In Jener Sommernacht

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  • "Nur Spinnen." bekräftigte Aliana und zog die zwei anderen enger an sich. Nie würde sie zugeben, dass sie das alles mehr als unheimlich fand, und noch weniger, dass sie die aufsteigende kalte Angst und das ungute Gefühl im Magen nur noch schwer ignorieren konnte. Sie betraten die Hütte, die verlassen war. Nach einiger Zeit gewöhnten sich ihre Augen an das Halbdunkel. Ein bisschen Staub, eine Menge Spinnen, ordentlich aufgereihte Stühle, einige leere Flaschen und Gläser, die herumstanden. Nichts wies darauf hin, dass hier irgendwer gewesen wäre in letzter Zeit. Trotzdem wollte das bedrückende Gefühl nicht weichen.

    "Naja, ne ordentliche Party täte das Ganze hier aufmöbeln, nicht wahr?" Jetzt ließ Aliana die beiden wieder los und sah sich um.

    "Ich hab das voll anders in Erinnerung. Hmm, wo waren gleich die Betten?"


    Der Wind frischte auf und wirbelte die Trockenheit durcheinander. Der Wald erwachte.

  • Nur Spinnen? Nenenene. Das waren nicht nur Spinnen. Klar, diese achtbeinigen Ungeheuer mochten für manche gruselig wirken – Alexandra empfand für die Krabbeltiere eher eine wissenschaftliche Neugier – doch hier war eindeutig etwas anderes am Werke. Eine dunkle, düstere Macht. Etwas, was man nicht mit reiner Vernunft und Logik aus dem Stegreif erklären konnte. Und genau das machte Alexandra so viel Angst. Es war nicht nur eine unheimliche Aura, es war die Bedrohung ihrer eigenen Weltanschauung, der Ursprung all ihrer Entscheidungen. Und so ließ Alex es Aliana nicht durchgehen, sich einfach so von ihr zu lösen. Wenn ihr Fundament aus Logik und Wissenschaft zu wackeln drohte, musste jemand anderes ihr Anker in dieser Welt sein. Mit zittrigen Knien hakte sie sich bei Aliana wieder unter und schmiegte sich Halt suchend an sie.

    „Eine Party? Ich wäre für eine Bombe“, raunte Alexandra ihr vollkommen ernst zu. Sie traute sich nicht mal mehr laut zu sprechen.

  • "Ja, ich habe das alles auch anders im Erinnerung", stimmte Max zu. Sie sah sich um. Hier war es also geschehen, hier hatten sie Leon das letzte Mal gesehen. Ein Schauder überlief sie.

    "Die Betten müssen in den beiden Bungalows gegenüber sein", erklärte sie leise.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Mit einmal stellten sich Alianas Nackenhaare auf, und das lag nicht daran, dass ihre Freundin sich gerade spontan annäherte. Draußen wurde es plötzlich dunkel wie in der Nacht, ein Blitzschlag, und Wind kam auf. Die Tür krachte ins Schloss, dass die Scheiben klirrten. Jetzt kroch die Angst auch dem sonst so mutigen Teenager ins Gesicht.

    "Verfickte Scheiße!" Trotzdem trat sie mit klopfendem Herzen ans Fenster. Komischerweise regnete es nicht, aber der Himmel wirkte als würde gleich die Welt untergehen. Dann blinzelte sie. Hatte sie da nicht was sich bewegen sehen? Aus irgendwelchen Gründe hatte sie eine Gänsehaut, und plötzlich drängte es sie, hier weg zu müssen. Ganz schnell.

    "Lasst uns abhauen. Irgendwas ist hier doch .... nicht richtig," Sie wandte sich zur Tür.

  • „Ja, lass uns sofort die Kurve kratzen“, bekräftigte Alexandra Alianas Vorschlag und ging eilig, ohne von ihrer Freundin loszulassen, in Richtung Tür. Sie war sich nicht sicher, ob sie ohne Alianas Nähe überhaupt noch stehen könnte, so gruselig und unerklärlich war das gerade alles. Ängstlich blickte sie kurz zu Max, legte anschließend zitternd eine Hand auf die Türklinke und versuchte sie nach unten zu drücken, damit die Drei ins Freie entkommen konnten.

