Die Chroniken von Eras - Im Bann der Zeit

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  • „Dann hätten wir das auch geklärt,“ sagte der Zwerg und wandte sich an Börte, „los geht‘s“
    Nachdem sie ihre Rechnungen beglichen hatten machte sich der kleine Trupp gemeinsam auf den Weg. Vorsichtig bewegten sie sich durch die Straßen von Ostberg, schließlich konnte ihnen die
    Bande einen Hinterhalt gestellt haben. Zur Verwunderung von Grindol steuerten die Matrosen jedoch nicht den Hafen an sondern versuchten zum südlichen Ausgang der Stadt zu gelangen. Abrupt blieb die Zwerg stehen: „Ich dachte wir...“ „Sachte, sachte,“ versuchte ihn Börte zu beschwichtigen, „mein Boot liegt gut versteckt in einer kleinen Bucht, bewacht von meinen restlichen Matrosen. Wer weiß zu welchen irrwitzigen „Steuern“ sich die hiesige Obrigkeit hinreißen lässt wenn sie meine Waren sieht!“ Mit einem verwegenen Grinsen schaute Börte den Zwerg an. Mit einem Ausdruck des Verstehens auf dem Gesicht nickte dieser, offensichtlich war er in die Hände von Schmugglern geraten. Zudem hatte die Kapitänin ihm irgendetwas von „nicht willkommen“ erzählt fiel es ihm plötzlich wieder ein. So folgte er also ohne weiteren Widerstand, beschloss aber für sich doppelt wachsam zu sein.

  • Koop Spartan - Fara (Kiv und Tan) und Cass (Meleas)


    Die Ansage schien geholfen zu haben. Meleas hatte kein Verständnis dafür, dass die jüngeren Eldar so viel reden mussten. Immerhin waren sie unterwegs auf einer Mission, die niemand recht beschreiben konnte. Aber seine Konzentration galt jetzt nicht dem, was noch irgendwann später kommen würde, sondern ihrem Weg. Die dunklen, üppigen Wälder des Eldarreiches gaben Schutz, jedoch verbargen sie auch vieles. Seine Schritte lenkten ihn sicher über den manches Mal tückischen Boden, gab es doch immer wieder einmal Senklöcher, versteckten tiefen Morast, manch totes Tier in das man nicht treten wollte. Immer wieder hielt er kurz die Gruppe an, lauschte, hier und da brach ein Fuchs aus dem Unterholz, ein Reh, einmal sogar ein Wildschwein. Der Eldar bedauerte, dass er nicht jagen konnte, so tief in den Wäldern war er recht selten. Dafür blieb keine Zeit. Er trieb die anderen an, so wie er selber getrieben war, erlaubte wenige Pausen. Dafür kamen sie gut voran. Der Tag, den sie im Halbdunklen verbracht hatten, wich allmählich der Nacht. Es wurde dunkler und dunkler. Neumond. Schließlich meinte er:
    "Wir werden einen Platz für das Nachtlager suchen. Die Stadt liegt weit hinter uns, für den ersten Tag sind wir gut voran gekommen." Natürlich waren sie alle müde, selbst er. Immerhin schmerzten seine Füße nicht weh, lange Märsche war er gewohnt. Nach kurzer Zeit fand er einen guten Platz - unter einer Trauerweide, deren lange Äste den Boden berührten und beinahe wie ein Zelt wirkten. Der Boden hier war trocken, und eine Wache würde sicherlich nicht gesehen werden.
    "Esst etwas, dann sollte geschlafen werden. Liana, auch du." Meleas übernahm die erste Wache, dann weckte er Liana, und schloss selbst die Augen, an den Stamm des Baumes gelehnt. Sein Schlaf war nie tief, und die merkwürdigen Alpträume taten ihr übriges, dass er jetzt mehr döste denn richtig schlief. Plötzlich erschauerte er und schlug die Augen auf. Sein Blick ging umher. Die Zwillinge schliefen, Liana... war nicht wo sie sein sollte. Etwas stimmte nicht. Erst wollte er sofort los, dann hielt er inne. Dieses Mal war er nicht alleine. Es knackten irgendwo Äste. Sofort weckte er Kiv und Tan.
    "Liana ist weg."


    Erneut suchte sie nach ihrem Bruder, rief seinen Namen wieder und wieder und wurde in ihrer Suche durch schemenhafte Gestalten gehindert. Dieses Mal wachte sie jedoch nicht durch den Traum auf – stattdessen war es eine leichte Berührung an ihrer Schulter, die sie aus dem Schlaf riss. Sofort war Kiv wach und alarmiert. Sie setzte sich auf und blickte einmal kurz prüfend zu Tan, der deutlich verschlafener wirkte. Ihr Instinkt hatte sich nicht gemeldet, noch nicht, doch etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    „Wir sollten nach Spuren Ausschau halten“, sagte die Eldarin nun und machte sich gleich daran ihr Nachtlager genauer zu betrachten, während Tan langsam auf die Füße kam.


    Lianas Schlafplatz wies auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches auf. Ihre Sachen lagen ein wenig durcheinander, als ob sie schlecht geschlafen hätte aber nichts deutete darauf hin, dass sie gewaltsam entführt wurde oder ähnliches. Ein paar Fußspuren führten offensichtlich in den Wald, aus dessen Richtung nun alle drei Eldar klar Geräusche vernehmen konnten. Sie waren allerdings schwer zuzuordnen... Ein schweres Stöhnen folgte auf seltsam schlurfende Geräusche, als ob jemand etwas schweres durch das Dickicht ziehen würde.


    Der Blick des Eldar wanderte ebenfalls zu der Schlafstätte.
    "Keine Spuren von außerhalb, aber..." Er hielt inne und wie von selbst glitt seine Hand zu seinen Waffen, als er seltsame Geräusche vernahm, die alle heißen konnten. Meleas nickte den beiden jüngeren zu und lief lautlos in einem Bogen in Richtung des Geräusches.


    Auch Kiv griff nun zu ihrem Schwert, erwiderte Meleas Nicken und machte sich so lautlos sie konnte in Richtung der Geräusche auf. Tan, der deutlich weniger Erfahrung mit solchen Situationen hatte, folgte langsamer, darauf vorbereitet, wenn nötig Magie zu wirken.


    Die drei Eldar schlichen durch den Wald und das Geräusch kam immer näher. Hier und da waren kleinere Äste abgeknickt und seltsame Schleifspuren durchzogen den Waldboden. Hinter dem Stamm einer riesigen Eiche lag eine kleine Senke, in denen die Wurzeln des großen Baumes wie Tentakel aus dem Boden ragten.
    Nun offenbarte sich die Quelle der Geräusche und der Anblick, der sich ihnen bot, war äußerst skurril.
    Eine Gestalt kniete an einer der größeren Wurzeln. Sie hielt einen dicken Stein in der Hand, mit dem sie gerade anfing, auf einen Körper einzuschmettern, den sie über die Wurzeln gelegt hatte. Das Geräusch von berstenden Schädelplatten und Knochen flutete die Senke und wurde an den Rändern beinahe eingefangen. Die "Beute" war auch so schon bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt und Blut tränkte den Waldboden in dunkelroter Farbe.
    Der Anblick der Gestalt selber war aber um einiges unheilvoller. Sie war in einen braunen zerschlissenen Mantel gehüllt, der aussah, als hätte ihn ein Bär in Fetzen gerissen. Den Arm, mit der sie auf die Beute einschlug, krümmte sich in einem völlig unnatürlichen Winkel nach hinten. Jedesmal, wenn sie ausholte, drehte sie ihren Kopf leicht, so dass die Eldar das riesige klaffende Loch in ihrem Hals sehen konnten.
    Was dem ganzen die Krone aufsetzte, war ein schweres Stöhnen, welches aber nicht ohne "Sinn" war. Vielmehr summte die Kreatur, als ob sie eine Art Lied trällerte.


    Meleas blieb stehen und nahm die Szene in sich auf. Sollte das Liana sein, die es erwischt hatte, so war nichts mehr zu machen. Ihn störte weder das Blut noch alles andere, was für sich schon beängstigend genug war. Er zog sein Schwert und stellte sich in Position, dann grollte seine kalte Stimme durch den Wald:
    "Wer bist du?"


    Kiv, ihr Schwert fest in Händen, stand einen halben Schritt hinter Meleas und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Einerseits sagte jeder Instinkt in ihrem Körper, dass sie angreifen musste, andererseits schien Meleas nicht unbedingt den gleichen Gedanken zu haben. Und vielleicht war es gar nicht verkehrt, einer möglichen Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Tan war ebenfalls stehen geblieben, jedoch aus einem völlig anderen Grund. Schockiert betrachtete er das Blut und die verstümmelte Gestalt am Boden. War das... war das etwa..? Ihm wurde schlecht.


    Die Gestalt hörte sie definitiv, denn sie hielt einen kurzen Moment inne, nachdem Meleas sie angesprochen hatte. Sie hob leicht den Kopf, als ob sie aufhorchen wollte. Kurz danach setzten wieder die dumpfen und schmatzenden Schläge ein. Dazu kam eine krächzende Stimme, die eindeutig weiblich war. "Hört ihr das, meine Kinder? Jaa, das sind sie, die Wächter des Waldes. Wollt ihr sie nicht begrüßen? hihihi...."
    Das Kichern hielt an, während die Eldar nun überall Rascheln und knackende Äste hören konnten. Aus der Dunkelheit schälten sich weitere Schatten und man hörte das Surren von gezogenen Schwertern.


    Unmerklich spannte Meleas sich an. Aus einem Ärmel glitt einer seiner Assassinendolche, die höchst uneldarisch waren, griff das Schwert kurz nur mit einer Hand und warf den Dolch plötzlich und ohne Vorwarnung präzise in Halsrichtung auf die Gestalt, dann stellte er sich gegen KIvs Rücken, die Umgebung sondierend. Eine Überzahl von - nun, das würde man sehen. Gleichzeitig blickte er kurz nach oben -Lianen, ein möglicher Ausweg. Seine Augen suchten Tan, der wohl derjenige war, der am meisten gefährdet war und versuchten ihn darauf aufmerksam zu machen.


    Kivs Instinkt spielte verrückt, während die Gestalten, was auch immer sie waren, langsam auf sie zukamen. Dagegen hatten sie keine Chance, dagegen konnten sie keine Chance haben! Doch einen Ausweg sah sie auch nicht wirklich und außerdem mussten sie herausfinden, was mit Liana passiert war. Tan schien ähnliches zu denken. Zwar bemerkte er Meleas Blick und die Ranken über ihnen, jedoch konnte er seine Schwester und Meleas nicht einfach so alleine lassen! Stattdessen machte er sich nun bereit Magie zu wirken. Er hatte nicht viel Erfahrung in defensiver Magie, also würde er improvisieren müssen.


    Die Klinge von Meleas Messer erreichte pfeilschnell sein Ziel und warf die Gestalt nach vorne. Nach ein paar Momenten raffte sie sich aber wieder auf, zog den Dolch mit einem Lachen aus dem Hals und warf ihn achtlos beiseite. Derweil waren einige der Schatten immer näher gekommen und man konnte im fahlen Mondlicht ihre Gesichter sehen. Alle waren mehr oder minder entstellt, Wunden klafften hier und da, manch eine war nicht mehr als ein Skelett. Die meisten dieser Untoten, die weniger schwere Verletzungen hatten, waren dem Anschein nach einmal Eldar gewesen, hier und da waren auch einige Menschen darunter.
    Die ersten begannen nun an Tempo zu gewinnen, wenn sie denn noch Gliedmaßen hatten, mit denen sie rennen konnten, und warfen sich den Eldar entgegen.


    Leise grollte Meleas:
    "Ich hasse Magie." Ihm war sofort klar, womit sie es hier zu tun hatten.
    "Zerhacken. Gnadenlos. Die leben sowieso nicht mehr." Das weibliche Wesen vorne musste der Erschaffer sein. Die Frage war, wie viele Gegner würden es sein?


    "Ihr guten Geister!", entfuhr es Tan, als auch ihm bewusst wurde, was für Wesen sie hier gegenüber standen. Erschaffene, hier, im Wald von Loreén? Doch er konnte sich darüber nicht lange Gedanken machen, denn nun griffen die Wesen an. Instinktiv errichtete er einen Schild um sich, als eine der Kreaturen sich auf ihn stürzen wollte. Er hörte ein Sirren, dann sah er, wie Kiv sich dem Erschaffenen annahm und ihm methodisch die Gliedmaßen abschlug. Tan spürte Galle hochsteigen.


    Meleas ließ das Schwert tanzen, elegant und tödlich, mit all seiner Erfahrung. Doch ob er das überstehen würde wusste er nicht. Daran verschwendete er aber keinen Gedanken. In vielen Schlachten war er angetreten, nicht immer so offen, sondern verborgen, jetzt aber zeigte sich, dass er ein absoluter Meister in der Kampfkunst war - schnell, präzise und effizient.


    Doch kaum war einer der Erschaffenen bezwungen, füllte ein weiterer die Lücke wieder auf. Zuerst waren es vielleicht ein oder zwei dutzend, doch am Rande der Grube tauchten immer mehr dieser Untoten auf. Tans Schild konnte ein paar von ihnen abwehren aber lange könnte er dem Druck nicht standhalten. Einige von ihnen warfen sich völlig kopflos gegen die Barriere, andere schienen sogar taktisch an die Sache ranzugehen und hatten Meleas als gefährlichstes Ziel ausgemacht und wollten ihn zuerst zu Fall bringen. Einer der Erschaffenen hatte gar einen riesigen Morgenstern, den er kreisförmig über seinem Kopf rotieren ließ und dabei mindestens drei seiner Kumpanen den Kopf von den Schultern schlug, als er sich ins Getümmel warf und den erfahrenen Eldar ins Ziel nahm.


    Der Morgenstern ließ ihn kurz innehalten, doch anstatt in Panik zu verfallen suchte er sofort nach Lösungen, der Kreatur beizukommen, und sprang zurück, als die gewaltige Waffe geschwungen wurde. Aber noch bevor er etwas anderes hätte tun können, geschah etwas Seltsames. Sie bekamen Hilfe von ungewöhnlicher Seite.


    Plötzlich fielen einige der Erschaffenen um, als ob sie etwas beiseite gestoßen hätte. Eine Kreatur bahnte sich einen Weg durch die Reihen, welche dann geschickt unter dem mit Eisenstacheln versehenen Mordwerkzeug hindurchtauchte und kurz danach den Erschaffenen mit Wucht zu Boden riss. Dem Umriss und den Geräuschen nach musste es sich um einen Wolf handeln. Er schaute nur kurz auf, bevor er beherzt die Hand, die den Morgenstern führte, in Fetzen riss und vom Körper trennte. Sie hatten kaum Zeit, die Situation zu verarbeiten, da erschien an der Westseite der Grube ein bläulicher Schimmer, dem kurz darauf eine ungeheure Druckwelle folgte, die alle Untoten vor ihr von den Füßen riss. Dort erhob sich gerade eine Gestalt, welche die Gruppe mit einem auffordernden Blick besah, ehe eine männliche Stimme rief:
    "Los, auf die Beine und nichts wie weg hier!"


    Der Eldar stolperte, und kam ohne zu zögern der Aufforderung des Unbekannten nach. Jetzt war nicht die Zeit für Diskussionen. Er blickte sich nicht um, ob Kiv und Tan folgten, sondern sprintete los, die Waffe noch bereit in der Hand.


    Die Zwillinge hielten inne, als die Druckwelle über sie hinwegfegte. Einen Moment lang konnten sie sich nur verwirrt ansehen, dann ergriff Kiv Tans Hand und zog ihn hastig hinter der Gestalt und Meleas her.
    "Was war das?", rief Tan während er lief. "Wer seid Ihr?"


    Der Mann deutete nur nach Westen, während er die drei Eldar an sich vorbei ließ. "Dafür haben wir später noch genug Zeit." Er wandte sich in Richtung der Menge, legte zwei Finger an die Lippen und ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen. Kurz darauf rauschte der Wolf aus der Menge der Erschaffenen heraus und sprang beherzt aus der Senke heraus. Er warf einen letzten Blick zu der untoten Meute und folgte dann den anderen durch das Dickicht.

  • Je weiter der Tag voranschritt, desto mehr wurde Vathalyk ein Problem offensichtlich: Er kannte sich in dieser Welt nicht mehr aus. Einige Jahrhunderte waren im geologischen Maßstab keine Zeit, was soviel bedeutete als dass wesentliche Merkmale der Landschaft wie Hügel, Täler und Berge noch erhalten waren. Das Klima war jedoch ein wenig anders und so ziemlich alles von Menschenhand geschaffene, das er noch kannte, war nicht mehr. Dafür viel neues... andere Pflanzen auf den Feldern, neue Wege -- und neue Kriege.


    Wohl kaum anders als so war es jedenfalls zu erklären, dass der Erschaffene auf seinem Irrweg entlang der nächstliegenden Pfade und Wege mehr als nur einem Dorf begnete, das im Grunde nur noch eine Ansammlung aus verkohlten Trümmern war. Vathalyk fand sie in diversen Zustanden: Noch glimmend und rauchend, schon erkaltet aber noch mit erkennbaren Formen und bereits von Wind und Regen zu einem schwarzen Brei reduziert. Eine wichtige Erkenntnis: Was auch immer für ein Konflikt dafür verantwortlich war tobte noch immer. Allerdings gab es keine Spuren von mächtiger Magie, wie Vathalyk sie noch aus dem Dämonenkrieg kannte. Die hätte gleich von Anfang an in vielen Fällen nicht einmal mehr irgendwelche Trümmer zurückgelassen. Also handelte es sich wohl um einen mehr zwischenmenschlichen, konventionellen Konflikt. Immerhin eine gute Nachricht.


    Er musste allerdings darauf achten, nicht eventuell mitten zwischen die Fronten zu geraten. Mit viel Umsicht bewegte er sich weiter vorwärts teilweise bis in die Nacht hinein. Was sollte er auch schon wieder schlafen ? Das hatte er doch die letzten paar Jährchen ohne Unterbrechung! Seinem Bemühen um permanente Aufmerksamkeit war es dann auch zu verdanken, dass er einen Wegweiser nach Schimmerfels entdeckte. Nur mit der Entfernungsangabe konnte Vathalyk überhaupt nichts anfangen.... Es gab auch keinen, den er hätte fragen könnten. Allgemein wirkte die Gegend ziemlich gottlos und verlassen, eben genau so, wie man es von einem zerrütteten, geplagten Land erwarten würde.


    Nach etwas mehr als zwei Tagen Fußmarsch sah er schließlich Mauern, die intakt aussahen. Das musste dieses Schimmerfels sein, hatte er sich doch strikt an die Richtung gehalten. Jetzt war nur die Frage, ob er auch hineingelassen würde und ob es dort auch etwas sinnvolles zu kaufen gab, das vielleicht etwas weniger überteuert war als gewisse Händler... Sein untoter Magen grummelte und von den anfänglichen Vorräten war nicht mehr allzu viel übrig. Mal davon abgesehen war dauerndes zu Fuß laufen nervtötend langsam.

  • Koop Spartan – DON (Alarion und Grindol)


    Das sie an eine Schmugglerbande geraten waren, beunruhigte Alarion nicht weiter. So gesehen gehörte er ja zum selben Schlag, er wusste also, wie er mit der Situation umzugehen hatte.
    Der Zwerg war ihm aber noch ein Rätsel. Er wirkte trotz seiner Natur verhältnismäßig groß für einen Zwerg und bot auch sonst einen stattlichen Anblick. Auch seine Ausrüstung war hier und da weit besser bestückt als bei den meisten seinesgleichen.
    "Verzeiht mir, falls ich euch zu nahe trete, Grindol... aber ihr seht nicht aus wie der typische Zwerg, der sich sonst so unter die Menschen mischt." Es war mehr eine Feststellung denn einer Frage, trotzdem warf er ihm einen nachdenklichen Blick zu.


