NC17 - Pure Fantasy (Arbeitstitel)

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  • ohne große Rede - es geht weiter


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    „Ihre Wunden sind schon verheilt. Nur noch frische rosa Hautstellen zeugen von ihren Verletzungen!“, berichtete Gabriel als er aus Eve’s Zimmer kam und zu den anderen kam. „Wird aber auch Zeit. Wir warten schließlich schon zwei Tage darauf, dass die beiden wieder zu Kräften kommen.“, motzte Daniel und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Lazarus hat viel Blut verloren, er braucht die Regenerationszeit genauso wie Eve.“, bemerkte Lenia und heimste einen fragenden Blick von Daniel ein.
    „Ach, jetzt ist es also schon Lazarus. Für mich wird er der Magier bleiben!“, protestierte er und wandte sich von Lenia ab.
    „Sei nicht so kindisch!“, mischte sich Gabriel ein. „Lazarus geht es wieder gut, ich war gerade bei ihm. Eve schläft gerade noch, aber ihr dürfte es soweit auch wieder gut gehen“, überlegte er laut.
    „Erstaunlich was so Vampire alles aushalten…“, brabbelte die Werleopardin vor sich hin und erntete gleich den nächsten skeptischen Blick von Daniel. „Was? Was hab ich jetzt schon wieder gesagt?“, wollte sie wissen.
    „Naja, um genau zu sein hat sie es nicht ausgehalten. Wir mussten ihr erst das Leben retten indem wir ihr Blut gegeben haben“, erwiderte Daniel. „Außerdem können wir Gestaltwandler bestimmt genauso viel einstecken!“
    „Stellt euch mal vor, sie wäre gestorben.“, warf Gabriel ein. „Wer wäre dann unser neuer Meister?“
    „Das wäre dann vermutlich ich!“, warf Daniel ein. „Die Reihenfolge ist logisch. Der Kerl, der Eve getötet hätte, wäre der neue Nimir-Raj geworden, aber da ich ihn getötet habe, wäre dann wohl ich Anführer des Rudels geworden.“, grinste er breit.
    „Klar, Daniel der Nimir-Raj…“, spottete Lenia. Offensichtlich wollte sie es sich heute mit Daniel verscherzen.
    „Du solltest lieber deinen Mund halten. Wenn ich erst Nimir-Raj bin, hast du nichts mehr zu lachen!“
    „Daniel, wie redest du denn? Das ist nicht lustig.“
    „Das meine ich auch nicht lustig. Ich hätte die Gelegenheit nutzen können und Eve von ihren Leiden befreien, denn wer nicht auf sich selbst aufpassen kann, der kann uns erst recht nicht beschützen!“, gab er zu bedenken.
    „Sag sowas nicht. Die Vampirlady ist eine bessere Anführerin als alle bisherigen. Sie knechtet uns wenigstens nicht. Sie schlägt uns nicht, sie befiehlt uns nicht, sie ängstigt uns nicht, sie quält uns nicht!“, fauchte Gabriel wobei sein halbes Leopardengebiss zum Vorschein kam.


    „Wartet nur ab, jeder war freundlich am Anfang, bis sie merkten, dass man mit uns alles tun kann. Warum sind wir auch so dumm und hören auf einen einzigen Anführer? Wieso folgen wir ihnen, wieso gehorchen wir ihnen?“, wollte Daniel wissen und starrte gespannt zu den anderen.
    Die zwei angesprochenen Gestaltwandler tauschten kurze Blicke und antworteten. „Na, weil sie uns sonst töten, du Idiot! Wir haben gar keine andere Wahl! Außerdem sind wir ohne Anführer aufgeschmissen.“
    „Ja klar… wir sind doch keine hilflosen Babies. Wir brauchen doch keinen Anführer und schon gar keine Nimir-Ra wie Eve.“
    Gabriel schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte nicht glauben, welche Worte über die Lippen seines Freundes, seines Bruder kamen.
    „Du bist so dumm, Daniel, so dumm. Überleg doch mal. Sie ist ein Vampir, ein Blutsauger. Sie wird ewig leben, wenn wir ihr dabei helfen. Mit jedem Jahr wird sie stärker und stärker. Sie ist jetzt schon unglaublich mächtig, aber gegen eine Horde Ghuls hätte selbst der Stärkste keine Chance.
    „Ach nein? Und wie konnten wir dann die Ghule in Stücke reißen? Wie konnten wir gegen sie bestehen?“
    „Du hast dir deine Frage bereits beantwortet, WIR waren es und nicht DU. Wir waren eine Gruppe. Außerdem musst du zugeben, dass wir unverschämtes Glück hatten.“
    „Ich möchte nicht weiter darüber sprechen“, wehrte Daniel ab und drehte sich von den anderen wieder weg nur um sich im selben Moment wieder um die eigene Achse zu drehen, als sich die Zimmertür von Eve öffnete.


    Gesund sah anders aus, aber was erwartet man von einem Vampir? Die Bezeichnung lebender Toter ist abgesehen von den Zombies vermutlich die zutreffenste Beschreibung, die man wählen konnte. Die Werleoparden erschraken nicht, als sie die zusammengefallene Haut, die hervorstechenden Wangenknochen und die intensiven Augen von Eve erblickten. Ihre Reißzähne stachen hervor wie ein schwarzer Fleck auf weißem Grund. Was hatten sie denn erwartet? Eine Kirschblüte? Vampire sahen alle so aus als würden sie jeden Augenblick tot umfallen. Tot eben. Vampire sahen tot aus. Das Einzige was die verdammten Blutsauger gut aussehen lässt ist eine frische Portion Blut und ihre verdammte Kunst den Verstand Anderer zu vernebeln. Die Antwort auf alle ungelösten Fragen – Verstand vernebeln! Wie schaffte Eve es im einen Moment an der Tür zu stehen und einen Wimpernschlag später direkt vor ihrem Gegner zu stehen? Verstand vernebeln. Sie lässt den Gegner nur sehen was er sehen soll, was sie erlaubt ihm zu sehen. Sobald sie die Position gewechselt hat und das Opfer nicht mehr reagieren kann, wird die Vernebelung gelöst und… Überraschung, der Vampir steht vor einem und rammt seine Beißer in den Hals.
    Lenia, Daniel und Gabriel zögerten einen winzigen Augenblick der Ungläubigkeit, ehe sie aufsprangen und sich auf je einem Knie vor ihre Meisterin knieten.
    „Wieso seid ihr alle nackt?“, wollte Eve wissen während sie ihre Werleoparden musterte.
    „Wir waren jagen.“, antwortete Gabriel für die Gruppe ohne vom Boden aufzusehen.
    „Na klasse. Was habt ihr erbeutet?“
    „Drei Schafe, meine Gebieterin!“, antwortete Lenia, den Blick starr auf ihre bloßen Füße gerichtet.
    „Wo sind die Tierkadaver?“, wollte Eve wissen und erhielt keine Antwort.
    „Wo die Tierkadaver sind, fragte ich!“, wiederholte sie ihre Frage fast schreiend.
    „Im Zimmer, im Zimmer hinter uns.“, antwortete Daniel.
    „Prima!“
    „Wir wollten sie auf der Wiese fressen, aber der Bauer kam und wir hätten entweder den Bauern töten oder die Beute zurück lassen müssen!“, rechtfertigten sie sich.
    „Wenn ich eure Meinung hören wollte, dann hätte ich danach gefragt. Das Warum interessiert nicht. Die Frage ist, in wessen Haus sind wir eigentlich und wann wird diese Person wieder hier sein?“
    „Das ist Philleas‘ Haus. Er war euch noch einen Gefallen schuldig und so haben wir ihn – bevor wir hier her kamen – darum gebeten, dass er uns sein Haus für ein paar Tage überlässt. Als Versteck.“


    Bevor jedoch Eve oder einer der Werleoparden etwas Weiteres sagen konnte, ging die Tür zu einem Nebenzimmer auf und Lazarus trat ein.
    „Mein Gott wie soll man bei dem Krach in Ruhe nachdenken können?“, fragte er leicht genervt, blickte dann überrascht, als er Eve sah. Einen Moment lang glaubte er einen Tagtraum zu sehen, da Eve für einen Wimpernschlag mehr tot als lebendig aussah, aber dann lächelte sie ihn wieder mit ihrem typischen schönen Lächeln an und sie sah wieder so wundervoll wie immer aus. Mit dem Unterschied aber, das sie noch blass war. Jedenfalls blasser als sonst.
    Die Überraschung hatte er schnell abgeschüttelt und Freude durchströmte den Magier. „Gut zu sehen Eve, das du wieder auf den Beinen bist.“
    „Danke“, sagte Eve nur und ihr Blick ging wieder zu den Werleoparden. Lazarus seufzte, als er die nackten Drei sah. „Habt ihr schon wieder eure Kleidung zerrissen? Na gut, also noch einmal etwas herzaubern. Passt aber jetzt besser auf. Ich kann mich nicht jedes Mal darum kümmern.“
    Daniel schenkte ihm nur einen bösen Blick, während Lenia und Gabriel dankend nickten. Die Werleoparden hatten sich wieder erhoben und zogen schnell die neuen Sachen an.
    „Eve ich muss mit dir sprechen …“, rückte Lazarus nach einigen Momenten heraus. Sie sah ihn mit einem ernsten Blick an. „Ja das denke ich auch mein guter Lazarus. Daniel, Gabriel, Lenia? Verschwindet sofort!“
    Die drei Werleoparden zogen sich schnell aus dem Raum zurück und dann waren der Magier und die Vampirlady allein. Bedrückende Stille legte sich über beide, bis endlich Lazarus wieder sprach.
    „Das was passiert ist Eve, es tut mir Leid…“, jedoch bevor er weiter sprechen konnte wurde er ungestüm von ihr unterbrochen. „Sag mal weist du eigentlich was genau du getan hast?! Verdammt noch mal! Weist du, dass du jetzt mein Diener bist!?“
    Schweigen. Wieder sagte Lazarus für einige Augenblicke nichts. Dafür lagen in seinen nächsten Worten mehr Entschlossenheit als jemals zuvor es Eve gehört hatte.
    „Ja ich weis was ich getan habe Eve. Ich habe verflucht noch mal dein Leben gerettet! Aber jetzt lass mich ausreden!“ Mit einer wilden Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab, als sie wieder was erwidern wollte.
    „Es tut mir Leid Eve, alles. Ich hätte dich damals nicht bitten sollen mit mir zu reisen. Verdammt, ich hätte schon damals in der Taverne mich nicht auf dich einlassen sollen. Versteh es nicht falsch bitte, aber nur meinetwegen bist du und wahrscheinlich dein ganzer Vampirclan in solchen Schwierigkeiten geraten. Ich hoffe du kannst mir vergeben wegen mir solche Schmerzen erlitten zu haben.“
    Lazarus seufzte uns sah kurz Gedanken verloren auf einen Punkt hinter Eve. Etwas wichtiges beschäftigte ihn sehr, das sah die Vampirin.
    „Was meintest du mit Schwierigkeiten für meinen Clan? Meinst du jetzt Damian?“, fragte sie nach kurzem zögern.
    Lazarus nickte. „Ja ich glaube ich weis was los ist. Ich bin dir und Damian für das was ihr für mich getan habt mehr als dankbar. Aber ich frage mich, ob es das Wert ist, denn das was auf uns wartet scheint größer … und schlimmer zu sein als ich dachte. Ich habe wahrscheinlich euer aller Untergang damit besiegelt, weil ihr mir geholfen habt. Zuerst wollte ich es nicht wahr haben aber dann …“
    „Hat es etwas damit zu tun, was du in den Katakomben gesehen hast? Gabriel hat mir erzählt wie du total geschockt fast zusammengebrochen bist.“
    Zur Bestätigung nickte er, sprach aber nicht weiter. „Herr Gott noch mal jetzt sag mir was los ist!“, fuhr Eve ihn an und Lazarus zuckte zusammen. „Entschuldige … nun bitte, sag mir was los ist.“
    Lazarus holte noch mal tief Luft und begann zu erzählen.
    „Du erinnerst dich doch daran, warum Damian noch mal zur Hauptstadt gereist ist? Der Sünder-Dämon hatte von Beckensteins Namen erwähnt und ich hatte mir meine Gedanken dazu gemacht. Zuerst glaubte ich, dass er die Dienste eines Beschwörers oder dergleichen in Anspruch genommen hatte. Flüchtig kam mir der Einfall, dass er vielleicht eine der drei Schriftrollen gefunden hatte, aber das verwarf ich wieder schnell.
    Dann wurden wir hier von Untoten überfallen, als Rache ihres Meisters, da wir den Vortex-Dämon wieder zurück in die Abgründe geschickt hatten. Da wurde mir klar das da mehr dahinter stecken musste als ich bisher ahnte. Aber was ich dann unten in der Kammer erfuhr … das … nun ja … es war überraschend und schrecklich zugleich. Es ist kein Mensch der hinter all dem steckt, ich glaube Lord Cappla ist nur eine Marionette in einem Spiel.
    In der Kammer traf ich den Dämon, der für das verschwinden meiner Schwester verantwortlich ist. Genau den Dämon, den ich damals frei gelassen habe. Er zieht die Fäden im Hintergrund. Ich hatte gerade einen seiner Jünger überrascht und er hat sich mir dann preisgegeben.“
    Lazarus schüttelte den Kopf. Er konnte immer noch nicht glauben was passiert war.
    „Dieser Dämon … er sagte mir das er irgendetwas plant. Irgendetwas mit dem Ende der Welt. Typisches Dämonengerede. Aber es scheint, als scharrt er Anhänger um sich um in unserer Welt Einfluss zu nehmen und Dinge zu erledigen, er selber ist Gott sei dank noch nicht Körperlich präsent. Wer weiß? Vielleicht hat von Beckenstein wirklich eine der drei Schriftrollen um ihn zu dienen. Ich hoffe es nicht. Jedenfalls ist Damian in größter Gefahr. Wir müssen ihn irgendwie warnen. Gleichzeitig aber muss ich die anderen Schriftrollen finden!“
    Lazarus setzte sich und schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe das Gefühl, dass uns die Zeit davon rennt Eve.“
    Stille legte sich wieder über die beiden und Lazarus sagte noch mit gebrochener Stimme: „Mein Gott, diese Ausgeburt der Hölle ist mir dankbar für seine Befreiung.“

  • Yay Fortsetzung.