  • Als plötzlich ein Blitz einschlug, zuckte Max zusammen und konnte einen kleinen Schrei nicht unterdrücken. Was… wie? Ein Sommergewitter? Aber es war doch gerade eben noch so schön sonnig gewesen! Was ging hier vor?

    Ängstlich drängte sie sich dicht an Alexandra, die gerade dabei war die Tür zu öffnen.

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  • Als die Tür sich öffnete, wollte Alina nach draußen rennen, aber dann standen die Haare am ganzen Körper zu Berge. Der Himmel war tiefschwarz, Blitze zuckten, ohne dass es donnerte oder regnete. Die Luft schien völlig elekrisiert. Die junge Frau trat wieder zurück.

    "Äh, Leute, ich glaube nicht, dass wir da durchrennen sollten...."

  • Es gab keine logische Erklärung für so ein Wetterphänomen. Das war unnatürlich. Komplett unnatürlich. Alexandra fing am ganzen Körper heftig zu zittern an. Heiße Tränen rannen unkontrolliert ihre Wangen herab. Das war es also, das Ende.

    Alexandra wandte sich an ihre beiden Freundinnen und schluchzte: „Das ist voll wie in ei-, einem Roman von Stephen King.“ Ihre Sicht verschwamm, Aliana und Max wurden zu unscharfen Konturen, als wäre sie in einem Meer untergetaucht und würde versuchen, die Beiden durch die Meeresoberfläche zu erkennen. Die Angst ließ Alexandras Beine butterweich werden und sie hatte große Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

    „W-w-w-was machen wir jetzt?“

  • Vollkommen verstört blickte Max von diesem unwirklichen Himmel draußen zu ihren Freundinnen. Alexandra schien nun endgültig die Nerven zu verlieren und auch Max hatte Schwierigkeiten, ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Statt etwas zu sagen, denn Worte hatte sie nun nicht mehr, trat sie auf ihre Freundinnen zu und schloss beide in die Arme.

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  • Der Wind heulte plötzlich auf und peitschte durch den Raum, die Fenster rissen auf und klapperten. Aliana zuckte zusammen, dann aber reckte sie das Kinn kämpferisch nach oben. Davon würde sie sich doch nicht unterkriegen lassen!

    "Ey, was soll das? Ist da wer?" Sie hörten ein leises Lachen, Blitze zuckten, Donner krachte, dann wurde es plötzlich totenstill. Sie wagte einen Blick nach draußen. Zwar war es noch windig, aber es war wie das Auge eines gewaltigen Hurrikans. Über ihnen war nichts mehr von Wolken zusehen, aber sie schienen in einem Kreis mit einem Durchmesser von 200 Metern zu sein. Ein lautloser Blitz zuckte nach unten, am Waldesrand, und setzte einen Baum in Brand. Ein weiterer. Seltsamerweise blieb das lokal beschränkt.

    "Okaaaaay....." Ihr Gehirn wollte nicht ganz prozessieren was sie da sah, aber sie merkte, dass hier etwas vor sich ging, das hier den Anfang genommen hatte. Ihr komisches Spiel. Das musste mehr ausgelöst haben als nur ein verschwundenes Kind. Sie nahm ihre Freundinnen an die Hände.

    "Meine Lieben. Ich glaube nicht, dass man uns was tun will. Jemand will uns was zeigen." Tatsächlich schiene s so, denn ihnen wurde eine Art Weg freigebrannt. Entschlossen trat sie aus der Hütte, ihre Angst so gut es ging zurückdrängend.

    "Ich will wissen was das ist."