    Erstaunt blickte der Zwerg den Fragesteller an. „Für einen so jungen Menschen verfügst du über eine erstaunliche Beobachtungsgabe. Du hast recht, der Balrog soll mich holen, tausendmal lieber wäre ich bei meinesgleichen. Doch ich bin gezwungen diesen Weg zu gehen… meiner Gesundheit zuliebe oder besser gesagt meinem Seelenheil.“ Hierbei schaute der Zwerg seltsam bedrückt drein.
    „Doch erzählt mir von Euch. Was treibt dich hierher und warum willst du nach Nirha? Haben dort wo du herkommst eigentlich alle solche Katzenaugen?“ fügte er lachend hinzu.


    Alarion lachte auf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. "Nein, ich bin wohl der einzige. Allerdings kann ich dir dazu auch nicht mehr sagen. Ich bin ein Waise, also konnte ich meine Eltern auch nicht danach fragen.
    Er steckte seine freie Hand in die Tasche und schlenderte neben dem Zwerg her. "Ein Zwerg, der eine Pilgerreise macht, sieht man auch nicht alle Tage. Ich dachte immer, das einzige was euer Volk aus den Tiefen der Erde lockt ist die Chance auf Reichtum." Dabei bedachte er Grindol mit einem eher schelmischen Grinsen. Andere zu necken machte ihm einfach zu viel Spaß, als dass er es lassen konnte.
    "Ich besuche eine Freundin der Familie. Sie ist eine entfernte Bekannte meines Onkels." Das klang fast wie eine Ausrede. "Naja, eigentlich wollte ich endlich raus in die Welt. Ich hatte nicht vor, mein Leben lang im Schatten der Düsterklippen zu leben."


    „Was verstehst du von der Macht der Steine?“ fuhr der Zwerg Alarion an. „Sie haben einen Wert – sicher und kostbar sind sie aufgrund ihrer Seltenheit. Doch die Steine können mehr, viel mehr als ihr Menschen euch das vorstellt.“ Milder fuhr er fort,“ ganz schön wagemutig von dir mein Sohn, man könnte auch sagen leichtsinnig. Wer eine Reise unternimmt sollte sich wehren können, ohne Not zieht niemand hinaus in die Welt!“ Dabei beobachtete Grindol den Jungen durch seine buschigen Augenbrauen.


    'Die Macht der Steine' - Meinte er das Ernst? Er wusste um die Bedeutung von Gold und Reichtum, er wusste zu was Menschen in der Lage waren um es zu erlangen. Aber das klang doch ein wenig aus der Luft gegriffen. "Ich mache mich nicht über euer Volk lustig, keine Sorge. Man sieht euresgleichen nur ziemlich selten auf der Straße. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal viel über Zwerge."
    Er musste sich beim Stichwort "wehren" ganz bewusst zusammenreißen und nicht nach dem Dolch tasten, den der alte Achtfinger ihm gegeben hatte. "Ich weiß mich durchs Leben zu schlagen. Und nicht allzu stark zu sein, hat auch seine Vorteile.", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.


    „Wir Zwerge bleiben lieber unter uns. Es gibt hier und da ein paar Abenteurer oder Ausgestoßene die sich in der Welt herumtreiben. Der Kampf mit den Orks ist uns Abenteuer genug.“ Dabei holte Grindol seine große Streitaxt vom Rücken herunter. „Hier hast du ein Werkzeug mit dem die meisten Zwerge gut umgehen können. Sie hat schon unzählige Orkschädel gespalten und nicht die kleinste Schramme.“ Mit leuchtenden Augen betrachtete Grindol seine Axt. Er hatte sie schon längere Zeit nicht mehr im Kampf benützen können. Fast zärtlich strichen seine Finger über die sichelförmigen Axtblätter. „Diese Prunkaxt ist aus Mondstaht gefertigt, willst du mal ihre Schärfe prüfen?“ Aufmunternd streckte er die Waffe Alarion entgegen.


    Dieser lehnte mit einem Lachen ab, bewunderte die Waffe aber sehr interessiert. "Haha, nein danke. Ich habe schon von der meisterlichen Schmiedearbeit der Zwerge gehört. Ein schönes Stück, wirklich." Wieder musste Alarion an seinen eigenen Dolch denken, der mindestens ebensolche Qualität hatte. Ob er zwergischen Ursprungs war?
    Er deutete mit einem Kopfnicken auf den Rücken der Kapitänin. "Habt ihr eine Ahnung, wie lange wir mit dem Schiff unterwegs sein werden? Es ist wohl meine erste Reise auf See."


    Börte drehte sich um, sie hatte die Frage gehört. „Wie lange wir unterwegs sind richtet sich immer nach dem Wetter,“ antwortete sie. „Zu dieser Jahreszeit kommt der Wind jedoch von der See her. Wir müssten mit etwas Glück Nirha noch vor Sonnenuntergang erreichen.“
    Sie bogen gerade um einen Felsvorsprung als der Blick auf eine kleine Bucht frei wurde. Dort lag ein schlankes Boot vor Anker, das Großsegel war gerafft. Zwei Matrosen an Bord begrüßten die Ankömmlinge lautstark. „Mein Schiff – die ‚Wind‘,“ sagte Börte mit unüberhörbaren Stolz.
    Der Zwerg hingegen schaute etwas skeptischer drein, auch er war noch nie auf See gewesen.
    Dieser ‚Nußschale‘ sollte er sich anvertrauen?


    Alarion hatte zwar auch schon größere Schiffe von der Klippe gesehen, war allerdings eher voller Vorfreude auf die Überfahrt. "Sie wird uns schon rüberbringen! Kommt, das wird bestimmt lustig!"


    Die Kajüte des Bootes war geräumiger als es von außen den Anschein hatte. Nachdem sie an Bord gebracht wurden wies der Steuermann Henrik ihnen ihre Plätze zu. „Bei Fahrt ist es besser, dass ihr euch hier unten aufhaltet. Sollte euch Landratten schlecht werden bitte über Backbord kotzen.“
    Nachdem er die verdutzten Gesichter sah fügte er lachend hinzu, „vom Heck aus gesehen Richtung Bug ist Backbord die linke Seite des Schiffes.“
    Das Schiff würde erst in der Frühe mit der Flut auslaufen, offenbar gab es hier einige Felsenklippen. Grindol ging an Deck. Das Meer war ruhig und die schwarze See wurde von einem hellen Sternenhimmel erleuchtet.


    Alarion setzte immer noch einen fragenden Blick auf, musste aber auch grinsen. "Gibt es denn einen guten Grund, wieso wir nicht rechts vom Schiff kotzen dürfen?"


    Henrik grinste über beide Backen. „Oh ja, den gibt es. Der Wind kommt von Steuerboard!
    Du kannst gerne ausprobieren gegen den Wind zu kotzen.“


    "Na das ist doch ein guter Grund", erwiderte Alarion lachend. Dann gesellte er sich zu Grindol und blickte in den Nachthimmel, schwieg aber. Genau in diesem Moment fühlte er sich unglaublich lebendig. Nicht zum ersten Mal war er froh, dass der alte Achtfinger ihm diese Reise eingeredet hatte. Er atmete tief ein und aus und genoss die frische Seeluft.


    Zweimal in der Nacht wurde der Zwerg geweckt. Das erste Mal ging die Kapitänin mit drei Matrosen von Bord, dabei nahmen sie ein paar Jutesäcke aus der Kajüte mit. Das zweite Mal kamen sie früh am Morgen und brachten andere Säcke, die sie sogleich verstauten. Fast zeitgleich lösten sie die Leinen und stachen in See. Das sanfte Schaukeln des Bootes wurde bald durch ein gleichmäßiges Rollen ersetzt, hervorgerufen durch große Wellen, durch die das Boot glitt. Grindol begab sich an Deck, etwas unsicher und breitbeinig, was für Landratten typisch war, begrüßte er die Morgensonne. Das große Trapez Segel war gehisst und sie nahmen Fahrt in Richtung Nirha auf.


    Alarion hatte nicht gut geschlafen. Anfangs hatte er kein großes Problem mit dem Schaukeln des Schiffes, aber als er unter Deck sich zu Bett legte, war das ein komplett anderes Gefühl. Er musste sich zusammenreißen, dass er sicht nicht übergeben würde.
    Er torkelte ein wenig an Deck und lehnte sich mit einem blassen Gesicht über die Reling. Aus dem Augenwinkel sah er Grindol und setzte ein Lächeln auf, das ein wenig schief war. "Ich werde wohl kein Seemann werden!"


    Solange er geschlafen hatte, machten ihm die Schiffsbewegungen nichts aus, wenn er schlief, dann schlief er. An Bord breitete sich jedoch ein flaues Gefühl in seiner Magengegend aus. Der Zwerg hatte das Gefühl, das ihm langsam etwas die Speiseröhre emporkroch. Wo war noch mal backbord? Links … äh gut. Als Alarion ihn ansprach, bedachte er ihn mit stieren Blick. „Wem sagst du das!“


    "Hoffen wir, dass wir ohne große Zwischenfälle in Nirha landen können.", meinte Alarion und schielte dabei leicht in Richtung der Kapitänin. "Ich hab schon genug Erfahrungen mit Stadtwachen und bin nicht scharf auf eine Fortsetzung." Dabei rieb er sich eher ungewollt an seinen Handgelenken.


    „Die Kapitänin stammt aus Nirha. Ich glaube dort werden wir unbehelligt sein“ Grindols Blick fiel auf die offensichtlich geschundenen Handgelenke von Alarion. „Was ist dir zugestoßen?“


    Alarion lächelte gequält und kratzte sich ein wenig am Hinterkopf. "Ich bin hier und da an die Stadtwache geraten. Eine fette Wache hatte Spaß daran, jemanden wegen Kleinigkeiten an Ketten gefesselt von der Decke hängen zu lassen und ihn zu.... bearbeiten."
    Er schien es nach Außen hin gelassen zu nehmen aber innerlich konnte er die Erinnerungen an die Folternächste immer noch spüren.


    Grindol wollte etwas erwidern, doch die Antwort ergoss sich in einem breiten Strahl in die See. Noch zweimal musste sich der Zwerg übergeben obwohl die See relativ ruhig war. Sie passierten die Landspitze der ‚ewigen Wache‘ und kamen tatsächlich schon am frühen Abend in Nirha an.
    Wie vermutet fuhr Börte direkt in den geschützten Hafenbereich ein.
    „Beim zweiten Mal geht es besser.“ Aufmunternd klopfte die Kapitänin dem Zwerg auf die Schulter.


    Der Junge vermied es lieber, dem Zwerg einen mitleidvollen Blick zuzuwerfen. Irgendwie hatte er so eine Ahnung, dass dieser das nicht so gerne sah. Er war sowieso völlig hin und weg von dem Anblick, der sich ihm schon seit geraumer Zeit bot.
    Nirha war überhaupt kein Vergleich zu Ostberg oder Westberg. Im Vergleich zu Schimmerfels kam ihm der Gedanke, er wäre in der heruntergekommendsten Stadt dieser Welt aufgewachsen. Der Hafen der Handelsstadt wurde von einer befestigten Mauer umschlossen, die auf zwei aufgeschütteten Landzungen gebaut wurde. Große Wehrtürme thronten jeweils am Ende und formten zusammen mit der großen verwinkelten Festung an der nordöstlichen Spitze eine beeindruckende Befestigungsanlage.
    Im Hafen selbst konnte man klar definierte Bereiche sehen, in denen sich das Hafenviertel aufteilen ließ. Nahe der Festung gab es mehrere Anlegestellen, die mit seltsamen Konstruktionen ausgestattet waren. Dicht daneben reihten sich dutzende von Lagerhäusern aneinander. Weiter Richtung Süden erkannte Alarion etwas, dass nach einer Schiffswert aussah, denn eines der großen Handelsschiffe lag dort gerade im Trockendock und bekam einen neuen Anstrich. Ganz am Ende gab es mehrere Abflüsse aus Rohren, die aus der Stadt zu kommen schienen. Dort gab es auch ein paar Buden, die aber eher heruntergekommen waren und ihn seltsamerweise an seine Heimatstadt erinnerten.
    Mit großen Augen sah er zu Börte hinüber.
    "Diese Stadt muss ja im Geld schwimmen, wenn ich mir das hier so anschaue!"


    Ja, Nirha ist so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt für den Handel. Egal ob über Land von Noldar, Oktan und Loreén oder dem Seeweg nach Melphas und Schimmerfels. Uns ist viel daran gelegen, dass es o bleibt.“ Mit einem vielsagenden Blick bedachte Börte den Jüngling.


    Zustimmend nickte Alarion sanft vor sich hin, während er den Blick über die Silouhette der Stadt schweifen ließ. Hier gab es sicher Unmengen voller Taschen, die gelehrt werden wollten! Der Junge konnte es gar nicht erwarten, an Land zu gehen.
    Er wandte sich an den Zwerg, der ihm die Überfahrt spendiert hatte. "Wisst ihr schon, wo ihr mit eurer Suche anfangen werdet?"



    „Wo fängt man am erfolgreichsten mit einer Suche an? In der nächstbesten Hafenkneipe natürlich! Komm mit, ich spendiere dir etwas zu Essen.“ Dann wandte er sich an Börte, um seine Reisekosten zu zahlen. „Gerne mal wieder!“, mit leuchtenden Augen nahm sie die zwei Goldstücke entgegen. „Ach ja, was immer ihr auch sucht – fragt nach der ‘Klaue‘!“ Grindol bedankte sich und sprang auf den Kai. Er stand zwar etwas breitbeinig auf den Füßen, was aber bei einem Zwerg nicht unbedingt auffiel.


    Alarion verabschiedete sich von Börte und gemeinsam machten sie sich auf ins Stadtinnere. Selbst zu der recht späten Stunde war noch einiges los auf den Straßen. Besonders auffällig war, dass es hier eine recht große Anzahl an Stadtwachen zu geben schien. Nebenbei schätzte er die Straßen und Gassen aus reiner Gewohnheit aus dem Blickwinkel eines Diebes ein, während er dem Zwerg durch die Menschenmengen folgte. "Wie kommt ihr eigentlich dazu, mir ständig etwas zu spendieren? Die Überfahrt war schon großzügig und dafür bin ich euch sehr dankbar. Wieso aber tut ihr es weiterhin? Ich schulde eigentlich euch etwas und nicht anders herum."



    Der Zwerg machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du hast doch deine Börse verloren, oder? Sei still, bevor ich meinen Geiz wieder entdecke“, fügte er lachend hinzu, „unter meinesgleichen habe ich den Rang eines Fürsten musst du wissen. Außerdem haben wir doch schon einiges zusammen erlebt. “ An einer Kneipe mit dem schönen Namen "Seemanns Kiste“ blieb Grindol stehen. „Wollen wir?“

  • Koop Spartan, Fara (Kiv und Tan) und Cass (Meleas)


    Nach ein paar hundert Metern durch den dichten Wald, setzte sich der unbekannte Retter vor die Gruppe und führte sie wortlos weiter Richtung Westen. Der Wolf folgte ihm beinahe auf den Fuß und hielt nur selten inne, um nach Feinden zu wittern. Erst nach einer Weile bogen sie in einem weiten Kreis ein wenig nach Süden ab. Sie folgten ihnen, bis ihr Retter auf einer kleinen Anhöhe sein Tempo drosselte und schließlich zum Stehen kam. Sein Begleiter hielt ebenso neben ihm und sah ihn mit großen Augen an, bis dieser ihm ein Zeichen gab und der Wolf auf der anderen Seite hinunter lief. Kurz darauf ertönte das vertraute Plätschern von Wasser.
    Sein "Besitzer" wandte sich hingegen an die Gruppe. "Hier sollten wir sicher sein. Die Erschaffenen werden uns nicht so weit folgen. Wir können uns ausruhen."
    Er selbst stieg bereits gemächlich die Anhöhe hinab. Dahinter lag ein malerischer Ort - ein kleiner Wasserfall bildete einen Teich, der nach nur wenigen Metern wieder als unterirdischer Fluss unter der Anhöhe weiterfloss. Gleich daneben war eine etwas größere und schräge Steilwand, die einen natürlichen Dachüberstand bildete sowie mehrere Gesteinsformationen darunter, auf denen hier und da bereits Sachen und Vorräte ausgelegt waren und durch ein paar magische Lichter erleuchtet wurden.


    Der Eldar war ein ausdauernder Läufer, aber langsam kam sogar er an seine Grenzen. Der vorherige Marsch, der Kampf, der wenige Schlaf zollten ihren Tribut. Seine Muskeln begannen zu schmerzen, doch da er mindestens so starrköpfig war wie es wehtat, biss er die Zähne zusammen und ignorierte es. Auch wenn es nichts anderes als Flucht war merkte er sich gut, wo sie waren. Man wusste nie, ob der Retter nicht plötzlich das Problem wurde. Sie waren jetzt ungefähr auf der Hälfte des Weges zwischen Amarîl und den Silbertürmen, also war noch nichts verloren. Außer Liana. Er machte sich keinerlei Illusionen darüber, was mit der Prinzessin geschehen war, wenn sie auf die Erschaffenen getroffen war. Schließlich hielten sie an. Die Stille des Ortes tat gut für den Moment, und langsam atmete er aus, wieder ein, und setzte sich. Ungewöhnlich, dass er so müde war. Für einige Sekunden schloss Meleas die Augen und konzentrierte sich nur auf seine Atmung, die er gekonnt beruhigte, dann betrachtete er mit seinem kühlen Blick den Mann und seinen Wolf. Ein Mensch, ein Magier sicherlich. Garantiert mächtig. All das interessierte ihn jedoch wenig. Er war so oft in den Wäldern unterwegs gewesen. Wie hatte er Erschaffene übersehen können? Dass ein Mann wie der Unbekannte sich sicherlich unsichtbar machen konnte wenn er wollte war dem Assassinen bewusst,. Schließlich sprach der Eldar bedächtig:
    "Wir schulden euch wohl Dank. Erschaffene habe ich noch nie in den Wäldern getroffen. Einen prächtigen Gefährten habt Ihr." Sein Blick fiel auf den Wolf. Es bedeutete einiges, wenn ein solches Wesen einen als Begleiter erwählte.
    "Wer seid Ihr?"


    Die Flucht erschien Tan falsch. Natürlich, sie mussten den Erschaffenen entkommen, denn gegen ihre Zahl konnten sie nicht viel ausrichten – doch was war mit Liana?! Von der Prinzessin fehlte jegliche Spur (er weigerte sich an das blutige Etwas auf dem Waldboden zu denken), was, wenn sie den Erschaffenen ebenfalls über den Weg lief?
    Als sie schließlich anhielten, übernahm Meleas das Reden. Während Kiv sich den Rückzugsortes des Menschen besah und ansonsten still blieb, fügte Tan schließlich noch hinzu: „Ja, wir sind Euch zu Dank verpflichtet. Allerdings fehlt eine Eldarin aus unserer Gruppe und ich würde gerne nach ihr suchen gehen!“


    Der Fremde hatte gerade begonnen seine Waffen abzulegen und die Rüstung zu lockern. Er wollte Meleas gerade antworten, hielt dann aber bei Tans aufgebrachter Stimme inne. Mit einem Stirnrunzeln fragte er: "Ihr seid nicht vollzählig? Diese Eldarin - wann habt ihr sie zuletzt gesehen?"


    "Am Abend, bevor wir schlafen gegangen sind", antwortete Tan. "Wir wachten in der Nacht auf und sie war verschwunden."


