Ähm der gepostete teil endet vielleicht etwas abrupt, weil ich den gesamten prolog/anfang noch nicht fertig habe und das die beste stelle war, wo ich abbrechen konnte^^"
viel spaß^^
„Die Stille.“ Eine weibliche Stimme, klarer und reiner als ein Tautropfen.
„Stimmt den Gesang an. Eine Welt verstummte, wir sollen ihnen gedenken.“
Eine Zweite antwortete, sie klang tief, hart, und doch gebrochen. Die Zeit hatte tiefe Furchen hinterlassen.
„Jawohl, meine Königin. Der Exodus lebe.“
Zina'Kolthas schritt nervös in einer engen Mannschaftskabine eines kleinen Transporters auf und ab. Sie waren jetzt schon vier Tage unterwegs. Der Raum, in dem sie sich befand, bot Platz für weitere 5 Crewmitglieder, was als Besatzung für solch ein Schiff auch mehr als ausreichend war. Der Raum war nicht gerade hoch, alles war in einem tristen grau gehalten. Wände. Decke. Boden. Einfach alles. Die Betten waren spartanisch, lange Metallplatten, an den Seiten der Verkleidung angebracht, jeweils zwei übereinander pro Wand. Das untere Bett zu ihrer Linken war derzeit von einem ihrer Kollegen besetzt.
„Zina, beruhig' dich mal, du wirkst ja wie ein eingesperrtes Tier, dass auf seine Hinrichtung wartet. Wir sind bestimmt bald da. Kael meinte, als ich ihn gerade auf der Brücke besucht habe, es sei der letzte Phasensprung.“
Das Mädchen stoppte und wandte sich ihm zu. Er lag lässig auf dem unteren Bett, sein Oberkörper aufgerichtet und dabei auf dem Oberarm abgestützt. Sein Äußeres war für einen Cyktarianer normal: fast menschliche Statur, der Körper in einen Umweltanzug gesteckt, der sie vor Infektionen schützen sollte. Seiner war in verschiedenen dunkelblauen Tönen gehalten. Der Helm war zum Hinterkopf hin spitz zulaufend, das fast schwarze Visier hatte dabei die grobe Form eines umgedrehten Dreiecks, dessen beide oberen Ecken weit nach hinten reichten. Ganz nützlich, denn so konnte man etwas mehr von seiner Umgebung sehen. Unter der Maske glimmten zwei ovale Ringe entgegen, die Augen ihres Kameraden.
„Ja, ich weiß Larek, aber... ich bin so aufgeregt! Ich war noch nie außerhalb der Flotte und das ist meine erste richtige Mission! Und ich sehe die anderen Rassen mal hautnah!“
Der als Larek angesprochene musste kurz heftig lachen, auf Grund der Helme klangen die Stimmen beider (und fast jedes anderen Cyktarianers auch) etwas blechern und leicht verzerrt. Er war schon ein paar mal draußen gewesen und kannte sich deswegen natürlich auch viel besser aus als sie.
„Erste Mission....“ Er konnte sich ein weiteres lautes Auflachen nicht verkneifen. „Das klingt, als wärst du in einer Spezialeinheit unterwegs. Wir gehen doch nur einen kleinen Botengang machen und kaufen anschließend ein paar Ersatzteile beim nächsten Schrotthändler. Kein großes Ding, und dir wird es bestimmt gefallen, mal draußen zu sein. Vielleicht lassen wir sogar dich die Preise aushandeln, aber wehe du lässt dich über's Ohr hauen, ja?!“ Er lachte erneut und sah Zina anscheinend ziemlich amüsiert an, den Gesichtsausdruck konnte sie jedoch nur erahnen.
„Das ist voll gemein von dir!“ Sie verschränkte trotzig ihre Arme. „Spiel es nicht so runter. Kael verriet mir letztens, du hättest bei deinem ersten Ausflug vor Angst in deinen Anzug gepinkelt, als ein Shazz'Ar Dar dich angesprochen hat!“ Bei der Vorstellung daran konnte Zina einen Lachanfall nicht unterdrücken. Sie hatte schon Tränen gelacht, als Kael es ihr erzählt hatte, aber es war noch immer genauso witzig, zumal der Herr nun vor ihr stand und anscheinend sprachlos war. Nachdem sie sich wieder langsam beruhigt hatte, ergriff Larek dann doch das Wort.