    Ist Ja schon n weilchen her, dass ihr was geschrieben habts aber ihr habts sicher nen guten Grund dafür gehabt.


    Fortsetzung super wie immer, auch wenn ich nicht ganz kapiere warum Eve "ihre" Werleoparden so anschreit. Die haben ja nichts falsch gemacht.
    Lazarus hat also jetzt viel nachgedacht und das Rätsel gelöst. Große allumfassende Erklärung die ihr da reingepackt habts.


    bin ja schon gespannt was die als nächstes machen wollen.


    so long
    Sek

  • Nette Fortsetzung. Ihr kennt ja die übliche positive Kritik -- besonders gut gefiel mir das Gespräch zwischen den drei Werleoparden --, also komme ich mal gleich zu den Dingen, die mich stören.


    Also erstens diese Aussage hier:


    „Hat es etwas damit zu tun, was du in den Katakomben gesehen hast? Gabriel hat mir erzählt wie du total geschockt fast zusammengebrochen bist.“


    Ich dachte, Eve schlief die ganze Zeit? Wie konnte Gabriel ihr dann was erzählen?



    Zweitens:


    Eve kommt mir von ihrer Art usw. viel zu kraftvoll vor - als hätte sie ein Nickerchen gehalten, um dann ihre Werleoparden zusammenzuscheißen.
    Ich hätte erwartet, dass sie noch viel zu kraftlos ist, kaum stehen kann und sich erstmal hinsetzt und zuhört, was passiert ist.



    Drittens:


    "Einen Moment lang glaubte er einen Tagtraum zu sehen, da Eve für einen Wimpernschlag mehr tot als lebendig aussah, aber dann lächelte sie ihn wieder mit ihrem typischen schönen Lächeln an und sie sah wieder so wundervoll wie immer aus. Mit dem Unterschied aber, das sie noch blass war. Jedenfalls blasser als sonst."


    Warum ist das so? Täuscht Eve ihn absichtlich? Oder ist Lazarus einfach nur etwas weich in der Birne?



    Viertens:


    Mir wurde diese Sache mit dem Biss etwas zu kurz gehalten: Lazarus hat sich von Eve beißen lassen und ist jetzt ihr Diener?
    Warum wird er nicht selbst zum Vampir?
    Was hat das alles für Folgen? Hat Eve jetzt unbegrenzte Kontrolle über ihn?


    Mir kommen diese Handlungsweisen etwas suspekt vor. Auch, dass Lazarus sofort in die Zukunft schaut und das weitere Vorgehen plant und nicht erst noch kurze Zeit in der Vergangenheit schwelgt, wie
    "blablabla, wir müssen uns noch ein wenig ausruhen, bevor alle Wunden verheilt sind, bla. Erst dann können wir losziehen, blablabla..." (Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine ^^)
    Ist außerdem unlogisch, auch wenn Eve eine Vampirin ist, dass ihre Wunden innerhalb von zwei Tagen sofort verheilen.



    Vielleicht klären sich meine Fragen noch und ihr greift meine Kritik ein wenig auf - freue mich jedenfalls wie immer auf die Fortsetzung.

  • Eve wusste nicht, auf welches der aufkeimenden Gefühle sie sich einlassen sollte. Hatte sie überhaupt eine Wahl? Wohl eher nicht. Wut wurde zu Zorn, Angst wurde zur Panik und die ursprüngliche Sympathie gegenüber Lazarus verschwamm zu einem unerklärlichen Etwas. Empfand sie mehr für ihn, jetzt nachdem er das alles auf sich genommen hatte? Nachdem er ihr das Leben und praktisch seines geschenkt hatte? Oder empfand sie weniger für ihn, nachdem er dafür verantwortlich ist, dass ihr Clan unter der Führung von Damian anfängt zu schwinden? Er opfert sein Blut um ihr das Leben zu schenken und gleichzeitig hat er bereits indirekt einige von Eve’s Brüdern und Schwestern auf dem Gewissen. Wenn sie nicht schnell handeln würden, würde Damian vermutlich ebenfalls sterben und der Clan würde komplett zerfallen und sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.
    „Wir schicken die Gestaltwandler in die Hauptstadt. Sie werden den Weg in kurzer Zeit zurücklegen können und Damian aufspüren. Sie sollen ihn warnen. Wir suchen weiter nach den … verdammten…Schriftrollen!“, meinte sie mit zusammen gebissenen Zähnen.
    „Ich hoffe du hast eine Idee, wie wir deinem Dämon den Gar ausmachen, denn im Umgang mit Welt zerstörenden Dämonen bin ich nicht sonderlich erfahren!“, zischte sie verärgert und eilte zu der Zimmertür, hinter der die Werleoparden verschwunden waren.
    Ohrenbetäubend knallte die Tür auf und die Gestaltwandler zuckten zusammen. „Ihr drei rennt so schnell wie möglich auf direktem Weg in die Hauptstadt. Spürt Damian auf und warnt ihn vor einem Dämon. Sagt ihm, der Dämon mit dem wir es zu tun haben ist gefährlicher als der Vortex-Dämon. Er soll sofort zurück zum Schloss kommen. Nein, bittet ihn darum und gebt ihm keine Befehle!“, forderte Eve die drei Gestalten vor sich auf.
    „Ach und lasst euch von Nichts und Niemandem aufhalten!“, fügte sie hinzu woraufhin die Werleoparden sich mit gemischten Gesichtsausdrücken gegenseitig begutachteten. Im Klartext hatte sie ihnen befohlen Alles und Jeden zu töten, der ihnen in die Quere kam. Sie nickten bestätigend und fingen einen Wimpernschlag später an zu zittern. Sie fletschten die Zähne und sahen so aus als müssten sie sich zurückhalten dem Magier und der Vampirlady nicht sofort an die Kehle zu springen. Fell spross aus sämtlichen Poren und die Gliedmaßen wurden kräftiger. Die eben frisch angelegte Kleidung riss und glitt in Fetzen zu Boden. Die Werleoparden sahen blutrünstig und brutal aus. Die kräftigen Kiefer standen weit hervor und bildeten neben den unerbittlichen Augen und den überdimensionalen Krallen das angsteinflößendste Bild, dass der Magier wohl jemals neben dem Dämon zu Gesicht bekommen hat.
    „Verschwindet!“, befahl Eve und erntete ein markerschütterndes Knurren. Die Gestaltwandler verließen das Haus und würden den Befehl ausführen oder sterben. Sie hatten nicht einmal danach gefragt warum sie dem Meistervampir das ausrichten sollten, aber so waren sie eben.
    Die Vampirlady wirbelte wieder zu Lazarus herum, der immer noch auf seinem Stuhl saß. Ihre Kiefermuskeln zuckten unter ihrer Haut, während sie den Magier anstierte und die richtigen Worte suchte. So zornig hatte er das hübsche Mädchen wohl noch nie erlebt. „Wir machen uns nach Sonnenuntergang auf den Weg. Du solltest dich ausruhen und dafür sorgen, dass du Abmarschbereit bist! Die Diener-Geschichte werden wir zu einem späteren Zeitpunkt besprechen!“, keifte sie und verschwand wieder in ihrem Zimmer.


    Lazarus ließ Eve für den Rest des Tages allein. Da war ein unwirkliches Gefühl was ihn in ihrer Gegenwart bedrückte. Sie war stocksauer, das spürte er deutlich und trotzdem, irgendwie war da noch etwas anderes …
    Er war also in der Stadt unterwegs um noch einige Besorgungen zu machen. Zweimal schaute er beim Alchemieladen vorbei und er war versucht den verzauberten Kompass zu verkaufen. Jedoch tat Lazarus es nicht. Wer weiß? Vielleicht mochte er noch einmal nützlich sein.
    So hatte der Magier noch Kleinigkeiten eingekauft und auch zusätzlich wieder mit seinen Fähigkeiten Geld verdient, bis die Sonne sich am Abend gen Westen neigte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Nacht herein brechen würde und dann … dann würde die Reise weiter gehen.
    Auf dem Weg zurück zum Versteck dachte er noch einmal gründlich über alles nach. Warum hatte er Eve gerettet? Aus Verbundenheit? Schuld? Beschützerinstinkt? Oder einfach nur aus Freundschaft? Diese Fragen konnte er sich nicht gänzlich beantworten, aber Lazarus war sich sicher, keine weiteren Unschuldigen mit in diese Sache hinein zu ziehen.
    Diese Sache … bei dem Gedanken daran, was er erfahren hatte und was er sich zusammengereimt hatte verzog er sein Gesicht zu einen grimmigen Lächeln. Was hatte dieses Monster nur vor? Und warum griff es Damian und die Vampire an? Wollte es etwa nichtmenschliche oder magisch begabte Wesen bekämpfen um dann nur noch sich mit den eigentlich schwachen Menschen herumschlagen zu müssen?
    Ein düsteres Bild zeichnete sich da ab und an all dem war er Schuld, da er die Siegel damals gebrochen hatte um das Buch zu öffnen.
    „Nein“, erklang die leise Stimme der Vernunft in seinem Hinterkopf. „Du konntest nicht wissen was geschehen würde. Selbst Vater hatte nicht gewusst, das dieses Buch eigentlich ein Gefängnis war.“
    Der Gedanke spendete Trost, wenn auch nur wenig. Selina war das erste Opfer des Dämons und weiß Gott wie viele Opfer er bis jetzt schon gefordert hat. Aber Lazarus würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Er schwor sich, die letzten beiden Schriftrollen zu finden und dann mit deren Hilfe nicht nur seine Schwester zurück zu holen, sondern auch diese verdammte Ausgeburt der niederen Welten zu vernichten.
    Glücklicherweise hatte er die erste Schriftrolle endlich komplett übersetzen können. Finsteres Wissen war darin verborgen, genauso wie Geschichten und Legenden über das alte Reich. Zudem gab es Anhaltspunkte, warum es untergegangen war. Es blieb ein Rätsel, warum der alte Magier auch die Geschichte seines Landes mit in den Schriftrollen verewigte. Sollte es eine Warnung sein, sich niemals mit den schwarzen Künsten einzulassen? Wie weit müsste aber nun Lazarus selber gehen, um sein Ziel zu erreichen? Fragen … nichts als Fragen und nur so wenig Zeit um die Antworten zu finden.
    Schnell schritt er durch die Tür in das Haus hinein, wo schon Eve wartete. Sie hatte alles zusammengepackt und schon die Pferde geholt, die vor dem Versteck warteten. Der Magier und die Vampirlady tauschten nur ein paar stumme Blicke aus, ehe sie dann das Haus verließen und langsam aus der Stadt hinaus ritten. Nach dem die Stadtgrenze passiert war, galoppierten sie weiter Richtung Süden, entlang der Küste. Es war eine sternenklare Nacht und das Meer rauschte angenehm. Die Luft schmeckte salzig und ein seichter Wind wehte vom Meer hinauf.
    Dank des Mondscheins war es Eve möglich, Lazarus sprechen zu sehen.
    „Eve? Was deine Frage angeht … wenn wir die Schriftrollen alle haben, werde ich eine Möglichkeit finden den Dämon aufzuhalten, koste es was es wolle.“