    Der Mann nickte langsam und fuhr damit fort, seine Rüstung zu lockern.
    "In dem Fall kann ich euch beruhigen. Diese Meute gehört zu einem Beschwörer namens Kalior. Ich verfolge sie seit Oktans Klauen. Unter den Erschaffenen gibt es eine, die sich "die Mutter" nennt, möglicherweise ist sie euch aufgefallen. Sie war seine "erste" und ist sozusagen seine Ausbilderin. Wenn sie ein neues Opfer hat, fängt sie es und quält es, bis es verrückt wird, das macht sie empfänglicher für Befehle, wenn sie zurückkommen. Erst dann tötet sie und überlässt den geschundenen Körper ihrem Meister. Wenn eure Eldarin erst diese Nacht verschwunden ist, hättet ihr sie auf jeden Fall lebend bei der Mutter gefunden, wenn sie den Erschaffenen in die Hände gefallen wäre. Ihr letztes Opfer dürfte ein Hüter des Waldes gewesen sein, der auf dem Rückweg nach Amarîl war."
    Er zerrte ein wenig stärker am Halteriemen, bis dieser sich löste und seine Schulterstücke herunter rutschten. Er hob kurz den Kopf und sah zu Meleas. "Mein Name ist Lyrianos. Ich hätte die Meute auch gerne früher erwischt aber Kalior ist ein gerissenes Schlitzohr. Am Lîor hatte ich sie schon in die Enge getrieben, aber Kalior hetzte mir einen Flussgeist auf den Hals. Der verdammte Bastard hat für sein Alter ordentlich was drauf, ich hätte ihn nicht unterschätzen dürfen."


    Meleas hob die Hand.
    "Tannivhar, wir werden sie suchen gehen. Und das werden wir bald müssen." Er lauschte den Worten Lyrianos' und stand wieder auf, auch wenn seine Muskeln protestierten. Nun, er war Schmerz gewohnt.
    "Ich verstehe. Euer Tun ist höchst angemessen angesichts der Schrecken, doch wir müssen Liana finden." Sein ernstes Gesicht wies keinerlei Humorspuren auf, als er ergänzte:
    "Liana ist eine sehr unerfahrene junge Eldarin und auch wenn es keine Erschaffenen in der Nähe gäbe so wäre sie vielem hilflos ausgeliefert. Wir sind nicht nur Begleiter, sondern mehr noch Beschützer. Nicht nur, dass sie sich verlaufen wird, sie weiß auch kaum, wie man sich in der Wildnis ernährt." Seine Unhöflichkeit, dass er nicht einmal erklärte wer er war, interessierte ihn nicht. Wenn die Prinzessin noch lebte, dann mussten sie diese finden, schon alleine um des eigenen Kopfes willen.


    Lyrianos schien keinen Grund zur Eile zu haben und machte sich an seinen Vorräten zu schaffen. "Habt ihr euch denn noch keine Gedanken dazu gemacht, wieso sie nicht mehr bei euch ist? Nachdem was ihr mir erzählt habt, scheint euer Lager ja nicht angegriffen worden zu sein." Er hielt inne und nickte kurz zu Tan hinüber.
    "Euer Magier... kann er sie denn nicht aus der Ferne aufspüren?"


    "Wir hatten noch keine Gelegenheit darüber nachzudenken", entgegnete Kiv, bevor Tan antworten konnte. "Wir wurden wach, hörten seltsame Geräusche und als wir diesen nachgingen, wurden wir von den Erschaffenen angegriffen."
    "Allerdings...", überlegte Tan nun laut, "könnte ich versuchen sie aus der Ferne aufzuspüren. Ich habe ihren Geist schließlich schon einmal berührt, wenn auch nur flüchtig."


    Meleas sah zu dem jungen Eldar.
    "Probier es. Wenn nicht, werde ich losziehen. Ihr bleibt hier." Alleine war er schneller und effizienter, wenn es darauf ankam. Da musste er auch nicht unbedingt Wege benutzen.
    "Lyrianos, ich neige nicht zu übereilten Maßnahmen, aber angesichts dessen was ich weiß ist Eile angemessen."


    Lyrianos machte keinerlei Anstalten, sich Meleas anzuschließen. "Ich werde euch nicht davon abhalten aber es wäre verschwendete Zeit, wenn euer Freund uns auch so bestätigen kann, dass es ihr gut geht."


    So zuversichtlich wie er vermochte, nickte Tan Meleas zu, dann ließ er sich auf dem Boden nieder und versuchte sich zu konzentrieren. Er hatte noch nie einen anderen Eldar aus der Ferne aufgespürt, konnte sich aber in etwa denken, wie es funktionieren musste. So suchte er also nach Lianas Geist, versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie genau es sich angefühlt hatte ihn zu berühren, doch...
    "Nichts", sagte er leise und schlug die Augen wieder auf. Ein Eisklumpen hatte sich in seinem Magen geformt. "Ich kann sie nicht spüren."
    Kiv hatte die Stirn in Falten gelegt. Nach einem kurzen Zögern meldete sie sich zu Wort: "Ihr Anhänger. Damit kann sie nicht aufgespürt werden, oder?"
    Tans Augen weiteten sich vor Schreck. "Daran habe ich nicht gedacht!" Er blickte von seiner Schwester zu Meleas und dem Menschen.


    Der Fremde fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und hatte plötzlich einen Anflug eines Lächelns auf den Lippen.
    "Der Anhänger ist mit Eldarmagie verzaubert, nicht wahr?" Er nickte, als ob er sich selbst die Frage damit beantworten würde und wandte sich wieder an Tan.
    "Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viel Wissen eure Ältesten doch zurückhalten." Er stand auf und stellte sich dann direkt vor den jungen Magier. "Magie, mein junger Freund, ist nicht schon immer da. Es gibt Kräfte in dieser Welt, die weitaus älter und stärker sind. Versucht es noch einmal - aber diesesmal...." Er beugte sich zu Tan hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.


    Kivs Hand schnellte automatisch zu ihrem Schwert, als der Mensch sich ihrem Bruder näherte, doch als sie sah, dass keine Gefahr von diesem ausging, entspannte sie sich etwas. Tan runzelte derweil etwas die Stirn, als Lyrianos sich zu ihm beugte. Er strengte sich an, um die Worte des Menschen verstehen zu können: "... Verschließt euren Geist gegenüber jeder Form von magischer Energie. Alles was ihr braucht ist eine Emotion, die ihr aussendet, egal welche." Eine... Emotion? Tan war sich nicht ganz sicher ob er verstand. Einen Moment sah er Lyrianos verwirrt an... doch eine andere Wahl hatten sie nicht wirklich, wenn sie nicht gerade den ganzen Wald durchkämmen wollten. So nickte er dem Menschen bloß zu, ließ sich erneut auf dem Boden nieder und versuchte seinen Anweisungen zu folgen. Verschließt euren Geist... So etwas hatte er noch nie getan. Die Vorstellung, der Magie gegenüber abgeschnitten zu sein, bereitete ihm Sorgen. Fühlte Kiv sich so jeden Tag? Eine Emotion... Doch welche Emotion sollte es sein? Laut dem Menschen war es egal, so versuchte Tan die Emotion hervorzurufen, die ihm als erstes in den Sinn kam, wenn er an Liana dachte. Sorge, vor allem. Er konzentrierte sich auf dieses Gefühl und schickte es aus.



    Es vergingen einige Augenblicke, in denen überhaupt nichts geschah. Dann traf ihn völlig unvorbereitet ein Gefühl von Sicherheit, ja sogar völliger Entspanntheit.
    Lyrianos beobachtete währenddessen die Reaktionen auf Tans Gesicht und hatte ein wissendes Lächeln aufgesetzt.


    Meleas hatte die Arme verschränkt und wartete. Magie war ihm immer fremd gewesen, und auch wenn er den eldarischen Weisen glaubte, so war er grundsätzlich misstrauisch allen anderen gegenüber, Insbesondere merkwürdigen Menschen, die unerkannt im Wald hausten.
    "Was sagt es dir?" Er gab es nicht gerne zu, doch es wurde deutlich, dass er trotz seiner Herkunft keine Bindung zur Magie hatte, denn er hatte keine Ahnung, was das genau war, was da passierte. Und das mochte er nicht.


    Tan schlug die Augen auf. "Ich spüre etwas... Ich... ich spüre sie! Liana!" Er lächelte, ohne recht zu wissen woher er seine plötzliche Zuversicht nahm. "Es geht ihr gut, sie ist in Sicherheit."


    "Na bitte, da habt ihr eure Antwort." Der Fremde zwinkerte Tan zu und kümmerte sich wieder um seine Vorräte.


    Das war absolut unlogisch. Meleas betrachtete den Mann eine zeitlang und meinte schließlich kühl:
    "Eigentlich nicht, nein. Es wirft nur eine ganze Menge neuer Fragen auf." Zwar hatte er sie gerettet, doch hieß das nicht, dass der Mann nur gute Absichten hegte.
    "Auch wenn es ihr noch gut gehen sollte, so kann sich derartiges rasch ändern.Warum also sollte ich Euch trauen, wenn ich Euch nicht kenne?"


    "Ihr müsst ja nicht mir trauen aber wenigstens eurem jungen Magier hier... Tannivhar, war dein Name richtig?", meinte er an Tan gewandt hinzu und verschränkte dann die Arme.
    "Er kann euch jederzeit darüber auf dem Laufenden halten, wie es Liana geht. Stand jetzt, geht es ihr ausgezeichnet. Also entspannt euch auch ein wenig. Ihr könnt natürlich auch einfach zurückgehen und euch mit dieser untoten Meute anlegen. Ich hab ja schon gesehen, wie gut das funktioniert hat."


    "Wer sagt mir, das Ihr ihn nicht beeinflusst?" Meleas war nicht wütend, das sah man ihm auch an, doch kalkulierte er die Risiken anders als die meisten anderen Eldar. Magie war für ein ein Unischerheitsfaktor.
    "Ich bin für die Hilfe nicht undanḱbar. Aber allein das Wissen, dass es ihr noch gut geht beruhigt mich nicht ganz. Was wisst ihr mehr? Und was seid Ihr?"


    "Wer oder was ich bin, spielt doch keine größere Rolle. Ich würde euch ja mehr erzählen, wenn ihr dem Mann, der euren Arsch gerettet hat, nicht mit unendlichem Misstrauen begegnen würdet."
    Er hob den Arm und fing an, seine Finger abzuzählen.
    "Ihr wisst nicht, wann eure Freundin genau verschwunden ist. Ihr wisst nicht, wieso. Ihr wisst vielleicht nicht einmal wohin sie wollte und wisst auch nicht, wo sie sich aktuell befindet." Aus Richtung des kleinen Teiches hörten sie wieder lautes Geplätscher. Der Wolf kam heraus und kam zum Lager getrottet. Nach ein paar Metern hielt er inne und schüttelte sich kräftig, dass das Wasser nur so umherspritzte und kam dann gemächlich näher.
    Lyrianos beobachtete ihn mit einem Lächeln und setzte sich dann wieder auf seinen Stein.
    "Ihr solltet inne halten und euch genau eure nächsten Schritte überlegen. Und ihr müsst euch ein wenig ausruhen. Falls ihr dann immer noch zu der Entscheidung kommt, ihr müsstet blindlings zurück laufen und sie suchen, helfe ich euch."
    Währenddessen lief der Wolf ein wenig umher, beschnüffelte die Eldar und lief um ihre Beine.


    "Niemand hat von blindlings gesprochen", warf Kiv ruhig ein. Ihr Blick folgte dem Wolf und, einem plötzlichen Instinkt folgend, streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Etwas an dem Tier faszinierte sie. "Doch auch wenn es ihr im Moment gut geht, sollten wir sie bald finden. Der Wald ist groß und je länger wir voneinander getrennt sind, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie überhaupt noch einmal finden."


    "Misstrauen hält am Leben." meinte Meleas nur knapp und hob beide Augenbrauen.
    "Ich mache nichts blindlings, wie Kivessa bereits sagte. Doch nun gut." Seine kalten Augen fixierten erst den Wolf, dann den Magier.
    "Liana ist die Tochter des eldarischen Königs. Wenn ihr etwas zustößt, kann ich mir die Reaktion gut vorstellen." Trotz der Worte hörte man nicht wirklich Sorge aus den Worten, er zählte nur Fakten auf.
    "Für uns hat ihr Schutz höchste Priorität. Eine zu lange Ruhepause können wir uns nicht leisten."


    Lyrianos hob die Augenbrauen und verzog kurz den Mund. "Eine verschwundene Prinzessin also, soso... ." Er schien noch etwas sagen zu wollen, wirkte dann aber ein wenig abwesend. Stattdessen verfolgte er mit prüfendem Blick seinen pelzigen Begleiter, wie er die ausgestreckte Hand Kivs beschnupperte. Seine Schnauze stuppste leicht gegen die Hand wie eine Aufforderung und schmiegte sich dann kurz gegen die Handfläche.
    Der Mann schien in Gedanken und riss sich mit ein wenig Mühe los und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    "Es wundert mich, dass eine eldarische Prinzessin so eine kleine Leibgarde hat. Noch dazu einen magischen Anhänger, der es ihr wiederum gestattet, sich vor vielen Augen zu verstecken." Jetzt war er es, der Meleas einen misstrauischen Blick zuwarf. Der Moment hielt aber nicht lange an.
    "Ich will eurem Pflichtgefühl nicht im Wege stehen. Wenn ihr denkt, ihr könnt sie ausfindig machen, dann geht. Mehr als euch davon abraten, dies ohne Vorbereitung und Rast zu tun, kann ich nicht. Solltet ihr euch dagegen entscheiden, könnt ihr mir gerne Gesellschaft leisten."


    Ein kleines Lächeln spielte um Kivs Mundwinkel, als der Wolf sich an ihre Hand schmiegte. Vorsichtig fuhr sie durch seinen dichten Pelz. So ein schönes Tier. Nur mit Mühe konnte sie sich wieder dazu bringen, der Unterhaltung zu folgen.
    "Kannst du herausfinden, wo sie sich aufhält?", fragte sie ihren Bruder, doch dieser schüttelte seinen Kopf.
    "Nein, ich kann nur sagen, wie sie sich fühlt. Doch wo sie ist... ich weiß es nicht." Die Zwillinge blickte zu Meleas.


    Meleas hielt dem Blick ohne mit der Wimper zu zucken stand. Den Wolf beobachtete er mehr aus dem Augenwinkel.
    "Gut, halte die Verbindung. Wenn wir annehmen, dass sie real ist, dann haben wir jedenfalls eine Spur." Auf seinem Gesicht erschien ein dünnes Lächeln, an Lyrianos gerichtet.
    "Liana wäre ansonsten allein gereist." Nachdenklich warf er einen Blick auf seine beiden jungen Begleiter, dann seufzte er und erklärte:
    "Als Verwandter und dem König direkt Unterstellter sehe ich es als Aufgabe an, eine äußerst dickköpfige Prinzessin zu schützen, mit allen Mitteln. Ich würde nicht planlos losrennen, sondern überlegen, wie weit sie in der Zeit hätte gehen können und einen Radius schlagen. Wenn sie scheinbar guten Sinnes ist. so wird sie an einem eher angenehmen Ort sein." Er verschränkte die Arme.
    "Nun, wenn Ihr so viel wisst - welcher Ort käme dann in Frage?"


    "Wie kommt ihr darauf, ich wüsste mehr in Bezug auf eure Prinzessin als ihr?", fragte Lyrianos mit einem Stirnrunzeln.
    "Ich kenne weder sie noch euch. Nachdem was ihr sagt, scheint sie ja von zu Hause ausgerissen zu sein - der Gedanke, dass sie diesen Fluchtgedanken auch bei ihren Beschützern fortführt, ist zumindest nicht auszuschließen. Ihr wart mit ihr unterwegs, was war denn das Ziel eurer Reise? Möglicherweise hat sie sich dazu entschieden, den Weg allein zu bestreiten."
    Der Wolf genoss währenddessen sichtbar die Streicheleinheiten. Lyrianos schien das ganze mit wachsendem Interesse zu verfolgen. Seine Augen fixierten Kiv und er nickte ihr knapp zu. "Sie scheint dich wirklich zu mögen."


    Tan nickte Meleas zu, erhob dann jedoch an Lyrianos gerichtet das Wort: "Ich denke nicht, dass sie alleine fortgehen würde. Wir hatten bereits ausgemacht, dass wir sie begleiten würden, ich sehe keinen Grund, wieso sie uns zurücklassen sollte." Außer sie traute ihnen nicht mehr. Der Gedanke machte ihm zu schaffen, doch er verwarf ihn schnell wieder. Sie hatten nichts getan, um Lianas Vertrauen zu verlieren.
    Kiv schaffte es derweilen gerade so den Blick von dem Wolf zu lösen und den Menschen anzusehen. "Ich mag sie auch. Wie heißt sie?"


    "Unser Ziel liegt im Tief im Reich der Menschen. Liana wüsste nicht einmal, in welche Richtung sie gehen muss um dorthin zu gelangen." Meleas lehnte sich an einen Baum. Die Müdigkeit war da, aber es half nichts.
    "Und ich nehme es an, da ihr offensichtlich ein Wissender seid. Aber nun denn." Er setzte sich und sah sein Gegenüber aufmerksam an.
    "Warum sollten wir eher ruhen denn suchen - was bringt Euch dann zu der Annahme, das mache Sinn, wenn Ihr doch nicht mehr wisst?"


    Lyrianos sah zu Kiv und kratzte sich ein wenig am Bart. "Ihr richtiger Name ist Nav'harikshar, was in eurer Sprache so viel wie 'Grau-Schatten' bedeutet. Sie hört aber lieber auf die Kurzform Navari." Die Wölfin hatte es sich derweil zu Kivs Füßen bequem gemacht. Ihr Herrchen beäugte sie immer noch mit einem seltsamen Blick. "Es ist erstaunlich, sie hält sich sonst eigentlich sehr bedeckt."
    Sein Blick traf wieder Meleas. "Ich habe nie behauptet, ihr solltet das eine tun und das andere lassen. Aber ich sehe euch an, dass ihr erschöpft seid, auch wenn ihr es euch nicht anmerken lassen wollt. Der Wald ist kein schweigsames Grab, mein Freund. Hier wird mehr geflüstert als in mancher dunklen Gasse der Menschenstädte. Eine Prinzessin verschwindet hier nicht spurlos. Ihr mögt der Magie in diesem Wald nicht trauen, aber sie bringt euch wohl am schnellsten zu dem, was ihr sucht."


    "Müdigkeit macht mir wenig." Meleas sah kurz zu Kivessa und dem Wolf. Zu Lebewesen hatte er nie eine gute Bindung finden können, aber es schien keine Gefahr von dem Tier auszugehen.
    "Ich habe nichts gegen Magie. Ich hinterfrage allerdings gerne Motive." Irgendwann würde Liana vermutlich panisch werden. Das konnte böse enden.
    "Wer Ihr seid, wissen wir noch immer nicht. Ich bin oft in den Wäldern, jedoch habe ich Euch nie gesehen - was mich nicht unbedingt verwundert- und wüsste gerne, mit wem wir es hier zu tun haben."


    "Navari", wiederholte Kiv leise. Auch während sie sich mit dem Wolf beschäftigte, blieben ihre Sinne scharf. Sie beteiligte sich nur nicht groß an der Unterhaltung, da sie wenig mit Magie anzufangen wusste und darauf vertraute, dass ihr Bruder auf diesem Gebiet mehr bewandert war.
    "Ihr sprecht von der Magie des Waldes", sagte dieser nun an den Menschen gewandt. "Heißt das, es gibt noch einen Weg, Liana zu finden?" Natürlich war er dankbar dafür, dass er durch den Rat des Menschen feststellen konnte, dass es der Prinzessin gut ging. Doch ihr bloßer Gemütszustand verriet ihm noch nicht, wo sie sich aufhielt.


