Beiträge von Eddy`

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    Kaladin hob seinen Blick von der Karte während er konzentriert versuchte sich weitere Merkmale der Burg in Erinnerung zu rufen und sie seiner Skizze hinzuzufügen. Ein Lichtblitz ließ ihn kurz aufschrecken, aber als er sich umsah erblickte er nur die junge Magierin mit einigen Fackeln in den Händen. Mit einem anerkennenden Nicken nahm er diejenige entgegen die sie ihm anbot, ignorierte jedoch zunächst ihre Anmerkung zum weiteren Vorgehen der Gruppe und lenkte seine Aufmerksamkeit statt dessen zu der Köchin die sich auch am Tisch eingefunden hatte und sich gerade ein paar ungewöhnliche Handschuhe über zog.
    Mit abschätzigen Blick nahm er ihren Kommentar zur Karte entgegen. Er war nicht in der Stimmung für solche Machtspielchen und ließ seinen Dolch mit dem er eben noch die Karte eingeritzt hatte durch eine schnelle Bewegung seines Handgelenks über den Tisch fliegen und sich ein Stück neben der Hand der Frau in das Holz bohren, nachdem diese ihre Kampfbereitsvhaft verkündet hatte. “Du darfst gern vor gehen und dir die Zeit vertreiben wenn du nichts hilfreiches beizutragen hast.“ Was für einer Geheimorganisation Kazebra auch angehören mochte oder nicht, sie tat gut daran niemanden erfahren zu lassen was für Mitglieder sie rekrutierte. “In der Zwischenzeit haben diejenigen unter uns die bis jetzt nicht dazu in der Lage waren die Möglichkeit sich die Auslegung dieser Feste grob einzuprägen. Nicht jeder hier ist Mitglied des Militärs, auch wenn unsere Kommandantin nicht müde wird etwas anderes zu behaupten. Andere sind vielleicht nie trainiert worden sich ein so ausladendes Areal einzuprägen oder haben nicht genug Erfahrung um gewisse Begebenheiten zu erkennen.“ Er griff über den Tisch um seinen Dolch wieder aus dem Holz zu ziehen und an seinem Speer zu befestigen. Dann wandte er sich mit einer sanfteren Stimme an Mélawen: “Es ist richtig, dass wir nicht zu viel Zeit an einem Ort verbringen sollten. Allerdings sollten wir auch nicht planlos umher irren. Wir sind auf der Suche nach diesem „Schlüssel“ von dem Ramirez sprach. Wir sollten uns also die Mühe machen zu überlegen wo wir ihn am ehesten finden. Diese Wesen werden es uns wohl kaum verraten wenn wir freundlich fragen.“
    Dann trat er einen Schritt vom zurück und sah an die Decke des Raumes. “Da das hier nach allem was ich gesehen habe das größte Gebaude in dieser Festung ist würde ich vermuten, dass irgendwo in den oberen Räumen dieser Gegenstand verwahrt wird. Wir sollten also um unseren Auftrag zu erfüllen und durch das Haupttor nach draußen spazieren zu können ohne von pyrischen Pfeilen oder Flammen dahingerafft zu werden damit beginnen nach einem Treppenhaus oder etwas in der Art zu suchen.“

    Nach den Worten ihrer „Kommandantin“ blieb Kaladin einen Moment stehen und sah ihr ungläubig nach, schüttelte dann kurz den Kopf und folgte ihr in die Festung wo er sich an den Torbogen lehnte und sich die Architektur im inneren besah. Der innere Turm musste das eigentliche Gefängnis des Riesen gewesen sein. Auch wenn ein Riese damit wohl kleiner gewesen sein musste als er beim ersten Anblick der Feste vermutet hatte überragte er immer noch jedes Lebewesen das ihm bisher begegnet war um ein Vielfaches. Hatte sich dort oben auf den Zinnen nicht gerade etwas bewegt? Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen um in diesem Zwielicht etwas erkennen zu können.
    Da begann die Offizierin zu reden und bat jeden sich und seine Profession vorzustellen und Kaladin konnte sich ein grimmiges Grinsen nicht verkneifen als sie kurz auf den letzten Versuch dessen anspielte. Wenig zu seiner Verwunderung ließ sie sich jedoch selbst nicht dazu herab sich zunächst selbst vorzustellen. Sein Blick glitt noch einmal hinauf zu den Zinnen, doch als er nichts weiter sah verwarf er es als ein Trick den ihm seine Augen spielten und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Gefährten die nun begannen sich der Reihe nach vorzustellen.
    Ihre Versuche einen Grund dafür zu finden warum ausgerechnet sie hier waren und kein anderer ließen seine Mundwinkel nach oben wandern und der ein oder andere ließ seine Augenbraue verwundert hoch in Richtung Haaransatz wandern. Speziell das der Köchin, sie wäre in einer „Geheimorganisation“. Natürlich gab es Gerüchte über solche Vereinigungen, speziell unter den Soldaten zirkulierten diese immer mal wieder. Falls diese Kazebra wirklich einer solchen angehören sollte schien dieser es allerdings nicht sonderlich wichtig ihren Mitgliedern den Teil mit „geheim“ in seiner Bedeutungsweise näher zu bringen. Immerhin, sofern es nicht ein dummer Witz war würden sie keine Zivilistin mit sich schleifen müssen. Tosh schien ihm ähnlich suspekt in seinem offenen Umgang mit seiner Cosima-Mitgliedschaft. Sich Wildfremden so zu offenbaren war nach allem was man als einfacher Soldat so hörte nicht der Drill innerhalb dieser Organisation.
    Kaladin ließ sich jedoch nicht zu einem Kommentar hinreißen und wartete geduldig. Er war gespannt ob sie sich überhaupt darum kümmern würden ob er sich vorstellte oder nicht und in gleichem Maße ob sich ihre Kommandantin nicht doch noch dazu hinreißen ließ es den anderen gleich zu tun.


    Als der letzte der Gruppe sich gerade als Aldegardo vorstellte und mit seinem pflichtbewussten Auftreten eines Offizieranwerters alles andere als Liebe in dem Speerkämpfer erweckte erhob sich aus dem Nichts ein grauenhaftes Schreien und Kaladins Blick schoss erneut hoch zu den Zinnen als er sich reflexartig die Finger in die Ohren steckte.
    Mit Abscheu betrachtete er die Kreatur die sich ihnen gegenüberstellte als der schreckliche Lärm verklungen war. Seine Hand schloss sich um den Schaft von Dregs Speer der neben ihm am Torbogen gelehnt hatte und er begann langsame Schritte in Richtung seiner Gefährten zu nehmen. Als er knapp die Hälfte der Strecke überbrückt hatte blendete ihn plötzlich ein Lichtblitz der von der jungen Magierin in ihren Reihen auszugehen schien als sie rücklings stolperte und für die Dauer eines Wimpernschlags schien es dem Speerkämpfer so als stünde sie in Flammen. Dieser Anblick ließ ihn in seiner Bewegung einfrieren und sich im nächsten Augenblick dafür selbst verfluceh als dieses Trugbild wieder verschwunden war. Gerade wollte er sich daran machen mit einigen schnellen Schritten zu ihr zu eilen und ihr aufzuhelfen als wieder ein ohrenbetäubendes Schrei anhob und Kal den Blick von Mélawen abwandte um dessen Grund zu erfahren stand dort diese Kreatur in Flammen. Kaum noch einem Menschen ähnelnd wand sie sich unter Schmerzen in den Flammen die ihr eigener Körper nährte. So unähnlich sie auch seinen Männern war, in diesem Augenblick erkannte er in ihr jeden einzelnen seines Trupps, wie sie dort hoffnungslos auf dem kleinen Plateau mit den Flammen um ihr Leben rangen. Unfähig sich zu bewegen sah er wie seine Gefährten begannen mit ihren Waffen auf die lebende Fackel einzuschlagen und dessen Schreie klangen in seinen Ohren mal wie die von Branko, dann wie die von Karas, oder Lirin der sich auf dem heißen Boden wälzte. Er wollte ihnen zurufen aufzuhören. Wut baute sich in ihm auf, aber überdeckt von der Machtlosigkeit wie sie ihn schon am Ende der Schlacht umfangen hatte.
    Weitere Harpyen griffen an, aber Kaladin war auf die Knie gesunken und starrte auf den noch immer an einigen Stellen brennenden und von Toshs Blutrausch noch weiter als ohnehin schon entstellten Körper. Der widerliche Geruch von brennender Haut und Federn erfüllte seinen Geruchssinn und ließ ihn nur noch mehr von jenem Tag wieder erfahren. Etwas von ihm entfernt wurde die Gruppe von weiteren Harpyen angegriffen die sich von den Zinnen stürzten, aber in diesem Moment war das für ihn nichts weiter als ein Hintergrundrauschen. Einige Tränen benetzten den staubigen Boden auf dem er kniete, aber in seinem Gesicht zeigte sich nichts als blankem Hass und den Speer umfasste er so kraftvoll, dass seine Knöchel weiß wurden.
    Als er sich schließlich aus seiner lethargischen Pose erhob, langsam als müsse er dabei ein großes Gewicht schultern, ließ sich die Entschlossenheit in seinem Blick erkennen. Er wandte sich um in Richtung Torbogen und tat langsame aber weite Schritte darauf zu, kam aber nicht weit ehe hinter ihm einer dieser gurgelnden Schreie zu hören war. Zu nah um es mit den Kämpfen der anderen in Verbindung zu bringen und im Verlauf noch immer näher kommend. Ohne weiteres Nachdenken schloss sich auch die zweite Hand um den Speer. Den Kopf etwas nach links drehend machte er die Harpye nur noch wenige Meter hinter sich aus. Sein rechter Fuß fand sicheren Stand. Wenn es für Kaladin in diesem Moment für ein wenig von Belang gewesen wäre, so hätte er den Schrecken in den Augen des Wesens gesehen als er seinen Körper mit aller Kraft herumwirbeln ließ und sich die Speerspitze mit der Präzision aus jahrelangem Training durch Brustbein, Lunge und Rückgrat bohrte, ehe sie am Rücken wieder austrat. In ihrer Flugbahn durch den leicht aufwärts gerichtete n Speerstoß beeinträchtigt verfehlte die Harpye Kaladin um eine halbe Elle und zwerschmetterte den unteren Teil ihres Schnabels beim Aufschlag. Die Kreatur lebte noch und hörte auch nicht auf verzweifelt mit den widerlichen Flügeln zu schlagen und Blut spuckende Schreie von sich zu geben als Kaladin den Speer mit einem Ruck aus ihrem Körper zu zerren.
    Sein Blick wanderte allerdings durch den Torbogen und über die Brücke wo Ramirez noch immer mit einigen Soldaten stand. Vielleicht fanden sich ihre Blicke für einen Moment als der Magier versuchte auszumachen was in den Schatten der Festung vor sich ging. Die Schreie der Harpyen waren sicher auch von ihm vernommen worden. Vielleicht gestatte es ihm auch irgendein Zauber zu sehen was innerhalb der Mauern geschah. Kaladins Blick aber ging zu der sich windenden Erbärmlichkeit zu seinen Füßen und er bückte sich nach einem der schlaffen Beine. Noch immer war sein Gesicht erfüllt von dem Hass und der Entschlossenheit mit der er sich wieder erhoben hatte und esblieb dabei als er die Harpye ohne sehr angestrengt zu wirken in Richtung Tor und aus ihm heraus zu schleifen. Nach einigen Metern als er den kleinen Schatten verlassen hatte den die Mauern inzwischen auf die Brücke warfen ließ er das arme Geschöpf los und rammte seinen Speer in den zerschmetterten Schnabel. Es verstummte und als er den Speer wieder herauszog richtete er die blutige Spitze auf Ramirez, wie er da so am Ende der Brücke stand. Dann wandte er sich wieder um.


