Sektor Silhoutte - Schwärze ist nur ein Symptom

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  • Ich meldete mich zum Dienst und löste meinen Kollegen Faranger von seiner Schicht ab. Er lächelte mir freundlich zu und machte mir seinen Platz frei. Sein wohlgesonnenes Gemüt konnte von nichts erschüttert werden, ein ausgezeichneter Offizier für unsere Forschungsexpedition und genau der richtige Mann für das, was uns bevorstand.

    Ich setzte mich und übernahm die Kontrolle über die Messeinrichtungen. Da momentan alles still war, rekapitulierte ich nochmal meine Gedanken. Waren wir überhaupt die richtigen Männer für diese Expedition? Wir waren zu dritt, alle erfahren, fast gezeichnet. Aber galt das nicht auch für die Besatzung des letzten Explorerschiffes, das diesen Sektor erkundete? Hart schlug etwas auf meine Schulter, vor Schreck sank ich in den Sitz. Als ich mich umsah, entdeckte ich das breite Grinsen unseres Kapitäns Bertel. Ich mahnte nur: "Hör mir auf mit deinen Späßen Bertel! Lass uns lieber auf unsere Arbeit konzentrieren!" Tief dröhend antwortete mir der Exkalpianer, während er sanft nickte: "Hagrat, Hagrat…ich helf' dir dich zu konzentrieren, wir müssen auf alles gefasst sein, du weißt nicht was uns noch blüht… aber das weiß ja keiner!" Er warf sich in seinen Sitz und wir sahen zu wie das tiefe Schwarz an unseren Bildschirmen vorbei zog.


    Wir waren alleine in einem Sektor, aus dem aus bisher unerklärlichen Gründen keine Signale aus- und eingingen. Nur Experimente mit unseren Materietransmittern zeigten, dass hier Materie über Lichtjahre hinweg transmittiert werden konnte. Unsere Wissenschaftler mutmaßten, dass es etwas mit der besonderen Struktur dieses Sektors auf sich hat. Für unseren kleinen Forschungskreuzer wurde deshalb im Gegensatz zum vorherigen Explorer extra eine Sonderversion der Materietransmitter eingebaut. Vorsorgend dafür, dass uns ein Notsprung aus diesem pechschwarzen Quadranten als letzte Rettung bleibt. Nicht mal die Nachbarsterne warfen uns ein Funken Licht zu. Es war als würden wir nur die stillschwarze Silhouette des Phantoms sehen. Und die Schwärze wäre nur das Symptom dieser Krankheit.



    Ich wachte auf, dabei konnte ich mich gar nicht daran erinnern jemals eingeschlafen oder gar bewusstlos geworden zu sein? Es war dunkel. Nur die Bedienelemente der Brücke leuchteten verschwommen. Ich blickte auf die Uhr und sah gleich zweimal schockiert auf das Datum. Ich konnte kein Datum ablesen, die Anzeige überlagerte sich in verschiedenen Frequenzanteilen. Erst mit den Hoch- und Tiefpassfiltern meines Helmes konnte ich die richtigen Frequenzanteile herausfiltern. Ich sah drei Daten, 15 Jahre voneinander entfernt. Als sich dann meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte ich ihnen nicht mehr trauen. Faranger, Bertel und ich saßen in Reihe am Kommandotisch. Im Hintergrund nahm ich einen sehr verschwommenen Schatten wahr. Er war direkt hinter Faranger. Sie schienen sich die Seele aus dem Leib zu schreien, aber man hörte nichts. Was zur Hölle war hier los!? Ich war vor Angst gelähmt. Ihre Körper waren durchsichtig, verdammt sie waren transparent! Faranger mehr als Bertel. Der eine älter als der andere. Ein Blick auf meine Finger beruhigte mich, sie sahen normal aus. Aber auf Mal sah ich wie sich der Schatten hinter Faranger belebte.



    Was ich sah, ließ mich panisch werden. Schwarz knöcherne Finger bohrten sich aus Farangers Brustkorb heraus, um sich durch seinen Körper für die nachfolgend abscheulichste Kreatur, die ich je gesehen habe, einen Weg zu bahnen. Farangers Kopf lag reglos auf seiner Schulter, er musste von den Qualen gestorben sein. Es brauchte ein wenig, aber die Kreatur stieg aus seinem toten Körper mühelos hervor. Mein Herz pochte, es schlug wahnsinnig, ich konnte es nicht fassen! Dieses Etwas war intelligent und bediente einen Apparat nahe seinem Thorax… Bertel wurde noch wilder und flehte um sein Leben. Die Kreatur hatte nun die gleiche Transparenz wie er. Es musste bedeuten, dass er sie sieht, wie ich mich selbst sah, komplett real! Ich begann zu verstehen, wir mussten auf irgendeine Weise miteinander physikalisch verschränkt sein und dieses Wesen bahnt sich durch unsere Körper einen Weg in unsere Dimension. Die Jahresdifferenz konnte nur durch Zeitdilatation zu erklären sein. Meine Kollegen mussten sich auf ganz anderen Kursen mit ganz anderen Geschwindigkeiten befinden. Wir waren wie ein Interferenzmuster in verschiedene Ordnungen voneinander geteilt. Es ratterte in meinem Kopf. Dieses Wesen war quasi gleichzeitig, es war uns übermächtig! Allmählich verstand ich, warum dieser Sektor, so unerklärlich war. Er musste als eine Art Gefängnis für dieses Wesen konzipiert worden sein! Ich musste handeln, Bertel würde ich aufgrund der Zeitdifferenz sowie so nicht lebendig wiedersehen. Ich mobilisierte meine letzten Kräfte, es galt Schlimmeres zu verhindern. Dieses Wesen durfte nicht durch den Materietransmitter entkommen. Ich rannte atemlos zum M-Transmitter und überlud ihn, sodass er sich selbst zerstören würde. Wohl wissend, dass dies der Untergang für das Schiff, für meine Rückkehr und für mich war. Schnell schleppte ich mich zur Rettungskapsel und ließ mich auskoppeln. Die Beschleunigungen, die dabei auftraten ließen mich bewusstlos werden. Ich kam zu Sinnen und öffnete meine Augen. Meine Brust schmerzte...