte. Sie wohnt im Nobelbezirk in Montréal, ihre Sicherheitsmaßnahmen sind vor allem gegen mich gezielt. Preis ab 800 000 plus 200 000 fürs Schweigen und das was nicht auf der Liste steht, kannst du behalten. Sie hat einige recht wertvolle Schmückstücke, die aber recht leicht zu verkaufen sind."


    Wow, das war mal was neues. Nachfragen musste sie trotzden. "Dein Ernst, du willst wirklich deine Mutter bestehlen? Ihr scheint euch ja nicht wirklich nahe zu stehen. Und was genau meinst du damit, dass die Sicherheitsmaßnahmen vor allem gegen dich zielen? Sofern ihre einzigen Sicherheitsmaßnahmen nicht ausschließlich gegen irgendeine Supermenschen-Fähigkeit gerichtet ist, wüsste ich nicht, wie eine Sicherheitsmaßnahme nur gegen eine bestimmte Person aussehen sollte."


    "Sie hat mich gehasst seitdem sie wusste, dass ich Fähigkeiten habe. Dass sie dann ins Gefängnis kam als meine Frau und ich verschiedene Machenschaften von ihnen weitergegeben haben, ist das nicht unbedingt besser geworden." Vieles war in den Zeitungen gewesen, aber es war lange her. Dann lachte er.

    "Oh doch. Sie weiß ganz genau was ich kann, und wenn mich nicht alles täuscht hat sie sogar spezielle DNA Kameras entwickeln lassen, damit ich ihr nicht zu nahe komme."


    "Stell mir ne Liste zusammen mit den Sicherheitsmaßnahmen und was du genau aus dem Haus willst sowie ein Lageplan des Anwesens, ich schaus mir dann an."


    "Ich lass dir was zukommen. Wir..." In dem Moment gab es einen ohrenbetäubenden Knall neben ihnen. Gaetan spürte, dass er von den Füßen gehoben wurde und rollte sich instinktiv zusammen. Etwas traf ihm am Arm, etwas Flüssiges lief hinunter, doch was auch immer ihn am Rücken traf prallte ab an der Schutzweste. Hart prallte er auf, rollte sich dank des Trainings noch ab und sprang auf die Füße. Seine Ohren klingelten, für den Moment hörte er nichts, doch er sah - Feuer. Es waren anscheinend mehrere Bomben explodiert, in der halben Stadt wie es aussah. Sein Herz sank. Die Kinder. Die Akademie. Zuerst aber half er Emily und rief:

    "Komm mit!"


    Seine Stimme erreichte sie nicht. Alles was Emily hören konnte, war ein Dauer-Tinitus im Ohr, der nur sehr langsam leiser zu werden schien. Sie war kurz desorientiert, bis sie Gaetans Arm spürte und instinktiv danach griff. Er schien mit ihr zu reden, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Von seinen Lippen konnte sie aber ablesen, dass sie ihm folgen sollte - was in Anbetracht der Situation ihr nicht als die schlechteste Idee erschien.


    Ohne groß darüber nachzudenken, allein vom Instinkt geleitet, rannte Gaetan mit Emily los und um zwei Ecken. Schnell vergewisserte er sich, dass sie halbwegs unverletzt war und zückte dann sein Handy, schrieb schnell eine Nachricht und bedeutete ihr, mit ihm in dem Hauseingang zu bleiben. Der Geruch von Verbranntem stieg ihnen in die Nase, sie hörten Sirenen und Schreien, wenn sie denn viel hörten... Für ihn klang alles dumpf. Dann hielt plötzlich ein unauffälliges, aber gepanzertes Auto mit quitschenden Reifen vor ihnen. Zwei Männer der Security sprangen heraus.

    "Monsieur! Alles in Ordnung?" Gaetan deutete auf die Ohren, dann auf Emily und schnell waren sie im Auto verstaut, in Richtung Sicherheit.


    Emily fragte nicht, wer sie da aus aus der Gefahrenzone fuhr, es war ihr in dem Moment auch egal. Das Klingen in ihrem Ohr war noch nicht verschwunden, aber zumindest konnte sie wieder etwas verstehen, wenn auch nur dumpf.

    "Sag mir bitte, dass das der erste Anschlag auf dich ist. Falls nicht, hätte ich nichts dagegen, die nächsten Gespräche übers Telephon zu führen."


    Gaetan schüttelte den Kopf.

    "Das war nicht gezielt genug." Als sie durch die Straßen fuhren, sah man, dass es an mehr als einer Stelle brannte.

    "Die Kinder..."


    Emilys Blick ging nach draußen und sie versuchte die Anschlagsziele zuzuordnen. "Also galt das tatsächlich dir?".


    "Glaube ich nicht. Da brennt man nicht die halbe Stadt ab." Allerdings war Gaetan beunruhigt ob das Haus... Aber nein. Das war das am besten geschützte Haus, das es gab.


    "und was jetzt?", fragte Emily.


    "Bis wir mehr wissen sind wir bei mir am sichersten." Gaetan rieb sich die Stirn.

    "Sobald wir wissen was los ist und ob es noch gefährlicher wird kannst du natürlich gehen." Im Moment allerdings herrschte Chaos pur.

    "Unser Haus ist das am besten gesicherte Montréals, mit Sicherheit spannend für dich."


    Emily verzog die Mine, nickte aber. Den Abend hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt.


    Gaetan sandte einige Nachrichten in die Villa und an seine Frau, dann blickte er wieder aus dem Fenster. Rauch stand in den Straßen, auch wenn man hier nichts mehr hörte von Kämpfen oder anderem. Er seufzte.

    "Wir sind gleich da." Das Auto bog in eine abgesicherte Straße. Angesichts des Chaos sah man schwer bewaffnete Polizei und Sicherheitsleute. Das Auto wurde nach einer Kontrolle hereingewunken und hielt an.

    "Home sweet home."


    Er wollte schon aussteigen, doch Emily hielt ihn an Arm. "He, warte mal. Danke, dass du mich da weggebracht hast, aber ich halte es für keine gute Idee mit reinzukommen."


    "Im Moment wirst du nicht wegkommen. Es ist zu gefährlich. Du kannst in das Trainingszentrum von mir rein, bis die Lage wieder geklärt ist." Er zwinkerte ihr zu.

    "Keine Sorge. Es wird hier niemanden interessieren wer du bist. Ich hab dich einfach aufgegabelt und angesichts der Umstände mitgenommen. Le cavalier."


    Sie schaute etwas säuerlich drein, denn dass sie hier fürs erste eingesperrt war, passte ihr gar nicht. Ein Job für solche Leute zu erledigen war was eine, das hier etwas völlig anderes.

    Dennoch fügte sie sich.

    "Na schön, wie du meinst. Nach dir."