    „Ja, sicher wirst du das!“, sagte sie resigniert und wollte nicht weiter über dieses Thema reden. Allein der Wunsch nicht weiter darüber zu sprechen war völlig abstrus, da sie den ganzen weiteren Weg nur auf sich nahmen, um an die Schriftrollen zu gelangen, mit deren Hilfe sie den Dämon vernichten werden.
    Lazarus war nicht in der Stimmung etwas darauf zu erwidern und so ritten sie wortlos weiter durch die kalte Dunkelheit. Ein ausladendes Gähnen schlich sich auf das Gesicht des Magiers und zu seinem Pech entging nichts den wachsamen Augen seiner Gefährtin, seiner Meisterin.
    „Du bist müde?!“, stellte sie fragend fest und zog eine Augenbraue nach oben. „Ich habe dir geraten dich auszuruhen! Ich habe nicht vor eine Pause einzulegen und schon gar nicht irgendwo ein Zelt aufzuschlagen!“, fuhr sie ihn an ohne in seine Augen zu sehen.
    „Das nächste Mal werde ich dir befehlen müssen, dass du dich ausruhst. Willst du das? Vermutlich nicht?“
    „Nein, das will ich nicht und anstatt mich mit Schweigen zu bestrafen oder mich ständig anzublaffen könntest du ein wenig Dankbarkeit zeigen!“, erwiderte Lazarus scharf.
    „Tja, aussuchen kannst du es dir jetzt jedenfalls nicht mehr. Wenn ich will, kann ich dich absitzen lassen und du musst neben deinem Pferd laufen. Außerdem habe ich nicht darum gebeten, dass du mir das Leben rettest.“
    „Vermutlich lag es daran, dass dir die unzähligen Verletzungen die Kraft zum sprechen geraubt haben. Und ich wusste was ich da tue. Die Werwölfe haben mich darüber aufgeklärt, bevor ich dich hab trinken lassen. Wieso macht es dir so viel aus, dass ich jetzt unter deinem Befehl stehe?“, wollte der Magier wissen, während er immer zwischen der Straße und Eve den Blick wechselte.
    „Ich möchte einfach nicht für jemanden verantwortlich sein.“, log sie. In Wahrheit war der Grund für ihren Ärger ein ganz anderer, aber wenn sie Lazarus nichts davon erzählte, würde er es vielleicht nicht erfahren.
    „Du bist nicht für mich verantwortlich. Solange du mir nichts befiehlst kann ich in eigener Verantwortung handeln.“, erwiderte er keck.
    „So einfach ist das nicht. Ich muss es dir nicht mal Dinge ausdrücklich befehlen. Es reichen schon Kleinigkeiten wie z.b. mach die Tür auf.“, antwortete sie.
    „Du hättest keine andere Wahl als die Tür zu öffnen. Ab sofort muss ich immer aufpassen was ich sage, verstehst du?“
    „Ja, das verstehe ich.“, gab er mit gesenktem Kopf zurück. Die Dienerschaft hatte er sich SO nicht vorgestellt, aber jetzt war es bereits zu spät. Er hatte ihr gern das Leben gerettet. Bereits nach diesen wenigen Wochen bedeutete ihm dieses Mädchen so viel, dass er für sich ins Fleisch schnitt und ihr sein Blut zu trinken gab.

  • Ich hoffe, ihr hetzt euch nicht mit der Fortsetzung der Geschichte, nur weil ihr länger nichts postet?
    Ich hab nämlich leider das Gefühl, dass dieser Teil der Geschichte nicht allzu geschmeidig verläuft.
    Auch finde ich, dass diese Gefühlsschilderungen nicht perfekt gelungen sind.
    Liebe neigt zwar dazu, alle Gefühle zu verstärken, so auch den Zorn Eves, aber man spürt irgendwie nicht diese Unsicherheit in Eve, ob da vielleicht mehr sein könnte.. außer halt, dass es narrativ erwähnt wird.


    Außerdem als kleine Randnotiz:

    Und ich wusste was ich da tue. Die Werwölfe haben mich darüber aufgeklärt, bevor ich dich hab trinken lassen.


    Hier sind doch sicherlich die Werleoparden gemeint, oder verwechsel ich etwas?


    Ich freu mich auf jeden Fall auf eure nächsten Fortsetzungen, um die Beziehungen zwischen Lazarus und Eve weiter zu entwickeln udn näher zu erläutern. : >

  • Die Zeit schritt quälend langsam voran. Der Mond wanderte über den Nachthimmel und spendete ein wenig Licht, während beide weiter schweigsam den Weg entlang ritten. Nicht unweit war das Meeresrauschen an der Küste zu hören, wie das Wasser immer wieder dem langen Strand entgegen brandete. Aber schon bald würde der Weg sie auf einen Pfad entlang einer Steilklippe führen, von wo aus sie oben einen wahrscheinlich umwerfenden Ausblick auf das Meer gehabt hätten, wäre es nicht Nacht.
    Als sein Blick nach links ging, sah er in einiger Distanz das silberne Abbild des Mondes auf dem ruhigen Wasser glitzern, hin und wieder unterbrochen von Wellen. Die Nacht war schön, es war ruhig, kaum Wolken am Himmel und trotzdem konnte er es nicht genießen.
    Die Ereignisse ließen ihn nicht los. Hatte Eve Recht? Hatte er zu voreilig gehandelt? Nein, beantwortete er diese Frage zum wiederholten male für sich selbst. Lazarus bereute seine Entscheidung nicht.
    Jedoch war diese Sache mit der Dienerschaft ein verzwicktes Problem. Warum Eve so Sauer auf ihn war konnte er verstehen. Dennoch kam es ihm ein wenig übertrieben vor. Aber so was lag anscheinend in ihrer Natur. Ein Lächeln zeigte sich kurz auf seinem Gesicht, als ihm der Gedanke kam, das Eve immer wieder für Überraschungen gut war. Und das seine Dienerschaft sich so schwierig gestallten könnte war unangenehmerweise auch überraschend.
    Lazarus dachte darüber nach. Sobald ein Vampir das Blut von jemandem getrunken hatte, erlangte er Kontrolle über sein Opfer. Blut spielt sowieso eine zentrale Rolle für Vampire. Es war ihr Lebenselixier, ihre Nahrung und ihr Makel zugleich. Durch Blut erlangten sie Macht. Mit Blut kontrollierten sie ihre Untergeben.
    Auf einmal machte es fast hörbar Klick im Verstand des Magiers. Natürlich! Warum war er nicht früher darauf gekommen? Vampire beherrschten zwar keine Magie im eigentlichen Sinne, aber mit Hilfe des Blutes erlangten sie Kontrolle über den Verstand ihres Opfers. Die parallelen zur Blutmagie mit ihren mentalistischen Aspekten waren nicht zu leugnen. Konnte es sein, das Vampire indirekt eine Art Blutzauber benutzten?
    „Eve?“
    Sie blickte weiter gerade aus und reagierte nicht. So stupste Lazarus sie sanft an der Schulter an, um ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Sie blickte ihn fragend an und dann eröffnete er ihr seine neuen Gedanken.
    „Weißt du, ich hab ein wenig über die Sache mit der Dienerschaft nachgedacht. So gesehen bist du meine Herrin dadurch geworden, das du mein Blut getrunken hast.“
    „Erinnere mich bitte nicht wieder daran, okay?“, unterbrach sie ihn kurz.
    „’Tschuldige. Mir kam da so ein Gedanke. Mit Hilfe des Blutes erlangt ein Vampir Kraft oder sogar Macht über seine Opfer, stimmt’s? Mir sind da gewisse Parallelen zur Blutmagie aufgefallen. Blutmagie ist urtümlich und kraftvoll, da sie ihre Macht aus der Lebenskraft selbst bezieht. Benutzt man Blut für bestimmte Zauber, kann man einige unvorstellbare Effekte erzielen.
    Man kann aber auch entsprechend Einfluss auf seine Opfer nehmen. Ähnlich wie ein Mentalist, kann auch ein Blutmagier die Gedanken desjenigen manipulieren, dessen Blut bzw. genauer gesagt dessen Lebenskraft er benutzt.
    Ich habe so das Gefühl, dass es bei Vampiren vergleichbar ist. Das ihr direkt irgendwie zugriff auf diese Lebenskraft nehmt mit allen damit verbundenen Konsequenzen.“
    Lazarus machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach.
    „Ich weiß nicht, vielleicht gibt es eine Möglichkeit, mich von dieser Dienerschaft zu lösen…“


    „Die Möglichkeit einer Beendigung der Dienerschaft gibt es in der Tat, aber das wäre vermutlich keine Option für dich.“, antwortete Eve nach einigen Sekunden der stillen Überlegung. Lazarus wartete noch kurz in der Hoffnung, dass Eve mehr darüber erzählen würde, aber nachdem sie offenbar vor hatte das Thema tot zu schweigen, stupste er sie erneut an.
    „Was ist denn, Lazarus?“
    „Was ist? Was soll schon sein? Ich möchte natürlich mehr über die Möglichkeit wissen. Du sagst mir, dass es eine Möglichkeit gibt und dann entscheidest du für mich, dass es keine Option sei. Verrate mir wenigstens über was wir hier sprechen und dann lass mich selber entscheiden!“, bat er in aufforderndem Tonfall. Eine unglaubliche Ernsthaftigkeit lag in seinen Augen und Eve wusste, dass sie es ihn tatsächlich selbst entscheiden lassen musste.
    „Erinnerst du dich an Albert?“, fragte sie plötzlich und Lazarus schien kurz verwirrt vom Themenwechsel.
    „Albert im Schloss der Vampire? Ja, ich erinnere mich, aber darum geht’s doch gerade nicht.“
    „Oh doch, darum geht es sehr wohl!“, fuhr ihn die Vampirlady scharf von der Seite an.
    „Albert war Damians menschlicher Diener und zwar für ganze 200 Jahre. Albert wollte zwar nicht aus der Dienerschaft austreten, aber da ein Vampir immer nur einen menschlichen Diener haben kann und Damian einen neuen für sich auserkoren hatte, musste Albert abdanken.“, erklärte sie.
    Zuerst wollte der Magier fragen was das mit seiner Situation zutun hat, aber bereits im nächsten Moment fiel der Groschen.
    „Aber Albert ist ein Vampir. Ich hab seine Fänge gesehen, er muss ein Vampir sein!“
    „Gut beobachtet und somit hast du dir die einzige Möglichkeit der Dienerschaft zu entkommen eben selbst offenbart. Zumindest die einzige Möglichkeit, bei der du lebend aus der Geschichte herauskommst.“
    Dem Magier entwichen sämtliche Gesichtszüge als seine Hoffnungen seinem Geist entschwanden.
    „Du meinst also ernsthaft, dass ich zum Vampir werden muss, damit du mir nichts mehr befehlen kannst?“
    „Tut mir Leid Lazarus, aber ich hab mir DAS HIER nicht ausgesucht. Jetzt weißt du deine Optionen. Dienerschaft, Vampir mit all den Vor- und Nachteilen oder den Tod.“


