"Statusbericht - GrEen - 05.07.12021: Unser auf den Namen "Explora" getauftes Kolonieschiff gründete letzte Woche erfolgreich eine neue Kolonie in einer anderen Galaxie. Aber es schien, als dass wir mit jedem Schritt, dem wir den Sternen näher kamen, uns einen Schritt weiter voneinander entfernten. Wir hatten in Zenith Zuflucht gefunden, aber die Fronten waren verhärtet. Es stellte sich heraus, dass die unterschiedlichsten Ansichten über unser früheres Schicksal herrschten. Ich versuche die Positionen hiermit zu erfassen, um ggf. daraus eine Erklärung abzuleiten.
Meiner Ansicht nach hatten unsere Wissenschaftler beobachtet, wie die Naturkonstanten sich veränderten und sich die unterschiedlichsten Räume und Brücken zu Paralleluniversen auftaten. Unser Universum schien nahezu von anderen Universen verdrängt, ja sogar "aufgefressen" zu werden. Einige Lichtjahre von uns entfernt, tat sich ein Strukturriss auf, der die Sonne der Ratoner Kolonie zur Hälfte verschluckte. Aufgrund des exorbitanten plötzlichen Masseverlustes, resultierte eine Instabilität der Sonne, die unausweichlich zu einer Supernova führte. Wir konnten nur beobachten wie die ehemalige von uns die Unabhängigkeit geschenkte Kolonie der Ratoner spurlos verdampfte. Alles was übrig blieb, war ein zerstörter Planet in der Galaxie-Ansicht. Wir wussten, dass es uns hätte jederzeit auch treffen können. Überall im Universum konnten wir ähnliche Vorfälle beobachten. Teilweise wurden durch instabile schwarze Löcher in Galaxie-Zentren Gamma-Blitze entladen, die über Kettenreaktionen mit anderen schwarzen Löchern ganze Galaxien ausradierten.
Je länger ich darüber nachdenke, desto schleierhafter wird mir das ganze Ausmaß dieses Problems. Ich habe das alles so intensiv durchlebt und in Erinnerung, dass es für mich eigentlich gar keine anderen Versionen hätte geben können. Nicht desto trotz, bleibt mir nichts anderes übrig als die unterschiedlichen Positionen zu erfassen. So waren wir laut Admiral Krunto, einem begnadeten Veteranen aus den Zeiten der Unabhängigkeitskriege, durch die Strahlung einer unbekannten Quelle aus unserem Universum vertrieben worden. Wir hätten seit geraumer Zeit beobachtet, dass reihenweise ehemalige Kolonien in der Nachbargalaxie in Wahnsinn verfielen und sich mit ihren Waffenarsenalen selbst auslöschten. Mithilfe der Beobachtung zu welchem Zeitpunkt, wann welche Kolonie von dieser Strahlung belegt oder getroffen wurde, hätten wir einen Mittelpunkt einer Kugel und einer Ausbreitungsgeschwindigkeit ableiten können, die uns den Ursprung dieser Strahlung verriet. Zu unserer Verwunderung kam die Quelle der Strahlung aus einer Richtung, aus der wir den Ursprung des Universums mit Teleskopen untersuchten. Von hier hatten wir Licht von mehr als 13,7 Mrd. Jahren aufgefangen. Es wurde vermutet, dass ein Sender, ob astrophysikalisch oder technischer Natur, ein Band dieser Strahlung in einem Intervall von 1 Mrd. Jahren aussendete und das Universum von seinem intelligenten Leben regelmäßig befreite. Aufgrund der unglaublich weiten Distanz der Quelle und der Bedrohung, der wir uns ausgesetzt waren, hätten wir uns entschlossen unsere Flucht vorzubereiten und einen Zugang zu Parallel-Universen zu entwickeln. Zenith konnte hierbei als übergangsweise stabiles Universum identifiziert werden. Für Krunto waren wir hier somit nur auf der Durchreise. Nach ihm müssten wir bald wieder aufbrechen und weiterziehen, um uns ihm bisher unbekannten Gefahren zu entziehen. Obwohl meiner Erinnerung uns solch ein Schicksal nicht drohte oder drohen wird, gab es hier einen Ansatzpunkt. Ich kann mich gut daran erinnern einen Bericht in den Händen gehalten zu haben, der beschrieb, dass wir während unserer Epoche der Weltraum-Kolonisation vermehrt radioaktiv verseuchte Welten vorgefunden hätten. Den Ursprung der Radioaktivität konnten wir uns nie erklären… vielleicht war hier etwas zu finden, nach dem wir suchten? Vielleicht werden wir unser Schicksal auch nie mehr klären können. Doch wenn man nach der letzten Geschichte ginge, die sich unter uns Kolonialisten erzählt wurde, wäre eine Rückkehr nicht ausgeschlossen, zumindest nicht tödlich. Ein sehr engagierter Flottenkapitän namens Saverin Douglas berichtete mir davon. Er genoss unter den Kolonialisten hohes Ansehen, weil er sich für bessere Arbeits- und Wohnbedingungen der vielen Arbeiter politisch als auch aktiv einsetzte. Nach ihm befanden wir uns wohl im Paralleluniversum, aus dem wir stammten, im Krieg mit einer konkurrierenden Macht. Sie brach mit unvorhergesehener Wucht über uns herein, sodass wir kaum in der Lage waren uns zu wehren. Es entwickelte sich zu einem enormen Stellungskrieg, der uns mehr als verdeutlichte, dass wir sowohl technisch als auch ökonomisch auf einer Augenhöhe agierten. Um uns einen Vorteil zu verschaffen, suchten wir Paralleluniversen, in denen wir erstens existieren konnten und zweitens deren Zeitlinie relativ zu unserer viel schneller fortschreitete. Wenn in unserem Universum 1 Tag verginge, wären es hier in Zenith ungefähr 734 Tage. Wir konnten uns damit hier viel schneller entwickeln und den Feind mit einer riesigen Armada überraschen. So sei zumindest die Hoffnung gewesen, mit der Prämisse, dass unser Feind nicht ähnliches probierte.
Leider stehen uns derzeit noch nicht die intergalaktischen Forschungsnetzwerke zur Verfügung, um die Zeitlinien-Differenz der beiden Universen zu vermessen. Wir hoffen, zumindest auf diese Geschichte möglichst schnell eine Antwort zu erhalten. Ich kann nicht sagen, wie es weiter geht. Ich hoffe, dass uns diese Meinungsverschiedenheiten nicht behindern werden.“