    Als er zurück kam war die Gruppe gerade dabei durch ein Tor im inneren Turm zu verschwinden und Kaladin beeilte sich ihnen zu folgen. Es gefiel ihm nicht so gehetzt noch weiter in diese ihnen unbekannte Gebäude zu wandern, aber umkehren war nicht möglich und bleiben wo sie waren war auch keine Option. Kurz vor Aldegardo huschte er durch das Tor zu dem dunklen Gang und fuhr herum als sich der Rückweg für sie verschloss.
    Angespannt folgte er den anderen den Gang entlang und in den anschließenden Raum. Knackend zerbrachen kleine Knochen unter seinen Füßen als er um den Tisch schritt. “Nirgendwo“, beantwortete er die Frage der jungen Soldatin die es bei der Vorstellung nicht für nötig gehalten hatte ihren Namen zu nennen. “Unsere Taktikbesprechung wurde unterbrochen und wir kennen die Umgebung nicht. Wenn wir kopflos handeln wird das unseren Überlebenschancen nicht helfen.“ Dann benutzte er seinen Speer um die Tierreste vom Tisch zu wischen und sie klappernd zu Boden fallen zu lassen. Er bemerkte die kritischen Blicke einiger als er einen der Dolche aus der Halterung am Speerschaft zog und anfing etwas oberflächlich in den Tisch zu ritzen. “Der Gang führt nur in diesen Raum, sie wissen ohnehin wo wir sind. Wir sollten die Ruhepause nutzen die sie uns gönnen.“ Er trat ein wenig vom Tisch zurück und es waren die groben Umrisse der Festung auf ihm eingeritzt zu sehen, zusammen mit dem Burghof und dem Gang durch den sie geflohen waren. Eine improvisierte, aber brauchbare Karte wie Kaladin fand.

    Dieses Mal hielt sich Kaladin beim Marsch in der Nähe seiner Weggefährten, auch wenn er gedanklich immer noch mit der Befreiung der Sklaven beschäftigt war. Ramirez musste entweder glauben dass sie tot wären oder selbst diesen Weg gehen um der Gruppe eine Chance zu gewähren zu entkommen ohne mit Verfolgern konfrontiert zu werden. Und damit Kal ihnen bei der Flucht helfen könnte trafen die selben Bedingungen für ihn zu. Die Mission des Königs - wer auch immer es so nennen mochte mit einem Schwert im Rücken von den Pyrern durch ihr Land komplimentiert zu werden - würde hoffentlich irgendwann entlang des Weges eine Möglichkeit dazu bieten.
    Wann immer er einen Gedankengang zu möglichen Szenarien beendet hatte wanderte seine Aufmerksamkeit allerdings für einige Zeit zu anderen Themen ab und er fand sich mehr als einmal dabei wieder die Schönheit dieses Landes zu bewundern. Die offensichtliche Abwesenheit von Höfen, Siedlungen und war bislang ein seltener Anblick für den Speerkämpfer gewesen. Keine eintönigen Felder entlang der des Weges, keine domestizierten Tiere die auf abgesteckten Wiesen weideten. Und der Weg selbst sah aus als wäre ihn seit langer Zeit niemand mehr gegangen. So hielt doch nach einiger Zeit ein gewisses Unwohlsein einzug wenn er seinen Blick über das Land schweifen ließ. Das hier war einst ein Zentrum der pyrischen Kultur gewesen und nun wirkte es wie nie besiedeltes Land.


    Als sie schließlich ankamen war Kaladin von der schieren Größe der Festung überwältigt und er verbrachte, sobald sie in Sicht kam, die meiste Zeit damit sie zu studieren. Seine Größe war seinem Zweck geschuldet, der jedoch schon lange Zeit seine Bedeutung verloren hatte. Es galt keine Riesen mehr wegzusperren, doch die Imposanz ihrer Gefängnisse hatte die Zeit überdauert und zeigten jedem der sie berachtete was für gigantische Wesen sie einst beherbergt haben mussten.
    Ramirez führte sie bis direkt an die Brücke die den Fluss überspannte und niemand schien anstallten zu machen ein Lager aufzuschlagen. Dennoch hielten sie vor dem weit offenen Torhaus inne und schienen auf irgendetwas zu warten. Kal, der sich ohnehin am Rand des Zugs gehalten hatte, ging noch einige Schritte zur Seite um sehen zu können was am Torhaus geschah. Ramirez schien mit einem seiner Soldaten zu sprechen, der kurz darauf über die Brücke aufbrach und... ohne ersichtlichen Grund zusammen brach. Kaladin zog die Augenbrauen zusammen und wandte seinen Blick auf den Magier, der jedoch keinerlei Reaktion zeigte. Nach einigen Sekunden wandte er sich um, sprach einige Worte und offenbarte dass dies nun die Aufgabe für die Exelsier sein würde. Dann fing er an ihre Insignienringe zu verteilen und Kal wog seinen zunächst einen Moment unschlüssig in einer Hand ehe er ihn in das Täschen gleiten ließ in der er auch noch seine Rangabzeichen verborgen waren. Unwillkürlich nahm er wahr, dass die pyrischen Soldaten ihr Grüppchen wie beiläufig von hinten umstellten und konnte sich entsprechend ein zynisches Grinsen und ein Kopfschütteln nicht verkneifen als ihre "Kommandantin" zum Aufbruch rief. Immerhin ging sie vorraus, was bei dem Schicksal das dem Pyrer der die Brücke zu überqueren versucht hatte widerfahren war etwas war, dass Kaladin ihr anrechnete. Er ließ seinen Speer in Marschposition schnappen und mit ein paar schnellen Schritten schloss er zu ihr auf um sich dann in einen Gleichschritt mit ihr fallen zu lassen.
    Dann setzte er ein belustigtes Grinsen auf und meinte: "Wenn ihr mir die Wahl lasst dem Befehl des Königs zu Folgen oder mich von den Pyrern im Fluss ertränken zu lassen fällt mir die Entscheidung leicht." Doch wurden seine Züge dann deutlich härter und mit ihnen seine Stimme. "Ich bin nicht hier weil der König es will, ich bin hier weil man jeden von uns vor die Wahl gestellt hat: Kooperieren oder sterben. Wir sind Gefangene und vermutlich auf einer Selbstmordmission. Es wäre gut wenn unsere Anführerin ein wenig Gedanken machen würde wie sie ihre Untergebenen lebend aus all dem heraus bekommen kann. Oder glaubt ihr, dass man uns zuerst eine Führung durch das Hinterland des Feindes gibt nur um uns dann mit einem freundlichen Dankeschön zurück nach Exelsia schickt?" Sein Blick ließ vermuten, dass er es wirklich für möglich hielt, dass sie das annahm.

    Der Sklaventross legte ein beachtlliches Tempo vor um schnell zu den Soldaten aufzuschließen, als diese vom brennenden Dorf abrückten und die Bewohner ihrem Schicksal überließen. Kaladin ging am vorderen Ende der Gruppe und stellte fest, dass die Exelsierin sich in der Sklavenmenge in seiner Nähe hielt, ab und an begleitet von dem kleinen Mädchen, das verblüffend unbekümmert mal hier mal dort in dem monotonen Menschenpulk auftauchte. Ein paar mal bemerkte er den Blick der Sklavin auf sich ruhen, doch wenn er sich zu ihr umsah wendete sie ihre Augen schnell von ihm ab. Doch als sie schließlich zu den Soldaten aufschlossen hielt sie kurz den Blickkontakt und Kaladin setzte kurz ein aufmunternden Lächeln auf, was auch immer das in einer solchen Situation helfen mochte, und nickte kurz.
    Kurz darauf begab er sich dann in die Nähe der anderen Zwangsrekrutierten als wäre er von Anfang an bei ihnen gewesen, doch hatte er kein sonderliches Bedürfnis mit ihnen zu reden und marschierte so mal neben dem einen, mal neben dem anderen daher, halbherzig den Gesprächen lauschend. Dann und wann ließ er sich an den Rand des Trosses treiben, nahm ein paar Meter Abstand und trainierte während des Marsches seine Koordination mit dem Speer. Doch im Gedanken war er die meiste Zeit dabei nach Wegen zu suchen diese Sklaven die er "gerettet" hatte irgendwie in die Freiheit zu schaffen. Ohne großen Erfolg, wie er sich schließlich eingestehen musste, als der Magier den Halt zum Nachtlager ausrief.
    Während die meisten anderen mit dem Aufschlagen von Zelten beschäftigt waren sah der Speerkämpfer sich ein wenig um. Davon abgesehen, dass kein Gruppenzelt für sie mitgebracht worden war, sondern scheinbar einzelne kleinere war die Atmosphäre nicht viel anders als in den Lagern die er in seinem bosherigen Leben erleben durfte. Abgesehen von den Sklaven. Und der Offizierin die sich ihr eigenes kleines Zelt aufstellen musste. Dieser Anblick ließ kurz ein Grinsen über das Gesicht des Soldaten huschen, das jedoch schnell wieder verschwand als ihm klar wurde, dass er es keinem seiner Jungs mehr berichten konnte. Zudem war die Frau vermutlich teil der Lösung wie er die Sklaven befreien könnte. Auch wenn er nicht viel von ihr hielt hatte sich der Großteil der Gruppe doch zumindest damit abgefunden von ihr die Befehlen zu erhalten wie es schien.
    Als er sich schließlich nach einer Weile und einem kurzfristigen Aufenthalt an einem Lagerfeuer wo er von den anwesenden Pyrern argwöhnisch beäugt wurde schließlich eine Zeltplane griff stellte er fest, dass die Kommandantin noch allein vor ihrem Zelt saß und merkwürdig konzentriert vor sich hin starrte. Seine Augenbraue hochziehend schmiss er seine Plane in der Nähe auf den Boden und ließ sich der Länge nach auf ihr nieder. Er studierte ihre "Anführerin" noch eine Weile mit auf die Seite gelegtem Kopf, verschränkte dann die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.