    Tolle Aussichten, die sich da ergaben. Dennoch wollte er nicht gleich alle Hoffnung begraben. Es schien in seinen Augen, als wäre Eve zu aufgebracht um über dieses Thema zureden. Denn sie war gar nicht auf seine Gedanken konkret eingegangen und irgendwie war ihm, als konnte er ihre Frustration förmlich spüren.
    So nahm Lazarus sich vor, später, wenn der Moment günstig ist, sie noch einmal darauf anzusprechen. Die Möglichkeit, sich mittels Magie oder gar der Blutmagie sich von dieser Dienerschaft zu lösen war einfach zu verlockend.
    Da gab es nur ein Problem: der Magier hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er das anstellen sollte. Einerseits brauchte er weitere Informationen von Eve, und leider wollte sie momentan nicht reden. Und andererseits war sein Wissen über Blutmagie sehr begrenzt, besonders im Zusammenhang der Geistesbeeinflussung. Nicht ohne Grund war dies eigentlich verbotenes Wissen. Man stelle sich vor, ein wahnsinniger Magier, der Könige seinen Willen unterwarf oder gar Dämonen aus den niederen Ebenen herauf beschwor…
    Aber da gab es noch die Schriftrollen. Sie bargen das dunkelste Wissen über Magie, das auf dieser Welt existierte. Vielleicht war in einer der dreien auch der Schlüssel zur Lösung dieses Problems verborgen.
    Lazarus seufzte. Mittlerweile setzte er verdammt viel Hoffnung in diese drei Rollen aus altem Pergament. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn die Antworten die er suchte nicht die Schriftrollen liefern würden. Eve wäre mehr als enttäuscht und er wäre am Boden zerstört und müsste mit seiner Suche wieder von vorn beginnen. Hatte er überhaupt noch die Kraft, noch mal so eine Suche zu beginnen?
    Mit Anstrengung schob der Magier den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das reiten. Sie schlugen nun ein schnelleres Tempo ein, um die Zeit die sie in der Hafenstadt verloren hatten, wieder etwas aufzuholen. Als schließlich der Morgen graute, ritten sie entlang des hohen Kliffs. Sobald die ersten Sonnenstrahlen im Osten über dem Meer auftauchten, hüllte sich Eve wieder in ihrem Reisemantel ein. Wiedermal sah sie so aus wie ein finsterer Streiter, vollkommen eingehüllt in schwarzen Stoff und das Gesicht tief unter der Kapuze verborgen, auf der Suche nach ahnungslosen Opfern. Als Lazarus an sich hinabblickte, stellte er fest, das er nicht viel anders aussah. Auch seine Kleidung war nun schwarz, jedoch war sein Reisemantel ohne Kapuze.
    Eve ritt schnell voran und steuerte in einen nahen Wald. So konnte er leider nicht den herrlichen Sonnenaufgang über dem Meer genießen. Schweigsam drangen sie tief in den Wald hinein, stets aber noch entlang ihrer Reiseroute, bis Eve an einer Lichtung halt machte.
    „Zeit auszuruhen.“, sagte sie knapp und Lazarus nutzte die Zeit um ein wenig zu schlafen.
    Es war das letzte mal, das er auf einen mit Gras bewachsenen Boden geschlafen hat auf ihrer Reise nach Kel-Morin. Denn als sie gen Mittag weiter ritten, veränderte sich die Landschaft zusehends. Das Land wurde rauer. Immer weniger Bäume zeigten sich und die Felder und Wiesen wurden karger. Schließlich machten selbst die letzten vergilbten Grashalme in Laufe einiger Tage nur noch trockenen Boden platz, der zum Landes inneren in Schutt und teils auch in Ausläufer von Sandwüsten sich veränderte.
    Es war sehr warm geworden und die Meeresluft, die beständig die Küste heraufwehte, die immer wieder zwischen langen Stränden und ausgedehnten Kliffs wechselte, schaffte eine angenehme Abkühlung. Doch die Vegetation war nicht gänzlich verschwunden. Kakteen zeigten sich immer wieder neben Dornenbüschen und Steppengras wuchs entlang der Stranddünnen.
    Lazarus hatte nicht mitgezählt wie lange sie nun genau unterwegs waren, doch schließlich erklommen er und Eve nach einer langen Rast den letzten Hügel, der den Blick auf ihr Ziel versperrt hatte.
    Dort am Horizont lag das Juwel der Wüste: Kel-Morin. Eine prächtige Stadt an der Mündung eines Flusses, in mitten dieser unwirklichen Welt.


    „Fremde seid willkommen in Kel-Morin der orientalischen Stadt unter dem Regime von König Quen-Lan“. Die Wache am Stadttor war stämmig, muskulös und dunkelhäutig. Ein Akzent war zu hören, denn er rollte das „r“ ziemlich stark. Mit einem leichten Kopfnicken deutete er eine Verbeugung an und lächelte ihnen entgegen. Anstatt des typischen Speers oder der Lanze trug er einen mächtigen Krummsäbel, der im Glanze der Sonne gefährlich funkelte. Der goldene Griff und das polierte Eisen ließen nicht erahnen, welch grausige Verletzungen damit zugefügt werden konnten.
    „Wenn sich die Reisenden dann bitte beim Einschreiber melden würden?!“, forderte er sie freundlich aber bestimmt auf, ehe die beiden passieren konnten.
    „Der Einschreiber?“, hakte Eve nach woraufhin sie auch gleich eine ausführliche Erklärung samt Wegbeschreibung erhielt.
    „Der Einschreiber ist unser Stadtschreiber. Er führt Buch über jeden Besucher, jeden Reisenden und jeden Händler, der diese Stadt betritt und wieder verlässt. Falls eine Audienz beim König erwünscht wird so muss diese ebenfalls beim Einschreiber beantragt werden. Der Einschreiber ist ebenfalls dafür zuständig die neuesten Neuigkeiten an der Stadttafel zu befestigen. Feste, Versammlungen, Ankündigungen und sowas eben findet ihr beim Einschreiber!“
    Jetzt wusste Eve auch wieso die Wache meinte, dass sie den Einschreiber nicht übersehen konnten. Direkt nachdem sie das Stadttor passiert hatten standen sie nicht wie in jeder bisherigen Stadt auf dem Marktplatz sondern hier musste man durch eine Art Passage an deren Ende ein Haus stand und den gesamten Weg blockierte. Wie reisende Händler samt Pferd und Kutsche durch die winzige Eingangstür passen sollten würde wohl ein Rätsel bleiben, aber sicherlich gab es auch noch andere Zugänge zur Stadt. Vielleicht war das auch der Grund, wieso sie für ein paar Münzen ihre Pferde in dem unendlich großen Stall nahe des Stadttores lassen mussten.
    Lazarus machte den Anfang und betrat das Haus indem er die Tür aufstieß und sich den Staub den Klamotten klopfte. Diese Wüstengegend war so verdammt trocken und staubig, dass die beiden es sich bald abgewöhnen würden den Dreck von der Kleidung zu klopfen.
    Eve schloss hinter sich die Tür und anders als Lazarus‘ mussten sich ihre Augen nicht an den Unterschied zwischen Sonne und dunkles Hausinneres gewöhnen.
    Sie fanden sich wieder in einem geräumigen Gebäude, das jedoch recht spärlich eingerichtet war und wohl wirklich nur zur Registrierung der Neulinge diente.
    „Guten Tag die Herrschaften. Mein Name ist Adeeb aber viele kennen mich als >Einschreiber<.“, begrüßte er die Vampirlady und den Magier.
    „Bitte, bitte. Kommen Sie hier rüber und erledigen mit mir die Formalitäten. Darf ich einen heißen Tee anbieten?“, fragte er als sich seine Gäste vor sein Pult setzten. Eve nahm die Kapuze ab und faltete die Hände in ihrem Schoß, während Lazarus die kräftigen Arme vor der Brust verschränkte.
    „Zuerst das vermutlich Wichtigste. Wir sind ein unabhängiges Land. König Quen-Lan hat vor einiger Zeit eine neue Art der Währung eingeführt. Sicherlich verfügen Sie über Münzen, aber hier gibt es Papierscheine. Sie können ihre schweren Münzen bei mir gegen die Scheine eintauschen. Sie werden sich bald daran gewöhnen und die Vorteile des federleichten Papieres zu schätzen wissen!“
    Wie auf ein Kommando sahen sich Lazarus und Eve an. Offenbar dachten sie das Selbe. Nicht nur, dass man in diesem Land mit „Sie“ angesprochen wurde, nein, hier gab es Papier statt Gold.
    Das Geld wurde zügig getauscht und die Banknoten wanderten in die Taschen der beiden Einreisenden.
    „Nun die Herrschaften, nun zu dem eigentlichen Teil. Ich möchte Sie nicht länger aufhalten, also sehen wir, dass wir hier schnell voran kommen. Ich stelle ihnen Fragen die sie bitte ruhig, verständlich und mit der Wahrheit beantworten. Sobald wir damit fertig sind, dürfen sie die Stadt betreten…“

  • Da ist aber schön, wenn man anmerkt, dass einem eine Fortsetzung abgeht und noch am selben Tag kommt eine daher :D


    Eine nette Fortsetzung, die ein paar neue Gedanken einbringt und viel Reisezeit überbrückt. Die Qualität ist wie immer sehr hoch gewesen, und zusätzlich habe ich diesmal eigentlich keinen Fehler finden können.
    Ich sehe aber gleich einmal ein Problem, und zwar die wahrheitsgemäßen Aussagen, die die beiden jetzt zu geben haben. Sich als Vampir und Magier vorzustellen wird nicht wirklich zielführend sein und auch der wahre Grund ihres Besuches wird nicht wirklich Freude aufbringen.
    Bin schon gespannt wie das gelöst wird


    so long
    Sek


    P.S. Was mir diesmal besonders aufgefallen ist, und auch sehr gefallen hat, sind solche kleinen Anekdoten wie "Es war das letzte mal, das er auf einen mit Gras bewachsenen Boden geschlafen hat auf ihrer Reise nach Kel-Morin". oder auch "Diese Wüstengegend war so verdammt trocken und staubig, dass die beiden es sich bald abgewöhnen würden den Dreck von der Kleidung zu klopfen."

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  • Schöne Fortsetzung. Mir gefallen gerade die Unterschiede zwischen der westlichen Welt und der östlichen, die ihr angemerkt habt.


    Auch die Reflektion von Lazarus über die Dienerschaft war spannend zu verfolgen und füllt gut die "Lücke" zwischen den wichtigen Eckpunkten der Haupthandlung.


    Freue mich auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung! =)

  • „Sehr elegant wie du um die Wahrheit herumgeschifft bist meine teure Freundin.“
    Eve kicherte als Antwort und schritt zusammen mit Lazarus die Straße entlang, tiefer hinein in diese prächtige Stadt. Die Menschen von Kel-Morin machten keinen Hehl daraus, das sie wohlhabend waren.
    „Na ja es ist doch die Wahrheit, dass ich aus einem großen Schloss aus den Bergen im Norden komme und zusammen mit dir unterwegs bin, um ein Geheimnis in der Wüste zu suchen. Wo wir grad dabei sind, wie geht es nun weiter?“
    Lazarus dachte kurz nach und bestaunte nebenbei die Farbenvielfalt auf dem Markt, der sich vor ihnen eröffnete. Es schien, als wäre heute ein besonderer Markttag, denn es war unwahrscheinlich viel los und zwischen den Ständen drängten sich die Leute dicht an dicht.
    „Nun, erstmal gedenke ich eine Bleibe für ein oder zwei Nächte zu finden. Am liebsten würde ich jetzt mich in ein großes weiches Bett fallen lassen und die nächsten Stunden einfach nur schlafen. Die Reise war verdammt anstrengend und ich würde mir auch gern den Staub vom Körper waschen, ich habe das Gefühl, das der Sand in jede Ritze meiner Kleidung gedrungen ist …“
    Wieder kicherte sie und warf sich mit dem Magier am Arm in die Menge. Die Angebote auf dem Markt, der vollkommen anders war als jene im Norden von wo sie her kamen, waren so zahlreich und vielfältig, dass man sehr schnell den Überblick verlor. Man konnte sich sicher sein, dass wenn man was suchte es definitiv finden würde. Allerlei unterschiedliche Metallwaren wurden neben Gewürzen feilgeboten. Ein Händler preiste in hohen Tönen seine Teppiche an und wieder ein anderer versuchte gefangene Schlangen als Delikatesse zu verkaufen. Wo hin man auch schaute, kein Stand glich dem anderen und der geübte Blick des Magiers sah auch einige interessant aussehende alchemistische Dinge.
    Da jedoch erstmal eine neue Bleibe die oberste Priorität hatte, würde der Markt warten müssen. Rasch ließen sie das Gewühl der Menschen hinter sich und standen am Rande des Marktes vor einem großen mehrstöckigen Gasthaus.
    Eve rollte mit den Augen, als sie den Namen las: zum goldenen Wüstenschiff.
    Das Lokal war sehr gepflegt und stilvoll mit exotisch wirkenden Möbeln eingerichtet. Hinter dem Tresen stand eine dunkelhäutige, ältere Dame und mehrere Bedienstete huschten umher, um die zahlreichen Gäste zu bedienen. In einer Ecke saßen mehrere Einheimische auf den mit Kissen belegten Boden um eine Wasserpfeife herum.
    „Seid gegrüßt werte Reisenden. Willkommen im Wüstenschiff! Was kann meine bescheidene Person für sie tun?“
    Die Frau hinter dem Tresen lächelte herzlich und wartete auf eine Antwort.
    „Ein Quartier für zwei Nächte bitte.“, sagte Lazarus sofort.
    Die Wirtin huschte kurz mit ihren Augen über den Magier als auch die Vampirlady und fragte weiter.
    „Irgendwelche besonderen Wünsche? Wir bieten unter anderem auch Weckdienste an oder dass das Zimmer in ihrer Abwesenheit aufgeräumt wird.“
    Kurz überlegte er.
    „Nein, nur ein Zimmer auf der Nordseite des Hauses wäre gut, ich möchte nicht von der Morgen Sonne geweckt werden. Weckdienst und Zimmerservice sind auch nicht nötig.“
    „Wie sie wünschen. Essen wird hier im Schankraum bereitgestellt, zeigen sie nur ihren Zimmerschlüssel, da die Mahlzeiten im Preis mit inbegriffen sind.“
    So bezahlte Lazarus mit einigen von diesen Geldscheinen und nahm den Zimmerschlüssel entgegen. Eine Bedienstete führte sie die Treppe hinauf in den zweiten Stock und zeigte ihnen wo das Zimmer war.
    Schnell waren Lazarus und Eve wieder allein in ihrem neuen Zimmer. Es war sehr groß und das Fenster bot einen mehr oder weniger guten Ausblick auf die Stadt, da teils größere Gebäude die Sicht verdeckten. Das Nebenzimmer war ein sehr geräumiges Zwei Stühle gruppierten sich um einen Tisch in der Mitte des Hauptzimmers und am Rande gab es eine für diese Region typische Sitzecke mit einem knöchelhohen Tisch und mehreren Sitzkissen. Jedoch beim Anblick des Doppelbettes seufzte Lazarus. Diesmal gab es nur eine einzige große Bettdecke, aber dafür sehr viele Kissen.
    „Also gut, ruhen wir uns erst aus, dann kümmern wir uns um alles weitere.“, meinte er. „Schließlich will ich nicht übermüdete oder schmutzig im Institut vorsprechen. Wenn du mich entschuldigst Eve, ich genehmige mir ein Bad.“, worauf der Magier sogleich im Badezimmer verschwand und die Tür schloss.


