Die Chroniken von Eras - Im Bann der Zeit

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  • Eleonoras Wirtshaus - Hinterzimmer (Roggash)

    Roggash grunzte bei Lyrianos' Worten einmal zustimmend, besann sich dann aber der hiesigen Gepflogenheiten und fügte noch eine leichte Verbeugung hinzu. Ansonsten reagierte er nicht auf die Einladung, der sich mehr oder weniger neu gefundenen Gruppe - vorübergehend - anzuschließen. Schaden konnte es nicht. Vielleicht würden so mehr der erhofften Informationen von ganz allein zu ihm gelangen. Die Gefahr, die von den verfolgenden Häschern ausging, war zumindest momentan noch sehr gering. Die Abwägung fiel für ihn deswegen nicht schwer. Zu gegebener Zeit würde er sich aber wohl entscheiden müssen, ob er tatsächlich gewillt war, für die bunt zusammengewürfelte Truppe höhere Risiko einzugehen.

  • Eleonora nickte Tan zu. "Passt auf euch auf." An Prius gewandt fügte sie noch hinzu, er solle sie auf dem Laufenden halten.

    Die Gruppe machte sich auf und verließ das Gasthaus. Prius führte die Gruppe an, Meleas bildete die wachsame Rückendeckung am Ende, stets mit einem wachsamen und misstrauischem Blick auf den riesigen Rücke des Orks vor sich.

    Sie bewegten sich nicht lange durch die Gassen, Prius führte sie ein paar Ecken weiter durch eine alte Badeanstalt, die einen verstecken Zugang zur Kanalisation besaß. Sie passierten nur ein paar arme Gestalten, die von der Gesellschaft völlig vergessen wurden und kränklich in den Ecken mit sich selbst beschäftigt waren. Nach einigen Minuten und vielen weiteren versteckten Zugängen zu Nebengängen und unteren Ebenen erreichten sie eine große verschlossene Tür. Prius öffnete sie und führte sie in eine ungenutzte Zisterne, in der sich auf mehreren Ebenen jemand häuslich eingerichtet hatte. Es wirkte wie eine Mischung aus Wohnbereich, Labor und Krankenhaus aus einem. Sie war wohl für mehrere Leute eingerichtet, aber es war niemand da.

    Lyrianos legte Liana auf eine der Betten und Prius bereitete mit geübten Händen eine Mixtur aus Mitteln zu, die er in Windeseile aus den unbeschrifteten Schränken zog. Es verging einiges an Zeit, in der die anderen so gut es ging sich von den Strapazen erholen konnten. Schließlich lehnte sich Prius mit einem leichten Seufzer zurück, als Liana nach Ewigkeiten schwächlich ihre Augen öffnete. Lyrianos war dabei und begrüßte sie hörbar mit einem breiten Lächeln. "Hallo Prinzessin." Alle im Raum hatten es gehört.


    Prius selbst ließ ihnen einen Moment, eröffnete aber bereits mit den Worten "Ich weiß, das ihr viele Fragen habt. Ich denke, nun ist die Zeit, dass ihr einige davon beantwortet bekommt."


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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SpartanG318 ()

  • Kivessas Wachsamkeit ließ keinen Moment nach, während sie durch die Gassen liefen, doch ihr Spürsinn für Gefahr schlug kein einziges Mal an. Sie schafften es ohne Zwischenfall in Prius' in der Kanalisation, von dem er ihnen berichtet hatte. Erst hier erlaubte die Eldarin es sich aufzuatmen. Ihr Blick wanderte zu dem Ork, der sie nun begleitete, doch von ihm schien keine Gefahr auszugehen. Nun hieß es warten. Kiv hielt sich nahe des Einganges auf, bereit Alarm zu schlagen, falls ihnen jemand gefolgt sein sollte. Tan wich Liana derweil nicht von der Seite und beobachtete Prius genau - nicht unbedingt misstrauisch, bloß angespannt und besorgt um Lianas Wohl. Als die Prinzessin schließlich die Augen öffnete, schien eine schwere Last von ihm abzufallen. Er kämpfte gegen den Instinkt an, sie sogleich mit Fragen zu bombardieren. Stattdessen fragte er vorsichtig:

    "Liana, geht es dir gut?"