„Der gute Kael soll dir nicht immer solche Lügengeschichten erzählen. Vielleicht wird er auch nur alt, und verwechselt ein paar Dinge.“ Seine Stimme klang nicht gerade fröhlich, Zina merkte, dass ihm das mehr als peinlich war und die Geschichte wohl tatsächlich stimmte. Sie musste erneut kichern „Auf jeden Fall hab ich mich nicht nass gemacht! Obwohl es echt unheimlich war, den Shazz'Ar Dar zu, naja, zu hören.“
Zina legte fragend ihren Kopf schief, verstand dann aber was er meinte.
„Die reden per Telepathie oder wie war das? Ich kann mir das gar nicht richtig vorstellen.“
„Das muss man denk ich mal einfach erlebt haben. Es ist einfach – ähh – eine Stimme in deinem Kopf, die zu dir spricht. Sie ist sehr ruhig, klar. Das ist noch das kleinste Übel an der Konversation mit ihnen.“ Er machte eine kurze Pause, wo er etwas tiefer Luft holte. „Ihre Augen, sie haben vier, sind so unnatürlich. Man sagt, sie können in dich hinein sehen, so tief, wie es keine andere Spezies oder Wesen kann, und deine Seele alleine mit ihrem Blick berühren.“ Er lachte kurz, klang dabei jedoch sichtlich nervös.
„Oh, das klingt gruselig.“ Sie schüttelte es bei dem Gedanken daran, wie sich die Augen eines Shazz'Ar Dar direkt in ihr Innerstes bohrten und ihre geheimsten Geheimnisse ergründete.
„Ist wahrscheinlich alles nur ein Märchen. Sie haben einfach wesentlich mehr Lebenserfahrung. Die werden ja schließlich ziemlich alt.“
„Ähm, ich weiß ni-“
„Keine Panik, meine Liebe. Die sind wirklich in Ordnung. Lass uns Kael aufsuchen, mit dem hab ich eh noch eine Rechnung zu begleichen. Außerdem dürfte bald der Sprung zu Ende sein.“
Ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten erhob sich Larek, schritt zur Tür, bediente das Steuerungsmodul, welches sie öffnete und trat hinaus. Die Außerirdische folgte ihm kommentarlos.
Sie durchquerten einen engen Korridor, dessen metallischer Boden jeden Schritt der beiden mit einem Scheppern beantwortete. Die Maschinen des Raumschiffs waren hier deutlich lauter als im Mannschaftsquartier, welches eine schwache Geräuschdämmung besaß, man konnte sie lautstark rasseln und arbeiten hören. Zina war eine Cyktarianerin, sie hatte sich an diese grauenhaften Melodien gewöhnt. Das war für sie 'Stille'.
Der Weg war nicht lang, keine zehn Meter weiter standen sie auch schon vor der nächsten Schiebetür, die sie direkt ins Cockpit führe. Sie gab mit einem leisen Zischen den Weg frei und die beiden traten in den engen Raum. An der Spitze des Cockpits saß für gewöhnlich der Pilot in einem dunkelbraunen Sitz, vor ihm zahlreiche orangefarbene Armaturen, für Zina ein unüberschaubares Chaos. Sie hatte bisher noch keinen Flugunterricht gehabt, dafür war sie zu jung. Derzeit konnte man aus den Frontscheiben des kleinen Transporters nichts sehen außer dunkelblaue Wellen, die gleichmäßig über das Glas schwebten. Ein Indiz dafür, dass sie sich noch im Phasensprung befanden. Hinter dem Pilotensitz befanden sich zwei weitere dunkelbraune Lehnsessel, mit mindestens genau so vielen blinkenden Leuchten. Belustigt musste Zina sich an früher erinnern,
wo ihr Vater zum ersten Mal ein Schiff genauer von innen zeigt. Alles so groß, so mysteriös, so wunderbar! Das Cockpit, eine einzige Lichterwelt! Er setzt Zina auf einen dieser Drehstühle, und sie kann nicht anders als mit einem frechen, verborgenen Grinsen den Stuhl mit einem Fuß anzuschieben, so dass er sich langsam um die eigene Achse dreht. „Wuiii!“ Schnell nimmt der Stuhl immer mehr Geschwindigkeit auf, sie hört ihren Vater noch belustigt rufen: „Haha, übertreib es nicht, meine Kleine! Nicht dass du mir deinen Anzug vollkotzt.“ Pah! Sie hält das schon aus! Nach einer kleinen Fahrt hält das improvisierte Fahrgeschäft an und Zina hüpft vom Stuhl. Woah, wieso bewegt sich die Welt so komisch unter ihren Füßen?! Sie trappelt ein bisschen nach links, versucht das Gleichgewicht zu behalten, und knallt direkt mit dem Kopf an eine Metallwand. Ein Glück, dass sie den Helm aufgehabt hat, sonst hätte ihre Nase den Aufprall bremsen müssen. Die kleine Außerirdische kann sich nicht mehr auf den Füßen halten und landet unbeholfen mit dem Hintern auf dem Boden. „Auuuuuuuuuuu!“ Sie reibt die Stelle des Helms, mit der sie kollidiert ist, und sieht traurig zu ihrem Dad hoch, der sie vom Boden aufhebt und in seine Arme drückt. Sie umarmt ihn, legt ihren Kopf an seine Brust. Bei Daddy ist alles in Ordnung. Kein Schmerz. Kein Leid. „Hat es meine kleine Zina wieder übertrieben, hm? Na, lassen wir diesen Ausflug sein und gehen deiner Mutter mal ein bisschen auf die Nerven? Nicht, dass sie sich noch Sorgen um uns macht.“ Er lacht, sie spürt trotz des Anzugs seine Wärme. Bei Daddy ist die Welt schön.