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  • Mit wachsamer Miene trat Maddie einen Schritt zurück. Sie hatte keine Angst, ihre Eltern hatten ihr schließlich gut genug beigebracht, wie sie sich zu verteidigen hatte, doch blindes Vertrauen lag ihr nicht, eine Eigenschaft, die sie wohl von ihrer Mutter geerbt hatte.
    Wovon sprach der Kerl da? Ihr Vater…? Und welche Neuigkeiten konnten das sein? Doch noch während diese Gedanken durch ihren Kopf rasten, spürte sie etwas anderes. Dieser seltsame Mann war ein Supermensch. Ganz gewiss, sie konnte es spüren, auch wenn sie noch keine Ahnung über seine genaue Fähigkeit hatte. „Was meinen Sie damit?“, hakte sie nach.


    „Was meinst du damit?“, fragte nun auch Val, ihre Stimme deutlich aufgebrachte, als die ihrer Tochter. „Du hast doch nicht ernsthaft vor mit diesem Bullen mitzugehen?!“ Sie trat einen Schritt auf ihren Mann zu, legte beide Hände an seine Wangen. „Adrian, wir müssen hier verschwinden!“
    „Und wohin sollen wir gehen, Darling?“, fragte Adrian sanft. „Wo wären wir sicher, ganz auf uns allein gestellt?“
    „Wir waren jahrelang auf uns allein gestellt und wir haben es überlebt!“
    „Gerade so. Und da war kein verrückter mit Feuerkräften hinter uns her.“
    Schweigen. „Also denkst du wirklich es war Sean?“, wollte Val leise wissen. Es zeugte von ihrer hart erarbeiteten Kontrolle über ihre Fähigkeit und ihre Gemütslage, dass sie gerade kein Blutbad verursachte. Adrian legte die Arme um sie, zog sie näher.
    „Ich weiß es nicht, Darling. Aber irgendjemand bringt Seans Leute um. Mir ist egal, wer es tut, das einzig wichtige für mich, ist dass du und Maddie sicher seid. Und ich weiß nicht, ob wir das diesmal allein schaffen.“

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  • "Die Präsidentin möchte mit Ihnen sprechen."

    Nadeshda musste gestehen - sie war ein bisschen überrascht. Es kam nicht oft vor, dass eine Kommunikation mit ihrer Vorgesetzten so spontan angesetzt wurde. Normalerweise waren die Abläufe relativ stringent durchgeplant. Zumindest bei ihr - was ihren Mann betraf, kam es häufiger zu Alleingängen. Als Frau Münchbourg-Levalle auf dem Televisor des Nebenraums aufflackerte, nahm die Romanowa ein wenig Haltung an.

    "Sie stören keineswegs, Frau Präsidentin. Monsieur Janus ist mit Ihren Kindern zu Tisch und es wird über den weiteren Verlauf des Abends debattiert. Ihr Mann ist nicht zugegen - er hat das Haus vor einiger Zeit verlassen." Das wusste ihre Gegenüber aber vermutlich bereits. "Wie sehen die von Ihnen gewünschten Planänderungen aus?"

  • Koop Avis (Fara) und Dark (Kata)


    Zwei Jahre zuvor


    Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Zunächst lag sie gefühlte Ewigkeiten wach im Bett, schließlich war sie aufgestanden und durchs Haus getigert, hatte versucht zu arbeiten, zu lesen, sinnlose Zeit im Internet zu verschwenden, es hatte alles nichts geholfen. Als die Sonne schließlich langsam aufging, öffnete sie die Tür in den Garten und trat hinaus, um einige Vögel zu sich zu rufen. Wie so oft konnte ihre Gesellschaft sie beruhigen und ablenken.

    Heute wäre es soweit.

    Heute würde sie ihren Mann wiedersehen.

    Jedes Mal, wenn Avis daran dachte, begann ihr Herz schneller zu schlagen, doch gleichzeitig plagten sie auch Sorgen. Sorgen, die sie sich selbst eigentlich gar nicht eingestehen wollte. Sie blickte auf ihre Uhr. Nur noch wenige Stunden, dann würde sie Dark wiedersehen. Das war alles was zählte.


    "Aufgeregt?" Erklang irgendwann eine sanfte Stimme hinter Avis.

    Chester saß in seinem Rollstuhl an der Gartentür und schenkte Avis ein Lächeln. Seine dunklen Haare waren so kurz wie je, auch wenn sich an den Schläfen erste graue Schatten zeigten. "Heute ist der große Tag."

    Auch er war unruhig. Gewiss, sie hatten mit Dark telephoniert, Videotelephonate geführt und Briefe ausgetauscht, aber heute würden sie sich endlich, nach Achtzehn Jahren in Fleisch und Blut gegenüberstehen.

    "Hast du schon gefrühstückt?" Wollte er wissen nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. "Jeffrey deckt gerade den Tisch ein und Rieke sollte auch in der nächsten viertel Stunde eintreffen." Jeffrey, der junge Butler, war Alberts Nachfolger, der drei Jahre zuvor seinem Alter erlegen war. Er kam pflichtbewusst seinen Aufgaben nach und war vertrauenswürdig, doch er war einfach kein Ersatz für Albert, welcher nicht nur der Butler der Familie Erdmann gewesen war, sondern auch ein guter Freund.


    "Ich krieg keinen Bissen runter", gab Avis zu. Ihr Mund war seltsam trocken und ihr Magen flau. Sie verabschiedete sich von den Vögeln und trat dann zu Chester.

    "Aber zu etwas Gesellschaft sage ich nicht nein", gab sie mit einem kleinen Lächeln zu. Sie war froh Chester und Rieke zu haben. Die beiden waren ihre Familie und ohne sie, getrennt von Dark, wäre sie in den letzten achtzehn Jahren vermutlich verrückt geworden.

    "Wie geht's dir?"


    Chester lächelte leicht.

    "Nervös." Gestand er unumwunden. "Es ist irgendwie ein wenig, als warte man auf sich selbst. Ein sonderbares Gefühl." Dark war acht Jahre lang in ihm gewesen, sechs Jahre davon sogar bei Bewusstsein, was nicht immer leicht war, für keinen von beiden. Dann folgten Achtzehn lange Jahre in denen Chester seinen Körper ganz alleine bewohnte. Gewiss, es bedeutete Freiheit, aber zugleich auch eine merkwürdige Einsamkeit... und heute würde er ihm wieder begegnen, nur diesmal von Angesicht zu Angesicht.

    "Komm, lass uns an den Tisch setzen, ich brauche einen Kaffee oder zwei." Lächelnd begann er seinen Rollstuhl zu wenden, die Krücken klapperten bei der plötzlichen Bewegung in ihrem Köcher an seiner Rückenlehne.


    "Ja, das stimmt wohl."

    Sie hatte stets gut zwischen Dark und Chester unterscheiden können, sodass ihre Gefühle für den einen nie auf den anderen übertragen worden waren. Doch für Chester musste es mehr als seltsam gewesen sein, seinen Körper wieder vollständig für sich selbst zu haben. Sie hatten sich in den vergangenen Jahren viel darüber unterhalten, doch irgendwann waren alle Worte erschöpft gewesen. Es war gut, dass das Warten heute ein Ende finden würde.

    "In Ordnung. Vielleicht vertrage ich auch einen" Umsichtig schloss sie die Gartentür hinter sich und folgte ihm.