    Am Morgen wachte Kal zeitig auf. Er begann sein übliches Ritual, als wären sie nicht Zwangsrekruten im Hinterland des Feides auf einer Mission von der sie keum wussten. Er legte seine Rüstung ab in der er eine bequeme Nacht erlebt hatte, griff nach seinem Speer und suchte sich einen Platz um zu trainieren. Während er die Bewegungen und Kampfstile durchlief nahm er ab und an wahr, dass einige Pyrer in ihrem tun innehielten und ihm einen Moment zusahen. Sein Squad hatte gern gefeixt, dass er mehr ein Speertänzer als ein Speerkämpfer sei und Kal hatte bald darauf begonnen sie zum Tanzen aufzufordern, statt zum Kampftraining.
    Schließlich kehrte er zu seinem Lagerplatz zurück und legte seine Rüstung wieder an als das Lager begann deutlich lebhafter zu werden. Gerade als er seinen Schild aufnahm kam Ramirez aus seinem geradezu pompösen Zelt marschiert und blies mehr oder weniger zum Aufbruch. Als Kaladin dann seine Zeltplane wieder dorthin zurück tun wollte wo er sie in der Nacht gegriffen hatte stand plötzlich Hauron neben ihm, zusammen mit dem kleinen Mädchen. Der Mann warf ihm einen vielsagenden Blick zu und das Kind drückte ihm einen viertel Laib Brot und ein Stück Käse in die Hände, ehe beide so schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. Kal roch kurz am Brot, dass schon ein wenig älter zu sein schien und biss dann herzhaft hinein, gefolgt von einem Bissen Käse und wartete auf den Aufbruch des Trosses.

