soooo, das Thema des Kurzgeschichtenwettbewerbs hat mich zu einer eben solchen inspiriert. Passend zum Thema des Wettbewerbs mein Beitrag (der nicht am Wettbewerb teilnehmen darf, da ich in der Jury bin xD) über Romantik.
ich hoffe es gefällt^^
Die Leiden der Unsterblichkeit
Bomben fallen, Geschütze knattern.
Bumm! Bumm! Ratatatat!
Eine Kameradin drückt sich ängstlich an mich. Ihr Bruder starb vor ihren Augen.
Ich lege meinen Arm um Sie. Sie weint.
Es bricht mir das Herz ihre salzigen Tränen über ihr verdrecktes Gesicht kullern zu sehen.
Langsam streiche ich ihr über das zerzauste Haar und rede beruhigend auf Sie ein.
Sie wollte nicht in den Krieg, Sie wollte nicht kämpfen, und Sie will nicht sterben.
Ich kann Sie verstehen, und Sie tut mir leid.
Wie oft habe ich schon den Dreck und die Angst des Krieges erlebt? Oft! Zu oft? Ich weis es nicht.
Wie lange sitzen wir nun schon in diesem Bunker? Einen Augenblick! Fünf Tage! Einen Augenblick!
Ich höre die Schreie und das Gemurmel der anderen, ebenso wie das Schluchzen meiner Kameradin, welche ich in Armen halte.
Eine weitere Bombe schlug ein. In nächster Nähe. Das Donnern hallte in den Bunkerräumen nach. Grauenvoll! Womit hat meine Kameradin das verdient? Es tut mir alles so leid, obwohl ich nicht dafür verantwortlich bin.
Sie presste sich an mich. Verzweifelt. Ängstlich. Verstört. Ich will Sie beschützen. Aber auch ich bin nur ein Mann.
Langsam nähern sich meinen Lippen den ihren. Sie hat nichts dagegen. Sie reckt sich mir sogar ein Stück entgegen.
Was machte der Krieg nur aus den Betroffenen? Vieles. Er trennt die Leute von einander, führt andere zusammen. Macht mich zu einem Angehörigen einer anderen Spezies!
Langsam trennen sich unsere Lippen wieder. Ein zaghaftes Lächeln, aus Verzweiflung geboren, lässt ihr kleinen Reißzähne aufblitzen.
>>Es tut mir Leid.<< Flüstere ich, und ihr Lächeln gefriert. Verständnislos sieht Sie mich an, drückt sich aber stärker an mich, so als wollte Sie das eben erlebte Gefühl nicht verlieren.
>>Ich gehöre nicht zu euch.<< Ich muss es ihr einfach sagen. Es überkommt mich. War das der Krieg? Oder war es nur mein Herz?
Ihre Umarmung wird lockerer. Ich spüre wie kurz Sie davor ist mich wegzustoßen.
>>Bist du... ein Spion?<< Da war es wieder. Die Angst, das Entsetzen in ihren funkelnden, blauen Raubtieraugen.
Langsam strecke ich die Hand aus. Will über ihre tränennassen Wangen streichen. Sie zuckt zurück und ich lasse die Hand wieder sinken.
>>Nein, ich bin das was man einen Morph nennt.<< Sie lässt mich vollends los und macht einen Schritt zurück. Sie war verwirrt.
>>Ich bin nicht von dieser Welt.<<
>>Aber du siehst aus wie wir?!<< Warum muss ich davon immer dann anfangen wenn mein Herz sich öffnet?
>>Nur wenn ich es will.<< Meine Gestallt beginnt sich zu ändern. Meine Schnurrhaare ziehen sich ein Stück weit in die felllose Schnauze zurück und die Konturen meines Raubkatzengesichts verändern sich, bis meine Kameradin in ein Abbild ihres eigenes Gesicht sieht.
Sie prallt vor mir zurück. Der Lauf ihres schweren Gewehres zuckt in meine Richtung. Nun war es an mir einen Schritt zurück zu machen, während ich wieder meine vorherige Gestallt annehme.
>>Verzeihe mir, dass ich dich angelogen habe.<< Wir kennen uns nun schon seit sechs Jahren dieser Welt. Eine lange Zeit. >>Es tut mir leid, dass ich dich nicht vor diesem Krieg bewahren konnte.<<
Sie war eine starke Frau als ich Sie kennen lernte, und auch heute ist Sie stark. Der Lauf ihrer Waffe beginnt sich zu neigen.
>>Dafür kannst du doch nicht, oder?<< Ich schüttele den Kopf. Ihre Waffe fällt klappernd zu Boden und Sie presst sich wieder an mich.
>>Sag mir einfach nur, dass das alles nicht wahr ist. Bitte sag das du aus unserem Volk stammst.<< Ich war mehr als nur etwas überrascht, dies zu hören, nach dem was Sie soeben erfahren hat. Andererseits waren dies vielleicht ihre letzten Stunden. Gefallen in einem Krieg den Sie nicht wollte.
Sie wird noch lange leben. Denn ich will noch viel Zeit mit ihr verbringen.
Langsam löse ich mich aus ihrer verzweifelten Umklammerung.
>>Ich möchte mit dir zusammen sein. Für dich werde ich ein Angehöriger deines Volkes. Für dich tue ich alles. Für dich beende ich diesen Krieg, auf das wir noch lange Jahre zusammen sein können.<<
>>Komm wieder zurück.<< Murmelt Sie als ich mich der Bunkertüre nähere. Ich schüttele den Kopf, nur um direkt danach zu nicken.
Es ist sonderbar leicht die schwere Türe zu öffnen. Ich trete hinaus aufs freie Feld. Ein sonderbarer Geruch liegt in der Luft. Es riecht nach Krieg und Tod. Ich kenne diesen Geruch. Er ist für mich wie jeder andere auch.
Eine schwere Kugel durchschlägt meinen Brustkorb. Es schmerzt. Es verheilt. Ich gehe weiter. Ich kann meine Kameradin nicht vor dem Tod bewahren, doch ich kann diesen Krieg beenden, so dass Sie noch Jahrzehnte in Frieden leben kann.
Ich beende den Krieg, ich vernichte die Feinde, damit Sie überlebt.
Ich glaube ich liebe Sie aufrichtig. Aber eines Tages werde ich Sie sterben sehen.
Das Schicksal eines Unsterblichen. Doch für diese wenigen Jahre der Glückseligkeit nimmt er Jahrhunderte der Trauer in Kauf...