Koop – Reo (Mar), Kimiko und Alvarez (Fara)
Auch Kimiko blickte kurz mitleidig zu Sidar hinunter, dann richtete
sich ihre Aufmerksamkeit jedoch auf Reo. In seiner Stimme schwang so viel
Zuversicht mit, dass sie, obwohl sie müde war und ihre Schulter weiterhin
schmerzte, entschlossen nickte.
„Für Sidar!“, wiederholte sie und gab dem Aufsichtspersonal dann zu
verstehen, dass sie weitermachen konnte. Mit schnell klopfendem Herzen stellte
sie sich vor die Walzen. Einen Moment lang beobachtete sie sie einfach nur,
dann lief sie los, sprang ab und landete auf der ersten, die sogleich begann
sich zu drehen. Beinahe wäre sie gefallen, konnte sich im letzten Moment jedoch
noch mit einem Sprung auf die nächste Walze retten – und rutschte prompt ab.
Frustriert watete sie durch den Wassergraben zurück zum Startpunkt und
probierte es noch einmal, schaffte es jedoch auch dieses Mal nicht weiter, als
bis zur zweiten Walze.
„Komm schon“, murmelte sie leise zu sich selbst und hievte sich erneut
aus dem Graben. „Für Sidar!“ Sie atmete einmal tief durch, sammelte ihre ganze
Konzentration und startete den dritten Anlauf. Schnelligkeit war schließlich
der Schlüssel, wie sie es schon von Anfang an vermutet hatte. Sie sprang auf
die erste Walze, sogleich auf die zweite, wäre dort beinahe noch einmal
abgerutscht, rettete sich auf die dritte Walze und sprang ohne groß auf ihre
Form oder ein sicheres Landen zu achten ab. Unsanft kam sie auf der anderen
Seite auf dem Boden auf – ihre Schulter protestierte noch mehr, doch sie hatte
es geschafft! Triumphierend wandte sie sich zu Reo um und wartete auf ihn.
Reo lächelte Kimiko nochmal aufmunternd zu. Sie würden das schon
schaffen. Für Sidar. Kimiko war dann auch direkt entschlossen, es als nächstes
über dieses Hindernis zu schaffen. Als sie im dritten Anlauf dann auch die
Walzen bewältigen konnte, war dann seine Zeit gekommen. "Das hast du super
gemacht!" rief er ihr noch zu, dann stellte er sich auf und machte sich
bereit. Reo war skeptisch, er hatte zwar gerade gesehen, wie Kimiko dieses
Hindernis meisterte, aber dennoch. Aber von rumstehen würde er auch nicht die
andere Seite erreichen. Noch einen Schritt rückwärts gegangen um mehr Anlauf zu
haben und dann wagte er sich an den ersten Sprung. Und landete erst mal im
Wasser. "Shit" murmelte er in sich, und machte sich zurück zum Start.
Aus diesem ersten Fehlversuch hatte Reo aber zumindest ein bisschen mehr Gefühl
für dieses Hindernis bekommen. Mit drei nicht gerade eleganten Sprüngen
schaffte er es dann auf die andere Seite zu Kimiko. Mit einem Grinsen wandte er
sich an sie. "Na das hätten wir. Weiter?"
Mit vor dem Gesicht verschränkten Händen beobachtete Kimiko Reos
Versuche über die Walzen zu kommen. Als er es beim zweiten Versuch schaffte,
jubelte sie einen Moment ausgelassen, erinnerte sich dann wieder daran, wo sie
war und wurde etwas ernster, konnte jedoch nicht anders, als sein Grinsen zu
erwidern. "Sehr gut gemacht! Ja, lass uns weiter gehen."
Sie hatte sich gerade umgedreht, um den Weg zur nächsten Station
weiterzulaufen, da fiel ihr Blick auf Alvarez, der immer noch neben der Station
auf dem Boden lag. Besorgt trat sie an ihn heran. "Hey, alles in Ordnung
bei dir?"
"Hö?" Alvarez schlug die Augen auf und betrachtete blinzelnd
das Gesicht, was da plötzlich über ihm schwebte.
"Alles in Ordnung?", fragte Kimiko noch einmal. "Kannst
du aufstehen?" Sie reichte ihm eine Hand. Alvarez wäre lieber auf dem
Boden liegen geblieben, doch nun wurde ihm langsam wieder bewusst, dass es sich
hierbei um das Evaluationstraining handelte und er sein bestes geben musste.
