„Hu, okay.“ Maddie sah noch
einmal nachdenklich von dem Typen zum Haus, hob dann kurz die Schultern.
„Na dann.“ Sie schob ihr Rad in die Einfahrt, stellte es neben der Garage ab
und schloss die Haustür auf. Von drinnen hörte sie die Stimmen ihrer Eltern,
die jedoch verstummten, als die Tür ins Schloss fiel.
„Maddie?“, rief Val und war kurz darauf in den Flur getreten. Sie trat rasch
auf ihre Tochter zu und umarmte diese fest.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“
„M…mir geht’s gut, Mama“, sagte Maddie, ein wenig überrumpelt. Es war
nicht so, dass ihre Mutter ihr keine Zuneigung zeigte – allerdings war sie ja
nur für ein paar Stunden weg gewesen und hatte auch nichts gefährliches
unternommen. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Was ist los? Mama? Papa?“ Adrian war nun ebenfalls in den Flur getreten.
„Wir haben ein Problem, Schatz. Ein großes“, erklärte er ernst. Val
löste sich nun aus der Umarmung und sah Maddie eindringlich an.
„Baby, hör mir gut zu: Geh in dein Zimmer, zieh dich um und hol deine
Tasche, ja? Wir erklären dir alles andere auf dem Weg.“
Einen Moment lang starrte Maddie sie nur an. Sie wusste was ihre Mutter mit ‚deine
Tasche‘ meinte. Seit sie alt genug gewesen war, eine eigene Tasche zu tragen,
hatte eine solche fertig gepackt mit den nötigsten Dingen in ihrem
Kleiderschrank gestanden, regelmäßig kontrolliert und nach Bedarf neu befüllt
oder ausgetauscht. Wenn ihre Eltern ihr sagten, dass sie ihre Tasche holen
sollte, das war ihr von klein auf beigebracht worden, dann mussten sie
verschwinden, und zwar möglichst schnell. In diesem Moment wirbelten tausend
Fragen durch Maddies Kopf, doch sie schob sie alle bei Seite, nickte einmal und
machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Fragen stellen konnte sie später noch. Für
den Moment musste sie ihren Eltern vertrauen.
Wenig später kam die Ashton-Penn Familie aus ihrem kleinen Haus. Val
schloss ab, tippte noch einen Code in das Zahlenfeld neben der Tür und blickte
einen Moment nachdenklich auf den Türknauf. Dies war ihr Zuhause gewesen, ein
Zuhause, von dem sie gehofft hatten, es nie wieder hinter sich lassen zu müssen…
Adrian legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Darling?“
Val atmete einmal tief durch, ihre Augen behielten ihre Granitfarbe.
„Lass uns gehen.“
Auch Avis staunte nicht schlecht, als dort tatsächlich Jonathan vor
ihnen saß. Wie… wie war das möglich? Wie war er aus dem Gefängnis herausgekommen?
Seine nächsten Worte sandten einen Stich durch ihren ganzen Körper. Sean? Was
wollte er mit ihnen über Sean bereden? Hatte er ihn schlussendlich doch
verpfiffen, um seine Freiheit heraus zu handeln? Nein, so voreilig durfte sie
nicht urteilen. Und doch, ihr Mund war trocken, ihre Hand umklammerte fest
Darks.
„Was ist mit Sean?“, fragte sie mit dennoch erstaunlich fester Stimme.