Beiträge von Faranzi

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    Koop Spartan, Cass und Fara


    Die Reise ging ohne große Unterbrechungen weiter. Meleas dachte sich vieles, ließ aber niemanden an seinen Gedanken teilhaben. Die Situation hatte sich in gefährlich unbekanntes Terrain verwandelt, und er war zwar nicht nervös, jedoch durchaus angespannt. Zumindest war das Wetter annehmbar. Sie erreichten recht zügig die Ränder Loreéns und waren gegen Mittag bereits am Ufer des Flusses angekommen. Er hob seine Hand.

    "Wir machen kurz eine Pause. Kivessa, Liana - wir werden dann unsere ersten Trainingsstunden machen. Wie wir es besprochen haben." Er ließ seinen Blick wandern, dann marschierte er federnden Schrittes zu einem Baum und schnitt blitzschnell zwei etwa armlange, stabile Äste ab.

    "Fürs Training genügen derartige Waffen. Wie wollen ja keine Verletzten." Sein Tonfall war vollkommen nüchtern, als ob der Streit mit Liana nie geschehen wäre.


    Nach ein paar Minuten des Ausruhens ließ der Eldar die beiden jungen Frauen Aufstellung nehmen.

    "Kivessa, du bist die Erfahrene. Lass Liana mal angreifen. Liana, nimm den Stock in die Hand, mit der du am besten klarkommst, füße leicht auseinander etwas schräg stellen, sicherer Stand. Den Schwertarm locker halten, den Blick auf den Gegner und dessen Waffe richten."


    Die junge Eldarin schaute Meleas mit leicht skeptischem Blick an. "Ich hatte auch nicht unbedingt vor, Kiv meinen Rücken zu präsentieren", fügte sie leicht ironisch an, fixierte ihre Gegenspielerin dann aber gehorsam an und nahm den Knüppel in die rechte Hand.


    "Das wäre äußerst unklug", bestätigte Kiv sachlich, der ironische Unterton der Prinzessin war gänzlich an ihr vorbeigegangen. Anfangs war sie nicht sonderlich überzeugt von Meleas Vorschlag gewesen, mit Liana zusammen zu trainieren. Die Übungsstunden mit Meleas halfen ihr, unterschiedliche Schwerttechniken zu erproben und zu verbessern, doch die Prinzessin musste zunächst einmal die grundlegenden Schritte und Haltungen des Schwertkampfes erlernen. Was hätte sie, Kiv, also davon? Tan hatte es jedoch geschafft, dass sie den Übungen zusagte. "Tu es für Liana", hatte er mehr als eindringlich gesagt. "Sie muss wissen, wie sie sich verteidigen kann."

    Also stand Kiv nun der Prinzessin gegenüber, ihren Stock in der rechten, bereit den ersten Schlag abzuwehren. Tan hatte sich nur wenig entfernt ins Gras gesetzt und sah den beiden etwas angespannt aber auch sehr neugierig zu.


    Liana hatte in Elyria nie kämpfen müssen, ihre Eltern hielten es auch nicht für nötig, dass sie es lernte. Dennoch hatte sie der Wache ab und zu beim Training zugesehen. Der Schlagabtausch erinnerte immer an einen wilden Tanz - und die Schwerter spielten die Musik.

    Hier draußen war ihr bewusst geworden, wie wehrlos sie war. Solang sie ihre Wolfsform nicht kontrollieren konnte, ergab es Sinn, dass sie das Kämpfen lernte.

    Sie bewegte sich nicht direkt auf Kiv zu, sondern leicht seitlich, spürte den Sand zwischen ihren Füßen und ihr Herz fing an schneller zu schlagen. Eigentlich hatte sie nicht vor, Kiv zu verletzen. Das musste sie jetzt wohl ausblenden.

    Mit einem schnellen Schritt auf Kiv zu holte sie aus und schwang den Knüppel seitlich nach ihrer Wegbegleiterin.


    Dafür, dass Liana den Schwertkampf nicht gewohnt war, gelang ihr der erste Schlag gar nicht mal schlecht. Kiv verlagerte ihr Gewicht nur minimal auf den rechten Fuß und blockte das Holzschwert der Prinzessin ab.


    Meleas hatte die Arme verschränkt und beobachtete die beiden jungen Eldarfrauen ohne eine Miene zu verziehen.

    "Liana, guter Versuch, aber zu offensichtlich. Ein erfahrener Gegner liest in die wie in einem Buch. Achte auf deine Beinarbeit, denke an Tanzen." Seine Stimme war so neutral, dass man sich nicht sicher sein konnte ob er sich über sie lustig machte. Tatsächlich hatte er gar keine Ambition, sie zu ärgern, nicht wenn er sie trainierte.

    "Kivessa, die Seite ist gut bei dir. Nur die andere war weit offen - andere Gegner würde durchkommen. Aber schon sehr gut geblockt." Der Eldar nickte.

    "Gut. Liana, ein Schwert hat natürlich einen anderen Schwerpunkt als ein Stock,aber versuche, diesen auch dort zu finden. Die Kraft kommt nicht aus der Schulter, sondern dem Unterarm und dem Handgelenk. Da du eine recht zarte Statur hast, würdest du ein eher leichtes Schwert oder Dolch als Waffe haben. Kivessa, bei dir passt das bereits, achte auf deine Schrittfolge dabei."


    Liana musste sich extrem zusammenreißen, nicht jetzt schon genervt die Augen zu verdrehen. Wie wärs wenn du mir Tipps zu der Waffe gibst, die ich führe und nicht welche zu Waffen, die ich nicht führe?!

    Sie hielt nur einen Augenblick inne, stellte den rechten Fuß kurz nach hinten und stach dann mit einem Vorwärtsschritt auf Höhe von Kivs Bauchgegend zu.


    Dieses Mal blockte Kiv den Schlag nicht ab, sondern wich ihm mit einem Seitwärtsschritt aus. Sie nutzte den Schwung ihrer Bewegung, um ihr Schwert auf die Schulter der Prinzessin sausen zu lassen.


    Der Schlag traf sie mit voller Wucht und sie kam auf dem sandigen Boden ins Straucheln, bis sie fiel. Der Schmerz war schlimm, doch sie rappelte sich wütend auf, fxierte Kiv und stürmte erneut auf sie zu.


    Als Liana fiel, wollte Tan aufspringen und ihr helfen, doch die Prinzessin hatte sich bereits wieder aufgerappelt und machte weiter. Das musste man ihr lassen, sie wollte wirklich lernen, wie sie sich selbst verteidigen konnte, damit sie weniger hilflos war.

    Kiv wartete ab, bis Liana wieder auf den Beinen war, dann nahm sie eine Verteidigungshaltung an und wartete auf den nächsten Schlag der Prinzessin.


    "Stop." Der Eldar hob eine Hand.

    "Mit Wut verliert man. In jeder Situation ist es unbedingt notwendig einen kühlen Kopf zu bewahren. Zwar scheint es für dem Moment, dass man stärker ist, aber man übersieht dann die Details und wird blind für alles andere. Einmal auf den Anfang, durchatmen und überlegen, was du machen willst."


    Doch die Prinzessin hatte wenig Lust auf Zurückhaltung. Sie ließ eine Reihe von Schlägen auf Kiv los, ungezügelt und von allen Seiten, während sie zwischen den Hieben antwortete.

    "Wahrscheinlich... hmjaaah!!... bist du einfach nicht in der Lage...." *schnauben* ".... deine Emotionen zu nutzen ... . Ich weiß ja nicht mal" ... *klong* .... "ob du welche hast." Beim letzten Schlag holte sie weit von links aus, änderte die Richtung aber kurz vorher nach unten, um Kivs Beine anzuvisieren und nutzte den Schwung, um mit der linken Faust ihr einen Schlag auf Kopfhöhe entgegen zu schicken.


    Im ersten Moment war Kiv von den aggressiven Angriffen der Prinzessin überrascht, doch dann übernahm ihr Training und sie blockte die Schläge einen nach dem anderen ab. Beim letzten Schlag wollte sie zunächst abblocken, sprang dann jedoch im letzten Moment zu Seite. Ihr Instinkt warnte sie zwar vor dem Fausthieb, jedoch war es zu spät auszuweichen, sodass sie die Hand ausstrecken musste, um den Schlag abzufangen. Die Hand, auf deren Innenfläche Loreéns Zeichen zu sehen war.


    Anstatt, dass Meleas zurückstänkerte, trat er einfach näher und ließ Kivessa machen. Dann winkte er die junge Eldar zur Seite und hob einen dicken Ast auf, den er elegant schwang.

    "Wie üblich irrst du." Seine Ruhe war beinahe überirdisch, aber man sah ein leichtes Blitzen in den Augen.

    "Das Wichtige ist, dass man die Emotionen beherrscht, und nicht die Emotionen dich. Greif an."


    Liana verzeichnete still, dass sie Kiv tatsächlich für einen Moment in Bedrängnis gebracht hatte. Sie nickte ihr zu und versuchte es sogar mit einem Lächeln. Bisher schien sie aber irgendwie unnahbar zu sein, ein ziemlicher Gegensatz zu ihrem Bruder.

    Sie ließ von ihr ab und wandte sich Meleas zu. Die Möglichkeit, auf ihn einzuschlagen, schien eine gute Möglichkeit zum Frustabbau zu sein. Dennoch wusste sie, dass er auf einem ganz anderen Nivau als Kiv sein würde. Ihr war nicht klar, ob er sie vorführen wollte oder nicht aber das wir ihr gerade auch egal. Mit entschlossenen Schrittes und einem Stich auf Bauchhöhe eröffnete sie ihren Angriff.


    Kiv erwiderte das Nicken hastig und lief dabei leicht rot an. Da Meleas und Liana nun gegeneinander kämpften, trat Kiv einen Schritt zur Seite und sah lediglich zu.


    Der ältere Mann hatte sich blitzartig weggedreht, so dass der Angriff ins Leere ging, und trat ein paar Schritte zur Seite.

    "Zu offensichtlich. Solche direkten Angriffe erkennt ein erfahrener Kämpfer sofort. Es ist nützlich, wenn man in der Schlacht ist, da dann schnell die Übersicht verloren gehen kann, oder wenn es gegen Anfänger geht, allerdings nicht wenn du jemanden attackierst, der länger die Kunst des Schwertkampfes erlernt hat. Achte auf deine Fußhaltung, sie muss tänzeln, nicht stampfen. Die Augen immer auf den Gegner, aber nie auf die Stelle, die du attackieren willst."


    Sie verkniff sich einen Kommentar und versuchte weiter Meleas zu attackieren, allerdings erfolglos.

    Lyrianos beobachtete die Übungen und schüttelte nach einer Weile leicht den Kopf.

    "Wir gehen das völlig falsch an." Sein Kommentar war eher ein Selbstgespräch, doch Tan war nah genug, dass er es hören konnte.


    Verwundert blickte Tan auf. Er hatte bisher noch überhaupt keine Notiz von Lyrianos genommen.

    "Wie meint ihr das?"


    Schließlich blieb Meleas stehen.

    "Wenn du mir nun zuhörst, wäre das gut. Ich merke deinen Frust. Wenn ich dann noch passende Kommentare einfließen ließe, hätte jeder leichtes Spiel mit dir." Er stützte sich auf den Stock.

    "Du bist agil und hast ein gutes Auge, nutz es. Vor allem aber müssen wir zusehen, dass du dich verteidigen kannst. Wenn du deine Wut jetzt an mir ausreichend ausgelassen hast, können wir nun wirklich anfangen, daran etwas zu arbeiten."


    Lyrianos blickte kurz zu Tan und realisierte, dass dieser ihn gehört hatte.

    "Sie ist keine Schwertkämpferin, kannst du das nicht sehen?

    Ihr fehlt die Disziplin... es ....passt einfach nicht zu ihrer Wesensart."


    Liana schnaubte und zeigte mit dem Stock auf Meleas. "Du bist ein miserabler Lehrer, Meleas. Im Moment bist du der einzige, der leichtes Spiel mit mir hat und mich derart reizt."

    Sie ging in die Hocke und trat nach dem Stock auf den sich Meleas stützte. In der Drehung nahm sie außerhalb seines Sichtfeldes eine Hand voll Sand auf und warf sie in seine Richtung, als sie die Drehung vollendete und zustach.


    "Ich weiß nicht, ob ich Euch gänzlich zustimmen würde", erwiderte Tan diplomatisch. Liana konnte zugegebenermaßen nicht mit Kiv verglichen werden, doch seine Schwester trainierte schließlich schon seit ihrer Jugend mit dem Schwert "Sie hatte noch nie zuvor ein Schwert in der Hand und..." Er sah zu, wie Liana erneut gegen Meleas vorging. "Sie scheint immerhin sehr kreativ damit zu sein."


    Der Sand traf nicht voll, da sie zu weit unten war um effektiv das Gesich zu erwischen, und auch wenn das ein überraschender Move war, so wich er mit einer Rolle aus als das Gleichgewicht gestört war, srang wieder auf und grinste dann etwas.

    "Sehr gut, schmutziges Kämpfen ist genau das Richtige. Ich reize dich nicht einmal. Aber du lässt dich von deinen Emotionen zu sehr beherrschen. Welche Verteidigungsstrategie würdest du denn wählen wenn du könntest?"


    "Genau diese dreckige Art zu kämpfen ist das, was ich meine. Sie macht es ohne Training, völlig instinktiv."

    Lyrianos nickte wie zu sich selbst. Dann sah er Tan an. "Sie braucht eine andere Waffe."


    Liana sah Meleas wütend an und warf plötzlich den Stock nach ihm was selbst Lyrianos überraschend aufblicken ließ.

    "Wie kann man nur..... boah, was denn für verdammte Verteidigungsstrategien? Verflucht noch mal, ich habe keine Ahnung vom Schwertkampf! Woher soll ich das denn wissen?!"

    Lyrianos sah kurz zwischen den beiden hin und her und sagte dann: "ich glaube, wir belassen es für den Augenblick dabei."

    Liana drehte sich um und machte Anstalten, den Übungsplatz zu verlassen.


    "Oh." Ja, das leuchtete Tan ein. "Also eher so etwas wie einen Dolch oder ein Langmesser?"

    "Etwas, mit dem sie ihre Wendigkeit ausnutzen kann", überlegte Kiv, die sich zu ihnen gesellt und zugehört hatte. "Und vielleicht sollte sie im Faustkampf unterwiesen werden, stark genug dafür schätze ich sie ein."

    In diesem Moment schien der Prinzessin der Kragen zu platzen. Kiv blickte etwas verwirrt, schließlich hatte Meleas nur eine Frage gestellt. Tan hingegen mühte sich nun auf die Füße und machte anstalten Liana zu folgen, sollte sie Gesprächsbedarf haben.


    "Wer redete denn von Schwertkampf?" Meleas blieb ruhig und wich dem nicht gerade gezielt geworfenen Stock aus. Doch er zuckte mit den Achseln.

    "Dein Problem. Es gäbe noch mehr, und nicht nur das Schwert, aber dazu musst du eben bereit sein." Sprach's und ließ die Prinzessin einfach stehen, um sich am Fluß etwas Wasser zum Trinken zu holen.


    Liana verließ den Übungsplatz und lief am Ufer des Flusses entlang. Lyrianos sah nachdenklich Tan hinterher, der ihr in kurzem Abstand folgte.

    "Ist sie schon immer so leicht reizbar gewesen?", fragte er an Kivessa gewandt.


    Kiv, die ebenfalls ihrem Bruder nachgeschaut hatte, sah nun Lyrianos an.

    "Ich kenne die Prinzessin erst seit wenigen Tagen", erklärte sie sachlich. "In dieser Zeit hat sie häufig auf ähnliche Weise reagiert, vor allem wenn sie mit Meleas gesprochen hat. Ob sie das besonders reizbar macht, kann ich nicht beurteilen."


    "Hm...." Lianas Gemütszustand blieb ihm noch ein wenig im Kopf hängen aber er hoffte, Tan konnte sie vielleicht beruhigen.

    Er nickte den Fluss hinab nach Nordosten.

    "Wenn sie wiederkommen sollten wir weiterziehen. Ein wenig weiter den Fluss hinab gibt es eine seichte Stelle, da kommen wir rüber. Dann sind es keine 2 Tage mehr nach Nirha."

    Meleas stärkte sich am Wasser und ruhte sich ein paar Minuten aus, dann trat er zu Lyrianos.

    "Was meintest du vorhin?"


    Dieser hob den Kopf und wirkte überrascht.

    "Was genau meinst du?"


    Der Eldar lächelte etwas.

    "Du meintest irgendwas vorhin. Aber ich hab das nicht richtig mitbekommen, ich war beschäftigt. Dass Liana mich nicht mag weiß ich, allerdings darf das keine Rolle spielen wenn es um ihre Sicherheit geht."


    Lyrianos verschränkte die Arme und runzelte die Stirn.

    "Nun, zum einen war offensichtlich, dass sie eine andere Waffe tragen sollte.

    Aber auch so finde ich.... naja, du hast das mit ihr falsch angegangen."

    Bedächtig ließ Meleas seine Finger über seinen Schwertgriff gleiten.

    "Das große Problem ist einerseits, dass sie sich gegen mich sperrt. Heute war das mehr ein Test, und es ist richtig, sie ist definitiv keine Schwertkämpferin. Ihr fehlt jede Disziplin." Er hob eine Augenbraue.

    "Mag sein. Aber sie braucht definitiv mehr Erfahrung. Beim nächsten Mal haben wir vielleicht nicht so ein Glück."


    "Es geht weniger um Disziplin, eher um die eigene Wahrnehmung. Sie ist weit weg von zu Hause - wir haben hier gar nicht die Zeit, sie im typisch eldarischen Stil zu unterrichten. Hier draußen hilft ein schneller Stich mehr als alles andere und genau das ist es, was sie will - schnelle Fortschritte machen. Sie hat die Veranlagung für das dreckige Kämpfen sowieso, das ist ein Vorteil."


    "Ich bin sicher nicht der typische Eldar." erwiderte der Assassine nur und nickte dann. Aus seinem Stiefel zog er einen Dolch mit glitzernd blanker Klinge hervor. ein sehr schönes und tödliches Stück der eldarischen Schmiedekunst.

    "Davon zwei, je nachdem wie gut sie mit beiden Händen kämpfen kann. Dazu ein paar Nahkampftricks."


    Lyrianos streckte den Arm aus und öffnete auffordernd die Hand.

    "Lass mich mit ihr reden, bevor du sie weiter trainierst. Ich denke, ich kann verhindern, dass sie dir nochmal an die Kehle geht."


    "Du bist bewandert in Wunderdingen?" Einen Moment lang zögerte er. Immerhin war dieser seltsame Mensch ein mehr oder minder Unbekannter. Doch sie mussten wohl oder übel zusammenarbeiten. Der Eldar reichte ihm den Dolch.

    "Viel Vergnügen."




    Koop - Liana (Spartan) und Tan (Fara)


    Dieser unfähige Meuchelmörder, dachte Liana, während sie geistesabwesend einen Ast vom Boden aufhob und ihn im Laufen in kleine Stücke brach und sie in den Fluss warf.

    "' Zu offensichtlich' - 'Achte auf deine Fußhaltung' "... sie äffte Meleas nach. " - Wieso muss ausgerechnet dieser treue Hund meines Vaters mich trainieren, der mich wirklich überhaupt nicht kennt....". Sie warf die Holzstücke immer weiter, während sie sich in Rage redete. Dass ihr Tan gefolgt war, hatte sie gar nicht mitbekommen.


    Liana schien ziemlich mit sich selbst beschäftigt zu sein. Tan war sich unsicher, ob er sie überhaupt ansprechen sollte. Schließlich entschied er sich für einen Zwischenwege und räusperte sich schlicht laut genug, dass sie ihn hören musste.