    Kaladin war der letzte der Exelsier der das Schiff verließ. Seine Rüstung hatte bereits in einer der Schlafkabinen ihren Platz gefunden, er hatte mit einer deutlich längeren Reise gerechnet. So musste der Speerkämpfer als es hieß das Schiff zu räumen zunächst einmal unter Deck und sich in seine Rüstung schnüren. Allein eine recht ungelenk wirkende Angelegenheit, da die Riemen an den Seiten saßen, aber nach langwierigem Praktizieren in den letzten Jahren ging es bei ihm leicht von der Hand. Warum das Dorf in Flammen stand wusste er nicht, doch würden die Bewohner es kaum selbst in Brand gesetzt haben. Wenn es ein außer Kontrolle geratenes Feuer war, so schienen die Einwohner nicht viel dagegen unternommen zu haben. So weit wie die Gebäude auseinader standen und bei der Nähe zum Fluss sollte nicht das ganze Dorf in Flammen aufgehen.
    Während er also noch damit beschäftig war seine Beinschienen anzulegen war ihm schon klar, dass jemand dieses Dorf niederbrannte. Aber er hatte keine große Hoffnung, dass sie den Verantwortlichen dieser Tat Rechenschaft abverlangen würden. Wäre der Fluss nicht blockiert hätten sie vermutlich ihre Reise fortgesetzt ohne einen Finger zu rühren. Frustriert diesem Gedanken folgend schnürte er seine Stiefel nach, als plötzlich ein Schlag begleitet vom Krachen splitternden Holzes durch das Schiff fuhr. Kal sprang auf und sah hinaus auf den Gang, der jetzt von einem massiven Balken und diversen zerbrochenen Holzplanken blockiert war. Rauch sickerte durch die Löcher und Ritzen ins Innere des Schiffes und das Licht von wild loderndem Feuer machte die brav vor sich hin flackernden Öllampen überflüssig. Er trat einige Male kraftvoll auf die seinen Weg versperrenden Bretter ein und konnte mehrere zerbrechen, doch der Balken war unnachgiebig und zu schwer um ihn allein beiseite zu schaffen. Seine Kabine war ganz am Ende des Ganges und immer mehr Rauch füllte mittlerweile das Unterdeck. Kal stolperte als er einen Schritt zurück machte um mit mehr Schwung ein weiteres Mal auf die Holzplanken einzutreten. Als er auf den Boden sah fiel ihm ein eiserner Ring ins Auge - der Griff einer Falltür! Er zog sie auf und steckte seinen Kopf hinein.
    Es schien, als würde die Falltür in den Frachtraum führen, denn alles was er sah waren viele gestapelte Säcke und Kisten die vom Boden bis zur Decke reichten. Alles was sich ihm eröffnete war ein kleiner Freiraum direkt unter dem Zugang, doch getrieben vom knacken brennenden Holzes ließ er sich durch die Luke hinab. Kal schloss die Falltür daraufhin wieder um nicht auch hier vom Rauch umhüllt zu werden und orientierte sich einen Moment um die Richtung auszumachen in der der Zugang zum Lagerraum sein musste. Er begann daraufhin unverzüglich sich einen Weg aus der Misere zu stapeln. Zum Glück schien hier kein großes Stückgut geladen zu sein und so konnte er die Kisten oder Säcke recht problemlos aus dem Weg schaffen, auch wenn einige eher für zwei Träger gedacht waren. In der Mitte des Rumpfes schien ohnehin ein schmaler Weg angelegt zu sein, auf dem sich die Waren weniger hoch stapelten. Zudem schienen die obersten Kisten und Säcke merkwürdig leicht zu sein. Er musste sich selbst an das Feuer erinnern um nicht in Versuchung zu geraten eine der Kisten zu öffnen und nachzuschauen ob überhaupt etwas in ihr verstaut war. Einmal vergaß er beinah seinen Speer als er sich durch den nächsten schmalen Freiraum vor ihm zog. Als er dann die Waffe, Stil zuerst, ein bisschen zu kraftvoll zu sich zog stieß er die nächste Kiste von ihrem Stapel und vernahm überraschenderweise einen erstickte Schrei kurz bevor die Kiste af dem Holzboden des Frachtdecks aufschlug. Zudem schien ihm ein schwaches Licht entgegen. Mit hochgezogener Augenbraue zog er sich durch das Loch welches de Kiste freigegeben hatte und sah hinunter in einen kleinen Freiraum von vielleicht fünf mal fünf Schritt. Ihm gegenüber saßen drei junge Frauen und ein Mädchen, dass kaum älter als 10 Jahre sein konnte. Sie schienen verängstigt, und waren in Leinendecken gehüllt. Der Knöchel der mittleren offenbarte Kaladin ein Sklavenzeichen. Verwirrt öffnete er den Mund um sie zu grüßen, doch ehe auch nur ein Ton seine Kehle verließ schoss eine Hand an eben jene und zerrte ihn aus dem kleinen Loch. Kals Hand griff nach seiner Speer, doch fand nur Luft ehe er in einer Vorwärtsrolle auf den Rücken gedreht wurde und schmerzhaft auf der Kiste aufschlug und sie zertrümmerte. Benommen sah er einen großen und muskulösen Mann über sich stehen der im nächsten Augenblick schon auf ihm saß und wie wild begann auf ihn einzuschlagen. Kaladin gelang es einige Schläge abzuwehren, aber einige trafen und nun griff der Hüne nach einem Holzstück das von der Kiste übrig geblieben war.
    „WARTE!“, kam es da plötzlich von der Seite. Das kleine Mädchen war aufgestanden und stand nun auf Kopfhöhe neben den beiden Männern, die sie gleichsam verwirrt ansahen, sich jedoch nicht rührten. „Er ist kein Soldat, er trägt die falsche Rüstung! Lass ihn los!“ Der Mann schien sich nun zum ersten Mal Kaladin genau zu betrachten und erkannte offensichtlich, dass es sich um keine pyrische Rüstung handelte, doch sein Griff an der Schulter des Speerkämpfers lockerte sich nicht, genau wie der Griff um das Holzstück. „Wer ist er dann?“, wollte er wissen und sah seinem Gegner herausfordernd in die Augen. „Das hier ist ein pyrisches Schiff und er ist an Bord. Ich sehe kein Sklavenzeichen an ihm. Was also soll er sein, wenn nicht ein pyrischer Soldat.?“ Das Mädchen wollte etwas erwidern, wusste aber scheinbar nicht was und sah sich nur zu einer der anderen Frauen um die nur leicht den Kopf schüttelte. Kal hob den Kopf und sah herüber zu dem kleinen Mädchen. “Ich bin exelsischer Soldat, Mehr oder weniger ein Gefangener... und dieses Schiff steht in Flammen, warum versteckt ihr euch hier im Frachtraum?“ Der Mann fing an zu lachen: „Ein Exelsier?! Ha! Ich hätte dir eher geglaubt, wenn du dich als Riese vorgestellt hättest!“ Kal nutzte die kurze Unaufmerksamkeit des beherzten aber offensichtlich nicht geübten Mannes und warf ihn herum, so das der Exelsier nun obenauf war. Er hielt beide Hände des Mannes zu Boden und an seinen Körper um sich selbst relativ sicher etwas aufrichten zu können. “Sieh dir meine Rüstung noch einmal an, sie trägt Exelsias Wappen. Vielleicht kennst du es, vielleicht nicht, dennoch ist es deutlich zu sehen.Glaub mir oder nicht, aber-“ Er zuckte zusammen, als etwas seine Schulter berührte. Vielleicht hatte er die Frauen nicht einfach als harmlos abtun sollen, doch als er den Kopf herum schnellen ließ zog die junge Frau mit kastanienbraunem Haar die sich ihnen genähert hatte die Hand erschrocken zurück wich zwei Schritte zurück und sah beschämt zu Boden.
    Das brachte Kaladin nun fast noch etwas mehr aus dem Konzept als die Berührung zuvor und er hatte Schwierigkeiten den Mann am Boden zu halten welcher nun anscheinend seine Unaufmerksamkeit ausnutzen wollte. Allerdings hatte ihn Kal ihn so in seinem Griff, dass er nicht viel mehr als sich aufbäumen konnte und es fluchend nach ein paar Sekunden wieder aufgab. „Darf ich das Wappen sehen?“ Als der Speerkämpfer sich wieder zu der Frau umsah schien sie immer noch beschämt den Boden anzustarren. Durch die Lücke die die um ihre Schultern geworfene Decke ließ konnte er jetzt wo sie stand farbenfrohe Stoffe sehen die kurz über ihre Knie reichten. Wie es seine Angewohnheit war wenn ihn etwas irritierte zog er seine Augenbraue hoch. Seine ausbleibende Antwort schien sie noch mehr zu verunsichern. „Verzeiht, ich komme aus... also als Kind lebte ich in Exelsia... also bevor...“ Sie brach ab und wenn es noch irgendwie möglich war schien sie Kaladin noch beschämter zu sein als zuvor und als ob all der Scham zu viel für eine Person zu sein schien fühlte Kal bei sich selbst die Schamesröte aufsteigen, so harsch auf ihre Berührung reagiert zu haben. “Sieh dir das Wappen an. Verzeiht, falls ich euch Angst gemacht habe, aber ich bin gerade in keiner Position um entspannt zu sein.“ Auf diese Bemerkung schnaufte der Mann, den Kal noch immer bewegungsunfähig hielt und murmelte irgendetwas das Kal nicht verstand. Die Frau trat näher, ohne jedoch Kal wieder direkt anzusehen, wie sie es beim ersten Mal getan hatte. Sie kniete sich neben die beiden Männer und betrachtete das Wappen, welches links in Kaladins Brustpanzer punziert war. Sie hob eine Hand und fuhr mit ihren Fingern über die Linien und der Anflug eines Lächelns war auf ihrem Gesicht zu sehen. „Ja, das ist das Wappen des exelsischen Königshauses.“ Dann zuckte ihre Hand zurück und ihr Lächeln verschwand, wie ein Kind, dass gerade bei etwas erwischt worden war was ihm die Eltern verboten hatten. Kaladin fing an zu verstehen, dass ihr Verhalten mit ihrem Dasein als Sklavin zusammen hängen musste. Es half nicht zu realisieren, dass sie Kaladin anscheinend als ihr übergeordnet ansah und mit Bestrafung zu rechnen schien sollte sie sich falsch verhalten. In dem stillen Moment der folgte hörte man ein paar Rufe durch die Planken dringen und Kal rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich auf einem berennenden Schiff befanden. Er sah den Mann, den er noch immer fest am Boden hielt einen Moment in die Augen ehe er seinen Griff lockerte.“ Das Schiff steht in Flammen und der Weg aus dem ich komme ist versperrt. Es wird schneller gehen, wenn wir uns zu zweit einen Weg zur Ladeluke bahnen.“ Dann ließ er den Mann los, stand sofort auf und machte sich daran eine Kiste aus dem Weg zu räumen. Nach der zweiten hatte sich der Sklave erhoben, stand allerdings mit verschränkten Armen an der gegenüber liegenden Seite des Freiraums. Kaladin hielt inne und sah den Mann fragend an. “Was ist? Das Schiff steht in Flammen, wir müssen von Bord!“ Er sah den Mann noch einen Moment an, wie er ihn ablehnend anstarrte, dann schnaufte Kal ob des Unverständnis und machte sich wieder an die Arbeit. „Du verstehst es nicht oder, Exelsier?“ Warf er ihm schließlich an den Kopf als der Speerkämpfer eine Kiste neben dem kleinen Mädchen auf den Boden stellte, das neugierig auf einen Getreidesack einstocherte. „Warum denkst du sitzen wir hier in einem kleinen Loch zwischen Waren, versteckt im Bauch eines Schiffes?“ Kal blieb stehen, die Hände bereits an der nächsten Kiste. „Wir sind unseren Meistern entkommen und sind auf der Flucht“, warf das Mädchen unschuldig in den Raum. Kaladin drehte sich um. In seinem Augenwinkel sah er noch kurz die exelsische Frau zu ihm schauen, mit etwas, das für Kal fast wie Hoffnung wirkte, doch wich sie seinem Blick aus und schien halb zu erwarten, dass Kal sie dafür verachtete von ihren Meistern geflohen zu sein. Er begegnete dem Blick des Mannes. “Ich verstehe... und nun verbrennst du lieber hier, als dich wieder fassen zu lassen und dann verbrannt zu werden.“ Ein wütendes Funkeln erschien in den Augen des Mannes. „Was, hältst du mich für feige?! Was schlägst du denn vor? Da raus marschieren mit 3 Sklavinnen in Haremskleidern und einem kleinen Mädchen?“ Kals Blick wanderte zu den Frauen.
    Haremskleider... Ja, wenn er nicht gerade im Bauch eines brennenden Schiffes in einen Kampf verwickelt gewesen wäre hätte er es vielleicht selbst erkennen können. Ihre Haut war rein, ihre Haare glatt und schimmernd im spärlichen Licht der Öllampe. Und ihre Kleider waren bunt und aus teuren Stoffen. “Wir haben Kinder an Bord. Sie helfen in der Küche glaube ich...“, sagte Kaladin langsam. Sein Blick glitt zu dem Mädchen das noch immer einen Getreidesack bearbeitete und seine Augenbraue hob sich. Er zog einen Dolch aus der Scheide an seinem Oberschenkel, was ihm einen misstrauischen Blick von dem Mann einbrachte und ging hinüber zu einigen Säcken. Einen davon schnitt er an der oberen Naht auf und entleerte ihn zu seinen Füßen, dann kniete er sich hin und schnitt 3 weitere Löcher hinein. Schließlich hielt er es vor seine Brust und es hatte einige Ähnlichkeit mit der Kleidung der anderen Sklaven an Bord.
    Er rammte das Messer vor dem Mann in den Boden und wies ihn an weitere Säcke so zu bearbeiten, ehe er sich zurück in das Loch hievte aus dem ihn der Mann herausgezerrt hatte als er auf die Flüchtlinge gestoßen war. Er arbeitete sich weiter zurück in Richtung der Luke und fand ein paar der leichteren Säcke. Mit ihnen im Schlepptau kehrte er zu den anderen zurück und stellte fest, dass das Mädchen dabei war die Säcke zu zerschneiden. Von dem Man erntete er einen ähnlich abfälligen Blick wie er ihm selbst zuwarf. Als das Mädchen fertig war nahm er das Messer um die mitgebrachten Säcke zu öffnen. Darin fand sich Stroh, wie er vermutet hatte. Scheinbar war der Weg auf dem Kal auf die fünf gestoßen war eine Art Versorgungsweg für sie gewesen und deshalb nur mit leichten Kisten blockiert die selbst ein Kind zur Seite schaffen könnte. Er empfand Bewunderung dafür, dass Sklaven in der Lage waren unter solchen Bedingungen noch ihren eigenen Flüchtlingen zu helfen. Er griff mit beiden Händen in den Sack und griff sich eine Portion Stroh, dann ging er hinüber zu den drei Frauen die schweigend in einer Ecke saßen und dem Mädchen zusahen. Vor der Exelsierin ging er schließlich in die Knie und hielt ihr das Stroh entgegen. “Hier, reibt euch das in die Haare. Der Staub sollte eure Haare weniger Auffällig wirken lassen wenn wir das Schiff verlassen. Zieht ausßerdem die Kleidungsstücke an, die das Mädchen für euch macht, dann solltet ihr das Schiff mit den anderen Sklaven verlassen können.“ Dann stand er wieder auf und ging wieder zu den Kisten um sie beiseite zu räumen, bis der Mann sich erneut zu Wort meldete. „Und dann was? Sollen wir wieder zu unserem Sklaven-Dasein zurückkehren? Anderer Meister selbes Schicksal?“ Kals Antwort beschränkte sich diesmal auf ein einfaches “Das oder die Flammen“, ohne überhaupt die Arbeit zu unterbrechen. Er konnte sehen wie die junge Frau von zuvor sich mit dem Stroh über die Haare rieb und arbeitete für kurze Zeit ungestört weiter, doch als er sich dann mit einer Kiste in den Händen umdrehte stand der Mann plötzlich neben ihm – die Hände zur Kiste gestreckt. Kal drückte sie ihm in die Hand und sie arbeiteten zunächst schweigend weiter.
    „Was macht ein Exelsier auf diesem Schiff“, brach der Mann schließlich das Schweigen. Kaladin reichte ihn einen schweren Sack und schüttelte leicht den Kopf. “Nicht ein Exelsier. Eine ganze Gruppe. Wir wurden in einer Schlacht gefangen genommen und haben jetzt befehl bekommen zusammen mit diesem Magier Ramirez irgendeinen anderen, durchgedrehten Magier aufzuspüren. Absurd. Unser König hat das befohlen, wohlgemerkt. Die Offiziere springen natürlich, aber mir gefällt das nicht. Hat irgendwie dazu geführt, dass Ramirez unseren Anführer hingerichtet hat – nicht, dass ich sehr um ihn trauern würde. Er war inkompetent.“ Er hielt kurz mit einer Kiste in der Hand inne. Man konnte Stimmen durch die Kisten vor ihnen hören. Scheinbar waren noch Leute an Bord, Kaladin eilte zurück zu den anderen um zu sehen ob sie so weit waren, nur um beinah über eine halb nackte Exelsierin zu stolpern die gerade dabei war in die improvisierte Kleidung zu schlüpfen. Schnell wandte er sich ab, was das kleine Mädchen mit einem Kichern quittierte und er hätte schwören können sie hätte einer der anderen Frauen danach etwas zugeflüstert. “Macht euch fertig, wir sind bald durch. Wenn jemand fragt wart ihr mit mir zusammen im Vorschiff eingesperrt, verstanden?“ Er machte anstallten wieder an die Arbeit zu gehen, aber der Mann kam ihm entgegen und so blieb er noch kurz stehen. “Das ist alles eine extrem komplizierte Situation. Ich kann nicht abschätzen wie das alles enden wird. Versucht einfach unter den Schiffssklaven zu verschwinden... Wenn das Schicksal uns allen hold ist...“ Den Satz brachte er nicht zu Ende, da ihm keine Idee kommen wollte wie den Sklaven zu helfen sei. Da fiel ihm sein Speer wieder ein, der noch immer in dem kleinen Tunnel lag durch den er zu den Flüchtigen gekommen war. Nachdem er ihn heraus geholt hatte gingen er und der Mann der sich ihm nun als Hauron vorstellte zurück an die Arbeit und nach kurzer Zeit öffnete sich der Frachtraum vor ihnen. Die Frauen und das Kind folgten ihnen und jeder der Sklaven griff nach etwas das nach Versorgungsgütern aussah, auch wenn kaum noch etwas übrig geblieben war. Doch als Kaladin aus der Ladeluke sah hieß er den anderen die Waren liegen zu lassen.
    Der Bug stand lichterloh in Flammen und es war besser schnell von diesem Schiff zu verschwinden. Alle anderen schienen das Schiff bereits verlassen zu haben und als er beunruhigend nah am Feuer entlang zur Planke hastete schien es so als hätten alle Truppen, pyrische wie exelsische, das Schiff verlassen und nur die Sklaven waren noch vor Ort. Scheinbar waren auch keinerlei Löschversuche unternommen worden, man hatte das Schiff einfach aufgegeben. Die fünf Flüchtlinge mischten sich unter die anderen Sklaven und niemand schien sich groß für sie zu interessieren. Wenige Augenblicke später, die Kal damit verbracht hatte die Umgebung in Augenschein zu nehmen eilten auch schon einige pyrische Soldaten heran die ihn misstrauisch beäugten und die Sklaven anwiesen wohin sie die geretteten Güter schaffen sollten. Kal entschloss sich einfach ihnen anzuschließen bis sie zum Rest zurück gefunden hatten und dann zu sehen wie es weiter ging.

