Anagor und Kompanie

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  • Shethiri war sich ziemlich sicher, alles in dieser Situation richtig gemacht zu haben. Bei solch einer genialen Argumentation würde sich selbst die misstrauischste Seele auf ihre Seite schlagen! Weshalb sich dann Orion allerdings so vor sie stellte und versuchte Frida eine seegurkige Lüge aufzutischen, ließ sie sofort wieder an ihrer Kompetenz zweifeln. Was hatte sie verkehrt gemacht? Hätte sie einen Oberflächlerfluch verwenden sollen, um ihre Ernsthaftigkeit unter Beweis zu stellen?! Sie konnte jedoch nicht sonderlich viel mehr darüber grübeln, denn ein flauschiger Freund kam angehüpft und Shethiri ließ es sich nicht nehmen Teo kurz zu streicheln. Nachdem sie auch Hana mit einem Winken fröhlich begrüßt hatte, machten sie sich gemeinsam zurück in Richtung Kari Ann. Dabei schaltete die Naga auch schon wieder in Wachmodus um und spähte in die Dunkelheit, um mögliche Gefahren frühzeitig zu entdecken.

  • Sardala neigte den Kopf.

    "Ja. Anagor, darf ich dir Kassaia vorstellen. Sie ist eine der Harpyen, welche die verschwundenen Dorfbewohner beschützt." Zwar ließ es sich nichts anmerken, doch es war bei weitem nicht so entspannt wie man hätte meinen können. Es blieb wachsam und nur einen Schritt von einem Angriff entfernt, auch wenn Sardala nicht glaubte, dass das notwendig war.

  • Anagor hatte sich schnell wieder gefasst und neigte nun leicht den Kopf.

    „Es freut mich, die Bekanntschaft der Harpyien zu machen“, sagte er, diplomatisch, aber ehrlich. „Ich habe gehört, was ihr für diese Menschen getan habt und es hat mich zutiefst bewegt.“ Er zögerte einen Moment, dann fragte er:

    „Zwei aus meiner Kompanie sind noch im Wald verblieben. Wisst ihr etwas über ihren Aufenthaltsort?“

    „Euer Heilkundiger versorgt eine der geflügelten Schwestern“, erklang Kalas Stimme und sie kam aus ihrem Zelt getreten. Als er ihren schwangeren Bauch sah, brauchte Anagor keine weitere Vorstellung.

    „Sie wurde von einer der euren attackiert.“

    Anagor wechselte einen schnellen Blick mit Sardala. Geisterstern…

    „Bitte vergebt ihr“, sagte er nun, ehrlich reuevoll. „Wir wurden unter falschem Vorwand hergelockt und hielten die Harpyien für gefährlich. Dennoch hätten wir die Lage besser auskundschaften müssen, anstatt anzugreifen.“

    „Das hättet ihr“, stimmte Kala zu. Mit etwas weicherer Stimme fügte sie hinzu: „Doch Nell wird leben.“ Ein lautes Krächzen ging durch die Reihe der Harpyien, als sie diese Neuigkeit vernahmen. Kassaia plusterte ihr Gefieder auf, dann sagte sie: „Ihr wollt versprechen, diese Menschen in Schutz zu nehmen?“

    Anagor nickte. „Ja, das will ich. Diesen Menschen ist großes Unrecht widerfahren. Das geringste, was meine Kompanie und ich für sie tun können, ist ihnen sicheres Geleit fort von Aichheim zu gewähren.“

    „Und das könnt ihr auch?“, hakte Kala nach. „Sicheres Geleit gewähren? Ihr könnt mir versprechen, dass ihr mich nicht geradewegs zurück in die Arme meines Mannes führt?“

    „Ich kann dir versprechen, Kala,“, sagte Anagor, und seine sonst so friedfertige Art konnte die in ihm schwelende Wut kaum verbergen, „dass dein Mann nie wieder auch nur an Finger an dich legen wird.“

    Kala betrachtete ihn und Sardala einen Moment nachdenklich, dann nickte sie.

    „Ich sage den anderen Bescheid, und eurem Heilkundigen.“



    „Ich habe das Gefühl, das ist in diesem Dorf nichts neues“, erwiderte Frida, ihre Stimme ebenfalls gesenkt. Einen Moment lang schien sie mit den Worten zu ringen, dann setzte sie an: „Was ist mit…“, doch bevor sie zuende sprechen konnte, hatte sie sich selbst unterbrochen und war stehen geblieben. Rasch gab sie dem Rest der Gruppe ein Zeichen, ebenfalls zu verharren, dann lauschte sie. Ja, da waren Stimmen in der Ferne zu hören. Schritte. Und nun konnte sie durch das Dunkel den ersten Fackelschein sehen.