    Sie drehte sich völlig überrascht um und holte aufgeregt Luft, bis sie erkannte, wer sie verfolgte. In ihrer Stimme schwang ein kleiner Vorwurf aber vor allem Erleichterung.

    "Verdammt Tan, du hast mich zu Tode erschreckt!"


    "Entschuldige bitte", sagte Tan mit einem leicht schlechten Gewissen, doch andererseits wirkte Liana nicht wirklich sauer auf ihn.

    "Ich dachte bloß, niemand von uns sollte allein durch den Wald laufen, doch ich kann verstehen, wenn du etwas Zeit allein brauchst."


    Mit einem Kopfschütteln winkte sie ab.

    "Nein, ich glaube es tut mir gerade ganz gut, wenn ich nicht alleine bin."

    Sie merkte, dass seine Anwesenheit sie beruhigte, denn die Wut, die sie eben noch verspürte, war einfach verflogen.


    Erleichtert nickte Tan. Er hätte Liana wirklich ungerne allein gelassen. Einen Moment schwiegen sie, dann räusperte er sich.

    "Liana, ich weiß, dass Meleas nicht der einfachste Umgang ist, aber... meinst du nicht, dass du etwas... intensiv auf ihn reagierst?"

    Bevor sie etwas sagen konnte, hob er rasch beschwichtigend die Hände und sprach weiter: "Damit will ich keinesfalls sagen, dass er dir gegenüber nicht auch netter sein sollte. Aber ich glaube gerade wollte er dir wirklich helfen und dir etwas beibringen, verstehst du?"


    Sie zog die Augenbrauen hoch. "Intensiv?! - Ist das dein Ernst, ich..." Sie holte tief Luft und beruhigte sich kurz, bevor sie antwortete. Tan sollte nicht den Eindruck bekommen, er hätte etwas falsches gesagt. "Du hast Meleas nicht so kennengelernt wie ich das habe. Er ist ein Schoßhund meines Vaters, der treue Agent, der immer seine Pflicht erfüllt. Wenn er mich schützen will tut er es für meinen Vater und nicht für mich. Ein Meuchelmörder und Attentäter ist er, jemand der absolut skrupelos und unbarmherzig ist." Sie sah ihm in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Ich will von ihm nichts lernen. Er verkörpert all das, was ich niemals sein wollte."


    Ernst hörte Tan ihr zu. Er hatte bis zu diesem Moment nie groß darüber nachgedacht, dass Meleas und Liana eine Vorgeschichte hatten.

    "Das habe ich nicht bedacht", sagte er nun. Im Stillen beunruhigte ihn diese Beschreibung von Meleas ziemlich. Er hatte gewusst, dass der andere Eldar für den König arbeitete, doch was genau er für ihn tat, war ihm bisher verborgen geblieben. Lianas Widerwillen Meleas gegenüber konnte er nun jedenfalls besser verstehen.

    "Falls es dich beruhigt, er hat sich von Anfang an dagegen ausgesprochen den König über dein Fortgehen zu informieren und stattdessen auf Meister Umbari zu vertrauen."


    Liana rollte leicht mit den Augen, lächelte Tan aber freudlos an. "Natürlich hat er das. Würde ich ihm nicht ansatzweise vertrauen, könne er auch nicht auf mich aufpassen und genau das ist es, was mein Vater wollen würde, selbst wenn er es ihm nicht befohlen hat." Sie deutete eine Verbeugung an. "Und wenn es raus kommt, kann er es als weise Vorraussicht darlegen, dass er seitdem an meiner Seite geblieben ist."

    Sie ließ kurz die Schultern hängen. "Ich.... ich hasse ihn ja nicht. Ich kann ihn einfach nicht besonders leiden. In Elyria konnnte ich ihm einfach aus dem Weg gehen und das wars." Nach einer Pause fügte sie hinzu: "Weißt du, ich glaub ich hab einfach wen anders im Kopf, den ich unbedingt auf dieser Reise gerne dabei gehabt hätte. Meleas ist gerade ganz gut, um meinem Frust eine Richtung zu geben - auch wenn das vielleicht nicht richtig ist."


    Einerseits konnte Tan Lianas Standpunkt durchaus verstehen, andererseits fragte er sich jedoch, ob sie nicht vielleicht etwas zu viel darüber nachdachte. Das sagte er ihr allerdings nicht - sie hatte Bedenken gegen Meleas und das war auch ihr gutes Recht. Nun mussten sie bloß schauen, wie sie die gemeinsame Reise überstehen würden...

    Tan merkte auf.
    "Und wer wäre das - wenn ich fragen darf?"


    Sie lächelte kurz auf, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. "Ihr Name ist Malra. Wir sind schon zusammen durch die Wälder gestreift, als wir noch Kinder waren." Ihr Lächeln bröckelte. "Ich hab sie seit dem Angriff in Elyria nicht mehr gesehen. Seit wir Loreén verlassen haben, hatte ich kaum einen Augenblick Zeit darüber nachzudenken. Aber jetzt fehlt sie mir unheimlich..."


    "Das kann ich verstehen", sagte Tan mitfühlend. Er musste an seine Schwester denken und wie sehr er sie vermissen würde, wenn sie auf dieser Reise nicht bei ihm wäre.

    "Wenn wir ihr doch nur eine Nachricht zukommen lassen könnten, damit sie sich zumindest keine Sorgen macht..."


    Ihr nächstes Lächeln war weitaus wärmer und sie schien ihn ein wenig necken zu wollen. "Sag du es mir. Ich dachte du bist hier der Magier von uns beiden."


    Auch Tan musste nun lächeln. Er hob die Hand um sich verlegen am Kopf zu kratzen und wollte ihr gerade zustimmen, als ihm etwas einfiel. Nachdenklich ließ er die Hand wieder sinken und sagte:
    "Meister Umbari hat mir von etwas erzählt, dass sich 'Seelenvereinigung' nennt. Angeblich können zwei auf diese Art verschmolzene Seelen egal über welche Distanz hinweg stets einander spüren, Gedanken und Gefühle austauschen. Allerdings meinte er auch, dass es so eine Vereinigung bisher nur in der Theorie gibt, und dass man dazu in der Bewusstseinsmagie geschult sein muss..."


    Liana schaute erst skeptisch drein, dennoch keimte in ihr ein Funken Hoffnung auf, als sie sich an etwas erinnerte. "Eine....Seelenvereinigung? Meinst du das, was mit mir und Navari passiert ist? Ich dachte Loreén hätte gemeint, dass das eine Seelenverschmelzung war. Also ist eine Seelenvereinigung etwas völlig anderes?" Es musste so sein, das was Tan da erzählte, ging doch ein wenig weiter. "Weißt du mehr darüber?"


    Bevor er antwortete, dachte Tan noch einmal angestrengt nach und versuchte sich so gut wie möglich an sein Gespräch mit dem Meister zu erinnern.

    "Nein, er hat definitiv von einer Vereinigung gesprochen - allerdings... allerdings hat er gesagt, man könne es auch Verschmelzung nennen!", fiel ihm nun aufgeregt wieder ein.

    "Er meinte, die Meister hätten die Existenz einer solchen Vereinigung noch nicht nachweisen können, doch es würde Erzählungen darüber geben. Er sagte... Er sagte es sei 'die stärkste Form der Bindung, die zwei Individuen eingehen können', und dass zwei Seelen auf diese Weise ewig verbunden sind." Er wurde nun etwas verlegen.

    "Wir kamen auf das Thema, weil ich Meister Umbari gefragt habe, wie er deinen Geist vor dem Dämon schützen konnte. Anscheinend gibt es eine Verbindung zwischen dem Zauber, der genau einen solchen Schutz ermöglicht und einer Seelenvereinigung."


    "Vielleicht gibt es die... Aber das mit Navari und mir war etwas anderes... es hat mir nicht weh getan oder so aber wirklich freiwillig habe ich mich ja auch nicht an sie gebunden, geschweige denn, dass ich groß eigenständig handeln konnte. Wir waren zwei Seelen gefangen im selben Körper. Aber das was du mir beschreibst klingt wie etwas, bei dem beide Seelen komplett eigenständig sind - und trotzdem immer wieder voneinander angezogen werden. Klingt ein bisschen nach Schicksal, findest du nicht auch?"

    Sie waren an einer großen Eiche vorbeigekommen, deren blühende Äste erstaunlich weit unten hing. Liana fuhr mit den Fingern geistesabwesend durch die Blätter.

    "Zwei Seelen, die auf ewig verbunden wären.... die Vorstellung kann einem Angst machen." Ein verschmitztes Lächeln flog über ihre Lippen. "Oder aber sehr berauschend sein, je nach dem." Sie setzte einen fragenden Blick auf. "Könntest du dir das vorstellen, das es so etwas wirkich gibt? Seine Gedanken mit jemandem zu teilen, egal wo er gerade ist - jemand den du immer spürst, von dem du wortwörtlich magisch angezogen wirst....".

    Ihre grünen Augen nahmen einen leicht verträumten Blick an, als würde sie solch eine Situation gedanklich durchspielen.


    Mit nachdenklichem Blick lehnte Tan sich gegen den Stamm der Eiche.

    "Als Meister Umbari mir von der Seelenvereinigung erzählte, hat mich das ungemein fasziniert. Natürlich ist es schwer, sich das wirklich vorzustellen... andererseits." Er überlegte noch etwas und lächelte dann leicht.

    "Wieso sollte es so etwas nicht geben? Warum sollten zwei Seelen nicht auf eine solche Art miteinander verbunden sein, dass sie stets um die andere wissen? Es kommt natürlich auf die miteinander verbundenen Personen an, doch ich kann mir durchaus vorstellen, dass es so etwas gibt."


    Liana legte den Kopf schief und lächelte Tan fragend an: "Hast du... etwa jemanden im Sinn? Gäbe es jemandem mit dem du genau das teilen wolltest?".

    Sie war neugierig, aber aus irgendeinem Grund war sie nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte.


    "Hm, ich?" Tan kratzte sich am Kopf.

    "Ich bin mir nicht sicher. Eine solche Verbindung bedeutet natürlich, dass deine Gedanken niemals wieder nur deine eigenen sind." Er spielte mit einer der Ketten um seinen Hals.

    "Wobei ich es mir manches Mal als praktisch vorstellen könnte, wenn Kiv und ich so eine Verbindung teilen würden."


    Die Antwort überraschte sie und Liana wirkte sogar ein wenig irritiert. "Deine ... Schwester?" Sie hob eine Augenbraue. "Ich weiß, bei Zwillingen läuft das manchmal etwas anders ab... aber ich habe auch Geschwister. Wenn ich mir überlege, ich müsste mit einem meiner Brüder so eine Verbindung teilen... nein, ich stells mir lieber nicht vor." Sie schüttelte sich, der Gedanke schien ihr wirklich Unbehagen zu bereiten. Sie zögerte noch einen Moment. "... ich glaube, ich würde nicht mal mit Malra so eine Verbindung eingehen wollen. Sie ist meine beste Freundin, ja, aber... ich weiß nicht, ich stell mir so eine Seelenverbindung einfach.... anders vor. Intimer."


    "Na ja, um ehrlich zu sein, wüsste ich auch nicht ob ich eine solche Verbindung dauerhaft wollen würde", erwiderte Tan. "Kiv und ich sind vermutlich enger miteinander verbunden, als die meisten Geschwister. Das ist einfach schon durch unsere Geburt bedingt." Er runzelte die Stirn.

    "Es ist nicht immer leicht für sie, weißt du? Sie versteht die anderen Eldari oft nicht und wird selbst oft nicht verstanden. Ich dachte bloß, eine Verbindung die keine Worte bedarf, könnte uns beiden helfen einander besser zu verstehen." Er seufzte.

    "Allerdings hast du natürlich recht, das ist etwas sehr intimes und es klingt nicht so, als könnte man es einfach abschalten."


    Liana presste die Lippen aufeinander. Sie schien nicht genau zu wissen, ob sie das nächste wirklich sagen wollte.

    "Wo du es schon ansprichst... wieso ist Kiv eigentlich immer so verschlossen? Sie wirkt nicht mal schüchtern sondern viel eher... in sich gekehrt. Als würde sie sich in der Gegenwart von anderen immer unwohl fühlen."


    "Ah." Tan kratzte sich verlegen am Kopf.

    "Das liegt wohl daran, dass sie sich tatsächlich in Gegenwart von anderen unwohl fühlt - die meiste Zeit zumindest." Es war nicht das erste Mal, dass er Love Verhalten erklären musste.

    "Bitte nimm das nicht persönlich. Kiv hat bloß große Probleme Gefühlslagen richtig einzuschätzen und lässt sich davon schnell einschüchtern. Aber sie mag dich, weißt du?"


    Der Gesichtsausdruck der jungrn Eldarin zeigte die pure Skepsis. "Meinst du das ernst? Woher willst du das wissen - wir haben bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt."


    Er lächelte.

    "Ich kenne meine Schwester seit unserer Geburt. Glaub mir, ich kann so etwas einschätzen. Außerdem..." Doch er stockte. Nein, das war etwas, das Kiv Liana selbst sagen sollte.

    "Ähm... außerdem... Erinnerst du dich daran wie es war, als du in Navaris Körper gesteckt hast? Kiv war die ganze Zeit an deiner Seite."


    Sie spürte, dass er ihr nicht alles erzählte, aber das war ok. Dennoch schüttelte sie leicht den Kopf.

    "Nein, das zählt nicht. Kiv wusste doch gar nicht, dass ich mit Navari verbunden war. Sie fühlt sich als Hüterin wahrscheinlich zu anderen Lebewesen mehr verbunden."


    "Das mag natürlich sein", gestand Tan ihr fairerweise zu. "Dennoch glaube ich, dass sie etwas besonderes zu gerade diesem Tier hingezogen hat." Er hob die Schultern.

    "Wenn du magst, unterhalte dich einfach mal mit ihr."


    "hm...." Liana wusste gar nicht, wie sie so ein Gespräch anfangen sollte. Kiv würde es ihr auch bestimmt nicht einfach machen. Aber Tan war ihr Bruder - wenn jemand sie besser einschätzen konnte, dann er.

    "Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Solange sie mich auch akzeptiert, wenn ich mal nicht auf allen vieren laufe." Sofort war sie gedanklich wieder bei ihrem neuen Fähigkeit, die sie gar nicht kontrollieren konnte.


    "Das wird sie bestimmt", erwiderte Tan lächelnd, wurde dann jedoch ernst. Sie mussten immer noch herausfinden, wie Liana ihre Wolfsform kontrollieren konnte. Dass sie sie irgendwie würde kontrollieren können, daran durfte er nicht zweifeln.

    "Liana, vielleicht sollten wir mit Lyrianos sprechen und ihn fragen, ob er eine Idee hat wie du deine Wolfsform kontrollieren kannst?"


    Sie nickte nachdenklich. "Da werd ich wohl nicht drum herum kommen. Ich denke, wir müssen sowieso bald weiter."

    Sie zögerte noch kurz, fügte dann aber hinzu. "Danke fürs Zuhören.", und lächelte Tan an.


    "Stimmt, wir sollten zurück." Er erwiderte ihr Lächeln, froh, dass er hatte helfen können.

    "Du bist nicht allein, Liana. Wir sind alle für dich da."

    Von mir kommen jetzt auch noch zwei Chars :^^:

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    Name: Avis Silk, Geburtsname Cathérine Marceau

    Herkunft: Kanadische Förderation, lebt auf dem Britischen Archipel

    Alter: 51

    Aussehen: Sie ist immer noch sehr sportlich, doch ihr langes schwarzes Haar wird mittlerweile von den ersten grauen Strähnen durchzogen. Ihre Augen leuchten intensiv blau. Je nachdem in welcher Funktion sie unterwegs ist, trägt sie eher legere oder Businesskleidung.


    Charakter: Mit den Jahren ist sie um einiges ruhiger und besonnener geworden. Sie genießt die Freiheit, die ihr und anderen Supermenschen nun zusteht, gleichzeitig behält sie die Nachrichten jedoch stets im Auge. Die langen Jahre getrennt von ihrem Mann haben ihr deutlich zugesetzt, umso mehr ist sie seit ihrer Wiedervereinigung wieder aufgeblüht.

    Fähigkeit: Kontrolle über Vögel. Vögel scheinen von ihr auf unnatürliche Weise angezogen zu werden. Sie kommen oft in Scharen zu ihr um bei ihr zu sitzen. Wenn ihr Gefahr droht, verteidigen sie sie oft ohne, dass sie sie befehligen müsste. Wenn sie jedoch will, dass sie von sich aus angreifen, muss sie den Vögeln ihren Willen aufzwingen, was sehr anstrengend ist. Meist kann sie diese Kontrolle nicht länger als 20 bis 30 Minuten aufrecht erhalten. Sie scheint eine mentale Verbindung zu Vögeln zu haben, kann jedoch nicht mit ihnen sprechen, sondern lediglich ab und an ihre Sinneseindrücke teilen. Ausrüstung: Mittlerweile trägt sie keine Waffen mehr bei sich, weiß aber immer noch damit umzugehen.

    Geschichte: Avis‘ Kindheit war von Gewalt geprägt. Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, schlugen und beschimpften ihre Töchter regelmäßig, weswegen Avis' ältere Schwester Flora sich schließlich das Leben nahm. Avis zog von zu Hause aus sobald es ging, änderte ihren Namen und zog schließlich nach Leicester, um für Chester Erdmann zu arbeiten. Gleichzeitig führte sie ein Doppelleben als ‚Birdie', führte kleinere Diebstähle aus und befreite eingesperrte Vögel. So lernte sie auch Dark kennen und schlug ihm eine Partnerschaft vor, die sich bald in eine Liebschaft wandelte. Während Seans Krieg kämpften Avis und Dark an seiner Seite. Während eines Trips in die Kanadische Föderation, wo sie sich an ihren Eltern rächte, schaffte Avis es eine besondere Bindung zu Sean aufzubauen und hinter seine Maske zu blicken. In dieser Zeit wandelte Avis und Darks Beziehung sich auch von einer reinen Liebschaft zu echter Liebe, und sie heirateten schließlich. Nach dem Krieg konnten beide nach Leicester zurückkehren, wo sie sich schließlich dazu entschieden, dass Dark einen eigenen Körper brauchte. Das hieß jedoch eine lange Zeit des Wartens für sie beide, was Avis nicht gerade leicht fiel. Um sich nicht vollkommen nutzlos zu fühlen, hat sie angefangen bei einer Organisation zu arbeiten, die Supermenschen in allen Belangen unterstützt und ist dort auch immer noch tätig. Avis ist die Einzige, die zur Zeit weiß, dass Sean noch am Leben ist.





    Name: Genesis Tuahepa


    Herkunft: Britisches Archipel


    Alter: 20


    Aussehen: Genesis ist dank xieser geringen Körpergröße, dem breiten Kreuz und den muskulösen Armen und Beinen eher stämmig gebaut. Xier hat dunkelbraune Haut, braune Augen und schwarze kurze geflochtene Haare. Am liebsten trägt xier Jeans, weite Hemden und Westen.


    Charakter: Genesis ist generell ein sehr umgänglicher Mensch, xier ist jedoch auch sehr verantwortungsbewusst und hat daher auch eine ernste Seite.


    Fähigkeit: Zeitfenster. Wenn Genesis einen Gegenstand anfasst, kann xier und dessen Vergangenheit blicken, seltener auch in dessen Zukunft. Bei Menschen funktioniert diese Fähigkeit jedoch nur sehr selten und dabei extrem unzuverlässig.


    Geschichte: Genesis wurde kurz vor Ende des Krieges in einem der 'Umerziehungscamps' auf dem Britischen Archipel geboren. Xiesen Vater hat xier nie kennengelernt und xiese Mutter spricht auch nicht über ihn. Xiese Kindheit war durchaus turbulent und von vielen Umbrüchen gezeichnet, da das Archipel sich erst noch an die neuen Supermenschenrechte gewöhnen müsste. Dennoch wuchs xier behütet auf. In Genesis' Jugendzeit begann xier bei einer Organisation in Leicester zu arbeiten, die sich für die Rechte von Supermenschen einsetzt und ihnen beibringt, mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Nach dem Abschluss war es Genesis möglich, dort eine Vollzeitstelle zu ergattern.

