NC17 - Pure Fantasy (Arbeitstitel)

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  • Schöner kleiner Zwischenteil. Gefällt mir, dass Damian plötzlich Gefühle zeigt, hätte man ja nicht erwartet.


    Möchte bemängeln, dass es mir inzwischen alles ein wenig zu schnell voran geht. Am Anfang noch von der ganzen Geschichte baute sich sehr langsam alles auf, der Stil hat mir richtig gefallen.
    Soll nicht heißen, dass mir der jetzige Stil nicht gefällt, man merkt aber, dass er sich verändert hat. Eve ist ziemlich in eine Nebenrolle rein gerutscht und alles geht deutlich schneller voran.
    Für Lazarus war in dem Schloss alles neu - vielleicht sollte dazu noch der Gegenpart von Eve kommen, dass sie sich wie zu Hause fühlt und so weiter und so fort. Schreibt dann halt einen
    Teil von Lazarus und einen von Eve weiter, wenn die beiden sich gerade nicht begegnen. Aber lasst Eve bitte nicht in einer Nebenrolle verkommen.

  • keine Sorge, nachdem das Problem mit dem Dämon gelöst ist geht es wie gewohnt weiter :D




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    Lazarus war wieder in seinem Zimmer und Albrecht wartete auf seinem Stuhl vor der großen Tür. Viele Gedanken gingen durch den Kopf des Magiers. Warum war der Sünder hier? Irgendwer hatte einen Groll gegen Damian und seine Vampire, denn Vortex Dämonen wurden meistens für Rachefeldzüge benutzt.
    Unruhig tigerte Lazarus in seinem Zimmer auf und ab und dachte nach. Ständig schaute er in sein Notizbuch, in der Hoffnung vielleicht doch noch irgendetwas wichtiges, irgendein kleines Detail noch herauszufinden. Etwas das ihm bei seiner Aufgabe, den Dämon zu vertreiben, helfen konnte.
    Es half alles nichts. Schließlich resignierte er und begab sich zu Bett. Jetzt noch in der Nacht darüber nachzudenken versprach keinen Erfolg. Zudem wusste der Magier, dass der Sünder nicht anwesend war, dass hätte er sonst gespürt. Mit geschlossenen Augen lag er in dem großen, äußerst weichen Bett und versuchte einzuschlafen. Unruhig wälzte Lazarus sich noch lange hin und her, zu bedrückend waren die Gedanken, die noch durch seinen Geist wanderten, aber nach einigen Stunden fiel er in einen kurzen unruhigen Schlaf.
    Seine Augen blickten in den Spiegel. Die Nacht hatte ihre spuren hinterlassen. Ein müdes und mitgenommenes Gesicht war im Spiegel zu erkennen, da der Schlaf kaum Erholung brachte.
    „Mein Herr?“, drang die Stimme von draußen herein, als Albrecht die Eingangstür halb öffnete. „Euer Frühstück ist soweit fertig, wenn ihr mir dann bitte Folgen würdet?“
    Beim hinausgehen warf der Magier noch einem Blick zum großen hohen Fenster. In der Nacht war er einmal aufgestanden und hatte die Vorhänge leicht geöffnet. Draußen war es immer noch dunkel und schließlich erinnerte er sich, das Damian davon gesprochen hatte, das ein anderer Magier den Himmel über dem Schloss verzaubert hatte. Dennoch ging Lazarus zum Fenster und zog die Vorhänge zu.
    Albrecht führte ihn wieder zum großen Blutsaal. Der große Tisch war aufgeräumt und gewischt worden und auch alle anderen Spuren vom gestrigen Feste waren beseitigt. An seinem Platz von gestern stand das Frühstück. Es war recht einfach, Brot mit Wurst und dazu Wasser zum Trinken. Dafür war es aber recht gut und die Wurst hatte einen besonders guten Geschmack. Albrecht stand wie immer hinter Lazarus. Der Magier fragte sich, ob Albrecht auch eine Art Wache für ihn war. Wahrscheinlich ja, und er gestand sich selber ein, dass er nur ungern allein durch ein Schloss voller Vampire streifen wollte. Zum anderen hätte Damian ihn das auch sicherlich sehr übel genommen.
    Während ein Bissen nach dem anderen Verschwand kreisten seine Gedanken wieder über den Sünder. Lazarus war so intensiv mit nachdenken beschäftigt, dass er nicht merkte, wie Eve sich neben ihn setzte.


    „Einen guten Morgen, wünsche ich dir!“, meinte sie mit einem halbherzigen Lächeln. „Konntest du gut schlafen?“, wollte sie wissen und Lazarus wandte sich zu ihr. „Morgen! Ich hab leider nicht so gut geschlafen wie ich eigentlich gewollt hätte. Diese Dämonen-Geschichte hat mich zu sehr beschäftigt!“, erklärte er während er ein weiteres Stückchen Wurstbrot in seinem Mund verschwinden ließ.
    „Verstehe! Ich habe Damian gestern noch gesucht und er hat mich so halbwegs darüber informiert. Das ist auch der Grund dafür, dass ich hier nicht alleine sitze!“, meinte sie und deutete auf die beiden männlichen Begleiter, die sich neben sie gesetzt hatten.
    „Das hier ist Asher und dieser charmante Kerl ist Nathaniel!“, stellte sie die beiden Vampire vor, woraufhin sie mit einem Nicken eine Verbeugung andeuteten.
    „Die beiden sind meine Kinder, so nennen wir die Vampire, die von einem selbst zu einem von uns gemacht wurden. Ich bin Damian‘s Kind, er hat mich gebissen und verwandelt, Asher und Nathaniel wurden wiederrum von mir gebissen.“, erklärte sie beiläufig.
    „Wir haben gestern ja nicht viel miteinander gesprochen. Wie gefällt dir das Schloss und welchen Eindruck hast du vom Fest gewonnen? Wahrscheinlich musstest du den Würgreiz unterdrücken!“, grinste sie und wusste an Lazarus‘ Gesichtsausdruck, dass sie recht hatte.
    „Kein Problem, so ging es bisher jedem Gast, der diesem Fest beiwohnen durfte. Der enorme Geruch von Blut ist einfach… gewöhnungsbedürftig.“
    „Das Schloss beeindruckt mich zutiefst. Ich habe noch nie ein solch imposantes Bauwerk gesehen. Allein die Tatsache, dass der Himmel verzaubert wurde versetzt mich ins Staunen. Ich habe davon gelesen, dass man die Natur manipulieren kann, aber es verlangt ein ungewöhnlich hohes Maß an Erfahrung und Stärke.“
    „Ja, das stimmt. Damian hat den Himmel verdunkeln lassen, damit wir nicht gezwungen sind den Tag über das Schloss unbewacht zu lassen. Die Gargoyles werden so nicht zu Stein und wir können uns in regelmäßigen Abständen schlafen legen. Während wir hier sitzen, schläft die Hälfte des Clans. Wir beschützen sie, wachen über sie und das Schloss. Wenn wir uns schlafen legen, ist es genau anders herum.“
    „Verstehe, so etwas hatte ich mir schon gedacht.“, erwiderte Lazarus und nahm einen kleinen Schluck von seinem Wasser.
    „Du sahst gestern übrigens umwerfend aus in deiner Festkleidung!“, bemerkte der Magier etwas verlegen. „Danke. Du hast dich gestern aber auch ordentlich heraus geputzt. Sah etwas ungewohnt aus, aber stand dir durchaus!“
    „Ich fand es… ein wenig seltsam. Ich habe mich noch nie in solcher Kleidung gesehen. Aber sag mal, welche Bedeutung hat dieses Fest eigentlich?“
    „Naja, es ist eigentlich nur ein angenehmer Zeitvertreib. Als der alte Bürgermeister noch lebte, gingen die Vampire auch nicht auf die Jagd, also haben wir die Blutspenden der Stadt für unsere Feste verwendet. Natürlich gibt es hier und da noch Konflikte zwischen den Gestaltwandlern und den Vampiren, aber unsere größte Aufmerksamkeit gilt nach wie vor den Totenbeschwörern. Um also ein wenig Abwechslung zu haben und uns von unseren Strapazen zu erholen, wurde diese Art des Festes eingeführt. Nach einem ausgiebigen Festmahl wird getanzt und gelacht. Zum Schluss endet alles in einer einzigen Orgie. Das sorgt für Zufriedenheit.“, erklärte sie.
    Lazarus‘ Lippen formten sich zu einem verschmitzten Grinsen. „Ja, bei wem würde das keine Zufriedenheit auslösen?! Wenn wir gerade so schön im Gespräch sind, darf ich fragen, wieso ihr mit den Totenbeschwörern ein so großes Problem habt?“
    „Liegt das nicht auf der Hand? Vampire sind untote Kreaturen. Wir leben, obwohl wir eigentlich tot sind. Wenn wir in unseren Sarkophagen liegen, sind wir wie tot und können von Totenbeschwörerin wieder erweckt werden. Sie sind dann automatisch unsere Meister und können uns Befehle erteilen, indem sie uns ihren Willen aufzwingen. Ein weiterer Grund, warum nicht alle zur selben Zeit schlafen.“
    Der Magier nickte nur. Die Antwort auf seine Frage war so offensichtlich, dass er erst jetzt bemerkte, wie dümmlich seine Frage klang. Aber woher sollte man es wissen, wenn man nicht aufgeklärt wurde.
    „Und für eure Toten haltet ihr eine Feuer-Zeremonie ab? Damian hat es gestern erwähnt.“
    „Ja, in der Tat. Vampire, die dem endgültigen Tod geweiht sind oder die bereits verstorben sind, werden mit dieser Zeremonie zur letzten Ruhe gebettet. Im Laufe des Tages wird die Zeremonie für die Opfer des Dämons stattfinden. Deine Anwesenheit ist erwünscht, aber keine Pflicht.“, antwortete Eve.
    „Wie gedenkt ihr den Dämon aufzuspüren und zu vernichten?“, mischte sich plötzlich Nathaniel ein. Obwohl Eve ihn nicht so direkt gefragt hätte, wollte sie trotzdem die Antwort wissen.


    Durch die plötzliche und ungestüme Frage verschluckte sich der Magier und Eve musste ihm heftig auf den Rücken klopfen.
    „Eine gute Frage, deren Antwort ich nicht vorenthalten will.“ Er sprach ruhig um nicht seine Nervosität zu zeigen. „Wir haben es mit einen sehr einfallsreichen Dämon zu tun, der gerne Versteckspielchen spielt. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass er bevorzugt einfache Opfer angreift. Größere Gruppen meidet der Sünder weitestgehend und er greift aus dem Hinterhalt an.“
    Lazarus gönnte sich einen Schluck Wasser bevor er weiter sprach und lies seine Worte wirken. Schließlich sollten Nathaniel und auch Asher wissen, mit was sie alle es zu tun bekommen würden. Nach Eve’s Reaktionen zu urteilen, hatte Damian sie schon über die Entdeckung des Magiers informiert.
    „Die Schwierigkeit wird darin bestehen, den Dämon aufzuspüren. Ich könnte zwar feststellen, dass er da wäre, aber nicht sagen wo genau. Der Sünder ist wie ein Geist. Er hat auch keine feste Gestalt. Deshalb habe ich auch Damian darum gebeten, dass er all seine Wachen instruieren sollte auf alles Ungewöhnliche zu achten.“ Nathaniel hatte den typischen Gesichtsausdruck von Sorge und Neugier, der die Frage nach dem „und ist er vielleicht da“ verdeutlichte.
    „Bevor du fragst Nathaniel, nein der Sünder ist momentan nicht da. Ich denke es ist zu viel los im Schloss. Erst kürzlich das Fest und nun die Bestattungszeremonie. Das ist zuviel Aufregung. Das bringt mich zu der Frage, was mit den Vampiren geschehen war. Waren sie irgendwo unterwegs? Also ich meine, waren sie im Schloss anwesend oder außerhalb? Es wäre wichtig das zu Wissen.“
    Nathaniel schwieg und Asher ergriff das Wort für ihn. Eve hörte derweil sehr aufmerksam zu.
    „Sie waren ausgeschickt worden, um etwas für den Clan zu erledigen. Aber sie kehrten nicht zurück. Damian wollte einen Suchtrupp zusammenstellen da … fanden wir sie.“
    Ashers Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
    „Hm Okay, dann hat er auch nicht seine Gewohnheiten geändert. Das schlimmste was uns passieren könnte, wäre es, wenn der Dämon seine Angst verliert und dadurch unberechenbar wird. Er könnte dann jederzeit und überall zuschlagen …“
    Die letzten Reste des Frühstückes verschwanden und der Magier sprach weiter.
    „Vortex Dämonen sind feige, aber sehr stark. Nichtsdestotrotz relativ einfach zu besiegen wenn man weiß wie. Einmal aufgespürt kann man sie mit Magie bekämpfen. Sehr wirksam sollte Blutmagie sein. Ein Bannzauber kann ihn an einen Ort binden so das man dann ihn vernichten kann. Ein Exorzismus kommt nicht in Frage, das funktioniert bei einem Sünder nicht da er nur zum Teil in unserer Existenzebene ist.“
    Nathaniel unterbrach den Magier. „Woher wisst ihr soviel darüber?“
    Ein trauriges Lächeln legte sich auf das Gesicht von Lazarus als er antwortete. „Ich suche seid vielen Jahren Wissen über dunkle Künste. Dabei war ich in einem verlassen Ort auf einen Vortex Dämon gestoßen. Mein damaliger Reisegefährte hatte diese Begegnung mit dem Leben bezahlt. Jedenfalls, ich fand heraus wie man dieses Mistvieh zurück zur Hölle schicken konnte … und tat es.“
    Lazarus schwieg. Nach einigen Minuten fragte Eve vorsichtig die alles entscheidende Frage. „Hast du einen Plan?“
    Lazarus nickt zögernd. „Ja und er wird euch nicht gefallen …“


    „Das ist ein Drecksplan!“, prustete Asher los als Lazarus geendet hatte. Nathaniel nickte heftig und stimmte ein. „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich weiß ja nicht was ihr euch erlaubt, aber allein der Vorschlag ist…“
    „Haltet den Mund!“, befahl Eve. „Alle beide! Sein Plan ist riskant und er gefällt mir genauso wenig wie euch. Nicht auszudenken wie Damian darauf reagieren wird, aber wenn dieser verdammte Dämon nur auftaucht, wenn man ihm ein Opfer vor die Nase hält, dann soll es so sein. Ich werde das Opfer spielen.“
    „Tut mir wirklich Leid, aber das ist die einfachste und sicherste Methode um den Dämon anzulocken. Wir könnten optional natürlich warten, bis er wieder zufällig irgendwo auftaucht, aber das Opfer können wir dann wohl jetzt schon abschreiben.“
    „Ja, dann sollten wir schleunigst den Plan ausarbeiten und damit zu Damian gehen. Er kann uns sicherlich am besten bei der Ortswahl helfen.“, erwiderte Eve.
    Lazarus trommelte mit den Fingern auf den polierten Holztisch ehe er fortfuhr und weitere Einzelheiten seines Planes ausbreitete.
    Die Vampire lauschten aufmerksam und während sich Eve mit Kommentaren oder Bemerkungen zurückhalten konnte, ließen Asher und Nathaniel bei jeder Gelegenheit ein „Tzzz“ oder „Hmpf!“ von sich hören. Natürlich war der Vorschlag von Lazarus nicht 100 %ig sicher aber besser als Nichts.
    Als geschlossene Gruppe suchten sie letztendlich Damian auf um ihm von den Überlegungen zu berichten, aber Eve bereitete die anderen schon mal darauf vor, dass der Meistervampir einen ganz und gar unzufriedenen Lord spielen würde.
    „…also sieht der Plan so aus, dass Eve das Opfer spielt und den Dämon quasi ruft. Sobald das Ding auftaucht müssen wir schnell handeln und es zum Teufel jagen!“, schloss Lazarus ab, während Asher und Nathaniel die Schultern nach oben zogen und den Kopf senkten um sich auf den Wutausbruch ihres Lords vorzubereiten.
    „Einverstanden!“, sagte Damian plump, woraufhin ein synchrones „Was?!“ aus Nathaniels und Ashers Mund schoss.
    „Ich bin damit einverstanden!“, wiederholte sich Damian. „Ich bin nicht dumm. Ich hole mir keinen Magier zur Hilfe, damit ich seine Vorschläge ablehne. Er wird wissen was zu tun ist und ich lege mein Vertrauen in seine Hände. Das mir die Idee nicht gefällt dürfte klar sein, spielt aber in diesem Fall keine Rolle!“

  • Der Plan war zu leicht durchschaubar ;) Auf den bin ich nämlich auch drauf gekommen also wird er wohl nicht funktionieren.