    Was. Dieses Gefühl im Bauch. Bewegung? "Hngh-" Intubiert! Natürlich. Georges Muskeln zuckten erwartungsvoll. WIeder dieses Gefühl, wieder dieses Ruckeln... man schien ihn irgendwohin zu bringen. Dann, etwas später leerte sich sein Tank und die Schläuche und Kabel wurden entfernt. Merkwürdiges etwas so vertrautes zu verlieren. Ob es Schmerzen bereitete oder nur ungewohnt war konnte er zunächst nicht bestimmen. Dann einige Tests und... ein Spiegel! Während einer kurzen Untersuchungspause ging er ein paar zögerliche Schritte darauf zu, seine merkwürdig dunklen unbedeckten Körperteile musternd. Alle anwesenden Mediziner waren, nunja, normal. Sie sahen aus wie die Menschen die ihm so lang er sich erinnern konnte alles beigebracht hatten was er nun wusste. Oder... eher wie die Menschen über die man ihm etwas beigebracht hatte? Das erschloss sich ihm nicht ganz. "Herr Gryle." Erwartungsvoll trat er vor den Spiegel und fuhr sich erstaunt mit der Hand die Wange entlang. Er sah so garnicht aus wie die Menschen um ihn herum. Dunkle, sehr dunkle Haut, schwarzes Haar, Augen so braun, dass sie fast auch schon schwarz waren. Dazu ein breites Kreuz und gut ein Fuß mehr an Größe als der größte Mediziner im Raum. "Herr Gryle!" Sein Haar störte ihn. In der Zeit im Tank war es unkontrolliert gewachsen und reichte bis zu seinen muskulösen Schultern. Was sollte er... "GEORGE GRYLE!" Eine Hand packte seine Schulter und drehte ihn herum, so das er er einer der Anwesenden ins Gesicht sah. "Ausdauertest, aufs Rad, jetzt." George nickte und dachte: Ach ja, George... Im Bus sah er dann zum ersten Mal die anderen, seine Kameraden und war nicht beeindruckt.


    ooc: Mobby! MOBBY! MOOOOOOBBYYYYYYYY!
    Hi :>

    Die gleichgültigen Worte des Magiers überraschten Kaladin nicht. Er hatte nicht wirklich erwartet von ihm unterstützt zu werden. Dieses fragile Bündnis, sofern man es denn als solches bezeichnen konnte, ließ keinen Platz dafür. Sie waren nur hier weil man ihnen vorgaukelte es wäre eine Mission des Königs. Als die frisch gebackene, selbsternannte Kommandantin einen abfälligen und absolut lächerlichen Kommentar fallen ließ, immerhin war sie Teil der Offiziersriege die gerade eine Schlacht gegen Pyras Truppen in einem Desaster hat enden lassen, sich ihm zu wandte und ihm erklärte er wäre nicht mehr Teil der exelsischen Armee starrte Kal ihr nur regungslos in die Augen. Wenn Ränge nach Namen und nicht mehr nach Können verteilt wurden ging eine Armee vor die Hunde. Vermutlich existierte Exelsia nur noch weil in Pyra das selbe System vorherrschte.
    Kopfschüttelnd ging er dann zur Reling wo er kurz zusammenzuckte als weiter hinten auf dem Schiff ein Zischen ertönte, gefolgt von einem Geschoss das über das Wasser raste, in ihm verschwand und in einer Explosion verging. Eine... interessante Demonstration. Sollten sie unterwegs auf Piraten treffen... doch das war unwahrscheinlich auf einem Kriegsschiff. Er stand weiter da und sah die Wassersäule wieder in sich zusammenfallen während die Sonne langsam hinter den Gebäuden der Stadt verschwand. Geistesabwesend ließ er seinen Speer kreisen, wie er es schon seit Jahren tat wann immer seine Gedanken zu wandern begannen.


    Des Königs warmer Feuerball
    groß und rot und wunderschön
    sinkt herab in stetem Fall
    Doch kein Grund besorgt zu sein
    bald schon wird man ihn wiedersehen.


    Das Gedicht hatte sein kleiner Bruder geschrieben. Für ihn. Wie er so viel für ihn getan hatte. Tien...
    Kaladins Bewegungen wurden langsamer und endeten in Paradeposition. Sein Blick glitt zu den anderen Mitgliedern seiner Truppe. Die Kommandantin schritt gerade von den Würfelspielern zu einigen anderen über das Deck. Aus dem Augenwinkel konnte er einige der pyrischen Soldaten zu ihm herüber schielen sehen, kümmerte sich jedoch nicht weiter darum. Seufzend entspannte er seinen Körper und schlenderte zu den Spielern herüber zu denen sich gerade die „Köchin“ gesellt hatte. Kaladin hob kurz eine Augenbraue ob der Bewaffnung des Küchenpersonals in Brookland, ehe er die letzten Meter zu ihnen überbrückt hatte, stieß seinen Speer in das Deck und ließ sich in einer Lücke im Kreis nieder als der Mann welcher ihm im Kampf unterstützt hatte mit etwas Licht zur Gruppe zurück kehrte. „Wer moralische Probleme damit hat einem Deserteur das Geld aus den Taschen zu ziehen soll's gleich sagen, dann bin ich wieder weg. Mein Name ist übrigens Kaladin, falls euch Deserteur zu unpersönlich ist.“ Er lächelte dabei und musterte die Gesichter der anderen im Schein der Lampe.

    Dieses Gefühl... Erstarrt in der Bewegung... Gerade noch war ein Bolzen nur Zentimeter an seinem Gesicht vorbei geflogen, nun schien der Wind selbst aufgehört zu haben über ihr Schiff zu wehen. Dieses Gefühl... Kaladin zwang jeder Faser jedes Muskels zur Bewegung und kurz dachte er ein Zittern seines Speers zu sehen, doch letztlich blieben seine Versuche ohne Erfolg. Der Magier sprach und trat dann auch in sein Sichtfeld. Er schlenderte völlig unberührbar zwischen ihnen umher um Kal schlussendlich sogar den Rücken zuzuwenden. Es war fast wie... Der Magier Ramirez nahm dem Kommandanten sein Schwert ab und rammte es in seine Brust.
    Kal biss die Zähne zusammen (oder versuchte es zumindest) und verfluchte die Magier. Wahrscheinlich hatte dieser gerade sein Leben gerettet, darüber machte er sich keine Illusionen, aber die Art und Weise, diese grenzenlose Überheblichkeit, schlimmer noch, gerechtfertigte Überheblichkeit war verachtenswert. Seine freundliche, für Magiermaßstäbe wohl grotesk inadäquate, Vorstellung im Palast war doch nur Fassade gewesen.
    Als der Zauber sich auflöste trat Kal an den Leichnam des Offiziers, bückte sich und nahm seine Rangabzeichen wieder an sich, die der Kommandant beinahe unter sich begraben hatte. Nicht als Pflichtsymbol, sondern zur Erinnerung an seine Truppe. Währenddessen riss die andere Offizierin bereits das Kommando an sich. Kopfschüttelnd sah Kal sich um und vergewisserte sich, dass wirklich niemand mehr im Begriff war sich auf ihn zu stürzen. Als es danach aussah, dass niemand etwas ähnliches vor hatte, zumindest so lang der Magier noch an Bord war, brachte er seinen Schild zurück dorthin wo seine Rüstung samt Werkzeug nahe der Reling auf dem eck lag und ließ es mit einem 'gong' auf das Deck scheppern. Den Speer jedoch ließ er in Spalierhaltung an seine Schulter schnappen. Aus dem Augenwinkel konnte sie die Offizierin sehen, die ihren Weg zum Magier gefunden zu haben schien und nun auf ihn deutete. Ignorant wie ihr Vorgänger. Kaladin kam eine Idee und mit ihr ein verschlagenes Lächeln. Ruhig und ohne Eile machte er sich dann auch auf den Weg in Richtung Ruderdeck. Er nutzte die Zeit um die anderen zu beäugen, speziell eine junge Frau mit Armbrust, die gerade nur knapp daran gescheitert war ihn zu töten und den Mann der mittlerweile mit der Söldnerin würfelte. Diese Gruppe war alles andere als ein Abbild ihrer regulären Armee... Aber er hatte jetzt keine Zeit um darüber zu grübeln.
    „Ramirez!“, rief Kal von der Treppe zum Ruderdeck aus zu diesem herüber. „Könntet ihr vielleicht versuchen meiner 'Vorgesetzten' versuchen klar zu machen, dass ich zu keiner Zeit diese Mission verhindert habe.“ Als er die oberste Stufe hinter sich ließ und in Richtung des Magiers schlenderte suchte er kurz den Blick der Offizierin und gab ihr eines seiner Lächeln, dass er sonst nur Feinden auf dem Schlachtfeld bot. „Ich habe zu keiner Zeit versucht Teile unserer Gruppe zu töten. Alles was ich tat war den Verstand unseres Kommandanten und des Königs anzuzweifeln. Ersteres offensichtlich zurecht. Und ich zweifle nun die Fähigkeit unserer neuen 'Kommandantin' an ihrer Rolle gerecht zu werden. Trotz ihrer eigenen Zweifel ist sie dem Befehl des Kommandanten gefolgt, bereit dadurch die Mission zu gefährden. Kaum erscheint eine neue Führungsperson und ersetzt die andere ändert sie ihre Meinung und tut so als wäre mit ein paar Sätzen alles erledigt. Sie versteht nicht einmal jetzt, dass ein Appell an die Loyalität zum König vielleicht nur die Hälfte dieser Truppe überhaupt kümmert. Anstatt hier hoch zu marschieren und, so vermute ich, zu verlangen mich von der Mission auszuschließen, wäre die Zeit besser genutzt gewesen den erzwungenen Frieden durch die Anwesenheit eines Magiers zu nutzen um zu vermitteln. Aber so etwas ist kein Beschäftigungsfeld für exelsische Offiziere. Ich bezweifle sogar, dass vielen von ihnen das grundlegende Verständnis dafür vorhanden ist wie eine Armee funktioniert, sie sind einfach nur glücklich ansprachen halten zu können und sich wichtig zu fühlen. Oh, und sie Fechten gern. Trifft es das in etwa?“, wandte er sich dann kurz an die Offizierin ohne ihr jedoch Zeit zu lassen eine Antwort zu geben. „So hat sie jetzt zum Beispiel gerade darum gebeten den Mann aus ihrem Trupp zu entfernen, der vermutlich als einziger Erfahrung damit hat aus einem Haufen Rekruten, Schlägern und Taugenichtsen eine... die effektivste Speer-Squad in der dritten exelsischen Armee zu machen. Ich vermute es liegt an der Ausbildung. Offizieren wird nie beigebracht zu denken, nur zu gehorchen. Mal dem Vorgesetzten, mal den Strategielehrbüchern.“ Nach diesem Wortschwall lehnte sich der Speerkämpfer an die Reling, den Rücken zu den anderen Gruppenmitgliedern. Sein Gesicht war jetzt ernst, doch genoss er die Möglichkeit endlich mal das zu sagen, was viele der Soldaten in der Armee dachten. Ihr Kommandant hatte vor wenigen Minuten bewiesen wie egal den Offizieren die Leben ihrer Soldaten waren. Das nur einer von ihnen in diesem Scharmützel zu Schaden gekommen war kam einem Wunder gleich, doch legte die Offizieren nun die gleiche Attitüde an den Tag wie ihr Vorgänger, war dieser doch gerade dafür gestraft worden. Kaputte Menschen.