    "Ja, ich habe das alles auch anders im Erinnerung", stimmte Max zu. Sie sah sich um. Hier war es also geschehen, hier hatten sie Leon das letzte Mal gesehen. Ein Schauder überlief sie.

    "Die Betten müssen in den beiden Bungalows gegenüber sein", erklärte sie leise.

    Saoirse


    Die Fahrt nach New York verlief zum Glück problemlos. Saoirse konnte sich auf ihren Spinnensinn verlassen um sicherzustellen, dass sie nicht zu irgendwelchen Verrückten ins Auto stieg und dass ihr kein weiterer Angriff bevorstand. Trotzdem war ihr unwohl. Wer waren diese Typen und wer hatte sie geschickt? Und vor allem: Woher hatten sie gewusst, wo sie zu finden war? Sie hatte in den letzten zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu einem Schattenwesen gehabt – und woher sollten Menschen überhaupt von ihrer Existenz wissen? Hatte da etwas jemand geplaudert? Der Gedanke war ihr unheimlich. Und dann musste sie natürlich auch an Eliza denken. Hatte man sie ebenfalls angegriffen? Hatte Celeste auch ihr Hilfe zur Seite gestellt? Saoirse hatte versucht sie anzurufen, doch ihre Nummer funktionierte nicht mehr. Das überraschte Saoirse weniger, schließlich hatten sie sich das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen und Eliza hatte ziemlich deutlich gemacht, dass sie sie nie wieder sehen wollte – mal wieder. Nun, Eliza war erwachsen, sie wusste, wie sie sich zu verteidigen hatte. Zumindest redete Saoirse sich das ein. Für den letzten Rest des Weges nach New York nahm sie noch einmal den Bus, was ihr letztes Geld aufbrachte. Kaum war am Busterminal ausgestiegen, da empfing sie einer von Celestes Leuten, und brachte sie zu Celestes Gebäude. Ein ziemlich luxuriöser Laden. Saoirse hatte überhaupt nichts dagegen, sich hier für ein paar Tage einzuquartieren, in einem gemütlichen Bett zu schlafen und eine Dusche mit anständigen Wasserdruck zu genießen. Doch auf lange Sicht würde sie es kaum aushalten hier eingepfercht zu werden. Hoffentlich entschied Celeste sich bald, mit ihnen zu reden. In der Zwischenzeit… nun, Eliza hatte in New York gelebt, als sie sich von ihr getrennt hatte. Vielleicht wohnte sie immer noch im gleichen Apartment? Wenn sie den Mumm zusammenbringen konnte, würde sie einmal vorbeigehen…



    Lyx


    Vom Flughafen aus wurde Lyx sogleich zu Celestes Residenz gebracht. Eine Chaosdämonin als Gast des Feenorakels – wenn da nicht die Sache mit diesem mehr als dreisten Angriff wäre, sie hätte eigentlich nur darüber lachen können. So wurde sie jedoch mehr und mehr ungehalten. Hier war es ihr eindeutig zu friedlich. Wenn Celeste nicht bald mit der Sprache rausrückte, würde sie sie eben selbst zur Rede stellen.

    Hier kommen schon einmal die ersten Charbögen meinerseits, es folgen noch welche xD
    ___

    Die Ashton-Penn Familie


    Name: Valery 'Val' Ashton-Penn


    Herkunft: Britisches Archipel; lebt mittlerweile in Südamerika


    Alter: 45


    Aussehen: Das sesshafte Leben hat Val deutlich gutgetan, sie ist nicht mehr so abgemagert wie früher und hat etwas mehr Farbe bekommen, auch wenn ihre Haut immer noch unnatürlich blass zu sein scheint. Ihre schwarz-lila Haare trägt sie wie gehabt am liebsten kurz. Auch ihre dunklen, fast schwarzen Augen und ihre immer-roten Lippen haben sich kaum verändert, obwohl sie mittlerweile die ersten Falten ihr Eigen nennt. Sie trägt am Liebsten praktische Kleidung, legere Hosen und T-Shirts – zu viel Haut zeigt sie nur ungern, doch sie hat tatsächlich damit aufgehört nur Schwarz zu tragen. Ihre Kampfmontur hängt allerdings immer noch in ihrem Schrank.


    Charakter: Noch immer meidet Val zu große Menschenansammlungen und verbringt die meiste Zeit am liebsten in ihren eigenen vier Wänden. Die alte Paranoia ist nicht gänzlich gewichen, sodass Val sehr penibel auf die Sicherheitssysteme in ihrem Haus achtet und auch unterwegs stets wachsam bleibt. Die vielen Jahre seit ihrer Zeit auf der Flucht haben jedoch dafür gesorgt, dass sie sich insgesamt viel besser zusammenreißen und ihre Fähigkeit kontrollieren kann. Sie ist auch geduldiger geworden, vor allem wenn es um ihre Tochter geht.


    Fähigkeiten: Blutkontrolle: Sie kann das Blut anderer kontrollieren (es zum kochen bringen, es gerinnen oder sich verdünnen lassen). Dabei geschieht ihr das gleiche wie ihren Opfern, jedoch in einer geringeren Form.

    Blutraserei: Wenn sie sehr wütend wird, fließt ihr Blut schneller. Das Adrenalin wird schneller verteilt und somit wird sie für eine kurze Zeit stärker. Jedoch ist sie danach für gut 24 Stunden gefechtslos- Außerdem hat sie keine Kontrolle über diese Fähigkeit.

    Ausrüstung: Im Haus hat sie stets eine Schusswaffe griffbereit, wenn sie hinaus geht, trägt sie meistens ebenfalls eine bei sich, hat aber auf Jeden Fall immer ein Messer dabei.


    Geschichte: Mit 8 Jahren trat ihre Fähigkeit zu Tage. Ihre Eltern hatten Angst vor ihr und vor dem Gerede der Nachbarn und so schoben sie sie in ein so genanntes 'Umerziehungscamp' ab. Dort wurde sie jahrelang psychisch und physisch missbraucht. Nach ca. 9 Jahren gelang ihr die Flucht aus dieser Höllenanstalt mit einigen anderen. Die Gruppe trennte sich bald und Val war auf sich allein gestellt. Sie verließ England schnell und reiste durch Europa, immer darauf bedacht, dass niemand ihre Fähigkeit entdeckte. Irgendwann traf sie Adrian, der ebenso auf der Flucht war. Sie entschieden sich, zusammen zu bleiben und sich gegenseitig zu helfen. Gemeinsam überfielen sie unzählige Banken und ähnliche Einrichtungen, um genug Geld für ihre Flucht zu sammeln. Aus dieser Nutz-Beziehung wurde bald mehr, denn die beiden verliebten sich ineinander. Als Val schwanger wurde, entschieden beide sich dafür ein sicheres Zuhause für ihr Kind zu finden. Letztendlich schlossen sie sich Sean an und kämpften an seiner Seite. Es war Val, die Rene LeGeoff die finale Kugel verpasste.

    Nach dem Krieg flohen sie und Adrian nach Südamerika, wo sie heirateten und sich ein neues Leben aufbauten. Ihre Tochter Maddie kam dort zur Welt, ging zur Schule und konnte ein (fast) normales Leben verbringen, wie Val es sich immer für ihr Kind gewünscht hatte. Val selbst hat ihre kriminelle Karriere hinter sich gelassen und sich gänzlich neue Fähigkeiten angeeignet: Mittlerweile arbeitet sie als IT-Spezialistin bequem von zu Hause aus. Ein kleiner Teil ihrer selbst bleibt jedoch weiterhin angespannt und wartet förmlich nur auf den nächsten Krieg. Doch wenn es dazu kommen sollte, würde sie ebenso verbissen kämpfen wie zuvor.



    Name: Adrian Ashton-Penn


    Herkunft: Britisches Archipel; lebt mittlerweile in Südamerika


    Alter: 49


    Aussehen: Mittlerweile durchziehen einige graue Strähnen Adrians schwarzes Haare und um seine blauen Augen haben sich Falten gebildet. Er hat jedoch kein Problem mit dem Altern. Die südamerikanische Sonne, die Vals Haut anscheinend wenig ausmachte, hat ihn deutlich gebräunt. Er trägt häufig Sportklamotten oder Shorts und ein T-Shirt.


    Charakter: Seine Priorität ist seine Familie und für sie würde er alles tun. Mittlerweile ist er nicht mehr so beschäftigt damit, Val aus ihren Rasereien zu helfen, da seine Frau sich nun viel besser unter Kontrolle hat. Dafür kann er seine freigewordenen Energien nun darauf verwenden, sich Sorgen um seine Tochter zu machen, auch wenn diese meist unbegründet sind.


    Fähigkeiten: Wasserkontrolle; er kann Wasser kontrollieren (es gefrieren oder verdampfen lassen, etc.) Dies geht jedoch nur, solange er ausreichend Wasser getrunken hat.


    Ausrüstung: Er trägt nicht mehr andauernd eine Schusswaffe bei sich und auch seine Machete ist nun im Waffenschrank eingelagert. Ein Messer führt er dennoch mit sich.


    Geschichte: Als Teenager sollte er in ein Camp, da seine Fähigkeit entdeckt wurde. Es gelang ihm zu fliehen, bevor die Behörden ihn erwischten und seither befand er sich auf der Flucht. Er trat schließlich einer Untergrundorganisation bei, die sich auf Diebstähle, Drogen- und Menschenhandel spezialisiert hatten. Er stieg bald in ihren Reihen auf und war sehr erfolgreich, bis er verraten wurde. Er war gezwungen zu fliehen und vertraute seither niemandem mehr. Eines Tages traf er auf Val, die ebenso auf der Flucht war. Die junge unnahbare Frau faszinierte ihn und er bot ihr an, dass sie sich gegenseitig helfen könnten. Gemeinsam überfielen sie unzählige Banken und ähnliche Einrichtungen, um genug Geld für ihre Flucht zu sammeln. Aus dieser Nutz-Beziehung wurde bald mehr, denn die beiden verliebten sich ineinander. Als Val schwanger wurde, entschieden beide sich dafür ein sicheres Zuhause für ihr Kind zu finden. Letztendlich schlossen sie sich Sean an und kämpften an seiner Seite.

    Nach dem Krieg flohen sie und Adrian nach Südamerika, wo sie heirateten und sich ein neues Leben aufbauten. Auch Adrian fiel es schwer die Schrecken der Flucht und des Krieges gänzlich abzuschütteln. Vor allem in den ersten Lebensmonaten seiner Tochter war er von Ängsten und Sorgen geplagt, doch mittlerweile ist er einfach nur froh und dankbar für das Leben, welches ihnen allen geschenkt worden war. Er arbeitet als Kampfsportlehrer und besitzt ein kleines Trainingsstudio.



    Name: Maddison Ashton-Penn; genannt Maddie


    Herkunft: Südamerika


    Alter: 19


    Aussehen: Maddie ist wie ihre Eltern groß und sportlich gebaut. Sie hat lange schwarze Haare, die ihr bis über die Schulter wachsen und die sie gerne in einem locker geflochtenen Zopf trägt. Ihre Augen sind leuchtend gelb, was sie im Grunde sofort als Supermensch outet. Sie trägt am liebsten Shorts und Tanktops und hat bereits einige Tätowierungen, darunter auch die Nummer, die ihrer Mutter während ihrer Gefangenschaft im Camp am Handgelenk eintätowiert wurde.


    Charakter: Maddie ist voll und ganz die Tochter ihrer Eltern, konnte dabei jedoch gleichzeitig viel mehr Freiheiten genießen, als die beiden es in ihrer Jugend je gekonnt hätten. Sie ist sich bewusst, dass sie die Rechte, die Supermenschen mittlerweile zustehen, nicht für selbstverständlich halten kann, gleichzeitig ist sie jedoch immer noch ein Teenager und möchte ab und an einfach etwas draufgängerisch sein und ihr Leben genießen. Dabei ist sie jedoch keinesfalls auf den Kopf gefallen und hat sogar regelrecht Spaß daran zu lernen und sich weiterzubilden.


    Fähigkeiten: Maddie kann die Fähigkeiten anderer Supermenschen nachahmen. Dafür muss sie jedoch sehr nahe bei ihnen stehen oder Körperkontakt zu ihnen halten. Außerdem kann sie die Fähigkeit auch nicht ewig aufrecht erhalten, sondern ist den gleichen Limitierungen erlegen, wie die ursprünglichen Besitzer*innen der Fähigkeit.


    Ausrüstung: Auf Drängen ihrer Mutter trägt sie stets ein Messer mit sich und weiß bestens, wie sie damit umzugehen hat.


    Geschichte: Maddie wurde nach dem Krieg in Südamerika geboren. Trotz der gewaltvollen Vergangenheit ihrer Eltern verlebte sie eine relativ normale Kindheit und Jugend – allerdings klärten Valery und Adrian sie über alles auf, sobald sie alt genug war, es zu verstehen. Die Taten ihrer Eltern waren somit nie ein Geheimnis für Maddie, auch wenn sie dieses Wissen nicht nach außen trug. Ihre Eltern erzählten ihr auch von Sean und all den anderen Supermenschen, die ihm gefolgt waren, was Maddie – sehr zum Missfallen ihres Vaters – ungemein faszinierte.

    Ihre Eltern bestanden auch darauf, dass sie lernte, sich zu verteidigen und in der Wildnis zu überleben. Vor allem Val drängte darauf, die Survival Skills ihrer Tochter auszuprägen, während es Adrian vor allem darum ging, dass sie ihre Fähigkeit kontrollieren und sich auch körperlich bestens verteidigen konnte. Maddies Erziehung ist somit vielleicht nicht ganz deckungsgleich mit der anderer Kinder, was sie zeitweise etwas frustriert, sie andererseits jedoch auch mit Stolz und Zuversicht erfüllt. Sie hat vor kurzem ihren Schulabschluss geschafft und würde nun am liebsten ein paar Monate reisen, bevor sie sich Gedanken über ihre Zukunft macht.

    Nicole blickte auf als sie die Klingel über der Tür hörte. Das Geräusch hatte sie aus ihren Gedanken gerissen, die wie so oft bei ihrer Tochter waren. Kaum vorstellbar, dass sie Josefina bereits morgen aus dem Krankenhaus holen würde. Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht als sie Gavin erkannte und sie kam rasch hinter der Kasse hervor. „Hey, wie geht’s dir?“, fragte sie und umarmte ihn rasch. „Jakob ist gerade im Büro, aber er kommt bestimmt gleich.“


    Der Trainingsraum war ihr neues Zuhause geworden. Angel verbrachte Stunden darin, ließ unterschiedliche Simulationen laufen, bis jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte und ließ sich dann für ein paar wenige Stunden unruhigen Schlafs auf ihr Bett fallen. Ihre Unterhaltung mit Stefan wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie wusste, was ihr in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehen würde und wenn sie vollkommen ehrlich war, wusste sie nicht, ob sie ihrem Schicksal entgehen konnte. Doch ohne Kampf aufgeben, das konnte sie sicher nicht. Wegzulaufen kam ihr nicht in den Sinn, Maniac würde das sofort verhindern und dann wäre sie zum Abschuss freigegeben. Für den Moment konnte sie nur warten und schauen, was Maniac als nächstes geplant hatte. Und sich bereit halten.


    Mit einem leisen Klirren stellte Solène die Kaffeetasse vor Nemo ab. Diese blickte nicht einmal von dem Tablet auf, das sie gerade eingehend studierte. Sie war dabei sämtliche Nachrichtenartikel über die Vorkommnisse der letzten Wochen, sowie alle ihr verfügbaren Informationen über die ihr bekannten Mitglieder von Maniacs Team durchzugehen. „Chérie", begann Nemo, nachdem Solène gut eine Minute schweigend vor dem Sofa stehen geblieben war, auf dem sie zur Zeit saß, „wenn du dich noch einmal über dieses Haus beschwerst, werde ich dir einen Finger abnehmen.“
    Solène zuckte spürbar zusammen und murmelte ein „Oui, Mademoiselle“, ihr Protest bereits vergessen. Nemo blickte nun von ihrem Tablet auf und lächelte, doch es lag nichts freundliches in dieser Geste. „Wir werden hier noch eine Menge Spaß haben, chère.“ Solène nickte knapp, wandte sich um und ging hinaus. Nemo widmete sich nun wieder ihren Recherchen. Sie war höchst interessiert daran, wie Maniacs weitere Pläne aussahen, doch was sie noch viel mehr interessierte, war Kraken und die Aussicht auf eine baldige weitere Jagd. Sie war sich sicher, dass sie nicht lange würde warten müssen.

    Pizza-Koop - Cass und Fara - Teil 1


    Kara starrte das Handy an. Ihr eigenes hatte sie zu Hause gelassen, als sie fortgelaufen war. Das war nun schon fast drei Wochen her… Sie nahm das Handy entgegen, während ihre Gedanken rasten. Sie könnte ihren Eltern eine Nachricht schicken, ihnen versichern, dass bei ihr alles in Ordnung war (war es das?). In einigen Staaten, das wusste sie, konnte man auch den Notruf per SMS erreichen, doch sie hatte keine Ahnung, ob das hier funktionieren würde. Und außerdem wollte sie nicht, dass die Polizei sie einsammelte. Sie konnte nicht nach Hause, noch nicht. Nicht, bevor sie nicht wusste, wer sie war.
    Also öffnete sie die App, sah sich kurz das Angebot an und bestellte sich eine große Peperoni-Pizza, bevor sie das Handy an Korim zurückgab.


    Der Vampir lächelte leicht. Brave Kara. Nicht, dass es ihn gestört hätte wenn sie irgendwas versucht hätte, denn er würde jede Gefahr eliminieren können. Das Mädchen wusste nicht, wie stark und schnell er in Wirklichkeit war. Kein normaler Mensch kam gegen ihn an. Kurz blickte er auf die Bestellung.
    "Peperoni? Wie schmeckt das?"


    Einen Moment lang dachte Kara über die Frage nach, dann hob sie leicht die Schultern.
    "Scharf", antwortete sie leise. "Lecker."


    Korim leckte sich leicht über seine Fangzähne.
    "Ah, vermutlich wie Mexikaner und Inder." grinste er und setzte sich dann in einen Sesse, die langen Beine ausstreckend.
    "Ich sollte mal probieren."


    Anstatt zu antworten, starrte Kara ihn einen Moment lang einfach nur an. Dann setzte sie sich aufs Bett und zog ihre Beine an, um sich im Schneidersitz hinzusetzen. Ein weiterer Moment des Schweigens folgte. Schließlich fragte sie leise:
    "Bist du wirklich ein Vampir?"


    Korim lachte kurz auf. Kara war merkwürdig, aber wenn sie nichts gewusst hatte... Und er hatte gute Laune. Alles hatte geklappt bisher. Sein Magen war voll, die Kleine gerettet und er hatte ihr nichts getan.
    "Fangzähne - check. Appetit auf Blut - check. Extrem stark und schnell - check. Sonne ist doof - check." Er legte den Kopf leicht schief.
    "Ja, eindeutig Vampir. Schon immer gewesen. Wir Schattenweltwesen legen nur keinen Wert darauf, dass die Menschen von uns wissen."


    "Schattenweltwesen?", hakte Kara nach.