    Sie hatten bisher nicht voll von dem Land mit den anderen Sitten gesehen, aber das Ambiente des Badezimmers passte perfekt in diese fortschrittliche Kultur. Als Lazarus den Raum betrat, fand er sich vor einem deckenhohen, faltbaren Raumtrenner wieder, der den Eingangsbereich des Badezimmers deutlich markierte. Links neben dem Paravent befand sich eine Wand mit eingearbeiteten Kleiderhaken, einem verzierten Spiegel, einigen Ablageflächen und einem ungewöhnlichen Schalter. Darunter befand sich ein riesiger Wäschekorb, der genug Platz für die Kleidung einer fünfköpfigen Familie bot. Neugierig betätigte Lazarus den Schalter und es dauerte nur eine Sekunde, bis er verstand, wozu der winzige Knauf zum drehen gut war. Drehte man in die eine Richtung entzündeten sich im gesamten Raum kleine Feuerschalen an den Wänden und erhellten alles mit ihrem warmen Licht. Drehte man in die andere Richtung nahm man dem Feuer die Nahrung und die Flammen erstickten augenblicklich. Öllampe in fortgeschrittenem Stil – beeindruckend. Der kleine Vorraum führte rechts durch eine Glastür und man fand sich wieder in dem molligsten Wohlfühl-Badezimmer der ganzen weiten Welt, oder zumindest kam sich der Magier so vor, als er das eigentliche Badezimmer betrat und den Vorraum verließ. Es herrschte eine angenehme Wärme, fast schon zu schweißtreibend, aber Lazarus konnte eins und eins schnell zusammen zählen. Der Vorraum war dazu gedacht, sich sämtlicher Kleidung zu entledigen, damit man das dahinterliegende Badezimmer in vollem Umfang genießen konnte. Er ließ sich nicht zweimal bitten und so verschwand er kurz hinter der Glastür um sogleich nackig in das Badezimmer zu hüpfen. Erst jetzt merkte er wie unglaublich berauschend das Alles war. Nicht nur, dass bereits eine kuschelige Wärme in dem Zimmer herrschte, nein, auch unter seinen blanken Füßen spürte er eine Hitze aufsteigen – Bodenheizung. Der Eindruck überwältigte Lazarus beinahe. Dieses Badezimmer war anders als jedes bisher da gewesene auf seinen Reisen. Alles war von orientalischem Prunk geprägt.
    Schwere Stoffe hingen vor den Fenstern und schirmten vor unangemessenen Blicken. Aus Räucherfässchen stiegen aromatische Düfte und die riesigen palmenartigen Pflanzen verpassten dem Raum den richtigen Touch. Die Badewanne war das erste was Lazarus ins Auge gestochen war, allerdings registrierte er erst bei näherem Betrachten, dass es sich hierbei um eine Badewanne handeln musste. Es stand kein riesiges Fass im Raum, oder keine Wanne im eigentlichen Sinne, sondern in der Mitte des Raumes fand sich eine Bodenvertiefung, die genug Platz für vier oder gar fünf Personen bot. Ein goldener Wasserhahn in Form eines geöffneten Mundes einer Fantasiefigur ließ dampfendes Wasser in das gigantische Becken und füllte es zusammen mit den anderen vier Wasserhahnskulpturen zügig. Nachdem er sich nun doch endlich von dem prunkvollen Anblick losreißen konnte, ließ er sich in das heiße Wasser und lehnte sich entspannt gegen den wohlgeformten Stein. Dass ein Stein so gemütlich sein konnte? Langsam schlossen sich seine Augen und er merkte, wie die Anstrengung der Reise aus seinen Muskeln floh und er sich nach und nach entspannen konnte. Eines war gewiss, dieses Badezimmer würde er freiwillig nicht mehr verlassen.


    Erst als die Tür des Vorraumes ins Schloss fiel schreckte Lazarus aus seinem kurzen Schlaf. Jemand hatte das Badezimmer betreten und würde vermutlich jeden Augenblick durch die Glastür zu ihm kommen. Eigentlich keine schlechte Idee ein wenig Gesellschaft, aber er hatte nichts am Leibe und obwohl er Eve furchtbar gern mochte, oder gerade weil es so war, wusste er nicht ob er sich neutral verhalten konnte.
    Sein Blick verweilte auf der milchigen Glastür und wartete auf eine Bewegung. Tatsächlich dauerte es nicht lange, da näherte sich eine definitiv weibliche Person der Tür, allerdings war die Hautfarbe zu dunkel damit es Eve hätte sein können.

  • Erstmal: Sehr schön, dass es hier noch weiter geht :)


    Da hat einem die letzten Wochen doch irgendwas gefehlt. Und jetzt weiß ich, was es war: Ein Update hier in der Story.
    Ich muss immernoch sagen, dass ich sie unheimlich gerne lese und weiterverfolge. Die Beschreibung des Marktes und gerade die des Badezimmers waren super.
    Solche Details sind zwar nicht wirklich wichtig, aber andererseits dann schon wieder so wichtig, dass sie die Geschichte lebendig machen und ihr so zu sagen Farbe einhauchen.
    Und beim Namen der Gaststätte musste ich schmunzeln. Schöner Witz, der immer wieder aufgegriffen wird!


    Hoffentlich müssen wir nur jetzt nicht wieder wochenlang auf eine Fortsetzung warten, weil der Cliffhanger am Ende echt gemein war :O

  • „Die Räumlichkeiten, die Kleidung, die Leute…“, fing Lazarus an als er aus dem Badezimmer kam, den Wohnbereich durchschritt und Eve im Schlafzimmer antraf. Regungslos saß sie auf dem Bett und starrte geradeaus. Auf den ersten Blick könnte man meinen sie beobachte die Tür, aber ihr glasiger Blick, ihre erröteten Wangen, ihre verkrampften Finger und ihre Abwesenheit verrieten etwas Gegenteiliges.
    „Sie…sie sind wirklich außergewöhnlich!“, hauchte sie als Antwort auf den unvollendeten Satz ihres Freundes.
    „Weißt du… im Badezimmer, da…“, begann er erneut ehe er unterbrochen wurde. „Wir sollten uns auf wichtigere Dinge konzentrieren. Ich weiß, dass das Badezimmer außerordentlich schön ist, aber wir sollten nicht zu viel Zeit vergeuden.“, meinte Eve ohne den Blick von Lazarus zu nehmen.
    „Während du… baden warst, habe ich mich ein wenig umgehört.“, fing nun Eve an zu reden. Sie verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und setzte ein ernstes Gesicht auf.
    „Es gibt eine Stadtbibliothek, in die man als gewöhnlicher Bürger jedoch nicht rein kommt. Wir können also nicht auf Bücher zurückgreifen, um uns einen Weg in, beziehungsweise durch die Wüste zu suchen. Eine Möglichkeit wäre, dass wir uns einen Führer suchen. Sagtest du nicht mal etwas von irgendwelchen Kerlen, die das Gebiet gezeichnet und beschrieben haben? Vielleicht können wir einen von ihnen ausfindig machen und befragen, oder wir wenden uns an eine andere Stelle.“
    Lazarus legte einen Finger auf sein Kinn und begutachtete die Raumdecke, während er über ihre Optionen nachdachte.
    „Na gut, die Geschichte mit der Bibliothek ist ärgerlich und unerwartet, aber deine Idee mit den Kartographen zu sprechen ist sicherlich nicht verkehrt. Das Wissenschaftszentrum der Stadt sollte eine gute Anlaufstelle sein.“, überlegte er laut und tippte sich mit dem Zeigefinger immer noch auf dem Kinn herum.
    „Denkst du, dass sie uns in das Wissenschaftszentrum lassen, wenn man schon nicht in die Bibliothek kommt?“
    „Vermutlich nicht, aber wir müssen es einfach probieren. Zur Not können wir uns etwas einfallen lassen.“, erwiderte er mit einem Grinsen im Gesicht. Eve schüttelte nur den Kopf und verzog den Mund, während sie eine Augenbraue hob.
    „Zur Not MÜSSEN wir uns etwas einfallen lassen. Ich war auch auf dem Markt und habe mir ein paar Spielsachen gekauft. Ich musste leider feststellen, dass die Menschen hier genauso brutal und gnadenlos sind, wie sie gastfreundlich sind.“
    „Was meinst du?“, wollte der Magier wissen und runzelte die Stirn.
    „Ich meine, dass sie einem Dieb eine Hand abgehackt haben. Auf offener Straße und das ohne ein Gericht oder etwas dergleichen. Die Stadtwache klagt dich an und ist befugt sofort das Urteil zu fällen und zu vollstrecken. Wir sollten aufpassen was wir tun und wie wir es tun!“


    Er nickte bedächtig. „Also versuchen wir auf normalen Wege unsere Ziele erstmal zu erreichen … irgendwie. Ich hoffe, dass das klappen wird. Aber ich denke wir sollten uns Morgen erst darum kümmern. Es ist spät geworden und ich fühle mich …erschöpft.“
    Verlegen grinste der Magier und Eve wich kurz seinem Blick aus.
    „Dann leg dich schlafen. Wir werden dann morgen den Tag früh angehen.“, sagte Eve, stand auf und ging zur Tür, die nach draußen auf den Flur führte.
    Verwundert sah der Magier ihr hinterher. Die Vampirlady blieb in der nun offenen Tür stehen und sah ihn noch einmal mit ihrem besonderen Lächeln an.
    „Ich werde mich noch ein wenig in der Stadt umsehen. Schlaf du dich in Ruhe aus.“ Kaum hatte sie das gesagt, war er auch schon allein im Zimmer.
    Ein langes Seufzen war zu hören als sich Lazarus zum Bett umdrehte. Es war ein wunderschönes Doppelbett mit nur einer Decke und einigen Kissen. Es kam ihm ein Verdacht, warum Eve noch einmal in die Nacht hinaus wollte, aber er verdrängte den Gedanken schnell wieder, machte sich bettfertig und legte sich hin. Er war zu erschöpft um sich mit so was jetzt noch zu beschäftigen…
    Die Nacht war lang und ruhig und gegen dem was Eve gesagt hatte, zogen sie beide erst kurz vor Mittag wieder los. Während der Nacht hatte sie herausgefunden, wo das Wissenschaftsinstitut lag, hatte dann aber von dem vorhaben abgesehen in aller frühe wieder aufzubrechen. So hatte Eve also Lazarus einen langen und erholsamen Schlaf gegönnt und das erste Mal seid langen fühlte er sich wieder quick lebendig.