    Hinter ihm krachte es zwei mal und der ehemalige Truppführer sah sich nach dem Grund um, nur um direkt darauf seinen Speer im Griff des qm Boden liegenden zu finden. Kaladin fluchte und zog an der Waffe den er Kommandant allerdings fest im Griff behielt. Er war einen Moment nicht aufmerksam gewesen und schon drohte das Blatt sich wieder zu wenden. Mit frustriert zusammengebissenen Zähnen hob er seinen Fuß und ließ ihn erneut auf eine Hand des Offiziers nieder krachen, wodurch diese den Schaft hinab und über den Kopf des Speers glitt. Im selben Augenblick kam der andere exelsische Soldat Kaladin entgegen geflogen. Ihm blieb nicht die Zeit irgendeine defensive Kampfposition einzunehmen, also tat er das was ihm übrig blieb. Mit aller Kraft die er in der Kürze der Zeit und ohne sicheren Stand aufbringen konnte schlug er dem Soldaten sein Schild ins Gesicht. Von der plötzlichen Schwerpunktverlagerung aus dem Gleichgewicht gebracht und jetzt in unmittelbarer Schlagdistanz eines Aggressors ließ er sich zwei Schritte zurück fallen, ließ mit einem Fuß das Schwert des Kommandanten hinter sich über das Deck schlittern und nahm eine defensive Haltung ein, den ungerüsteten Körper so gut es ging hinter dem Schild verbergend und die sich jetzt nähernde Übermacht abschätzend. "Und ihr seht nicht den Wahnsinn in dieser Situation?"

    Kaladin gelang es gerade einmal auf die Beine zu kommen und nach seinem Schild zu greifen, ehe der Kommandeur auf ihn zustürmte. So schnell es ging streifte er seinen linken Arm durch die ledernen Halteriemen und griff nach seinem Speer. Er ging gerade leicht in die Hocke als ein Speer den Offizier vor seinen Füßen zu Fall brachte. Kals Blick huschte kurz zum Besitzer der Waffe der seinem Opfer nachsetzte, aber von einem weiteren Offizier abgefangen wurde. Einige Meter entfernt stand die Kommandeurin zusammen mit der Söldnerin und schien den Hutträger zu beäugen, der sich mit etwas an der Reling in Stellung brachte das wie die Blasrohre anmutete, die sie in den Mooren verwendeten um unerkannt die allzu unvorsichigen Wanderer im Schlaf zu töten. Vor seinen Füßen aber, kämpfte sich nun ihr 'Kommandeur" wieder auf die Beine. Er würde später sicher nicht mit einem Lächeln im Gesicht an die Planken dieses Schiffs zurückdenken. Etwas hartes war das letzte was man treffen wollte wenn man sich mit reichlich Tempo in voller Rüstung dem Boden entgegen warf, vielleicht abgesehen von etwas hartem und spitzem.
    Kaladin jedenfalls erkannte seine Möglichkeit, tat zwei schnelle Schritte und trat dem Mann die Arme unter dem Rumpf weg, ließ seinen Stiefel auf die Schwerthand niedersausen und senkte seinen Speer in einer sicheren Bewegung soweit, dass er eine kleine Delle in die Haut am Hals des nun wieder am Boden liegenden drückte.
    "GENUG!", donnerte er dann plötzlich mit einer völlig anderen Stimme über das Deck. Diese klang mehr nach jemandem der es gewohnt war einen Haufen Kerle in bis zur perfektion trainierte Formationen zu scheuchen. "WEM AM LEBEN DIESES MANNES ETWAS LIEGT LÄSST JETZT SEINE WAFFEN FALLEN!"


    ooc: Steilvorlage, Kata^^

    „Ich weiß ja nicht“, kam es aus der Luke in den Bauch des Schiffes - gefolgt von dem kopfschüttelnden Kaladin, „wo ihr mit euren Gedanken wart als wir den Magiern vorgeführt wurden.“ Mit einer Zange in der Hand ging er hinüber zur Reling, wo seine Rüstung samt Speer auf ihn wartete. „Hier gibt es keinen Sold zu verhandeln“, sagte er als er sich mit überkreuzten Beinen niederließ und begann die ohnehin lockeren Nieten seiner Rüstung zu entfernen. „Entweder man nimmt an dieser Mission teil, oder man stirbt.“ Er bearbeitete die erste Niete mit der Zange. „Und wir sollten wirklich alle furchtbar stolz auf uns sein, dass wir uns in der letzten Schlacht haben gefangen nehmen lassen. Wir müssen die Elite Exelsias sein.“ Mit einem kurzen Schnauben riss er die widerspenstige Niete aus dem Leder. „Wir sind keine 'Auserwählten', wir sind das was gerade da war. Ein nicht zusammenpassender Haufen. Tüftler ohne Kampferfahrung, Söldner, ein Übermaß an Offizieren, eifrige Soldaten, eine Köchin und ein Deserteur der nie dazu kam der Bezeichnung gerecht zu werden.“ Er setzte die Zange bei der nächsten Niete an, zögerte dann allerdings und entfernte statt dessen zunächst die beiden güldenen Knoten, seine Rangabzeichen als Truppführer, von seinen Schulterstücken um sie nach einem weiteren kurzen Zögern und einem letzten Blick dem Kommandanten vor die Füße zu werfen. „Und umgeben von pyrischen Soldaten, auf einem pyrischen Schiff, in einem pyrischen Hafen, auf dem Weg einen abtrünnigen pyrischen Magier niederzustrecken. Ja, das sieht für mich wirklich nach einer Mission unseres geliebten Königs aus. Der Auftrag war doch alles um uns niederzubrennen?“ Kal stutzte kurz. „Ah, nein, wir sollten ja den pyrischen Anweisungen folgen, mein Fehler.“ Die zweite Niete gab zögernd nach und er nahm den Hammer zur Hand um sie so gut es ging wieder in Form zu bringen. „Man schickt uns auf ein Himmelfahrtskommando und das erste was die Offiziere tun ist eine Befehlskette zu etablieren. Bei weniger als einem Dutzend Mitgliedern in der Einheit, aber man fühlt sich ja unwohl wenn man keinen ausreichenden Abstand zum gemeinen Soldaten etabliert. Hinzu kommen ein paar weitere unkooperative Individuen. Was macht der erfahrene Offizier? Er verlangt blinden gehorsam. Verständlich, wo man doch in der letzten Schlacht so brillierte. Außerdem hat man etwa so viel Erfahrung mit dem kommandieren kleiner Einheiten wie mit dem ernten von Getreide. Aber das ist ja egal, denn man ist Offizier!“ Er schüttelte den Kopf und warf ein paar abschätzende Blicke zu den anderen Anwesenden, ehe er sich wieder den Nieten widmete.

    Die Aufregung des Kommandeurs war zu erwarten gewesen. Die Ignoranz der Söldnerin dem Berufszweig geschuldet. Was auch immer der Kerl mit Hut darstellte, er verstand die Funktionalität von Befehlsketten nicht. „Wenn es der gleiche König ist der uns so weise in die Schlacht befohlen hat, dann ja, ich stelle den Befehl in Frage. Speziell dann wenn das Kommando dem Kommandeur übergeben wird der diese 'ruhmreiche' letzte Schlacht befehligt hat“, platzte es aus Kaladin heraus. Wären sie in einem Heerlager würde eine solche Äußerung vermutlich rigorose Bestrafung nach sich ziehen, selbst wenn sie nur in Anwesenheit eines Offiziers getätigt wurden. Aber, so dachte sich Kal, wenn man schon auf einem pyrischen Schiff zusammen mit Truppen aus Pyra zu einer Mission aufbricht wird es schwierig zu entscheiden welche Regeln noch galten und welche nicht. Er für seinen Teil hatte keine Lust in ein weiteres Desaster zu stolpern. „Andererseits, wenn Sie, 'Sir', nach einer gehorsamen Truppe suchen, sollten sie sich vielleicht an Magie versuchen, sich was anderes anziehen und unsere neuen Freunde aus Pyras – wir sind doch Freunde, oder? - nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Wurde uns ja oft genug eingetrichtert, dass sie Sklaven der Magier sind. Unmotiviert, schon von ihren Führern so eingeschüchtert, dass sie vor ihren Feinden, in Schlachtreden gern auch 'uns', kapitulieren würden um ihren Tyrannen zu entfliehen. Wie viele pyrische Soldaten haben sich ihnen in der letzten Schlacht ergeben, Kommandeur?“ Kal stieß sich von der Reling ab und ging zügig zu der Luke die unter Deck führte, die Hände zu Fäusten geballt. Mit einem Fuß auf der obersten Stufe blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. „Im übrigen scheinen sie sich nicht viel mit ihren Offizieren umgeben zu haben, sonst hätten sie die Frage nach dem unfähigen Haufen nicht gestellt. Wein gewinnt keine Schlachten.“ Damit verschwand er unter Deck um nach Werkzeug für seine Rüstungsreparaturen zu suchen.