    Ein schelmisches Grinsen umspielte die Lippen des Fremdlings. "Ihr kennt meinen Namen, somit kennt ihr mich besser als die meisten." Er stöhnte ein wenig, als er sich erhob und sich weiter Richtung Steilwand in seinen Vorräten umsah. "Ihr weiß nicht, was ihr euch davon versprecht. Ich komme aus einem Land weit im Osten, weit hinter der Wüste. Ich trage keine Titel und wenn doch, werdet ihr mit ihnen nichts anfangen können. Ich bin kein Gelehrter, kein Jäger dunkler Mächte oder Pilger auf Reisen. Ich bin ein einfacher Mann ohne Ziel."
    Er lehnte sich zur Seite und kramte in seinen Vorräten, bis er ein abgebratenes gut erhaltenes Stück Fleisch hervor zog und herzhaft hinlangte. Zwischen zwei Bissen fragte er mit halbvollem Mund: "Wollt ihr auch was?", aber sofort danach winkte er ab. "Ah stimmt, euer Volk ernährt sich ja nicht von anderen Lebewesen. Seht mal in der Tasche da drüben nach, da müssten noch ein paar Jocka-Früchte sein. Paar Äpfel aus dem Menschenreich sind auch noch da." Seine dunkelblauen Augen wanderten von einem zum anderen. "Na los, worauf wartet ihr, mit leerem Magen ist nicht gut Geschichten erzählen."
    Er machte es sich bequem, wandte sich an Tan und zog die Augenbrauen ein wenig hoch, während er mit dem Stück Fleisch in der Hand dezent gestikulierte. "Mhm, das ist eine sehr berechtigte Frage, mein junger Magier-Freund. Nun, sofern sich eure Freundin noch im Wald aufhält, wäre das naheliegendste, dass wir einfach Loreén fragen."


    Wortlos trat Meleas zu dem Fremden, ohn ihn aus den Augen zu lassen, und nahm sich bewusst ein kleines Stück Fleisch.
    "Also wollt Ihr nichts verraten. Fremde sind selten in diesen Wäldern, doch ich habe die Welt bereist. Aus welchem Land genau seid Ihr?" Er neigte den Kopf.
    "Dann sollte man beizeiten fragen."


    Nach Lyrianos' erneuter Aufforderung erhob Kiv sich und durchstöberte die Tasche. Tan wandte derweil den Blick von dem Fleisch ab, nur um gleich darauf den Menschen mit großen Augen anzusehen.
    "Wir... wir fragen Loreén?"


    "Das Land trägt den Namen Val`okhma. Hilft euch das weiter?" Der Mann bedachte Meleas mit einem skeptischem Blick, eher er sich an Tan wandte und nickte. "Tja, ich hab sie schon eine Weile nicht gesehen. Hat ja auch alle Hände voll zu tun, wie immer eigentlich. Aber wenn jemand eure Prinzessin aufspüren kann, dann ist sie wohl eure beste Chance."


    Meleas kaute das Fleisch und brummte etwas.
    "Gehört, ich war noch nicht dort." Interessant. Da kam jemand aus der weit entfernten Gegend hierher. Warum? Doch der Eldar wusste, dass Lyrianos nichts verraten wollte. Foltern wäre derzeit nicht das beste Mittel, also hieß es abwarten.
    "Soso, Loreén ist eine Person?"


    "Aber...", begann Tan langsam, "aber wie kann das sein? Ich habe noch nie davon gehört, dass Loreén eine Person wäre." Allerdings hatte er bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nie von der seltsamen Magie gehört, mit der er Lianas Gemütszustand feststellen konnte.
    Kiv runzelte leicht die Stirn, sagte jedoch nichts.


    Der Mann sah sie doch ein wenig überrascht an. "meine Güte, ihr wisst ja erstaunlich wenig über eure eigene Heimat. Wobei ihr" - er deutete auf Tan - "ja scheinbar hier auch der einzige seid, der ein wenig Verständnis von Magie hat. Ich frage mich, wieso die Ältesten euch nichts davon erzählt haben."
    Lyrianos wippte mit dem Kopf von einer Seite zur anderen. "Naja, sie ist ja auch keine Person - also zumindest nicht in herkömmlicher Weise. Man könnte sagen... sie ist so etwas wie das Herz des Waldes. Deshalb nennt man ihn ja auch 'den Wald von Loreén'."


    "Vermutlich, weil sie die Geheimnisse bewahren." Meleas störte sich wenig daran, es war nicht sein Bereich. Seine Aufgaben lagen woanders.
    "Diese Geschichte ist interessant. Dann sollten wir Loreén wohl aufsuchen."


    "Wieso sollten sie so etwas geheim halten?", fragte Tan, völlig aus der Fassung gebracht. Was sollte es den Ältesten bringen so etwas vor den restlichen Eldari geheim zu halten? Kiv hatte sich derweil mit zwei Früchten in der Hand von der Tasche erhoben. "Wo hält Loreén sich auf? Werden wir sie schnell erreichen?" Sie mochte vielleicht keinen Bezug zu Magie haben, doch wenn es stimmte, was der Mensch erzählte, dann könnte Loreén ihre beste Chance sein, um Liana zu finden - vorausgesetzt sie mussten dafür nicht den halben Wald durchqueren.


    Lyrianos bedachte Tan mit einem Schulterzucken. "Ihr könnt sie ja fragen, wenn ihr das nächste mal Kontakt zu ihnen habt."
    Kiv schenkte er dagegen ein gepresstes Lächeln, das ein wenig so aussah, als wolle er sich entschuldigen. "Das wird sich zeigen. Sie kann ziemlich launisch sein, daher weiß man nie genau, wie lange man auf sie warten muss. Aber der Tag bricht bald an und der Wald erwacht, in der Phase brauchen wir es gar nicht erst versuchen. Deshalb haben wir ein paar Stunden Zeit, bis wir uns zu ihr auf den Weg machen."


    Der intensive kalte Blick Meleas' durchbohrte den merkwürdigen Fremden eine Weile.
    "Ich hoffe doch sehr, dass es Liana dann noch gut geht." Denn wenn nicht, würde er einen Weg finden, Lyrianos beizukommen. Der Eldar drohte nicht, allerdings merkte er sich nun jede Geste, jeden Zentimeter an dem anderen Mann. Nicht zu unterschätzen wäre in jedem Fall der Wolf. Doch er hatte Geduld und lehnte sich schließlich an einen Baum.
    "Was führt Euch eigentlich in diese Gegend? Weiß der König von Euch?"


    "Ist es denn sinnvoll so lange zu warten?", fragte Kiv nach.


    Lyrianos runzelte die Stirn und warf Meleas einen fast skeptischen Blick zu. "Ihr scheint nicht viel von mir zu halten, was? Ich hatte es bereits vorhin erwähnt, wenn ihr meinen Urteil nicht traut, dann geht und sucht eure Prinzessin! Ich hätte euch nicht aufgehalten und tu es jetzt immer noch nicht."
    Kiv hingegen lächelte er zu. "Ich kenne sie gut genug, glaubt mir. Würdet ihr sie in dieser Phase rufen, würde sie entweder gar nicht auftauchen oder nur, um euch aus Wut über die Störung in Stücke zu reißen."


    "Ich kenne Euch nicht. Skepsis ist grundsätzlich angebracht in manchen Situationen." Doch Meleas rührte sich nicht. Der Fremde war viel zu eigen um ihn in den Wäldern alleine herumziehen zu lassen. Liana konnten sie so schnell nicht finden.
    "Außerdem beantwortet Ihr wahrlich nicht eine meiner Fragen."


    "Vielleicht stellt ihr einfach die falschen." Er hatte wieder sein schelmisches Grinsen aufgesetzt. Man konnte wahrlich nicht sagen, ob er sich über Meleas amüsierte oder ihn ihn provozieren wollte.
    Nach einem Seufzen sagte er: "Ich sagte schon, ich war dem Beschwörer Kalior auf den Fersen. In die westliche Welt trieb mich die einfache Abenteuerlust, falls ihr das wissen wolltet. Und ich würde es stark bezweifeln, dass euer König von meiner Anwesenheit weiß. Ich bin zumindest noch keinem eurer Patrouillien über den Weg gelaufen."


    Meleas schloss nun einfach die Augen. Vielleicht war der Fremde tatsächlich eher harmlos, immerhin hatte er den Beschwörer gejagt. Zumindest war die Frage, wer die größere Gefahr darstellte, klar. Lyrianos wusste vielleicht nicht, dass der König nicht begeistert wäre, wüsste er hiervon. Aber seine Aufgabe war immer noch der Schutz seiner Rasse. Das würde er nicht vergessen.
    "Hmmm." Er verschränkte die Arme und betrachtete sein Gegenüber wieder mit halb geöffneten Lidern.
    "Liana muss gefunden werden, allerdings ist es ebenfalls vonnöten, dass der Beschwörer getötet wird. Er stellt sicherlich die größte Gefahr für die Eldar dar."


    Lyrianos zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. "Der nächste Hain von Loreén, in dem wir sie rufen könnten ist noch ein Stück weiter Richtung Westen. Aber wir können bei Gelegenheit Kalior bei ihr auch einfach ansprechen. Möglicherweise kann sie die Sache klären. Und dann schauen wir mal, ob sie uns etwas über eure verschwundene Prinzessin erzählen kann."


    "Wenn es ihr Wald ist, dann werden ihr Erschaffene hier sicher nicht gefallen." Meleas seufzte ein wenig.
    "In der Zwischenzeit könnt Ihr ja ein paar Geschichten erzählen."


    Die Zwillinge beobachteten den Austausch zwischen Meleas und dem Menschen wortlos. Zwar ging die unterschwellige Spannung zwischen den beiden an Kiv vorbei, Tan war jedoch sehr wohl in der Lage diese zu spüren und runzelte leicht besorgt die Stirn. Hoffentlich würde das nicht noch Schwierigkeiten bringen. Schließlich fragte er: "Woher kennt Ihr Loreén eigentlich? Wart ihr schon öfters hier im Wald?"


    Ein Lächeln umspielte Lyrianos Lippen und er fuhr sich wieder mit den Fingern durch den Bart, wie schon zuvor. "Ein oder zweimal." Er kniff leicht die Augen zusammen und machte eine vage Handbewegung. Er sah so aus, als ob er versuchte, sich an etwas zu erinnern. "vielleicht auch dreimal." Er sah zu Tan hinüber und knabberte weiter an seinem Stück Fleisch. "Sie ist ... so was wie ... eine alte Bekannte würde ich sagen. Ich hab ihr vor einer Ewigkeit mal aus einer misslichen Lage geholfen - etwas, dass ihr eigentlich ganz und gar nicht gefällt. Aber ... naja, sie war mir etwas schuldig. Seitdem wechselt das eigentlich ständig, mal schulde ich ihr was, mal sie mir - ich weiß nicht mal mehr, wie der letzte Stand eigentlich war." Aus einem unerfindlichen Grund setzte er ein beinahe vergnügtes Grinsen auf. "Wir werden es wissen, wenn sie irgendwelche Opfer verlangt oder so."


    "Hmmm." Meleas betrachtete den Mann vor sich und knabberte bedächtig an einem Stück Fleisch. Was dieser so erzählte, wie er sich gab war äußerst interessant.
    "Ein Opfer findet sich." Er lächelte beinahe, als er schließlich fragte:
    "Was ich mich gerade frage, da wird ja von einer Wesenheit reden - wie alt seid Ihr denn?"


    Der Anblick des Fleisches verursachte leichte Übelkeit in Tan, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen und wandte stattdessen den Blick ab. Meleas Frage interessierte ihn jedoch ungemein. Kiv hatte weniger Probleme mit dem Anblick und sah nun neugierig zu Lyrianos.


    Dieser sah an sich herab und breitete die Arme aus. "Naja allzu alt seh ich hoffentlich nicht aus, ich habe noch vor ein paar Jährchen auf dieser Welt zu wandeln. Es dürften nun so an die vierzig Jahre sein, habe zwischendurch nicht ganz mitgezählt."


    Irgendwie glaubte Meleas dem Mann nicht, doch im Prinzip war es egal. Lyrianos gab sich absichtlich so merkwürdig geheimnisvoll, und der Assassine hatte eine ziemliche Geduld.
    "So jung, interessant. Wie auch immer." Er streckte sich ein wenig.
    "Bevor ich einroste, trainiere ich ein wenig."


    Lyrianos nickte und wandte sich an die Zwillinge. "Ihr könntet euch ein wenig ausruhen, wenn ihr das wollt. Ihr habt die Nacht ja alle ein bisschen wenig geschlafen. Wir wecken euch, wenn wir uns auf den Weg machen."


    40 Jahre? Sowohl Kiv als auch Tan brauchten einen Moment um zu realisieren, dass die Lebensspanne eines Menschen bedeutend kürzer war, als die der Eldari. Trotzdem war es ein seltsamer Gedanke, dass dieser Mann jünger als sie beide war und doch so viel mehr über ihre eigene Heimat zu wissen schien. Bei Lyrianos Worten sahen die Zwillinge sich kurz an. Tan ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Die Anstrengungen der Nacht machten sich bemerkbar. Kiv trat jedoch an Meleas heran. "Ich möchte mit Euch trainieren."


    Der Eldar nickte und bedeutete der Jüngeren, ihm zu einer Stelle zu Folge, wo der Boden nicht ganz so dich bewachsen war.
    "Eine lockere Übung am besten." Er zog sein Schwert.
    "Balance und Augenmaß trainieren. Das gehört zu den wichtigsten Grundlagen."


    Lyrianos verfolgte währenddessen mit großem Interesse Meleas Anweisungen an die junge Eldarin, als er sich auf den moosbewachsenen Boden setzte und sich gegen den Stein lehnte. Ohne den Blick von den beiden zu lösen, streckte er die Hand nach Navari aus und schnippste mit den Fingern, woraufhin die Wölfin sich von ihrem Platz erhob und zu ihm herüber getrottet kam. Sie legte sich der Länge nach neben ihm hin, bettete ihre Schnauze auf den Vorderpfoten und ließ ihre Augen zwischen Tan und den anderen beiden hin und her wandern, während der Mensch mit den Fingern durch ihr Fell fuhr.


    Eine Weile beobachtete Tan die Übungen, die seine Schwester und Meleas vollführten, doch schon bald merkte er, dass seine Lider schwer wurden. Er streckte sich auf dem Boden aus und war innerhalb weniger Augenblicke eingeschlafen. Kiv folgte derweil Meleas Anweisungen, versuchte sich Haltung, Schrittfolgen und Ausweichmanöver so gut wie möglich einzuprägen. Sie merkte, dass sie müde wurde, doch die Übungen taten ihr spürbar gut. Als sie schließlich geendet hatten, ließ sie sich neben Tan nieder, sah noch einmal zu Navari und legte sich dann ebenfalls schlafen.


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  • Bleiche klamme Hände legten sich um seinen Hals und drückten zu. Panikartig wurde Adrian der Skeletthände gewahr die ihn erbarmungslos würgten. Er wollte schreien doch lediglich gurgelnde Geräusche drangen aus seinem zusammengepressten Kehlkopf. Wild ruderte er mit seinen Händen und versuchte sich aus der tödlichen Umklammerung zu befreien. Doch eisern hielt ihn das Skelett ähnliche Wesen in seinem Griff. Erbarmungslos drückte es zu und raubte Adrian die Luft zum atmen. Begleitet wurde dies durch das penetrant hohe kichern, das Adrian mittlerweile schon vertraut war. Der offene Mund konnte keine lebensspendende Luft mehr einsaugen und langsam wurde ihm schwarz vor Augen. Plötzlich rüttelte ihn etwas an den Schultern…


    Mit einem tiefen Atemzug erwachte Adrian aus seinem Traum, er rang buchstäblich nach Luft.
    Es dauerte eine Weile bis er sich wieder orientieren konnte. Hinter ihm stand der Greis und hielt ihn an den Schultern gepackt. Eine ernste und sorgenvolle Mine war in seinem Gesicht verzeichnet. Leise sprach er:
    „Ich verstehe langsam warum du Hilfe suchst. Wir können hier nicht viel beitragen, du brauchst tatsächlich jemanden der sich mit solchen Zuständen auskennt. Leider ist es mir nicht gelungen deine „Heiler“ ausfindig zu machen. Der einzige Hinweis verweist auf einen Mann namens „Klaue“, doch so viel ich weiß ist er eine sehr zwielichtige Person.“
    „Wo kann ich ihn finden,“ fragte Adrian, „ich kann und will nicht länger warten.“ Fast flehentlich blickte er den ehrwürdigen Greis an.
    Dieser nickte bedächtig mit dem Kopf. „Ich verstehe Dich … gehe in das Hafenviertel und erkundige dich dort. Sei aber achtsam und leise, der Kluge erfährt mehr durch beobachten und zuhören als durch fragen! Wenn du Hilfe brauchst bist du hier jederzeit willkommen.“
    Mit diesen Worten entließ der Alte Adrian. Dieser machte sich eiligst auf den Weg ins Hafenviertel, nicht ohne sich vorher für das Hilfsangebot zu bedanken.

  • Coop -DON- (Grindol) und Spartan (Alarion)


    In der Kneipe war die Luft stickig. Direkt hinter dem Eingang wurde Alarion ein wenig beiseite gestoßen, als zwei Wachen einen völlig betrunkenen Seemann vor die Tür bugsierten.
    Alarion rückte seine Klamotten ein wenig zurecht und sah sich dann um. Es war ein großer Raum, auf der linken Seite war ein langer Tresen, an denen einige Männer mit der selben Uniform saßen und sich mit dem Wirt unterhielten. Auch sonst war es ziemlich voll. Weiter hinten in einer Ecke steckten ein paar düstere Gestalten die Köpfe ineinander, zwei von ihnen hatten sich zurückgelehnt und schienen eine Art Kraut zu rauchen, denn es rauchte kräftig vor ihrer Nase. Mit einem skeptischen Blick drehte sich Alarion zu Grindol um.


    Der Zwerg zog tief die Luft ein, mit einem beinahe verklärtem Gesichtsausdruck stapfte er dann schnurstracks los. Alarion stehen lassend rempelte er links und rechts die Seeleute beiseite, bis er die Ecke als den Ursprung des vermeintlichen Wohlgeruchs erreichte. Unterwegs hatte er seine Pfeife aus der Weste genestelt, diese hielt er nun den beiden Qualm-Fabrikanten unter die Nase:
    „Scheint ja ein gar vorzügliches Kraut zu sein. Würdet ihr so freundlich sein einen Wandersmann eine Prise davon abzugeben?“


    Einige der Seeleute riefen ihm derbe Sprüche hinterher, schienen aber sonst keine Anstalten zu machen, ihn zur Rede zu stellen. Die zwielichtige Gruppe, die er so frivol um eine Prise Kraut angeschnorrt hatte, schien da schon von einem anderen Kaliber zu sein. Der überraschte Ausdruck auf ihren Gesichtern währte nur einen kurzen Augenblick, schon waren einige von ihnen aufgesprungen und bauten sich vor dem Zwerg auf. Ein mies dreinblickender Hüne mit einer hässlichen Narbe im Gesicht stieß ihn kraftvoll gegen die Schulter und blaffte ihn an. "Verzieh dich, du Gnom! Mach das du verschwindest und gesell dich zu deiner Sippe in der Gosse." Die beiden Pfeife-Rauchenden hatten sich nicht erhoben. Einer von ihnen sah aus wie ein Bote, was man an seinem dreckigen Mantel und der Reiseausrüstung erkennen konnte. Der andere schien eine Art Lederrüstung zu tragen, die an einen Wams erinnerte. Der Mann warf dem Hünen einen Blick zu, als ob dieser ein kleines Kind wäre, wobei er ein wenig mit den Augen rollte. "Ganz ruhig, Tarek." Er fixierte Grindol und nahm einen kräftigen Zug. Er hatte eine unheimlich tiefe Stimme. "Wir wollen doch nicht, dass die Wache hier noch mehr Leute aufmischen muss." Die anderen Männer sahen sich an und schienen sich still abzusprechen, dann setzten sie sich langsam wieder hin. Alarion hörte hier und da auch leise, wie Dolche wieder eingesteckt wurden. Erst da fiel ihm auf, das scheinbar im gesamten Raum alle den Atem angehalten hatten, denn erst als die Männer sich setzten, begannen die anderen Gäste sich abzuwenden und ihre Gespräche wieder aufzunehmen.
    "Tut mir leid, Herr Zwerg. Mein Vorrat ist aufgebraucht." Er hob die Hand und deutete zur anderen Seite des Raumes, während er ein die Mundwinkel verzog. "Wärt ihr so freundlich und würdet euch einen anderen Tisch suchen? Ihr macht meinen Freund hier nervös."