Nachher würden die ihn noch rausschmeißen! Also nahm er Kimikos Hand entgegen
und ließ sich auf die Beine ziehen. "Danke", keuchte er und sah von
Kimiko zu Reo. "Nach der Station dachte ich echt, ich schaffe es nicht
weiter."
"Keine Sorge", erwiderte Kimiko freundlich. "Wir gehen
es ganz langsam an. Du kannst mit uns mitlaufen."
Alvarez brauchte nicht lange zu überlegen. "Gerne, danke."
Ein paar mal tief durchgeatmet und Reo wollte Kimiko hinterher, als
diese stehen blieb. Sie hatte einen weiteren Kandidaten entdeckt und half diesem
auf. "Na... das ganze hier bringt wohl so gut wie jeden an seine
Grenzen...", was mit Sicherheit auch Sinn der Sache war, "... aber
gemeinsam schaffen wir das schon." Es war hier ein Evaluationstraining...
sie konnten also genauso gut Teamgeist zeigen, niemanden zurücklassen. Was in
manchen Situationen gewiss eine selbstmörderische heroische Tat sein würde,
könnte hier aber auch sehr positiv aufgefasst werden, weil sie einen Kameraden
nicht zum 'sterben' zurücklassen würden.
Nachdem er sich bei den anderen vergewissert hatte, dass sie weiter
konnten, trabte Reo in einem angenehmen Tempo los zur nächsten Station, an der
eine positive Überraschung auf sie wartete - eine kurze Verschnaufpause.
Die beiden folgten Reo bis zur nächsten Station. Alvarez war einfach
nur froh, dass er nicht allein unterwegs war, auch wenn sein Körper bereits
wieder protestierte. Kimiko dachte zwar noch besorgt an Sidar, beruhigte sich
dann jedoch damit, dass er nun bestens versorgt werden würde. Als sie die
Pausenstation erblickten, atmeten sie beide erleichtert auf. Alvarez stürzte
sich sogleich auf sein Wasser, während Kimikos ihres in kleineren Zügen trank.
"Ich bin übrigens Alvarez", stellte dieser sich nun vor.
"Kimiko", gab sie lächelnd zurück.
Reo hatte sich für einen kleinen Obstsnack entschieden und eine Flasche
Wasser, die er ähnlich wie Kimiko in kleinere Schlücken trank. Seine Bedenken,
dass das hier nur die Ruhe vor dem Sturm sein könnte, behielt er lieber für
sich. Jetzt galt es zunächst die zeitlich begrenzte Pause voll auszunutzen, und
die letzten Reserven zu sammeln. "Ich heiße Reo", antwortete er auf
die Vorstellung von Alvarez.
Nachdem sie sich alle vorgestellt und ausgeruht hatten, machten sie
sich erneut auf den Weg. Die nächste Station kam schon bald in Sicht und es
dauerte nicht lang, bis sie von den anderen Kadetten herausgefunden hatten, was
sie in diesem Wald erwartete.
"Am Besten schließen wir uns einer der Gruppen an", schlug
Kimiko vor und deutete auf eine kleine Ansammlung von Männern und Frauen, die
sich gerade dazu bereit machten in kleinen Gruppen in den Wald vorzustoßen.
Da sie gerade sogar eine Pausenstation eingebaut hatten fragte sich Reo
inzwischen, wie viele Stationen dieses Training wohl noch zu bieten hatte. Und
wie viele er noch durchhalten würde. Der Blick nach vorne war hier zwar die
einzige Lösung, aber gerade eine, auf die Reo verzichten konnte. Diese Roboter
verstanden schonmal keinen Spaß. Er nickte Kimiko zu. "Das hört sich nach
einem super Plan an. Irgendwie kommen wir da dann schon durch."
Anschließend beschleunigte er seine Schritte ein wenig, um noch auf die anderen
aufschließen zu können, bevor diese in den Wald verschwanden.
Mit einem eher unguten Gefühl im Magen folgte Alvarez Kimiko und Reo.
Sie schlossen sich einer Gruppe an und machten sich langsam auf den Weg in den
Wald. Die Waffe im Anschlag war Kimiko in ihrem Element. Sie glorifizierte das
Schießen nicht - immerhin das hatten ihre Mütter ihr mitgeben können - doch das
Gefühl des Gewehrs in ihren Händen fühlte sich einfach richtig an. In kleinen
Teams machten sie sich auf den Weg durch den Wald, dabei auf ihre Umgebung
achtend. Alvarez gefiel die einengende Atmosphäre der vielen Bäume nicht. Viel
lieber wäre er nun in den Weiten des Weltraums unterwegs. Trotzdem gab er sein
bestes, um leise und wachsam zu sein.