  • Verstört betrachtete Alexandra das weitere Geschehen. Das war alles wie in einem abgedroschenen Fantasyroman mit Horroranstrich. Bei Alianas Worten fiel ihr nur noch dieser überaus kluge Beitrag ein: „Hä?“

    Das war auch der Moment, in dem sich Alexandras Verstand wohl seinen Koffer packte und sich in die Karibik verabschiedete, jetzt durfte der Autopilot übernehmen. Die Umwelt wurde nur noch ein dumpfes, eintöniges Dröhnen, dessen Vibrationen selbst den tiefsten Punkt ihrer Seele in Schwingung versetzten. Sie war eins mit dem Chaos. Das Unwetter schlug mit Blitzschlägen und Feuer ihnen einen Weg frei? Wieso nicht? Wahrscheinlich kamen auch gleich die Reiter der Apokalypse auf Regenbögen pupsenden Einhörnern angeritten und verkündeten mit bebender Stimme, dass sie sich nichts schöneres auf dieser Welt vorstellen konnten als die unsterbliche Liebe zwischen Max, Aliana und Alexandra zu bewundern. Wie gerne sie die Beiden einfach nur umarmen wollte. Für den Rest ihres Lebens.

    Ohne Widerstand zu leisten ließ sich Alex von ihrer Freundin mitziehen. Sie war Teil des Wahnsinns, sie brauchte nichts mehr zu fürchten.

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    Just Monika.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Coldreaver ()

  • "W...was?", brachte Max hervor. Was zum Teufel sollte sie dazu bewegen, dort hinaus zu gehen?! Auch Alexandra schien ähnlich verwirrt, folgte Aliana jedoch. Max wollte nicht hinaus gehen, alles in ihr sträubte sich dagegen... Doch allein hier zurückbleiben, wollte sie ebensowenig.

    Den ersten Fuß hinauszusetzen, musste eines der schwierigsten Dinge gewesen sein, die Max je getan hatte. Ihr Herz klopfte wie wild. Alles, was sie jetzt tun konnte, war, Aliana zu vertrauen...

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  • Seltsamerweise schienen sie im Auge des Sturms zu verbleiben. Weder Regen noch Sturm berührte die drei Freundinnen als sie in Richtung der Bäume gingen. Aliana zitterte leicht, und ja, die Angst schnürte die Kehle zu, aber wie eine Getriebene setzte sie einen Fuß vor den anderen. Und beinahe traf sie der Schlag, als eine bekannte Gestalt zwischen den Bäumen auftauchte, die Hände in den Taschen der Jeans, und ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht.

    "Ah, da seid ihr ja. Ich war mit sicher ob ihr auch herkommen würdet." Leon. Älter geworden, gut aussehend, und sehr lebendig.

  • Man konnte kaum glauben, dass noch viel in Alexandras Kopf kaputt gehen konnte. Doch nichts schien unmöglich an diesem furchtbaren Tag. Normalerweise sollte man sich bei der Rückkehr eines sicher totgeglaubten Bekannten freuen, doch Alexandra ging seine Existenz, sein lässiges Auftreten, so sehr auf den Zeiger, dass sie ihm am liebsten eine Stange TNT an die Stirn gepfeffert hätte. Seine Lebendigkeit widersprach allem, was sie wusste und als sicher erachtete, und dieses gottverdammte Lächeln entfachte in ihr eine ihr bislang unbekannte Intensität von Zorn und Wut. Weshalb war er all die Jahre dann nicht aufgetaucht?! War er nur ein Geist? Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie nicht an einer Antwort interessiert. Zur Hölle fahren sollte er!

    Alexandra wollte keine haarsträubende Erklärung hören, ihn nicht sehen. Sie wollte zurück. Zurück in eine Zeit, in der die Welt noch Sinn ergab, als das Verwirrendste der Gefühlscocktail war, der sich jedes Mal in ihr aufbaute, wenn sie in Alianas verflucht schönen Augen schaute.

    „Aliana, Max. Lasst uns von hier verschwinden“, war Alexandras einziger, ungewohnt eisiger Kommentar, der wenig Widerspruch übrig ließ.