    In der großzügigen und modernen Küchen- und Esszimmerkombination goss Chester sich und Avis je eine Tasse von Jeffreys totenerweckenden Schwarzen Gold ein und nippte an der heißen Flüssigkeit. Zwar gab er sich Mühe gelassen zu wirken, doch an der steten, leichten Bewegung seiner dank Dark wieder, wenn auch nur sehr eingeschränkt, funktionsfähigen Beine, konnte man seine innere Unruhe bestens erkennen.

    Nur wenige Minuten vergingen, ehe die Vordertür der Villa ins Schloss geschlagen wurde und schlurfende Schritte in der großen Halle erklangen. Unmittelbar darauf tauchte Rieke in der Tür zur Küche auf. Chesters adoptierte Ziehtochter war seit ihrer Jugend noch ein gutes Stück gewachsen. Mit annähernd einem Meter achtzig lehnte sich die Rothaarige Anfang Dreissig an den Türrahmen. Der Silberring im Nasenflügel und der von Chester kopierte Bürstenhaarschnitt, ließen ihr Lächeln noch etwas schelmischer wirken, als es ohnehin schon war.

    "Hey Paps, hey Avis." Grüßte sie lässig und ließ den Blick über sie und den Frühstückstisch schweifen.

    "Gerade angefangen?" Sie nickte zu den noch leeren Tellern, stieß sich vom Türrahmen ab und nahm die Hände aus den Hosentaschen der zu großen, zu bunten und zu grellen Kleidung, für die sie schon immer ein Faible gehabt hatte.

    "Boah..." Kommentierte Chester als er den Blick von seiner Ziehtochter wandte, die sich daran machte sich ebenso an den Tisch zu setzen, und rieb sich theatralisch die Augen.

    "Guten Morgen Augenkrebs." Stöhnte er leidend, schmunzelte dabei jedoch.

    Nun war es an Rieke leidend zu Avis zu schauen. "Es kommt der Tag, an dem ich ihn wegen seiner Dad-Jokes aus Notwehr erschlage."


    "Morgen, Rieke."

    Avis konnte nicht anders als zu lächeln, auch wenn die Aufregung sie immer noch innerlich zerfraß. Rieke war tatsächlich ziemlich bunt gekleidet, doch Avis mochte diesen Stil an ihr. Verschwörerisch lehnte sie sich etwas zu Chesters Ziehtochter und sagte:

    "Wenn du so darauf reagierst, dann werden seine Dad-Joke-Kräfte nur noch stärker."


    Rieke streckte gut gelaunt die Zunge heraus und griff nach einer Scheibe Brot.

    "Also, wann holen wir Onkel Dark vom Flughafen ab?" Fragend blickte sie zwischen Avis und Chester hin und her und griff nach der Marmelade.

    "Jetzt essen wir erst einmal in Ruhe." Meinte Chester und rührte sich etwas Zucker in den Kaffee. "Und im Anschluss wird Jeffrey uns zum Flughafen fahren. Dann sind wir früh genug dort um ihn auf jeden Fall bei seiner Landung empfangen zu können."


    "Ja", stimmte Avis leise zu und starrte auf ihre Kaffeetasse, nun wieder sehr ernst.

    Nicht mehr lange. Nicht mehr lange und sie würde ihn wiedersehen.


    Das Frühstück verlief ruhig und irgendwie angespannt. Die Zeit wirkte wie Kaugummi, war aber viel zu schnell vorbei.

    Selbst Rieke war auffällig ruhig, als es denn leider endlich schon Zeit war zum Flughafen zu fahren.

    Der selbstverständliche Luxus der Chester umgab war auch in der Limousine bemerkbar ohne dabei protzig zu wirken. Bequeme lederne Sitzbänke boten im Wageninneren viel Platz.

    Während die drei sich zum Flughafen chauffieren ließen sah ein waches, grünes Augenpaar durch ein kleines Fenster hinab auf das Umland von Leicester, dem er viel zu lange fern gewesen war.


    Die Anspannung war praktisch greifbar. Trotz der bequemen Sitze fühlte Avis sich unruhig. Ihre Finger spielten nervös mit ihrem und Darks Eheringen, die sie beide am Finger trug, seit sie getrennt worden waren. Sie war froh, dass Chester und Rieke bei ihr waren und natürlich wusste sie auch, dass die beiden Dark ebenfalls wiedersehen wollten. Doch ein kleiner Teil ihrer selbst fragte sich auch, ob es nicht einfacher wäre, wenn sie Dark allein wiedertreffen würde...


    Der Ankunftsbereich am Flughafen war gut besucht, als sie eintrafen. Aufgrund der Parkplatzsituation stiegen sie aus der Limousine, mit der Jeffrey fürs erste einen Parkplatz suchen würde, bis es wieder zurück ging.

    Rieke trat mir einem "Lass nur Paps." hinter Chester um ihn in seinem Rollstuhl zu schieben, welcher sich mit einem dankbaren Lächeln fügte und sie gewähren ließ.

    "An welchem Gate kommt seine Maschine nochmal an?" Wandte sich Chester an Avis, deren Nervosität ihm durchaus auffiel. Und er verstand sie dabei sehr gut.


    "A3", sagte Avis, ohne dass sie dafür noch einmal hätte nachsehen müssen. Sie hatte Gate und Landezeitpunkt so oft nachgesehen, dass sich die Ziffern förmlich eingebrannt hatten.

    "Dort entlang." Ihr Blick hatte einen der Wegweiser gefunden und sie zeigte nun in die entsprechende Richtung, bevor sie voran ging.


    Rieke und Chester folgten Avis zum entsprechenden Gate. Das Warten zog sich in die Länge, obwohl es letztendlich nur etwas mehr als eine viertel Stunde war.

    Endlich kam die Meldung, dass die Maschine sicher gelandet war und die Passagiere strömten alsbald in den Flughafen.

    Die ersten Leute kamen ins Sichtfeld der drei, die mit einigen anderen am Gate warteten. Chester und Rieke suchten in den Gesichtern die sich der Rolltreppe nach unten zu ihnen näherten nach Darks neuen Zügen, bis Rieke schließlich mit einem aufgeregten "Dort!" auf den jungen, schlacksigen Tuareg deutete, der weiter hinten ging, an der sich aufstauenden Menge vor der Rolltreppe vorbei sah, ehe er sich einen Seesack unter den Arm klemmte und über die Brüstung flankte, was zu einigen überraschten und erschrockenen Rufen seitens der anderen Anwesenden führte.

    Der junge Mann landete auf den Füßen und federte, trotz des nahezu fünf Meter tiefen Sturzes, kaum ab.

    Rufe und Blicke ignorierend ließ er seinen Blick seelenruhig über die versammelten Wartenden gleiten, bis er die ihm vertrauten Gesichter sah und mit einem breiten Grinsen auf die drei zueilte.


    Avis hatte Dark nur kurz nach Rieke erspäht. Wie gebannt starrte sie ihren Ehemann an, dessen neues Erscheinungsbild ihr einerseits so fremd, andererseits sofort vertraut war.