    "Du bist wirklich als Mensch aufgewachsen. Celeste wird das alles andere als lustig finden." Korims Blick ging kurz nach draußen. Der Tag begann.
    "Ja, Schattenweltwesen. Die moderne Zeit hat uns immer mehr zurückgedrängt, wir sind die Legenden. Schon mal Dracula gelesen? Reinste Frechheit. Auch wenn er und ich uns nicht gut verstehen, ich kann dir sagen, dass der echte nicht begeistert ist." Er hob die Achseln.
    "Es gibt nicht nur Vampire. Feen, Werwölfe, echte Magier, Hexen - alles da. Und noch einiges mehr. Walküren, Nordmänner. Zu früheren Zeiten war es anders, da haben wir wesentlich mehr mit den Menschen interagiert. Viele Wesen wissen das gar nicht mehr."


    Erneut schwieg sie eine ganze Zeit und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Konnte das wirklich die Wahrheit sein? Aber wie konnte sie es anzweifeln, nach allem, was sie gesehen und selber getan hatte. Wie sollte sie sonst die Stimme erklären? Magie...?
    "Warum wurdet ihr zurückgedrängt?", fragte sie schließlich nach.


    Ihr? Das wäre eigentlich eher wir. Kara schien nicht ganz zu verstehen, was sie war. Nunja...
    "Es gab immer mehr Menschen als Schattenweltler. Viele Jahrhunderte lang waren Menschen teils Nahrung, teils Spielzeug, nicht ernstzunehmend, und vor allem tiefgläubig. Das änderte sich allmählich, weil sie anfingen, rationaler zu werden. Wissen verdrängte Glaube, sie wurden gefährlicher, und wir durch ein paar interne Kriege weniger." Korim lächelte ein wenig. Das waren Zeiten gewesen.
    "Mittlerweile haben Menschen Waffen, die auf einen Schlag sehr viel mehr zerstören können als man denkt. Magie hilft dir auch nicht, wenn du eine Kugel in den Kopf bekommst."


    Korim schien eine sehr negative Auffassung von Menschen zu haben, wenn er gleich von all den Möglichkeiten ausging, wie sie andere töten oder verletzen könnten. Allerdings musste Kara nun auch wieder an die Männer denken, vor denen er sie gerettet hatte. Hatten sie sie auch töten wollen? Aber warum bloß...?
    "Also lebt ihr versteckt?", fragte sie leise. "Wie macht ihr das?"


    "It*s a kind of maaagic..." summte Korim leise lachend und hob dann die Achseln.
    "Zum Teil das, zum Teil allerdings auch die psychologische Komponente, dass Menschen gar nicht mehr glauben wollen. Natürlich sind wir in der Lage, uns zu verbergen. Die meisten Menschen, die fest der Meinung sind, dass es Vampire, Dämonen, Feen, Werwölfe und so weiter gibt werden als reine Spinner angesehen vom größten Teil der Gesellschaft. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele der Nachrichten, bei denen es um uns ginge, eine völlig rationale Erklärung geliefert wird. Viele Schattenwesen sehen sowieso aus wie Menschen. Celeste beispielsweise - du würdest nie darauf kommen, dass sie eine Fee ist und mächtig noch dazu." Er sah sie an und hob beide Augenbrauen.
    "Manchmal soll es auch Wesen geben, die selber nicht wissen, was sie sind."


    Kara erwiderte seinen Blick ausdruckslos - ob sie seine Anspielung nicht als solche wahrnahm, oder sie einfach nur ignorierte, war schwer zu sagen. Wieder einmal ließ sie sich Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten. Ihr logischer Verstand sagte ihr, dass es so etwas wie Vampire und Feen und Magie nicht geben konnte. Doch ihre Erfahrungen lehrten sie eines besseren. Konnte es wirklich sein? Gab es diese Schattenwelt? Und wenn ja, wie war sie da bloß reingeraten? Kara wünschte sich, dass die Stimme erneut zu ihr sprechen würde, doch sie blieb weiterhin still. So fühlte es sich also an, wenn man verzweifelt darauf wartete, dass jemand sprach...


    Die Kleine war komisch. Auch wenn er sicher alles andere als normal war, so merkte sogar der Vampir, dass etwas nicht stimmte. Plötzlich hob er den Kopf und lauschte. Er hatte etwas gehört und stand auf. Dann grinste er, als der unmissverständliche Geruch in seine Nase stieg.
    "Dein Essen ist da." Tatsächlich klopfte es im selben Moment.
    "Pizza für... Herrn Adreus?" Korim zwinkerte Kara zu und öffnete die Tür. Der Pizzabote sah verwirrt an ihm hoch. Das war bei ihm nichts Neues, es interessierte ihn aber auch wenig.
    "Errrr... Bin ich hier richtig?" Da er keine Aufmerksamkeit wollte, ließ das Schattenwesen das durchgehen. Normalerweise wäre der Kerl seine Mahlzeit geworden.
    "Ja, Pepperonipizza. Danke." Er schnappte sich die Schachtel und die Cola aus der Hand des anderen und schlug die Tür zu. Dass es so etwas wie Trinkgeld geben könnte, fiel ihm nicht ein. Er öffnete die Schachtel und begutachtete das runde, käsige scharfe Ding.
    "Und das kann man essen?"


    Kaum hatte es an der Tür geklopft, begann Karas Magen so richtig zu rumoren. Sie hatte wirklich nicht bemerkt, wie viel Hunger sie eigentlich hatte. Auf Korims Frage nickte sie mit leicht gerunzelter Stirn.
    "Ja klar, sonst würden sie es ja nicht verkaufen."


    Korim brach in schallendes Gelächter aus.
    "Also, es gab mal radioaktive Getränke, ich traue den Menschen alles zu!" Er setzte sich neben die junge Frau und reichte ihr die Pizza. Dann legte er den Kopf schief.
    "Ich bin neugierig wie das schmeckt."


    Hungrig wie sie war, nahm Kara sich sogleich ein Stück Pizza und biss hinein. Auch wenn sie eigentlich noch viel zu heiß war, schmeckte sie köstlich. Immer noch kauend sah sie erst zu Korim und nickte dann zu der Pizza. Immerhin hatte er sie bezahlt.


    Der Vampir schnupperte, was komisch gewirkt hätte, wenn er denn ein Mensch gewesen wäre. Reichlich vorsichtig biss er hinein und kaute - ebenfalls ungewohnt, normalerweise tat er das nie. Das erste was er merkte war die Würze, dann die Schärfe, dann - ein Feuer. Kurz hustete er, dann noch einmal - musste sich regelrecht schütteln und keuchte kurz, bevor er das Stück herunterbrachte. Und es brannte fröhlich weiter. Er blinzelte kurz, dann lachte er.
    "Oh wow. Das ist gut."


    Kara nickte weise und nahm sich bereits das nächste Stück. Pizza war eben das beste.


    "Ich glaube, jüngere Vampire kannst du damit vertreiben. Eine Geheimwaffe." Ihm machte das nichts, im Gegenteil, es war interessant. Viel konnte er aber nicht probieren, sein Metabolismus vertrug das nicht besonders.
    "Warum bist du eigentlich auf der Straße allein unterwegs?"


    Kurz blickte sie verwirrt auf die Pizza. "Tut es weh?", hakte sie nach. Bei seiner Frage verstummte sie jedoch erneut und versank in Gedanken. Sollte sie ihm sagen, konnte sie.. von der Stimme erzählen? Auf keinen Fall! Aber Lügen? Das hatte sie noch nie gut gekonnt. Sie aß ein weiteres Stück Pizza schweigend und mühte sich schließlich damit ab, erneut zu sprechen: "Ich... mh... Ich musste ein paar Dinge klären. Deswegen konnte ich nicht zu Hause bleiben."


    "Klar tut es weh, ich bin ein Vampir und esse so etwas eigentlich nicht. Aber ich hab viel Schlimmeres erlebt." Wie oft hatte er tiefe Wunden gehabt, die teilweise fast tödlich gewesen waren, wie oft war seine Haut verbrannt gewesen... Gute alte Zeit.
    "Hmm." Sie verbarg etwas. Man musste kein Genie sein, um das zu erkennen. Korim stupste ihre Nase.
    "So einfach macht man das nicht. Doch nicht solche Kinder wie du."


    Sie zuckte zurück, als er ihre Nase berührte und rutschte ein Stück auf dem Bett zurück. Das Stück Pizza vergessen in ihrer Hand, versank sie erneut in ihren Gedanken. Dass er sie für ein Kind hielt - unmündig und unfähig, tat weh, auch wenn sie bereits daran gewohnt war. Natürlich wusste sie, dass sie noch nicht erwachsen war, dass sie noch nicht so viel Lebenserfahrung hatte. Aber gleichzeitig war sie doch kein Baby mehr! Bis zu diesem Abend hatte sie sich bestens allein durchgeschlagen und es war ja nicht so, dass sie den Rest ihres Lebens auf diese Weise verbringen wollte. Etwas trotzig meinte sie schließlich ohne ihn anzusehen:
    "Viele Jugendliche rennen von zu Hause weg."


    Korim hob eine Augenbraue.
    "Und wie viele davon werden von Paramilitärs angegriffen und sind in der Lage, mich durch die Gegend zu schubsen?" Seine roten Augen schienen fast zu glühen, als er sie intensiv ansah.
    "Kara, ich bin tausende Jahre alt. Meinst du nicht, dass ich dann merke, wenn jemand versucht etwas vor mir zu verbergen?"


    Er ahnte etwas. Kara erwiderte seinen Blick, doch nun hatte der Trotz sich endgültig in ihr breit gemacht. Wenn sie eines seit ihrer frühsten Kindheit gut konnte, dann war es schweigen.


    Korim seufzte nach ein paar Minuten, stand dann auf und setzte sich auf einen Stuhl. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss seine Augen.
    "Deine Sache. Wir ruhen uns jetzt etwas aus - und denke nicht einmal daran zu versuchen abzuhauen. Ich bin schneller als du meinst."


    Sie war zugegebenermaßen erleichtert, dass er sie nicht weiter ausquetschte. Kara stellte den Pizzakarton beiseite, zog sich die Schuhe aus und kroch unter die Bettdecke, allerdings war sie von Müdigkeit weit entfernt. Unsicher beobachtete sie Korim. Schlief er wirklich, oder wollte er sie nur testen? Sollte sie es wagen einen Fluchtversuch zu starten? Mit einem Schaudern dachte sie daran, was er mit diesen Männern angestellt hatte - nein, lieber nicht.
    Bist du da?, fragte sie in Gedanken, doch die Stimme war immer noch verstummt. Seufzend drehte sie sich auf die andere Seite, blieb jedoch noch eine ganze Weile wach liegen, bevor sie endlich Schlaf fand.


    Wirklich tief konnte Korim nie schlafen. Ganz besonders nicht, wenn er nicht dort war, wo er eine seiner vielen Unterschlupfe hatte. Auch wenn er typisch vampirisch absolut still war, so döste er bestenfalls. Allerdings reichte das bereits.
    Dunkelheit. Sein eigenes Keuchen im Ohr. An den Seiten wischten Bäume vorbei, Bäume, die nach ihm greifen wollten in der eisigen Kälte des Nordens. Sie waren hinter ihm. Er spürte es. Das Lachen. Der Hass. Etwas packte seinen Knöchel, riss ihn zu Boden.
    "Du gehörst uns. Uns. Uns." Stimmen. So viele Stimmen.
    "Wir sind du...." Schatten, die ihnm zu zerreißen drohten, Schmerz. Angst, Hass....
    Mit einem gellenden Schrei fuhr er hoch, für einige Sekunden völlig unfähig zu erkennen wo er war, wer er war - seine roten Augen sahen ins Nichts, sein Körper angespannt wie zum Kampf.


    Ein Schrei riss sie aus ihren wirren Träumen und mit einem weiteren Schrei antwortete sie darauf. Instinktiv griff sie nach ihrer Kraft und ließ sich diese wie einen schützenden Schild um sich herum ausbreiten, sodass Möbel, herumliegende Gegenstände und auch der immer noch neben sich stehenden Vampir ruckhaft gegen die nächste Wand geschleudert wurden.


    Korim spürte den heftigen Schlag, stolperte gegen die Wand und knurrte. Eine Mischung aus Wolf, Bär - und etwas ganz und gar Dämonisches. Er konnte nicht recht fokussieren, der Nebel in seinem Kopf... Du wirst angegriffen, Wehr dich. Töte! ließen ihn vorwärts schnellen, prallte wieder ab. Sein leises Knurren wurde intensiver, doch hielt er inne. Moment. Kein Feind. Celeste. Seine Nasenflügel bebten. Fee. Es roch nach Fee. Von Kopf bis Fuß waren seine Muskeln angespannt, seine Krallen rissen den billigen Boden auf. Dann schloss er die Augen. Nein. NEIN. Mit Wucht warf Korim den Kopf nach hinten, gegen die Wand, die splitterte. Einmal, zweimal, dreimal. Langsam, langsam kam er zurück ins Jetzt. Als er seine Augen wieder öffnete, waren die Augen wieder fokussiert und irrten nicht mehr umher. Langsam stand er auf. Hinter ihm war ein tief Loch in der Wand.


    Mit Schrecken beobachtete sie, wie der Vampir seinen Kopf wieder und wieder gegen die Wand schlug. Ihr Herz raste und in ihr schrie alles danach, zu fliehen, doch für einen quälend langen Moment konnte sie sich nicht rühren. Als sein Hinterkopf zum dritten Mal in die Wand krachte, kehrte jedoch leben zurück in ihre Gliedmaßen. Sie sprang vom Bett, verschwendete gar nicht erst Zeit damit, sich die Schuhe anzuziehen, sondern rannte sofort zur Tür. Sie musste hier verschwinden!


    Korim verharrte kurz, dann eilte er ihr nach. Langsamer als sonst, denn er war gerade angeschlagen, aber er schaffte es, die Tür zuzuhalten, bevor Kara entschlüpfen konnte. Kara. Genau. Dein Auftrag Etwas verwirrt schüttelte er den Kopf, dann meinte er mit seltsam schleppender Stimme:
    "Kara. Nicht. Ich tu dir nichts." Er kniff die Augen zusammen, versuchte, ganz klar zu werden.
    "Ein Traum..."


    Kara wich einen Schritt zurück, als er die Tür zuhielt. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie hier nicht mehr rauskam.
    "Was für ein Traum?", fragte sie irritiert, während ihr Blick zu dem Loch in der Wand glitt.


    Korim atmete tief ein, er erschauerte und sah sie an. Langsam kam er wieder in die Realität zurück. Er war nicht in der Kälte, nicht in seinem Reich. Zwar war es draußen winterlich, doch das war nichts gegen die eisigen Ebenen seiner Heimat.
    "Ahm.." Der Vampir überlegte kurz, und meinte dann langsam:
    "Von meiner Jugend geträumt."


    Es schien nicht so, als würde Kara bemerken, was in dem Vampir vorging. Stattdessen nahm sie seine dürftige Erklärung anstandslos hin und nahm den Blick dabei nicht von dem Loch in der Wand.
    "Wir sollten hier verschwinden", schlug sie sachlich vor. Korims Schrei und die restlichen Geräusche waren vermutlich schon längst gehört worden..


    Korim massierte sich die Schläfen.
    "Du hast recht. Ich höre sie schon." Draußen war ein Tumult. Dann zuckte er mit den Achseln.
    "Nicht, dass sie mir was anhaben können. Aber..." Er seufzte.
    "Jetzt ein Massaker anzurichten wäre die schlechteste Variante." Schade. Doch eigentlich war Aufmerksamkeit nicht das was er suchte. Vorsichtig zog er den Vorhang weg und sah hinaus, zuckte kurz zurück. Es war noch hell, doch dicke Wolken verbargen die Sonne, es hatte wieder angefangen zu schneien. Zwar würde das nicht alles abhalten, jedoch konnte er dann weiterkommen. Er winkte Kara her.
    "Wir gehen durchs Fenster. Komm." Der Vampir machte Anstalten sie hochzuheben.


    Skeptisch blickte Kara den Vampir an, allerdings konnte sie nun auch hören, dass sich Schritte ihrem Zimmer näherten. Wollte sie von diesen Leuten dort draußen gefunden werden? Nein, ganz sicher nicht. Korim würde sie ohnehin töten, das wurde ihr nun mit kalter Gewissheit bewusst. So ließ sie es etwas widerwillig zu, dass er sie hochhob. Wie es aussah, würde sie ihn so schnell nicht mehr loswerden...


    Für ihn war das Mädchen so leicht wie eine Feder. Er zog sie an sich mit einem Arm, dann öffnete er das Fenster und zuckte kurz zurück. Es brannte leicht, wenn auch noch nicht so schlimm. Jetzt legte er beide Arme fast beschützend um Kara, dann sprang Korim aus dem zweiten Stock nach unten in den Schnee. Den Aufprall dämpfte er, indem er leicht in die Knie ging und sie so festhielt, dass sie gut gehalten war. Sein Blick ging nach oben, als jemand seinen Kopf aus dem Fenster steckte, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht. Der Vampir kniff leicht die Augen zusammen, weniger wegen des Schnees, sondern wegen der ihm unangenehmen Helligkeit. Er ließ Kara nicht los.
    "Planänderung dann. Halt dich fest." Er lief los, das Licht prickelte immer mehr auf seinem Gesicht und den Händen, wurde immer unangenehmer. Zwei, dreimal zuckte ein Muskel in seinem Gesicht, dann verschwand er in einer Tiefgarage eines Einkaufszentrum und setzte Kara erstaunlich vorsichtig ab. An einigen Stellen war seine ungeschützte Haut deutlich gerötet.
    "Ich hasse den Tag." knurrte er.


    Sie schloss einfach die Augen. Die Welt kippte, dann schien sie sich wieder aufzurichten, doch Kara hielt die Lider weiter fest zusammengepresst. Nun hatte sie wirklich keine andere Wahl, als Korim zu vertrauen. Schließlich ließ er sie los und nachdem sie sich kurz daran gewöhnt hatte wieder auf eigenen Beinen zu stehen, öffnete sie die Augen und sah sich um. Anscheinend waren sie in einer Art Tiefgarage. Ihr Blick fiel auf seine Hände.
    "Was machen wir jetzt?" Wenn Tageslicht ihn dermaßen beeinträchtigte, würden sie nur langsam vorankommen..


    Korim sah ihren Blick und rieb sich die rechte Hand mit der linken. Es tat weh, natürlich, doch der Schmerz war nichts außergewöhnliches.
    "Ich kann noch eine Weile draußen herumlaufen, das heilt. Aber ich würde vorschlagen..." Sein Blick hob sich in Richtung des Einkaufszentrums.
    "Shoppen gehen bis es dunkel wird und dann nach New York." Er musterte sie.
    "Ich hab meine Kreditkarte dabei."


    Sie runzelte die Stirn. "Wir können doch nicht den ganzen Tag mit Shoppen verbringen." Neue Kleidung und Reiseproviant konnte sie zwar gebrauchen, allerdings würde das höchstens eine Stunde dauern - und der Tag hatte gerade erst begonnen.


    "Nicht? Ich kann das schon. Normalerweise lasse ich mir das dann liefern." Korim überlegte, dann zuckte er mit den Achseln.
    "Lass uns einfach schauen, wie lange wir brauchen. Ansonsten... Was machen Menschen so in Gebäuden? Kino?"


    Einen Moment lang schwieg Kara nachdenklich, dann setzte sie zum Sprechen an, brauchte jedoch zwei Anläufe, bevor sie Erfolg hatte: "Vielleicht gibt es ja einen Buchladen.."


    Kormin schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand. Den leichten Schmerz spürte er kaum, das würde bald heilen.
    "Bücher sind immer gut. Ich habe die ein oder andere Bibliothek." Der Vampir grinste.
    "Gut, paar Klamotten kaufen, dann schauen wir nach Büchern. Was liest du denn?"


    Kara hob die Schultern. "Vor allem Scifi. Ich mag Octavia Butler und Ursula K LeGuin, aber auch neuere Sachen wie NK Jemisin."
    Die Aussicht auf einen Buchladen stimmte sie tatsächlich etwas fröhlich.