    „Was so eine Nacht ausmachen kann, ich könnte Bäume ausreisen!“
    Eve pikste mit ihrem Ellenbogen in seine Seite. „Werd nicht übermütig.“
    In dem Gasthaus hatte sich der Magier noch etwas Brot zum Essen für unterwegs mitgenommen und schlenderte gemeinsam mit Eve durch die Straßen von Kel-Morin.
    Wieder wie am Vortag waren viele Menschen jeder Abstammung in den Straßen unterwegs. Vom Markt, der langsam hinter ihnen zurückblieb waren noch deutlich die Ausrufe der Marktschreier zuhören, die ihre Waren anpriesen. Aber heute sollte kein Tag zum Einkaufsbummel werden.
    Zielstrebig führte Eve sie durch die Straßengassen bis sie nach einer halben Stunde auf einem großen Rundplatz ankamen, dessen Zentrum von einer großen Statue eines Mannes eingenommen wurde.
    Ihnen gegenüber lag das Hauptgebäude des Instituts. Es war ein großes Gebäude, mit einem Kuppeldach und mehreren zusätzlichen Anbauten. Auf einigen Nebengebäuden waren kleinere Kuppeln mit einer Art Schiebetoren. Lazarus fragte sich wofür das wohl gut sei. Seine Augen wanderten weiter über den Gebäudekomplex. Allerlei Gerätschaften waren auch auf den Dächer verteilt, wie Windräder oder andere meteorologische Instrumente.
    Eine steinerne breite Treppe führte hinauf zum Haupteingang, der von zwei grimmig dreinblickenden Stadtwachen flankiert wurde, die jeden Besucher argwöhnisch beäugten. Es schien als wurde Sicherheit groß geschrieben, denn in der Empfangshalle, die die beiden Abenteurer nun betreten hatten, waren noch zahlreiche weitere Wachen zusehen.
    Lazarus stieß einen leisen Pfiff aus, als er das große messingfarbene Planetarium in mitten der Halle sah. Er hatte von den neuen Studien gehört, die sich damit beschäftigten, wie ihre Welt und das Universum aufgebaut waren und wie viele andere Welten ihre Sonne auch umkreisten.
    Das die Erde nicht das Zentrum des Sonnensystem war und das andere Planeten existierten, das war schon lange anerkannt worden. Jedoch stritt man sich darüber, wie viele andere Himmelkörper noch existierten, wie groß sie waren und, und, und.
    Das Planetarium aber zeigte vier Planeten, die auf einer Ebene ihre Kreisbahnen um die Sonne zogen. Eine ausgeklügelte Mechanik versetzte alles in Bewegung. Sogar der Mond drehte sich langsam um die Erde.


    s.138 - vielen dank für die gute kritik ^^

  • Hi Stray und Laza


    freut mich, dass es doch noch ne Fortsetzung gibt (fast 2 Monate später -.-)
    Die Beschreibungen der Umgebung sind wieder mal sehr eindrucksvoll und ermöglichen es sich die Stadt gut vorzustellen.
    Die kleine Badezimmergeschichte mit Laza fand ich sehr erheiternd auch wenn ich es n wenig mühsam von euch finde, dass ihr den Cliffi noch nicht aufgelöst habts.
    zwei Fehlerchen sind mir aber Aufgefallen nämlich:

    Sie hatten bisher nicht voll von dem Land mit den anderen Sitten gesehen


    da gehört viel nicht voll ;)

    allerdings war die Hautfarbe zu dunkel damit es Eve hätte sein können.


    statt "damit" gehört hier "als das" hin würd ich sagen.


    Jetzt bin ich aber mal gespannt wie die beiden gedenken an die Informationen die sie gerne hätten heranzukommen ohne dabei von der Stadtwache einen Kopf bzw Hand kürzer gemacht zu werden.


    so long
    Sek

  • Selbst Eve blickte staunend auf dieses Meisterwerk an Technik und nach einigen Stillen Momenten gingen sie weiter zu einen der zahlreichen Empfangsschalter. Ein dunkelhäutiger Mann, eingehüllt in weißen prächtigen Gewändern sah ihnen entgegen.
    „Guten Tag wie kann ich ihnen helfen?“, fragte der Mann am Empfangsschalter freundlich.
    Lazarus ergriff sogleich das Wort.
    „Guten Tag. Ich plane eine Reise in die Wüste, um einen bestimmten Ort zu finden, um meine Nachforschungen über eine bestimmte Kultur weiter führen zu können. Leider habe ich nur ungenau Beschreibungen wo dieser Ort sein könnte. Da ich aber davon gehört habe, dass das Institut hier umfangreiche Expeditionen zur kartographischen Erfassung unserer Welt ausgeschickt hatte, habe ich gehofft hier Hilfe zu finden.“
    Der Mann am Schalter überlegte kurz und schaute etwas in seinen Unterlagen nach.
    „Sie wünschen also Einblicke in unsere angefertigten Karten. Gut, sie müssen sich an die entsprechende Abteilung hier im Institut wenden. Seien sie aber darauf gefasst einen entsprechenden Obolus für die Einsicht unserer Materialen zahlen zu müssen. Gehen sie von hier aus in den Westflügel. Dort befindet sich neben unserem Archiv auch die Abteilung der Kartographen. Wenden sie sich dort an den entsprechenden Empfangsschalter.
    Vergessen sie aber nicht, dass das Institut am frühen Abend wieder schließt. Hinzu kommt das einige Bereiche für Besucher gesperrt sind. Diese sind entsprechend markiert. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“
    Lazarus bedankte sich und ging mit Eve in den betreffenden Abschnitt des Gebäudes.
    „Sehr freundlich uns ohne weiteres zu helfen.“, meinte Eve in einem kurzen Moment, wo sie allein auf dem Flur waren und keine Angestellten des Institutes oder Besucher zu sehen waren.
    „Na ja,“ erwiderte Lazarus. „Wir wollen schließlich nur nach dem Weg fragen, oder etwa nicht? Ich denke, wenn ich Einblicke in Forschungsunterlagen gewünscht hätte, wäre man nicht so offen gewesen. Seien wir dankbar darüber, dass es so gut voran geht.“
    Beide gingen an einer Tür vorbei, die wieder von zwei Wachen flankiert wurde. Durch die offene Tür erhaschte Lazarus einen Einblick in das Archiv, in dem sich auf vielen Regalen unzählige Pergamente und andere Schriftrollen stapelten.
    Nach wenigen weiteren Schritten, standen sie am nächsten Empfangsschalter. Eine junge Frau, eine liebreizende orientalische Schönheit, begrüßte sie freundlich und fragte nach ihren Anliegen.
    Lazarus sagte ihr das Selbe wie dem anderen Mann zuvor.
    „Hm ich muss sie leider um Geduld bitten. Unser Verwalter befindet sich gerade in einem wichtigen Gespräch. Ich bitte sie im Nebenraum Platz zu nehmen, bis sie gerufen werden. Wenn am Ende alles erledigt ist, werde ich ihnen dann eine Rechnung stellen.“
    Der Nebenraum war ein gemütlich eingerichtetes Wartezimmer, mit einem Fenster was einen guten Ausblick auf die Stadt gewährte. Eve stand am Fenster und blickte schweigend hinaus. Irgendwas schien sie zu beschäftigen, das spürte er förmlich, aber Lazarus fragte nicht nach. So vergingen lange Momente des Wartens, bis schließlich ein junger Mann zu ihnen kam.
    „Bitte Entschuldigen sie, dass sie warten mussten, aber ich war noch in einer Besprechung. Gestatten, dass ich mich vorstelle? Achmir Al’sharid, Verwalter des Archivs und aller Schriftstück des Instituts.“
    Lazarus schüttelte dem Mann die Hand und stellte sich und Eve vor.
    „Kommen sie beide bitte mit in mein Büro, dort klären wir alles. Wenn sie mir folgen würden?“
    Achmir führte Lazarus und Eve durch einige Arbeitsräume zu seinem Büro, wo er hinter einem schlichten Arbeitstisch Platz nahm. Lazarus und Eve setzten sich auf bereit gestellte Stühle.
    „Wie kann ich ihnen nun behilflich sein?“ fragte der Verwalter, nachdem alle Platz genommen hatten.
    Wie zuvor, ergriff der Magier das Wort. „Wir sind auf einer Forschungsreise und auf der Suche nach einem bestimmten Ort in der Wüste. Jedoch besitze ich nur ungenaue Angaben über diesen Ort. Um es kurz zu sagen, ich weis nicht wo ich ihn finden soll und habe gehofft, hier Hilfe zu finden.“
    Achmir nickte bedächtig und faltete die Hände auf dem Tisch. „Hm interessant. Die Wüste ist ein ödes aber vor allem sehr weitläufiges Gebiet. Es gibt nur wenige markante Örtlichkeiten. Ich kann ihnen nicht versprechen, helfen zu können, aber ich werde mein Bestes versuchen.
    Ich denke wir gehen besser hinüber in das Archiv und befragen dazu einen der Kartographen. In der Regel ist immer mindestens einer anwesend.“
    Achmir führte sie wieder zurück in das Archiv, wo mehrere Leute damit beschäftigt waren, Schriftstücke zu sortieren.
    Über einen großen Tisch gebeugt, auf dem eine Karte ausgebreitet war, stand ein Mann, der anscheinend mit einem Stift einige Markierungen auf der Karte setzte. Achmir ging zu diesem und redete kurz leise mit ihm. Er drehte sich um und nickte Eve und Lazarus freundlich zu.
    „Also“, sprach der Kartograph, „dann wollen wir mal versuchen ihren geheimnisvollen Ort zu finden.“
    Bevor aber die Suche begann, lies sich der Kartograph von Mitarbeitern einige große Karten bringen, die jeweils andere Abschnitte der Wüste zeigten.
    „Nun“, fragte er dann „was für einen Ort suchen sie denn?“
    Lazarus stellte sich neben den Kartographen an den Tisch und blickte auf die riesige Karte, die nur einen Teil der Wüste abbildete. Es war deutlich zu sehen, dass die Karte noch nicht komplett war, jedoch waren eine Vielzahl von Orten markiert. Begriffe wie Dünnenmeer oder Oase stachen immer wieder hervor. Hier und da waren Karawanenaußenposten eingetragen.
    „Ich suche ein Tal in mitten eines goldenen Meeres aus Sand. Es gibt keine Gebirge in der Nähe und so weit ich weis muss dieses Tal sehr weit in der Wüste liegen.“
    „Sehr vage.“, erwiderte der Kartograph „Einige der Beduinen erzählen sich Geschichten über das Meer von Ash’ra’an, dem goldenen Ozean aus Sand. Hmm….“
    Der Greis blätterte durch die Unterlagen und besah sich die Karten intensiv.
    „Achmir? Denkst du es könnte das jenseitige Dünnenmeer gemeint sein?“ Der Verwalter trat ebenfalls heran und besah sich die nun aufgeschlagene Karte. Der Finger des Kartograph zeigte auf einen riesigen Fleck, der mit jenseitigen Dünnenmeer beschriftet war. Eine Stelle war mit einem Strich markiert und besaß den Kommentar „Narbe Gottes“.
    Der Kartograph sah Lazarus noch einmal an. „Gibt es sonst noch Informationen über den Ort?“
    „Na ja, ich hoffe an dem Ort Ruinen eines jahrhunderte alten Volkes vorzufinden. Aber sonst ist das alles was ich weis. Ein ungewöhnliches Tal, inmitten der Wüste.“
    „Also wie eine tiefe Schramme oder Graben in mitten der Landschaft …“, überlegte dann der Kartograph laut. „Ja, dann wird das wohl dieser Ort hier sein.“
    Der Finger tippte mehrfach auf die Stelle die mit „Narbe Gottes“ beschriftet war.
    „Der liegt aber sehr weit in der Wüste. Wenn sie wirklich dahin wollen, sollten sie unsere Expeditionsleiter um Rat fragen.“
    Lazarus bedankte sich für die Hilfe und wurde noch bis zum Empfang von Achmir begleitet, der sie dann freundlich verabschiedete und noch den Weg zu den Expeditionsleitern erklärte.
    Nachdem ein kleiner Betrag bei der Dame am Empfang hinterlassen wurde, machten sich die Vampirin und der Magier auf den Weg in ein anderes Gebäude des Institutes.


    s. 140

  • „Ja, ja sie müssen es sein! Sie müssen es einfach sein!“, wurden die beiden schon von Fernem begrüßt. „Man glaubt es kaum aber Neuigkeiten sprechen sich rasend schnell herum, nicht wahr?! Ich bin Isaak Sme’th und sie sind die beiden Ausländer die einen Trip in die Wüste wagen wollen, stimmt’s oder habe ich Recht?!“, plapperte der junge Kerl los. Er wirkte vom Aussehen her nicht älter als Anfang oder Mitte zwanzig, aber seine Augen verrieten mehr. Dieser junge Bursche hat schon viel gesehen, viel erlebt, viel Erfahrung gesammelt. Er war vermutlich der beste aller Expeditionsleiter, aber das war nur Eve’s Vermutung.

    „Nun, wie es der Zufall so will hatten wir tatsächlich demnächst eine erneute Expedition in die Wüste geplant, allerdings gleich für einige Tage und nicht unbedingt in die Region in die sie beide wollen.“, fuhr er fort und untermalte seine Worte mit wildem Gefuchtel.

    „Das hört sich so an, als wollten sie noch ein >aber< hinzufügen.“, stellte Eve fest und verursachte prompt ein strahlend weißes Lächeln bei dem erfahrenen Forscher.

    „Aber da diese Region der Wüste noch genauso unerforscht ist wie weitere siebzig Prozent ist es im Prinzip egal wo wir hinfliegen. Wir würden sie auch mitnehmen, aber wir benötigen für sie beide extra Proviant und das kostet sie beide natürlich etwas. Außerdem werde ich diese Expedition leiten und sie – sofern sie gewillt sind mit uns zu reisen – werden sich genau an meine Anweisungen halten. Die Wüste ist ein gefährlicher Ort und wir können uns einen Notfall nicht leisten, wenn wir vom Rest der Stadt abgetrennt sind.“, stellte er mit kräftiger Stimme klar.

    „Einverstanden!“, stimmte Lazarus zu und hielt ihm die Hand hin.

    „Ich erwähnte noch nicht den Preis den sie entrichten müssen.“, meinte daraufhin der junge Kerl.