    "Dark", murmelte sie leise und zuckte kaum zusammen, als er über die Brüstung sprang, nein, sie rannte bereits auf ihn zu, um ihm in die Arme zu fallen. Er war zurück!


    Neun Monate im Leib einer neuen Mutter, Siebzehn Jahre in einer fremden, neuen Heimat und nun.... nun war er zurück. Und die schönste aller Lichtgestalten eilte ihm entgegen.

    Es war fast schon surreal, als er sie endlich in die Arme schließen konnte nach so vielen Jahren.

    "Avis..." Hauchte er ergriffen von der Widersehensfreude, als er sie an sich drückte, ehe er sie küsste, als wolle er hier und jetzt die letzten achtzehn Jahre nachholen.


    Avis erwiderte den Kuss nicht minder intensiv und für den Moment machte sie sich überhaupt keine Gedanken darüber, wie das nach außen hin wirken musste. Er war zurück, er war tatsächlich zurück!

    "Dark", murmelte sie leise, als sie sich kurz voneinander lösten.


    Dark lachte auf, als sie sich kurz lösten, er konnte nicht anders.

    "Avis, mein Täubchen.... wie ich dich vermisst habe." Flüsterte Dark, vergrub seine langen Finger in ihrem dunklen Schopf und legte seine Stirn auf die ihre. Ihre Nähe und ihren Duft genießend. "Ich liebe dich."

    Die Welt ringsum völlig vergessend, bemerkte er nicht, wie Rieke und Chester näher kamen aber in ein paar Metern Abstand stehen blieben und warteten, dem Ehepaar Zeit und Raum lassend um ihr Wiedersehen auskosten zu können.


    "Ich liebe dich auch", hauchte Avis, die Augen halb geschlossen. Es war Dark, ihr Dark, es fühlte sich so vertraut, so richtig an von ihm gehalten zu werden. Und doch...

    "Aber sieh mich bloß an." Ihr Blick traf seinen und Tränen standen in ihren blauen Augen.

    "Ich bin so alt geworden."


    Dark lächelte verschmitzt und seine jungen, so alten Augen blitzten in ihrem begierigen Grün.

    "Ich sehe dich doch an, mein Täubchen, und ich sehe meine wunderschöne und geliebte Frau." Flüsterte er ihr sanft zu. "Und was das Alter angeht, meine junge, blühende Schönheit... ich bin immer noch Zweihundert Jahre älter als du."

    Er schmunzelte und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe sein Blick einen Anflug von Trauer aufwies.

    "Ich habe dich so lange alleine gelassen, Avis... Aber das ist nun vorbei und ich werde mich bemühen, dass dir die letzten Achtzehn Jahre vorkommen werden wie ein schlechter Traum, den du nie hattest." Versprach er ihr und zog sie etwas fester an sich.


    Leicht schniefend musste auch Avis nun schmunzeln.

    "Und dafür hast du dich immer noch gut gehalten."

    Sie drückte sich fester an ihn, so als könnte das die vergangenen achtzehn Jahre ungeschehen machen.

    "Es war eine wirklich lange... und schwierige Zeit. Aber das ist jetzt alles vorbei." Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.

    "Ich hab dich so vermisst."


    "Ich dich auch." Flüsterte er ihr zu und legte seinen Kopf an den ihren und wiegte Avis sacht in seinen Armen.

    Eine viel zu kurze Ewigkeit später lockerte sich ihre Innigkeit schließlich doch ein wenig, immerhin waren sie nun endlich wieder vereint und irgendwie mussten sie ja auch nach Hause. Außerdem waren da ja noch zwei andere die ihn begrüßen wollten.

    Avis einen Arm um die Schulter legend wandte er sich ihnen zu und grinste breit.

    "Rollmops." Grüßte er nickend Chester in seinem Rollstuhl, welcher mit diesem sanften Lächeln zurücknickte, welches er oft trug, seit er mit sich wieder im reinen war, auch dank Dark. Ihr Begrüßung brauchte nicht mehr Worte, zu gut kannten sie sich.

    "Quietscheentchen." Nickte er auch Rieke schmunzelnd zu, welche nun von einem zum anderen Ohr strahlend die Arme hochriss, zu ihm hüpfte und ihn kurz und ungestüm in die Arme schloss. "Willkommen zuhause Onkel Dark."

    Dark sah Avis an und flüsterte ihr gut gelaunt so laut zu, dass selbst Chester es noch hören konnte: "Ich dachte irgendwie nur echt alte Leute werden Onkel."


    Als sie den Arm ihres Mannes um ihre Schultern spürte und ihre kleine Familie betrachtete, fühlte Avis sich zum ersten Mal seit Jahren wieder wirklich glücklich.

    "Wie war das mit den 200 Jahren?", fragte sie lächelnd und kuschelte sich noch etwas näher an Dark.

    "Na kommt, lasst uns nach Hause fahren."


    Dark drückte Avis lachend einen Kuss auf die Schläfe.

    "Wunderschön und schlagfertig." Grinste er sie an schloss den Arm noch etwas mehr um ihre Schultern, glücklich sie wieder halten zu können.

    "Ja." Erwiderte er sie sanft betrachtend. "Lasst uns nach Hause gehen."


    Heute


    „Ist das wirklich nötig, Mrs. S?“, fragte Genesis mehr als skeptisch und blickte auf die drei Gegenstände, die Avis auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

    „Ich hab meine Fähigkeit mittlerweile doch wirklich gut unter Kontrolle.“

    „Aber Übung ist nunmal trotzdem wichtig“, ermahnte Avis geduldig und nickte dann auf die Gegenstände.

    „Also, womit fängst du an?“

    Genesis betrachtete die drei Objekte einen Moment und streckte schließlich eine Hand nach einem hübschen goldenen Armband aus. Xier schloss die Augen und konzentrierte sich sichtlich.

    „Ihr Mann hat Ihnen das geschenkt – zum letzten Hochzeitstag.“

    Avis lächelte.

    „Richtig.“

    Sie nahm das Armband an sich und legte es sich wieder ums Handgelenk.

    „Gut. Was als nächstes?“

    Erneut begutachtete Genesis die verbliebenen Gegenstände und streckte die Hand nach einer schlichten Holzfigur aus. Einen Moment geschah nichts, dann sog xier scharf die Luft ein.

    „Das… das hier war in einem Lager.“ Genesis‘ Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

    „Das hat einem Kind in einem der Lager gehört.“

    Xier ließ die Figur rasch los und rieb sich die Hände, als wären sie verbrannt. Avis schnappte die Figur rasch vom Tisch.

    „Das tut mir Leid, Genesis. Das habe ich nicht gewusst, sie hat hier einfach rumgestanden…“

    „Ist… schon in Ordnung.“ Genesis atmete einmal tief durch und lächelte dann.

    „Es ist bloß… ich brauche einen Moment. Erinnerungen an die Lager sind besonders schlimm.“

    „Natürlich.“ Avis betrachtete Genesis besorgt.

    „Brauchst du etwas?“

    Xier schüttelte den Kopf.

