Das Wetter ließ wirklich zu wünschen übrig. Der Herbst kannte keine Gnade, der Wind peitschte den feinen Regen über den kleinen Platz hinter der Starlight Halle. Hier und da flogen durchweichte Blätter über graue Pflastersteine, wenige Lichter schienen unruhig zu flackern hinter dem nassen Vorhang. Man hörte nur das leise Rauschen der wenigen verbliebenen vertrockneten Überresten an den Enden der Äste. Schutz bot sich tatsächlich nur in dem betongrauen dreistöckigen Parkhaus, welches schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die feucht glänzende schmale Straße mäanderte unter einer Fußgängerbrücke hindurch an dem heruntergekommen Parkhaus entlang, auf der anderen Seite begrenzt durch silberne Pfosten zu dem kleinen Platz hin, an dessen anderer Seite einer der beiden Hintereingänge des weißen Starlight Gebäudes war. Niemand war jetzt um diese Zeit mehr hier, nicht einmal Fans, die ansonsten immer an der Stagedoor herumlungerten.
Das Licht in einer der Pfützen verschwamm, als ein Fuß in einem schwarzen Stiefel hieneintrat. Das Platschen war weithin zu hören. Ansonsten war es beinahe unheimlich still, wie in einem Grab. Er war der Erste, kein Wunder. Oder vielleicht erschien es auch nur so. Die Nacht hatte bekanntlich viele Augen. Gavin warf einen Seitenblick auf Stefan, der natürlich wesentlich lockerer war als der lebende Mensch. Aber auch er war ruhig und aufmerksam, schließlich wollte der einstige Teenager nicht, dass seinem Freund etwas passierte. Ghost, wie man ihn nun nannte, verschränkte abwartend die Arme. Fast wünschte er sich schon, dass Polizei vorbeikäme, das war leider unwahrscheinlich. Außerdem war er durchaus neugierig, was Maniac zu bieten hatte. Der Mann war eine wahre Legende, auch deshalb, weil er die letzten Jahre scheinbar seriös geworden war. Jeder Bochumer Schurke und wohl alle des Ruhrgebietes wussten aber, dass das sicherlich nicht stimmte. Gavin dachte an seinen viel ruhigeren Morgen, der trotz aller Anspannung soviel angenehmer gewesen war...
Still lag der Kemnader See im morgendlichen Nebel da. Es veirrten sich jetzt im Herbst nur wenige Jogger hierher, die allesamt gut gewärmt schienen. Die meisten trugen Mützen und Handschuhe bei den Temperaturen, die gerade um 5 Grad lagen. Ihm hatte Kälte nie besonders viel ausgemacht, er fand es sogar sehr angenehm, die beißende Luft auf im Gesicht zu spüren. Gavin war sogar einmal alleine, ohne Stefan. Der Geist zog es vor, Fernsehen zu schauen, zzu genießen, dass er zumindest noch ein wenig am Leben teilnehmen konnte. Wer konnte es ihm übel nehmen... Die Sonne war kaum auszumachen im Dunst, kleine Atemwölkchen waren sichtbar, als der gut austrainierte Mann nach kurzem Dehnen begann, beneidenswert locker zu laufen. Was hätte er 4 Jahre im Knast auch sonst machen sollen? Er hatte viel Zeit gehabt. Etwas zu viel vielleicht. Sport war immer sein Weg gewesen, aus dem echten Schlamassel raus zu kommen. Zumindest seitdem Stefan ihm immer wieder gern in den Allerwertesten trat. Es tat gut zu spüren, wie er problemlos das Tempo anziehen konnte, ohne dass er gleich das Gefühl hatte kotzen zu müssen wie damals. Rasch schob Gavin diese Gedanken beiseite. Stattdessen überlegte er, was ihn wohl heute Nacht erwartete. Das gottverdammte Havok Squad. Eigentlich hatte er sich wirklich raushalten wollen, nur die deutliche Warnung Krakens sollte man besser nicht ignorieren. Der Bastard würde nicht lange fackeln und wenn er Gavin nicht bekam... Der Schurke blieb stehen, atmete tief ein und schüttelte seine Glieder aus, während er über den See starrte. Dann würde der Kerl sich an die Nahstehenden vergreifen. Nicht, dass Ghost noch offensichtlich wen hatte, dem er vertraute, oder gar liebte. Gavin Harrow theoretisch aber schon. Nie würde er es sich verzeihen, wenn noch einmal durch seine Schuld starb... Sein Blick verlor sich in der Ferne. Seine Geschwister mochten ihn vergessen haben, seine Eltern sowieso, er aber wusste, dass Kraken auch durch diese an ihn herankommen würde. Das konnte Gavin nicht zulassen. Auch wenn es bedeutete, dass er wieder hinter Gitter wanderte. Es dauerte einige Minuten, bis er weiterlief und dann sich vom Kemnader See wieder weg bewegte in Richtung Zuhause. Die Wege wurden immer belebter, und hier und da wurden ihm Blicke zugeworfen, verstohlen. "Ist das nicht...."... Ja, das konnte man deutlich herauslesen. Ob es Einbildung war, wusste er nicht, aber er hasste es. Blicke, die deutlich machten,, dass er in dieser Gesellschaft immer ausgestoßen sein würde. Dabei war es ihm unmöglich, irgendwem außer sich selbst die Schuld zu geben. Genug ausgefressen hatte er ja. Es dauerte etwas bis er daheim war, wo Stefan es sich gemütlich gemacht hatte und irgendwas über Autos schaut, eine dieser N-24 Dokus. Das hatte Gavin ihm eingestellt, als Geist könnte sein bester Freund ja nichts anfassen. Der noch immer wie ein Teenager aussehende Stefan drehte nicht einmal den Kopf.
