Kritik etc. erwünscht! Ich werde hier einige frei erfundene Kurzgeschichten posten.
Alle spielen an einem bestimmten Tag, einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Jahr.
Alle drei Eigenschaften sind absolut variabel
Über Sinn und Unsinn der Geschichten lasse ich gerne mit mir Reden,
die meisten entstehen eh beim Schreiben und folgen daher keinem Faden.
Rechtschreib- und Satzfehler können gerne gefunden und gesammelt werden
Achtung! Einige Geschichten könnten verstörend wirken
und/oder nicht für Jugendliche/Kinder geeignet sein
Titel: Mittwochs, etwa 14 Uhr und 2012
(Alternativer Titel: Bilderträume)
Wenn Bilder mit mir sprechen könnten, sie würden mir von Liebe und Hass erzählen. Sie würden gar nicht aufhören, wie Wasserfälle würden sie mit mir reden. Wie die Wasserfälle einer schon vergangen Zeit, entstanden aus einem Fluss eines vergangenen Landes. Wie die Länder frei von Eroberung und Ausbeutung des Menschen, wie ein Stück Erde ohne Leben und doch lebhaft wie an Ihrem ersten Tag. Lebendig sprudelnde Wasserfälle, entsprungen aus einem Land weit vor seiner Entjungferung, geliebt und gehasst gleichsam von dem gleichen selbst. Ja, wenn Bilder sprechen könnten... Ich schaute auf, doch alles was ich sah waren Kartons. Gestapelt wie Pyramiden standen sie dort und verspotteten mich! Verspottet euch doch selbst, ihr mit euren bescheuerten Kartons, dachte ich mir und konnte meinem Gesicht nicht verbieten die Wut auch zu zeigen. Zwischen den Kartons standen sie, die Bilder. Meine Bilder. Eingepackt. Weggestellt und alleine gelassen. Meine Bilder konnten nicht sprechen, sonst hätten sie sich über dieses Chaos beschwert. Getobt hätten sie und sich Schilder besorgt, mit der Aufschrift: "Halt! Stopp! Nein! Verschwindet!".
Ich schlenderte vorbei an den Kartons, zu meinem Fenster. Es war ein schönes Fenster, etwas schmutzig mit Blick auf die Straße. Eine, mich nach Wasser bettelnde Blume, stand am Fenster. Daneben eine die den Kampf schon aufgegeben hat. Aus dem Fenster schauend verlor ich mich in Gedanken. Wenn Bilder sprechen könnten... Ein plötzliches und bestimmendes Klopfen an meiner Haustür riss mich aus meinen Träumen von Wasserfällen und sprechenden Bildern. Es ist soweit, sie kommen mich holen. Ich hechtete mit Zwei wohlproportionierten Schritten, durch meine Einzimmerwohnung, zur Quelle des Klopfens. Noch mit rasendem Puls, weil fast über die Kartonpyramide gestolpert, öffnete ich die Tür, wohl wissend wem ich eben jene öffne.
Mein Vermieter. Ohne zu fragen drängte er sich in meine Wohnung. Ich holte kurz Luft und wollte ihn mit einer netten Geste begrüßen da war er schon zwei Schritte in Richtung Kartonpyramide gestrauchelt. Ein kurzer Augenkontakt folgte, ein abnicken seinerseits und ein räuspern meinerseits um die Stille zu brechen, vergebens. Er schaute sich die Pyramide an, die zwei Blumen und das Fenster. Mit dem Zeigefinger strich er über die Fensterinnenseite um anschließend den Finger empor zu heben. Möchte er mir damit etwas sagen? Ich zögerte kurz, holte Luft und wollte ihm einen Kaffe anbieten. Er drehte sich um und ging weiter Richtung Bad. Dann muss der Kaffe eben warten, dachte ich mir und folgte unauffällig. Er war sowieso irgendwo in einem dieser Kartons vergraben. Am Bad angekommen versuchte ich einen letzten Anlauf, quasi einen letzten Angriff entgegen der Stille. Mein Vermieter schaute sich Spüle, Dusche und Toilette an. Ein schnäuzen in sein Taschentuch und Augenrollen zerstörten aber auch diesen Versuch der Kommunikation. Mit vier weiteren Schritten, entgegen der nach Mittagessen duftenden Freiheit, stand er wieder an meiner Haustür, nur diesmal auf der anderen Seite. Noch aus dem bad schlendernd verhörte ich seinen Ruf: "Bis Freitag sind sie hier raus!"
Eine Tür wurde zugeschlagen. Es war vermutlich meine Tür, doch konnte ich es nicht mit Genauigkeit sagen. Alles was ich sah war etwa 2 Wochen nicht gesaugter Bodenbelag, denn ich stolperte über den letzten Karton einer grenzenlos schönen Kartonpyramide. Eine Rolle seitwärts und ich konnte die Decke sehen. Schön. Weiß. Etwas staubig hier und da, aber das gehörte zur Einrichtung. Ich schaute auf die Uhr, dessen Klicken immer lauter wurde. Kurz nach Zwei. Daneben mein Kalender. Für heute eingetragen ist: "Besuch vom Vermieter". Ich zog mich, auf dem Rücken liegend, mit den Beinen in Richtung Kalender. Ein geschmeidiger Tritt gegen die Wand brachte den Kalender samt Uhr zum Fall. Meine linke Hand griff Richtung Kalender, meine rechte Richtung Hosentasche, um genauer zu sein Richtung Bleistift. Freitag, zwei Kästchen vom letzten Eintrag entfernt, trug ich ein: "Auszug, endlich frei!"