    „Nein. Ich… Nur etwas Ruhe.“

    Genesis stand auf.

    „Ich mach mal Pause, okay?“

    „Ja, natürlich.“ Avis blickte dieser so jungen Person nachdenklich hinterher. Als Genesis jünger gewesen war, hatte xier nicht verhindern können die Geschichten und Erinnerungen, mit denen die unterschiedlichsten Objekte belegt waren zu sehen und nachzuempfinden. Avis konnte sich kaum vorstellen wie das sein musste und sie war heilfroh, dass Genesis diese Fähigkeit mittlerweile recht gut kontrollieren konnte. Sie wusste, dass sie die Figur nicht absichtlich ausgewählt hatte, trotzdem verspürte sie ein ziemlich schlechtes Gewissen.

    Nachdem sie noch etwas Papierkram erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg nach Hause, immer noch in Gedanken vertieft.


    "Amayas Ag Musa", stand auf dem Ringordner, in dem sich Notizen zu einer dicht gepackten Sammlung zusammen fanden, welchen Dark wuchtig auf den Küchentisch fallen ließ. Es war sein Name, einer von vielen im Laufe der Zeit.

    "Jeffrey, hat es noch Kaffee?" Rief der junge Tuareg in Richtung des Wirtschaftsraumes neben der geräumigen Küche.

    "Mitnichten, Sir. Ich werde sofort einen neuen Kaffee aufsetzen." Erklang die steife, förmliche Stimme des Butlers aus dem Nebenraum.

    "Danke." Mit einem Seufzen, das zu einem deutlich älteren Mann passte, setzte er sich an den Tisch und packte noch ein Buch neben seinen Ordner. Die wichtigste Lektüre im dritten Semester Luft- und Raumfahrttechnik, in welcher er heute noch etwas nachlesen wollte, das seiner Ansicht nach in der vormittäglichen Vorlesung zu kurz gekommen war.

    Das Studium war der Einfall seiner Frau gewesen, da er sich keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, was er tun würde, wenn er wieder bei ihr wäre. So war er doch recht planlos in der Villa gesessen, gänzlich ohne einen Zeitvertreib während alle anderen arbeiteten oder sonst etwas trieben.

    Die Langeweile und das gute Zureden durch Avis hatten ihn schließlich dazu gebracht seinen Schulabschluss zu machen, den er dank Chesters Einfluss vorziehen konnte indem er einfach an den kommenden Prüfungen teilnahm, ohne zuvor eine britische Schule von innen gesehen zu haben.

    Wenig später hatte er seinen Schulabschluss in Händen... seinen Siebten... und sein viertes Abitur... und hatte sich bei der nächsten Universität für einen interessanten Studiengang einschreiben lassen.

    Auf diese Weise war er sinnvoll beschäftigt und hatte unter anderem durch die Semesterferien reichlich Zeit mit seiner Frau zu verreisen um gemeinsam die Welt zu erkunden an deren Erschaffung sie nicht ganz unschuldig waren.


    Während der Fahrt nach Hause konnte sie ihren Kopf zumindest ein wenig freimachen. Die Erinnerung an die Lager, an all das, was ihrer Art einst angetan worden war, hatten sie ziemlich erschüttert. Doch diese Zeit war vorbei. Dafür hatten sie gesorgt, Dark und sie und... Sean. Nicht zum ersten Mal und ganz sicher nicht zum letzten fragte sie sich wo Sean stecken mochte. Sie hatte ihrem Mann von dem Brief erzählt und sie hatten versucht Sean ausfindig zu machen, doch ohne Erfolg. Sie bezweifelte, dass er gefunden werden konnte, wenn er selbst das nicht wollte.

    Die Aussicht auf Zuhause, auf ihren Ehemann besserte Avis Laune erheblich. An der Villa angekommen, steuerte sie gleich die Küche an und fand Dark tatsächlich dort sitzend. Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern und küsste seinen Nacken.

    "Fleißig?"


    "Nur während du mich beobachtest." Erwiderte er mit seiner sonoren, dunklen Stimme, legte das Buch beiseite und drehte sich lächelnd zu ihr um. "Den Rest der Zeit liege ich auf der faulen Haut und denk an dich." Ein jugendhaft schelmisches Lächeln folgte.

    "Wie ist es dir heute ergangen, mein Täubchen?" Wollte er wissen, während er ihre Hand einfing um selbige zu küssen.


    Sie grinste, wurde dann jedoch kurz nachdenklich.

    "Gut soweit, es ist bloß..."

    Sie erzählte die Geschichte von Genesis und der Holzfigur.

    "Wir können uns einbilden, dass das alles hinter uns liegt, die Lager, der Krieg... Aber irgendwie begleitet es uns trotzdem immer", schloss sie leise.


    "Ach Schatz..." Dark erhob sich um Avis sanft in die Arme zu schließen.

    "Es liegt hinter uns, ebenso wie alles Andere... und damit ist es auch ein Teil von uns geworden... ebenso wie alles andere. Aber das wichtigste ist doch, wir haben es überstanden und sind jetzt hier. Gemeinsam." Er schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.


    Einen Moment lang ließ Avis sich einfach nur von ihrem Mann halten. Sie hatte so lange darauf gewartet wieder von ihm gehalten werden zu können. Selbst jetzt, zwei Jahre nach ihrer Wiedervereinigung, konnte sie manches Mal noch nicht wirklich glauben, dass er wieder bei ihr war, dass er sie halten konnte.

    "Ja... Ja das stimmt", sagte sie leise. Sie erwiderte sein Lächeln, einfach nur froh und dankbar für ihre gemeinsame Zeit.

    In diesem Moment klingelte es an der Tür. Avis warf einen kurzen Blick über die Schulter, dann zurück zu Dark.

    "Erwarten wir Besuch?"


    Dark brummte leise missbilligend, als ihre traute Innigkeit durch das Türgeläut gestört wurde.

    "Nicht das ich wüsste... das scheint mir unerwarteter Besuch zu sein." Meinte er und blickte durch die Küchentür in die Eingangshalle, durch welche der Buttler soeben eilte um diensteifrig die Tür zu öffnen um sich des Besuches anzunehmen.

    Jeffrey öffnete und hob eine Augenbraue ob des ungemeldeten Besuches, wie es wohl nur ein britischer Buttler konnte. "Sie wünschen?"

  • Janines Miene war nun erster als man es von ihr gewohnt war.

    "Meine Liebe, es werden vermutlich bald... ungewöhnliche Gäste kommen. Sie werden nicht im Haupthaus untergebracht. sondern in Gaetans Trainingseinheiten." Sie schwieg einen Moment und ihre Finger lasen etwas an einem Spezialtablet.

    "Ich kann noch nicht genau sagen wie viele es werden, es sind allerdings durchaus gefährliche Individuen dabei. Die Details werden Ihnen zugeschickt. Es ist etwas Unerwartetes eingetreten, das unsere Aufmerksamkeit brauchen wird." Sie seufzte.