    Abgesehen davon fand ich die Erzählung wieder wirklich gelungen. So kleine Einstreuungen, z.B. was es bedeutet wenn ein Vampir "Kinder" hat, und so finde ich immer sehr informativ. Auch die Beschreibungen über den Dämon und woher er das alles weis klingen sehr plausibel. Bin schon gespannt wie es weitergeht


    so long
    Sek

  • danke Sek, was den Plan angeht ... naja ... wayne :D
    her wieder ein ganz kleiens Stück als Vorspeise für den Hauptackt mit dem Dämon :D




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    Lazarus war wieder in sein Zimmer zurückgekehrt. Jedoch war diesmal auch Eve bei ihm um sich mit ihm gemeinsam auf das Bevorstehende vorzubereiten.
    „Eve ich frage dich noch ein letztes Mal: Bist du dir wirklich sicher das zu tun?“ Der Magier sah die Vampirlady mit ernstem Gesichtsausdruck an und wartete auf eine Antwort.
    Mit ihrem typischen Lächeln antwortete Eve auf die Frage.
    „Wie oft willst du mich das noch Fragen? Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, aber ich vertraue dir und deinen Fähigkeiten mehr als alle Anderen hier im Schloss.“
    „Also gut…“
    Lazarus trat an den kleinen Tisch, wo er mit improvisierten Mitteln eine kleine Laborküche zusammengestellt hat. Zwischen einigen kleinen Töpfen und Schüsseln mit allen möglichen Dingen, die Damian ihm zur Verfügung gestellt hatte, lag ein Amulett. Es war nicht sonderlich auffällig, eine kreisförmiges, goldenes Ding, mit sehr eleganten Verzierungen. In der Mitte war in einem Vampirgebiss ein Rubin eingelassen.
    Aber es war ein wichtiger Gegenstand für den Plan. Eve trat heran um genau zu beobachten, was Lazarus tat.
    „Ich werde in deiner Nähe sein, aber es wird einige Momente dauern. Bevor ich eingreifen kann Eve. Das Amulett wird dich schützen … hoffe ich.“
    Die Vampirlady sah den Magier durchdringend an. „Hoffst du? Das klang ja nicht gerade zuversichtlich.“
    „Blutmagie ist eine schwierige Sache. Sie ist sehr mächtig. Aber genauso gefährlich. Sollte ich mich irren und es ist ein vollkommen anderer Dämon, der sein Unwesen hier treibt, dann kannst du genauso nackt sein. Das Amulett würde nichts bringen.“
    Mit einem erschrockenen Ausdruck sah Eve Lazarus an. „Das sagst du mir erst jetzt, dass du dich irren könntest?“
    „Was glaubst du was wohl Damian sagen würde… Eve, vertrau mir, ich bin mir sicher das es ein Vortex Dämon ist.“ Lazarus nahm das Amulett, das er vorher mit Blutmagie mit einem speziellen Schutzzauber belegt hatte, und legte es Eve an. Die Vampirin schaute herab und strich mit ihrer Hand über das Amulett, das nun auf ihrer Brust lag.
    „Steht dir gut Eve.“ Er schmunzelte und nickte der Vampirin zu. „Du weist was du zu tun hast. Pass gut auf dich auf und achte auf alles Ungewöhnliche. Halte dich von Schatten fern. Keine Angst ich bin in deiner Nähe, bereit zu zuschlagen.“
    Lazarus sah noch einmal in die Augen von Eve. Entschlossenheit spiegelte sich in ihren wunderschönen Augen wider. Der Magier hoffte innerlich, dass alles soweit gut gehen würde. Der Plan barg ein hohes Risiko. Er ging noch einmal zum Tisch und nahm seine Handschuhe, die er magisch verändert hatte. Der einzige Unterschied, der zu sehen war, sind die Kristalle, die nun in einem düsteren rot matt leuchteten.

  • Jayyy :D
    Eve rückt wieder in den Vordergrund, ich freu mich.
    Jetzt bin ich mal gespannt, wie der Zauberpart beschrieben wird. Blutmagie klingt an sich nämlich schon sehr interessant.
    Wie ich vorher bereits geahnt hatte, war bisher alles in Damians Schloss sehr interessant. : >
    Ich frag mich auch schon wie es wohl nach dem Dämon weiter geht und ob der Dämon schnell erledigt wird oder ob er ein größeres prob darstellt.


    Macht weiter so. : >

  • Angeblich hatten sich alle in Position gebracht. Eve konnte keinen ihrer Beschützer sehen, weder Damian, noch Lazarus, Asher oder Nathaniel. Draußen hinter dem Schloss war es düster und eiskalt. Der künstlich verdunkelte Himmel hielt die Sonne fern und schaffte so eine eisige Atmosphäre. Sich von Schatten fernhalten war wohl leichter gesagt als getan, wenn man sich hier zwischen den unzähligen Bäumen so umsah…
    Nervös schritt sie also tiefer in den kleinen Wald, der gleichzeitig den Schlossgarten darstellen sollte. Es herrschte totenstille und wenn Eve nicht ihr Gehör verloren hätte, würde sie einzig und allein ihre verunsicherten Schritte auf dem Waldboden hören. Wieso genau hatte sie sich nochmal zu dieser waghalsigen Aktion überreden lassen? Ah ja, genau, weil sie sich als Kind des Meistervampirs dafür perfekt eignet – Schwachsinn!
    Unangenehm wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie von zwei rot leuchtenden Punkten angefunkelt wurde. Eve musste nicht lange hinsehen um zu erkennen, dass es sich dabei um die Augen eines Dämons handelte. Sie hatte zwar noch nie damit zutun gehabt, aber es verhält sich wie mit dem Geruch einer Leiche. Selbst wenn man noch nie den Geruch eines verwesenden Körpers wahrgenommen hat, sobald man ihn riecht weis man sofort bescheid.
    Die Vampirlady blieb sofort stehen und wollte schon nach ihrem Schwert greifen, aber sie sollte laut Lazarus ein so einfaches Opfer wie möglich darstellen, damit der Dämon auf keinen Fall abhauen würde. Wieder eine dieser spitzen Ideen. Langsam schob sich eine Kreatur aus dem Unterholz hervor und wurde dabei immer größer, immer furchteinflößender. Allein der Anblick dieses Wesen jagte Eve einen Schauer über den Rücken, während sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Bräunliche, lederne Haut zog sich über den Körper des Dämons. Er stolzierte auf drei mächtigen Beinen durch die Dunkelheit und ließ seinen Blick auf Eve ruhen. Seine klauenverzierten Pranken hielt er wie zwei Schwerter vor sich und sein stacheliger Schwanz peitsche von einer auf die andere Seite. Der Hals und der Schnabel besetzte Kopf erinnerte den weiblichen Vampir an einen Vogel. Diese Kreatur war bei Gott nicht von dieser Welt, was auch nur unschwer zu erkennen war, da sich die Lederhaut an einigen Stellen an seinem Körper lösten und eine Art schwarzer Nebel aus den Öffnungen quoll. Das musste Lazarus gemeint haben als er meinte, der Dämon ist teilweise in der Ebene dieser Welt und teilweise in den Abgründen der Hölle.
    Ein lautes Klacken hallte durch den Wald, als der Dämon seinen Schnabel öffnete und wieder zu schnappen ließ.
    Der Vortex-Dämon war sicherlich seine zwei Meter groß und kam kontinuierlich näher und näher. Eve stand nach einigen zurückweichenden Schritten mit dem Rücken an einem Baumstamm und konnte nicht mehr entkommen. Das Vogelwesen war etwa drei Meter entfernt als es einen markerschütternden Schrei los ließ und den Kopf zur Seite neigte, als wolle es sein nächstes Opfer genau unter die Lupe nehmen.
    Dies war offenbar das Signal für Eve’s Amulett, welches sofort anfing zu glühen. Es brannte auf der Haut und strahlte eine unglaubliche Wärme ab. Lazarus wusste, dass es nun losging und nickte den anderen hinter ihren Bäumen zu.
    Sie zögerten nicht und rannten auf die Bestie zu und genau in diesem Augenblick zog sich wie durch Zauberei eine Art weißes Band rund um die Gruppe und schloss sie in einem Kreis aus weißem Rauchschleier ein.
    Der Dämon begriff sofort und ergriff die Flucht. Weit kam er allerdings nicht, als er auf die Grenze des geschlossenen Kreises trat prallte er dagegen und taumelte zurück.
    „Der Bannkreis funktioniert!“, bestätigte sich Lazarus selbst. Ein zufriedenes und trotzdem gedrücktes Lächeln zeichnete sich auf seinem Mund ab.
    „Der Dämon ist nicht dumm, er wird in den Angriff übergehen. Wir müssen schnell sein!“


    Wie zur Bestätigung brüllte das düstere Geschöpf auf und schlug mit seinen Pranken um sich.
    „Kommt ihm nicht zu nahe!“, schrie der Magier über den Lärm hinweg. „Überlasst ihn mir!“
    Den Anderen, alles Vampire mit ähnlichen Amuletten wie Eve, war es deutlich anzusehen, dass sie wenig Lust darauf verspürten, nähere Bekanntschaft mit dem Dämon zu schließen. Sie hielten ihre Waffen auf dem Dämon gerichtete und dieser schlug immer wieder mit seinen Klauen nach den Schwertern, kam dabei aber Eve bedrohlich nahe. Das war der Moment in dem Lazarus eingriff.
    Zwei düsterrote magische Geschosse zogen mehrere Bahnen um den Dämon, ehe sie heftig in dessen Körper einschlugen. Der Sünder schüttelte sich und schrie seinen Schmerz hinaus. Nun drehte er den Kopf und blickte mit seinen unheilvollen Augen den Magier direkt an. Lazarus gab mit Handzeichen zu verstehen, dass sich alle anderen langsam zurückziehen sollten. Mit normalen Waffen, war diesem Monstrum nicht bei zu kommen, daher war es nur sinnlos und unnötig gefährlich, wenn die anderen sich einmischten.
    Der Bannkreis, der von den präparierten Amuletten gebildet wurde, vergrößerte sich minimal. Der Dämon blieb aber weiterhin gefangen. Aber Lazarus wusste das er sich beeilen musste. Der Zauber würde nicht lange diese Kreatur des Bösen aufhalten.
    Der Schnabel des Dämon hackte nach den Magier und die Pranken folgten gleich darauf mit schnellen Bewegungen. Mühsam nur konnte der Magier den Attacken ausweichen und schleuderte seinerseits weitere magische Geschosse auf den Dämon. Dort wo sie einschlugen, hinterließen sie schwere Brandtwunden auf dem Körper des Sünders.
    Aber dann geschah etwas Unerwartetes. Der schwarze Nebel breitete sich blitzartig aus und es wurde stockfinster. Nur schemenhaft waren die Umrisse der Vampire zu erkennen und Lazarus suchte verzweifelt den Dämon in der Finsternis. Aber es schien, als würde jener vollkommen mit dem Nebel verschmelzen.
    Ein Schrei erklang der schnell abbrach. Wie angewurzelt blieb der Magier stehen und lauschte. Ein weiterer Schrei, der in ein Gurgeln überging, dazu widerliche Geräusche von auseinander gerissenem Fleisch.
    Lazarus konzentrierte sich auf den Bannkreis. Er spürte, dass der Sünder immer noch gefangen war, aber anscheinend hatte es der Dämon auf die Amulettträger abgesehen. Die Macht des Bannkreises nahm ab.
    Eine Idee kam ihm. Flink holte der Magier eine Brille hervor und träufelte aus einer kleinen Phiole Blut, sein Blut, auf die Gläser. Lautlos formten seine Lippen eine Zauberformel und das Blut sickerte ohne Spuren zu hinterlassen in das Quarzglas ein, welches sich darauf kaum merklich Rot färbte. Schnell hatte die Brille ihren Platz auf seiner Nase eingenommen.
    Ein böses Lächeln legte sich auf das Gesicht des Magiers und seine Hände formten eine magische Kugel.
    „Ich sehe dich!“ sagte der Magier zwar leise, aber mit ungeheurem Nachdruck. In der Tat sah der Magier durch die Brille den Dämon. Alles war wie in mattes Rot getaucht und fast schwarz war der Körper des Dämon in dem Nebel zu erkennen, der sich nun ruckartig umdrehte und den Magier mit seinen Augen fixierte.
    „Wieeeee issst dassss Möööglicccch?“, erklang eine abscheuliche Stimme, die Probleme hatte die Worte richtig zu formen.
    Die Pranke des Monsters lies etwas los und der Sünder machte einige Schritte in Richtung des Magiers. Sein Lächeln wurde breiter …
    Die magische Kugel zwischen den Händen des Magiers, welche in unterschiedlichen Rottönen mit schwarzen Schleiern pulsierte, war kaum größer als eine Männerfaust. Und doch war es der Untergang dieser Ausgeburt der Hölle.
    Der Dämon merkte das etwas nicht stimmte und hielt inne. Der Vogelkopf legte sich zur Seite, so als ob er überlegen würde. Dann sah Lazarus, durch seine Brille, wie die Augen des Dämon sich vor Schrecken weiteten. Mit ungeheurer Geschwindigkeit macht der Dämon kehrt und versuchte gegen den Bannkreis anzurennen. Panisch schrie das Monster auf und versuchte zu entkommen.
    So schnell wie ein Blitz zuckte die magische Kugel von den Händen des Magiers gelenkt nach vorne und schlug im Rücken des Sünders ein. Jedoch zerbarst das magische Geschoss nicht sondern drang in den Körper des Dämon ein. Jener fiel auf die Knie und begann zu Röcheln. Der schwarze Nebel verflog endgültig. Auch erzeugte der Dämon keinen Neuen.
    „Neiiin…“, wimmerte es und grub seine Hände in den Dreck. Lazarus stand schwer atmend da und hatte immer noch seine Hände auf den Dämon gerichtet. „Jetzt!“, schrie er und die Vampire griffen gleichzeitig mit ihren Waffen den Dämon an. Nun, da der Magier den Sünder vollkommen in die Welt der Menschen geholt hatte, war es sterblich geworden …
    Die Klingen hinterließen fürchterliche Wunden. Zwar versuchte sich der Dämon zu wehren, aber es war erfolglos. Blutend lag es im Dreck und tat seine letzten Atemzüge. Leise röchelte es noch etwas, was nur der Vampir direkt neben ihm verstand.
    Erschöpfung übermannte den Magier und ihm wurde schwarz vor den Augen. Lazarus bekam nicht mehr mit, wie er bewusstlos auf den Boden aufschlug.