    Kiv blickte zur Prinzessin. Ihre Erleichterung war nicht so offensichtlich wie die ihres Bruders, doch... ja, sie spürte eine gewisse Anspannung abfallen. Nun wanderte ihre Aufmerksamkeit gänzlich zu Prius. Andere einzuschätzen war ihr stets schwer gefallen, doch dieser Mensch war ihr ein besonderes Rätsel. Nun, da keine direkte Gefahr drohte und die Prinzessin wieder bei Bewusstsein war, erlaubte Kiv es sich die Frage zu stellen, die sie bereits die ganze Zeit beschäftigt hatte.

    "Vorhin habt Ihr von Träumen erzählt", begann sie, blieb jedoch stehen wo sie war. "Was meint ihr damit?" Er konnte doch unmöglich von den Träumen wissen, die sie seit einiger Zeit heimsuchten - oder?

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    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Liana fühlte sich elend. Sie war endlich wieder aufgewacht und doch wie beim letzten mal wusste sie erstmal nicht, wo sie war oder wie sie dorthin gelangt war. Immerhin gab es ihr ein Gefühl der Sicherheit, das beinahe alle Menschen ihr vertraut vorkamen und scheinbar über sie wachten. Sie störte sich daran, dass sie wiederholt Schwäche zeigte und immer wieder ihre Reise deswegen unterbrochen wurde. Doch vor allem hatte sie Angst, woher diese "Anfälle" kamen und ob sie sich wohl länger damit herumschlagen müsste.

    Neben sich sah sie Tan am Bett sitzen und hinter ihm Lyrianos, der sie freundlich anlächelte. Tan fragte sie, wie es ihr ging. Eine leichte Frage, bei der ihr aber so viele Dinge durch den Kopf ging, die sie sagen wollte... allerdings entschied sie, das jetzt nicht die Zeit dafür war. Sie lächelte schwach und antwortete nur "ganz gut... schätze ich. Ich bin noch ziemlich benommen." Lyrianos legte eine Hand auf Tans Schulter. "Kein Wunder, du siehst auch noch ziemlich blass aus. Wir geben dir alle Zeit der Welt, hier sind wir sicher."

    Sie sank entspannt ein wenig tiefer ins Bett und hörte den Gesprächen zu, die sich gerade anbahnten.


    Prius nickte, als Kiv ihn auf die Träume ansprach. "Ja meine Liebe, die Träume. Sie sind ein Phänomen, die uns seit einigen Jahren begleiten. Sie treten nicht in breiter Masse auf, doch ist es so, als würden die Fälle sich mit der Zeit häufen. Mit jedem Betroffenen wächst unser Verständnis dessen, was dort passiert." Den Blicken der Umstehenden nach zu urteilen, traf Prius einen Nerv, denn viele zeigten Anzeichen von Nervosität und wachsender Anspannung, andere setzten aber auch fragende Blicke auf. "Ah, dann haben wir wohl ein paar mehr Betroffene hier als gedacht. Nun gut, ich möchte ich erzählen, was wir bisher herausgefunden haben. Macht es euch so gut es geht bequem."

    Er holte Stift und Papier und kramte ein wenig in seinen Unterlagen.