    "Es ist möglich, dass der Terrorist, der vor 20 Jahren den blutigen Rachefeldzug gestartet hat wieder da ist. Sogar sehr wahrscheinlich. Scheinbar hat er eine neue Zielgruppe, die wir derzeit in Sicherheit bringen, denn es ist bereits zu einigen Morden gekommen. Ich weiß, dass Sie höchst diskret sind, und das ist eine Sache höchster Geheimhaltung und Sicherheitsfragen."


    Kilian blickte sie ruhig an.

    "Das werden die beiden gerade besprechen." Er wusste, dass sie ebenfalls ein Supermensch war, und fragte sich, was genau ihre Fähigkeit wohl war. Denn bei allen Ressourcen, alles konnte man nicht herausfinden.

    "Kilian Gergios. Ich warte im Moment darauf, dass einer von ihnen herauskommt." Obwohl er recht locker dastand war er angespannt und jederzeit bereit etwas zu unternehmen.


    Jonathan lächelte den Butler freundlich und zurückhaltend an.

    "Hallo. Ich muss dringend mit Avis Silk sprechen. Sagen Sie ihr bitte, Jonathan ist da. Es ist sehr wichtig."

  • Villa der Familie Münchbourg-Levalle (Kurz-Coop: Cas und MoD)


    Nadeshda wurde sofort der veränderten Atmosphäre gewahr und spannte sich ebenfalls an. Die Präsidentin machte den Ernst der Lage trotz der wenigen Worte überdeutlich. Dennoch erschienen die Instruktionen für sie zunächst sehr undurchsichtig. Es würden noch mehr Gäste eintreffen? Und diese würden ungewöhnlich sein? Gaetans Trainingseinheiten würden schnell hergerichtet werden können. In einer der größeren Lagereinheiten waren Feldbetten, Trennwände und entsprechende Bettwäsche eingelagert. Eigentlich dafür gedacht, dass bei größeren Anlässen für die zusätzlichen Bediensteten kurzfristige Unterkünfte bereitgestellt werden konnten. Es würde nicht die komfortabelste Bleibe, jedoch bedarfsmäßig angemessen sein.

    Als Janine Münchbourg-Levalle von ihrem Tablet aufblickte und die Gefährlichkeit einiger Individuen betonte, musste Nadeshda die Stirn runzeln. Sie wusste um die Vergangenheit ihrer Vorgesetzten. Dennoch erschien es seltsam, ein solches Treffen so kurzfristig einzuberufen. Das Unerwartete musste von beträchtlicher Bedeutung sein. Ihre Befürchtungen wurden einen Augenblick später bestätigt, als die Präsidentin die Hintergründe um den Terroristen Sean in das Gespräch einbrachte.


    "Jawohl, Frau Präsidentin", erwiderte Nadeshda umgehend, als die Teleprojektion ihren Auftrag abschloss. Ihr eigenes Tablet vibrierte kurz und die versprochenen Details erschienen als verschlüsselte Nachricht im Posteingang. "Ich werde mich sofort darum kümmern."


    "Danke sehr." Janine seufzte und jetzt stand tatsächliche Sorge im Gesicht, etwas, das sehr selten vorkam.

    "Viele der Personen müssen gut überwacht werden. Wenn Gaetan zurück ist, wird er Ihnen helfen. Die Kinder... die Kinder können im Haupthaus bleiben, das sollte gut getrennt sein." Wie gut, dass sie exzellentes Personal hatte.

    "Kilian Gergios wird sich ebenfalls bald dazugesellen."


    Kilian Gergios war Nadeshda natürlich ein Begriff. Die Sache war somit tatsächlich ernst. Die Überwachung der Personen würde schwierig werden - aber nicht unmöglich. Sie würde sofort den Sicherheitsdienst anweisen unauffällige - aber nicht versteckte - Kameras im Trainingsbereich zu installieren. Zur allgemeinen Sicherheit und nicht zur Einzelüberwachung ... selbstverständlich.

    "Sollen Ihre Kinder über die Lage informiert werden, Frau Präsidentin?"

    Inwieweit mit Janus verfahren werden sollte, würde sie später mit Gaetan absprechen.


    Janine überlegte nicht lang. Klein waren sie nicht mehr, und sie würden sowieso etwas mitbekommen.

    "Ja. Wenn wir versuchen das komplett zu verheimlichen, dann werden sie umso neugieriger. Ich werde ebenfalls sobald es geht nach Montréal kommen. Derzeit kocht es überall hoch wie es scheint." Sie betrachtete Nadeshda und lächelte dann warm.

    "Wir werden den Sicherheitsdienst aus Europa mitbringen. Sie behalten natürlich Ihre Position, aber sicher ist sicher."


    Das Lächeln ihrer Gegenüber war ansteckend und so musste auch Nadeshda kurz schmunzeln. "Ohne mich gäbe es auch nicht mehr so guten Nachtisch", fügte sie deswegen verspielt hinzu. Ihr Tablet vibrierte erneut. Eine Nachricht im Intranet der Villa-Security. Gaetan hatte sich gemeldet und einen Code 1 durchgegeben. Nadeshdas linke Augenbraue schoss in die Höhe. Ein Fluchtauto war sofort durch den Kommunikationsoffizier angefordert und an den Zielort geschickt worden. Auf den Ablauf in einer Gefahrensituation war bei diesem Team Verlass. Besorgt blickte sie zur Präsidentin auf, die ebenfalls ihren Blick auf das Tablet gesenkt hatte. Ihr war wohl die gleiche Nachricht zugegangen.

    "In Montreal gab es anscheinend eine Serie von Explosionen", brach Nadeshda das kurze Schweigen. "Ich werde sofort mit den Vorbereitungen beginnen. Eine Eskorte ist bereits auf dem Weg zu Ihrem Ehemann."


    Janine fluchte in einer Art, die normalerweise gar nicht zu ihr passte. OK, zu ihrem heutigen Ich.

    "Gut, beobachten Sie die Situation. Sobald es geht werde ich dort hinkommen. Passen Sie auf die Kinder auf, die Verstärkung macht sich bereits auf den Weg. Gaetan soll sich sofort bei mir melden wenn er wieder da ist."


    Nadeshda nickte bestätigend. "Ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Ihr Ehemann wird sie kontaktieren." Die Verbindung über den Televisor wurde beendet und die Romanowa verließ den Nebenraum. Ihre Gedanken sprangen von einer Baustelle zur nächsten, während sie mit schnellen Schritten in Richtung des Esszimmers eilte.

    "Zéro-un an Kobel-Überwachung", sprach sie in ihr Funkgerät. "Die Eiche sichern! Sobald Eichhorn 2 eintrifft, Kontakt zu Eichhorn 1 aufbauen lassen."

    Bestätigungen wurden durchgegeben. Nadeshda lief glücklicherweise auch einer der Hausdamen über den Weg, sodass sie ihr sofort auftragen konnte, die 'Gästezimmer' vorzubereiten.