    „Das sind Markes und seine Leute“, zischte sie, ihre Hand erneut an ihrem Messer. „Mit Sicherheit wollen sie in den Wald!“

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Orion blieb gehorsam wie angewurzelt stehen. Frida hatte nicht übertrieben, als sie verkündet hatte, dass sie sich hier gut auskannte. Den Fackelschein sah der Steinmagier nämlich erst, nachdem die junge Frau ihn darauf aufmerksam gemacht hatte.

    "Bist du Dir sicher, dass es Markes ist?"

    Die Frage bedurfte eigentlich keiner wirklichen Beantwortung. Die Kompanie war entweder auf dem Schiff verblieben, in den Wald gegangen oder hier - in Form von Shethiri - bei ihm. Die Fackel bewegte sich auf den Wald zu, also waren es auch nicht die Flüchtlinge bei den Harpyen. Es mussten somit die Dorfbewohner sein. Der Fackelschein kam vorerst nicht näher, sondern bewegte sich zielstrebig auf das dunkle Gehölz zu.


    Fridas kurze Worte zuvor hatten derweil die Restzweifel in Orion vertrieben. Frida schien ebenfalls von den verdeckten Geschehnissen des Dorfes zu wissen oder sie zumindest zu erahnen. Und die Tatsache, dass sie Markes nicht freudig in die Arme lief, sprach weiter für sie.

    "Wenn Markes in den Wald will ... um diese Uhrzeit ... dann kann das nur eines heißen. Er weiß es. Woher verdammt soll er es auf einmal wissen ...?!", knirschte Orion zwischen den Zähnen hervor.

  • Sardala war es eigentlich relativ egal ob sie die Leute in Sicherheit brachten oder nicht. Der etwas eigenwillige moralische Kompass des Wesens war nicht auf Retten ohne Belohnung ausgerichtet und Anagor wusste, dass es bezahlt werden wollte. Doch es wusste auch, dass derzeit keine Besprechung Sinn machen würde, nicht angesichts der Situation der Überzahl der anderen. Zwar nicht unbedingt Feinde, doch auch keine Freunde - oder Ähnliches - und so eine Sache konnte mit den falschen Worten recht schnell umschlagen. Daher lächelte Sardala nur und meinte:

    "An uns kommt man nicht so einfach vorbei.." Seine eigene Ausbildung war gründlich gewesen, und sollten die Dorfbewohner so dumm sein sie zu verfolgen... Nun, es konnte problemlos in alte gewohnheiten verfallen und einen nach dem anderen verfolgen. In seinen Augen funkelte es gefährlich.

  • Während Kala den anderen Schutzsuchenden Bescheid gab, hielten Anagor und Sardala sich am Rand der kleinen Siedlung auf. Kassaia war damit beschäftigt, etwaige Befehle in der krächzenden Sprache der Harpyien zu erteilen. Zwei von ihnen betrachteten Anagor und Sardala wachsam, doch nicht unbedingt ablehnend – zumindest meinte Anagor, ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten.

    Nach einiger Zeit kehrte Kala zurück. Mit ihr kamen Gideon und Geisterstern, die beide kurz von Anagor begrüßt wurden, doch für mehr blieb keine Zeit. Hinter Kala hatte sich auch eine Handvoll Menschen versammelt, der jüngste von ihnen ein Junge von vielleicht acht Jahren. Einzig ein alter Mann und ein junges Mädchen schlossen sich nicht der Gruppe an, die den Wald verlassen wollte.

    „Ich habe mein ganzes Leben in Aichheim verbracht“, erklärte der alte Mann, als Kala ihn ein letztes Mal darauf ansprach. „Ich bin hier geboren und hier werde ich auch sterben. Macht euch keine Sorgen um mich.“

    „Ich muss bei Nell bleiben“, erklärte das Mädchen. „Bis sie wieder gänzlich gesund ist. Was danach geschehen wird… ich weiß es noch nicht.“ Ihr Entschluss war gefestigt, und so nickte Kala bloß und wandte sich als letztes an Kassaia, die auf einem niedrigen Ast vor ihr gelandet war.

    „Ich weiß nicht, wie wir euch jemals danken können“, sagte sie ernst. „Wir alle. Wenn ihr nicht gewesen wäret…“ Ihre Stimme stockte. Kassaia stieß ein leises Krächzen aus und raschelte mit den Federn. Kala trat einen Schritt vor und Frau und Harpyie legten die Stirn aneinander, Kassaia breitete kurz die Flügel um Kala aus.