    "Die ersten Fälle traten in Almanar vor ca. 4 Jahren auf. Zwei Geschwister eines Bauern, ein Junge und ein Mädchen träumten beide unabhängig voneinander von einem Brand in einer großen Halle. Sie konnten sie sehr detailliert beschreiben, obwohl sie nach den Aussagen des Vaters ihr ganzes Leben auf dem Hof verbrachten. Einem Mönch, der bei der ersten Befragung dabei war, fielen einige Details auf und er erkannte, das es sich um die Akademie der Magier handeln musste, die zu dieser Zeit übrigens noch stand. Diese Träume kehrten immer wieder, die Kinder beschrieben sie als "zunehmend stärker werdend". Der Vater erzählte, eine Nacht schrien beide wie am Spieß, als würden sie in Flammen stehen. Man brachte die Kinder schließlich zur Akademie und versuchte dort herauszufinden, was mit ihnen nicht stimmte. Die Behandlung dauerte lange und ortsansässige Bauern in der Nähe der Akademie erzählten oft von den Schreien der Kinder aus den Hallen der Magier, die sie vernommen. Zu dieser Zeit häuften sich wohl diese Träume in der Bevölkerung und Geschichten wurden laut, nach denen die Magier Kinder in ihren Hallen zu Tote foltern würden, um mit dem Macht ihres Blutes die umliegenden Dörfer zu verzaubern.

    So entstanden die Wächter von Eras. Die Träumenden versammelten sich und griffen die Akademie an, töteten einige Magier und steckten schließlich die Akademie in Brand. Diese furchtbare Nacht war ein Schlüssel zum Verständnis der Träume, denn einem der behandelnden Magier, der sich um die Kinder kümmerte, fielen einige Details dieser Nacht ein - die Kinder hatten ihm davon berichtet. Er stellte die Hypothese auf, das die Träume Visionen waren.

    Nach einigen Jahren der Forschung und Behandlung dieser Träume wissen wir, das das nur die halbe Wahrheit ist." Er machte eine bedächtige Pause und nahm sich Stift und Papier. Während er weiter erzählte, zeichnete er zwei Bilder, das eine war der Querschnitt eines Sees, das andere hatte die Form eines Spinnennetzes, das aber nicht symmetrisch war.

    "Wir glauben, das es sich bei diesen Träumen um aufgenommene Schwingungen der Zeit handelt. Sowohl Ereignisse in der Vergangenheit als auch in der Zukunft können aufgenommen werden, selbst Dinge, die in diesem Moment passieren nur an anderem Ort."

    Er sah, das die Gruppe kein Wort verstand, daher zeichnete er zu Ende und zeigte ihnen dann die Zeichnungen.

    "Stellt euch vor, die Gesamtheit dieser Welt ist ein See. Alle Personen, Träume, Ereignisse, alles ist eins. Dieser See füllt sich und ihr seid Teil dieses Sees. Jetzt stellt euch vor, das ein riesiges Netz aus Seilen oder Spinnenweben auf diesem See liegt. Die Knotenpunkte sind Personen, Ereignisse oder auch Orte. Dieses Netz wächst stetig, weil der See wächst - der Lauf der Zeit. Neue Lebewesen werden geboren, neue Ereignisse finden statt, neue Orte werden gefunden., sprich am Rande des Sees werden neue Knotenpunkte gewoben. Ihr als Person habt Verbindungen zu anderen Knotenpunkten, also anderen Kreaturen, anderen Ereignissen, zu Orten. Dieses Netz ist in ständiger Bewegung, ständig lösen sich Verbindungen auf und es entstehen neue. Wichtig ist aber, dass ihr als Gesamtheit immer nur in die Vergangenheit schauen könnt, also in Richtung Zentrum des Sees. Das macht auch Sinn, ihr wisst aus Erzählungen oder Geschichten Dinge über eure Vorfahren, über deren Ereignisse oder deren Herkunft.

    Ihr könnt aber nicht in die Zukunft sehen. Ihr könnt euch auf diesem Netz der Welt nur vor, zurück, nach links oder rechts bewegen, aber ihr könnt nicht hoch oder runter. Ihr könnt nicht ins Wasser tauchen oder springen, ihr könnt also kein Blick auf das werfen, was noch kommen wird, ihr seht es erst, wenn der See von sich aus wächst."