"Die erzählen echt 'nen Dreck, Mann. Wie schaut's aus?" Gavin warf seine Trainingsjacke und die Handschuhe auf die Couch.
"Ich geh gleich mal duschen und dann was kochen. Willst du später was machen?" Stefan schüttelte den Kopf.
"Ne, ich wollte dann etwas in der Umgebung schauen, neue Nachbarn begutachten." Was soviel hieß wie 'hübsche Tochter detected'. Schauen konnte er ja. Es war eine der Sachen, die ihm noch Spaß machten und Gavin würde sicherlich nie etwas dagegen sagen. Dafür hatte er ein zu schlechtes Gewissen. Sie unterhielten sich noch kurz, dann machte sich der Gavin auf den Weg nach oben zum Duschen. Als er sich die Schuhe auszog, merkte er, dass sich zwei formschöne Löcher gebildet hatten. Im Geiste machte er sich eine Notiz, am nächsten Tag neue zu kaufen in der Stadt.
Es war 9 Uhr am Abend. Gavin saß auf seinem Bett und starrte das Kostüm an, das er an den Kleiderschrank gehängt hatte. Vier Jahre war es nun her, dass er das Ding angehabt hatte. Man hatte ihm gewährt nach der Festnahme, sich Zuhause etwas Anderes zum Anziehen zu holen. Das Kostüm hatte er in eine Ecke gepfeffert und sich geschworen, es nie wieder anzuziehen. Aber es kam ja immer anders als er sich dachte. Ihm passte das Ganze überhaupt nicht. Da er kein Auto hatte, nicht einmal einen Führerschein haben durfte, musste er anders hin. Und besser nicht auffallend sein... Man wusste nicht, ob da wer beobachtete.
Nach einiger Zeit schließlich überwand sich Gavin und schlüpfte in sein dunkelgraues, eng anliegendes Kostüm, das noch immer wie angegossen passte. Das Material war anschmiegsam, bequem und ermöglichte ihm jede Bewegungsfreiheit, die er brauchte. Nur die Maske ließ er liegen. Wenn man ihn erwischte, war es auch egal, seine Identität war ohnehin jedem bekannt, der es wissen wollte. In Bochum waren das viele. Stefan erschien hinter ihm.
"Na, sieht doch scharf aus. Alles klar?" Gavin zuckte mit den Achseln. Es war ein gleichzeitig vertrauter wie abschreckender Anblick im Spiegel. Nein, ihm gefiel es nicht.
"Erinner mich daran, dass ich sofort da weg bin wenn es nur geht. Ich hab echt keinen Bock drauf." Sein Freund hätte ihn gern geholfen, aber er wusste, dass das nicht möglich war. Jedenfalls nicht beim Drücken vor dem Treffen und allem, was dann wohl passieren würde. Déjà vu... Der Schurke namens Ghost schnaubte.
"Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich gern 'nen Drink hätte..." Stefan warf seinem Freund einen scharfen Blick zu.
"Lass es lieber." Mehr brauchte dazu auch nicht gesagt werden. Gavin warf sich seinen langen schwarzen Mantel über, schlüpfte in die so bequemen wie widerstandsfähigen Kampfstiefel und machte sich grübelnd auf den Weg. Er zog es vor zu laufen, auch wenn die Ubahnen fuhren. Es war noch recht früh, viele Autos waren unterwegs, nur Wenige waren zu Fuß unterwegs.
Da war er also. Gavin begab sich in das Parkhaus und betrachtete den grünen, eklig aussehenden Belag an der Decke. Zu viel Feuchtigkeit. Stefan schwieg und behielt lieber die Umgebung im Auge. Niemand wusste, dass Ghost tatsächlich von einem Geist begleitet wurde, es war nie öffentlich gemacht worden. Gavins Ass im Ärmel. Er verschränkte die Arme und lehnte sich an eine der bekritzelten Wände, an welcher irgendwelche Fans ihre Liebe zu den Musicalstars bekundeten.
"Na, dann warten wir mal." Murmelte er zu sich selbst.
Maniac sah zu Kraken, der grinsend auf den Bildschirm starrte. Im Moment trug der Schurke keine Maske, was dem älteren Mann eigentlich lieber wäre. Der Psycho wirkte damit nämlich fast menschlicher also wenn man dessen Gesicht sah-zumindest wenn man genau wusste, wen man da vor sich hatte. Doch auch so merkte man einfach, dass dieser Johannes anders war.
"Ghost ist überpünktlich. Wenig überraschend." Maniac trat zu seinem neuen Partner und betrachtete den reglos lehnende Schurken, der offensichtlich nur seinen Blick schweifen ließ.
"Dann warten wir mal auf die anderen." Etwas amüsiert meinte Kraken:
"Auf den großen Auftritt magst nicht verzichten, was. Etwas Zeit ist ja noch." Ja, es war gerade halb 12...
OOC: Und es beginnt. Viel Spaß! Ihr seid nun dann alle am Ankommen dort.
Und wie sieht es dort aus? So:
http://i207.photobucket.com/al…tParkhaus_zps2f6ff7b5.jpg
http://i207.photobucket.com/al…agedoor2_zps285fa2e5.jpeg
http://i207.photobucket.com/al…Stagedoor_zps197f1304.jpg (stagedoor direkt gegenüber des Parkhauses)
http://i207.photobucket.com/al…nring_690_zps50901145.jpg (von der Autobahn kommend)
http://i207.photobucket.com/al…Parkhaus2_zps6ee15b34.jpg (Einfahrt zum Parkhaus)