  • Da hats mal wieder wer übertrieben.
    Nur gut, dass er erst zusammengebrochen ist, als der nun nichtmehr Dämon tot war. Was ich mich gerade frage ist, ob der Dämon einfach nur "Das werdet ihr bereuen" oder irgendetwas glaubwürdigeres als letzte Worte gesagt hat.
    Die Hauptfrage ist jetzt, wer verletzt ist und ich mag solche Cliffhanger nicht -.- aber ich hoffe mal, dass ihr das bald auflösen werdets.
    Der Kampf war wirklich gut beschrieben auch, dass das Opfer eine Idee hatte, mit der Lazarus nicht gerechnet hatte, und das Lazarus es schafft eine Gegentaktik zu erfinden die ihm hilft.


    so long
    Sek

  • Langsam kam Lazarus wieder zu Bewusstsein. Er hörte, wie jemand neben ihm stand oder saß und die Seiten von einem Buch umblätterte. Er war noch zu schwach um etwas zu sagen oder gar die Augen zu öffnen, aber hören konnte er zumindest schon wieder etwas.
    Es klopfte leise an der Tür und eine Männerstimme sagte leise „Herein!“. Es war Albrecht. Offenbar saß er die ganze Zeit lesend neben seinem Bett. Vermutlich hatten ihn die Vampire wieder in sein Schlafgemach gebracht, aber das war jetzt nebensächlich.
    Schritte kamen näher an sein Bett heran, als die Tür ins Schloss fiel. „Wie geht es ihm, Albrecht?“, fragte eine Frau – allem Anschein nach Eve.
    „Unser Gast hat sich sehr verausgabt, aber die Medizin sollte bald Wirkung zeigen! Wie geht es mit der Feuer-Zeremonie voran?“
    „Sie ist zu Ende. Damian hat den Toten ihre Ruhe gegönnt. Er hat es sehr bedauert, dass Lazarus nicht anwesend sein konnte, aber er weiß ja warum.“, antwortete sie mit einem Blick auf den scheinbar bewusstlosen Magier.
    „Damian möchte sich übrigens so schnell wie möglich auf den Weg machen. Er möchte, dass ihr seine Kutsche vorbereitet und soweit alles fertig macht, damit er Lord Cappla von Beckenstein besuchen kann. Nachdem die letzten Worte des Dämons der Name des neuen Bürgermeisters waren, hat Damian vor dem Ganzen nachzugehen. Ihr könnt euch direkt auf den Weg machen, ich übernehme die Wache!“, meinte Eve.
    Albrecht nickte nur und legte das Buch auf das kleine Nachtkästchen neben dem Bett. „Sehr wohl. Dann richtet dem Magier meine Grüße aus, vielleicht beehrt er uns mal wieder.“
    „Das mache ich Albrecht. Ich wünsche euch ebenfalls eine gute Zeit. Damian hat mir erlaubt mit Lazarus zu reisen und meine Aufgaben erstmal jemand anderem übertragen.“
    „Ihr seid also nicht mehr die linke Hand des Meisters?“, fragte er ungläubig und entrüstet.
    „Nein, das bin ich nicht!“
    „Das tut mir leid Lady Eve, das tut mir leid!“, beteuerte Albrecht.
    „Schon gut. Geht jetzt, Damian wartet auf euch!“, erwiderte sie mit einem halb gequältem Lächeln und ließ sich auf den Stuhl neben Lazarus nieder. Albrecht verschwand wie ihm befohlen wurde und schloss hinter sich leise die Tür.


    Still hatte der Magier dem Gespräch gelauscht und weiter seine Kräfte gesammelt. Es schien als würde diese Medizin, die ihm anscheinend verabreicht wurde, ihm sehr gut helfen. Kurz nachdem Albrecht gegangen war, schlug Lazarus die Augen auf.
    Er sah eine hohe Zimmerdecke, die mit Malereien verziert war. Es dauerte einen Moment, bis sein Verstand die Muster wieder erkannte. Es kostete immer noch erheblich an Kraft den Kopf zu drehen und zur Seite zu blicken. Lazarus befand sich wieder in seinem Zimmer im Schloss und lag im Bett. Eve hatte an seiner Seite Platz genommen und schaute nun zu ihm herab. Täuschte er sich, oder sah sie besorgt aus?
    „Schön das du wieder wach bist.“, sprach sie leise. Ihr Lächeln zeigte sich wieder, wie um ihre Worte zu untermalen.
    Erst einmal musste sich der Magier räuspern, bevor er antworten konnte. „Ja freut mich auch wieder da zu sein ... argh verdammt. Könntest du mir ein Glas Wasser geben?“ Seine Stimme klang rau und heiser.
    Ihre Hand griff zur Seite und reichte ihm ein Glas mit der klaren Flüssigkeit, das anscheinend schon auf dem Nachttisch bereit gestanden hatte. Lazarus setzte sich mühsam auf und versuchte sich zu zügeln, als er trank, da sein Durst ungewöhnlich groß war. Das Wasserglas war in wenigen Zügen geleert und mit einem Kichern holte Eve ein neues. Nun hielt der Magier es in der Hand, nippte aber immer nur etwas daran.
    „Dich hat es ja ganz schön mitgenommen.“, meinte Eve.
    „Ja,“ antwortete er ihr. Seine Stimme klang immer noch heiser, aber für Lazarus war es nun wesentlich angenehmer zu sprechen. „Ich bin selbst überrascht, wie sehr mich das beansprucht hatte. Der Vortex-Dämon war mächtiger, viel mächtiger, als der, dem ich schon mal begegnet war.“
    Ein weiterer Zug und das Glas war halb leer.
    „Was wäre passiert, wenn er stärker gewesen wäre?“, fragte Eve mit einem sorgevollen Tonfall.
    Lazarus zuckte nur mit den Schultern, als er auf diese Frage einging. „Keine Ahnung, aber ich denke es hätte mich umgebracht. Der Aufwand der Nötig war, um den Dämon an unsere Welt zu binden … ich hoffe ich muss das sobald nicht wieder machen. Wie dem auch sei. Ich habe irgendwas mit Damian und dem Bürgermeister aus der Westlichen Hauptstadt mitbekommen. Was war los? Ist irgendwas passiert?“
    Kurz fasste Eve alles noch einmal zusammen, was nach dem Zusammenbruch von Lazarus geschehen war.
    „Interessante Sache das mit dem Dämon nun. Ich frage mich aber woher Beckstein das Wissen über Schwarzmagier her hat um einen Sünder zu rufen. Eve, tu mir einen Gefallen und warn bitte Damian. Es kann durchaus sein, das er sich in größere Gefahr begibt.“


    „Gut, dann bleibe hier und ruhe dich aus. Ich mach mich auf den Weg und sehe zu, dass ich noch an Damian komme, bevor er sich auf den Weg macht!“, meinte sie und verlor keine Zeit. Sie wusste wie dringend die Angelegenheit werden könnte und wie sehr sie sich beeilen musste, um den Meistervampir noch zu erreichen. Hastig erhob sie sich, schenkte Lazarus ein verabschiedendes Lächeln, bei welchem kurz ihre Reißzähne aufblitzten, ehe sie aus dem Raum verschwand.
    Sie eilte den Gang hinunter, wobei die Absätze ihrer Stiefel einen hallenden Klang durch den Korridor warfen. Zügig überwand sie die unzähligen Treppenstufen bis sie aus den oberen Etagen letztlich das Erdgeschoss erreicht hatte. Jetzt musste sie nur noch sehn, wo Damian war.
    „Albrecht, wo finde ich Damian?“, schrie sie durch die Eingangshalle, als sie am anderen Ende den jungen Vampir zu erspähen glaubte, der so eben um die Ecke bog.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er rückwärts wieder hinter der Ecke hervor kam und die Halle hinunter blickte.
    „Lady Eve?! Der Meister ist noch in seinem Gemach. Er ist noch dabei sich auf die Reise vorzubereiten.“, erklärte er freizügig und erntete als Dank ein knappes Kopfnicken.
    Schon spurtete Eve wieder die Treppen hinauf. Damians Räumlichkeiten waren natürlich im obersten Stockwerk, ehe die beiden Türme anfingen. Seine Zimmer befanden sich ziemlich mittig im Schlossinneren.
    Obwohl sich Eve mit unmenschlicher Geschwindigkeit durch die Gemäuer bewegte, dauerte es seine Zeit, bis sie die Strecke zurückgelegt und endlich im richtigen Bereich des Schlosses war.
    Der schwarze Stein, aus dem das ganze Anwesen bestand, schien hier besonders zu glitzern und funkeln. Eine breite Treppe führte etwa zehn Stufen hinauf zu der großen Tür, hinter der sich dies Gemächer des alten Vampires befanden. Am Fuße der Treppe lehnte Lex. Ein Vampir mit kurzem Bürstenschnitt und hellen Augen. Seine massigen Schultern drohten sein schwarzes Oberteil zu sprengen. War Gewichte stemmen denn nicht überflüssig wenn man die Gabe des Vampirismus erfuhr? Lex stand still neben der Treppe und hatte die Arme vor der Brust verschrenkt. Er musste wohl gerade gespeist haben, da seine Haut leicht rosig und gesund aussah. Verdammt nah dran an dem, was man sonst das blühende Leben nennt. Eine Mahlzeit frisches Blut hat eben diese Wirkung.
    Er sah Eve schon von Weitem kommen und als sie den Fuß der Treppe erreichte war seine Stimme leise und tief, voll stiller Wut. „Was wollt ihr hier?“
    Seine Worte strichen über Eve’s Haut als würde ein kalter Wind über sie hinweg fegen.
    „Ich möchte zu Damian“, antwortete sie im Flüsterton, plötzlich war sie heiser.
    „Ihr genießt nicht mehr die Stellung, die ihr noch vor ein paar Stunden inne hattet!“, stellte er fest. Er unternahm nichts um der Vampirlady zu drohen, doch in diesem Augenblick hätte sie nichts dazu bewegen können an ihm vorbei zu gehen. Ebenso gut hätten sie die Tür verriegeln können. Ihr lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter und ihre Nackenhärchen stellten sich auf.
    „Was wollt ihr von unserem Meister?“ Diese Unterhaltung gefiel Eve nicht. Diese Unterhaltung führte sie an einen Punkt, den sie nicht erreichen wollte.
    „Ich möchte Damian…“
    „… den Meister, meint ihr sicherlich!“
    „Ja, natürlich. Ich möchte dem Meister die Bedenken des Magiers mitteilen. Er meinte, D-D… der Lord könnte sich schlimmerer Gefahr aussetzen.“
    Eve schaute ihn nur an, unsicher, ob er sich tatsächlich für das interessierte, was sie ihm eben berichtet hatte.
    Lex war einer der ältesten und stärksten Vampire im Clan. Wenn man davon absah, dass er vermutlich eine Kutsche zerdrücken konnte, war er auch mental einer der Überragendsten.
    Wenn ein Vampir seine Machtvorteile ausspielte, konnte man nur eines tun und das war ihm nicht in die Augen zu sehen. Eve wusste sehr wohl, dass sie unterlegen war und wandte den Blick ab – welch Demütigung.
    Der neue Leibwächter wuchtete seine massigen Arme hinter seinen Rücken und grinste breit. „Ich werde ihm von den Bedenken unseres Gastes berichten, ihr dürft gehen!“
    Obwohl Lex etwas wie „Sehr wohl!“ erwartete blieb Eve stumm und wand sich ab. Vielleicht hatte sich Lazarus ein wenig erholt.

  • Laza hat mich geknechtet, wieder etwas zu posten. :D
    Ich kann nicht sehr viel sagen, es bleibt beim hohen, tollen Niveau.
    Besonders gut find ich, dass man erkennt, dass die Vampire auch keine Gesellschaft sind, die absolut zusamen hält und dass sie sich auch gegenseitig feindlich betrachten.