    Lyrianos unterbrach ihn. "Ihr sagtet doch aber, die Träumenden können teilweise die Zukunft vorhersehen, so wie diese Bauernkinder in der Akademie."

    Prius nickte. "Ja. Dieses Modell ist nur zum Verständnis der Welt, wie sie normalerweise funktioniert. Es ist etwas mit dieser Welt passiert, das diese Naturgesetze außer Kraft gesetzt hat. Ihr habt dieses Netz aller Dinge und den See der Welt. Ein See, der stets ruhig und glatt ist. Was passiert, wenn an irgendeiner Stelle ein Stein ins Wasser fällt?"

    Prius sah Meleas verständnisvoll nicken und nahm ihm sogleich die Worte wieder aus dem Mund. "Genau, alles wird durcheinander gewirbelt. Wellen entstehen, das Netz der Dinge erzittert. Knotenpunkte bewegen sich auf und ab. Ihr seid ebenfalls Knotenpunkte, also bemerkt ihr diese Wellen. Dies sind die Schwingungen der Zeit, von denen ich geredet habe. Nicht jeder bekommt sie mit, einige stärker als andere. Wir wissen nicht genug, aber wir vermuten, das die Nähe und die Anzahl der Knotenverbindungen zum Verursacher dieser Störung des Zeitnetzes der Grund ist, wieso einige diese Träume bekommen und andere nicht.

    Diese Wellen sind auch der Grund, wieso wir Ereignisse aus der Zukunft sehen können. Wenn die Wellen am Rand des Sees sich überschlagen, kommen sie auch zurück und wir nehmen Abbildungen dessen wahr, was sie getroffen haben. Dies ist der Grund, wieso Visionen manchmal nicht glasklar zu erkennen sind."

    Er machte eine Pause. "Dies ist es, unsere Theorie zu den Träumen. Wenn sie euch plagen, scheinen sie euch etwas zu zeigen, etwas das einmal war... etwas das einmal sein wird oder etwas, das bereits im Gange ist."

    Lyrianos dachte lange nach. "Wie können wir die Träume richtig einordnen? Sie verstehen, ihr Geschehen im schlimmsten Fall vielleicht sogar verhindern?"

    Prius wackelte mit dem Kopf. "Das ist die schwierige Frage. Man muss diese Träume im Detail auseinander nehmen, erkennen, wo sie einen hinführen. Das Problem ist, das die Visionen stärker werden und immer mehr Lebewesen durch sie gelähmt werden. Diese Störung des Zeitnetzes wurde irgendwo hier in dieser Welt von irgendwem ausgelöst."

    Aus dem Schatten löste sich eine Gestalt, ein magerer Junge mit pechschwarzen Haaren.

    "Nicht irgendwem. Es war Argos von Ortanis."

    Alle schreckten hoch, Lyrianos zog seine Waffe. "Wer bist du?!"

    Der Junge kam näher und hob beschwichtigend die Arme. "Ich heiße Alarion." Er zeigte vorsichtig auf den Ork. "Der da hat mich schon mal gesehen, zusammen mit einem Zwerg. In der Schenke zuvor, wo ihr alle zusammen wart. Ich war Gast von Eleonora, ich habe gehört, wie ihr über Träume gesprochen habt. Mich plagen sie auch, also bin ich euch gefolgt."

    Meleas hatte sich unbemerkt in die Nähe des Jungen bewegt und ragte nun hinter ihm auf, was Alarion einen Schau über den Rücken laufen lies, als dieser anfing zu sprechen.

    "Und wer ist dieser Argos von Ortanis?"

    "Ee-e-er ist ein M-m-agier! Der G-größte seiner Zeit! So zumindest erzählt es die Geschichte. Er soll den bösen Schlächter Mortis, den Anführer der Dämonenarmee besiegt und ihn mit Zeit gebannt haben, auf d-das er nie wieder dieser Welt schaden könne." Auf Bitten der anderen trug Alarion die Geschichte vor (siehe Prolog von CvE in der Spielweltbeschreibung).