    Das ungleiche Paar ging nun in Richtung der Einkaufshölle, wie Korim es im Stillen nannte. Natürlich war es die beste Variante derzeit, doch es gab dort viele Reize für seine empfindlichen Sinne, und er hoffte, dass das gutgehen würde. Wenn nicht - nun, Frühstück.
    "Ah - ok. Ich lese weniger Sci Fi, wobei mich Philip K Dick fasziniert hat, und Asimov."


    Kara nickte. "Ja, die habe ich auch gerne gelesen." Sie ging jedoch nicht weiter darauf ein. Stattdessen machte sie sich nun auf die vielen Menschen gefasst, zwischen denen sie sich gleich befinden würde - überfüllte Orte wie Malls oder ähnliches machten sie immer etwas nervös und unruhig.


    "Wer hätte das gedacht. Eine Gemeinsamkeit." Korim grinste, dann zückte er eine Kreditkarte.
    "Etwas zum Anziehen, dann zum Buchladen." Sie betraten die Mall, die um diese Zeit schon gut gefüllt war. Allerdings wurde schnell deutlich, dass Kara nicht fürchten musste, angerempelt oder angesprochen zu werden. Denn obwohl der Vampir sich als Erstes schnell eine Sonnenbrille gekauft hatte -und der Verkäufer die roten Augen nur hatte anstarren können-, so schienen die Menschen etwas zu spüren. Sie gingen ihnen aus dem Weg, manch einer warf einen seltsam nervösen Blick auf den großen Mann. Der leckte sich jedoch nur kurz die Lippen. Es roch nach viel Abendessen. Aber das hatte Zeit. Er warf einen Seitenblick auf seine Begleiterin, die unentspannt wirkte.
    "Willst du schnell was aussuchen, was du so brauchst?"


    Sie hob die Schultern, was wohl soviel wie Zustimmung ausdrücken sollte. Die meisten Menschen in der Mall, so fiel ihr auf, machten einen weiten Bogen um sie - angenehm, das musste sie zugeben. Kara steuerte ein Bekleidungsgeschäft an und schnappte sich zielsicher einen Hoodie, der ihrem ähnelte, sowie ein Paar Jeans und neue Schuhe.


    Kara war erstaunlich schnell. Korim sondierte ihre Sachen und fragte nur:
    "Brauchst nicht mehr? Unterwäsche, Socken - Handtücher oder sowas? Ne Tasche für das Zeug? Deck dich ein. Geld spielt keine Rolle."


    Mit einem leichten Stirnrunzeln betrachtete Kara noch einmal ihre Auswahl, dann hob sie erneut die Schultern und machte sich noch einmal auf. Dieses Mal suchte sie sich einen neuen Rucksack, eine Jacke, Unterwäsche und Socken aus.


    Während sie ihre Auswahl traf, trat Korim zu den Anzügen und runzelte die Stirn. Viele davon waren ihm einfach zu klein, und die Qualität... Naja. Er suchte etwas, dann fand er ein Sakko, das halbwegs in Ordnung war und ihm passte. Das Preisschild beachtete er gar nicht. Zusätzlich dazu nahm er ein Paar Hosen vom Stapel und war gerade schon dabei, sich einfach im Geschäft die Hose zu öffnen als ihm einfiel, dass das jetzt nicht angebracht sein könnte. Er blickte hinüber zu der jungen Fee, dann verschwand er schnell in einer Kabine und kam scheinbar Augenblicke später wieder hinaus. Hatte gepasst.
    "Wenn du fertig bist, zahlen, und Bücher. Oder noch was anderes?"


    Einen Moment überlegte Kara, doch ihr fiel nichts anderes mehr ein.
    "Bücher klingt gut."


    "Na gut." Korim nahm Kara die Sachen aus der Hand und warf sie auf den Tresen, ungeduldig auf die junge Verkäuferin wartend, die gerade etwas anderes machte. Seine langen Finger trommelten auf dem Tresen, und er war leicht gereizt, als sie dann endlich ankam. Zwar sagte er nicht viel, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände, und wie viele der anderen Menschen konnte man sehen, wie sie fast schrumpfte und beinahe eingeschüchtert wirkte. Ihr fast gewispertes "Schönen Tag noch beachtete er nicht einmal, sondern kehrte mit der Tasche an die Seite seines Protegés zurück und meinte nur leicht abschätzig:
    "Gutes Personal ist immer schwer zu finden. Naja." Der Buchladen war nur wenige Geschäfte entfernt.


    "Sie kann doch nicht zwei Dinge gleichzeitig machen", erwiderte Kara etwas irritiert, während sie das Geschäft verließen und in Richtung Buchladen gingen. Ihr hatte Warten noch nie groß etwas ausgemacht, außerdem hatte ihre Mutter ihr beigebracht, dass sie nett zum Verkaufspersonal sein sollte, weil die es schon schwer genug hatten.


    Korim hob eine Augenbraue.
    "Sie sind dafür da, zu bedienen, nicht die Kunden warten zu lassen. Das ist seit Tausenden von Jahren so." Allerdings wischte er das Thema beiseite, denn nun betraten sie den Buchladen, einen ziemlich großen sogar. Er war drei stöckig, ausgestattet mit einem Café und weichen Lesesesseln. Der Blick des Vampirs ging umher.
    "Hier sind wir sicher. Ich werde mal schauen, was es neues gibt."


    Einen Moment lang wirkte es so, als wollte Kara noch etwas darauf erwidern, dann schien sie es sich jedoch anders überlegt zu haben. Der Buchladen, den sie nun betreten hatte, war da viel interessanter. Sie achtete nur am Rande darauf was der Vampir sagte und wanderte bereits in Richtung Scifi Abteilung.


    Kara konnte nicht sehen, dass der Vampir stehenblieb und ihr hinter seine Sonnenbrille nachsah. Das junge Ding war seltsam, sogar für ihn. Immerhin hatte sie sich beruhigt und betrachtete jetzt eine der interessanteren Abteilungen. Leider fand er selbst nur noch selten einmal etwas Spannendes, irgendwie hatte er das Gefühl, alles in gewisser Weise schon einmal gelesen zu haben. Trotzdem blätterte er ein wenig in den Büchern, behielt Kara aber im Auge.


    Während sie auf ein Regal zusteuerte, spielte Kara mit dem Gedanken einfach fortzulaufen, verwarf diesen jedoch. Korim würde sie sicher im Auge behalten und sie bezweifelte, dass sie schneller war als er. Ihr Blick wanderte über die Buchrücken, blieb hier und da kurz hängen, wanderte jedoch stets weiter, bis ein Titel sie inne halten ließ. "An Unkindness of Ghosts...", las sie leise und zog das Buch dann heraus, um sich das Cover und den Klappentext näher anzusehen.
    Kara? Dieses Mal zuckte Kara unwillentlich zusammen. Das Buch fiel aus ihren Händen und klatschte zu Boden. Rasch hob sie es wieder auf.
    Kara? Geht es dir gut? SIe schlug das Buch auf und tat so, als würde sie die ersten Seiten lesen.
    Ja, soweit schon, antwortete sie in ihren Gedanken. Aber ich habe keine Ahnung, was als nächstes passieren wird.
    Ihr werdet zu Celeste gehen, nehme ich an. Ja, von Celeste hatte Korim ihr erzählt.
    Du hast gesagt, ich kann Celeste vertrauen...?
    Ja, ganz bestimmt!
    Kara runzelte die Stirn. Woher weißt du das?
    Stille.
    Wer bist du? Hallo? ANTWORTE MIR!


    Der Vampir sah, dass Kara plötzlich kurz zusammenzuckte und runzelte die Stirn. Er sah keinen Grund dafür - aber gut. Nach ein paar Minuten trat er einfach neben sie und besah sich den Titel in der Hand.
    "Ganz gut, wenn auch ab und an etwas langatmig."


    Die Stimme blieb weiterhin stumm, doch dieses Mal hatte Kara das seltsame Gefühl, dass sie nicht gänzlich verschwunden war. Korim sprach sie nun an, doch Kara hörte nur mit halbem Ohr zu. Kannst du ein bisschen bei mir bleiben?"
    Erneut Stille, dann: Ja. Ich bin hier, Kara
    Erleichtert atmete Kara aus. Sie betrachtete noch einmal das Buch in ihrer Hand, dann sagte sie zu Korim: "Ich glaube ich möchte es lesen."


    Der Vampir sah sie prüfend an und nickte dann.
    "Passt schon. Sollen wir uns ins Café setzen?" Nicht, dass er dort etwas zu sich nehmen würde, aber auch er hatte nun ein Buch geschnappt, dass er länger nicht gelesen hatte .die Foundation Reihe von Asimov- und so konnte man sich auch die Zeit vertreiben.


    Kara nickte langsam. "Okay." Sie folgte ihm, das Buch fest in den Händen haltend. Im Café setzte sie sich hin und schlug das Buch erneut auf. Kannst du lesen was ich lese?
    Wenn du die Worte in deinen Gedanken formulierst, dann ja.
    Ein kleines Lächeln huschte über Karas Lippen. Sie blickte auf die erste Seite und begann dann in Gedanken vorzulesen.


    Korim bestellte der jungen Frau ohne zu fragen ein Wasser und Kuchen, er selbst ganz im Sinne der Tarnung einen Espresso. Er ließ Kara soweit in Ruhe, blätterte selbst im Buch, zog dann aber ein sichtlich altes Notizbuch und einen Stift aus der Tasche. Zeit für ein paar Aufzeichnungen, Pläne, Ideen was diese Angriffe bedeuteten, auch für ihn. Dass sie es sowieso kaum wagen würden ihn anzugreifen war klar.


    Eine ganze Weile lasen Kara und die Stimme zusammen. Das Buch war wirklich gut und so dauerte es seine Zeit, bevor Kara das erste Mal aufsah und bemerkte, dass Korim etwas für sie bestellt hatte.
    "Danke", sagte sie leise und legte das Buch kurz weg. "Was machst du da?"


    Korim hielt inne und blickte auf.
    "Aufzeichnungen. Ich versuche ein Muster zu erkennen um nachzuvollziehen was die Angriffe bedeuten. Und ein paar andere Dinge." Seine Handschrift war nicht zu entziffern, es waren auch definitiv keine lateinischen Buchstaben.
    "Du bist nicht die Einzige, die davon betroffen ist. Sie hat mir alle Namen genannt."


    "Oh." Kara hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht, dass auch noch anderen von diesen seltsamen Angriffen betroffen sein könnten.
    "Andere.. Schattenweltwesen?", fragte sie leise.


    "Ja, alle möglichen. Celestes Vision war was das anging sehr deutlich. Wir wussten nur nicht, was für eine Gefahr es ist." Der Vampir runzelte die Stirn.
    "Was mich irritiert ist, dass das ... Menschen sind, die so plötzlich Probleme bereiten." Für ihn rangierten diese eigentlich nur knapp oberhalb von Kühen, eben Nahrungsmittel. Nicht ernst zu nehmen.
    "Ein koordinierter Angriff. Das heißt, da stecken Strukturen hinter und Geld."


    Irgendwie mochte Kara nicht, wie er das Wort 'Menschen' aussprach. Schließlich war sie selbst einer - egal was Korim behaupten mochte. Sie runzelte die Stirn. "Also... also versucht jemand - oder eine Organisation - Schattenweltwesen zu töten? Oder einzufangen?" Das klang wie der Plot eines spannenden Buches, leider war es jedoch gerade ihre Lebensrealität. "Aber nur ausgewählte Personen? Wieso nicht einfach alle, die sie kriegen können?" Sie war so sehr mit nachdenken beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, wie redselig sie auf einmal war.


    Korim merkte auf. Die junge Dame war ein helles Köpfchen.
    "Ja, und ich würde zu gerne wissen, wer das macht." Jeden Einzelnen würde er auf Arten foltern, die wohl kein Mensch gesehen hatte, und anschließend bestialisch umbringen.
    "Das sind gute Fragen. Ich zumindest will Antworten. Vor allem frage ich mich, wie man Menschen dafür rekrutieren kann. Die meisten reagieren nicht unbedingt gut darauf, wenn sie von unserer Existenz erfahren."


    "Aber es gibt Menschen, die von euch wissen?", hakte Kara nun nach. Das Buch lag vergessen neben ihr.
    "Kannst du nicht herausfinden wie viele es sind, oder woher sie von den Schattenweltwesen erfahren haben?"


    "Ja, die meisten landen allerdings in der Psychiatrie. Oder werden vorher von uns getötet." Korim zuckte mit den Achseln.
    "Oder schreiben fehlinformierte Bücher, Bram Stoker, Mary Shelley zum Beispiel." Er lehnte sich zurück und verzog etwas das Gesicht,
    "Es ist nicht so einfach, sie zu finden. Ich weiß natürlich, dass es ein paar Behörden gibt, die wissen, dass es uns gibt. Aber ob sie dahinterstecken, ich kann es noch nicht sa


    "Behörden?", hakte Kara nach. "Wie das FBI oder so?"


    "Ja, in geheimen Dossiers und so weiter. Wir wissen das, einige von uns reden sogar hier und da einmal mit denen." Korim runzelte nachdenklich die Stirn.
    "Aber das wissen sie schon sehr lange. Warum sollten sie uns so attackieren?" Er machte sich eine weitere Notiz.


    "Vielleicht hat jemand Neues das Kommando übernommen", überlegte Kara laut. In Filmen lief das zumindest häufig so. "Jemand, der Schattenweltwesen nicht mag?"


    Korim betrachtete sie kurz mit einem durchaus interessierten Blick.
    "Ja, möglich. Wenn ich einmal Menschen getroffen habe, dann war es eigentlich immer so, dass sie Schattenwesen gegenüber eher hasserfüllt waren. Die haben die Begegnung normalerweise nicht überlebt. Allerdings schätze ich, dass mehr über uns etwas wissen als wir denken...."


    "Wieso denkst du das?", hakte Kara nach.


    "Es gibt durchaus kluge Menschen. Für mich sind sie zwar irrelevant und Nahrung, aber ich weiß, dass es welche mit guter Beobachtungsgabe gibt." Der Vampir lächelte etwas.
    "Ich weiß von Celeste, dass sie ab und an welche traf, die mehr wussten."


    "Hat Celeste denn eine Idee, wer dahinter stecken könnte?", wollte Kara wissen. Diese ominöse Celeste klang schließlich so, als würde sie über enorm großes Wissen verfügen.


    Der Vampir grinste breit.
    "Als ob sie mir so weit trauen würde, mir das zu verraten." Dann zuckte er mit den Achseln.
    "Ich glaube aber nicht. Ihre Visionen haben ihr nur von einer Gefahr berichtet, die einige betrifft. Was genau, wusste sie sebst nicht. Vielleicht hat sie mehr herausgefunden in der Zwischenzeit."


    Wenn sie ihm nicht vertraut, wieso hat sie ihn dann damit beauftragt, dich zu holen?, schaltete sich die Stimme nun wieder ein. Kara runzelte leicht die Stirn. Die Frage war berechtigt. Sie war sich nicht sicher, ob sie Celeste kennenlernen wollte – sie war sich nicht sicher, ob sie in das alles involviert sein wollte, doch eine Wahl hatte sie ja ohnehin nicht.
    „Wie kommen wir von hier nach New York?“, wechselte sie abrupt das Thema.


    Korim blinzelte kurz, Das war ein Sprung.
    "Am besten mit einem Auto." Er lächelte etwas.
    "Ich kann Autofahren, keine Sorge. Da können wir auch Einkäufe transportieren. Sobald es dunkel ist, ansonsten wird es unangenehm."


    Kara nickte stumm. Sie ging davon aus, dass er ein Auto klauen würde, doch im Grunde war es ihr egal. Das alles war so verrückt und sie hatte keine Ahnung, wie sie in diese Sache hineingeraten war. Nachdenklich griff sie erneut nach dem Buch, um sich in dessen Seiten zu vertiefen.


    Korim nahm sich ebenfalls fast wahllos ein Buch und überflog die Seiten, dann seufzte er und griff lieber zu den Notizen. Bücher überraschten ihn zu selten. Ab und an warf er Blicke zu seinem unerwarteten Schützling. Seltsam. Irgendwie schien er junge Frauen zu sammeln, die er beschützen musste. Kurz zog ein altbekannter Schatten, ja, beinahe Schmerz, durch ihn, dann stand er etwas abrupt auf und besorgte ihnen beiden noch Kaffee.


    Währenddessen vertiefte Kara sich in die Welt des Buches. Aster, die Hauptfigur, gefiel ihr immer besser. Gerade war sie an einer besonders spannenden Stelle, da stand Korim abrupt auf und riss sie aus dem Lesefluss. Sie sah dabei zu, wie er zwei Tassen Kaffee besorgte und eine vor ihr abstellte. Zögerlich betrachtete sie die schwarze Flüssigkeit. Ihre Mum hatte ihr noch nicht erlaubt welchen zu trinken. Sie griff nach der Tasse und führte diese zu ihrem Mund, nahm einen Schluck. Es schmeckte... bitter. Viel mehr konnte sie nicht ausmachen. Sie verzog leicht die Miene. Bäh.


    "Kein Kaffeefan?" Korim war erstaunt, zuckte dann mit den Achseln und kippte seinen hinunter. Schließlich wanderten seine Augen zu einer Uhr.
    "Komm, wenn du noch etwas haben willst, dann jetzt. Die Sonne dürfte bald untergehen." Seine Zeit.


    "Hab noch nie welchen getrunken", erwiderte sie bloß und sah sich dann kurz um. "Ich glaub, ich hab soweit alles."


    "Erstaunlich." Der Vampir kannte kaum jemanden aus dem Menschenreich, der nicht irgendwie koffeinabhängig zu sein schien heutzutage. Vielleicht war er einfach zu oft in Großstädten mittlerweile unterwegs.
    "Gut, dann lass uns losziehen." Die Sonne hinter den Schneewolken setzte tatsächlich schon zum Untergehen an, was ihn erleichterte. Es war noch einiges los in der Mall, und seine strapazierten Gedanken waren durch die laufenden Snacks und die vielen Gerüche etwas abgelenkt, so dass er kurz nicht merkte, dass er einige Schritte vor Kara ging. Er hatte langsam Hunger. Das war nicht gut. Dann blinzelte er und suchte die junge Frau, nach einigen Momenten erblickte er sie - und drei junge Männer, die gerade auf sie zutraten. Es war für seine empfindlichen Ohren zu laut um zu verstehen was sie sagten, doch er bahnte sich seinen Weg und baute sich bedrohlich hinter ihnen auf.
    "Was wollt ihr von ihr?" knurrte er.


    Auch Kara war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie die drei Männer nicht bemerkt hatte. Sie wurde ihrer erst gewahr, als diese sich direkt vor ihr aufbauten und ihr Weiterkommen verhinderten. Kara öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch keine Worte kamen hervor und der Drang fortzulaufen war erneut stark. In diesem Moment trat Korim zu der Gruppe und Kara musste gestehen, dass sie erleichtert war.


    "Ey Alter, was willst du?" Der eine Typ drehte sich zu dem Vampir um, der sie überragte und wich kurz zurück, verschränkte aber die Arme.
    "Such dir ne eigene Braut." Korim hielt sich sichtlich zurück.
    "Geht." In seiner Stimme lag eine unverhohlene Drohung.


    Verwirrt und mit wachsendem Unbehagen sah Kara die drei Männer an. Sie wollte definitiv nicht länger hier bleiben, und so machte sie sich daran, die drei zu umrunden.


    Einer der Männer machte den Fehler und ignorierte das warnende Unterbewusstsein. Er attackierte den Vampir, der fast gelangweilt den Arm abfing und den Typen blitzschnell und ohne Mühe gegen die Wand schleuderte. Die anderen beiden waren nicht so dumm und liefen davon, während ihr Kumpel jammerte, er habe sich sicher was gebrochen. Mitleidlos sah Korim auf ihn herab.
    "Selbst schuld. Komm Kara, Zeit zu gehen. Die Sonne ist gleich weg."