    Macht weiter so, ich freu mich, wenn ich jeden Tag was neues lesen kann. : >

  • so so, lazarus quält also die leser, dass sie hier was posten sollen..... hm....
    ich bin da viel netter - wenn ihr nichts posten wollt, dann nicht, aber so lange ich kein feedback bekomme, wird auch kein neuer part der story gepostet XD
    hier ein weiterer part - viel spaß
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    Eve sah überrascht zu dem Magier, der aufrecht sitzend im Bett lag, seine Brille auf der Nase hatte und wieder das Pergament studierte.
    „Scheint als geht es dir wieder ganz gut Lazarus.“
    Erst jetzt sah der Magier auf. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie Eve wieder in das Zimmer gekommen war, so sehr war er wieder vertieft in das Lesen gewesen.
    „Ehm ja danke Eve. Aber sag, hast du Damian noch erreichen können?“, fragte mit leichter Besorgnis in der Stimme. Ihm war ein Gedanke gekommen, wovon er inständig hoffte, dass er sich irrte. Aber andererseits war es äußerst unwahrscheinlich zu gleich, dass es stimmte. Vielleicht würde er nie erfahren, wie es Von Beckstein gelungen war, einen Vortex-Dämon herbeizurufen. Es sei denn Damian würde etwas auf seiner Reise erfahren. Doch würde der Magier dann noch auf dem Schloss der Vampire anwesend seien, wenn der Oberste Vampirlord zurückkehrte?
    Die Gedankengänge von Lazarus wurden unterbrochen, als Eve antwortete. Deutlich zögerte sie und die Antwort behagte ihr sichtbar nicht.
    „Sagen wir es mal so. Damian ist gewarnt, dass er auf sich aufpassen soll.“
    „Stimmt irgendwas nicht?“, hakte Lazarus nach.
    Eves Gesicht war verschlossen und lies keine Gefühlsregung erkennen als sie wieder sprach. „Lass uns bitte – wenn überhaupt – später darüber reden, ok?“
    Er nickte als Antwort und ging nicht weiter darauf ein. Albrecht hatte ihm schon klar gemacht, dass es hier Dinge gab, die besser nicht besprochen wurden bzw. vorläufig nicht erwähnt wurden.
    „Also, wie geht es weiter Herr Magier?“
    Etwas irritiert schaute Lazarus die Vampirlady an, die nun auf der Bettkante saß und ihm wieder ihr typisches Lächeln schenkte.
    „Bitte was?“, war seine einzige Reaktion darauf. Mit dem Finger deutete sie auf der Pergament, was er immer noch in der Hand hielt. Verstehen zeichnete sich auf dem Gesicht von Lazarus ab.
    „Ach so, kann ich noch nicht genau sagen. Aber ich denke ich bin der Lösung nahe. Ich bin auf eine Wegbeschreibung gestoßen, kann sie aber noch nicht genau entschlüsseln. Gib mir ein wenig Zeit und vielleicht kannst du mir ja beim übersetzen helfen.“
    „Aber wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht den verborgenen Text lesen kann?“
    Die Frage war berechtigt. Nur durch seine magische Brille, deren Gläser wieder ihre normale Farbe hatte, da Lazarus den Blutzauber wieder entfernt hatte, war es möglich den geheimen Text auf der Schriftrolle zu lesen.
    „Hm, besorg mir eine Brille aus Quarzkristall und ich verzaubere sie so, dass du es auch lesen kannst. Dann dürfte es kein Problem werden zusammen weiter daran zu arbeiten.“


    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, woher ich eine solche Brille nehmen soll. Du sagst das so einfach, als würde es die hier massenhaft geben.“, lächelte sie und zog die Schultern hoch. „Ich werde dir wohl nicht dabei helfen können, zumindest nicht bei dem verborgenen Text.“
    Lazarus nickte und sah Eve über den Rand seiner Brille an. „Gut, dann machen wir es anders. Wir setzen uns dort hinten an den Tisch und lesen gleichzeitig. Du liest den sichtbaren Text und ich den verborgenen. Wir schreiben uns eventuelle Hinweise heraus und wenn wir fertig sind vergleichen wir und sehen zu, dass wir das Rätsel lösen oder besser gesagt die Hinweise deuten können.“, schlug er vor und schwang sich vom Bett. Unbeschriftete Pergamentstücke, Füllfederhalter und Tintenfass lagen bereits auf dem rießigen Holztisch parat. Gerade als die beiden anfangen wollten, klopft es kurz an die Tür. Noch ehe Lazarus antworten konnte, schwang die Tür auf und Damian trat ein.
    „Ihr seid einer der außergewöhnlichsten Sterblichen, denen ich begegnet bin.“, meinte er mit einem neutralen, nichtssagenden Gesichtsausdruck.
    „Gerade eben noch habt ihr mein Problem vorerst gelöst, riskiert euer eigenes Leben und noch bevor ihr selbst gerade aus sehen könnt, warnt ihr mich vor einer eventuellen Gefahr!“, stellte er mit ruhiger Stimme fest.
    „Ich danke euch nicht, denn jetzt ist das Konto wieder ausgeglichen. Ich habe euch gerettet und ihr mich. Eve wird euch sicherlich meine Sammlung zeigen, wenn ihr das möchtet. Ich werde mich jedenfalls trotzdem auf den Weg in die Stadt machen. Es dürfte recht interessant werden, was der Bürgermeister zu erzählen hat!“
    „Damian es wäre unklug trotzdem zu fahren, es könnte sein…“
    Der Meistervampir unterbrach Lazarus indem er die Hand hob und ihn zum schweigen brachte. „Ihr habt mir einen großen Gefallen getan, aber es steht euch nicht zu mich bei meinem Namen zu nennen und es steht euch noch weniger zu, mir Ratschläge zu erteilen.“, hauchte er und seine Stimme hallte so klar durch den Raum, dass man sie in Flaschen hätte abfüllen können.
    „Ihr dürft so lange bleiben wie ihr wollt, fühlt euch wie Zuhaus. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege eines Nachts erneut.“, meinte er, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
    Lazarus sah noch einige Sekunden auf die schwere Holztür, bevor er seinen Blick an Eve richtete. „Was war denn das eben?“
    „Das, mein lieber Freund, war Damian.“, erklärte sie karg. „Er tut nichts ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Er ist freundlich aber bestimmt und zeigt einem schnell, wenn man eine Grenze übertreten hat.“
    „Von was für einer Sammlung hat er gesprochen?“
    „Er meinte seine Büchersammlung. Er weis, welch Interesse du an Schriften hast und darum zollt er dir auf diese Weise seinen Dank und Respekt.“
    „Gerade eben meinte er, er wird mir nicht danken.“, meinte Lazarus mit leicht verwirrter Mine.
    „Ja, es ist ziemlich selten, dass Damian einem mit Worten dankt. Er lässt Taten sprechen. Komm‘, wir gehen in die Bücherei!“, meinte sie und schnappte sich den Arm des Magiers.

  • Eine sehr skurrile Gestalt dieser Damian, aber das wird man wohl wenn man so alt ist.
    Das Eve ihre Stellung aufgegeben hat und jetzt mit Lazarus herumreist kann irgendwie vieles bedeuten. Ich schätze mal, dass ihr das ganze zu mühsam geworden ist und sie deshalb auf einen weniger stressigen Job umgestiegen ist.
    Ansonsten ist mir jetzt nichts aufgefallen, nur dass ihr so nette bildliche Beschreibungen von Gemütszuständen und Tonfällen machts wie "seine Stimme hallte so klar durch den Raum, dass man sie in Flaschen hätte abfüllen können" in etwa ;)


    so long
    Sek

  • ja damian ist halt ... damian :D
    dank udn preissagungen an dieser stelle an CInis richten, er ist ihre Idee ganz allein gewesen :D



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    Halb zog sie ihn, halb sank er hin … die Aussicht auf eine Umfangreiche Bibliothek mobilisierte wieder seine Kräfte. Hätte ein Außenstehender jetzt den Magier gesehen, könnte jener nicht sagen, das Lazarus bis eben noch kraftlos im Bett lag. Doch an dieser schnellen Genesung war auch die Medizin der Vampire nicht ganz unschuldig. Vielleicht sollte er mal nachfragen, was für Elixiere den Vampiren bekannt waren, dachte sich Lazarus, während Eve ihn durch das Schloss führte.
    Wie immer kam er nicht aus dem Staunen heraus. Obwohl Lazarus mittlerweile die Pracht und den Glanz der Vampirresidenz kannte, so bezweifelte er doch stark, dass er jemals sich an diesen Anblick gewöhnen könnte. Eve schritt zügig durch einen langen Korridor, dessen Wände mit Mannshohen Gemälden geschmückt waren. Es waren Portraits und zeigte ausnahmslos Hochrangige Vampire, wie Eve kurz erklärte. Auf vielen erkannte Lazarus das Gesicht von Damian. Am Ende des Korridors war eine schwarze Eichentür, die von zwei Wächtern flankiert wurde. Ohne ein Wort zu sagen öffnete einer der Wächter die Flügeltür, welche lautlos nach innen aufschwang.
    Als Lazarus hinter Eve in den großen Raum eintrat, stieß er einen Pfiff der Bewunderung aus und sah sich aufmerksam in der privaten Bibliothek von Damian um.
    Gegenüber der Tür befand sich ein Kamin, in dem das Feuer prasselte. Links und rechts neben den in Marmor eingerahmtem Feuer waren hohe, aber mit Gardinen verdeckte Fenster. Zu seiner linken sah Lazarus mehre Bücherregale, die nebeneinander T-förming an der Wand standen, die Ebenfalls voll mit Büchern war. Vor einem Regal stand auf einen kleinen niedrigen Tisch ein Globus. Lazarus besah sich diesen genau, erkannte aber, das jener sehr alt sein musste, da auch die Karten nicht stimmten. Auf der gegenüberliegen Wandseite befand sich nur eine Regalwand voll mit Schriftrollen und allerlei Artefakten. Jedoch führte vor der Wand in kleinem Abstand eine Wendeltreppe nach oben in die Galerie. Auf der Zweiten Etage des Zimmers, zog sich eine mit edlem Holzgeländer eingerahmte Galerie von einem Fenster über der Tür bis zum anderen Fenster. Über dem Kamin prangte nur ein großer Wandteppich mit dem Wappen der Vampire. Ein Vampirgebiss, das einen roten Edelstein, ein Rubin anscheinend, fest hielt. Von unten sah der Magier, dass auf der Galerie nur Wandregale vorhanden waren, die aber auch über und über mit Büchern voll gestellt waren. Um den Eindruck, des gemütlichen Lesezimmers zu vervollständigen, standen vor dem Kamin zwei sehr bequem aussehende Ohrensessel mit schwarzem Stoffbezug. Neben der Wendeltreppe stand noch ein Tisch mit zwei Stühlen und der Magier legte das Pergament und seien kleine Tasche die er mitgenommen hatte auf den Holztisch ab.
    „Eve ich muss sagen, ich bin sehr überrascht über die „Kleine Büchersammlung“ von Damian.“
    Eve sah Lazarus in die Augen und erkannte dort ein freudiges Feuer.
    „Wenn Damians dank also darin besteht, mir das hier zugänglich zu machen … dann … mir fehlen einfach die Worte!“
    Wieder lächelte Eve auf ihre besondere Weise, bevor sie aber was erwidern konnte sagte eine der Wachen etwas.
    „Lord Damian hat uns angewiesen, euch Zugang zu diesen Räumlichkeiten zu gewähren so lange ihr möchtet. Solltet ihr etwas benötigen sagt bescheid. Aber ich bitte darum, das nichts aus diesen Raum entwendet wird.“ Mit diesen Worten verschwand die Wache aus dem Zimmer und schloss wieder die Tür.
    „Lass uns anfangen.“, sagte sie schließlich und riss den Magier wieder aus seinen Gedanken, der staunend sich noch einmal umschaute. Beide setzten sich an den Tisch und Lazarus breitete das Pergament aus.
    „Eve du kennst dich hier aus. Such bitte ein paar Bücher zusammen, die uns helfen könnten das hier zu übersetzen.“


    Während Eve flink durch die kleine Bibliothek huschte und einige Bücher zusammen trug, fing Lazarus an wieder intensiv über dem Pergament zu brüten. Notizzettel lagen neben der Schriftrolle und hin und wieder machte sich der Magier mit seinem Tintenfüller Notizen. Die magische Brille lag auf dem Tisch und erst später wollte sich der Magier daran machen, den verborgenen Teil zu übersetzen.
    Kurze Zeit später kam Eve heran und stellte die ersten fünf Bücher auf dem Tisch ab. „So mein Guter, ich glaube, dass kann dir helfen beim Übersetzen.“
    Kurz sah er auf und griff sich das oberste Buch. Es war in Leder eingeschlagen, wies aber sonst keine Besonderheiten auf. Als Lazarus den Titel auf dem Buchrücken las, wurden seine Augen groß.
    „Eve, weist du woher Damian DAS Buch hier hat?“ Eve zuckte nur mit den Schultern und stützte sich auf dem Tisch ab. „Keine Ahnung Lazarus, warum fragst du?“
    Er schüttelte grinsend nur den Kopf als er antwortete. „Damian steckt voller Überraschungen. Das hier ist eines der Bücher, was Grundlage für den Herr war, der die große Abhandlung über diese tote Sprache verfasst hatte. Erinnerst du dich? Diese riesen Sammlung an Büchern und Schriftstücken in der Hauptstadt.“
    Eve nickte zur Bestätigung und Lazarus sprach weiter. Das wird mir sehr gut dienlich sein, auch wenn es nicht so ein umfassendes Werk ist … mal sehn was ist das nächste.“
    Lazarus griff nach dem nächsten Buch und studierte kurz den Titel und die Inhaltsangabe. Dabei viel ihm auf Eves Unterarm eine sonderbare Vernarbung auf, die er erst jetzt bemerkte, da sie sich auf den Tisch abstützte und auch nicht ihren Mantel oder andere Kleidung trug, die sonst üblich ihre Arme auch verhüllten.
    „Ja Eve die Bücher werd ich gut gebrauchen können. Damit dürfte es schnell gehen den offensichtlichen Text zu übersetzen, besonders mit deiner Hilfe.
    Aber, verzeih wenn ich frage, was ist das da auf deinem Arm. Eine alte Verletzung?“


    Eve wusste im ersten Moment nicht wovon Lazarus sprach, aber nachdem sie seinem Blick gefolgt war, erkannte sie was er meinte. Ihre Augen ruhten eine Sekunde auf dem alten Narbengewebe – wie scheußlich es anzusehen war. „Ja, eine alte Verletzung.“, gab sie zu. „Sicherlich fragst du dich, wieso ich als Vampir mit einer nahezu perfekten Wundheilung Narben am Körper trage…nein, du bist Sterblich, du fragst dich wohl eher, welche Ursache diese Narben haben!“, lächelte sie schwach. „Nun, es sieht aus wie eine verheilte Brandwunde. Als hätte man mich mit dem Unterarm über das offene Feuer einer Fackel gebunden und dabei zugesehen, wie die Haut anfängt zu schmoren, zu sieden und Blasen zu werfen. Als hätte man das Feuer hier und da noch angestachelt, damit sich die Flammen den Arm empor schlängeln können, nicht wahr?!“, fragte sie und schien in Erinnerungen zu schwelgen. „So war es nicht, nicht ganz. Die Geschichte stimmt, aber die Ursache war nicht das Feuer, sondern Wasser, Weihwasser um genau zu sein.“
    Die Erklärung kam schnell und emotionslos, als hätte sie von einer Fremden gesprochen, die solche Qualen durch litten hatte. „Sonst achte ich eigentlich immer darauf dieses Mal zu verbergen, aber hier…“, sie sah sich um und meinte damit offensichtlich die Umgebung des Schlosses, „…hier muss ich es nicht verstecken, vor niemandem.“
    Sie wandte sich nun den Schriften zu indem sie sich mit einem Ellenbogen auf den Tisch aufstützte und mit dem anderen Arm einmal quer über den Tisch griff um nach einem Notizblock zu greifen. Sie schlug einfach willkürlich eines der Bücher auf und starrte Lazarus wartend an. „Also, fangen wir endlich an!“, forderte sie ihn mit einem Lächeln auf.
    Die Zeit verstrich wie im Flug und die beiden Übersetzer taten alles um die alte Schrift zu entschlüsseln.
    „Wie ist hier die richtige Übersetzung?“, wollte Lazarus wissen und deutete mit einem Finger auf eine Textpassage auf dem Pergament. „Ich meine es heißt in etwa so viel wie – das große Tal in der Mitte des Sandes – oder so etwas, aber das ergibt keinen Sinn!“
    „Sand ist die wörtliche Übersetzung, da hast du Recht, aber wenn man hier den Satzbau betrachtet, dann muss es ein bisschen anders heißen. Auch für dieses Zeichen, gibt es mehrere Übersetzungen.“, meinte sie und deutete auf eine der Runen. „Groß oder Viel, könnte man das übersetzen. Du hast groß gewählt für das große Tal, ich würde hier aber das –groß- zu einem –viel- machen und es auf den Sand beziehen. Großer oder besser viel Sand also, oder für einen sinnvollen Satz müsste man es mit Wüste übersetzen. Das Tal in der Mitte der Wüste. Du merkst, die Aussage hinter dem Satz bleibt die gleiche, aber so ist es einfacher zu deuten. So würde ich das zumindest lesen!“, überlegte Eve laut mit einem breiten Grinsen. Lazarus sah noch kurz auf die Textzeile, ehe er langsam nickte. „Ja, das könnte passen!“, murmelte er vor sich hin und notierte sich direkt etwas auf seinem Block.
    Es ging noch eine ganze Weile so und die beiden ergänzten sich einwandfrei. Als der Magier schließlich anfing den verborgenen Text mit seiner Brille zu entschlüsseln, konnte Eve nichts weiter tun, als die Bücher zu wälzen und bisher gemachten Notizen immer und immer wieder zu lesen. So ergaben sie keinen zusammen hängenden Text und es steckte auch nicht sonderlich viel Sinn dahinter.
    Zumindest nicht ohne den verborgenen Text, wie sich recht zeitig herausstellte. „Eve, ich glaube ich habe hier etwas Interessantes entdeckt!“, meinte Lazarus und legte eine Pause ein. Doch anstatt weiter zu sprechen war er schon wieder den Schriften verfallen und Eve musste sich räuspern um seine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. „Was ist denn nun? Was hast du entdeckt?“
    „Ja, äh… wenn ich das richtig deute, dann ist das nächste Pergament in dem Land des goldenen Bodens. Und welcher Boden ist schon golden? Die Wüste natürlich. Das würde sich mit dem sichtbaren Text decken.“