„Oh kommt mich da wer besuchen?“ Kaels tiefe Stimme riss Zina aus ihren Erinnerungen. Er hatte sich im Pilotensitz zu ihnen umgedreht und musterte die Beiden. Sein Anzug war dunkelrot. Das Mädchen liebte ihren Onkel, er war schließlich der Förderer einiger ihrer Lieblingshobbys: Comics lesen und Musik. „Hi Onkelchen! Duuu, sag mal, können wir vielleicht ein bisschen-“ Larek fiel ihr jedoch ins Wort.
„Kael! Du kannst doch nicht solch peinliche Geschichten von mir erzählen? Das ist sehr unhöflich!“
„Ach Larek, stell dich nicht so an. Zina ist so aufgeregt und ich dachte, dass ich -“
„Du hättest ja zumindest mich mal davor fragen können!“ Larek wurde etwas lauter. Zina verstand nicht, weswegen er sich so echauffierte.
„Beruhige dich, Larek. Es ist doch nur eine kleine Geschichte, und Geschichten machen uns zu dem, was wir sind. Keiner wird dich deswegen weniger mögen.“ Seine leuchtenden Augen verharrten ruhig auf seinem Gegenüber und tatsächlich schien jener langsam sich zu beruhigen.
„Entschuldigung, Kael.“
„Angenommen. So mein Liebes, was wolltest du?“ Seine Blick ruhte auf ihr, seine Stimme noch immer gewohnt freundlich. Eben ihr Onkel! Er besaß einen unglaublichen Geduldsfaden und sie hatte ihn noch nie wirklich wütend erlebt.
„Ich wollte fragen, ob wir auf dem Markt ein bisschen uns umsehen können? Weil ich hab von Daddy ein bisschen Geld bekommen und da dachte ich, ich könnte mal... du weißt schon! Was Mädchen normalerweise tun, wenn sie nicht in Schiffe eingesperrt sind! Shoppen!“
Kael grinste, sie erkannte es an der typischen, leichten Krümmung seiner Augen. Er lächelte viel. „Natürlich. Comics? Wenn ja zeig ich dir mal das Geschäft, wo ich dir immer welche gekauft habe, wenn ich das nötige Kleingeld dabei hatte. Zum Glück ließ der Besitzer, ein Mensch, dort immer mit sich verhandeln. Ein guter Mann.“
„Ein Mensch ein guter Mann? Die sind so aggressiv, dass sie sich fast selbst ausgerottet hätten!“ Empörung lag in Lareks Stimme. Schon wieder ging es auf eine Diskussion hinaus, Zina ließ sich genervt in einen der beiden freien Stühle fallen.
„Verschieben wir das auf ein andermal, okay?“ Danke, lieber Onkel! Danke!
„Zina, der Typ dort hat im Übrigen auch tolle Musik, die dir bestimmt gefällt.“
„Was? Echt?! Wie cool!“
„Japp. Man kann den Menschen vieles nachsagen, aber tolle Musik haben sie auf jeden Fall.“
Als Kael endete, gab es kurz einen heftigen Ruck und der Transporter beendete den Phasensprung. Larek wurde davon überrascht, stolperte und lernte den Metallboden etwas näher kennen.
„Nichts passiert!“