    Der Zwerg bebte innerlich, die leichte Rötung seiner Gesichtsfarbe war ein untrügliches Zeichen dafür. Er war drauf und dran den Tisch mit einem Axthieb zu zerteilen. Wer wagt es ihn zu schubsen! Ihn, Grindol, ein Fürst unter den Seinen, ein gottgleicher Krieger, über dessen Heldentaten daheim Lieder gesungen wurden. Die Überzahl der Gegner schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Aber der Zwerg schluckte seine Wut hinunter, er war hier schließlich nur ein „Wanderer“. So begann er laut lachend zu antworten:
    „Haha, steckt nur eure Zahnstocher weg bevor ihr euch noch verletzt.“ Blitzschnell wirbelte er seine Axt nach vorne und hielt sie dem Hünen unter die Nase. „Und du … die Klinge ist scharf genug dich einen Kopf kleiner zu machen, solltest du je wieder Lust verpüren mich berühren zu wollen!“ Mit blitzenden Augen fixierte er den langen Lulatsch. Dann wandte er sich an den Wortführer. „Schade, du hättest dabei sogar ein gutes Geschäft machen können. Doch bevor ich meinen Magen fülle hätte ich noch eine Frage an Dich.“ Grindol schnipste mit dem Daumen eine Münze in die Luft, die um ihre eigene Achse rotierte, bis der Zwerg sie wieder auffing und krachend auf den Tisch knallte. Als er seine Hand hob kam eine Goldmünze zum Vorschein.
    „Könnt ihr mir sagen wo ich die Klaue finde?“
    Der Hüne schien das ganze überhaupt nicht witzig zu finden und plusterte sich auf - hielt aber die Füße still. Sein Anführer beäugte den Zwerg erst belustigt und hob bei der Erwähnung der Klaue die Augenbrauen. Der Münze schenkte er keine Beachtung. "Behaltet euer Gold, Herr Zwerg. Ihr werdet schon bald lernen, dass in dieser Stadt Wissen weitaus höher gehandelt wird als Geld. Dürfte ich fragen, wieso ihr die Klaue aufsuchen wollt?"


    „Grindol, Fürst Grindol um genauer zu sein,“ die Stimme des Zwerges war jetzt eisig.
    „Das ist eine rein persönliche Angelegenheit und ich werde auch nur der Klaue gegenüber antworten. Doch behaltet ruhig euer Wissen für euch, ich bin bisher ganz gut ohne damit ausgekommen.“ Während er diese Worte sprach holte er mit einer Hand die Goldmünze vom Tisch während die andere die Axt fest im Griff hatte. Aufmunternd klopfte er Alarion auf die Schulter: „Komm Junge, ich habe einen Bärenhunger, liegt wohl an der Seeluft. Hier ist unsere Anwesenheit nicht länger von Nöten.“


    Mit einem unsicherem Blick zu der zwielichtigen Gruppe folgte Alarion Grindol. Als beide sich von ihnen abgewandt hatten sah der Anführer einen seiner Leute an und nickte in Richtung der beiden Gefährten. Dieser ließ nur ein knappes Nicken folgen.
    Alarion wandte sich derweil an Grindol. "Ich kenne Männer wie ihn. Man sieht auf den ersten Blick, dass er im Untergrund der Stadt wahrscheinlich keine kleine Nummer ist. Wir sollten vorsichtig sein."


    Der Zwerg setzte sich an einen freien Tisch und stellte die Axt griffbereit neben sich. „Die werden sich melden, wir haben ja genügend auf uns aufmerksam gemacht,“ sagte er leise zu Alarion.
    Dann winkte er den Wirt herbei. Was wohl diese Seemanns Kiste zu bieten hatte?


    Der Wirt, ein etwas älterer und gut gebauter Seemann - erkennbar an seinen starken Armen und dem Marine-Abzeichen auf dem Hemd - kam an den Tisch und sah die beiden fragend an, ein altes zerkratztes Tablett unter dem Arm geklemmt. "Ahoi ihr Land'radden, was darfs sein?"


    „Bring uns eine ordentliche Portion deiner besten Speisen … und für mich einen großen Humpen Bier dazu. Was meinst du Alarion?“


    "Bier klingt großartig!" Seine Augen hellten sich auf. Sein letztes hatte er vor Ewigkeiten mal einem Säufer abgenommen, der sowieso dabei war, die letzten Reste zu verschütten. Hier mal einen echten Krug zu bekommen, ließ sein Herz höher schlagen.
    "Zwee Krug Bier, mochen wir. Ansonscht ham' wa noch 'n Stück Hachse vom Schwein, frisch von der Theke." Er nickte ihnen begeistert zu, während er sich die Rände rieb. "Zweemal?"


    „Zweemal äh zweimal bitte. Bier und Haxe … aber schön knusprig die Haut!“


    "Aber selbstverständlich, kommt sofort!"
    Der Wirt machte auf dem Absatz kehrt und eilte in Richtung Küche.
    Alarion hielt sich den Bauch, der gerade anfing zu knurren. "Wow, ich hab gar nicht gemerkt, wie viel Hunger ich hab." Er konnte es gar nicht erwarten, endlich mal ein richtiges Mahl zu sich zu nehmen. Ihn beschlich beinahe ein schlechtes Gewissen, denn er war es einfach nicht gewohnt, dass man ihm einfach so solche Speisen spendierte.
    Er ignorierte seine Schuldgefühle und wandte sich fragend an Grindol. "Diese 'Klaue' von der Börte gesprochen hat... denkst du, sie wird uns helfen? Ich glaube kaum, dass es sich bei ihr um einen Wohltäter handelt, der uns aus purer Güte helfen wird."


    Grindol beugte sich leicht über den Tisch und schielte in Richtung der zwielichtigen Gesellschaft.
    Mit leiser Stimme antwortete er auf Alarions Frage:
    „Man soll nicht von einem Namen auf seinen Träger schließen, wer weiß was sich hinter der ‘Klaue‘ verbirgt. Außerdem haben wir ja nichts zu verbergen, schließlich geht es ja nicht um Schmuggelware. Wir brauchen lediglich ein wenig Hilfe bestimmte Menschen zu finden.“
    In selben Augenblick hielt er inne und schaute mit seinen scharfsinnigen Äuglein in Alarions ungleiches Augenpaar. „Das heißt, ich brauche Hilfe. Du bist doch zu Besuch bei der Bekannten deines Onkels … wenn ich mich nicht irre. Du weißt doch wo sie wohnt, oder?“


    "Ich weiß, dass sie hier ein Gasthaus führt. Mein...Onkel meinte, es hieß "zur schleichenden Katze" oder so. Dürfte nicht so schwer zu finden sein."


    Als das Essen gebracht wurde machte sich Grindol mit Heißunger darüber her. Das Fett tropfte von der Schweinhaxe in seinen Bart, was ihn nicht weiter anficht. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Bart und strich die Hände anschließend an seinem Lederwams ab. Das Wams war durch diesen oftmaligen Gebrauch an dieser Stelle dunkler geworden und glänzte selber wie eine Schweineschwarte. Nach dem Essen bestellte er eine zweite Runde Bier, und als der Wirt das Gewünschte brachte fragte er ihn:
    „Kennt ihr vielleicht eine Gasthaus mit dem Namen „zur schleichenden Katze“?


    Der Wirt stellte die Bierkrüge ab und nickte. "Aber sischer kenn ich des. Jehört der guten Eleonora, ne richt'ge Frau, des sag ich euch!" Er stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf. "Musste sich nach dem Tod ihres Jatten janz allen drum kümmern, armes Ding. Aber kannsch euch nur empfehlen, es is och nicht weet von hier. Hinter der Wache nach Norden und dann die Ratsstraße runter Richtung Markt, da könnt ihrs nicht verfehlen."
    Alarion leckte sich noch die Finger von der Haxe und ließ die Männer reden.


    Der Zwerg bedankte sich beim Wirt und hob seinen Humpen zum Trinken an. Als das Gefäß halb leer war setzte er es wieder ab und fragte Alarion:
    „Was ist, sollen wir das Gasthaus wechseln und bei deiner Tante oder so ähnlich vorbeischauen? Vielleicht wissen sie dort ja auch etwas über die Klaue?“


    Alarion hob seinen Krug und trank den Rest aus, dann nickte er. "gluck.... aahh. Gerne! Scheint ja nicht allzu weit zu sein."
    Nachdem beide ausgetrunken hatten und Grindol beim Wirt bezahlt hatte, verließen sie die Schenke.
    Einer der Männer vom Tisch aus der Ecke beobachtete sie und folgte ihnen unauffällig...


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  • Nirha - Seemanns Kiste
    Roggash beobachtete das Treiben in der Kneipe. Seemänner, Flussschiffer, Fährleute und anderer Abschaum der unteren Schichten trieben sich herum. Tranken. Sangen. Lachten. Und kotzten in die Seitengasse wann immer es zu viel wurde. Dann kehrten sie zurück und begannen von vorn. Das übliche Treiben in den heruntergekommenen Schattengassen größerer Metropolen - oder aber ganz gewöhnlicher Alltag in jedem Hafenviertel, egal ob groß oder klein. Den Stab zu seiner rechten in eine der Ecken des Raumes gelehnt, hob er erneut den großen Bierhumpen an das stoßzahnbewehrte Gesicht, nahm einen großen Schluck und wischte sich genervt die Flüssigkeit aus dem Bart, die mal wieder auf den Gedanken gekommen war, an seinen schlohweisen Haaren herunterzulaufen.
    Das Bier half die Müdigkeit ein wenig zu vertreiben. Die Müdigkeit, die er seit Tagen, Wochen, Monaten verspürte, weil die Nächte so kurz ausfiehlen. Es war nicht die niemals schlafende Stadt, die ihn um seine Ruhe brachte. Auch nicht sein Hunger, der ihm im Hinterkopf antrieb. Es war ein Traum. Ein Traum, der sich immer wieder wiederholte. Ständig. Jede Nacht. Ein Traum, der ihm jedes Mal das Gefühl gab, es sei sein letzter Moment auf dieser Welt.


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    Raggosh war körperlos. Er war nichts und doch zugleich etwas. Eine Macht ohne Körper. Und sie flog über das Land hinweg. Ein Land ohne Grün oder jedwede andere Farbe. Grau in Grau. Weiß in Weiß. Schwarz in Schwarz.
    Unter ihm zogen farblose Wälder, Seen, Flüsse, Meere hinweg. Städte, Dörfer, Zelte, Hölen.
    Und immer wieder hämmerte sein Herzschlag durch die Welt, hallte von unsichtbaren Wänden zurück, so als befände er sich in einem engen kleinen Raum, obwohl er frei über einer endlosen Weite schwebte.

    Auf einmal war er der Boden, über den die Hufe wilder Pferde galloppierten.
    Dann war er der Wind, der um die blassen Gesichter von Orks, Zwergen, Menschen und Eldar wehte. Um lange Schlachtenreihen aus Geschöpfen, die jeglicher Beschreibung trotzten.
    Dann war er das Wasser ... eins mit den gurgelnden Wellen der Flüsse, Seen und Meere.
    Er spürte Kraft. Seine eigene Kraft? Menschen kamen an seine Ufer, um von dem erfrischenden Nass zu kosten - oder einfach nur zu benetzen.
    Dann war er das Feuer, das sich langsam durch die Eingeweide eben jener Menschen fraß.

    Es folgte eine gewisse Ruhe. So lange, bis der langsam hämmernde Herzschlag auf einmal verstummte. Dann, absolute Stille.
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    Jedes Mal fühlte es sich an, als sei dieser hörbare Herzschlag sein eigener. Und jedes Mal wachte er schweißgebadet auf, wenn die absolute Stille unerträglich wurde und in der Brust zu schmerzen begann. Trotz seiner Erfahrungen im Reich der Magie, hatte sich ihm bis jetzt noch keine Lösung offenbart. Trotz seiner Macht. Seiner immer weiter steigenden Macht! Und doch war er machtlos!
    Wütend schlug der Ork auf den hölzernen Tisch, sodass sich einige Blicke zu ihm umwandten. Er ignorierte sie und versank wieder in seinen eigenen Gedanken.


    Das heißt ... er versank nur kurz. Denn nicht lange darauf, gab es Dinge zu beobachten. Dinge, die interessant und amüsant zu werden versprachen.


    Ein Zwerg und ein magerer Menschenfrischling betraten den Raum. Der Junge verschüchtert, aber mit aufmerksamen Blick - und seine Augen leuchteten im Dämmerlicht und Widerschein der aufgehängten Laternen hell wie Glut. Der Zwerg stolzierte herum, wie es Zwerge nunmal taten. Dieser hier vielleicht sogar ein wenig mehr als die anderen, die Roggash bisher über den Weg gelaufen waren. Und unbekümmert waren die Erdkriecher. Denn jedem vorsichtigen Individuum wäre es vermutlich vollkommen klar gewesen, dass gerade die zwielichtige Gruppe, auf die er sich zubewegte, die schlechteste Wahl in diesem dichtbepackten Lokal waren. Roggash zog die Kapuze ein wenig tiefer ins Gesicht und schob sich weiter in den Schatten der gegenüberliegenden Ecke, versuchte zu verstehen, um was es ging - was trotz seines guten Orkgehörs nicht gerade einfach fiel. Schließlich war die Kneipe brechend voll und mit Pack allererlesenster Güte bestückt. Aufgrund der Gestik konnte Roggash nur vermuten, dass es um das Kraut ging, dessen Konsum in der Ecke öffentlich zelebriert wurde. Dann wurde es still im Raum. Hie und da konnte Roggash den kalten Stahl langsam und vorsichtig herausgezogener Klingen erkennen. Was auch immer der Zwerg tat - er sollte ein wenig mehr Feingefühl an den Tag legen, falls ihm sein Leben lieb war. Die Stille hatte einen Vorteil: Das folgende Gespräch war bis zu einem gewissen Punkt sehr gut zu verstehen. Nachdem der Anführer der Kneipenschläger die Situation entschärft hatten, begannen wieder Gespräche aufzuflammen - alle jedoch erheblich leiser, sodass die Konversation auch weiter verfolgt werden konnte.


    Fürst Grindol. Die "Klaue". Der Zwerg schien reich. Und die Axt, die er trug, verschwamm vor Roggashs Augen für einen kurzen Augenblick blutrot. Der Schrei eines Orks hallte in seinem Ohr. Vielleicht gut, dass sich die beiden nicht allzu in seine Nähe setzten. Roggash zog die Kapuze wieder ein wenig nach hinten, trank weiter an seinem Bier und beobachtete weiter. Die Blicke der Kräuterraucher gefielen ihm. Sie taxierten den Zwerg und den Menschenjungen immer abwechselnd, um keine allzu große Aufmerksamkeit zu erregen. Die Situation war noch nicht ausgestanden. Weder für die Meuchelbande, noch für die zwei Reisenden, noch für Roggash selbst.
    Die "Klaue"? Seine Neugier war geweckt. Untergrundpseudonyme, die nicht allerorts bekannt waren, sondern nur einem bestimmten Kreis, dienten häufig zur Verschleierung der wahren Identität und waren nicht als "Titel" verdient. Er selbst hatte noch nichts von einer Klaue gehört - die anderen in der Kneipe dem Anschein nach ebenfalls nicht. Das Wissen um diese Sache konnte möglicherweise bare Münze wert sein. Und der Ork suchte schon seit mehreren Tagen nach einem neuen Fall.


    Deswegen beobachtete er auch das Zwerg-Mensch-Gespann. Folgte ihnen mit den Bernsteinaugen, als sie die Kneipe verließen. Er bemerkte auch, dass sich zumindest einer der Männer aus der Ecke langsam erhob und den beiden folgte. Eilig trank der Ork den letzten Rest des nunmehr abgestandenen Biers - wobei es eigentlich nie besonders gut geschmeckt hatte; auch nicht am Anfang -, griff nach seinem Stab und verließ die Kneipe nach den anderen.
    Der Zwerg und der Junge hatten den Weg zu Wache und Ratsstraße eingeschlagen. Roggash wählte einen Weg durch die Gassen, die ihn parallel zu den Gefährten und dem unvermeidlichen Verfolger führte. Es hatte seine Vorteile immer über seine Umgebung Bescheid zu wissen. Und glücklicherweise befand er sich schon seit einiger Zeit in Nirha, sodass ihm die ungesehene Verfolgung keine wirklichen Schwierigkeiten bereiten sollte.

  • Coop Spartan & Fetzen


    Schimmerfels schien schon etwas Größeres als ein Dorf zu sein, dafür sprachen die befestigten Wege und stabilen, hohen Mauern, die die Siedlung umgaben. Mit schweren, schlürfenden Schritten schritt Vathalyk auf das Tor zu, vor dem sich, welch' Überraschung, ein paar Wachen postiert hatten. Wenn das hier ein Gebiet im Konflikt war, war das nur logisch. Kontrollen hatte es schon immer gebeben, nur war der Untote zu seiner Zeit in einem solch hohen Rang gestanden, dass kaum noch einer gewagt hatte, wegen sowas an ihn heranzutreten. Das war jetzt wohl natürlich anders: Keiner konnte ihn mehr kennen, wenn er nicht zufällig das richtige Geschichtsbuch in der Hand hatte, in dem er mal porträtiert worden war. Und das setzte schon voraus, dass es ein solches Werk überhaupt noch gab. Das denkbar Schlimmste, das passieren konnte war, dass sie ihn als Wiedergänger entlarven würden. Dann würde es richtig ungemütlich werden, doch sonst ? Vathalyk hatte keine Ahnung, welche Gesetze sich die Menschen in der Zwischenzeit ausgedacht hatten.
    Die Wachen folgten ihrer Aufgabe mit ziemlichem Desinteresse. Ihre maroden Rüstungen und zerbeulten Schilde erweckten den Eindruck, sie könnten möglicherweise beim nächsten Schlag auseinanderfallen. Sie waren gerade in einem Gespräch vertieft, als Vathalyk sich dem Tor näherte. Abschätzig beäugten sie den Fremden, wandten sich dann aber wieder ihrem Gespräch zu.


    So ganz traute Vathalyk der Sache nicht. War ja schön, wenn er hier einfach durchlatschen konnte, aber was, wenn das irgendeine Art von Falle war ? Misstrauisch beäugte er die armselig wirkenden Gestalten, ehe er sich an selbigen vorbei in Richtung Tor schob. Die Häuser dahinter konnte er bereits sehen, da selbiges offen stand. Die Stadt selbst schien nicht im allerbesten Zustand zu sein, ähnlich der Wachen, aber immerhin: Es war eine menschliche Siedlung und hier würde es hoffentlich auch etwas zu kaufen geben. Vielleicht sogar zu niedrigeren Preisen als bei gewissen Händlern...


    Die Hauptstraße führte in einem Halbbogen relativ schnell zu einem größeren Platz, in dessen Mitte ein zerstörter Brunnen stand. Mehrere Hütten aus Stoff und dünnen Holzstangen waren überall auf dem Platz aufgebaut. Der Markt war zwar nicht klein, wirklich viel los auf den dreckigen Straßen war aber nicht. Die wenigen Menschen wirkten wahnsinnig misstrauisch und hier und spürte man gierige Blicke im Rücken. DIe Händler verkauften keinerlei Schmuck oder ähnliches, meistens waren es nützliche Dinge wie Seile, Netze, Werkzeuge oder Waffen. Überall hing der Geruch von frischem Fisch in der Nase und das ein leichtes Echo von schmatzenden Geräuschen verfing sich zwischen den Fassaden der heruntergekommenen Häuser.