    „Wüste? Soll das etwa bedeuten das das nächste Pergament irgendwo in einer Wüste verborgen liegt?“, hakte Eve noch einmal nach.
    Lazarus überlegte kurz bevor er antwortete. „Um es genau zu sagen, dürfte es sich um die große Wüste von Andur’hel handeln. Aber mit den Angaben des Ortes kann ich nichts anfangen. Es ist die Rede von einem Tal in einem Meer aus Sand. Soweit ich weiß gibt es in mitten der Wüste zwar vereinzelte Felsen und verdammt viel Sand, aber keine Gebirge mit Tälern oder dergleichen.“
    Die Euphorie, die anfangs vom Magier Besitz ergriffen hatte schwand genauso schnell, wie sie gekommen war.
    „Es sei denn …“ hastig kramte der Magier sein kleines Notizbuch hervor und blätterte darin auf der Suche nach etwas bestimmten. Eve schaute neugierig zu.
    „Ah da hab ich es. Es gab vor einigen Jahren mehrere Expeditionen zur geographischen Erfassung unserer Welt. Das Wissenschaftsinstitut von Kel-Morin, einer Stadt an der Ostküste des Kontinents, äquatorial gelegen und damit auch in der Wüstenregion, gab das in Auftrag um genaue Karten herstellen zu können. Ich war vor einigen Monaten auf eine solche Expedition gestoßen, die mich in die Berge gebracht hatte und mir indirekt geholfen hat, die erste Pergamentrolle zu finden.“
    Eve schaute fragend Lazarus an. „Indirekt? In wie fern?“
    „Na ja du kannst dir sicherlich denken, dass ich mich in den Bergen überhaupt nicht auskannte. Die Leute haben mir geholfen ein bestimmtes Bergplateau zu finden. Dann musste ich nur noch den alten Tempel finden und … aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls, ich bin mir sicher das die Herren in Kel-Morin wissen, wo dieses Tal in der Wüste zu finden ist oder sie wissen was das bedeuten könnte.“
    „Entdecker sind sie also?“
    „Kartographen drift es eher.“
    Eve überlegte kurz ehe sie wieder sprach. „Hm ich glaub ich weis was für Menschen du meinst. Einer unserer Späher erzählte mal davon, dass vor etwa zwei Monaten in der Nähe eine kleine Reisegruppe vorbei kam, die sich emsig für die Landschaft und ihre Besonderheiten interessierten. Sie hielten in nahezu jedem Dorf und fragten die Bewohner aus. Doch bevor du fragst, das Vampirschloss haben sie nicht entdeckt. Aber glaubst du wirklich das diese Menschen helfen könnten den Ort in der Wüsste zu finden?“
    Der Magier zuckte mit den Schultern und steckte sein Notizbuch wieder ein. „Warum nicht? Einmal hat es ja schon geklappt, obwohl ich noch wochenlang nach dem Eingang zum Tempel damals gesucht hatte.“
    „Wochen?“, fragte Eve entsetzt.
    Verlegen lächelte Lazarus. „Also, die Kartographen brachten mich zum Bergplateau was ich ohne sie nie gefunden hätte. Den Geheimeingang musste ich selber finden und ich muss ehrlich sagen, dass eigentlich niemand Kenntnis von diesem alten Tempel hatte. Du weist ja das ich erst durch eine andere Schrift auf die Pergamentrollen aufmerksam wurde und dann mit der Suche begann.“
    „Kel-Morin“, murmelte Eve. „Das ist sehr weit von hier. Da steht uns eine lange Reise bevor und das wird dann noch in der Wüste enden … viel Sonne also.“ Sie seufzte und Lazarus konnte ihren Unmut verstehen, wusste aber nicht was er darauf erwidern sollte.
    Also stand nun fest. Die Reise ging weiter für ihn und zwar nach Kel-Morin, die Hafenstadt der Wüste … und diesmal war er nicht allein.

  • Die Bibliothek wurde toll beschrieben.
    Ebenso toll fand ich, wie Eve die Übersetzung verbessert hatte... hat mich an meinen Lateinunterricht erinnert. =/ Sehr authentisch.
    Auch wenn Eve mir jetzt wie 'ne Streberin rüberkommt. :P
    Sowieso wirkte der Post generell etwas wissenschaftlicher. Geographische Begebenheiten usw.


    Was ich mich frage: Wie kommt's dazu, dass Eve Lazarus nun noch etwas länger begleitet? Hab ich das verpasst? Oder wird das noch aufgeklärt?
    Warum fragt sich Lazarus nicht dasselbe?

  • wird noch aufgeklärt blood ;) aber später ^.^


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    Erst am nächsten Morgen beziehungsweise in der nächsten Nacht verließen die beiden das Schloss und machten sich auf den Weg. Pferde würden diesmal ihre Reisebegleiter sein. Die Strecke war weit und die Pferde würden mehr Kilometer zurücklegen können als die beiden zu Fuß. Eve’s Pferd war ein tiefschwarzer Hengst, während Lazarus die typisch weiße Stute abbekam. Reiseproviant wurde in die Satteltaschen gepackt und schon konnte die Reise beginnen. Die Vampirlady konnte ihren Blutvorrat aufstocken, aber er würde wohl bereits Tage vor Ankunft in der Wüste aufgebraucht sein. Sie musste sich unbedingt noch etwas einfallen lassen. Starke Vampire konnten in der Tat bei Tageslicht umher wandeln, aber nicht bei so starkem Sonnenlicht wie in der Wüste. Dort würde selbst Damian zu Asche zerfallen.
    „Eins musst du mir erklären, Eve!“, fing Lazarus an, während sie gemütlich nebeneinander her trabten.
    „Du musst mir erklären, wieso euch Weihwasser schadet, wenn doch laut Damian die Kirche jede Kreatur beheimatet und willkommen heißt.“
    „Ich verstehe dein Problem aber du denkst einfach zu steif. Nur weil es Weihwasser ist bedeutet das nicht, dass es von einem Priester oder Gläubigen der Kirche geweiht werden muss. Es kann durchaus von einem Priester der Kirche geweiht werden und schadet uns, aber es muss nicht. Es kann genauso gut von einem gläubigen Sektenmitglied geweiht werden, verstehst du?“, versuchte sie zu erklären und sah, dass Lazarus nicht ganz verstand. „Nimm dir das Kruzifix als Beispiel. Das Kreuz an sich tut uns nichts, es kitzelt nicht einmal. Ein Kreuz aus Silber hingegen verbrennt die Haut, allerdings liegt das am Silber und nicht am Kreuz. Es wäre dann wie ein glühendes Brandeisen. Also zurück zum Kruzifix an sich. Erst wenn es ein, durch einen stark Gläubigen geweiht wird und der Träger noch dazu einen gewissen Grad an Glauben hat, kann es uns stoppen. Es kann uns nicht töten, aber zumindest bremsen. Ist es dann auch noch aus Silber, hast du eine mächtige Vampirabwehr, aber nicht unüberwindbar!“, lächelte sie ohne die Fänge zu zeigen.
    „Okay, das verstehe ich. Also liegt es nicht am kirchlichen Symbol, sondern am Glauben.“
    „So ist es.“, schloss sie ab während sie gerade das dritte und somit letzte Tor des Schlosses passierten und wieder zurück auf den normalen Weg kamen.
    „Eve ich möchte dich nicht nerven oder belästigen, aber es interessiert mich einfach zu sehr, als dass ich damit noch länger warten könnte!“, fuhr Lazarus fort und stieß auf ein nicht sonderlich begeistertes Gesicht seiner Begleitung.
    „Wie und warum bist du zum Vampir geworden?“, sprudelte es aus ihm heraus und in dem Moment, in dem er es gesagt hatte, empfand er gemischte Gefühle. Auf der einen Seite war er erleichtert, dass er ihr diese Frage endlich stellen konnte und auf der anderen Seite war es ihm unangenehm, sie so etwas zu fragen.
    „Es ist schon Ewigkeiten her und trotzdem werde ich es niemals vergessen!“, fing sie mit einem schweren Seufzer an. „Eve, du musst mir auf die Frage keine Antwort geben.“, beteuerte der Magier wurde aber mit einer beschwichtigenden Handbewegung abgewürgt. „Das weiß ich.“, erwiderte sie in nichtssagendem Tonfall und atmete tief. „Die Geschichte ist nicht sonderlich spektakulär, aber trotzdem verbinde ich damit viele Erinnerungen und Emotionen.“, begann sie zu erzählen. „Wegen irgendeiner dummen Kleinigkeit, die so unbedeutend ist, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, habe ich mich mit meinen Eltern gestritten. Mein Vater und ich habe uns angeschrien bis wir vor Schmerz fast nicht mehr sprechen konnten. Du musst wissen, dass mein Vater immer recht leicht in Rage geriet, wenn man ihm widersprach oder ihm etwas nicht passte. Meine Mutter hat sich bei solchen Streitereien immer heraus gehalten, weil er sie sonst auch nur verprügelt hätte, wie er es bei mir immer getan hat. Er war der Herr im Haus und das ließ er uns spüren. Ich wollte mir das nicht länger bieten lassen und lief von Zuhause weg.“
    Lazarus lauschte aufmerksam, während er seine Stute den Weg entlang führte. Als die Vampirlady zu einer kleinen Verschnaufpause ansetze unterbrach er sie so gleich. „Entschuldige wenn ich dich unterbreche, aber wie alt warst du damals?“
    „Auf wie alt schätzt du mich denn?“
    Er überlegte kurz bevor er antwortete. „Äh…. Dreihundertachtundsechzig?!“
    „Nein, ich meine nicht mein tatsächliches Alter. Wie alt sehe ich für dich denn aus?“
    „Achso... äh… nicht sonderlich alt. Anfang, Mitte zwanzig?“
    „Fast, ich bin neunzehn. Das ist zumindest das Alter meines Körpers. Wenn man zu einem Vampir wird, kann man nicht mehr altern, der Körper altert nicht mehr und bleibt in dem derzeitigen Stadium.“, erklärte sie kurz ehe sie sich räusperte und weiter erzählte.
    „Ich war also neunzehn, als mich mein Vater quasi aus dem Haus gedroschen hatte. Natürlich hatte er das nicht, aber ich wollte mich ihm nicht länger unterordnen und so spielte ich die beleidigte und störrische Tochter. Es war finsterste Nacht und der Mond stand hell am Himmel. Er tauchte die gesamte Umgebung in seinen silbrigen Schleier. Grillen und Zikaden saßen in den Baumkronen und zirpten um die Wette, während ich willkürlich durch die Nacht stapfte, zumindest denke ich das, da ich bereits zu diesem Zeitpunkt mein Gehör verloren hatte. Obwohl ich eigentlich in einer sehr konservativen Gegend aufgewachsen bin, gab es auch dort die zwielichtigsten Bars und Kneipen die du dir nur vorstellen konntest. Als neunzehn jähriges Mädchen, die allein durch die Gegend irrt ist man da natürlich ein gefundenes Fressen, besonders wenn man an einem stinkenden Freudenhaus vorbei kommt indem die Männer nur so nach jungem Fleisch lechzen. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie mich eine nette Dame angequatscht und in dieses Haus gezerrt hat. Ich habe gar nicht realisiert, dass es sich dabei um ein Bordell handelte. Sie hat mich auf einen Drink eingeladen und wollte wissen, was ein so süßes und unschuldiges Mädchen wie ich in dieser Gegend und dann auch noch um diese Uhrzeit verloren hatte. Ich erzählte ihr meine Story und wie es aussah hatte sie Mitleid mit mir. Vielleicht auch nicht, aber sie schenkte mir ein Zimmer für die Nacht. Ich solle mich doch am besten einmal ausschlafen, meinte sie und zeigte mir ein Zimmer. Es dauerte allerdings nicht lange, da wurde ich recht unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Zwei Männer standen vor mir und ich wusste sofort, was sie von mir wollten. Ich versuchte natürlich die Situation zu erklären, aber die beiden interessierten sich nicht sonderlich für meine Erklärungsversuche und bedrängten mich. Sie bedrängten mich bis es schließlich an der Tür klopfte.
    Anfangs hatte ich Angst, dass noch mehr böse Kerle kamen, aber das Böse hatte nicht die Angewohnheit anzuklopfen. Als die Kerle nicht reagierten und ihre Aufmerksamkeit wieder mir widmeten, splitterte das Holz und die Tür war nicht mehr da. Mir blieb der Mund offen stehen. Ich hätte nicht überraschter sein können. Da stand er also, als hätte ein Zauberkünstler die Tür in einer Rauchwolke verschwinden lassen um seinen schönsten Assistenten vorzustellen. Sein Anblick verschlug mir den Atem. Sein Hemd hatte einen konservativen Schnitt mit gewöhnlichen Manschetten und Kragen. Letztere glänzten in einem kräftigen Hellrot, der übrige Stoff war blutrot und hauchdünn, sodass man die nackte Haut wie durch einen roten Schleier sah. Die schwarzen Locken fielen ihm über die Schultern und sahen auf diesem Hemd noch dichter und dunkler aus, seine dunkelbraunen Augen brauner als sonst. Er hatte sich eine rote Kordel durch die Schlaufen seiner schwarzen Hose gezogen, die Enden fielen mehrfach geknotet an der Hüfte herab. Die schwarzen Stiefel reichten weit die Oberschenkel hinauf und hüllten seine langen, schlanken Beine von den Zehen bis zu den Leisten in Leder.
    Die hässlichen Männer vor mir kannten den Typen in der Tür offenbar nicht und blafften ihn an, während man mir wohl deutlich anmerkte, dass ich die Situation überhaupt nicht willkommen hieß. Ich hatte kaum einmal mit der Wimper gezuckt, als die beiden Stricher vor mir auf dem Boden lagen. Ich hatte nicht gesehen was passiert ist, so schnell war Damian gewesen. Er packte mich am Handgelenk und riss mich auf die Beine. Sein Griff war so fest als würde mich eine Pranke aus Stahl packen und es schien ihm nicht die geringste Mühe zu bereiten. Er schleifte mich aus dem Zimmer, den Flur hinunter bis nach draußen auf die Straße. Zuerst war ich glücklich, dass er mich gerettet hatte, aber nun wünschte ich mich zurück zu den beiden Schwächlingen im ersten Stock. Ich hatte plötzlich Angst vor dem Kerl, wagte es jedoch nicht mich zu wehren. Hätte er mich nur noch ein wenig fester gepackt, wäre wohl mein Handgelenk gebrochen. Wir kamen schließlich in einer dunklen Gasse an, so eine typische Gasse wie man sie sich vorstellte. Es roch nach Urin und man musste Angst haben, das jeden Augenblick ein Mörder um die Ecke sprang und Einen ausraubte.
    Damian blieb plötzlich stehen und riss mich zu sich. Er legte mir eine Hand auf den Kopf und streichelte mir durchs Haar, während er in den Nachthimmel blickte. Meine Wange lag auf seiner Brust und ich konnte seinen Herzschlag spüren. Es klopfte wie wild, als wäre er nervös oder erregt. Im Nachhinein weiß ich, dass Erregung sogar ziemlich treffend war.
    Als er mich wieder anblickte waren seine Augen rot wie Feuer und verliehen ihm ein bestialisches Aussehen. Er zog an meinen Haaren und mein Kopf fiel mir in den Nacken. Mein Hals lag frei und ich konnte zum ersten Mal in meinem Leben mein Blut durch meine Adern fließen spüren. Ich spürte wie die Schlagader an meinem Hals pochte und nur darauf wartete geküsst zu werden. Vampire…pff. Ich wusste, dass es sie gibt, aber ich glaubte nicht daran. Ich wollte es nicht glauben. Genauso wenig wollte ich glauben, dass mich Damian vor den sexbesessenen Affen gerettet hatte, nur um seine Gier und seine eigene Lust an mir zu stillen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, als er mir seine Zähne in den Hals rammte. Der Biss dauerte nur einen Augenblick, ehe ich mich von ihm löste und er es geschehen ließ. Ich war geschockt und konnte nichts sagen. Ich wollte schreien aber es ging nicht. Stattdessen griff ich an meinen Hals und zog blutige Finger wieder hervor. Ich fühlte mich schrecklich. Ich fühlte mich beschämt, benutzt, widerlich, dreckig und wütend. Damian konnte wohl selbst kaum glauben was er getan hatte, denn sein Blick verriet mir, dass das so nicht ganz geplant war. Ohne länger zu zögern wandte ich mich von ihm ab und wollte wegrennen, aber er war in der Sekunden in der ich mich umdrehte, bereits wieder vor mir. Eine solche Geschwindigkeit hatte ich noch nicht erlebt. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter und drückte zu. Ich war bewegungsunfähig und erneut seinem Biss ausgesetzt. Seine Zunge leckte über meinen Hals und erforschte die Bisswunde, die er mir zugefügt hatte. Ich spürte ihn saugen, bis mir schwarz vor Augen wurde. Weißt du wo ich wieder zu mir kam? Nein, natürlich nicht, woher auch. Ich kam in einem Sarkophag wieder zu mir. Ich dachte sie hätten mich lebendig begraben. Es war stockdunkel und stickig. Als ich erkannte, dass ich tatsächlich in einem Sarg lag – vermeintlich begraben – fing ich an zu schreien. Ich schrie und schrie und schrie, bis sich der Deckel öffnete und mir Damian entgegen blickte.“