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  • Prius' Unterschlupf (Roggash)

    Der Weg zum Unterschlupf des Heilers war verwirrend. Nicht nur aufgrund der zahllosen Seitenstraßen und versteckten Zugänge, die die Gruppe nehmen musste. Sondern insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Gerüche, die das Unterfangen mit sich brachte. Während Roggash zunächst noch versuchte, sich den Weg anhand olfaktorischer Feinheiten einzuprägen, gab er das Unterfangen spätestens nach Betreten der Kanalisation auf. Das alte Badehaus hatte wenigstens noch den typischen Geruch abgestandener Gebäude und ehemals nasser Wände verströmt; die undefinierbaren Exkremente, die in den Eingeweiden der Hafenstadt gen Bucht flossen, hinterließen jedoch einen fäkalen Nachgeschmack auf der Zunge, sodass der Ork sich schützend seine Kapuze vor die Nase zog. Zu allem Überfluss spürte er den aufmerksamen Blick des schwarzhaarigen Eldar stets beunruhigend im Rücken.


    Als sie letztlich an ihrem Ziel ankamen, konnte der Ork ein anerkennendes Nicken dennoch nicht verkneifen. Es handelte sich wohl um eine alte Zisterne, die jedoch stark an ein - nicht schlecht eingerichtetes - Labor oder Hospiz erinnerte. Der Mensch war für einen Fall, wie der der Eldar, wohl gut vorbereitet. Dass die junge Waldhüpferin auch nach nicht allzu langer Zeit aus ihrer Ohnmacht erwachte, war deshalb nicht sonderlich verwunderlich. Was dafür verwunderlicher war, war der Redeschwall, der sodann aus dem Heiler herausbrach. Fast so, als hätte er seit Ewigkeiten nur darauf gewartet, dass eine bereitwillige Gruppe ihm endlich das verdiente Gehör schenken würde. Prius sprach von Träumen und deren Signifikanz als Boten der Vergangenheit, Spiegel der Gegenwart oder Herolde der Zukunft. Angeblich sollte es sich um ein Phänomen handeln, das nach und nach breite Massen der Bevölkerung betraf und auf eine Störung des Zeitgefüges zurückzuführen war. Roggash kniff im Schatten der Kapuze die Augen zusammen. Eine wahnwitzige Idee, die der Heiler da von sich gab. Ein Blick in die Gesichter der anderen Anwesenden ließ ihn jedoch aufmerken. Einige schienen tatsächlich in Gedanken versunken zu sein - hatte Prius etwa einen Nerv getroffen? Waren tatsächlich einige oder womöglich sogar alle anwesenden von propetischen Träumen betroffen? Genauso wie er selbst ebenfalls?


    Als dann auch noch der kleine Menschling, Alarion, auftauchte, der zuvor bei dem vermaledeiten Steinesammler gewesen war, bekam die Geschichte nochmals eine besondere Würze. Von der Geschichte des Argos von Ortanis hatte er bereits gehört. Mit Verlaub ... die Versionen, die er kannte, stammten aus Schenken auf dem Land, in denen ab und zu ein wandernder Barde sein Repartoire vortrug oder arme Bauern die ausbleibende Ernte noch immer auf Mortis, den Schlächter und seine Dämonenbrut schoben. Der sagenumwobene Endkampf hatte vor knapp 50 Jahren stattgefunden - zu dieser Zeit hatte Roggash noch bei seiner Horde gelebt. Auch dort war die Kunft von schweren Kämpfen im Westen an die Ohren der Nomaden getragen worden - betroffen hatte es ihn jedoch nur perphär. Zudem war er damals gerade einmal 40 Jahre alt gewesen; ein Jüngling, der stets nur den Kampf mit stärkeren Mitgliedern des Clans im Kopf hatte.