    Mit unbewegter Miene sah Kara kurz zwischen dem verletzten Mann und seinen fliehenden Freunden hinterher, dann wandte sie sich um und folgte Korim. "Die waren komisch."


    Korim nahm sie bei der Hand und steuerte auf den Eingang zur Tiefgarage zu.
    "Die führten nichts Gutes im Schilde. Glaub mir, ich erkenne meinesgleichen." Die Treppen führten nach unten und es roch fürchterlich. Der Vampir zog die Nase kraus.
    "Bah. Menschen stinken." Schließlich konnte er alle Autos betrachten, die abgestellt waren. Allerdings fasste er entgegen seiner Gewohnheiten keines ins Auge, das schnell, laut und böse war, sondern einen recht normalen Kombi, zwar neu, aber keineswegs auffällig. Derzeit war er tatsächlich ziemlich klar. Ohne viel Federlesens öffnete er die Fahrertür auf seine Art und von innen öffnete er dann für Kara.
    "New York, wir kommen."


    Dass er ihre Hand nahm, überraschte Kara so sehr, dass sie sie nicht einmal zurückzog. Rasch warf sie noch einen Blick zurück auf die Männer, doch von ihnen war bereits nichts mehr zu sehen und so verbannte sie sie aus ihren Gedanken. Die Tiefgarage roch, wie die meisten Tiefgaragen es nunmal taten - auch Kara verschlug es leicht den Atem. Sie ließ sich von Korim zu einem Auto führen und stieg ein, als er die Tür öffnete. Der Wagen erinnerte sie an den ihrer Eltern - mit leicht flauem Gefühl fragte sie sich, was die beiden wohl gerade machten. Gewissenhaft legte sie den Gurt an und fragte dann: "Wie lange dauert es von hier bis New York?"


    "Etwa 12 - 13 Stunden. Ich werde eher keine Pausen einlegen." Außerdem war Korim ein sehr rücksichtsloser Fahrer, der zwar fahren konnte, den aber die Verkehrsregeln mehr störten als alles andere. Einen Führerschein hatte er sowieso nie gemacht, er hatte sich einfach ans Steuer gesetzt, von Anfang an als Autos aufgekommen waren.
    "Ich versuche, dass wir da sind bevor es wieder richtig hell ist. Sonst müssen wir uns etwas einfallen lassen."


    "Alles klar." Kara kramte in ihrem Rucksack und zog ihr neues Buch hervor um noch ein wenig zu lesen. Lange Autofahrten war sie nicht wirklich gewohnt, doch so konnte sie sich zumindest etwas die Zeit vertreiben.

    Svana saß im Probenraum und übte fleißig. Schließlich würde das Schulorchester zum Midwinterfest auftreten und Svana wollte vorher alle kleinen Unsicherheiten und unsaubere Fingersätze korrigieren. Vielleicht, so musste ein kleiner Teil ihrer selbst sich eingestehen, verkroch sie sich auch in ihre Musik, um sich ein wenig von den Vorgängen im Schloss in letzter Zeit abzulenken. Irgendetwas passierte in der Welt, dieses Gefühl konnte sie nicht abschütteln. Vielleicht konnte sie vorsichtig ihre Geschwister darauf ansprechen, wenn sie sie über die Ferien sah.

    Sie beendete das letzte Stück, markierte sich noch eine Stelle, auf die sie besonders achten musste und schloss ihre Notenmappe dann für’s erste. Es war schon spät und der Himmel draußen verdunkelte sich auch zunehmend. Vielleicht würde sie noch einen kurzen Spaziergang machen und sich dann mit einem guten Buch zurückziehen. Schnell hatte sie ihre Mandoline weg gebracht und sich ihren Mantel, Mütze, Handschuhe und Schal geholt und machte sich auf den Weg nach draußen.

    Alianas Hand riss sie aus der Panikspirale, in die sie immer tiefer gefallen war. Max blinzelte, atmete noch einmal tief ein und aus und nickte dann leicht. Hoffentlich hatte Aliana recht und es gab dort wirklich nur noch ein paar Spinnen. Hoffentlich war diese ganze Sache bald vergessen…

    Na gut, die Idee einer Vorstellungsrunde war nicht ganz so gut angekommen, aber das hätte Vica sich schon fast denken können. Es war ja auch eine wirklich bizarre Situation, in der sie sich nun befanden. Immerhin waren die hier Anwesenden, laut dem Schreiben, welches sie alle erhalten hatten, irgendwann in ihrem Leben in einer so lebensbedrohlichen Situation gewesen, dass ihre Angehörigen sich an die Aion-Stiftung gewendet hatten.

    Interessiert hörte Vica denen zu, die auf ihren Vorschlag eingegangen waren und sich vorgestellt hatten. Den anderen nahm sie ihr Schweigen nicht übel. Entweder würden sie später noch gesprächiger werden, oder sie waren an solchen Dingen einfach nicht interessiert.

    „Also ich bin Vica“, stellte sie sich schließlich noch einmal vor. „Und das hier ist Mori.“ Dieser hatte sich mittlerweile unter ihren Stuhl gelegt. „Ihr müsst keine Angst vor ihm haben, er ist ein ganz lieber, aber hier im Haus werde ich ihn an der Leine behalten, damit sich alle wohlfühlen.“ Sie sah Sina dabei nicht direkt an, damit sie sich nicht bloßgestellt fühlte.

    „Ich arbeite in einem Tattoo-Studio in Dortmund.“

    Sie wollte noch mehr sagen, doch in diesem Moment ging die Tür erneut auf und ein Mann trat ein. Vica erschrak innerlich, denn im ersten Moment hätte sie Kaspar Greifenbach fast nicht erkannt. Als sie ihn das erste Mal als Jugendliche getroffen hatte, hatte sie ihn in etwa auf Anfang 30 eingeschätzt. Natürlich waren die 12 Jahre, die seither vergangen waren, nicht spurlos an ihm vorbeigezogen, doch der Mann, der das Speisezimmer nun betrat, wirkte näher an der 60 als an der 40. Zwar war er immer noch hochgewachsen und hielt sich gerade, doch sein Gesicht war bereits von tiefen Falten gezeichnet und sein dunkles, gut kinnlanges Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Hatten die letzten Jahre ihn derart mitgenommen? War er vielleicht selbst erkrankt und hatte deswegen dieses Treffen arrangiert?

    Greifenbach blickte warmherzig in die Runde und blieb hinter einem Stuhl am Kopfende des Tisches stehen.

    „Meine lieben Gäste“, begann er und Vica stellte erleichtert fest, dass sich zumindest seine kraftvolle, warme Stimme nicht geändert hatte. „Es freut mich so sehr, Sie alle hier zu sehen. Bitte entschuldigen Sie die Verspätung, ich musste mich noch um geschäftliche Dinge kümmern, doch es war mir ein großes Anliegen, Sie alle zu begrüßen und ein paar Worte an Sie zu richten, bevor das Essen serviert wird.“ Sein Blick wanderte über alle Anwesenden, wohlwollend und warmherzig, wie ein Vater, der auf seine Kinder blickte.

    Oder…?

    Vica konnte es nicht in Worte fassen, doch da lag etwas in seinen Augen, fast schon etwas verzweifeltes. Nein, mit Sicherheit bildete sie es sich ein. Greifenbachs Blick blieb nun auf Sina hängen, nur für einen kurzen Moment. Es wirkte, als würde er kurz ins Straucheln kommen, doch dann sprach er weiter, als wäre nichts gewesen und lächelte erneut in die Runde:

    „Sie alle wissen natürlich, wie sehr mir die Aion-Stiftung und all jene, die ihre Dienste in Anspruch genommen haben, am Herzen liegt. Es schmerzt mich daran zu denken, dass die meisten Begünstigten der Stiftung nicht mehr unter uns weilen. Daher möchte ich Sie kurz bitten, mit mir gemeinsam eine Schweigeminute für all diese armen Seelen zu halten.“ Er senkte das Haupt und blickte auf seine ineinander verschränkten Hände.

    Auch Vica sah nun in ihren Schoß hinab. Wieder einmal wurde ihr bewusst, was für ein großes Glück sie in ihrer Jugend gehabt hatte. Dieser Gedanke hätte sie vor wenigen Jahren noch in Panik versetzt, mittlerweile konnte sie dabei jedoch einfach Dankbarkeit verspüren.

    Nach einer Minute hob Greifenbach den Kopf und sprach weiter:

    „Ich danke Ihnen. Dies war einer der Gründe, wieso ich sie dieses Wochenende zu mir eingeladen habe. Um die Erfolge der Stiftung und damit auch Ihr Leben zu feiern und zu hören, wie es Ihnen ergangen ist. Aber vor allem möchte ich, dass sie dieses Wochenende genießen können. Sehen Sie es als einen wohlverdienten Kurzurlaub an.“ Er lächelte erneut in die Runde, klatschte dann einmal in die Hände und zog den Stuhl hervor, um sich zu setzen. „Nun wollen wir aber mit dem Essen beginnen. Sicherlich haben Sie alle Hunger.“

    Wie als hätten sie nur darauf gewartet, betraten nun mehrere Bedienstete das Speisezimmer und servierten das Essen auf mehreren Silbernen Platten. Über Fleisch und Fisch bis hin zu vegetarischen und veganen Speisen war alles dabei, wie Vica begeistert feststellte. Sie ließ sich ein veganes Curry servieren, lehnte jedoch dankend ab, als ihr Wein angeboten wurde. Ihr Magen knurrte, doch sie wartete, bis alle etwas hatten, bevor sie anfing zu essen.


    __

    OOC: Wuhu, es geht weiter x)

    Ich bemühe mich darum demnächst mal wieder zu schreiben, RL ist im Moment auch sehr fordernd :D

    Fara lebt noch :D Da kann ich ja tatsächlich demnächst mal wieder mit CvE anfangen.

    Nur schade das Don schon seit nem Monat spurlos verschwunden ist, da bleibt der coop aktuell auch liegen und Messenger kann nicht weitermachen :(

    Na klar, Spartan :D ich bin zwar in letzter Zeit nicht mehr oft im IRC, aber ich schaue eigtl noch jeden Tag ins Board =) bin im Moment nur nicht oft im richtigen headspace um zu schreiben

    Tan und Liana (Koop Fara und Spartan)


    Sie entfernte sich vom Lager, weit genug weg, damit die anderen sie weder hören noch sehen konnten. Als sie sicher war, dass sie außer Hörweite waren, warf sie die Arme in die Luft und drehte sich zu Tan um. "Gar nichts ist in Ordnung! Das geht schon mein ganzes Leben so - 'Liana tu dies, Liana tu das, Liana sag schon, Liana zier dich nicht so, Liana, Liana, Liana' ... kann mich einmal jemand nicht wie eine Prinzessin behandeln?! Und hey, das ist noch gar nicht das beste, offenbar verwandel ich mich auch noch in einen Wolf und hab das gar nicht unter Kontrolle - ist ja halb so wild, wenn ich vielleicht wen anfalle, der mir was bedeutet. Aber hauptsache irgendein Totenbeschwörer und seine Meute ist hinter mir her, als ob ich nicht schon genug um die Ohren habe." Sie hielt inne und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.


    "Liana..." Tan war mehr als ein wenig überrumpelt und gleichzeitig eröffnete sich hier eine Seite der Prinzessin vor ihm, die er bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bedacht hatte. Er hob eine Hand, zögerte sichtlich und legte sie Liana dann auf die Schulter. "Es tut mir Leid", sagte er leise. "Das ist einfach nicht gerecht. Nichts von dem, was in letzter Zeit passiert ist, ist gerecht." Er dachte an den Angriff des Dämons, an ihre nächtliche Flucht aus der Stadt, an den Totenbeschwörer und ihre Suche nach Liana, an die Treue-Rune, die sich auf Kivs Hand verewigt hatte. "Ich weiß nicht, wieso du dich in einen Wolf verwandelst, oder wieso Kalior hinter dir her ist, aber ich versichere dir: Du bist damit nicht allein gelassen." Er blickte kurz zurück zu den anderen, dann erneut zu Liana. "Wir sind hier, um dir zu helfen. Ich kann mir nur vorstellen, wie gruselig das alles für dich sein muss..." Kurz überlegte er. "Aber wenn wir es schaffen sollten, dass du deine Wolfsform kontrollieren kannst, dann könntest du dich viel besser gegen Kalior verteidigen und müsstest keine Angst haben, dass du uns schaden könntest. Was meinst du?"


    Sie atmete aus und nickte dann langsam. Die Berührung tat ihr gut, auch wenn sie ein wenig distanziert wirkte. Tan wusste womöglich selbst nicht genau, wie er mit ihr umgehen sollte aber er zeigte zumindest weitaus mehr Einfühlungsvermögen als Meleas. "Das wäre natürlich schön, aber ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht mal, wieso mir das passiert." Das war zwar keine Lüge, aber es gab da immer noch etwas, dem sie bisher gekonnt aus dem Weg gegangen war. Etwas, das vielleicht eine Antwort geben könnte.

    "Ich...." Sie zögerte. Sollte sie ihm das wirklich erzählen? Sie biss sich auf die Lippe und sah dann Tan in die Augen. "Ich glaube, ich habe Lyrianos schon einmal gesehen. Vor dem Angriff in Elyria."


    "Wie meinst du das?", hakte Tan nach. "Hast du ihn in der Stadt gesehen... oder in einer Vision?"


    "Es war... in einer Art Traum. Es waren Träume, in denen ich das Gefühl hatte, ich wäre irgendwie... anders. Nicht ich in meinem Körper - aber immer noch Ich. Ich glaube es war so, dass ich in diesen Träumen ein Wolf war. Aber seit ich weiß, dass ich tatsächlich ein Gestaltwandler bin, weiß ich nicht mehr, was davon Traum und was möglicherweise sogar Realität war." Sie schloss die Augen und versuchte sich die Bilder wieder ins Gedächtnis zu rufen. "Mir begegnete dort ein Mensch und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Lyrianos war. Als ich bei Loreén aufgewacht war, war es genau dieses Gesicht, dass ich aus meinen Träumen kannte. Er schien mir schon im Traum merkwürdig vertraut - als ob er sich um mich kümmern würde." Sie sah ihn wieder an und ihr Gesichtsausdruck wirkte ein wenig verloren. "Tan, was hat das zu bedeuten? War das die Zukunft? Oder die Vergangenheit? Oder doch nur ein Traum?"


    "Ich..." Tan dachte sichtlich nach. "Ich weiß es nicht, Liana. Es klingt so... nun ja, es klingt so, als hättest du vielleicht schon vor deiner Begegnung mit Kalior eine Verbindung zu Navari aufgebaut, doch wie das sein kann, erschließt sich mir nicht." Er runzelte die Stirn. "Ich glaube nicht, dass es ein bloßer Traum ist - so etwas ist nie bloß ein simpler Traum." Dabei musste er kurz an den wiederkehrenden Traum denken, von dem seine Schwester gesprochen hatte. Er schüttelte den Kopf und sah Liana dann an. "Vielleicht... solltest du einmal mit Lyrianos darüber reden? Vielleicht kann er dir auch noch mehr über Gestaltwandlung erzählen."


    Sie verzog das Gesicht und dachte nach. Sie wusste, Lyrianos zu fragen wäre wohl am einfachsten gewesen. Bisher hatte sie den Kontakt zu ihm aber gemieden. Sie konnte seine Rolle in all dem noch überhaupt nicht einschätzen. "Das muss ich wohl... aber - versprich mir einfach, dass du mir erzählst, wenn dir etwas bei ihm auffällt, ja?"


    Dass Liana nicht unbedingt mit Lyrianos sprechen wollte, hatte Tan bereits auf ihrer gemeinsamen Wanderung durch den Wald gemerkt, nun konnte er diesen Widerwillen sogar verstehen. Was für ein Schock es für Liana gewesen sein musste, dieses Gesicht aus ihren Träumen plötzlich in der realen Welt vor sich zu haben. Nichtsdestotrotz hielt er dieses Gespräch für den besten Weg, um Antworten zu erhalten. Bei der Bitte der Prinzessin blinzelte er kurz verwundert, nickte dann jedoch. "Natürlich, Liana." Er überlegte kurz. "Was mir bisher aufgefallen ist: Er scheint sehr viel über unser Volk und unsere Geschichte zu kennen. Er beherrscht Formen von Magie, von denen ich zuvor noch nie gehört habe, die aber seiner Aussage nach unseren Ältesten bekannt sein müssten. Und natürlich ist er mit Loreén bekannt und hat uns überhaupt erst von ihrer Existenz berichtet." Er hob die Schultern. "Ich kenne mich mit dem Menschenvolk nicht aus, nicht im geringsten, doch trotzdem scheint er... sonderbar zu sein. Älter, als seine Jahre vermuten lassen."


    Sie zögerte merklich mit einer Antwort. "Hältst du es für möglich, dass er.... naja glaubst du, er hat etwas mit dem Angriff zu tun?" Sie wusste, dass es gefährlich wäre, jemanden vorzuverurteilen. "Ich mein, dieses Ding in Elyria ist am selben Abend aufgetaucht, als diese Träume bei mir anfingen."


    "Was?" Daran hatte Tan noch gar nicht gedacht und seine erste Reaktion war es, diese Möglichkeit sofort abzutun. "Lyrianos war sofort zur Stelle, als wir von Kalior angegriffen wurden...", überlegte er laut. "Aber das lag daran, dass er Kalior durch den Wald verfolgt hat." Nachdenklich strich er sich durchs Haar. "Vielleicht ist es ja aber auch umgekehrt. Vielleicht ist der Dämon nicht erschienen, weil die Träume anfingen, vielleicht fingen die Träume an, weil der Dämon erscheinen würde?" Er hob die Schultern. "Oder es ist ein großer Zufall. Um ehrlich zu sein, bin ich da überfragt."


    Liana schien nachdenklich, ihr Blick ging durch Tan hindurch, wie in weite Ferne. "Ich glaube nicht an Zufälle....", sagte sie leise, bis sie Tan wieder ansah. Sie ließ die Schultern hängen und schloss die Augen. In diesem Moment wirkte sie sehr erschöpft, als würde eine Last auf ihr ruhen, die sie schon lange mit sich rumträgt. "Es macht mich fertig, Tan, ständig nur im Dunkeln zu tappen, hilflos und unfähig, mich denen zu stellen, die hinter mir her sind. Ich will endlich Antworten."


    Auf einmal wirkte Liana so... müde, So unendlich ermüdet von all dem, was in letzter Zeit geschehen war. Tan trat einen Schritt auf sie zu. "Es tut mir Leid, Liana. Wirklich. Ich wünschte ich könnte mehr tun, um dir zu helfen." Im Moment fühlte er sich ziemlich nutzlos, trotzdem bot er ihr nun eine Umarmung an. "Vielleicht ist es wirklich ratsam mit Lyrianos zu sprechen."


    Sie nickte träge und nahm dann die Ummarmung dankend an. Sie wusste, Tan würde ihr nicht alles beantworten können aber das musste er auch nicht. Eigentlich war genau diese Form, Verständnis zu zeigen, alles was sie gerade nötig hatte. Er schien sich auch wirklich Gedanken um sie zu machen - das war etwas, dass sie nicht hoch genug schätzen konnte. Sie fügte ein leises "Danke." hinzu, bevor sie sich langsam von ihm löste und ihn anlächelte. "Es tut mir übrigens unheimlich gut, dass du mich nicht mehr 'Prinzessin' nennst."