    Schweigsam hatte er ihr zugehört und der Geschichte gelauscht. Es dauerte einige Momente, bis Lazarus wieder das Wort ergriff.
    „Eine sehr bewegende Geschichte. Du meinst, sie sei nicht spektakulär? Das sehe ich anders. Aus dem Elternhaus ausgebrochen, in die Abgründe der Gesellschaft gezogen und dann auf sonderbare Art und Weise gerettet. Das klingt fast wie ein Theaterstück, nur mit dem Unterschied das es real ist … genau wie meine Geschichte.“
    Wieder leget sich schweigen über die beiden Reiter. Das einzige was an die Ohren, bzw. nur an die Ohren von Lazarus drang, waren die Geräusche der Hufe, die auf die Erde schlugen.
    „Deine Geschichte?“, fragte Eve nach einiger Zeit. Lazarus blickte sie an und überlegte kurz.
    „Ach ja,“ sagte der Magier, „ich habe ja nur Damian alles erzählt. Ich denke ich bin es dir schuldig, falls es Damian dir noch nicht gesagt hatte.“
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihren Reisegefährten an. Damian hatte in der Tat das, was er von Lazarus über seinen Beweggründe erfahren hatte verschwiegen und Eve wusste nur das, was der Magier ihr damals auf der Postkutsche erzählt hatte. So gesehen nicht viel.
    Also fasste Lazarus sich ein Herz und erzählt Eve alles. Jedoch lies er sich von den Erinnerungen mitreisen.
    „Weist du Eve, meine Heimat war wunderschön. Die Insel Fel’jim’ar war die größte von dreien. Zusammen ergaben sie fast die Landmasse eines kleinen Kontinentes. Malerische Strände und atemberaubende Klippen zogen sich entlang der Küste. In Zentrum der Inseln befanden sich gewaltige Gebirge, deren Bergspitzen in den Wolken verschwanden. Aber jeder wusste, das ewiger Schnee dort oben lag. Sehr kennzeichnend war auch der Dschungel mit einer einzigartigen Tierwelt. Habt ihr schon mal weiße Tiger gesehen? Oder Vögel, die euch abends hin und wieder Lieder vorträllern zum einschlafen?“
    Ein sanftmütiges Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
    „Ich vermisse meine Heimat. Viele Jahre bin ich nun ihr fern, aber sollte alles so geschehen wie ich es erhoffe kann ich bald zurückkehren.“
    Der Magier sprach weiter und erzählte von den Geschehnissen, die ihm zu dieser Suche nach den Schriftrollen brachte.
    „Deine Schwester?“ In Eve‘s Augen zeigte sich Mitgefühl. „Weist du was genau passiert ist?“ Im selben Moment, als sie das fragte tat es ihr auch schon Leid und sie entschuldigte sich für diese Frage, da sie sah, wie er mit den Gefühlen ringte.
    „Schon Okay. Ich kann es nicht genau sagen. Ich weiß ja nicht mal welcher Art von finsterer Magie wir da zum Opfer gefallen waren, außer das es ein sehr bösartiger Dämon war. Aber ich weiß, das sie nicht tot ist! Es war kein Blut oder sonstige Anzeichen zu finden. Selina war einfach … weg. Als ob sie sich einfach in Luft aufgelöst hatte.“
    Schuldgefühle kamen in Lazarus hoch als er an seine Schwester Selina dachte.
    „Ich hätte mich niemals dazu hinreisen lassen sollen, das Geheimnis des Buches zu ergründen.“
    Eva dirigierte ihren Hengst nah an die Stute von Lazarus und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    „Du trägst keine Schuld. Du sagtest ja selbst das nicht mal dein Vater und dessen Väter davor wussten, was für ein Buch das war. Ich bin mir sicher, wir finden eine Lösung.“
    „Danke Eve.“
    Schweigsam ritten beide weiter und langsam wurde es heller, da sie den Einflussbereich des magischen Nachthimmels verließen. Eve übernahm die Führung und zog das Reittempo an. Schließlich wollten sie noch ein großes Stück des Weges schaffen, bevor die erste Rast eingelegt werden sollte.

  • Wow jetzt haben wir ja mal ganz viel über Eve erfahren. Was uns aber noch immer verborgen ist, ist warum sie kein Gehör hat. Das würde mich jetzt am meisten interessieren nachdem die Geschichte wie sie ein Vampir geworden ist jetzt bekannt ist ;)
    Ihr Monolog war gut ausgearbeitet auch wenn immer wieder mal "dem" statt "den" stand und umgekehrt. Ganz nachvollziehbar ist die Geschichte aber nicht. Damian tötet einfach zwei Menschen und nimmt ihnen das Blut nicht ab, entführt dann ein Mädl und möchte sich zuerst nur an ihr Sättigen, macht sie dann aber zu einem Vampier. Vielleicht werden ja mal Damians Beweggründe bekannt


    so long
    Sek

  • öhm ja Sek, was Damian angeht ... *zu Debi schiel* frag sie das ^^, was das Gehör angeht das wird bald geklärt...



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    Die Berge verschwanden allmählich und wichen kleinen Hügeln voller frischem Gras. Die Pferde galoppierten den Kiesweg entlang und wirbelten kräftig Staub auf. Der Wind wirbelte Eve’s Reisemantel auf und ließ ihre hüftlangen Haare wie Schmetterlinge umher flattern.
    Obwohl man den Unterschied zwischen dem Himmel über dem Schloss und dem normalen Himmel nun deutlich sehen konnte, beherrschte immer noch die Finsternis das Land. Der Mond erleuchtete die Ländereien und zeigte den beiden Reitern den Weg. Das Plätschern des großen Flusses neben den beiden schenkte Lazarus ein beruhigendes Gefühl, auch wenn das sonst kristallklare Wasser nun eher wie ein schwarzer Strom aussieht.
    Am Horizont zeigten sich die ersten Schimmer vom Sonnenaufgang, der unmittelbar bevorstand. Aber mit dem heller werdenden Licht sahen beide, das der Himmel dich bewölkt war. Der Mond hatte durch eine große Lücke zwischen den grauen Wolken geleuchtet, sodass es auch gar nicht erst aufgefallen war. Zudem konzentrierten sich Eve und Lazarus mehr auf das Reiten als auf den Himmel.
    „Ich habe kein gutes Gefühl bei dem Wetter!“, rief Eve über die Schulter. Lazarus blickte auf und sah was sie meinte. Der Himmel zog sich zu, aber sie blieben vom Regen verschont. Dafür frischte der Wind auf und Eves Haar wurde noch mehr durchgepeitscht. Es war ein atemberaubender Anblick, sie so zu sehen. Aber wie alles, endete auch dieser schnelle Galopp als Eve anhielt und zum Fluss schaute. Mittlerweile war die Sonne über den Horizont geklettert. In der Ferne waren noch die Berge zu sehen, und mit viel Fantasie konnte man sich Bildhaft vorstellen, wie die steinernen Riesen zum Abschied winkten.
    Der Fluss und sein klares Wasser lagen ruhig da und strömten langsam einer Straße entlang, die entlang einer Furt den Fluss kreuzte. Der schwarze Hengst wurde langsam von Eve zur Furt dirigiert und Lazarus folgte ihr dichtauf. Jedoch zögerte sie.
    „Lazarus, der Fluss ist hier nicht sonderlich tief, nur ein oder zwei Handbreit, aber sehr breit an dieser Stelle wie du siehst. Wir müssen absteigen und unsere Pferde führen, da hier und da leider Untiefen in der Furt sind.“
    Schnell stiegen beide ab und gingen hintereinander, die Pferde ab den Zügel führend durch den Fluss. Das Wasser, das gegen die Stiefel brandete war kalt, aber nicht unangenehm. Als sie jedoch mittig der Furt ankamen geriet Eves Hengst kurz ins Straucheln, konnte jedoch sein Gleichgewicht wahren.
    Lazarus kicherte leise. In Gedanken stellte er sich vor wie es wohl wäre, wenn auch Eve ins Straucheln kommen wurde und …
    Zur Strafe klatschte ein dicker Regentropfen in seinen Nacken und er fluchte lauthals, da er sich erschreckt hatte. Unglücklicherweise blieb der Regentropfen nicht allein.
    „Schnell, raus aus den Fluss bevor er anschwillt!“, rief Eve und beschleunigte ihre Schritte. Als sie am anderen Ufer ankamen und wieder auf ihre Pferde aufsetzten, regnete es schon in Strömen und der Fluss führte merklich mehr Wasser. Schon bald müsste er, sollte der Regen weiter so stark bleiben, zu einem reißenden Strom anschwellen.
    Der Magier schaute seine Reisegefährtin fragend an. „Irgend eine Idee wie es weiter gehen soll? Ich habe nicht das Bedürfnis durch Regen zu reiten!“
    Eve lächelte unschuldig. „Tut mir Leid, aber um diese Jahreszeit häufen sich die Regenfälle hier. Aber in der Nähe ist eine Taverne wo wir den Regen abwarten können!“ Ihre Stimme war angehoben um den prasselnden Regen zu übertönen. Nickend stimmte Lazarus zu und im wilden Galopp ritten sie weiter.