    „Ja Lazarus, außerdem solltest du dem Mann zuhören. Sagten sie gerade etwas von >egal wo wir hinfliegen<? Ich meine fliegen? Sie wollen fliegen, ja?!“

    Ein lautes gellendes Lachen erfüllte die Luft. Das Lachen war so erheiternd und intensiv, dass Isaak fast daran erstickt wäre. Er lachte bis die Tränen kullerten, während Lazarus und Eve nur da standen und nicht wussten was so lustig war.

    „Hu, verzeihen sie bitte. Ich hatte fast vergessen, dass sie nur Reisende sind und sich offensichtlich nicht mit unserer Kultur oder unserem Land befasst haben. Unser Expeditionsteam ist eigentlich dafür bekannt, dass wir per Luftschiff reisen. Wir ersparen uns wochenlange Fußmärsche und investieren dafür mehr Geld in Forschung. Ist ihnen denn noch gar nicht die Kuppel auf dem Dach aufgefallen? Wenn sie genauer hinsehen merken sie, dass sie sich öffnen lässt…“

    Isaak hatte nicht zu viel versprochen. Das Luftschiff war zwar nicht gigantisch aber es war in jedem Fall beeindruckend. Die Beiden hatten sogar eine kurze Führung über das Schiff erhalten. Sie sollten die Möglichkeit haben sich ein Bild von dem Gefährt zu machen, ehe sie sich dafür oder dagegen entscheiden würden. Eve war ein wenig skeptisch, wobei sie das bei allen Neuerungen war. Lazarus hingegen konnte kaum abwarten dem Expeditionsleiter die Hand zu schütteln und somit ihre Reise zu besiegeln.

    Drei Tage Vorbereitungszeit hatten die Forscher verlangt, aber noch ehe sich die beiden Reisenden versehen konnte, fanden sie sich am vierten Tag wieder in der Schiffsbucht.


    Es war früh am Morgen, als der Magier und die Vampirlady mit ihrem Reisegepäck sich bei dem Luftschiffhangar einfanden.

    Mehrere Arbeiter schoben die großen Flügeltore auf und die Strahlen der Morgensonne tauchten den Hangar in wolliges Rot. Kurz umfasste Eve mit ihrer Hand das Amulett, was Lazarus für sie angefertigt hatte. Der Magier sah zu ihr und lächelte ihr aufmunternd zu. Eigentlich sollte nichts mit dem Schutzzauber schief gehen. Aber der sorgenvolle Ausdruck in Eve's Gesicht wollte nicht ganz weichen. Verständlich, denn mehrere Tage oder gar einige Wochen durch die Wüste zu reisen mag für einen Vampir die Hölle sein...

    "Da sind sie ja!", hallte eine kräftige Stimme durch den Hangar. Lazarus und Eve drehten sich um und sahen den jungen Expeditionsleiter heraneilen.

    "Und gut geschlafen? Ich hoffe sie haben alles dabei was sie brauchen, denn umkehren werden wir nicht bevor wir das Ziel erreicht haben. Also alles einsteigen!"

    Der junge Mann strotze nur so vor Energie und hielt seine Mitarbeiter an, schneller zu arbeiten.

    Während dessen betraten die beiden Reisenden das Luftschiff über einen Laufsteg. In der Tat passte die Bezeichnung Luftschiff, da es mehr einem normalen Schiff ähnelte, das an einem großen zigarrenähnlichen Ballon gehängt war.

    Jedoch an Stelle des Steuerruders gab es einen großen Propeller und am Bug und Heck gab es seitliche Steuerruder. Lazarus stand auf dem Deck des Luftschiffes und lies noch einmal seinen Blick umherwandern. Es war nicht sonderlich groß, besaß dafür aber einen Laderaum und Möglichkeiten unter Deck zu schlafen, auch wenn es sehr eng war. Der Bug und das Heck waren etwas erhöht, so wie man es von echten Schiffen kannte und es gab sogar ein richtiges Steuerrad, auch wenn mehrere zusätzliche Hebel seitlich daneben aus dem Boden ragten.

    Isaak sah, wie der Magier sich noch einmal umschaute und trat zu ihm "Na beeindruckt?", fragte er mit einem Grinsen im Gesicht.

    Lazarus nickte zögerlich. "Ja in der Tat, aber ... was ich die ganze Zeit schon fragen wollte ist: wie fliegt dieses Ding eigentlich?"

    Der Expeditionsleiter und Kapitän dieses ungewöhnlichen Schiffes musste wieder lachen.

    "Nun, ich könnte jetzt sagen, dass es ein Berufsgeheimnis wäre. Aber ich bin mal nicht so. Der Ballon über uns...", er deutete mit seiner Hand nach oben, "... ist mit einem Gas gefüllt, das viel leichter als Luft ist. Dadurch hebt es uns in den Himmel."

    "Faszinierend", murmelte der Magier und erntete wieder nur ein Lachen von Isaak. "Ja das sagt so ziemlich jeder, der zum ersten Mal ein Luftschiff sieht. Aber wenn sie mich entschuldigen würden, ich muss Klarschiff machen."

    "Also geht es jetzt in die Wüste...", meinte Eve leise zu ihm. Er nickte nur als Antwort und schaute zu, wie alles vorbereitet wurde.

    Isaak nahm seinen Platz hinter dem Steuerrad ein und rief einige Befehle in einer fremden Sprache, wahrscheinlich die Landessprache hier. Drei Männer eilten über das Deck, überprüften die Taue die den Ballon hielten und machten zum Schluss die Leinen los.

    Kaum merklich schwankte der Bootsrumpf, als er frei in der Luft schwebte und nicht mehr fest von den Seilen gehalten wurde. Kaum aber war das Luftschiff befreit erklang ein dumpfes Brummen vom Heck. Aus einem kleinen, blechernen Schornstein hinter Isaak, quoll Rauch hervor und das Brummen wurde etwas lauter. Dann schob sich das Luftschiff langsam aus seinem Liegeplatz zwischen den großen Torflügeln nach draußen, als der Propeller genügend Schub erzeugte.

    Staunend standen Eve und Lazarus an der Reling und schauten nach unten. Gut 20 Meter unter ihnen war der Boden und der Abstand wurde größer ... sie flogen tatsächlich!

    "Unglaublich...", hauchte die Vampirlady an seiner Seite und Lazarus teilte ihre Ehrfurcht vor diesem Moment. Aber spürte er da nicht auch etwas Angst?

    "Ich stimme dir zu ... ich hab schon einiges erlebt aber das hier ist einfach unglaublich."

    Isaak stand aber lachend hinter dem Steuerrad. Ihn schien es köstlich zu amüsieren, wie verdattert seine Gäste da standen und es nicht fassen konnten.

    Unter ihnen zogen die Gebäude der Stadt hin und manch Einwohner der schon wach war, winkte ihnen zum Abschied. Anscheinend waren die Leute ihr besonders stolz auf ihre Errungenschaften, insbesondere den Luftschifffahrern.

    Einer der von der Besatzung übernahm das Steuer und der Kapitän des ungewöhnlichen Schiffes kam zu den beiden Reisenden.

    "Also wir nehmen jetzt direkten Kurs nach Westen. In etwa zweieinhalb bis drei Tagen erreichen wir eine Oase. Dort gibt es ein Lager von uns, wo wir unsere Vorräte auffühlen werden. Von dort aus geht es direkt auf die Suche nach dem besonderen Ort, den, den ihr sucht. Schätze mal wir werden eine Weile unterwegs sein."

    Der Expeditionsleiter lehnte sich an die Reling und schaute hinaus in die Weite seines Landes.

    "Sollten wir nicht in einen Sandsturm geraten, wird die Reise sehr ruhig verlaufen. Also genießt die Aussicht."


    s. 142

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  • Hoi ihr zwei.
    Einen lustigen Charakter den ihr da eingeführt habts. Dieser Isaak gefällt mir. Solche enthusiastischen Leute braucht man auf einer Expedition vor allem an einen Ort in der Wüste wo es schnell mal langweilig werden könnte.
    Den Zeitsprung finde ich sehr passend auch wenn ihr vielleicht noch etwas genauer schildern könntets was Laza und Eve die drei Tage gemacht haben vor allem nach dem was im Bad vorgefallen ist ;)
    Das Luftschiff ist übrigens eine wirklich geniale Erfindung die du denen da zugeschrieben hast. Passt zu so einer Fortschrittlichen Zivilisation wirklich gut.
    Fehler oder ähnliches habe ich diesmal eigentlich nicht finden können ;)
    bis zum nächsten mal
    Sek

  • Interessante Idee mit diesem Luftschiff. Mir fehlen aber ein paar Erklärungen... z.B. wie groß es ist, wie viele Mann Besatzung darauf sind, usw.
    Bei so einem Schiff, wo Gewicht das Hauptproblem ist, sollte es wohl eher aus sehr dünnem Holz gebaut sein, usw. Da muss Gewicht gespart werden, wo es nur möglich ist.
    Dann noch zum Gas: Für solche Ballons wird Helium verwendet, das im Erdgas vorhanden ist. Erdgas wird aber frühestens ab einer Tiefe von 3 - 4 Km gefunden.
    Fortschrittliches Wüstenvolk hin oder her, so eine Tiefe zu erreichen und dann das Gas zu gewinnen, ist echt sehr anspruchsvoll. Dann fehlt nach der Gewinnung des Erd-
    gases noch die Heraustrennung von Helium, das nur zu ca. 7% vorhanden ist. Dafür müssen sehr tiefe Temperaturen erreicht werden, um das Helium aus dem Gasgemisch
    zu gewinnen. Und wo in der Wüste kommen die schon unter 0°C ? ^^


    Okay, ich will jetzt aufhören zu meckern. Angenommen, das alles wäre kein Problem, finde ich die Idee mit dem Luftschiff sehr schön, aber würde mich über einige Be-
    schreibungen mehr freuen.



    Grüße
    Winter

  • Die Tür zur Schlafkabine ging auf und Lazarus wollte gerade eintreten, doch er blieb lieb draußen vor der geöffneten Tür stehen. Er hatte erwartet, dass es hier unten stockdunkel sein würde, aber dass er von einer fast greifbaren Finsternis ummantelt werden würde ließ ihn doch für eine Sekunde stocken. „Eve?“, hauchte er fragend in das dunkle Zimmer vor ihm. „Eve…, Eve bist du da?!“, fragte er nochmal als keine Antwort kam. „Natürlich“, zischte es aus einer Ecke und der Magier zuckte zusammen. Irgendwie war ihm die Situation ein wenig unheimlich, obwohl er die Vampirlady nun schon eine ganze Weile kannte. „Was hast du mit dem Raum hier angestellt?“, wollte er wissen während er unmittelbar an der Türschwelle stehen blieb und sich gegen den Rahmen lehnte. „Ich habe ihn verdunkelt.“
    Obwohl er nur wenige Meter von ihr entfernt stand, konnte er seine Gefährtin weder sehen, noch genau bestimmen, von wo aus dem düsteren Raum die Stimme kam. „Nun, DAS sehe ich, aber selbst wenn du alle Luken verschließt erhältst du nicht eine solche Finsternis.“, stellte er fest. „Ich habe meine Magie eingesetzt – wenn du es so nennen willst -, obwohl mir der Ausdruck persönlich nicht sonderlich gefällt. Naja, die meisten Leute würden meine… Macht als Magie bezeichnen, aber was ist schon Magie?!“
    „Du hast eine Vampirfähigkeit, eine Gabe die dir erlaubt einen Raum zu verdunkeln?“, stutzte Lazarus. "Ich dachte du konntest nur im dunkeln sehen?"
    „Nein, genau genommen kann ich Finsternis erschaffen, aber das nur begrenzt und in geschlossenen Räumen effektiver als im Freien.“, erwiderte sie.
    „Sowas kannst du und hast mir nichts davon erzählt? Wieso nicht?“
    „Du hast nicht gefragt, außerdem gibt es so Manches was du nicht weißt.“
    „Oookay, andere Frage – was machst du hier unten? Wir sind seit ein paar Stunden unterwegs und du warst seither nicht mehr oben. Geht es dir nicht gut?“, wollte er besorgt wissen.
    „Doch es geht mir gut, aber die Sonne…“, begann sie. „…die Sonne, sie kribbelt auf der Haut. Es ist ein ungewöhnliches, unangenehmes, merkwürdiges Gefühl. Das Amulett funktioniert, ich verbrenne nicht, aber mir ist die Dunkelheit lieber als die Wüstensonne.“
    „Naja die Reise wird wohl ein paar Tage in Anspruch nehmen, du hast doch nicht vor die ganze Zeit über hier zu verbringen, oder?“
    „Also…“, fing sie an ehe der Magier sie unterbrach. „Kannst du die Dunkelheit nicht irgendwie zurücknehmen? Ich will mich nicht mit einer schwarzen Wand unterhalten.“, meinte er. Augenblicklich löste sich die Dunkelheit auf. Als hätte ein unsichtbares Band sie festgehalten und wurde nun durchschnitten. Die Dunkelheit entwich in Form von waberndem Rauch aus jeder nur erdenklichen Ritze aus dem Raum nach draußen. Wenige Augenblicke später konnte er das Mädchen auf dem Bett in der Mitte des Zimmers sitzen sehen. „Schon besser.“, grinste er und wagte es nun die Schlafkabine zu betreten. „Du solltest anfangen dich mit der Sonne zu arrangieren. Selbst wenn du die Reise über hier bleibst, die nächste Schriftrolle liegt vermutlich mitten in der Wüste und wir müssen sie suchen gehen.“