    „Oh glaub mir, das ist mir schwer genug gefallen“, erwiderte Tan, lächelte dabei jedoch leicht. Ein Teil von ihm konnte immer noch nicht glauben, wie vertraut er hier mit der Prinzessin seines Volkes sprach. Er nickte zurück zu dem behelfsmäßigen Lager. „Vielleicht sollten wir zu den anderen zurückgehen.“


    Sie zögerte kurz, als ob sie ihm noch etwas sagen wollte. Dann nickte sie nur zustimmend. "Ja, du hast Recht. Geh´n wir."

    Ich kann Nachlesen auch immer empfehlen, mache ich fast jedes Mal bevor ich was neues poste (außer es ist gerade Posting Spree :D) - ich kopiere mir meistens die letzten ~5-10 Posts in ein Word Dokument und lese sie nochmal (kann in Word besser lesen als im Forum) und schreibe dann auch im Word den neuen Post, weil mir das schon zu oft passiert ist, dass was verloren ging >_>

    Procrastination here I come :D


    Wie heißt du wirklich ?
    Franzi (große Überraschung)


    Wie viele Jahre hast du schon auf dem Buckel ?
    26


    Welches Land / welche Region kannst du dein zuhause nennen ?
    Ich komme aus dem wunderschönen Ruhrpott =)


    Was sind deine Hobbies -- neben dem Rollenspiel natürlich ?
    Lesen, Filme schauen, Lesen, Schreiben und über das Schreiben Tagträumen, Lesen, meinen Hund knuddeln, Musizieren und Lesen


    Wie bist du zum Rollenspiel gekommen ? Speziell auf das OBoard bezogen, aber auch allgemein ?
    Also geschrieben bzw. Geschichten ausgedacht habe ich irgendwie schon immer. Rollenspiele haben mich zuerst als Computer-/Videospiele fasziniert, wo ich mir auch häufig Ergänzungen zu den Stories ausgedacht und eigene Charaktere eingefügt habe. Der ASP war aber meine erste Berührung mit Foren-RPGs. Ich wurde damals von Forke dazu eingeladen, wir haben uns über ein WoW Forum kennengelernt und es hat etwas gedauert, bis er mich dazu überredet hat mal ins Board zu schauen (man bin ich froh, dass ich mich habe überreden lassen!)


    WelcheArten von Rollenspiel betreibst du ? "Nur" Foren-RP, oder auch Pen'n'Paper / Tabletop ? Oder gehörst du gar zu den LARPern ?
    Hauptsächlich Foren-RPGs, aber ich habe auch eine Zeit lang DSA gespielt; ist leider eingeschlafen, weil es zu schwierig wurde Termine zu finden


    Was sind deine liebsten Genres ?
    Zum Schreiben definitiv Fantasy, wobei ich mich langsam auch ein bisschen an SciFi rantaste; Neuzeit/Urban Fantasy und Dystopien finde ich auch super!
    Was das Lesen angeht bevorzuge ich zur Zeit definitiv SciFi, wobei ich auch total gerne sogenannte 'literary fiction' lese.


    Angenommen, es gäbe so etwas wie einen roten Faden, der sich durch alle deine Charaktere zieht: Welcher wäre das ? Magst du einfach bestimmte Archetypen oder handelt es sich bei all deinen Chars um Subjekte ewiger Qualen, die daran aber auch nicht minder schuld sind ?
    Ich spiele überproportional viele Frauen und mittlerweile fast nur noch queere Charaktere. Viele meiner Charaktere sind moralisch eher als 'gut' einzustufen, wobei ich auch gerne Graustufen einbaue und ab und an schlicht böse Chars spiele (*hust* Nemo *hust*).


    Schreibst du tendenziell eher lange oder kurze Posts ?
    Momentan sind meine Posts, mit Ausnahme von SLs, leider eher kurz, was auch an mangelnder Zeit und Energie liegt


    Schaust du nur ab und zu rein oder könnte man dich guten Gewissens zu den Süchtigen rechnen, die in ständiger Gefahr von Entzugserscheinungen schweben ?
    Meine Aktivität im ASP ist defintiv gesunken, was ich selbst ziemlich doof finde, trotzdem schaue ich immer noch regelmäßig vorbei


    Wie bist du zu deinem Nick gekommen
    Auch bei meinem Nick war Halo involviert :D Das haben meine Brüder und ich nämlich ziemlich gesuchtet als es rauskam. Wir saßen immer zu dritt vorm Fernseher und haben gegeneinander gezockt, wobei ich lange Zeit mit dem Account eines Freundes meiner Brüder gespielt habe. Irgendwann meinte mein ältester Bruder dann, er würde mir einen eigenen Account anlegen, wollte 'Franzi' eingeben und hat ausversehen 'Faranzi' geschrieben. Seitdem ist das mein Nick - als ich in den RPG Chat kam wurde er auf Fara abgekürzt, ich meine das war Katas Idee :D


    Seit wann bist du im Abenteuerspielplatz dabei?
    Seit Winter 2009 meine ich, mein erstes RPG war Der Kreis der Wächter von Forke.


    An welchen Rps, mit welchen chars, bist du aktuell beteiligt?
    Soweit ich das sehe, bin ich an allen derzeit aktiven RPGs beteiligt =)

    Finde die Idee gut :) Wir müssen dann nur überlegen wie das genau aussehen/funktionieren soll - bei der derzeitigen Aktivität im ASP kann man ja locker einen Kommentar-Thread für alle RPGs zusammen machen, aber falls alles wieder etwas aktiver werden sollte, wär es zwecks Übersichtlichkeit etc vlt besser einzelne Kommentar-Threads anzulegen?

    Wahre Schurken - Fortsetzung - Koop Kraken (Cass) und Nemo (Fara)


    Nachdem Kraken gegangen war, trat Solène aus dem Schatten hervor.
    „Mademoiselle.“
    „Ah, schau nicht so, ma petite“, sagte Nemo amüsiert und ließ sich auf das Sofa vor dem Fernseher sinken. Auf dem großen Bildschirm wurden immer noch stumme Bilder der Arena gezeigt. Solènes mehr als zweifelnder Blick blieb jedoch bestehen, während sie einen kleinen Schritt vortrat.
    „Mademoiselle, denken Sie nicht…“
    „Solène“, unterbrach Nemo sie scharf. Unter ihrem Blick wich die Rothaarige sogleich zurück. Ein Lächeln zeichnete sich auf Nemos Lippen ab und sie klopfte auf den freien Platz neben sich.
    „Ne t’en fais pas, petite. Komm her.“
    Vorsichtig näherte Solène sich und ließ sich schließlich ebenfalls auf dem Sofa nieder, ihr Blick wie gebannt auf Nemo gerichtet, während sie es gleichzeitig kaum wagte ihr in die Augen zu sehen. Nemo hob eine Hand und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
    „Hast du dir Sorgen um mich gemacht?“
    Solène nickte kaum merklich.
    „Oui.“
    „Dabei befand ich mich heute in der besten Gesellschaft.“
    Nemos Hand ruhte immer noch an Solènes Gesicht. Diese wirkte, als wolle sie etwas sagen, brachte jedoch keinen Ton hervor.
    „Aber darum geht es dir, nicht wahr?“, fragte Nemo leise. Ihre Finger wanderten unter Solènes Kinn und hoben es leicht an. „Bist du eifersüchtig, petite?“
    Solène wagte es nicht länger ihrem Blick auszuweichen.
    „Oui.“
    „Ah.“ Nemos Augen blitzten auf. „Das hatten wir doch schon einmal. Nun, diesen hier darfst du nicht umbringen.“ Nicht, dass sie das gekonnt hätte. Sie ließ Solène los und stand auf. Hastig kam auch die Rothaarige auf die Füße.
    „Wir werden länger bleiben, als geplant, Solène“, sagte Nemo nun, während sie auf den Balkon zurückging um sich ein weiteres Glas Wein einzuschenken.
    „Uns erwarten aufregende Zeiten.“


    Die nächsten zwei Tage verbrachte sie vor allem damit ihre Maske zu tragen. Perséphone war zu verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen Anlässen eingeladen. Diese Scharade war für sie momentan jedoch nur mäßig amüsant – ihr Stand der Sinn nach einer anderen Art von Vergnügen. Und tatsächlich musste sie nicht lange warten, bis die erste Nachricht auf dem Pad, welches Maniac ihr hatte zukommen lassen, erschien. Nemo grinste als sie den Text las und sich die dazugehörige Datei ansah. Dann kontaktierte sie Kraken, um mit ihm einen Treffpunkt auszumachen.


    Kraken war direkt nach Hause gefahren, herumtrödeln lag ihm nicht. Er hatte noch ein paar Dinge zu tun, die liegen geblieben waren, beispielsweise Putzen. Abgesehen davon musste er wieder etwas für seine bürgerliche Identität machen. Auch wenn es ihm eigentlich egal war, so war es eine Notwendigkeit und zumindest in Teilen interessant. Daheim angekommen, überprüfte der junge Mann alles. Dieses Mal war niemand hier gewesen. Dennoch nahm er sein akkurat gelagertes Putzzeug, Hygienereiniger, Lappen, Eimer und so weiter um gründlichst zu putzen. In der Zeit, in der er das tat, malte er sich einige neue Experimente aus. Da waren ein paar Kommilitonen, die seiner Ansicht nach gute Studienobjekte waren. Tatsächlich malte er sich derzeit ein gewisses SAW Szenario aus, ob Nemo das wohl mit ansehen würde? Außerdem gab es einen Professor, der eindeutig zu schlampig war. Hmm.


    Die folgenden Tage verbrachte er als sein alter Ego damit, sein Studium etwas anzutreiben. Natürlich war das alles weit unter dem was ihm zustand, doch es war seine Tarnung und so kam er vermehrt an seine Opfer. Er schrieb zwei kleinere Arbeiten und besuchte einige Vorlesungen, die er nicht immer sah. Aber er war auch nicht dumm. Im Gegenteil, er war selbstverständlich hochintelligent, weswegen er keine großen Probleme hatte, mitzukommen. Wenn ihn jemand genau betrachtete, fiel vielleicht auf, dass er manchmal etwas seltsam auftrat, doch im Großen und Ganzen gab es keinerlei Probleme, und seine Kommilitonen redeten genauso normal mit ihm wie mit anderen auch. Dass er sie oft ansah, lächeln, und sich in Gedanken überlegte wie er diese am besten folterte konnte niemand ahnen.


    Auch dachte er an Nemo. Er hatte etwas gegoogelt und es gefiel ihm außerordentlich gut, was er sah. Eine solche Frau hatte er noch nie getroffen. Angel war viel zu gewöhnlich und viel zu emotional. Und sie stand auf seiner Liste. Aber Nemo... Fantastisch. Eine Blutspur zog sich durch ihr Leben, die an seine herankam.
    Umso freudiger las er die Nachricht Maniacs und schließlich Nemos. Ja, es wurde wieder Zeit. Nur planen war langweilig.
    Wie wäre es mit einem guten, verschwiegenen Restaurant? Maniacs Hauptquartier halte ich nicht für angemessen."


    Da kenne ich genau den richtigen Ort. schrieb sie zurück und nannte ihm den Namen und eine Uhrzeit.
    Wenige Stunden später machte sie sich auf den Weg. Sie würde als Perséphone zu dem Treffen erscheinen. Kurz hatte sie darüber nachgedacht, sich dafür eine vollkommen neue Identität zu überlegen, doch es amüsierte sie zu sehr in dieser Maske unterwegs zu sein.
    Solène, die am Steuer saß, wirkte alles andere als erfreut über das Treffen, was Nemo jedoch nur noch mehr Vergnügen bereitete. Am Restaurant angekommen stieg Solène hastig aus und öffnete ihrer Herrin die Tür.
    "Mademoiselle, soll ich..."
    "Warte am Wagen, Solène", befahl Nemo schlicht. Während die Rothaarige wieder ins Auto stieg und losfuhr, betrat sie das Restaurant und ließ sich an ihren Tisch führen.


    Kraken hatte sich tatsächlich schick gemacht und trug einen eleganten dunklen Anzug, der seine Eisaugen gut zur Geltung brachte. Natürlich war er schon vor Nemo anwesend und lächelte tatsächlich, als er sie erblickte. Sehr gut. Anerkennend neigte er leicht den Kopf.
    "Eine gute Wahl hast du getroffen." Natürlich bereitete er ihr den Stuhl und setzte sich nach ihr hin.
    "Welchen Wein bevorzugst du?"


    „Bien sûr“, erwiderte Nemo. Ihr Geschmack stand schließlich nicht zur Debatte. Sie hatte ihren Mantel bereits am Eingang abgelegt. Darunter trug sie ein Abendkleid aus blauer Seide, welches ihre Arme frei ließ. Von den zahlreichen schwarzen Tätowierungen, die ihren Körper zwei Tage zuvor noch geschmückt hatten, war nun nichts mehr zu sehen. Sie trag eine Weinauswahl und lehnte sich dann etwas zurück, um ihn zu betrachten.
    „Du siehst gut aus, amour. Was hast du die letzten Tage getrieben?“


    "Merci." Sein Französisch würde er aufpolieren.
    "Oh..." Sein Lächeln bekam etwas Unheilvolles.
    "Geplant, meine Liebe. Mit meiner näheren Umgebung. So viel Potential für eine Menge Unterhaltung."


    "Ah." Nun lehnte sie sich vor und stützte den Kopf auf die ineinander gefalteten Hände, ein unheilvolles Glimmen in den Augen.
    "Erzähl mir mehr."


    "Studienobjekte jungen Alters. So Anfang 20. In eine ausweglose Situation gebracht." Der junge Mann strich leicht mit dem Finger über die Tischdecke, als würde er ein Messer führen.
    "Ich habe eine Menge Ideen, wie man dies durchführt. Natürlich am Ende mit persönlichem Genuss."


    Ein Lächeln zeichnete sich auf Nemos Lippen ab.
    "Oh, das würde ich nur zu gerne sehen. Aber zunächst haben wir noch andere Pläne zu schmieden, non?"


    "Oui." Gut, Nemo war dabei, er wusste es doch, dass sie gemeinsam die besten Unternehmungen haben konnten. Nun trat ein Kellner zu ihnen und nahm ihre Bestellung für Essen und Wein auf. Während der junge Mann als Vorspeise Tartar bestellte und als Hauptspeise ein Steak Englisch, angelte er bereits nach einer unauffällig aussehenden Mappe mit allen Details zum neuen Ziel. Es war ja ein Arbeitsessen.
    "Es ist unter Umständen nicht ganz leicht."


    Nemo bestellte ebenfalls und betrachtete dann die Mappe.
    "Ah oui? Ich habe mir schon gedacht, dass es etwas kniffliger werden könnte."


    "Er weiß genau, was kommen soll. Ein alter Freund unseres werten Gastgebers. Daher rechnet er mit mir." Der Wein wurde gebracht. Kraken probierte seinen kurz, nickte dann und bekam das Glas gefüllt, Nemo ebenso.
    "Mit mir wird er rechnen. Aber nicht mit dir. Allerdings ist er ein Fuchs, sehr intelligent und sehr erfahren."


    "Klingt nach der perfekten Gelegenheit für ein Spielchen", überlegte Nemo und nahm einen Schluck Wein. Natürlich wusste sie, dass es unklug war ihr Ziel zu unterschätzen, doch das versprach einfach zu viel Spaß.
    "Wo hält er sich im Moment auf?"


    Manchmal schien Nemo fast seine Gedanken zu lesen. Großartig.
    "Derzeit im Hotel, ich nehme an, dass er sich zu seiner Frau absetzen will und dann untertauchen." Die Vorspeisen wurde gebracht. Kraken porbierte ein wenig.
    "Hm, sehr gut. Auf jeden Fall sollten wir bald zusehen."


    „D’accord.“ Nicht dass Nemo etwas gegen ein verlängertes Katz-und-Maus-Spiel hatte, doch sie wollte keine Gelegenheit für weiteren Spaß verpassen.
    „Hmm, also wie gehen wir’s an? Ich locke ihn aus seiner Deckung heraus, sorge dafür, dass er seinen Schutz vernachlässigt?“


    "Er hat eine große Schwachstelle - seine Frau. Ich denke nicht, dass er weiß, dass ich sie kenne." Kraken lächelte auf seine ihm so eigene emotionslose und doch gefährliche Art.
    "Ich bin mir sicher, dass sie dich unbedingt kennenlernen möchte."


    Bei diesen Worten blitzten Nemos Augen unheilvoll auf.
    „Ich mag die Art wie du denkst, amour.“ In ihrem Kopf ging sie bereits einige Ideen für das weitere Vorgehen durch.
    „Wann fangen wir an?“


    Dieses gegenseitige Verständnis ohne reden zu müssen war Neuland für Kraken. Nemo hatte dasselbe im Sinn wie er. Sehr gut.
    "Ich würde nicht mehr lange warten. Ein Profi wie er wird sich beeilen. Unter Umständen würde ich sogar schon heute Abend und der Nacht loslegen."


    Das war Musik in Nemos Ohren.
    "Merveilleux. Ich habe heute nichts mehr vor - und es gibt keine schönere Art die Nacht zu verbringen als mit einer Jagd."


    "Wunderbar." Kraken prostete ihr zu.
    "Dann lass uns das Essen genießen und dann zur Tat schreiten."


    Schließlich verließen sie das Restaurant und Nemo ließ ihren Wagen vorfahren.
    "Ich muss mich nur kurz umziehen, amour. Wo soll ich dich treffen?", fragte sie nonchalant, als würden sie gerade wirklich nur die Pläne für den weiteren Abend besprechen und nicht mehrfachen Mord. Solène, die ausgestiegen war um Nemo die Tür zu öffnen, blickte Kraken derweil mit versteinertem Blick an.


    Kraken war dem Blick gegenüber völlig unempfindlich, tatsächlich sah er nur kurz zu Solène und vergaß sie praktisch gleich wieder. Ihm war sie egal.
    "Um 23 Uhr am Museum. Dort ist dann niemand. Ich komme mit dem Auto." Sein Lächeln war geradezu diabolisch.
    "Ich freue mich bereits, Werteste. Die Vorbereitungen treffe ich. Lies nur die Akte, damit du alle Stärken und Schwächen kennst, den Aufenthaltsort werde ich suchen." Tatsächlich hatte er schon eine recht gute Idee, wo er den Tiger finden würde.
    "Ich werde mich ebenfalls umziehen."


    "Die Freude ist ganz meinerseits, amour." Nemo stieg ins Auto. "A bientôt."
    Solène schloss die Tür, warf Kraken noch einen letzten Blick zu und ging dann um das Auto herum, um auf der Fahrerseite einzusteigen. Sie sagte die ganze Fahrt über kein Wort, auch wenn sie es gerne wollte, das konnte Nemo sehen.
    Zurück im Hotel zog sie sich einen ihrer weißen Anzüge an, überprüfte noch einmal ihre Messer und las sich erneut das Dossier zu Tiger durch.
    Kurz vor 23 Uhr hielt ihr Wagen in der nähe des Museums an.
    "Fahr zurück zum Hotel, Solène. Ich benötige dich für's Erste nicht mehr."
    Erneut wirkte Solène als wolle sie widersprechen, doch sie wusste es besser und fuhr wortlos davon. Nemo ging das kurze Stück zum Museum zu Fuß, ihre Melodie summend. Das würde eine spannende Nacht werden.


