Die Rebellin
Mila stand vor dem Badspiegel und betrachtete flüchtig ihr Äußeres, mit beiden Händen wuschelte sie ihr Haar zurecht. Die 32-Jährige war attraktiv, obwohl sie als sogenannte „Natural“ auf sämtliche Kosmetika verzichtete. Schönheits- OP‘s kamen für sie ohnehin nicht infrage. Lediglich die alljährlichen Nano-Kuren führte sie durch. Dank dieser Technologie verdoppelte sich die ursprüngliche Lebenserwartung nahezu. Doch darüber machte sich Mila keine Gedanken, sie war mit einem Vertreter der Rebellion verabredet. Eigentlich war sie keine Rebellin und hatte die Dienste der Organisation nur angenommen, um an Informationen zu kommen.
Auf der Ablage lag ein alter abgegriffener Ledergeldbeutel – ein Relikt aus früheren Tagen. Sie benutzte ihn hauptsächlich um echte, nicht digitale Bilder aufzubewahren.
Sie zerrte ein abgegriffenes Bild eines kleinen Jungen hervor und betrachtete es mit feuchten Augen.
Da gewahrte sie auf dem Monitor zwei Gestalten, die sich dem Häuserblock näherten. Zumindest einen konnte sie als Cyborg identifizieren.
„Scheiße“, entfuhr es ihr, “ich habe zu lange in dieser Wohnung gehaust“.
Seit Wochen war sie auf der Flucht um keine Spur zu hinterlassen. Ihre Informationen waren scheinbar auch für andere interessant. Sie rief den Voice Service auf und bestellte ein Flugtaxi.Das Ding war zwar scheiß teuer stand jedoch binnen kürzester Zeit zur Verfügung. Als sie sich den Rucksack überwarf, fing dieser zu allem Überfluss zu piepsen an, der Mikrocontroller meldete den Verlust des Geldbeutels. Sie hastete ins Badezimmer und warf den Beutel in den Rucksack. Anschließend ging sie auf die Terrasse des zehnstöckigen Wohnkomplexes und flehte das Flugtaxi herbei.
…
Cyborg
Der Cyborg maß an die zwei Meter und hatte eine Glatze. Eine kleine runde Metallplatte auf seinem Hinterkopf, sowie ein metallisch schimmernder rechter Arm wies auf Besonderheiten hin. Ansonsten sah alles nach einer ‚normalen‘ menschlichen Haut aus, metallische Legierungen die von einer Art Hautmembran überzogen war. Unter der Haut war ein nanotechnologisches Netzwerk verbaut. Auch wenn er nicht der Typus Kampfroboter war, hierzu fehlte die gepanzerte Schutzausrüstung, übertrafen seine Kräfte die eines Normalbürgers um ein Vielfaches. Wie bei Cyborgs üblich war das Alter nicht ersichtlich. Er hieß Robert, nannte sich lieber Rob um auf einfältige Weise seinen Bezug zu einem Robocop herauszustreichen.
Seine Begleiterin arbeitete als Geheimagentin und hieß Farina. Sie war Mitte dreißig und hatte eindeutig einen südländischen Einschlag. Ihre italienischen Vorfahren wanderten vor Jahrhunderten in die U.S.A aus und ihre Eltern hielten die Tradition des Familiennamens aufrecht. Fara kürzte ebenso wie Rob ihren Namen ab.
Ihre dunklen, schwarzbraunen Augen verstärkte sie noch dezent mit Mascara, ihre Augenbrauen wurden in knapp gehaltener Strichform künstlich verlängert. Schwarzes Haar fiel in prachtvollen Locken bis zu den aufreizenden Pobacken. Eng anliegende Kleidung unterstrich die wohlproportionierten Körperformen dieser Femme fatale.
Dieses ungleiche Tandem schickte sich an in den Wohnkomplex Nr. 277 einzudringen um der gesuchten Rebellin ihre Aufwartung zu machen. Sie wollten soeben das Gebäude betreten, als ein Düsen gesteuertes Flugtaxi um die Ecke bog und auf dem Dach des Gebäudes landete. Eine Frau mittleren Alters betrat das Taxi und Fara begann zu fluchen:
„Scheiße, das war sie“. Hastig betätigte sie ihr in die Haut implantiertes Mini-Tablet. Das nächste leerstehende Flugtaxi wurde herbeordert. In der Zwischenzeit hatte sie alle relevanten Daten über das soeben gestartete Taxi erhalten. Als ihr Düsencopter auf dem Vorplatz landete, konnte sie das Ziel angeben.