    "Ist das Ziel unserer Reise nicht ein mysteriöses Tal in mitten der Einöde?", kam der Einwand von ihr und der Magier stimmte ihr zu. "Ist es da nicht nahe liegend, das vielleicht in diesem Tal alte Ruinen sind, vielleicht sogar Katakomben oder der gleichen?"
    Lazarus lächelte verlegen, als er erahnte worauf Eve hinaus wollte.
    "Ja du könntest Recht haben Eve. Die erste Schriftrolle habe ich ja auch in Katakomben gefunden und es ist nahe liegend, dass zwecks der Aufbewahrung die Anderen ebenso tief in irgendwelchen Untergrundbauten verborgen sind."
    Sie kicherte kurz. "Siehst du mein guter? Tiefe dunkle Gänge ohne Sonnenlicht."
    Der Magier verdrehte die Augen. "Eve hör mir zu: bis wir da sind..."
    "Pscht!", unterbrach sie ihn. "Lass mich allein ich möchte erstmal meine Ruhe haben ... wenn es dunkel ist können wir weiter reden."
    Ohne ein Wort zu sagen drehte sich der Magier um, ging hinaus und schloss die niedrige Tür zu dem Schlafbereich. Ein paar Sekunden stand Lazarus wie angewurzelt da und fragte sich was gerade passiert war. Er wollte sich umdrehen und Eve sagen, sie solle sich nicht so ziemen und sich an den Gedanken gewöhnen noch mehrere Tage durch die Wüste zu reisen. Vielleicht hätte sie ja bald die Gelegenheit die stickige Luft des Ruheortes der zweiten Schriftrolle einzuatmen und die damit verbundene Dunkelheit der Katakomben zu genießen, aber Lazarus konnte es nicht. Er stand da und konnte sich nicht einfach umdrehen und wieder hineingehen. "Wenn es dunkel ist...", murmelte er leise. "Ach verdammte Dienerschaft, Eve du machst mich echt noch fertig."
    Grummelnd ging er wieder an Deck und gesellte sich zu dem Kapitän, der wieder seinen Platz hinter dem Steuer einnahm.
    "Probleme?", fragte Isaak als er den Gesichtsausdruck des Magiers sah. Lazarus sah den jungen Mann ihm gegenüber an und zuckte mit den Schultern. "Frauen..." Der Kapitän grinste nur vielsagend als Antwort.
    Die Zeit strich dahin und fast drei Tage vergingen ohne Zwischenfall. Eve blieb unter Deck und Lazarus hatte einige Probleme es Isaak vernünftig zu erklären. Letztendlich sagt er ihm, das Eve schon von Kinds an sehr empfindlich gegen Sonnenlicht war und deshalb stets diesen Mantel am Tage trug und wenn dann nur des Nachts reiste. Den Kommentar von Isaak dazu wird Lazarus aber so schnell nicht vergessen. "Sie können sich glücklich schätzen, dass sie so eine wunderbare Frau haben. Trotz ihres Leidens begleitet sie sie mit hinein in die tiefen der Wüste."
    Die weiteren Gespräche drehten sich um das Land die Menschen und ihre Kultur. Der Magier war neugierig und fragte förmlich den Kapitän über seine Heimat aus und Isaak gab bereitwillig Antwort.
    So stellte sich heraus, dass das Wüstenvolk schon immer neugierig war und nach neuem Wissen strebte. Am Anfang drehte sich alles darum, die eigenen Probleme zu lösen aber nach und nach wurden sie zu den angesehensten Wissenschaftlern und Entdeckern dieses Kontinentes. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass man ihnen so bereitwillig half. Denn welcher Entdecker würde sich die Chance entgehen lassen, etwas Unbekanntes zu erforschen und vielleicht etwas Unglaubliches zu finden? In der Brust dieser Menschen, so erkannte Lazarus, schlug das Herz von echten Abenteurern und Isaak war der beste Beweis. Nicht ein einziges Mal zweifelte er daran, ob sie überhaupt ihr Ziel finden würden und diese Zuversicht war ansteckend.
    Am dritten Tag ihrer Reise machten sie halt an einer Oase. Genauer gesagt war es ein Außenposten in dieser lebensfeindlichen Umgebung, wo sie ihre Vorräte noch einmal auffüllten. Um einen großen Teich blühte das Leben auf. Palmen und andere Gewächse trotzten dank des Wassers der erbarmungslosen Wüste und die Menschen nutzten dies.
    Mehrere kleine flache Gebäude gaben Unterkunft und als ihr Luftschiff ankam, brach gerade ein anderes auf. Die Rast dauerte nicht lange und ehe man es sich versah, schwebten sie wieder in die Luft empor und flogen weiter nach Westen.
    Von nun an, meinte dann Isaak, wurde die Reise erst spannend. Entlang von Karten, führte sie der Kapitän weitere vier Tage tiefer hinein in die Wüste. Immer wieder waren felsige Ausläufer von fernen Gebirgen zu sehen doch am Ende überflogen sie nur Sand, bis schließlich Isaak am Morgen des achten Reisetages Eve und Lazarus zu sich holte.
    "Willkommen über dem Meer von Ash’ra’an, dem goldenen Ozean aus Sand. Wir sind unserem Ziel schon sehr nahe aber ab hier wird es nun kompliziert. Das Dünnenmeer ist gigantisch und ich werde nun ein Suchmuster fliegen um die Narbe Gottes zu finden. Ich kann ihnen leider nicht genau sagen wann wir sie finden werden. Die Karten geben leider nur eine vage Hilfestellung. Ich bitte sie darum mit meinen Männern Ausschau zu halten damit wir sie nicht Ausversehen übersehen."



    s.144

  • Hey, schön, dass es weiter geht! =)
    Netter kleiner Abschnitt, um die lange Reisezeit zu überbrücken. Gut, dass ihr hier nicht so ausführlich geschrieben habt, sonst hätte sich der Teil doch sehr in die Länge gezogen.
    Hab diesmal auch fast keine Rechtschreibfehler gefunden, sehr gut!
    Ene Frage habe ich jedoch: Wenn der Raum stockdunkel ist, wie kann Eve dann Lazarus verstehen? Ich dachte, sie ist taub und muss Lippen lesen. Oder können Vampire im Dunkeln sehen?
    Und warum ist Eve eigentlch so zickig und schlecht drauf? Die Eve davor hat mir irgendwie besser gefallen, die war viel netter ^^


    Warte gespannt auf die nächste Fortsetzung :)



    Grüße

  • japp, wir dachten uns vampire können im dunkeln sehen ^^
    ----------------
    Der Magier und die Vampirlady standen gemeinsam am Bug des Schiffes und blickten über die Dünnen. Es war wirklich ein goldenes Meer und obwohl der Anblick so trostlos wirkte war er auch zugleich faszinierend.
    Es dauerte noch gut drei Stunden bis sie es schließlich sahen. Das Herz in der Brust von Lazarus machte einen Satz, als er es in der Ferne erkannte. Etwas zog sich durch die Wüste und als sie näher heran flogen, erkannten sie einen Graben, der in ein tiefes Tal überging, mitten in der Wüste. Als das Luftschiff den Graben überflog, dessen Seitenwände fast senkrecht in die Tiefe gingen, murmelte einer der Mannschaft etwas in seiner Heimatsprache und Isaak übersetzte es für die beiden Reisenden. "Wahrlich wie von Gott in der Wüste erschaffen..."


    Die Landung war ruppig, aber geglückt. Schwerer Ballast verankerte das Luftschiff am Wüstenboden. Alle Expeditionsmitglieder suchten so fix wie möglich ihre Ausrüstung zusammen und wuselten wie kleine Ameisen durcheinander, ehe sie geordnet vor Isaak standen und die übliche Predigt erduldeten. „Also, alles hört auf mein Kommando!“, schloss er die Anweisungen und erntete von allen ein zustimmendes Gebrumme oder Kopfnicken.
    „Der Abstieg kann einfach werden, kann aber auch extrem gefährlich sein also werde ich vorgehen und sie werden jede meiner Anweisungen befolgen.“, meinte er nochmal extra zu seinen beiden Gästen. Lazarus und Eve nickten einmal kräftig und schon startete die Expeditionsgruppe schwer bepackt in Richtung Wüstenschlucht. Ein Weg bahnte sich mitten in der Wüste immer tiefer hinab in den Untergrund. Den Untergrund der Wüste? Mal sehn was sich dort unten verborgen hält. Sandige Mauern zogen sich an den Seiten des Weges immer weiter nach oben, ehe tiefer sie dem Weg hinab folgten. Das Ende des Weges war nicht zu sehen, obwohl es scheinbar nur gerade aus ging. Blickte man nach oben, sah man einen weißen Streifen der die Oberfläche markierte. Es schien als wollten die massiven Wände das Sonnenlicht von der Tiefe fernhalten und das gelang ihnen außerordentlich gut. Isaak gab ein wortloses Handzeichen und die Gruppe blieb abrupt stehen. Sekunden später hielten auch der Magier und die Vampirlady inne. „Was ist los?“, wollte Eve wissen und erntete einen fragenden Blick. „Sehen sie sich um! Es wird allmählich stockdunkel hier unten, wir zünden die Fackeln!“, meinte er und kramte demonstrativ eine der Leuchten aus seinem Rucksack. Eve sah im Dunkeln so gut wie bei Tag, aber das mussten ja nicht gleich alle wissen also nickte sie stumm und ließ sich eine der Fackeln in die Hand drücken.
    Endlich konnte sie ihren schweren Mantel ablegen und ihn in ihren Rucksack stopfen. „Viel besser!“, grinste sie. „Gut, weiter Leute.“, befahl Isaak und ging tapfer voraus.


    Scheinbar ging es hier unendlich tief in den Abgrund der Wüste. Weder Eve noch Lazarus hatten ein gutes Zeitgefühl aber schenkt man Isaak’s Schätzungen glauben dann waren sie nun schon 2 Stunden unterwegs. Der Anfang war nicht mehr zu sehen, das Ende war nicht zu sehen und nach oben konnten sie auch nicht mehr, da sie sich inzwischen in einer Höhle befanden – eine Höhle aus Sand. „So etwas habe ich noch nie gesehen!“, meinte einer der Männer woraufhin die anderen einstimmten. „Diese Höhle kann unmöglich halten. Man kann keinen Hohlkörper in lockeren Sand graben.“, überlegte ein anderer Mann laut. Ein kurzer Griff an die nächste Seitenwand zeigte, dass es sich tatsächlich um trockenen Sand handelte. „Wenn es hier unten feucht gewesen wäre hätte ich es unter Umständen verstanden, aber so Isaak?! Wir sollten umkehren.“
    „Nein, sollten wir nicht. Die Sandmassen über uns drücken mit ihrem Gewicht so schwer nach unten, dass das hier ein stabiles Gebilde geworden ist. Wie sich diese Höhle geformt hat kann ich nicht sagen, aber es gibt keine Anzeichen von Instabilität.“, erklärte er, wandte sich wieder der Gruppe ab um weiter zu marschieren und schrie plötzlich auf.
    Wie vom Blitz getroffen taumelte er einige Schritte rückwärts und plumpste letztlich mit dem Hintern in den Sand.
    „Was ist los?“, wollte Lazarus besorgt wissen und kniete sich sofort neben Isaak. „Direkt vor uns ist ein Abgrund!“, erklärte Eve die in die Düsternis vor ihnen starrte. „Ja, ich bin nur erschrocken weil ich fast hinab gestürzt wäre. Ich habe mich ablenken lassen und das wäre fast mein Ende gewesen.“


    s.146

  • Toll, dass es wieder weitergeht. : >
    Brauchte zwar etwas Zeit, bevor ich mich wieder hineingefunden hab und wieder wusste, wo ihr stehen geblieben seid, aber ich freu mich jetzt schon wieder, wie es weitergeht.


    Btw: Wie gehts Laz?

    Und warum ist Eve eigentlch so zickig und schlecht drauf? Die Eve davor hat mir irgendwie besser gefallen, die war viel netter ^^

    Wenn ich das richtig mitgekriegt hab, war sie ja jetzt nur in den 2-3 Tagen zickig.. Das passiet jeder Frau einmal im Monat. :O