    Die Fahrt heim ging schnell, um diese Zeit waren die Straßen frei. Kurz betrachtete er sich im Spiegel. Alles perfekt, wie es sein sollte. Sein Handgelenk konnte er gut verbergen, und das brauchte er auch nicht um jemanden zu jagen. Insbesondere in Begleitung.Er zog einen seiner noch sauberen Kostüme an, einen Mantel darüber, und die Maske darunter. Man kannte ihn hier als einen ruhigen Studenten, den man selten sah, kein Nachbar hatte ihn je belästigt. Es waren ja auch Eigentumswohnungen und daher war das Zusammensein dankenswerterweise auf ein Minimum beschränkt. Pünktlich um zehn vor 11 am Abend parkte er sich ein und stieg aus, um zu warten. Natürlich war Nemo ebenso pünktlich. Ihr weißer Anzug hob sich gegen die kühle Dunkelheit ab.
    "Guten Abend zum zweiten, möge der Spaß beginnen." Er hielt ihr die Beifahrertür auf.
    "Er ist derzeit in einem Hotel am Stadtrand. Aber ich habe auch seine Privatadresse, wo seine Frau lebt, das ist allerdings weiter weg. Lass uns nachsehen, ob er noch hier ist oder auf dem Weg." Er stieg ein und startete den Motor.
    "Ich habe mit ein paar Ressourcen von Maniac ausgeborgt und Zugriff auf diverse Kameras der Stadt."


    Nemo ließ sich auf den Beifahrersitz sinken, die Vorfreude stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    "Ah, äußerst praktisch." Eine Jagd von diesem Ausmaß hatte sie bisher noch nicht genossen.
    "Wenn er schlau ist, dann hat er sich bereits abgesetzt. Nicht, dass ihm das viel nützen würde..."


    "Natürlich nicht. Ich bekomme jeden, den ich bekommen will." Die ihm eigene Arroganz ließ es auch gar nicht zu, dass er glaubte, es könnte einen Misserfolg geben. Er steuerte das Auto in den spärlichen Nachtverkehr.
    "Auf dem Rücksitz habe ich einen kleinen tragbaren Monitor auf einem Pad, dort können wir im Zweifel die Maus beobachten. Er wird wissen, dass ich komme, er kennt dich jedoch nicht. Wir sind gleich an dem Hotel." Er parkte eine Straße weiter und nickte ihr zu. Es war kalt draußen, diesig und feucht, er spürte es kaum, die Vorfreude hielt in gefangen, auch wenn er wie immer reichlich emotionslos aussah.
    "Das Star Hotel. Dritte Etage, Zimmer 124." Kraken betrachtete das Gebäude und sah dann zu ihr.
    "Ich würde außen herum gehen, du von vorn?"


    "Naturellement", stimmte Nemo zu. Wie konnte ihm auch jemand entgehen, vor allem wenn sie dabei war?
    Beim Hotel angekommen, betrachtete sie ebenfalls kurz das Gebäude und grinste dann bösartig.
    "D'accord. Dann bis gleich, amour."
    Mit gemächlichen aber selbstsicheren Schritten legte sie den kurzen Weg zum Hotel zurück und betrat das Gebäude, als würde es ihr gehören. Die Hotellobby war bereits ziemlich verlassen. Sie betrat den Aufzug und fuhr auf die dritte Etage hoch, während ihre Finger mit einem der Messer an ihrem Gürtel spielten. Zimmer 124 war schnell gefunden. Nemo zögerte nicht lange und klopfte an.


    Kraken kletterte die Feuerleiter nach oben in den dritten Stock. Es gab bei ihm kein Zögern, und rasch war er oben im dritten Stock. Er lauschte kurz, es war ruhig. Einige Zimmer waren dunkel und nicht besetzt, bei anderen gab es Licht. Er wusste, wo die 124 war und hockte sich unter das Fenster. Stille. Das Klopfen Nemos bewirkte nichts, auch keine Flucht. Die Vorhänge waren geschlossen. Er wartete.


    Nichts passierte. Gut, für so dumm hatte sie ihre Beute auch nicht gehalten. Doch war er noch im Zimmer oder bereits unterwegs? Das Spiel konnte beginnen.
    Sie klopfte noch einmal und gab ihrer Stimme einen drängenden Unterton.
    "Herr Hofbeck?" Der französische Akzent war komplett verschwunden. "Herr Hofbeck, bitte machen Sie auf. Es ist wichtig - Ihre Frau schickt mich."


    Nichts rührte sich. Das Zimmer schien leer zu sein. Weiter unten eilte aber jemand zu seinem Auto...


    Entweder war ihre Beute nicht da, oder er traute ihr nicht. Da Nemo nicht sehen konnte was außerhalb des Hotels geschah, entschied sie sich kurzerhand dafür die Tür aufzubrechen. Ein flüchtiger Blick durch das Zimmer verriet ihr, dass Tiger nicht mehr dort war. Sie ging zum Fenster, wo Kraken draußen wartete, und öffnete es.
    "Er ist nicht mehr hier."


    "Kein Anfänger. Er weiß was ihm blüht." Kraken kletterte hinein und sah sich kurz um. Alles deutete auf einen plötzlichen Aufbruch hin. Tiger hatte bei weitem nicht alles mitgenommen.
    "Er kann nicht weit sein." meinte er plötzlich und deutete auf eine Tasse Tee, die noch leicht dampfte.
    "Los."


    "Allons-y", stimmte Nemo zu und kletterte aus dem Fenster um die Feuerleiter hinunterzusteigen.


    In der Ferne hörten sie ein Auto starten. Kraken hielt sich nicht auf mit fluchen, sondern sah zu, dass er so schnell wie möglich zum Auto kam mit Nemo. Dort sprang er beinahe hinter das Steuer und reichte ihr das Pad.
    "Seibsterklärend - jede Kamera der Stadt wird angezeigt. Unser Standort wird rot angezeigt. Er muss die Straße zumindest gefahren sein, dann links oder rechts." Während er redete hatte er den Motor schon gestartet und war unterwegs,


    Nemo nahm das Pad entgegen und überprüfte die Aufnahmen. Schnell hatte sie den Wagen gefunden.
    "Rechts", begann sie und leitete dann den Weg, während sie Tigers Wagen durch das Pad verfolgte.


    Kraken für das Fahrzeug reichlich rücksichtslos, aber mit Bedacht und sicher. Allerdings blieb er ein Stück hinter dem Tiger zurück, der war schließlich nicht von gestern. Nun, schon in gewisser Weise, doch dessen Erfahrung sollte man nie unterschätzen. Schließlich hielt der Gejagte an, am Bahnhof, natürlich. Vorbildlich parkte der blonde Schurke den Wagen.
    "Folgen wir ihm." Die Maske setzte er nicht auf, und sie bahnten sich ihren Weg zum derzeit recht leeren Bahnhof. Allerdings gab es da eine Überraschung: die Frau des Tigers war da, höchst besorgt wirkend. Mit einem Blick registrierte er den Autoschlüssel in ihrer Hand.
    "Sie haben ein Auto. Gleich folgen, einen Wagen knacken und hinterher."


    Das versprach eine noch viel interessantere Jagd zu werden! Sie nahmen die Verfolgung auf, hielten dabei jedoch genügend Abstand um nicht aufzufallen und folgten ihrer Beute in eine Parkgarage. Nemo hatte das Pad mitgenommen, reichte es nun allerdings an Kraken weiter, brach rasch und geübt ein Auto auf und setzte sich hinters Steuer.


    Es klappte, ohne dass die beiden Schurken groß miteinander reden mussten. Wie ein eingespieltes Team. Kraken gefiel es, denn bisher hatte er noch kein Team gehabt, mit dem er ausgekommen war. Angel war eine Enttäuschung gewesen -und sie würde bitter zahlen-, doch Nemo war anders. Nach etwa einer Stunde schließlich hielten Tiger und seine Frau an einem Hochhaus an. Kraken lächelte.
    "Endstation." Das Ehepaar betrat das Gebäude.
    "Wie wäre es, wenn du ihnen folgst und ich komme dann nach? Dich kennen sie nicht."


    Ihr Blick war auf das Paar gerichtet, welches nun das Hochhaus betrat. Nemo nickte leicht, ein unheilvolles Glimmen in den Augen.
    „D’accord, Dann bis gleich, amour.“
    Sie stieg aus dem Auto und ging nicht zu hastig aber auch nicht langsam auf den Eingang des Gebäudes zu und trat ein.


    Kraken lächelte, als die junge Frau in das Gebäude ging. Der Ausdruck ihrer Augen sprach Bände.
    Tiger und seine Frau gingen hastig in einen Aufzug, nach ganz oben, 15. Stock. Flüsternd verschwanden sie hinter einer Tür.
    Kraken wartete eine Weile, dann betrat auch er das Gebäude. Aber er nutzte nicht den Aufzug, sondern ging zum Treppenhaus und ging gemächlich weiter nach oben. Nemo würde sich melden. Oder er würde Schmerzensschreie hören, beides eine gute Idee.


    Nemo betrat den anderen Aufzug, nachdem sie gesehen hatte auf welche Etage ihre Beute gefahren war. Um diese Uhrzeit war nichts mehr los, sodass sie ohne Störung ebenfalls in den 15. Stock hochfahren konnte. Dort angekommen, sah sie gerade noch, wie sich eine Tür schloss. Einen kurzen Moment dachte sie über ihr weiteres Vorgehen nach. Egal für welchen Weg sie sich entschied, es würde viel Blut involvieren, was ihr stets willkommen war. Doch nun, da sie ihre Beute in Reichweite wusste, war ihr eher nach Spielen zu Mute. Und wenn das nicht funktionierte, gab es immer noch andere Wege.
    Somit trat Nemo an die Tür und klopfte energisch.


    Leise tuschelte Tiger zu seiner Frau:
    "Geh nach hinten ans Fenster. Wenn das Kraken ist, lauf, Schau nicht zurück." Angst hatte der ältere Mann. Er wusste, dass sein einstiger Freund komplett abgedriftet war mittlerweile, und dass er das alles nicht mehr mittragen konnte. Rasch griff er nach einem langen Messer und rief:
    "Wer ist da?"


    „Herr Hofbeck?“ Erneut war der Akzent komplett verschwunden.
    „Ich bin hier, um Sie zu warnen. Sie sind in Gefahr.“


    Das Ehepaar tauschte einen Blick aus. Natürlich waren sie das, und das wussten sie. Das war allerdings nicht Kraken. Oder hatte sein alter Freund jemanden anderes gefunden? Tiger wusste es nicht, bedeutete seiner Liebsten aber, zu gehen. Er selbst trat einige Schritte zurück und kletterte behende wie es sein Alter noch zuließ auf einen Schrank, den man nicht sehen konnte wenn man den Schlafraum betrat. Ansonsten blieb er still.


    Keine Antwort. Tiger war anscheinend sehr vorsichtig geworden. Nemo war zwar etwas enttäuscht, dass ihr Spielchen nicht aufgehen würde, doch sie konnte sich auch noch auf andere Weise vergnügen. So machte sie sich nun am Türschloss zu schaffen, was nicht viel Zeit beanspruchte und trat schließlich ein.


    Der ältere Mann runzelte die Stirn. Die Person, die jetzt eintrat, kannte er nicht. Eine Frau.... Aber sie konnten sich kein Risiko leisten. Lautlos ließ er sich auf sie fallen.


    Selbstverständlich war Nemo von einem Angriff ausgegangen, sodass sie das Zimmer äußerst wachsam betrat. Zwar hörte sie Tiger nicht, jedoch nahm sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und sprang zur Seite.


    Tiger fluchte und krachte gegen einen Schrank, rollte sich aber für einen Mann seines Alters erstaunlich behende ab und war schnell wieder auf den Füßen. Er musterte die Fremde, um zu kalkulieren, aber das war schwierig.
    "Wer bist du?" Hauptsache, seine Frau kam weg...
    Kraken war an der Außenseite und bemerkte dann einen Schatten, der aus einem Fenster kletterte und hastig davon eilte. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Da war seine Beute.


    Auch Nemo war schnell wieder auf den Beinen und hielt nun bereits ein Messer in der Hand. Auf seine Frage hin grinste sie bloß und erlaubte sich ein kleines Wortspiel: "Niemand." Damit ging sie zum Angriff über.


    Der ältere Mann wusste, dass er nicht allzu lange durchhalten würde in dem Moment, als ihm klar wurde, wie schnell die viel jüngere Frau war. Aber das würde er nie zugeben, stattdessen lachte er.
    "Dann wird wohl niemand gleich den Arsch versohlt kriegen." Dem Messer wich er aus und versuchte einen Schlag mit dem Ellenbogen in ihren Rücken,


    Kraken lief der Frau lautlos hinterher, an einer Ecke packte er sie schließlich und erstickte ihren Schrei, indem er eine Hand fest auf ihren Mund presse.
    "Ssshhhhh. Wir gehen zurück." Sie zappelte verzweifelt, doch der Schurke war wesentlich stärker als sie und zerrte sie in Richtung Fenster zurück.


    Statt zu antworten, konzentrierte Nemo sich nun auf den Kampf. Sie war schon länger nicht mehr in den Genuss eines richtigen Zweikampfes gekommen. Sie duckte sich unter dem Ellbogen hinweg, flippte das Messer in ihrer Hand und zielte damit auf Tigers Kniekehle.


    Der Mann fluchte laut, als das Messer ihn ritzte, entkam aber dem Schlimmsten durch Ausweichen. Diese Frau war gut, bewegte sich flink, und sicherlich war sie mit seinem alten Freund verbandelt. Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen... Jetzt griff er hinter sich und schleuderte einen Stuhl gegen die junge Frau.


    Dem heranfliegenden Möbelstück konnte sie nicht mehr ganz entgehen, sich jedoch zumindest soweit abwenden, dass sie keinen großen Schaden davon nahm. "Wie ungehobelt", schalt sie ihn, griff jedoch nicht sofort erneut an. "Nach allem was ich gehört habe, stehen dir bessere Waffen zur Verfügung."


    "In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, meine Liebe." erwiderte der Tiger. Sie war gut informiert, ein Zeichen, dass Maniac seine Leute gut unterrichtete. Sein lachen klang alles andere als froh.
    "Durchaus, wenn du die Klingen kreuzen willst..." Aus seinen Händen fuhren die Klingen heraus, messerscharf. Er täuschte an, sie frontal anzugreifen, machte dann aber einen plötzlich Ausfallschritt nach links und attackierte ihren Arm mit seinen Klingen.


    Faszinierend. Nemo hatte jedoch kaum Zeit die Klinge zu bewundern, da musste sie ihr bereits ausweichen. Sie duckte sich unter Tigers Arm hinweg und zielte dann von unten auf seine Achselhöhle.


    Tiger wirbelte herum und die Messerklinge geriet zwischen zwei seiner Krallen. Ein hässliches, knirschendes Geräusch ertönte, das die Nackenhaare zu Berge stehen ließ, Gänsehaut. Der ältere Mann war zwar nicht mehr so schnell wie die junge Frau, doch seine Erfahrung half. Seine Muskeln spannten sich an, mit der anderen Krallenhand stieß er in Richtung ihres Unterbauches. Er war kein Held, er würde dreckig kämpfen.


    Sie musste ihr Messer loslassen, um der Krallenhand auszuweichen. Sie sprang einen Schritt zurück, zog ein neues Messer und warf es gezielt in Tigers Richtung.


    Er riss seine Hände hoch, so dass die Waffe abprallte und setzte zum Sprung an, die Klingen auf Kehle und Brust gerichtet.


    Sie wartete bis zur letzten Sekunde, dann wich sie dem Sprung aus und versuchte hinter ihn zu kommen, um ihm die Beine wegzuziehen und somit zu Fall zu bringen.


    Zwar schaffte Nemo es, den fluchenden Tiger krachend zu Fall zu bringen, aber er rollte sich blitzschnell zur Seite und sprang auf, bereit, anzugreifen. Dann jedoch erstarrte er, als eine Fensterscheibe eingetreten wurde.
    Kraken.
    Der junge Mann schubste die Frau des älteren Mannes hinein in das Zimmer und kletterte seelenruhig hinterher. Sie weinte und flüsterte erstickt:
    "Es tut mir leid..."


    Nemo machte sich auf einen weiteren Angriff bereit, als sie das Entsetzen auf Tigers Gesicht sah. Kurz blickte sie zum Fenster, dann zurück zu Tiger, ein Lächeln auf den Lippen. "Wen haben wir denn da?"


    Tigers Magen wurde ein Eisklumpen. Galle stieg hoch, doch er nahm Haltung an. Er wusste, er hatte verloren.
    "Lass sie gehen. Sie hat nichts hiermit zu tun." Kraken legte den Kopf schief und sagte nur kalt:
    "Nein." Einer seiner Tentakel packte die Frau um die Taille und hob sie hoch. Sie schluchzte panisch, und ihr Ehemann knirschte mit den Zähnen, bevor er ohne weiteres Warten auf den jungen Mann zustürmte.


    Darauf hatte Nemo nur gewartet. Blitzschnell sprang sie Tiger in den Weg, eine weitere Klinge in ihrer Hand, die sich nun ihren Weg zwischen seine Rippen suchte.


    Das "Nein" seiner geliebten Frau hörte der Tiger gar nicht und spürte nur den scharfen Schmerz, den das Messer verursachte, stolperte und krachte gegen eine Kommode, rappelte sich aber wieder auf, stark blutend. Kraken blickte zu Nemo.
    "Er gehört ganz dir."


    Nemos Augen blitzten auf. "Merci, amour." Sie trat auf Tiger zu, wohl wissend um die scharfen Krallen, die er immer noch besaß.
    "Machen wir das ganze interessant, non? Wenn du an mir vorbeikommst, dann kannst du deine Frau nehmen und gehen. Was sagst du dazu?"


    Der ältere Mann hatte Schwierigkeiten, sich zu fokussieren. Blutverlust. Seine Krallen blitzten im Licht, er ballte die Fäuste und stürzte sich wortlos auf Nemo.


    Mit Leichtigkeit wich Nemo der Attacke aus. Ihre Klinge blitzte auf und erneut spritze Blut.
    "Erbärmlich", zischte sie schadenfroh und schubste Tiger von sich.


    Sie würden hier nicht lebend rauskommen, das war ihm klar. Er konnte kaum mehr klar denken, doch wenn, dann würde er sie mitnehmen. Sie alle, die Schweine. Der ältere Mann stolperte rückwärts, dann stieß er seine Krallen durch eine Wand, hinter der eine Gasleitung war. Sein Blick fiel zu seiner Liebsten und flüsterte leise:
    "Ich liebe dich" als mit einmal das Gas ausströmte. Er lachte und zerriss eine Stromleitung, die Funken sprühte und das Gas gleich entflammte.


    Tigers Handeln widersprach Nemos Lebensansichten so dermaßen, dass sie einen Moment nicht verstand, was er tat. Als sie es schließlich realisiert hatte, versuchte sie sich mit einem Sprung in Richtung Fenster zu schützen.


    Kraken fluchte, stieß die Frau in Richtung Tigers und schnappte sich mit den Tentakeln Nemo, die er mit sich riss als er aus dem Fenster sprang. Das Gas entflammte und Feuer raste durch die Leitung, Schreie ertönten. Die enorme Hitze drang zu ihnen, doch er verschwendete keine Zeit und sah eher zu, dass er so schnell wie möglich wegkam.
    Tiger und seine Frau spürten erst den wahnsinnigen Schmerz des Feuers, doch nur kurz und sanken schließlich brennend zu Boden.


    Nemo spürte wie sie etwas packte, dann eine gewaltige Hitzewelle, doch der Explosion waren sie gerade noch entgangen. Es passierte nicht häufig, dass sie aus dem Konzept gebracht wurde, doch nun brauchte sie einen Moment um sich zu sammeln.
    "Nun, das ging... anders aus als erwartet. Wir sollten verschwinden, amour."


    Kraken sah kurz zurück.
    "Tot sind sie. Gut." Er zuckte mit den Achseln.
    "Weniger Vergnügen als erhofft. Der alte Knacker hatte noch einiges drauf. Wie wäre es mit einem Abendessen zum Abschluss?"


    "Und dabei hatte ich noch so schöne Dinge geplant." Nemo grinste wieder. Es ärgerte sie zwar, dass Tiger seinen eigenen Abgang gewählt hatte, doch das würde nicht ihre letzte Gelegenheit sein etwas Spaß zu haben. Bei seinem Vorschlag neigte sie leicht den Kopf, "Aber gerne, amour."