    Erbärmlich war wahrlich ein passendes Wort, um diesen Ort zu beschreiben. Er hätte sich wirklich einen besseren Ort für einen Einkauf aussuchen können, doch so wirklich viel Wahl hatte er zu seiner Verteidigung ja auch nicht gehabt. Mit nicht gerade übersprießender Euphorie näherte sich Vathalyk einem der Händler in seinem wackeligen Zelt, wenn auch nicht mit der Absicht, etwas von dessen Plunder gegen sein Gold zu nehmen. "Verzeiht, aber könnt ihr mir sagen, wo ich hier einen Schmied finde ? So etwas wie ein Pferdehändler wäre auch nicht schlecht..."


    Der Mann hinter dem morschen Tisch war mager und musste schon etwas älter sein. Bei der Frage nach einem Pferdehändler musste dieser anfangen zu prusten, das sehr schnell in einen Hustanfall über ging. "Da seid ihr wohl in der falschen Stadt gelandet. Hier können sich die meisten nicht mal eine Ziege leisten." Er hielt dem Blick von Vathalyk aber nicht lange stand und seufzte dann. "Ihr könnt es mal beim Vogt versuchen, er ist gerade in der Stadt." Er nickte in Richtung eines steinernen Gebäudes, welches am Ende der Straße an einer Ecke stand und über einen Turm verfügte, dessen Dach allerdings zur Hälfte fehlte.


    "Der Vogt ? Seid ihr sicher, dass der mich überhaupt reinlassen würde ? Und einen Schmied gibt es hier gar nicht ?" Vathalyk erwartete schon ein festes 'Nein' als Antwort, aber die Hoffnung gab er noch nicht auf. Wenn selbst beim Vogt das Dach beschädigt war, musste es allerdings wirklich schlimm stehen. Zu Fragen, wie weit es denn zu besseren Ortschaften wäre, wäre allerdings wohl auch etwas dreist...


    Der Händler schniefte, kratzte sich ein wenig an der Nase und zog dann einmal mit dem Ärmel über sein Gesicht. "Marbo wurde gerade in die Hauptstadt nach Dorga gerufen. Irgendwas von wegen 'neue Rüstungen'. Wirklich motiviert wirkte er nicht, als sie ihn abholten. Wirst ja schließlich nich bezahlt, wenn die Säcke was wollen, aber was will er machen - besser als der Galgen."


    "Na dann... Ich gehe dann mal. Vielen Dank für die Auskunft!" Die Demotivation schien Vathalyk geradezu in die Stimme gelegt, wenn selbst der Schmied schon die Wahl zwischen Galgen und unbezahlter Arbeit gehabt hatte an diesem Ort. Wie dann der Vogt wohl drauf war ? Er würde es herausfinden müssen. Stumm trottete der Wiedergänger zu besagtem Gebäude mit dem halb kaputten Turmdach und fand sich alsbald vor einem schon eher in die Kategorie vermodert gehörenden, hölzernen Tor wieder, dessen Klopfring auch nicht sonderlich beschaulich wirkte. Egal, das Teil verlangte nach Bedienung. Hoffentlich würde auch jemand aufmachen, der etwas zu sagen hatte.


    Er klopfte an, doch überraschenderweise riss jemand sofort nach dem ersten Klopfen die Tür auf. Nicht unbedingt zum Vorteil des Klopfringes, den es aus der Verankerung riss, das morsche Holz ächzend und knirschend. "Verdammte scheiß Tür, wer will de...". Der Mann der gerade rausstürmen wollte, hielt überrascht inne und bedachte Vathalyk mit dem kaputten Klopfring in der Hand ein wenig skeptisch. "Ähm.... ja bitte?"


    "Seid gegrüßt. Seid ihr der Vogt ? Mein Name ist Vathalyk, und ich möchte vielleicht etwas von euch kaufen, wenn ihr erlaubt." Das war sehr direkt, aber der Mann vor ihm benahm sich auch nicht gerade höflich...


    Sein Blick war mehr als irritiert. "Ihr wollt ... etwas kaufen? Also ja, ähm, ich bin der Vogt von Dorgar, gewissermaßen der Verwalter des Königshauses... was genau... also womit kann ich ihnen denn helfen?"


    "Eine neue Hand wäre schön..." gab Vathalyk mit einem leichten Grinsen zu verstehen, während er symbolisch seine Finger durchschüttelte. Schließlich hatte der Mann vor ihm die Tür so abrupt und kräftig aufgerissen, dass der Klopfring abgerissen war, weil des Untoten Hände ihn gerade noch bedient hatten. "Nein, also, Scherz beiseite. Ich bin auf der Durchreise und möchte schneller werden als zu Fuß. Ich suche also einen reitbaren Untersatz oder so etwas und man hat mir gesagt, bei euch gäbe es so etwas. Vielleicht."


    "Ah ja... nun.... die Stallungen sind im letzten Winter abgebrandt... wir hatten sowieso nicht viele. Ich müsste schauen ob.... hm..." Das Stammeln des Mannes schien kein Ende zu nehmen. "Vielleicht... möglicherweise.. also, wenn sie Geld hätten dann.... also wenn sie viel Geld hätten, dann... ja dann könnten wir da eventuell etwas finden, ja... jaja."


    Vathalyks Blick wurde zunehmend skeptischer. Das war der Vogt ? Der hatte aber Nerven... oder besser gesagt keine. Aber mal sehen -- er kramte in seine Tasche und zog den schmaler gewordenen Goldbeutel heraus. Ein Schütteln sollte genügen, das charakteristische Klingeln war eindeutig. "So... wie stehen jetzt die Chancen ?"


    Der Vogt streckte kurz die Hand nach dem Beutel aus und zog sie rasch zurück. Er rieb sich die Hände und nickte eifrig. "Ja doch, das ... das sieht doch ganz gut aus, ja! Es gibt, also wie schon gesagt, keine Stallungen mehr. Aber ihr könntet mein ... ja, mein Pferd haben!" Sein Blick ruhte noch auf dem Geldbeutel aber er schob sich an Vathalyk vorbei und deutete um die Ecke. "Kommt, ich bring euch hin!"


    Vathalyk folgte. Wenn der Vogt selbst sein letztes Hab und Gut herzugeben bereit war, musste die Verzweiflung schon ziemlich groß sein. Es brach aus ihm regelrecht heraus: "Verzeiht, aber könnt ihr mir noch eine Frage beantworten ? Was.... was ist hier passiert. Ich bin nicht von hier, und so kann ich mich nur über das überall vorhandene Elend wundern..."


    Der Vogt ging voraus, drehte sich bei der Frage aber im Laufen um und setzte wieder ein äußerst irritiertes Gesicht auf. "Nicht.. ihr wisst nicht (?) - also.... die Dämonen...der Bürgerkrieg...die...die Wächter?" Er setzte einen fragenden Blick auf, während sie um die Ecke bogen und in Richtung Norden sich dem Stadtrand näherten. "Wie könnt ihr nicht wissen, dass.... naja nun gut. Also ... wie soll, ich mein wo soll ich anfangen, ja... dem Land fehlt es an Geld, an Nahrung... dann die Banditen und diese ständigen Überfälle... Schlimm, einfach schlimm." Er schüttelte nur den Kopf und schien mit der Zeit mehr mit sich selbst zu reden.


    Vathalyk blieb auf einen Satz stehen. "Dämonen ?" hakte er nach. "Sagtet ihr gerade tatsächlich 'Dämonen' ? Wo ?" Uralte Instinkte setzten ein. Sollte er sich etwa getäuscht und nach Jahrhunderten des Schlafens von einem Dämonenkrieg in den nächsten gestolpert sein ? "Und wo findet dieser Bürgerkrieg statt ? Ich habe wirklich keine Ahnung!" Irgendetwas sagte ihm, dass er sich gerade gewaltig lächerlich machte -- so sehr seine Worte auch der Wahrheit entsprechen mochten. "Und gibt es irgendwo auch noch Ländereien, wo dies anders ist in dieser Gegend ?"


    Mit einem vielsagendem Blick begutachtete der Vogt ihn nun von oben bis unten. Er schien ihn wohl für einen Spinner oder so zu halten. "Ihr... ich... ähm, ja, Dämonen. Sind vor paar Jahren wieder verschwunden, keine Ahnung warum. Das alte Reich zerbrach. Kaputt. Fünf Reiche, fünf Könige - und jedermann - also auch Frau, weil... eine ist ne Königin - also jeder will was vom Kuchen essen... also abhaben." Sie erreichten eine heruntergekommene Hütte, die durch eine eingefallene Wand zu einem Stall umfunktioniert war. Vor der Hütte stand eine einsame Wache und nahm übertrieben Haltung an, als der Vogt heran schritt. Dieser redete weiter zu Vathalyk. "Jeder hat so seine Probleme... Aufstände - und diese ständigen Anschläge, ja.. jaja. Aber denen gehts immer noch besser als mir - ich meine uns. Ah. Das isser". Er deutete auf einen klapprigen Gaul, der ziemlich abgemagert aussah. "Eigentlich in einem guten Alter, aber das Futter, oooh das Futter, so teuer! Kann kaum ein Mensch bezahlen."


    "Keine Dämonen also ? Na dann ist alles halb so schlimm. Eifersucht, Mord, Diebstahl, Betrug, Bestechung und Raub gab es schließlich schon immer und der Mensch war schon immer des Menschen Wolf. Kenne ich gar nicht anders, außer es gibt eine noch viel größere Bedrohung..." Fast hätte er jetzt von der Vergangenheit angefangen, doch der Anblick des Tieres kam gerade noch rechtzeitig, um ihn davon abzuhalten. Vathalyk streckte seinen muskulösen Arm aus und deutete auf die schäbige Unterkunft. "Ähm... das hier ist das Tier, welches ihr mir anbietet ? Okay... Also Gold für Futter hätte ich genug, wenn es denn etwas zu kaufen gibt -- und ihr mir etwas übrig lasst." Viel durfte dieser Vogt jetzt dafür aber nicht verlangen, sonst würde er lieber weiterlaufen... "Und trägt es überhaupt etwas ?"


    "hm, hat mich schon paar mal hergeschleppt. Ist'n guter Junge. Leider, ja leider auch der einzige, der noch da ist. Nen anderen haben wir nich. Futter haben wir nur das bisschen da in der Ecke, reicht bis morgen." Er verzog den Mund und schaute auf den Geldbeutel. "ja, sollte mit drin sein."


    "Ich pflege es, sämtliche Waren selbst in Augenschrein zu nehmen, bevor ich sie kaufe. Wenn ihr erlaubt..."
    Als erstes widmete sich Vathalyk dem Heu. Vermodert durfte es auf keinen Fall sein, auch nicht besonders Nass. Doch wenn man das Dach hier so betrachtete... Der Wiedergänger stapfte durch den ubiquitären Matsch und kniete vor dem Haufen hin, um ihn zu betasten und zu durchsuchen. Dabei zog er die gepanzerten Stulpen aus, auch wenn das nur Dreck an den Händen bedeuten würde. Nur so aber konnte er einen wirklichen Eindruck gewinnen. "Naja, sieht überraschenderweise ganz gut aus. Und jetzt das Tier..." Mit diesen Worten schwang er sich auf.


    Er schien ausgesprochen ruhig und zutraulich zu sein. Er schien wohl eigentlich mal ein Fuchs zu sein, die Farbe war aber unter dem Dreck kaum noch zu erkennen. Er schnaubte nur kurz, macht aber keine Anzeichen dafür, dass er Probleme hätte. "Mit genug Futter kommt der wieder auf die Beine, ja wirklich!"


    "Ich hoffe es!" gab Vathalyk nicht allzu zufrieden wirkend zu verstehen. Er sah auf diesem Tier doch schon etwas merkwürdig aus...
    "Was wollt ihr denn für den Knaben ?" Wehe, dieser Vogt würde jetzt denselben schlechten Stil wie dieser fahrende Händler wählen und ihm ein halbes Vermögen für fast nichts abknöpfen wollen. Noch einmal würde er das ganz sicher nicht mitmachen.


    "Tja Preis, puh... ich denke, also ich meine so um die 20... vielleicht 25 Goldstücke müsst ihr schon locker machen." Er erhob den Zeigefinger, bevor Vathalyk sich möglicherweise über den Preis beschweren konnte. "Ich weiß, ich weiß, aber bedenkt! - Es ist das einzige weit und breit. Schimmer... stein... ähm Fels mein ich - hat hier nirgends sonst Pferde, selbst in der Hauptstadt sind sie rar, jaja. Schlimme Zeiten, oh ja, schlimme Zeiten sind das...."


    "Wie bitte ?" Mit dem Charme eines Tigers, dem man gerade auf den Schwanz getreten hatte, schritt Vathalyk frontal auf den Vogt zu. Er hatte mangels aktueller geschichtlicher Kenntnisse keine Ahnung von der aktuellen Preislage, aber gemessen an dem was er aus der Vergangenheit kannte war das... maßlos überteuert. Mindestens. Die Hände in die Hüften gestemmt baute sich der Untote vor dem anderen Mann auf. "Ihr wollt wohl, dass ich bald genauso verhungert aussehe wie dieses Tier ? Und noch ein Hinweis: Ich bin vermutlich auch der einzige Kunde weit und breit, der überhaupt etwas bezahlen kann!"


    Der Mann hob abwehrend die Hände und machte einen aufgeschreckten Gesichtsausdruck. "Hm ja, das mag schon stimmen, mein Herr aber wisst ihr... also es ist ja so, dass... ich bin kein Stallmeister. Ich verkaufe mein Pferd nicht, weil ich es loswerden will. Ihr wollt es also müsst ihr... besser solltet ihr den Preis auch zahlen...können. Oder wollen, je nachdem."


    "Und was, wenn ich nicht kann ?" gab Vathalyk leicht bissig zu verstehen. Eine Lüge, jedenfalls physikalisch gesehen. Emotional und kognitiv jedoch die Wahrheit: Diesem Wucher würde er sich selbst nicht preisgeben, egal wie Elend es hier zuging oder nicht.


    Leicht abschätzig betrachtete der Vogt seinen Verhandlungspartner und wippte leicht mit dem Kopf. "Dann sagen wir 16 Gold und 10 Silberstücke. Der Preis ist gut, ja wirklich gut! Für einen Freund, he?"


    "Wer mein Freund ist und wer nicht, entscheide immernoch ich selbst. 12 Goldstücke!"


    "Hm sagen wir 14 und... 17 Silber und keine Münze weniger!" Der Mann verschloss die Arme. Er schien fest entschlossen, den Gaul entsprechend teuer zu verkaufen.


    "Was wollt ihr überhaupt mit so viel Gold ? Zu kaufen gibt es hier ja nichts, was so viel wert wäre. Das sagtet ihr ja quasi selbst."


    Der Mann schien beinahe laut lachen zu wollen, besann sich dann aber eines Besseren, am Ende wurde es nur ein Schnauben. "Hier in Schimmerfels? Gar nichts. Ich will ja aber schon morgen zurück in die Hauptstadt. Es ist nicht überall alles so wie....... na so halt." Dabei machte er eine allumfassende Bewegung und deutete damit scheinbar auf die ganze Region.


    "Oh...." und Vathalyk hob eine Augenbraue. Jetzt wurde es interessant. "Ihr wollt also weg von hier ? Meint ihr nicht, ihr könntet in einer nach Kriegsgebiet ausehenden Gegend wie dieser hier eine Eskorte brauchen ?"


    Der Mann deutete nach draußen, wo noch immer die übermotivierte Wache stand und den Anschein erweckte, sie würde hier das Heiligtum eines alten Ordens bewachen. "Der gute Wilfried ist ja da." Er zuckte mit den Achseln und setzte ein fast schon wehmütiges Lächeln auf. "Auch ein guter Junge. Reicht völlig aus... keiner hier hat Geld für richt'ge Waffen oder Rüstungen. 'Nen paar Bauern überfall'n is einfacher, als jemanden mit Eskorte. Wissen ja auch fast alle, kaum einer reist noch mit Reichtümern von hier nach da."


    "Meint ihr nicht, dass meine Rüstung und Waffen da etwas... geeigneter wären ? Und wer passt in der Zwischenzeit auf das Gebäude auf ? Ich mach euch einen Vorschlag: Ich begleite euch, da ich ohnehin von hier weg will, und dafür überlegt ihr euch das mit den 14 Goldstücken nochmal ganz scharf..."


    "Ihr.... ihr wollt mir eure Dienste anbieten?", fragte der Mann ein wenig verwirrt. Er war immer noch ein wenig irritiert von Vathalyks Fragerei zur Zeit und aktuellen Situation, wobei er natürlich nicht bestreiten konnte, dass eine zusätzliche Wache sicher hilfreich wäre.
    Er kratzte sich am Kinn und schielte raus zu Wilfried. "Dann für 12 und das Pferd gehört dir." Er spuckte sich in die Hand und hielt sie Vathalyk hin.


    "Elf. Und wir können ja gemeinsam reiten, wenn ihr das wünscht."


    Der Vogt schüttelte nur den Kopf. "Ich kann selber laufen. Und der klapprige Gaul trägt sowieso in dem Zustand nur einen von uns. 12!"


    "Das ist eigentlich immernoch zu viel, aber ich bin dennoch einverstanden. Wenn der gnädige Herr denn nun die Güte hätte, die geplante Reiseroute sowie sämtliche darüber vorhandenen Kenntnisse mit seiner zukünftigen Eskorte zu teilen ?"
    Wenn der Kerl wüsste, dass er gerade einen Handel mit einem verdammten Magier abgeschlossen hatte. Einem sehr wiedergängerischen noch dazu...


    Mit einem äußerst verwirrten Gesicht nahm der Vogt die Bezahlung entgegen. "Re...Reiseroute? Ich muss zur Hauptstadt, das... ich dachte, das hatte ich schon erwähnt. Es gibt nur eine... ja, eine Straße nach Norden... ja."


    "Ah ja, stimmt. Und da kommt man natürlich völlig problemlos und ohne Plan hin, sonst bräuchte ihr ja eine Eskorte, zu deren Anheuerung ihr euch jetzt schleunigst entschließen müsstet. Have verstanden..." Vathalyk hätte angesichts des vor Naivität nur so strotzenden Vogts fast mit den Augen gerollt. Diese Reise würde sicherlich interessant werden... "Habt ihr denn schon alles gepackt ? Wann wollt ihr denn aufbrechen ?"


    Er verzog das Gesicht und kratzte sich den Kopf, als ob er ernsthaft darüber nachdenken müsste. "Hm ja naja ich dachte bald.... also - sehr bald. Ich war auf dem Sprung, wollte eigentlich mich gerade aufmachen, jaa. Dann standet ihr vor der Tür."


    "Na dann... werde ich wohl mal vor selbiger auf euch warten, oder ?" Vathalyk nahm das Pferd am Halfter und führte es vom Platz. Immerhin waren genug Satteltaschen dabei, um diverse Futteralien und sonstiges Zeug darin für sich zu verstauen. Mal sehen, wie sich dieser seltsame, offensichtlich völlig verarmte Vogt anstellen würde.


    Dieser nickte zustimmend und gab seiner Wache ein Zeichen, die wieder übertrieben Haltung annahm und sich zu ihm gesellte. "Dann hol ich.... meine Sachen... ja... ja so machen wir das."
    Mit seiner Wache zog er in Richtung Stadt, um seine Vorräte zu holen und gemeinsam mit Vathalyk in die Haupstadt Rhegas zu ziehen...