    Als man sie aus den Zellen holte war Kaladin sicher seinem Tod entgegen zu gehen. Und es war ihm egal. Als letzter in der Prozession schritt er die dunklen Gänge des Verließes entlang, bis sie schließlich zu einer Treppe kamen. Warum hatte man sie überhaupt hierher gebracht? Er hatte darüber nachgedacht, so wie er über vieles nachgedacht hatte um nicht an die Schlacht zu denken. Zu Beginn war er sicher man würde sie dem Volk vorführen, sie lächerlich machen, vielleicht sogar öffentlich hinrichten. Nein, sie waren wohl eher ein Druckmittel für den König. Bastarde.
    Aus den kleinen Sichtschlitzen konnte er zum ersten Mal seit langem die Sonne sehen. Feuer. Kal kniff die Augen zu und schlug gegen die Wand, einen kleinen schmierig-roten Fleck hinterlassend und die Wachen zu etwas mehr Anspannung animierend. Keine Ketten, warum trug keiner von ihnen Ketten? War vielleicht ein Gesandter gekommen um sich über das Wohl der Geiseln zu erkunden? Nicht nach seinem Wohl, er war schließlich kein Adliger. Er wurde eingezogen, wie viele der einfachen Soldaten. Trotzdem nahm ihre Armee noch Söldner in ihre Reihen auf. Und trotzdem hatte ihre glorreiche Armee gegen die Truppen Pyras auf ganzer Linie versagt. Oder eher genau deswegen.
    Man führte sie jetzt durch mit Seide behangene Gänge die letztlich in einen prunkvollen Saal endeten. Kal reihte sich zu den anderen vor die Kanzel. Verblüfft ließ er sich auf die Knie zwingen nachdem man ihnen den Magier vorgestellt hatte. Und noch verblüffter war er als dieser sie um ihre Hilfe bat, wenn auch gehüllt in die Verachtung die ein ordentlicher pyrischer Zauberer einfachen Menschen entgegenzubringen hatte. Über all den Pathos, den sein Kommandeur an den Tag legte, war er aber kaum verblüfft. Kal hätte ihn für jeden seiner Männer eingetauscht. Alles in allem war es ein wahnwitziges Zusammentreffen. Sie sollten einen wild gewordenen Magier jagen? Wie kam es überhaupt, dass so etwas aus Pyra hinaus drang, ganz zu schweigen davon, dass Pyra Hilfe von Exelsia nicht nur annahm sondern vielleicht sogar erbeten hatte? Das alles wegen einem durchgedrehten Magier? Freundlicherweise ließ man ihnen die Wahl, gehorchen oder sterben. Sterben konnte Kal noch nicht. Erst galt es für ihn einen anderen Magier zu finden. Also ließ er sich auf die Mission ein.
    Der ganzen Gruppe wurde ihre Ausrüstung wieder ausgehändigt. Rüstung und Schild noch von der Schlacht gezeichnet und der Speer – Dregs Speer – war noch mit dem Blut pyrischer Soldaten beschmutzt. Die Waffen der anderen erschienen sauber, merkwürdig... Er warf sich Rüstung und Schild über die Schulter und ging auf die Suche nach einer Waschgelegenheit die der Kerker schuldig geblieben war.


    Auf dem Schiff bat er die Matrosen um einen Hammer und machte sich daran die Dellen und anderen Beschädigungen so gut es ging aus seiner Ausrüstung zu entfernen. Ein paar Nieten hatten sich gelockert und das Loch durch den Armbrustbolzen konnte man mit einem Hammer wohl kaum reparieren. Mit etwas Glück hatte einer der anderen entsprechende Werkzeuge dabei. Als der Aufruf zum Antreten von den Offizieren herüber drang wusste Kal nicht so Recht was er tun sollte. Er war fast gedrängt die weiterhin herumlungernden Gruppenmitglieder aufzuscheuchen und zu den anderen zu treiben – alte Gewohnheit. Aber nein, die Armee war für ihn gestorben, zusammen mit seinen Männern. Er lehnte sich gegen die Reling, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Teil der Gruppe der ebenfalls nicht antrat.

    "Was zur Hölle ist hier los?", rief der einarmige Zauberer Hrngrbl verwundert, als er den Zauberstab in seine Jackentasche steckte, um sich an der Nase kratzen zu können. Es regnete Löffel. Kleine Teelöffel hauptsächlich, aber auch einige Suppenlöffel. Hie und da auch eine Suppenkelle, ein Objekt also, dass weniger ein Löffel als eine Kelle war, aber der Einfachheit halber hatte das Erkennungszentrum in Hrngrbls Gehirn alles zu den Löffeln sortiert. Ebenso wie er das interessante Phänomen kurzerhand als Regen identifizierte, befand er sich doch in einem Zimmer seines Hauses. Es war recht groß, schwach beleuchtet mit hohen Decken, aber mit der Weite des freien Himmels konnte es freilich nicht mithalten. Eben diese Löffel und löffelartigen Objekte erschienen aus dem scheinbaren Nichts unterhalb der Zimmerdecke, der Schwerkraft unbarmherzig ausgeliefert. Sie sträubten sich als sei es ihnen zuwider blind zu gehorchen und aus den Boden zu fallen. Ein kurzes Zittern und sie beugten sich der Beschleunigung, segelten auf den Boden zu und schlugen mit einem dumpfen Geräusch auf die alten, abgetretenen Dielen. Das Schmerzzentrum im Gehirn des Zauberers unterbrach seine Verwunderung jäh als es dem Bewusstsein mitteilte, es wäre nicht sonderlich klug sich ungeschützt in einem Metallregen zu befinden. Hrngrbl griff nach seinem Zauberstab und hielt ihn in die Luft als wäre er der Stil eines Regenschirmes. Tatsächlich prallten die Löffel von einer unsichtbaren Barriere über seinem Kopf ab und bewahrten seinen Kopf vor weiteren Blessuren.


    "Ich habe keinen Löffelregen bestellt, wer wagt es meine Autorität in meinem eigenen Haus zu untergraben?" Die Verwunderung wich schnell der Wut.

    "Ihr Haus? Lächerlich! Sie haben es gewiss irgendeinem armen Schlucker abgenommen! Hat man das je gesehen? Ein einarmiger Bandit baut ein Haus? Ha! Was haben sie in ihrem Leben überhaupt selbst ge..."


    "Schnauze Opa! Seit wann wagen es die Bilder an der Wand meine Aussagen zu kommentieren? Wen stellt diese Abnormität eigentlich dar?"


    "Ich bin Fürst Milo..."


    "Ruhe! Ich muss nachdenken."


    Die Menschheit hat lange Zeit über die Herkunft und Natur der Schwerkraft nachgedacht, sie zunächst für eine Art Magie gehalten um sie Jahrhunderte später – gewürzt mit einer albernen Geschichte von Äpfeln und Perrückenträgern – zu einer der Grundkräfte der naturwissenschaftlichen Physik zu erklären. Eine Krümmung der Raumzeit durch Masse, oder soetwas in der Art. Beides ist tatsächlich völliger Humbug. SIE fühlte sich freilich von beiden Einschätzungen geschmeichelt, denn ob Magie oder nicht: Man schenkte IHR außerordentlich viel Beachtung.


    Hrngrbls mathematisches Zentrum hatte ungeachtet der physikalischen Abgründe des freien Falls gerade begonnen, das Verhältnis zwischen kleinen Löffeln, großen Löffeln und Löffelkellen zu bestimmen. Irgendwo in einer dunklen Ecke des Raumes meinte er zwei Augen sehen zu können, leuchtend wie Katzenaugen, und wiedereinmal ärgerte er sich darüber, dass die Stromkonzerne sein Gut nicht mehr sehen konnten und die Leitungen in diese gottverlassene Gegend wegen Nutzlosigkeit gekappt hatten. Natürlich ist es absurd anzunehmen, es sei möglich einen Stromkonzern auf das Haus eines Zauberers aufmerksam zu machen. Es ist unter dem magischen Volk der Erde absolut verpönt sich mit der Mafia in irgendwelche Geschäfte einzulassen, geschweige denn Gespräche mit ihnen zu führen. Nicht aus der Überzeugung, man müsse die Mafia ob ihrer Praktiken und Ansichten verachten, sondern aus reiner Egomanie und Selbstherrlichkeit – dennoch, facta, non verba perduntur (Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Anm. d. Übersetzers). Tradition hingegen ist keinesfalls verpönt, so ist es unter Zauberern noch immer Gang und Gebe Kerzen als einzige Lichtquellen zu verwenden, obwohl dies weder zeitgemäß noch praktisch war. Im Übrigen ignorierten Menschen Dinge, die sie nicht sehen wollen und nicht glauben konnten. Selbst wenn Hrngrbl ihre Schädel als Türklopfer verwendet hätte, sie hätten eher an einen Migräneanfall gedacht als ebenjene Tür wahrzunehmen. Hrngrbls gesamtes Gut schien von einer unsichtbaren, undurchdringlichen Mauer umgeben zu sein, die kein Mensch zu überwinden vermochte. All jenen, die sich in diese Gegend verirrten kam aus scheinbar heiterem Himmel ein ungutes Gefühl in der Magengegend auf, dass sie prompt zur Umkehr zwang – eine Auswirkung des dort stark zerknitterten Raums, dessen Falten auch das stärkste Dampfbügeleisen nicht zu glätten vermochte. Zu oft waren Gartenzwerge Opfer eines missratenen Zaubers geworden und mit lautem Scheppern in tausend magische Scherben zersplittert, als dass irgendetwas auf dem Gelände noch knitterfrei sein konnte. In einer solchen Gegend erhält das sprichwörtliche Herz in der Hose eine ganz neue Bedeutung und die vermeintliche Bedrohung durch den Irrsinn der Wissenschaftler tief unter dem Genfer Grund erscheint lächerlich. Schwarze Minilöcher sollen auftauchen! Sagt zumindest der Skeptiker. Gott wird diese Abnormität nicht zulassen! Sagen zumindest die fundamentalistischen Monotheisten. Schwarze Löcher haben keine Größe, sagt zumindest der chronisch wechselhafte Choleriker und der Panzerkommandeur würde wehement widersprechen! Schwarze Löcher haben keine Haare, so viel ist sicher, und wenn sie eine Größe haben, dann sind sie rund und glatt. Als reine optische Erscheinung – wenn es möglich wäre sie optisch zu fassen – ganz ansehnlich und harmlos. Die Löcher um Hrngrbls Haus sind nicht glatt. Sie sind haarig und wabbelig. Ein Jammer, dass die Menschheit ihre Zeit mit Angst vor knuffigen, glatten Kügelchen verschwendet als sich vor den wahren, haarigen Monstern im knittrig-wabbligen Raum zu fürchten.