Wären sie bloß zu dritt gewesen, hätten sie es vielleicht nicht
geschafft, denn diese Roboter waren mehr als fies und intelligent programmiert.
Als Teil einer größeren Gruppe konnten sie den Wald jedoch zügig und unversehrt
verlassen. Beim Hindernisparcours angekommen, wollte Alvarez am liebsten
aufgeben. Er glaubte nicht, dass er noch die Kraft dafür besaß. Kimiko und Reo
schafften es jedoch ihn davon zu überzeugen, es wenigstens zu versuchen. Wie
genau sie alle drei es schafften, da durchzukommen, konnten sie im Nachhinein
nicht sagen.
„Pizza Diavolo“ wirkte im ersten Moment wie eine willkommene
Verschnaufpause, stellte sich jedoch schnell als wahrlich diabolisch heraus.
Alvarez‘ Hände zitterten so sehr, dass sein Kartenhaus fast sofort
zusammenbrach. Konfrontiert mit der Aussicht den Parcours noch einmal
absolvieren zu müssen, wollte er schon das Handtuch schmeißen, riss sich dann
aber noch einmal zusammen. Jedoch merkte er schon bei den ersten Hindernissen,
dass seine Kräfte ihn endgültig verließen, sodass er sich schließlich vom
medizinischen Personal vom Gelände tragen lassen mussten.
Kimiko und Reo schafften die Station knapp und schleppten sich dem Ende
entgegen. Als sie das Feld sahen, welches es zu durchqueren galt, schlug Kimiko
sich eine Hand vor den Mund. Wie sollte man das jemals schaffen? Die beiden
sahen sich an, berieten sich kurz und entschieden sich dafür gemeinsam durch
das Tor mit der Überschrift ‚Ende des Evaluationstrainings‘ zu gehen. Für sie
war das keine Schande, denn immerhin hatten sie es bis hierher geschafft – und falls
es ihnen doch negativ angerechnet wurde, dann waren sie immerhin nicht allein.
Kimiko wäre am liebsten sofort auf ihr Zimmer gegangen, schaute
zunächst einmal jedoch auf der Krankenstation vorbei, um ihre Schulter und ihre
Prothesen untersuchen zu lassen. Ihre Beine hatten die Belastung zum Glück sehr
gut verkraftet, die Schulter war allerdings geprellt. Sie bekam Schmerzmittel
und einige leichte Übungen verschrieben, die verhindern sollten, dass das Schultergelenk
sich versteifte. Nachdem das geklärt war, ging Kimiko erst einmal ausgiebig duschen
und warf sich dann in ihrem Zimmer auf ihr Bett, um fast sofort einzuschlafen.
Am nächsten Morgen erwachte sie mit Schmerzen im ganzen Körper,
gleichzeitig konnte sie jedoch nicht anders als gut gelaunt sein. Sie hatte das
Evaluationstraining überstanden und heute, heute war ihr erster richtiger Tag
an der Akademie! Sie brauchte doppelt so lang wie sonst um sich fertig zu
machen und jeder Schritt in Richtung der ersten Vorlesung tat weh, doch das
konnte ihre Laune nicht dämpfen. Im Hörsaal angekommen, sah sie Sidar und
gesellte sich gleich zu ihm.
„Hey, wie geht’s dir?“, fragte sie leise.
Alvarez‘ Aufenthalt auf der Krankenstation war sehr kurz, da er
lediglich etwas Ruhe und Flüssigkeit brauchte. Er wurde schnell entlassen und
schleppte sich auf sein Zimmer, wo er ohne zu duschen ins Bett fiel. Diese Entscheidung
bereute er, als er nach mehreren Stunden in seinem eigenen Schweiß und Dreck
aufwachte, sich unter Schmerzen in Richtung Dusche schleppte.
Glücklicherweise fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass er zum
Unterricht musste, sodass er sich unter der Dusche beeilte und dann zum Hörsaal
lief.
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OOC: Fremdsteuern von Mars Char damit der Koop zuende geführt werden kann wurde
von ihm genehmigt