  • Coop mit Fara, Cass und Spartan


    Es war schon fast Mittag. Durch das Blätterdach konnte man den Sonnenstand gerade so erahnen.
    Lyrianos saß immer noch im Moos und lehnte am selben Stein, an den er sich schon angelehnt hatte, als die Zwillinge sich zum Ausruhen hingelegt hatten. Die sichelförmige Klinge seiner Waffe ruhte im Unterholz - er hatte die Verbindung zum Stab gelöst und hielt diesen nun in seiner rechten Hand, während er mit einem Dolch in der Linken feine Linien in das Holz schnitt. Einen kurzen Moment sah er auf, holte tief Luft und nickte dann wie zu sich selbst. Er sah sich kurz im Lager um ohne aufzustehen und fand Navari am Wasser, die dort mit den Pfoten durchs flache Wasser tapste. Sie sah zu ihm auf und er nickte zu den Zwillingen, woraufhin die Wölfin gemächlich herantrottete. Tan stupfste sie sanft aber bestimmt mit der Schnauze gegen das Bein und wandte sich dann an Kiv. Lyrianos folgte der Wölfin mit einem nachdenklichen Blick während er blind weiterschnitzte. Es war ihm schon vorher aufgefallen, dass sie die junge Eldarin offenbar anders behandelte als ihren Bruder. Es wirkte.... ja was eigentlich? Zärtlich? Fürsorglich? Oder doch eher vorsichtig? Er vermochte es nicht einzuschätzen und noch weniger konnte er sich einen Reim darauf machen. Navari war zwar nie scheu gegenüber Menschen oder Eldar gewesen - er konnte sich aber nicht daran erinnern, dass sie im Umgang mit Fremden jemals Unterschiede gemacht hatte.
    Immer noch nachdenklich, aber mit einem leichten Lächeln auf den Gesicht, beobachte er die beiden, wie sie langsam wach wurden.


    Meleas war nicht unbedingt zufrieden mit der jungen Eldarin. Seine Kommandos kamen grundsätzlich knapp und emotionslos, und er sah, wie viel Arbeit Kivessa noch vor sich haben würde. Aber er wurde eben auch nicht wütend. Schließlich nickte er, als kleine Fortschritte zu erkennen waren und entließ sie. Er selbst spürte nun auch die Schwäche in seinem Körper, aber er legte sich nicht zu ihnen. Stattdessen verschwand er in den Büschen und kletter einen Baum hoch, setzte sich dort auf einen dicken Ast und schloss die Augen. Auf der Erde fühlte er sich oft nicht so wohl wie hier, vielleicht seine ganz eigene Verbundenheit mit der Natur. Seufzend ließ er sich im Verborgenen ein wenig fallen und entspannte ein wenig, denn auch er brauchte Schlaf. Und dieses Mal hatte er Glück. Anstatt, dass er wieder in diese seltsamen Alpträume fiel und sich verhedderte, war es ein erholsamer und dunkler, traumloser Schlaf, der ihm eigen war. Aber er konnte nie lange am Stück schlafen. Ein Geräusch, etwas Ungewohntes, und schon waren seine Augen offen. Kurz fuhr er sich über das Gesicht. Ich bin nicht mehr der Jüngste... Seine kurze Orientierungslosigkeit hatte aber keine Folgen hier. Allerdings... Er sah nun, weswegen er aufgewacht war. Ein Eichhörnchen war neugierig herangekommen und betrachtete ihn. Bewegungslos saß der Eldar auf dem Ast und beobachtete, wie es näher und näher kam, sich der Gefahr gar nicht bewusst. Schließlich hopste es dem Mann auf das Bein. Blitzschnell packte Meleas das kleine Tier, das erschrocken aufquikte und zappelte, aber der erbarmungslose Griff ließ nicht los.
    "Hm, du kannst froh sein, dass ich nicht hungrig bin." lachte der Eldar leise und überlegte trotzdem, es zu töten um einen Vorrat zu haben. Doch schließlich setzte er das Eichhörnchen auf einen Ast. Blitzschnell war es verschwunden, vermutlich völlig verstört. Er erhob sich nun leise und ging zurück zum Lagerplatz, wo er die Szene betrachtete. Der seltsame Mann schnitzte scheinbar selbstvergessen, die Zwillinge schliefen. Kurz wartete er, dann glitt er lautlos auf den Boden zurück und wartete.


    Tan brauchte einen ziemlich langen Moment um durch den Stupser der Wölfin zu erwachsen. Verschlafen blinzelte er in das grüne Blätterdach. Kiv hingegen wurde sogleich wach, kaum dass die Wölfin sie berührt hatte. Ohne dass sie es selbst wirklich bemerkte, breitete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen aus, als sie das Tier sah. Sie setzte sich auf und streckte der Wölfin eine Hand entgegen.
    Auch Tan richtete sich nun auf und sah noch einmal prüfender in den Himmel. "Mir scheint, als hätten wir ziemlich lange geschlafen", stellte er fest.


    Lyrianos hielt kurz inne, begutachtete die Arbeit am Schaft und murmelte unverständlich ein paar Worte, während er mit der Hand über das Holz strich. Danach hob er die Klinge aus dem Moos auf und befestigte sie wieder am Stab.
    "Nicht mehr als ein paar Stunden. Wir können uns so langsam auf den Weg machen, es ist nicht weit von hier."
    Navari schnüffelte währenddessen an Kivs Hand und schien mit den Gedanken ganz wo anders zu sein.


    "Wundervoll." erklang Meleas Stimme und ging an Lyrianos vorbei.
    "Dann lasst und keine Zeit mehr verlieren."


    "Nun denn." Tan rappelte sich auf und streckte sich kurz. Plötzlich war er aufgeregt. "Leitet den Weg."
    Kiv beobachtete Navari genau und bekam gar nicht wirklich mit, was um sie herum geschah. Erst als ihr Bruder sie direkt ansprach, um sie darauf hinzuweisen, dass sie aufbrachen, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
    "Gut, lasst uns gehen", sagte sie und stand auf.


    Mit einem tiefen Seufzen erhob sich Lyrianos und steckte fast schon schwungvoll seine Waffe weg. Er sah sich kurz um und ging dann zu seinen Vorräten, wo er hier und da noch ein paar Sachen verstaute.
    Er sah kurz seine Begleiter an und ging dann voraus in Richtung Westen, drehte sich aber nochmal kurz um. "Eins noch; wenn wir Loreén treffen - überlasst erst mal mir das Reden." Dabei schenkte er ihnen mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick, der mehr Warnung als Ratschlag war.


    Meleas nickte wortlos. Zwar gefiel es ihm nicht, aber der Mann kannte das Wesen, das sie aufsuchten, vermutlich am besten. Sicherlich würde er sehr genau hinhören ob es eine wie auch immer geartete Falle war, hatte aber keine Ambitionen Dinge zu starten, die nicht sein mussten. Als er jung gewesen war, hätte das ein Problem sein können. Mittlerweile wusste der Eldar, wie gefährlich es sein konnte, vorzupreschen.


    Auch die Zwillinge machten deutlich, dass sie Lyrianos verstanden hatten. Tan hatte ohnehin keine Ahnung, was er zu einem Wesen wie Loreén hätte sagen sollen - er konnte nicht einmal ganz fassen, dass es sie wirklich gab. Kiv hatte ebenfalls entschieden, dass es das Beste wäre, wenn sie zunächst still blieb, wusste sie doch, dass ihre Aussagen schnell als beleidigend oder unsensibel aufgefasst werden konnten.


    Lyrianos zog ein ordentliches Tempo an. Er rannte nicht, schien es aber fast eilig zu haben, ihr Ziel zu erreichen - etwas das angesichts seiner sonst so entspannten Art und Weise ein wenig befremdlich wirkte. Trotzdem wirkte er gut gelaunt, während er dort mit den Eldar im Schlepptau sich durch den Wald schlug. Man sah ihm an, dass er sich gerne in der Natur aufhielt, seine treue Wölfin scheinbar immer an seiner Seite.
    Es dauerte nicht lange, bis sie an eine Senke kamen, die schon auf den ersten Blick aus dem typischen Waldbild heraus fiel. Es sah aus, als ob jemand die schönsten Bäume und Sträucher, die er in diesem Wald finden konnte, zusammengetragen hätte. Selbst das Moos schien hier grüner und saftiger auszusehen. Der Übergang vom normalen Wald zum Hain war nicht aprupt aber dennoch auffällig schnell. Ein kleiner Bach plätscherte vor sich hin und die Blätter spielten mit dem Sonnenlicht.
    "Solche Haine wie diesen hier gibt es überall im Wald, du hast sie vielleicht schon mal gesehen", meinte er an Kiv gewandt. Er hatte sein Tempo gedrosselt und fuhr nun ein bedächtig mit den Fingern durch ein Meer aus Blüten, die an einem Strauch wuchsen. "Sie sind so etwas wie ...vergessene Altare der ersten Eldar, an denen sie früher zur Natur gebetet haben."


    Mit einem Nicken trat Meleas an Lyrianos heran.
    "Diese Orte kenne ich. Gute Plätze zum Ruhen." Die Spiritualität der Altäre ging komplett an ihm vorüber. Da er nie eine Verbindung gefunden hatte zur Magie und zur Natur nur in Maßen, war er dazu auch nicht in der Lage. Das hieß nicht, dass er das nicht respektierte, er konnte einfach nichts damit anfangen.


    Auch Kiv hatte ähnliche Orte bereits an einigen Stellen im Wald entdeckt. Dabei hatte sie zwar durchaus bemerkt, dass es sich um besondere Orte handelte, hatte jedoch nicht weiter darüber nachgedacht. Magie erschloss sich ihr einfach nicht. Trotzdem fühlte sie sich hier... ruhiger. Sie blickte zu ihrem Bruder, der sich mit großen Augen umsah. "Altäre?", hakte er nach. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals gehört zu haben, dass die Eldari beteten.


    "Ich weiß nicht, was euch die Ältesten über eure frühen Vorfahren erzählt haben. Sie waren sehr spirituell und die Verehrung Loreéns war ein zentraler Bestandteil ihrer Kultur. Ich weiß nicht genau, wieso die Ältesten dieses Wissen heute zurückhalten - so wie ich sie kenne, haben sie meist aber einen guten Grund für solche Dinge."
    Als sie die Mitte des Hains erreichten, sahen sie die Zwillingsbäume, deren ineinander verworrene Stämme in jedem Hain zu finden waren. Lyrianos sah hinauf zu dem majestätischen Blätterdach. "Hier ist es."
    Er blieb etwa zwei Meter vor den Stämmen stehen. Mit seinen Händen formte er eine Art Klangkörper und legte die Lippen an. Der Pfeifton, den er dabei erzeugte, war unheimlich sauber aber nicht besonders laut. Die Tonfolge bestand aus lediglich einem höheren und einem tieferen Ton, die eigenartig vibrierten. Allerdings schienen die Höhlungen der Zwillingsbäume den Ton aufzufangen. Es war, als ob sie dort eingefangen wurden und der ganze Baum die Musik in sich aufnehmen wollte.
    Obwohl es beinahe Windstill war, fielen einige der grünen Blätter hinunter. Mitten im Flug änderten sie die Richtung und formierten sich zu einem kleinen Wirbelsturm direkt vor Lyrianos, der immer schneller wurde. Die Luft flimmerte ein wenig, bis der Wirbelsturm mit der Zeit langsamer wurde und nach und nach den Blick freigab.
    Dort im Moos stand eine attraktive junge Frau, vom Aussehen her so um die 20. Sie war allenfalls leicht bekleidet, ihre Hautfarbe hatte stellenweise große Ähnlichkeit mit der elfenbeinfarbigen Haut der Eldar, floss aber hier und da in eine fast schon grasgrüne Farbe über. Sie trug lange blonde Haare, die mit Blumen bestückt waren und hatte dunkelgrüne Augen, die die Besucher neugierig musterte.
    Bei Lyrianos blieben sie hängen und ein schelmisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre nackten Füße setzten sich in Bewegung und sie näherte sich dem jungen Mann.
    "Na, wen haben wir denn da.... .".
    Lyrianos erwiderte den Blick, den man unmöglich deuten konnte. "Ja, ist schon eine Weile her, meine Liebe."
    Sie schlich wie ein Raubtier um ihn herum, begutachtete ihn von oben bis unten und zupfte an seinen Sachen, bis sie wieder direkt vor ihm stand und fast schon mahnend den Finger erhob und ihm gegen die Brust tippte. "Hm, ich kann dir sagen, wie lange es her ist. Beim letzten Mal hast du mich mit unserem gemeinsamen ...Freund... allein gelassen."
    Sein Blick klärte sich langsam auf. "Verdammt, ich wusste, da war irgendwas Unerledigtes auf meiner Liste."
    Ihr Blick schien nun amüsante Züge anzunehmen. "Schön, dass du dich dran erinnerst. Das heißt, diesmal schuldest du mir etwas."
    Erst jetzt fiel ihr Blick auf die anderen Eldar und ihre Augen verengten sich kurz. "Nun, wie es scheint, ist das kein Freundschaftsbesuch, hm?"
    Sie sah ihn ein wenig vorwurfsvoll aber trotzdem nicht böse an. Sie musterte die anderen, während sie ihr Gesicht auffordernd in seine Richtung drehte. "Welchen Namen trägst du dieses mal?"
    "Lyrianos. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir es dabei belassen." Ihre grünen Augen wanderten nur kurz zu ihm und schenkten ihm ein wissendes Lächeln, dann wandte sie sich gänzlich zu den Eldar und bewegte sich auf sie zu.
    "Hm...Ihr seid nicht ohne Grund hier, das ist klar. Also... es ist lange her, seit Eldar das letzte mal mich um einen Gefallen gebeten haben." Sie besah alle drei mit festem Blick, bis sie ihnen ein sanftes Lächeln schenkte. "Keine Sorge, ich beiße nicht. Nicht in dieser Gestalt - und wenn, dann aus einem erfreulicheren Grund, versprochen."


    Die Konversation wurde von Meleas beobachtet und kühl analysiert. Diese seltsame Frau war ein Wesen, das er nicht einordnen konnte, weswegen höchste Vorsicht geboten war. Ihm ging das Religiöse und das Magische des Ganzen ziemlich am Allerwertesten vorbei, sagte jedoch nichts fürs Erste und ließ den Mann reden, der anscheinend nicht nur diesen Namen trug. Er hatte doch gewusst, dass weitaus mehr dahinter steckte. Jetzt war allerdings nicht die Zeit um Fragen zu stellen. Er erwiderte den Blick der Frau, wenn es denn eine war, ohne Angst, verneigte sich dennoch dann kurz.
    "Wir sind nur Reisende, die eine Gefährtin verloren haben. Eine junge Eldarin. Auf der Suche nach ihr haben wir ...Lyrianos getroffen, er half uns gegen eine Horde Untoter. Sie ist recht jung und unerfahren, und wir befürchten, dass ihr Gefahr droht."


    Als Meleas sprach, verneigten die Zwillinge sich ebenfalls, sprachen jedoch kein Wort. Zuvor waren beide mehr oder minder damit beschäftigt gewesen die vermeintlich junge Frau anzustarren. Was besprochen wurde ging zwar nicht unbedingt an ihnen vorbei, doch beide waren zu fasziniert und auch eingeschüchtert, um überhaupt auf die Idee zu kommen, etwas zu sagen.


    "Hm, eine junge Eldarin, sagt ihr..." Wie schon bei Lyrianos bewegte sie sich auf Meleas und die Zwillinge zu und schlich um sie herum. Mit ihrer Hand berührte sie Kiv und fuhr ihr den Arm hinab, während sie den Zwillingen anzügliche Blicke zuwarf. Sie sah zu Lyrianos und setzte dabei ein fast schon glückseeliges Lächeln auf. "Hach, ich mag es, wenn sie noch so jung sind! So voller Energie... und Leidenschaft. Und so naiv."
    Lyrianos verdrehte spielerisch die Augen und er schnippste mit den Fingern. "Komm schon Loreén, bleib bei uns."
    Sie hatte sich gerade vor Tan aufgebaut, sich auf die Zehnspitzen gestellt und die Arme hinter dem Rücken verschränkt, während sie ihn mit leicht geneigtem Kopf musterte. Sie schien charakterlich irgendwo zwischen einem verspielten Kind und einer offenherzigen, erfahrenen Frau zu schwanken.
    Jedesmal wenn sie über etwas nachzudenken schien, summte sie kaum hörbar eine Melodie. "Wenn sich eure Freundin im Wald aufhält, dann kann ich sie aufspüren." Sie erhob wie zuvor ihren Zeigefinger und zeigte anschuldigend auf Lyrianos, während ihre Augen enger wurden. "Du weißt, dass ich ungern mehr als einen Gefallen offen stehen lasse. Und du schuldest mir sowieso schon etwas....".
    Mit einem Blick auf die Eldar zog sie die Augenbrauen hoch und ließ die offensichtliche Frage unausgesprochen.


    Meleas war vieles, aber nicht dumm. Und vorlaut schon gar nicht. Für jugendliche Hitzköpfigkeiten war er zu alt. Er verschränkte die Arme und betrachtete Loreén mit einem schlicht neutral zu benennden Gesichtsausdruck. Sicher, er war neugierig, trotzdem wollte er keineswegs, dass sie glaubte, er hege irgendwelche feindlichen oder anderweitige Absichten. Er war natürlich im Fall des Falles bereit, wusste allerdings, dass das ein Wesen war, das er schwer würde bekämpfen können. Die kaum versteckte Drohung ihrerseits an Lyrianos kommentierte er nicht. Deren Angelegenheiten bleiben die ihren.


    Tan spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er hatte keine Ahnung, wie er auf dieses Verhalten reagieren sollte. Kivs Arm kribbelte leicht, dort wo Loreén ihn berührt hatte und ihr Herz schlug etwas schneller. Es war nicht so, als ob die Worte der Gottheit, oder was auch immer sie sein mochte, über ihren Kopf hinweg gingen, doch Kiv konnte sich weitaus besser fassen als ihr Bruder. „Lyrianos hat uns bloß zu Euch geführt, er hat sonst nichts weiter mit unserer Gefährtin zu tun“, stellte sie sachlich fest, während sie Loreéns Blick erwiderte. „Wenn Ihr sie aufspürt, würden wir Euch somit einen Gefallen schulden, nicht Lyrianos.“ Das war nur logisch. Was für ein Gefallen das schlussendlich sein würde, konnte sie natürlich nicht wissen, doch im Moment war nur wichtig, dass sie Liana fanden.


    Loreéns Augen wanderten über Kivs Gesicht und sie sah ihr schließlich fest in die Augen, während sie ein mysteriöses Lächeln aufsetzte. "Hm, ein berechtiger Einwand. Wir müssten uns dann wohl nur noch über den... Preis einig werden."
    Währenddessen folgte Lyrianos Loreéns Blick mit einem Stirnrunzeln. Ihm schwante nichts gutes. "Komm schon Loreén, ich glaube kaum das sie in der Stimmung für deine übliche Art der Bezahlung sind."
    Ihre Gesichtszüge schienen ihr kurz zu entgleiten. Man hatte den Eindruck, sie wäre tatsächlich gekränkt von seinen Worten. "Das zwischen uns hatte nie etwas mit Bezahlung zu tun. Du schuldest mir was, ich schulde dir was - dieses Wechselspiel basiert allein auf Vertrauen, etwas was ich sonst kaum jemandem in der Form entgegenbringen würde." Lyrianos biss sich auf die Lippen und er wirkte irgendwie schuldig.
    Loreén hatte sich aber schon wieder unter Kontrolle und wandte sich an die Eldar. Ihr Augen funkelten. "Ein bloßes Versprechen reicht mir nicht. Mein Preis für meine Hilfe ist... eine Treue-Rune." Ihr Blick bleib bei Kiv hängen. "Von ihr."
    Mit aufgeschreckten Augen machte Lyrianos einen Schritt nach vorn. "Nein, das kannst du nicht von ihr verlangen!" - Loreén hob mahnend die Hand und er blieb anrupt stehen. "Na!....Sie hat es selbst gesagt - sie sind es, die mir einen Gefallen schulden, nicht du." Sie fixierte Kiv und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.


    Ihm gefiel das immer weniger. Ohne dass er großartig darüber nachdenken musste wusste Meleas, dass Loreén brandgefährlich war und man ihr nie über den Weg trauen sollte. Da sie ein durch und durch magisches Wesen war, konnte er sich allerdings auch nicht mit ihr anlegen, selbst wenn er das für notwendig hielt. Stattdessen verneigte er sich leicht und meinte durchaus neugierig:
    "Eine Treuerune? Was bewirkt sie?"


    Tan zuckte sichtlich zusammen als Loreén sprach, doch Kiv blieb vollkommen ruhig. Meleas stellte die Frage, bevor sie selbst dazu kam und so wartete sie schlicht ab, was es mit dieser Treue-Rune auf sich haben mochte.