    Doch einmal angenommen, die Geschichte von Argos und Mortis hatte tatsächlich etwas mit visionären Träumen zu tun. Der Schluss lag mit der Verbindung zum überlieferten Einschluss der Geißel in der Zeit selbst nicht mehr so fern, wie zuvor. Was bedeutete dann allerdings sein eigener Traum, den er der provisorischen Gruppe gegenüber nicht offenbaren würde? In diesem - sich stets wiederholenden Erlebnis - war er viel mehr Naturelement als greifbare Person. Was hatte es mit dem Herzschlag auf sich? Neue Fragen, die es zu beantworten galt. Und doch hatte es sich bereits gelohnt, nicht sofort reißaus zu nehmen, sondern der Gruppe vorübergehend zu folgen.


    "Angenommen, die Spekulationen des Heilers treffen zu und die Anomalie wird durch 'Wellen gleich einem Steinwurf' ausgelöst", meldete sich der Ork nach Alarions Ausführungen zu Wort, "dann müssten diese auch irgendwann von selbst wieder verebben. Wenn die Probleme, von denen Ihr sprecht, aber stärker werden, muss es eher ein kontinuierliches 'Werfen von Steinen' sein, das neue Wellen hervorbringt, diese mit früheren Wellen kollidieren lässt und so eine stürmische See erzeugt. Ein Abstellen wäre nur am Ursprung des 'Steinwurfs' möglich - wo soll dieser sagenumwobene Kampf zwischen Argos und Mortis stattgefunden haben?"

  • Prius hörte dem Ork zu und schüttelte schließlich den Kopf. "Die Geschichte von Argos von Ortanis ist eine Legende, eine Erzählung! Selbst wenn dieser Kampf tatsächlich so stattgefunden hat und dies der Ursprung ist, der die Störungen der Zeit hervorruft... der Zweikampf endete laut der Legende mit dem Einschluss der beiden Kontrahenten in den Wirren der Zeit, niemand anderes war dort. Diese Geschichte ist wahrscheinlich einfach nur der Phantasie eines Minnesängers entsprungen."

    "Oder jemand hat diese Schlacht überlebt. Nach der Legende waren die beiden nicht allein.", bemerkte Lyrianos und Alarions Augen vergrößerten sich voller Aufregung.

    "Die Garde! Argos wurde von der Ortanischen Garde begleitet, die ihm im Kampf gegen die Dämonen unterstützten und ihm die Rücken freihielten, damit er seine Aufgabe beenden konnte. Die Geschichte erzählt nie, was aus den Männern wurde! Vielleicht hat jemand dieses Himmelfahrtskommando überlebt!."

    Lyrianos nickte. "Und die Geschichte erzählt auch, wo es stattgefunden hat. In den heiligen Hallen der Zwerge, tief unter dem Drachengipfel... Ich finde, das ist eine sehr präzise Beschreibung. Nun kenn ich mich ein wenig mit der Geschichte der Zwerge aus und der Zugang zum Drachengipfel ist seit Jahrhunderten verschollen. Aber wenn die Legende wahr ist, dann müssen Argos und seine Garde einen Zugang gefunden haben - "

    "- und die Überlebenden Gardisten können uns den Eingang zeigen!", vollendete Alarion den Satz.

    "Wenn es überhaupt Überlebende gab, die heute noch am Leben sind.", fügte Meleas skeptisch hinzu.