    Eigentlich wollte Eve nicht in dieser Taverne einkehren. Sie war dort schon einmal und es hatte ihr nicht sonderlich gefallen. Sie würde unweigerlich ihre Kräfte einsetzen müssen und das bei einer unbestimmten Anzahl an Gästen – kein guter Plan.
    „Zur goldenen Schenke? Ich hätte es mir denken können.“, stammelte Eve vor sich hin, als sie das große Schild an der Hauswand sah. „Was hast du gesagt?“, wollte Lazarus wissen. „Ich sagte auf der Rückseite des Gebäudes sollten Stellplätze für unsere Pferde sein!“, log sie und führte ihr Pferd einmal um das Haus heraus. Tatsächlich waren dort offene Ställe, die bereits mit 3 Pferden besetzt waren. Die beiden Reisenden zwirbelten fix die Zügel fest und schon konnten sie theoretisch hinein gehen. Als sie vor dem Eingang standen, zögerte Eve einen Moment um Lazarus zu erklären was dort drinnen los ist, aber in genau dieser Sekunde hatte der Magier bereits die Tür aufgestoßen. „Los gehen wir!“
    Verdammt. Eve trat hinter dem Magier ein und es hatte sich nichts verändert. Die Bar, hinter dem der Barkeeper stand, war nicht gegenüber der Tür, sondern in Form eines schmalen Korridors direkt dahinter. Links und rechts des Tresens befanden sich die Stühle und Tische für die Gäste. Die Vampirlady musste nur einen kurzen Blick auf den Wirt erhaschen um zu erkennen, dass es noch der Selbe von damals war. Er war ein junger, dürrer Mann mit hellblauen, fast grauen Augen und kurzen blonden Haaren. Nicht gerade der typische Wirt. An seinem Hals prankten mehrere Narben – offensichtlich von Vampirbissen. Wenn er ein Hemd mit kurzen Ärmeln getragen hätte, dann hätte man dort bestimmt auch einige dieser Narben sehen können.
    Schnell waren die Neulinge bemerkt worden und der Wirt kam auch schon in seinem gangförmigen Tresen auf die beiden zu. „Immer nur herein spaziert. Was darfs‘n sein?“, wollte er von den beiden wissen, doch noch bevor sein Blick auf Eve fallen konnte, öffnete sie ihren Geist und zwang ihn wegzusehen. Ein Punkt für sie.
    Der junge Bursche fixierte jetzt also Lazarus und wartete auf eine Antwort. „Ich hätte gern so früh am Morgen einen schwarzen Tee, heiß! Für meine Begleitung nichts.“, erwiderte er und bezweifelte, dass es hier ein Glas voll Blut geben würde – er hatte keine Ahnung.
    „Bring‘ ich gleich.“
    Ein Tisch ganz hinten links war genau der Platz, den Eve bevorzugte. Glücklicherweise waren so früh am Morgen keine weiteren Gäste im Schankraum und so blieb nur der Wirt. „Ist es dir aufgefallen?“, wollte sie plötzlich unvermittelt von Lazarus wissen. „Was?“
    „Die Narben an seinem Hals!?“
    „Was? Nein, das ist mir nicht aufgefallen.“, erwiderte er ein wenig schockiert als der Wirt auch schon den Tee brachte. Wieder wanderte sein Blick von Lazarus zu Eve und erneut musste sie ihn dazu zwingen weg zu sehen. Sein Blick streifte über sie hinweg, als säße dort im Stuhl etwas Unansehnliches, was man möglichst vermied an zu blicken.
    Er verschwand wieder und die beiden konnten sich ungestört unterhalten. „Jetzt gesehen?“
    „Ja.“
    „Gut. Ich war schon Mal hier und das war ganz und gar nicht witzig. Ich wusste nicht, mit was für Typen ich es hier zu tun bekommen würde. Es sind Freaks und das sagt ja alles.“, erklärte der weibliche Vampir, wobei sich auf Lazarus Gesicht nur ein großes Fragezeichen bildete.
    „Was ist ein Freak?“, wollte er wissen und Eve kam sich recht dumm vor, dass sie es nicht sofort erklärt hatte.
    „Freaks, so nennen sie sich selbst. Es sind Vampirfreaks. Menschen, die darauf stehen von einem Vampir gebissen zu werden. Sie beten uns direkt an. Für sie gibt es nichts Schöneres als von einem Vampir benutzt zu werden. Es wäre mir recht, wenn der Regen schnell nachlassen würde, damit wir hier weg können.“, erklärte sie mit gedämpfter Stimme und weit über den Tisch gebeugt.
    „Aber der Kerl hat sich kein bisschen so benommen wie du ihn beschrieben hast.“, stellte Lazarus fest und schlürfte kurz von seinem heißen Getränk.
    „Ich habe ihn gezwungen weg zu sehen. Du weißt doch, ich habe dir schon bei unserer ersten Begegnung davon erzählt, dass wir besondere Fähigkeiten haben. Menschen manipulieren ist eine davon. Wir können sie blenden, wir können sie etwas sehen oder nicht sehen lassen und wir können sie zwingen Dinge zu tun, die sie nicht möchten.“, grinste sie mädchenhaft unschuldig.


    Kurz dachte Lazarus darüber nach Eve zu fragen was denn vorgefallen war, lies es dann aber. Es gab Dinge, die nun mal nicht besprochen werden sollten.
    Der Tee war heiß, aber Recht gut und die Wärme vertrieb schnell die Kälte aus den Gliedern, die sich breit zu machen drohte und in der warmen Taverne trocknete die Kleidung auch recht schnell. Jetzt musste es nur noch aufhören zu regnen, aber als der Magier durch eines der Fenster nach draußen blickte, schwand die Hoffnung dahin, schnell weiter ziehen zu können.
    Es regnete in Strömen, der Himmel war mittlerweile fast schwarz von den Sturmwolken und vereinzelt zuckten Blitze über das Firmament. Wenn man genau hinhörte, konnte man das leise Grollen des Donners hören.
    Lazarus seufzte. „Scheint als würden wir hier noch eine Weile festsitzen.“
    Eve sah auch unglücklich drein und ihr behagte der Gedanke sichtbar nicht, noch länger in dieser Taverne zu bleiben. Doch die alternative, durch einen heftigen Gewittersturm zu reiten, war auch nicht gerade besser. So blieb der Aufenthalt im warmen das kleinere Übel. Zudem waren sie glücklicherweise die einzigen Gäste.
    Die Tür flog krachend auf und eine Gruppe von drei jungen Männern trat ein. „’tschuldige Moe, der Wind ist heftig!“, brüllte der Mann, der anscheinend das Dreiergespann anführte über den hereinheulenden Wind hinweg. Schnell war die Tür wieder geschlossen und der Wind ausgesperrt. Der Wirt, der also Moe hieß, ging zu den Dreien.
    „Ah ihr seid’s, was darfs’n sein?“, fragte er sogleich. Die drei Neuankömmlinge sahen sich kurz an und jeder bestellte sich einen großen Krug Bier.
    Schnell standen die drei großen Gläser auf dem Tresen und leise unterhielten sich die Vier über irgendetwas. Hin und wieder war lautes Gelächter zu hören. Doch Gott sei dank, bemerkten die drei Eve und Lazarus nicht oder sie schienen sich nicht für die zu interessieren.
    Als Lazarus Eve kurz anblickte sah er, wie sie sich immer unwohler fühlte.
    „Stimmt was nicht?“, fragte er. Es dauert bis Eve reagiert. „Was hast du gesagt? Ich war ... abgelenkt.“
    Der Magier wiederholte seine Frage und Eve lächelte verlegen mit einer Spur von Unbehagen.
    „Ja, siehst du die drei da vorne? Ich glaube ich kenne sie. Es sind auch solche Freaks. Ich habe ihr Gespräch belauscht, na ja, eher mitgelesen so weit es ging. Sie brüsten sich damit erst kürzlich wieder halb ausgesaugt worden zu seien und stellen sich vor, wie es wäre, wenn sie selber Vampire wären.“ Eve schüttelte sich vor Abscheu. „Ich hoffe, dass der Regen bald aufhört…“
    Doch in dem Moment bemerkte der Gruppenführer der drei die beiden Reisenden. „EY!“, rief er vom Tresen herüber. „Was seid ihr denn für Trauergestalten da in der dunklen Ecke? Kommt her und trinkt mit uns!“

  • Eine relativ ruhige Fortsetzung. Passiert nicht viel, dennoch ganz interessant mit den Vampirfreaks.
    Eure Beschreibungen werden genauer und der Text wirkt inzwischen im Vergleich zu den allerersten Textabschnitten noch flüssiger, der Textfluss ist geschmeidiger.
    Man merkt, wie ihr euch immer weiter verbessert. Weiter so.

  • ^^


    mich würde mal interessieren, wer hier noch alles mitliest, aber keine Komemntare psotet. Leutz schickt mir mal ne PN. ich bin neugierig wer so mitliest :)


    so jez geht es nciht ganz so ruhig weiter ^^



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    „Wir wissen euer Angebot zu schätzen, aber müssen leider ablehnen!“, erwiderte Lazarus mit erhobener dennoch freundlicher Stimme. Eve hielt sich aus der Angelegenheit raus und drehte sich von den Kerlen weg. Lazarus wusste, dass es nicht zu ihrem Schutz, sondern zum Schutz der vier Männer war. Er hatte sie schon kämpfen gesehen und mit einem über dreihundert Jahre altem Vampir wollten die vier sich mit Sicherheit nicht anlegen.
    „Was sagst du?“, wollte einer der Kerle von Moe wissen. „Haha, er hat einen Tee bestellt?“
    Der Kerl drehte sich zu Lazarus und Eve um und schrie nochmal durch den Schankraum. „Du hast einen Tee bestellt? Was bist du denn für ein Lulli? Geht in eine Taverne mit einem Weib und bestellt sich einen Tee, anstatt Bier. Vermutlich habt ihr zwei euch noch nicht einmal ein Zimmer bestellt, hm?“, lachte er spöttisch.
    „Ich weiß eure Sorge zu schätzen, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Das Bier werde ich mir wohl später genehmigen.“, erwiderte Lazarus und erhoffte sich nun Ruhe zu haben. Falsch gedacht.
    „Also wenn du keinen Spaß mit deinem Mädchen haben willst, wir sind da!“, brüllte einer der Kerle, offensichtlich schon betrunken. Das Lazarus nicht mal annähernd irgendetwas in dieser Richtung gesagt hatte, interessierte sie scheinbar auch nicht.
    Eve hatte kein Problem damit die Leute zu ignorieren, sie hörte sie sowieso nicht, aber sie merkte, dass Lazarus bedrängt wurde und immer unter Zugzwang stand. Sie wusste nicht worum es ging, aber es wurde allmählich nervig.
    „Jungs, wir wollen wirklich einen Ärger, sondern einfach nur das Gewitter abwarten und dann weiter ziehen. Wollt ihr euch nicht gemütlich an einen Tisch setzen und Karten spielen? Ich gebe euch auch je ein Bier aus!“, meinte Lazarus mit erhobenen Händen, als die drei Kerle näher kamen.
    Erst jetzt, nachdem sie Lazarus Lippen gelesen hatte drehte sie sich um. Die Kerle standen bedrohlich nahe an ihrem Tisch und bildeten eine Mauer aus drei Männern.
    „Stell dich doch nicht so an mein Freund. Wir wollen uns bloß ein bisschen vergnügen. Du kannst uns ja Gesellschaft leisten.“, meinten die Drei abwechselnd.
    Eve schüttelte den Kopf und Lazarus sah, dass es langsam echt eng für die Kerle wurde. „Leute, es ist wirklich nicht mehr lustig!“, meinte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Für ihn wäre es ebenso einfach die drei zurecht zu weisen, aber von dem schönen Schankraum wäre dann nicht mehr sonderlich viel übrig und das wollte er in jedem Fall vermeiden.
    „Keine Sorge, wir passen gut auf deine Freundin auf!“, grinste einer und präsentierte seine schmutzigen Zähne. Er griff nach Eve und genau das war der Punkt, an dem sie sich nicht zurückhalten konnte oder wollte. Gerede ist nicht so schlimm, die Handlung ist es allerdings.
    Sie entwand sich dem Griff indem sie ihren Arm weg zock und so ruckartig aufstand, dass ihr Stuhl umkippte.
    Reglos stand sie da und tat nichts weiter als ihren Geist zu öffnen. Für Lazarus fühlte es sich so an als hätte sie eine Tür geöffnet, die vorher fest verschlossen war. Ihr Geist prallte auf die der Kerle, woraufhin diese ins Taumeln gerieten. Gedanken, Befehle stachen auf die Männer ein wie Messer. Überall wo sie trafen waren sie verwundet, betäubt. Die Typen waren auf den Knien ohne sich daran zu erinnern je gefallen zu sein. Ihnen war so kalt, als würden sie auf einer Eisscholle knien. Sie fühlten sich schwach und leer. Sie waren nichts im Vergleich zu diesem Geist, der sie berührte. Wie konnten sie dieses Mädchen nur als Objekt ihrer Lust ansehen? Wie konnten sie nur je etwas anderes tun als vor ihr zu kriechen und um Vergebung zu flehen? Auf Händen und Knien krochen sie zu ihr. Das allein schien richtig zu sein, sie brauchten ihre Vergebung. Wie sonst nähert man sich einer Göttin, wenn nicht auf Knien.


    Lazarus war geschockt, sprachlos, begeistert und voller Interesse zur gleichen Zeit. Sie konnte diese stinkenden, betrunkenen Kerle ohne ein Wort, ohne sich zu bewegen unterwerfen. Das war praktisch, aber falsch. „Eve. Eve! Eve, hör auf damit!“, versuchte er sie zu beschwichtigen, aber sie konnte ihn nicht hören, wenn sie nicht seine Lippen lesen konnte.
    Er sprang auf und stellte sich mit zittrigen Beinen vor sie. „Lass sie gehen!“, meinte er und der Geist zog sich urplötzlich zurück.
    „Verpisst euch!“, spuckte sie den Männern vor ihr entgegen und blieb solange stehen, bis sich die Kerle nach draußen in den tobenden Sturm gerettet hatten.
    Moe, der Wirt konnte seinen Augen nicht trauen. Ein Vampir hier bei ihm in der goldenen Schenke. „Was, was hast du getan?“, stammelte er ungläubig vor sich hin. „Du bist eine Gottheit! Ein Blutsauger, wie es ihn vorher noch nicht gab!“, himmelte er sie an und deutete schon an, dass er hinter seinem Tresen hervor kommen wollte.
    „Bleib wo du bist, du Freak!“, zischte sie und funkelte ihn mit ihren azurblauen Vampiraugen an. „Ich bin kein Gott und du wirst dich auch nicht darum bemühen von mir gebissen zu werden. Du bleibst hinter deinem Tresen und bist still!“, befahl sie. Der staksige Wirt war völlig perplex und starrte sie mit großen Augen an.
    „Wir sind nicht deinetwegen hier!“
    „Aber, aber es ist doch nur ein kleine Biss – bitte!“, seufzte er flehend, während er sich über den Tresen beugte und die Arme nach ihr ausstreckte. Eve wusste nicht, wie man mit diesen Psychopathen umgehen musste, wenn die Maskerade erst einmal gefallen war.
    Diese Kerle standen auf alles, was ein Vampir ihm nur antun konnte. Egal ob sie gebissen, verprügelt, vergewaltigt oder sonst etwas wurde, sie hatten ihren Spaß dabei.
    „Bitte, es war schon lange keiner mehr von euch hier. Die Vampire sind seit der letzten Party nicht mehr erschienen. Bitte!“, flehte er und war dabei den Tränen nahe.
    „Siehst du Lazarus, was diese Freaks auszeichnet? Sie sind Süchtlinge. Als wären die Qualen, die sie erfahren eine Droge.“, meinte Eve knapp.
    „Damian hat vor einigen Monden von diesen Freakpartys erfahren. Ich und ein paar andere wurden dazu erwählt diese Partys zu stoppen.“, erklärte sie ehe sie sich wieder dem Wirt zuwandte, der weinend auf dem Tresen lag und sein Gesicht in seiner Armbeuge verbarg.
    „Mein Gott. Sie ihn dir an Lazarus. Hast du nicht etwas für ihn? Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Ich werde ihn auf keinen Fall beißen oder etwas dergleichen. Hast du nicht einen Vergessenstrank oder eine andere Zutat, die ihn von seiner Sucht befreit?“