    Dann betrat sie den Speisesaal, in dem die Kinder noch immer mit Janus zu Tisch saßen. Mittlerweile war der Hauptgang aufgetragen worden - eine knusprige Gans mit dicker brauner Soße und festen himmlisch duftenden Knödeln. Nur für eine Milisekunde stahl sich der Gedanke in den Kopf der Eurussin, dass es Schade ums Essen war, ehe sie mit ernster Mine an den Tisch trat.

    "Es gibt ein Problem." Ihr Blick flackerte einmal kurz zu Janus hinüber - den Kindern gegenüber bestand Sicherheitsfreigabe, bezüglich ihres Gastes dagegen nicht zwangsläufig. "Es gibt eine Ausnahmesituation in Montreal. Wir versetzen die Villa deswegen in Standard-Security-Lockdown." Naja ... so richtig Standard war es nicht - allerdings würde sie später im Beisein von Gaetan näher darauf eingehen können. "Es werden heute Abend noch mehrere Personen hier eintreffen, die in den Trainingsanlagen untergebracht werden. Ich möchte euch deswegen bitten, das Hauptgebäude nicht zu verlassen!" Sie ermahnte Fabienne und Jean mit einem Blick, der den Ernst der Lage ausdrücken aber dennoch ein Vertrauen in die beiden Sprösslinge des Präsidentenpaares ausdrücken sollte.

    "Monsieur Janus, es tut mir Leid, dass der Abend so ... chaotisch verläuft. Ich muss Sie wegen des Protokolls jedoch bitten - solange Herr Levalle nicht eingetroffen ist - diesen Raum nicht zu verlassen."

  • Der Butler nickte knapp.

    "Ich werde Mrs. Silk darüber informieren. Bitte warten Sie einen Moment." Erwiderte er mit neutraler Mine und schloss in höflicher Bestimmtheit die Tür.

    Gemessenen Schrittes eilte Jeffrey in die Küche zurück um seine Worte in die Tat umzusetzen.

    "Ma'am? Ein gewisser Jonathan möchte mit ihnen sprechen. Seiner Ansicht nach handelt es sich um eine wichtige Angelegenheit?" Jeffrey bemerkte, obwohl er Avis ansah, sehr wohl Darks Stirnrunzeln und bot sogleich an, "Möchten Sie, dass ich den Herrn abweise?". Es war nicht das erste Mal, dass jemand ein Treffen mit einem der Hausbewohner forderte in einer "dringenden Angelegenheit" was nur all zu oft ein Interview oder eine andere Belästigung war.

    "Jonathan...?" Murmelte Dark und sah seine Frau fragend an. Sie kannten einen Jonathan... aber wie wahrscheinlich war das? "Soll ich mir das erst mal ansehen?"

  • "Wieso?", hakte Maddie nach. Der Name kam ihr vage bekannt vor, doch gerade konnte sie ihn nicht einordnen.

    "Was haben Sie denn damit zu tun?"


    Eine Weile hielten Val und Adrian sich einfach. Schließlich löste Val sich, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.

    "Also was ist der Plan?", fragte sie.

    "Wir gehen mit dem Bullen mit? Verkriechen uns und was dann? Dann bleiben wir versteckt bis an das Ende unserer Tage - oder bis die Bullen den Feuerteufel finden - was vermutlich aufs gleiche hinausläuft."

    "Wir machen, was auch immer uns in Sicherheit hält. Was Maddie in Sicherheit hält", sagte Adrian ruhig. Bei der Erwähnung ihrer Tochter hielt Val inne. Ihr Selbsterhaltungstrieb wurde augenblicklich durch den Instinkt ihre Tochter zu beschützen, ausgehebelt.

    "Also gut...", sagte sie leise.


    Der Name brachte Erinnerungen in Avis hoch. Jonathan, die Lager, die Villa... Sean.

    Aber das konnte doch nicht sein. Jonathan war im Gefängnis und würde dort auch bis an sein Lebensende bleiben. Oder?

    "Wir gehen zusammen", sagte sie bestimmt zu Dark. Das musste sie sich selbst ansehen.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Dark zögerte einen Moment, nickte dann aber. Er verstand, was in Avis vorging, kreisten seine Gedanken doch in ähnlichen Bahnen.

    Sanft ergriff er ihre Hand und drückte sie sacht, als sie durch die Halle zur Eingangstür gingen, die Dark mit einem ungewissen, mulmigen Gefühl öffnete.

    Und dann stand das Ehepaar ihm gegenüber. Jonathan. Der echte Jonathan, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte?

    "Meine Fresse bist du alt geworden." Begrüßte Dark ihn und begann zu grinsen. Was auch immer das hier zu bedeuten hatte, es würden sicher interessante Zeiten...

  • Die Geschwister wechselten einen Blick. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ausnahmsweise verzichteten sie darauf, blöde Kommentare zu machen, denn sie kannten Naddi gut genug um zu wissen, dass diese keineswegs herumscherzte in solchen Lagen.

    "Okaaaaay. Aber die Villa ist ja sicher - können wir trotzdem gleich unten im Keller spielen? Ich glaub nicht, dass Papa was dagegen hätte." meinte Jean dann.


    Der Polizist zögerte. Die junge Frau war unschuldig an den Taten ihrer Eltern, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass diese nicht wusste, was insbesondere ihre Mutter zu tun in der Lage war. Gerne hättr er Mäuschen gespielt, doch Valery würde er nicht unvorbereitet entgegentreten wollen, zumindest nicht in der jetzigen Situation. Denn er wusste, dass er in der Lage war notfalls gegen diese anzutreten. Darauf legte er es jetzt nur nicht an.

    "Ich habe deinem Vater ein paar Informationen zukommen lassen. Wie gesagt, es ist besser, wenn sie mit dir darüber reden."


    Jonathan blickte hoch und war einige Sekunden irritiert. Der junge Mann war ihm komplett unbekannt, allerdings... Er sah die Ringe, die er damals schon gesehen hatte, und da das definitiv Avis war, konnte das nur Dark sein.

    "Und du wieder jung? Hallo ihr beiden." Man sah ihm seine Müdigkeit an, aber auch die Wärme in den Augen, als er die Frau ansah. Er hatte sie immer gemocht, auch wenn es ihm bis heute ein Rätsel war, wie sie es geschafft hatte mit Sean auszukommen. Wobei das jetzt nicht mehr sicher war. Er seufzte.

    "Ich wünschte, das wäre ein reiner Höflichkeitsbesuch." Er umgriff die Räder seines Rollstuhls etwas fester und fügte leise hinzu:

    "Ich muss mit euch reden. Drinnen. Es geht um Sean."

  • Nadeshda überlegte kurz, nickte dann aber zustimmend.

    "Das ist natürlich kein Problem", antwortete sie auf Jeans Frage. "Ihr kennt das Vorgehen, wenn der Fall der Fälle eintritt. Ihr habt meine Durchwahl und die Hauptknoten der Villa sind natürlich vom Sicherheitsdienst bemannt."

    Der Funk knackte. "Eichhorn 2 klar zur Einfahrt ..."

    "Entschuldigt mich", reagierte Nadeshda sofort. "Euer Vater," - und mit einem Blick zu Janus - "Monsieur Levalle, ist eingetroffen."