    „Auf dass der Wind euch weit fort von hier tragen wird“, sagte sie, nachdem die beiden sich voneinander gelöst hatten. „Wir werden euch nie vergessen.“

    „Und wir euch“, erwiderte Kala. Kassaia fasste Anagor nun ein letztes Mal scharf ins Auge.

    „Passt gut auf sie auf.“

    „Das werden wir.“ Anagor verbeugte sich tief vor der Harpyie, dann bedeutete er die Gruppe, ihm zu folgen.

    „Wir müssen uns beeilen, damit wir den Schutz der Dunkelheit nutzen können“, erklärte er, während sie durch den Wald liefen. „Und dabei leise genug sein, um das Dorf nicht zu alarmieren. Sardala,“, sein Blick wanderte zu dem Wesen, „es wäre gut, wenn du vorläufst und den Weg zurück zur Kari Ann für uns im Auge behältst. Geisterstern kann dich begleiten.“


    „Nicht unbedingt“, erwiderte Frida leise. Im Licht der näherkommenden Fackeln war der Hass auf ihrem Gesicht deutlich zu sehen. „Hana, du bleibst hier“, befahl sie ihrer Schwester, bevor sie den Dorfbewohnern fest entschlossen entgegen trat.

    Wie sie es vermutet hatte, wurde die Gruppe von Markes angeführt.

    „Wer geht da?“, rief dieser nun und dann, einen Moment später: „Oh, du bist es.“

    „Ich“, erwiderte Frida bloß.

    „Aus dem Weg, Kräuterhexe“, befahl Markes unwirsch. „Wir sind auf dem Weg in den Wald, um das Harpyien-Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.“

    „Ich dachte, dafür hättet ihr bereits Hilfe erhalten?“

    „Wir brauchen keine Hilfe von Außenstehenden“, erwiderte Markes missbilligend. Offensichtlich hatte er Orion und Shethiri noch nicht bemerkt. „Und nun geh zur Seite!“

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  • Sardala nickte.

    "Gut." Sein Lächeln wirkte etwas bedrohlich, dann verschwand es lautlos im Wald. Es wusste durchaus wie das wirken konnte, nur mussten sie sich beeilen. Auf Geisterstern musste das Wesen nicht warten, diese war gut genug zu folgen ohne dass sie sich groß absprechen mussten. Es sprang auf einen Baum und lauschte. Der Wald war still, hier und da hörte man Geraschel, kleine Tiere, die über den Boden liefen. Ein Hirsch, der kurz stoppte, dann weiterlief. Sardala sprang auf den nächsten Baum, wieder den nächsten, so schnell es konnte. Wieder lauschte es. Irgendwo hörte es Stimmen. Es kniff die Augen zusammen. Lautlos näherte sich Sardala den Stimmen und erblickte tanzende Flammen. Nein, gar nicht gut.

  • Frida war schneller aus der Deckung gesprungen, als Orion reagieren konnte. Doch so wie es aussah, wusste die junge Frau, was sie tat. Der Steinmagier wandte sich zu Shethiri um und deutete ihr, sich vorerst zurückzuhalten. Die Naga war mit ihrem Schlangenkörper geschickt darin, fast lautlos über fast jede Oberfläche zu gleiten. Ein Vorteil bei einem von Reisig bestreuten Untergrund.

    "Versuch dich verdeckt zu halten und such eine gute Position, von der aus du im Ernstfall eingreifen kannst", flüsterte Orion der Schlangenfrau zu. Er selbst duckte sich an seiner derzeitigen Position weiter in den Schatten eines nahen Busches. Der tanzende Schein der Fackeln sollte ihn hier nicht entlarven. Die kleine Hana hockte derweil neben ihm. Mit einem ernsten aber freundlichen Lächeln drückte Orion seinen Zeigefinger auf den Mund, um Stille zu signalisieren. Dann wandte er sich erneut der Dorfgruppe zu.


    Bereits jetzt jagten ihm Gedanken durch den Kopf. Was sollten sie tun? Waren Anagor und die anderen schon auf dem Rückweg? Sardala und Geisterstern würden die Eindringlinge auf jeden Fall rechtzeitig bemerken - um die Verstohlenheit und Sicherheit der Flüchtlinge machte er sich keine wirklichen Sorgen. Aber was wäre mit den Harpyen?

  • Shethiri nickte Orion zu und verschwand lautlos im Dickicht. Vorsichtig schlängelte sie in sicherem Abstand um die Gruppe herum, bis sie eine gute Sicht auf Markes und seine Kumpanen hatte. Anders ausgedrückt: Sie hatte jetzt eine freie Schussbahn auf Kommandant Quallenkopf. Geräuschlos legte sie einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens und beobachtete leicht nervös die Situation.