    Auch Prius schien nicht überzeugt. "Mal angenommen, jemand würde auf welchem Weg auch immer dieses Grab der Zeit finden - wir wissen gar nicht, was genau eigentlich dort passiert ist." Er wandte sich an Roggash. "Ihr dürft nicht den Fehler machen, dieses Modell der Welt als gegeben anzusehen. Es ist eine Metapher zum besseren Verständnis, ein Modell das nicht unbedingt die Realität abbildet. Wir reden hier über das Zeitgefüge dieser Welt, dort spielen Mächte eine Rolle, von denen keiner der hier Anwesenden eine Ahnung hat, welche Zahnräder dort noch greifen! Vermutlich wusste nicht einmal Argos selbst, was er dort tat und er war vermutlich der Gebildetste Magier, den es je gegeben hat! Selbst wenn diese aberwitzige Legende der Ursprung dessen sein sollte - war der Einschluss des dunklen Herrschers selbst schon der Auslöser für all das hier oder ist es erst im Laufe der Zeit passiert? Was ist, wenn der Schlächter gar nicht mehr in seinem Zeitgefängis verweilt oder noch schlimmer, ihr selber es seid, die ihn unwissentlich aus diesem befreit, weil ihr diesen Ort aufsucht? Ist sein Einschluss gar der Grund, das alles schlimmer wird oder könnte seine Befreiung das Gefüge vollends zusammenbrechen lassen?." Er deutete mit beiden Händen auf sich selbst. "Ich weiß es nicht. Und keiner von euch weiß es, so viel ist sicher."


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  • Prius' Unterschlupf (Roggash)

    Der Heiler redete sich in Rage und Roggash spürte das zunehmende Pulsieren seines eigenen Blutes hinter den Augen. Mäuse blieben Mäuse, steigerten sich in eigens ausersonnene Theorien und fürchteten sich sodann vor den Konsequenzen, die das tiefere Ergründen oder Verifizieren der Thesen mit sich bringen könnte. Der Ork schnaubte vernehmlich und deutete dann auf den Menschenknirps. "Wenn der Erzbuddler noch bei dem Jungen wäre, hätten wir vielleicht noch was aus seinem kleinen Hirn zu der Sache erfahren können. Aber wie es scheint, hat er andere Wege eingeschlagen."

  • Erleichterung durchfuhr Tan, als er Lianas Stimme vernahm. Sie wirkte noch ordentlich geschwächt, jedoch schien sie ihr volles Bewusstsein zurück erlangt zu haben. Er lächelte sie an und nickte dann Lyrianos zu, bevor er sich dazu zwang, dem hauptsächlichen Gespräch zu folgen. Seine Brauen zogen sich kurz zusammen. Die Träume? Die Träume von denen Kiv ihm erzählt hatte?


    Kiv währenddessen hing an Prius' Lippen. So wenig sie auch von Magie verstehen mochte, so gering ihre Verbindung zu allem magischen war - das hier ging sie direkt an. Und nicht nur sie, wie ihr nun klar wurde. Sie war nur eine von vielen, die diese Träume heimsuchten. Doch wieso ausgerechnet sie? Ihr Blick flackerte zu ihrem Bruder, der sicherlich deutlich mehr von Prius Worten verstand als sie. Ihr Traum... eine Vision der Zukunft? Oder der Vergangenheit? In ihrem Traum suchte sie nach Tan - es war wichtig, dass sie ihn fand. Es lag Verzweiflung in diesem Traum. Hieß das...

    Doch bevor Kiv weiter darüber nachdenken konnte, gesellte sich eine weitere Gestalt zu ihnen. Sie zuckte instinktiv zu ihrem Schwert, doch ihr Instinkt hatte sie vor keiner Gefahr gewarnt. Dieser Mann - eher noch ein Junge - wollte ihnen nichts böses. Nichtsdestotrotz bewegte Kiv sich unmerklich näher zu ihrem Bruder und Liana. Die Sicherheit der Prinzessin war immer noch ihre Aufgabe, die Sicherheit ihres Bruders ihre Verantwortung.

    Beide Zwillinge lauschten Alarion. Kiv blickte erneut zu Tan, doch dieser schüttelte bloß den Kopf. Seine Expertise war hier ebenfalls überfragt.

    "Erzbuddler?", fragte Tan schließlich und blickte Roggash dabei an.

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