    Ihre Worte als ausreichende Erklärung erachtend, verließ die Sicherheitsfrau schnellen Schrittes das Esszimmer und eilte durch das Herrenhaus.


    An der Hauptforte angekommen und die Treppen zum Vorplatz heruntereilend sah Nadeshda, wie bereits die Türen des gerade eingetroffenen Fahrzeugs geöffnet wurden. Es dauerte zwar einen Augenblick länger als erwartet, allerdings stieg sodann Gaetan aus. Gefolgt von einer jungen Frau. Die Eurussin fegte ihre Überraschung sofort beiseite und trat auf die Ankömmlinge zu. "Ein abendlicher Ausflug mit Überraschungen ... Monsieur Levalle, die Villa befindet sich bereits im Lockdown und die Trainingsräume werden entsprechend den Vorgaben Ihrer Frau vorbereitet. Sie sollen sie außerdem sofort kontaktieren."

  • „Hu, okay.“ Maddie sah noch einmal nachdenklich von dem Typen zum Haus, hob dann kurz die Schultern.

    „Na dann.“ Sie schob ihr Rad in die Einfahrt, stellte es neben der Garage ab und schloss die Haustür auf. Von drinnen hörte sie die Stimmen ihrer Eltern, die jedoch verstummten, als die Tür ins Schloss fiel.

    „Maddie?“, rief Val und war kurz darauf in den Flur getreten. Sie trat rasch auf ihre Tochter zu und umarmte diese fest.

    „Ist alles in Ordnung bei dir?“

    „M…mir geht’s gut, Mama“, sagte Maddie, ein wenig überrumpelt. Es war nicht so, dass ihre Mutter ihr keine Zuneigung zeigte – allerdings war sie ja nur für ein paar Stunden weg gewesen und hatte auch nichts gefährliches unternommen. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.

    „Was ist los? Mama? Papa?“ Adrian war nun ebenfalls in den Flur getreten.

    „Wir haben ein Problem, Schatz. Ein großes“, erklärte er ernst. Val löste sich nun aus der Umarmung und sah Maddie eindringlich an.

    „Baby, hör mir gut zu: Geh in dein Zimmer, zieh dich um und hol deine Tasche, ja? Wir erklären dir alles andere auf dem Weg.“

    Einen Moment lang starrte Maddie sie nur an. Sie wusste was ihre Mutter mit ‚deine Tasche‘ meinte. Seit sie alt genug gewesen war, eine eigene Tasche zu tragen, hatte eine solche fertig gepackt mit den nötigsten Dingen in ihrem Kleiderschrank gestanden, regelmäßig kontrolliert und nach Bedarf neu befüllt oder ausgetauscht. Wenn ihre Eltern ihr sagten, dass sie ihre Tasche holen sollte, das war ihr von klein auf beigebracht worden, dann mussten sie verschwinden, und zwar möglichst schnell. In diesem Moment wirbelten tausend Fragen durch Maddies Kopf, doch sie schob sie alle bei Seite, nickte einmal und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Fragen stellen konnte sie später noch. Für den Moment musste sie ihren Eltern vertrauen.


    Wenig später kam die Ashton-Penn Familie aus ihrem kleinen Haus. Val schloss ab, tippte noch einen Code in das Zahlenfeld neben der Tür und blickte einen Moment nachdenklich auf den Türknauf. Dies war ihr Zuhause gewesen, ein Zuhause, von dem sie gehofft hatten, es nie wieder hinter sich lassen zu müssen…

    Adrian legte ihr eine Hand auf die Schulter.

    „Darling?“

    Val atmete einmal tief durch, ihre Augen behielten ihre Granitfarbe.

    „Lass uns gehen.“



    Auch Avis staunte nicht schlecht, als dort tatsächlich Jonathan vor ihnen saß. Wie… wie war das möglich? Wie war er aus dem Gefängnis herausgekommen? Seine nächsten Worte sandten einen Stich durch ihren ganzen Körper. Sean? Was wollte er mit ihnen über Sean bereden? Hatte er ihn schlussendlich doch verpfiffen, um seine Freiheit heraus zu handeln? Nein, so voreilig durfte sie nicht urteilen. Und doch, ihr Mund war trocken, ihre Hand umklammerte fest Darks.

    „Was ist mit Sean?“, fragte sie mit dennoch erstaunlich fester Stimme.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Gaetan nickte Nadeshda zu.

    "Oui, ich war mitten drin im Chaos. Diese junge Dame, Emily, ist ins Kreuzfeuer geraten. Bei der undurchsichtigen Lage habe ich sie besser mitgenommen." Die Sicherheitschefin wusste, dass er manchmal zu galant war für das was er eigentlich im tiefsten Herzen noch war, nämlich ein Schurke.

    "Fürs Erste ist sie hier sicherer." Wie so oft gab er keine Erklärungen ab. Das ärgerte jeden, und das war ihm bewusst, doch ab und zu brauchte er seine Freiheit.

    "Ich rufe Janine sofort an. Den Kindern geht es gut? Und - mir scheint, ich weiß nicht alles. Warum werden die Räume vorbereitet?"


    Kilian wartete an sein Auto gelehnt. Das war sicher nicht leicht für diese Familie, auch wenn es ihm sehr schwer fiel, auch nur annähernd Sympathie für die beiden älteren Erwachsenen zu empfinden. Er wusste sehr gut, was diese getan hatten. Aber es gab einen größeren Fisch, und den galt es zu schnappen. Irgendwie. Und die junge Frau... Sie wäre ein Kollateralschaden, den er nicht zu zahlen bereit war. Als die drei aus dem Haus kamen, entspannte er sich nur ein wenig. Jetzt sah er zum ersten Mal Valery Ashton-Penn. Ihr Ruf war so legendär wir grauenhaft. So wirkte sie wie eine normale Frau mittleren Alters, doch ihre Akte sprach Bände. Der Polizist würde dennoch seinen Vorgaben folgen.

    "Ist bei Ihnen alles geklärt?" fragte er höflich und distanziert, als er zu ihnen getreten war. Er machte nicht den Fehler, ihr auch nur annähernd zu nahe zu kommen.


    Jonathan blickte Avis in die Augen, seine leichte Angst sichtbar. Leise erwiderte er:

    "Er ist anscheinend zurück. Jemand ermordet die alte Truppe, Avis." Dann reichte er ihr den Ordner.

    "Kann ich rein? Das ist kein Gespräch für draußen."

  • Nadeshda warf Emily einen kurzen Seitenblick zu.

    "Das mit den Räumen wird Ihnen Ihre Frau vermutlich besser und ... diskreter erklären können", antwortete sie auf die Frage ihres Gegenübers. "Ihren Kindern geht es gut, ja. Sie befinden sich momentan noch im Speisesaal, zu Tisch. Dort wartet auch Monsieur Janus auf Sie."

    Die Eurussin tippte kurz ein paar mal auf ihrem Datapad herum und reichte es dann Gaetan, während die gesicherte Verbindung über das Hausnetzwerk zu seiner Ehefrau aufgebaut wurde.