    Die glühenden Katzenaugen erloschen wieder, offensichtlich hatte das Wesen, dem sie gehörten, seinen Blick abgewandt. Das Geräusch von schlecht passenden Schuhen auf knarrenden Dielen drang zu Hrngrbls Ohr. Dem Klang nach zu urteilen war der Bewegungsapparat des Wesens mehr mit dem Müllstrudel im Atlantik als mit Beinen zu vergleichen, und auch sein Orientierungssinn schien nicht mehr sonderlich gut zu funktionieren, das Schlurfen wurde jäh von einem lauten Scheppern unterbrochen.


    "Igor, Himmelherrgott, was an diesem verfluchten Schrank ist so anziehend, dass Du jede Nacht dagegenlaufen musst? Dieser Schrank ist ein uraltes Familienerbstück! Das Holz stamm von dem würgenden Baum, der den Stammvater meiner Familie vor über 300 Jahren eigenastig erdrosselt hat – die Sechs seien gepriesen, sonst hätte der alte Saftsack noch mehr Kinder in die Welt gesetzt und mich um mein wohlverdientes Erbe betrogen. Und wehe du wagst es wieder mir etwas von diesem Schundroman mit dem dämlichen Zauberlehrling zu erzählen. Nicht ich habe würgende Bäume gestohlen und mir damit eine Geschichte gezimmert, das Buch hat meinen Schrank geistig gestohlen. Dieses quatschende Bild allerdings... Nie zuvor bemerkt. Ein Produkt deiner verqueren Phantasie vermutlich."


    Die glühenden Katzenaugen leuchteten aus der Dunkelheit wieder auf. Mit einem Schwenk seines ziemlich kitschigen Klischeezauberstabes ließ Hrngrbl das Zimmer durch einige zusätzliche Kerzen erleuchten. Igors Bewegungsgeräusche ließen nicht gerade auf eine ansprechende Erscheinung hoffen, aber das, was sich im Licht tatsächlich den Augen bot, ließ jede Vorbereitung unnütz werden. Der Begriff "Wesen" war unpassend, so viel war eindeutig klar, es sollte lieber mit "bemitleidenswerte Erscheinung" beschrieben werden. Ein viel zu großer Jutesack waberte um eine Art Körper herum, aus vier Löchern im Sack lugten unförmige Tentakel, die entfernt an Gliedmaßen erinnerten. Die Füße, so sie als solche bezeichnet werden konnten, steckten in viel zu großen Pömps mit Pfennigabsatz, auf dem völlig überdimensionierten Kopf thronte eine Baskenmütze in grün. Dem Gesicht fehlte einiges, was man normalerweise in einem Gesicht vermuten würde. Augenbrauen besaß das Wesen keine, die großen Katzenaugen waren wahllos irgendwo zwischen Stirn und Mund platziert worden. Eine Nase, groß wie eine Zuckerrübe, wuchs aus der Mitte heraus, auf dem unendlich breiten Mund lag soetwas wie ein Grinsen, dessen Ursprung nicht auszumalen war. Möglicherweise war es schlicht ein Risus Sardonicus (Jenes Lachen, dass vorwiegend katholische Priester beim Befummeln kleiner Kinder auf den Lippen haben. Anm. d. Übersetzers), obwohl es wahrlich schwer vorstellbar war, dass Bakterien freiwillig diesen Körper infiltrieren würden. Nichts an dieser bemitleidenswerten Erscheinung ließ erahnen, dass sie sich dennoch hervorragend als Haushaltshilfe eignete. Igor war trotz aller Unzulänglichkeiten außerordendlich kräftig, sehr langlebig, überhaupt nicht magisch begabt und fürchterlich stumpf, was ihm erlaubte, Aufträge ohne jemals die leiseste Spur eines Zweifels ob ihrer Sinnhaftigkeit auszuführen, so gut es ihm möglich war. Tatsächlich hatte bereits jener Stammvater der Familie Hrngrbls auf Igor als Haushaltshilfe zurückgegriffen. Eine Familienlegende besagt, Igor sei ursprünglich durch ziemlich dunkle Magie aus einem Hautfetzen eines Kaninchens erschaffen worden. Der Ursprung des Namens ist nicht sicher, die Legende besagt, der Erschaffer Igors sei einfach ein rassistischer Bastard gewesen, der Russland nicht besonders leiden konnte.


    "Du kannst dich verflucht glücklich schätzen, dass dieser Schrank vor Ewigkeiten aufgehört hat neue Würgeranken zu treiben. Mein Urgroßvater – möge seine Seele nicht allzu große Qualen erleiden – hat das Holz durch stete Wässerung am Leben erhalten so gut er konnte, aus reinem Sadismus!"


    "Ja Herr, natürlich Herr, Igor dummig, nicht wieder machen."


    "Was auch immer Igor, was auch immer. Warum schleichst du des Nachts eigentlich hier herum? Heckst du etwas aus?"


    "Nein Herr, niemals Herr, Igor niemals aushecken. Igor machen Rundgang. Dorfbewohner wieder irgendwo im Wald verirrt, Flinte holt Igor."


    "Ach was, lass die armen Deppen ruhig herumirren. Wie sollten die Dorftrottel je lernen diesen Ort zu meiden, wenn nie jemand zurückkehrt davon zu berichten? Und sag mir Igor, wer soll den Schinken für uns produzieren? Willst du etwa einen Schweinestall im Garten? Willst du das? Nein! Niemand will Säue im Garten!"


    Ein kleines metallisches Objekt schlich sich aus den Augenwinkeln in Hrngrbls Aufmerksamkeit, sein Gesicht verfinsterte sich.


    "Igor du dämlicher Trottel, wie oft habe ich dir gesagt, du sollst die Kristallkugel nicht zum Fernsehen benutzen! Uri Geller und Heidi Klum sind kein Umgang für dich, außerdem hasse ich es angelogen zu werden. Sogar ersterer ist schöner als du, und glaube mir, so eine Aussage fällt mir nicht leicht. Kein Wunder, dass es diese verfluchten Löffel regnet. Ich würde die Präparatoren im Mausoleum einmal an dich heranlassen, wenn sie nur nicht so arrogant und überheblich wären. Was solls, es heißt, die inneren Werte zählen."


    Igor murmelte etwas, das entfernt nach einer Entschuldigung klang und schlurfte in eine andere Ecke, kam kurz darauf mit Kehrblech und Besen wieder um einen verzweifelten Versuch zu starten, der Flut an Essgeschirr Herr zu werden.


    "Bring mir das Grammophon! Mir ist nach Sowjetmusik!"


    Igor erbrach sich in den Blumentopf einer pinken, fleischfressenden Pflanze, holte anschließend wie befohlen ein Grammophon um das Geräusch hunderter auf den Boden prasselnder Löffel durch den Klang von 200 Rotarmisten aufzupeppen.


    "Ich wurde übrigens auserwählt, die Welt zu retten.", sagte Hrngrbl beiläufig zum Sofa. "Zumindest scheine ich der einzige auf der Welt zu sein der den drohenden Weltuntergang spürt. Meine Intuition ist legendär! Dazu muss ich gut aussehen. Igor, bügle meine Hemden!"

    Sprachlos folge Benjamins Blick ihrem Sprengstoffexperten der, seine Worte scheinbar überhaupt nicht wahrnehmend, den Raum ohne einen weiteren Satz in jene Richtung verließ die der vom Tech vorgeschlagenen, kosmisch betrachtet, nicht entsprach. Während er kurz darüber rätselte was dieses Verhalten nun genau zu bedeuten hatte erreichten die Rufe der abziehenden Rotschale auch Bens Ohren und der Tech ging zum Eingang ihrer Kammer um einen kurzen Blick hinaus zu werfen. Sich langsam vor tastend näherte er sich dem Vorraum zum Club, wo sie die Wachen abgegriffen hatten. Er war menschenleer, wenn man keuchende und in den letzten Zuckungen liegende Bandenmitglieder außen vor ließ. Die schwere Tür zum Club selbst stand nun offen und zeigte die lodernden Flammen dahinter, dicker Rauch zog die Decke entlang und verschwand in der ebenfalls offen stehenden Fahrstuhltür. Noch immer an die Wand des Gangs gepresst versuchte Ben zu entscheiden ob der Club von hier aus noch zu betreten war als ein lautes Zischen seine Aufmerksamkeit auf ein Fass lenkte welches sich im selben Moment in einen voluminösen Feuerball verwandelte.
    Flammen schossen durch die Luft, versengten Leichen und solche die es noch werden sollten, brannten Ben die Luft aus den Lungen und ließen ihn hilflos zurück stolpern. Er fiel und spürte die Hitze über sich kriechen, Haare versengten und Haut verbrannte als der Tech versuchte sich auf den Bauch zu rollen und sein Gesicht so gut es ging zu schützen. Wie lang die Flammen ihn umhüllten konnte er später nie sagen. Ob er direkt aufstand oder noch minutenlang da lag, was er aber wusste, dass er in dem Moment als er aufstand keine Schmerzen hatte. Er war im Schock. Ein zynischer Teil seines Unterbewusstseins stellte fest, dass dies bei seinem neuen Betätigungsfeld wohl bald zum Normalzustand seiner Psyche werden würde. Dieser Teil seines Unterbewusstseins schlug in diesem Zusammenhang auch eine Umbenennung in Arthur Dent vor, war aber enttäuscht ob der fehlenden Zustimmung aller anderer Teile des Verstandes durch die penetrante Abwesenheit eben jener von denen es vermutete, dass sie sich gerade in irgendeine Kammer des Bewusstseins verkrochen hatten und sich vor der Realität versteckten indem sie sich in einem Land voller bunter Einhörner wähnten.
    Unfähig seine Umgebung aktiv wahrzunehmen taumelte und stolperte Ben weiter zurück in den Gang, vorbei an dem Raum in dem wahrscheinlich noch der Cyborg befand („Falls es irgendwen interessiert“, fügte der zynische Teil seiner Selbst hinzu – und imitierte Grillen-Geräusche als Antwort) die Augen unnatürlich selten blinzelnd wenn man die Rauchschwaden bedachte. Gedankenlos gelang es ihm irgendwie seine Beine davon abzuhalten über Leichenteile von Wachen zu fallen und stand plötzlich vor einer vom Rauch verwischten Silhouette. Er hob die Hand und winkte.