    Der Magier überlegte kurz. „Nun ich kann ihn zwar nicht von der Sucht heilen, aber ich kann ihn erstmal ruhig stellen. Ein Vergessenstrank klingt auch nach einer guten Idee, doch bezweifle ich, dass ich hier die Zutaten dafür finde.“
    Moe schaute auf. Ihm liefen die Tränen über die Wange, so verzweifelt war der Wirt. „Was habt ihr vor?“, jammerte dieser bemitleidenswerte Mensch.
    Kurz konzentrierte sich Lazarus, hob seine Hand und schnippte mit dem Finger. Kaum merklich war ein Funken zu sehen gewesen, der von der Hand zum Wirt übersprang. Dieser sackte zusammen und Moe’s Kopf landete auf der Holzplatte des Tresens. Nach wenigen Momenten war leises Schnarchen zu hören.
    Eve schaute belustigt zum Wirt. „Gut gemacht Lazarus.“
    „Dank mir nicht zu früh, es ist ein einfacher Schlafzauber und noch dazu kein besonders starker. Zudem war der Wirt eh anfällig dafür.“ Er flüsterte nur, um nicht den Wirt aufzuwecken. „Wir könnten ihn jetzt fesseln und Knebeln oder ich versuche irgendwie den Trank zu brauen.“
    Kurz sah Eve so aus, als ob sie wirklich den Gedanken mit den Fesseln umsetzten würde, lächelte aber nur und fragte leise, „Was brauchst du alles?“
    Als Antwort nannte Lazarus eine kurze Liste von Dingen. „Vielleicht hat der Wirt eine Hausapotheke oder so was in der Art.“ Fügte er noch überlegend an. „Eve könntest du nach oben gehen und dich dort umsehen? Ich bleib hier unten und pass auf unser Dornröschen auf.“
    Eve nickte und blickte noch einmal zum Wirt, dann verschwand sie die Treppe hinauf und der Magier war allein im Schankraum mit dem Wirt, der immer noch schlief und schnarchte. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte eine Kleinigkeit neben der Einganstür, die Nützlich sein konnte. Schnell ging er zu Tür. Öffnete sie kurz und hing das Schild raus auf dem „Geschlossen“ stand. Damit dürften keine weiteren ungebetenen Gäste auftauchen.
    Dumpf waren die Schritte durch die Decke zu hören, die Eve verursachte und einmal erklang das Geräusch einer quietschenden Tür. Glücklicherweise schlief der Wirt weiter, sodass Lazarus nicht noch mal den Schlafzauber anwenden musste. Denn es gab ein kleines Problem bei diesem Zauber, je öfter man ihn auf eine Person anwendete, desto unwahrscheinlicher war es, dass das Opfer einschlief. Würde er einen stärkeren Zauber anwenden bestand das Risiko, dass die Zielperson einschlief und nicht mehr aufwachte. Magie war nun mal eine komplizierte Sache.
    Er ging hinter den Tresen und schaute in die Regale, die knapp über den Boden in den Tresen eingelassen waren. Flasche an Flasche voll mit Spirituosen reihten sich auf. Hier und da auch Geschirr und Besteck. Es schien aber, als hätte diese Taverne sich mehr auf Getränke spezialisiert. Interessant war aber, dass alle Zimmerschlüssel anscheinend da waren und keiner fehlte, falls Lazarus es richtig deutete, das kein freier Platz an dem Schlüsselbrett war.
    Eine kleine unscheinbare Schranktür erregte seine Aufmerksamkeit. Es war die einzige im ganzen Tresen. Geld mochte dahinter nicht versteckt sein, da die Geldkassette offen daneben lag. Also öffnete der Magier das Schränkchen und blickte auf eine Reihe kleiner Ampullen mit dunklem zähflüssigem Inhalt.
    „Was zum…“, fragte er sich laut und nahm eines der Fläschchen heraus und blickte auf den Inhalt.
    „Oh das wird Eve nicht gefallen“, dachte er sich und roch kurz an dem Inhalt um seine Vermutung zu bestätigen. Schritte kamen die Treppe wieder hinunter und schnell legte der Magier die Ampulle zurück, nicht aber ohne vorher mit einem kleinen Zauber alle restlichen Ampullen zu öffnen. Der Inhalt war sehr empfindlich und verlor schnell seine Wirkung, wenn man ihn nicht vor Lufteinwirkung schützt. So konnte der Wirt seinen Vorrat an Willenlos-Trank bald abschreiben. Wer weis was dieser dubiose Moe mit einem Trank angestellt hatte, der die Opfer kurzzeitig zu willenlosen Sklaven machte…
    Eve schritt zügig heran und legte mehrere Fläschchen und Ampullen auf den Tresen. „Das habe ich oben gefunden, verteilt auf mehrere Zimmer in den Schränken des Badezimmers. Schmerzmittel und anderer allerlei Kram. Ist es das was du brauchst?“
    Lazarus schaute sich schnell alles an. „Hm, nicht unbedingt das Beste aber ich kann was daraus mixen was uns dienlich ist. Der Wirt wird zwar nicht seine Sucht vergessen, dafür aber das wir da waren.“
    Schnell war ein Topf mit Magie aufgeheizt und einige Zutaten mit reichlich Wasser aufgekocht. Hinzukamen noch einige kleinere Spielereien mit Magie und der einfache Vergessenheitstrank war fertig.
    Während dessen hatte es aufgehört zu Regnen. Nur noch Wind jagte über das Land.
    „Eve, bin fast fertig. Wenn der Wirt versorgt ist sollten wir verschwinden.“

  • Jaja... in Moe's Taverne sind nur zwielichtige Gestalten.
    Männer sind doch alles Schweine. :O
    Die arme Eve.
    Mal schaun, wie es weitergeht. Im Moment wirkt es eher wie 'nen kleines Intermedium vor dem nächsten großen Abenteuer.
    Ich freu mich auf die nächste Fortsetzung.

  • Unter einem flüchtigen Vorwand, flößte Lazarus dem Kerl seine vermeintliche Medizin ein, während Eve schon nach draußen gegangen war um die Pferde zu holen. Die anderen Pferde waren verschwunden und gehörten vermutlich den aufdringlichen Kerlen von vorher. Ehrlich wie der Magier war legte er dem Wirt noch die Bezahlung für die Bestellung hin, und verließ dann das Lokal. Von einer finster dreinblickenden Vampirlady erwartet zu werden war für die meisten vermutlich keine Situation, die man sich erhoffte, aber Lazarus kam damit zu recht. Er wusste ja, dass dieser Blick nicht ihm galt, sondern der Taverne und ihren Besuchern. „Hoffentlich hält das Wetter ein wenig, meine Kleidung ist gerade getrocknet!“, grinste der Magier und zupfte sich an dem Oberteil rum. „Wir sollten schnell weiter und hoffen, dass wir trocken voran kommen!“, erwiderte Eve und überreichte ihrer Begleitung die Stute. Fix war Lazarus aufgesessen und die beiden machten sich auf den Weg. Eine Weile galoppierten sie wieder um zügig vorwärts zu kommen, aber sie wollten die Pferde noch ein wenig länger als die Hälfte des Weges haben, daher gönnten sie den Tieren hier und da auch mal einen langsameren Schritt. „Du, Eve?“, wurde das schweigsame nebeneinander Reiten unterbrochen. „Ja? Was denn?“
    „Ich weiß ja inzwischen ziemlich viel über dich und trotzdem gibt es noch Dinge, die mich interessieren.“
    Nichts. Lazarus wusste nichts von Eve, obwohl sie ihm schon einiges erzählt hatte, wusste er kein bisschen über ihr bisheriges dreihundertjähriges Leben. „Und das wäre?“, wollte Eve wissen. „Wie hast du dein Gehör verloren?“, fragte er ohne umschweife. Irgendwie kam er sich bei dieser ständigen Fragerei doof vor, aber wie sollte er es sonst erfahren, wenn er nicht einfach danach fragte?
    „Wühlst du absichtlich im Heuhaufen meiner Schicksalsschläge?“, hakte Eve mit ernster Mine nach. Der Reiter der weißen Stute fiel schier aus allen Wolken. Er wollte sie auf gar keinen Fall kränken oder dazu nötigen ihre schlimmen Erinnerungen nochmal zu durchleben. Er holte Luft um sich zu entschuldigen, als Eve ein lautes Lachen von sich gab. „Tut mir Leid, war nur ein Scherz. Ist schon okay. Ich erzähl dir davon!“
    „Du Miststück!“, beleidigte er sie scherzhaft. „Tu das nicht nochmal. Ich wäre fast im Boden versunken vor lauter Scham.“, sagte er gespielt entsetzt, meinte es jedoch ernst.
    „Also wie du inzwischen ja weißt, bin ich gut über dreihundert Jahre alt. Sprich ich wurde so etwa um die 1500 nach Christus geboren. Die genauen Daten sind uninteressant!“, zwinkerte sie und wollte wie schon so oft ihr genaues Alter nicht verraten. „Die Zeit war geprägt durch Hunger, Leid, Elend, Krankheit und Tod. Die medizinische Versorgung war noch schlechter als heute und da sind wir eigentlich schon am springenden Punkt. Ich wurde – wie viele andere in unserer Gemeinschaft – schwer krank. Es hatte schon unzählige Leute dahin gerafft und niemand wusste die genaue Ursache für die Krankheit. Allerdings zeigten alle die gleichen Symptome. Zuerst wurden die Gliedmaßen taub. Man konnte nicht mehr laufen, nichts mehr tragen oder heben. Man war an das Bett und die Hilfe deiner Mitmenschen angewiesen. Nach und nach versagten dann die Organe und führten schließlich zu einem qualvollen Tod. Sicherlich gibt es angenehmere Arten zu sterben, aber man kann es sich oft nicht aussuchen. Nachdem also schon viele, viele, viele Menschen daran gestorben waren, wurde auch ich krank. Glücklicherweise haben irgendwelche Ärzte, wenn man sie so nennen will, ein Heilmittel erfunden. Das Heilmittel war nicht gut und es fehlte auch einfach die Zeit um die Fehler und Nebenwirkungen auszumerzen aber es hat geholfen. Die Organe versagten nicht, das Gefühl in den Gliedmaßen kehrte zurück, aber das Gehör verschwand. Eine der Nebenwirkungen. Allerdings lieber ein Leben ohne Gehör, als einen qualvollen Abschied.“


    Wieder hatte der Magier aufmerksam einen weiteren Teil von Eves Geschichte gelauscht. Also war ihre Taubheit das Ergebnis der Nebenwirkungen eines Medikaments, das ihr das Leben gerettet hatte. So was konnte man wirklich nur mit Galgenhumor ertragen.
    „Du hattest ein ziemlich bewegendes Leben, oder? Aber hat das nicht jeder irgendwie…“
    Schweigsam ritten sie weiter. Die Zeit verstrich schnell, so schnell, wie die Landschaft an den beiden vorbeizog. Vereinzelte kleine Wälder säumten den Horizont. Die Felder standen im vollen Korn. Überall waren Menschen zu sehen, die sich um die ernte kümmerten. Wie wurde diese Region genannt? Die Kornkammer des Westens, so erinnerte sich Lazarus.
    Obwohl die Zeit schnell verstrich sprachen beide kaum ein Wort im Laufe des weiteren Tages. Hier und da ein Wortwechsel über belanglose Dinge, über Gott und die Welt, wie es so schön hieß.
    Als der Abend dämmerte suchten Lazarus und Eve eine Möglichkeit zu übernachten. Aber weit und breit war weder ein Dorf, noch ein einzelnes Gasthaus zu sehen. So kamen sie überein unter freien Himmel zu übernachten.
    Eve brachte ihren Hengst nahe eines Waldrandes zu stehen. Sie hatte einen Rastplatz bei einer Erdverwerfung gefunden. Der Ort war windgeschützt und in der Nähe war das plätschern eines nahen Baches zu hören.
    Während die Vampirlady sich um die beiden Pferde kümmerte, ihnen zu trinken gab und an der Wurzel eines umgestürzten Baumes fest machte, kümmerte sich der Magier um eine Feuerstelle. Schnell waren Äste und zweige zu einem kleinen Haufen aufgeschichtet und mit einem kleinen Feuerblitz entzündete. Wohlige wärme ging von dem kleinen Feuer aus und nach kurzer Zeit war das Lager fertig eingerichtet.
    Provisorische „Betten“ waren mit dicken Decken nahe des Feuers gemacht und Lazarus garte einen gefangenen Hasen am Feuer.
    „Sag mal Eve, wie ist es eigentlich Ewig zu leben? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“
    Eve setzte sich auf ihr Bett und trank einen winzigen Schluck aus einem Trinkbeutel und Lazarus wusste das dort kein Wasser drinnen war.
    „Ewig leben… wieso sagst du nicht Unsterblichkeit dazu?“
    Er lachte kurz auf, bevor er antwortete. „Nichts für ungut, aber ein Vampir kann zwar nicht auf natürliche weise Sterben, aber immer noch gewaltsam um sein Leben gebracht werden, soweit ich das jetzt weis.“
    Eve schaute ihren Begleiter wieder mit ihrem Lächeln an. „Du lernst wirklich gut.“
    „Vergiss nicht Eve, dass egal wie die Umstände sind, ich immer noch eine sehr neugierige Person bin.“
    Jetzt war es an der Vampirin, kurz zu lachen. „Oh ja, ich habe mich schon gewundert, warum du den restlichen Tag mich nicht mit fragen gelöchert hast, aber anscheinend hast du dir das für den Abend aufgehoben.“
    „Also?“, fragte er noch mal nach.
    „Na schön … ewig Leben. Es ist … schwer zu beschreiben. Manchmal vergehen die Jahre wie im Flug, aber manchmal zieht sich die Zeit so träge dahin das man sich wundert ob überhaupt etwas geschieht. Doch man plant länger im Voraus, schiebt Dinge auf. Man hat ja schließlich wirklich alle Zeit der Welt, was nicht heißen soll Vampire wären Faul. Wichtige Dinge werden sofort erledigt. Aber manche Sachen, zum Beispiel ein Buch lesen wird manchmal schon für Jahre aufgeschoben.“
    Ein seufzen kam aus der Kehle des Magiers. „Oh man das klingt vielleicht Langweilig.“
    „Ist es manchmal auch und deshalb bin ich auch sehr froh, dich getroffen zu haben.“
    Lazarus lupfte seine linke Augenbraue nach oben. „Ich bin also nur ein Zeitvertreib für dich?“
    „Nein nein“, beschwichtigte sie ihn sofort. „Du bist ein wirklich netter Mensch und du bist auf einem Abenteuer, was ich mir nicht entgehen lassen will. Aber der wichtigste Grund ist, das ich hier bin, ist das du mich gebeten hast.“
    Ein warmes und wahrhaft ehrliches Lächeln legte sich auf das Gesicht des Magiers. „Danke für alles Eve.“
    Schweigen. Den restlichen Abend sagten weder Eve noch Lazarus etwas, aber es war keine bedrückende Stille. Eher war es so, dass etwas Angenehmes in der Luft lag. Lazarus musste bei den Gedanken lächeln, dass er wie sehr er doch sich über die Freundschaft mit der Vampirin freute.
    Der Hase war schnell verspeist und Lazarus legte sich zur Nachtruhe. Bevor er einschlief kam ihm noch ein Gedanke, dass er vielleicht für Eve noch etwas tun konnte, bevor sie die Wüste erreichen sollten.