    Bevor Loreén antworten konnte, meldete sich Lyrianos zu Wort. "Eine Treue-Rune ist eine Art ... magischer Vertrag. Anders als bei einem herkömmlichen Vertrag oder Versprechen kannst du es hier nicht ignorieren, wenn dir danach ist." Man konnte ihm ansehen, dass er etwas in der Form schonmal gesehen oder erlebt haben musste. "Egal wo du bist oder was du machst - wenn du durch die Rune gerufen wirst, bist du gezwungen dem Ruf ohne Umschweife Folge zu leisten und die dir auferlegte Aufgabe zu erfüllen, völlig egal, was das ist."


    Das war nicht akzeptabel. Das würde bedeuten, dass Kivessa jederzeit einfach würde verschwinden müssen. Selbst wenn sie anderweitig beschäftigt war und gebraucht wurde. Und wer wusste schon, welche merkwürdigen Aufgaben dieses Wesen vorbrächte? Das Problem war nur, das er derzeit keine Ahnung hatte, was er dagegen hätte tun können. Das Wesen war nichts das er mit den weltlichen Mitteln bekämpfen können würde, vermutlich war hier eine Magie am Werke, die niemand auf dieser Welt irgendwie bekämpfen konnte. Im Endeffekt war es alleine die Entscheidung der jungen Eldarin. Sie musste wissen, ob das was sie bekämen, nämlich die Prinzessin, diese Last wert war für sie selbst. Ruhig blickte Meleas zu ihr.
    "Bedenke, was es bedeutet."


    "Nein!", sagte Tan und trat vor seine Schwester, bevor diese etwas sagen konnte. "Darauf können wir unmöglich eingehen."
    "Das ist nicht deine Entscheidung", erwiderte Kiv ruhig und blickte an Tans Schulter vorbei nicht zu Loreén, sondern zu Lyrianos. "Ist das hier die einzige Möglichkeit Liana zu finden?", fragte sie ihn sachlich.


    Er presste die Lippen aufeinander und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Möglicherweise. Es ist auf jedenfall die mit Abstand schnellste Methode. Keiner von uns hat irgendeinen Anhaltspunkt."
    Loreén beobachtete beide abwechselnd, bis sie kurz seufzte und Kiv ein warmes Lächeln schenkte. "Es ist kein Bund für die Ewigkeit. Die Treue-Rune hält genau für eine Aufgabe an, danach hast du deine Schuld abgearbeitet." Sie trat vor die junge Eldarin und ergriff ihren Arm, während sie ihre andere Hand an Kivs Wange legte und sie mit festem Blick fixierte. "Ich brauche jemanden, der ein gutes Gespür für die Natur besitzt - und ich weiß, dass du das hast! Ich würde nichts von dir verlangen, was nicht unabdinglich für den Schutz des Waldes wäre!".


    Meleas seufzte leicht. Verdammte alte Wesen.
    "Kivessa, du musst wissen ob es dir wert ist."


    Für den Schutz des Waldes. Diesem hatte Kiv immerhin ihre Lebensaufgabe gewidmet. Und hier stand sie immerhin vor Loreén persönlich. Sie hatte keine Ahnung von Magie oder übernatürlichen Wesen, doch sie kannte den Wald, besser als fast alles andere. Ihr Blick flackerte kurz zu Tan, der sie eindringlich ansah und den Kopf schüttelte, doch ihr Entschluss war gefasst.
    "Einverstanden."


    Lächelnd zog Loreén ihre Hand zurück und legte sie auf ihren Brustkorb, auf der sich ein grün wabernder Energiekristall bildete, der aus ihrem Inneren zu kommen schien. Sie hielt ihn schützend in ihrer rechten Hand, nahm Kivs linken Arm und drückte den Kristall sanft auf die Innenseite ihrer Handfläche. Dann umschloss sie Kivs Hand mit beiden Händen und schloss die Augen. "Ein Schwur den Sieben,
    die Seele ewig bind an ihr Versprechen - soll bersten, mög sie ihr Wort je brechen."
    Der Kristall glühte auf und strahlte durch die Finger der beiden Frauen hell erleuchtet. Als Loreén ihre Hände zurückzog, konnte man auf Kivs Hand eine Rune erkennen. Sie war smaragd-grün, ihre Form erinnerte entfernt an die eines Baumes - zwei Halbbögen, die sich in der Mitte trafen, wo dünne Linien die Schnittstelle durchzogen, als hätte man ein Band darum gebunden. Jeweils an der oberen und unteren Seite,dort wo die jeweiligen Enden wieder auseindander liefen, zierte eine Art Edelstein die Rune.


    Es war ein... seltsames Gefühl. Nicht unangenehm, oder schmerzhaft, Kiv spürte bloß, dass etwas mit ihr geschah. Fasziniert betrachtete sie das Leuchten und dann, als sie ihre Handfläche wieder sehen konnte, die Rune, die sich dort gebildet hatte. Auch Tan starrte darauf, während sein Herzschlag in seinem Kopf pulsierte. soll bersten, mög sie ihr Wort je brechen. Er dachte an Liana, dachte an Meister Umbari, dachte an das kleine, schwache Kind, welches seine Schwester einst gewesen war - in was hatte er sie da bloß hineingezogen?
    Kiv blickte von der Rune nun wieder zu Loreén. "Werdet Ihr jetzt unsere Gefährtin auffinden?"


    Loreén sah ihn an und nickte. "Ihr habt euren Preis bezahlt - jetzt erfülle ich auch meine Pflicht."
    Sie trat zurück und brachte etwas Abstand zwischen sich und den anderen. Lyrianos ahnte schon, was sie vorhatte und ging von sich aus ein paar Schritte zurück. Die junge Frau breitete die Arme wie zum Gebet aus und setzte sich in einen Schneidersitz - nur dass sie dies frei schwebend in der Luft tat. Um sie herum bildete sich eine magische Aura, ganz ähnlich der des Kristalls, die ihren ganzen Körper umspannte. Ihr Kinn ruhte auf ihrer Brust und sie schloss wieder die Augen, um sich zu konzentrieren.
    Man konnte hören, wie der Wald auf die Magie reagierte. Es war, als würde ein unregelmäßiger Wind aus dem Nichts durch die Blätterdächer und Sträucher wehen. Das Rascheln schwoll an und lose Blätter verfingen sich im magischen Wirbel.
    Nach nur wenigen Augenblicken sah man ein deutliches Stirnrunzeln auf Loreéns Stirn. Sie bewegte den Arm, als wolle sie einen Schleier beiseite streichen. Kurz darauf öffnete sie die Augen und sie setzte einen fragenden Blick auf. Offenbar sah sie in den Augen der anderen nicht die Antwort, die sie suchte. "Das könnte die kürzeste Suche werden, die ich je machen musste." Die Aura der Magie ließ nach und sie setzte behutsam ihre nackten Füße wieder auf den Boden. Sie sah sich auf der Lichtung um, als würde sie etwas suchen. "Ich weiß wo sie ist - gewissermaßen." Sie wandte sich an Lyrianos. "Könntest du bitte mal Navari rufen? Sie begleitet dich doch immer noch, oder?".
    Dieser runzelte verwirrt die Stirn. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie scheinbar nicht mit auf die Lichtung gekommen war. Er sah sich um und legte zwei Finger an die Lippen um zu pfeifen.
    Die Wölfin trabte entspannt hinter dem Zwillingsbaum hervor, als ob sie es sich dort die ganze Zeit gemütlich gemacht hätte.
    Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht breitete Loreén die Arme aus und kniete sich ins Gras, während Navari beinahe begeistert ihr in die Arme sprang. "Hallo, meine Schöne!". Sie kraulte ihr Fell und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Du hast da jemanden, den ich mir mal ausleihen muss." Sie sammelte Energie in ihrer Hand und legte sie auf Navaris Fell. Als sie die Hand wieder hob, sah es aus, als hätte sie einen blauen Schimmer aus dem Fell gezogen. Sie dirigierte ihn ins Gras, wo er aufblitzte und einen Körper formte, der den Eldar sehr bekannt war. Dort im Gras lag Liana, scheinbar, als würde sie schlafen.
    Lyrianos verfolgte die Szene mit wachen Augen und kratzte sich ein wenig ungläubig am Kopf. "Öhm.... ok - das war einfach."


    Mit wachsender Verwirrung beobachteten die Zwillinge, was da vor sich ging. Keiner von beiden verstand, wieso plötzlich die Wölfin zu ihnen gerufen wurde und welche Magie Loreén an ihr wirkte. Als jedoch plötzlich Liana im Gras auftauchte, kam Tan in Bewegung. Er eilte auf die junge Eldarin zu und kniete sich neben ihr ins Gras. "Liana?" Zaghaft streckte er eine Hand aus, um sie an der Schulter zu berühren. Kiv war währenddessen vollkommen still geblieben, starrte Liana jedoch an, als würde sie sie das erste Mal klar sehen.


    Meleas beobachtete und was er sah, gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Zumindest schienen sie weiterzukommen was Liana anging. Die Tochter des Königs war tatsächlich auffindbar.... Und wie. Sehr, sehr seltsam. Aber so war Magie nun einmal. Er schwieg kurz, dann nickte er dem mächtigen Wesen zu.
    "Habt Dank." Er trat neben Kiv und meinte leise, ohne Liana aus den Augen zu lassen:
    "Dir ist Magie so fremd wie mir, nicht wahr?"


    Die junge Prinzessin regte sich nicht. Ihre Haut wirkte seltsam blass und sie schien nicht einmal zu atmen. Lyrianos runzelte die Stirn, bis seine besorgte Mine sich sehr schnell zu einem alarmierenden Gesichtsausdruck formte. "Ähm.... Loreén?!". Die hatte das längst mitbekommen, sprang auf und kniete sich neben Liana ins Gras. Sie legte eine Hand auf Lianas Stirn, die andere schwebte über ihrem Körper und sie schloss die Augen. Nach wenigen Augenblicken öffnete sie die Augen, hielt die Magie aber aufrecht.
    "Sie ist in einer Art... Starre. Sie ist mit Sicherheit magischen Ursprungs. Ich kann sie daraus befreien, aber ich brauch ein bisschen Zeit."
    Lyrianos Stirnrunzeln hatte gefährliche Ausmaße angenommen. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken. "Loreén, hilf mir, was war das?" Die junge Frau hob den Kopf. "Sie war durch eine Seelenverschmelzung an Navari gebunden." Er hob die Augenbrauen und sah sie fragend an. "Aber... Seelenverschmelzungen gehen nur zwischen Wesen der gleichen Spezies." Er fing an im Gras auf und ab zu gehen. "Sie muss ein Gestaltwandler sein, anders kann ich es mir nicht erklären...". Mit geöffneten Händen deutete er auf die Eldar. "Habt ihr davon gewusst?....Und diese Starre...sie wird sich unmöglich selbst verzaubert haben können, diese Form von Magie ist weit fortgeschritten... ich verstehe das nicht." Sein Blick fiel auf Naravi, die ihn aus großen Augen anblickte. "Liana ist doch verschwunden, bevor wir uns getroffen hatten. Irgendwie fehlt uns hier ein Puzzlestück. Geht den Abend ihres Verschwindens noch einmal durch, irgendwas muss uns entgangen sein."


    Kiv reagierte einen Moment gar nicht, dann blickte sie mit leicht gerunzelter Stirn zu Meleas. "Ich hatte noch nie einen Zugang dazu", bestätigte sie leise. "Dafür besitze ich einen guten Instinkt, was drohende Gefahren angeht." Sie sah erneut zu Liana. "Nur, dass er mir dieses Mal nicht geholfen hat." Das war eine Premiere.
    Tan versuchte derweil die Verzweiflung zu bekämpfen, die in ihm aufstieg. Was, wenn sie Liana zu spät gefunden hatten. Was wenn sie...? Doch er wagte nicht einmal, es zu denken. Stattdessen konzentrierte er sich voll und ganz auf Loreén. Eine magische Starre? Seelenverschmelzung? Was ging hier bloß vor? "Wir... wir haben nichts von einer Seelenverschmelzung gewusst", antwortete er leise auf die Frage des Menschen. "Liana hat nie etwas in diese Richtung erzählt. Bloß..." Plötzlich fiel ihm etwas wieder ein. "Nun, bevor sie verschwunden ist, als wir noch im Wald unterwegs waren, da wirkte sie sehr interessiert an Bewusstseinsmagie. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlt und... nun... ich war erst vor Kurzem dazu gezwungen in ihren Geist zu blicken und sie wollte wissen, was ich dort alles gesehen habe. Es schien ihr sehr wichtig."


    "Ich habe mich wenig mit ihr unterhalten. Sie war schlicht verschwunden, dann suchten wir sie, und trafen auf die Untoten." Meleas runzelte die Stirn.
    "Liana ist die Tochter des Königs und mit mir verwandt. Allerdings ist sie vor einiger Zeit attackiert worden, von einem Alptraumwesen..."


    Lyrianos sah Tan an und schüttelte den Kopf. "Es gibt einen Unterschied zwischen Seelenverbindung und Seelenverschmelzung. Eine Verbindung ist das, was du mit Liana geteilt hast, das ist... eine spezielle Form von Magie, die nicht durch externe Kräfte hervorgerufen werden kann. Seelenverschmelzungen hingegen binden sozusagen zwei Seelen an einen Körper, das lässt sich sehr wohl gezielt durch andere Kräfte hervorrufen." Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und blickte zu Liana.
    "Wenn sie nach Bewusstseinsmagie gefragt hat, nachdem du in ihrem Kopf warst, wird sie sicher Angst davor gehabt haben, was du dort finden könntest.... ich nehme an, sie wusste da schon, dass sie ein Gestaltwandler ist, konnte es aber noch nicht richtig einordnen."
    Als Meleas den Angriff erwähnte, horchte er auf. Er ließ sich von ihm dieses Alptraumwesen und den Angriff näher beschreiben und hörte dem erfahrenen Eldar aufmerksam zu.
    "Das hört sich an, als ob es sich hier nicht um einen herkömmlichen Dämon handelt....".
    Loreén warf dem Menschen einen fragenden Blick zu. "Der Angriff des Dämons schien ja kein Zufall zu sein. Habt ihr mal darüber nachgedacht, dass eure Begegnung mit den Untoten ebenfalls kein Zufall war?"
    Lyrianos schien erst gar nicht zu begreifen, worauf sie hinaus wollte. "Wie meinst du das?"
    "Du warst ihnen doch auf den Fersen. Hast du sie in den Wald getrieben oder hast du sie verfolgt?"
    Er stoppte seinen Auf- und Ab -Marsch und seine Augen wurden größer.
    "Wenn..... Moment!.... Wenn Kalior und seine Erschaffenen Liana auf der Spur waren....dann sicher nicht, um sie einfach nur umzubringen. Nehmen wir mal an, Liana wäre ihm in dieser Nacht tatsächlich über den Weg gelaufen - wieso sollte er sich die Mühe machen, sie in Starre zu versetzen und an Navaris Körper zu binden? Ich mein er konnte ja nichtmal wissen, dass sie ein Gestaltwandler ist."


    In Tans Kopf schwirrten die Gedanken, sodass er einen Moment brauchte, um Lyrianos und Loreén zumindest halbwegs zu folgen. "Aber... aber wieso sollte Kalior überhaupt hinter Liana her sein....?" Noch während er die Frage stellte, erinnerte er sich an etwas anderes. "Meister Umbari... er nannte Liana 'den Schlüssel' - könnt Ihr etwas damit anfangen?"


    Meleas sah zu Liana. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Der König würde unglaublich wütend sein, wenn mit seinem Kind etwas passierte, das der Assassine eigentlich hätte verhindern sollen.
    "Wenn Kalior etwas von ihr wollte, dann sollten wir fragen. Sprich: schnappen."


    "Sicher, Kalior könnte uns am ehesten sagen, was hier vorgeht. Ob er damit rausrückt, steht auf einem anderen Blatt." Er tigerte noch ein wenig hin und her und blieb dann stehen. "Ok, wie wäre es damit; Liana flieht mit euch aus Elyria, möglicherweise sogar gezielt verursacht durch den Angriff. Kalior soll sie abfangen, hat aber nicht daran gedacht, dass sie so viel Begleitschutz dabei hat - er trifft sie bei Nacht und versucht sie gefangen zu nehmen, sie aber verwandelt sich in einen Wolf und kämpft gegen ihn."
    Loreén schaute nur kurz auf, während sie Lyrianos Idee aufgriff. "Er bekommt Panik, weil er das so nicht auf dem Plan hatte. Der Umstand, dass sie ein Gestaltwandler ist, macht eine Gefangennahme eher schwierig. Er weiß aber, dass du und Navari ihm auf den Fersen sind. Er nutzt das Chaos während des Kampfes aus, wirkt einen Erstarrungszauber, bindet Liana dann an Navari und zieht sich dann zurück. Ihr würdet Liana nicht finden und euch möglicherweise irgendwann wieder aufteilen."
    Lyrianos nickte und starrte kurz angestrengt ins Leere. "Er wüsste, ich wäre ihm wohl irgendwann wieder allein auf den Fersen und hätte damit Liana genau zu ihm geführt." Er schien mit seinen Ausführungen zufrieden und atmete einmal hörbar auf. "Die einzig offene Frage wäre, was euer Älteste mit "Schlüssel" meinte und was genau Kalior mit der Prinzessin vorhatte. Es würde mich stark wundern, wenn es dort keine Verbindung geben würde.... wo wolltet ihr mit der Prinzessin eigentlich hin?"


    Es war Kiv, die auf die letzte Frage antwortete: "Wir waren auf dem Weg nach Nirha." Es fiel ihr schwer den Ausführungen Lyrianos und Loreéns zu folgen, zu sehr waren diese in magischem Denken verwurzelt. "Es war Meister Umbari, der Liana auf die Idee gebracht hat nach Nirha zu gehen", ergänzte Tan nun. "Und er war es auch, der mich - und damit auch meine Schwester und Meleas - Liana als Schutz zur Seite gestellt hat." Hatte der alte Meister etwa gewusst, was Liana widerfahren würde?
    "Wie kann es sein, dass wir nicht mitbekommen haben, dass die Prinzessin angegriffen wurde?", fragte Kiv nun mit gerunzelter Stirn.


    "Ob Kalior damit rausrückt oder nicht, wir müssen ihn ausschalten." Meleas war anzusehen, dass er nicht besonders gut gelaunt war. Magie. Er hasste es.
    "Ich kann mir vorstellen, dass sie nicht direkt im Camp angegriffen worden ist. In jedem Fall müssen wir versuchen, sie wieder zu normalisieren." Das ganze Gerede um den Schlüssel und anderes war ihm recht egal.
    "Und wir müssen zusehen, dass wir so schnell wie möglich weiterkommen dann."


    Lyrianos nickte zustimmend. "Das denke ich auch. Wenn dieser Meister Umbari der Ansicht war, sie würde in Nirha Antworten finden, solltet ihr mit ihr schnellst möglich dorthin aufbrechen. Ich werde mich um Kalior kümmern, das hätte ich schon viel eher..." - "ich hab sie!" Loreéns Zwischenruf verschob augenblicklich die Aufmerksamkeit aller auf Liana. Ein Ruck ging durch ihren Körper, ihr Brustkorb senkte sich zum Luftholen und sie öffnete schlagartig die Augen. Sie schaute sich um und Verwirrung war der einzige Ausdruck auf ihrem Gesicht, den man hätte finden können. Sie schaute in die Runde und Erleichterung, ob der bekannten Gesichter, mischte sich mit dazu. Ausgerechnet bei Lyrianos blieb ihr Blick hängen. Es war unmöglich ihren Blick zu deuten...


    Erleichterung überkam Tan, als die Prinzessin ihre Augen öffnete. "Liana! Geht es Euch gut?", fragte er, immer noch neben ihr kniend. Kiv stand einen Moment einfach nur da, scheinbar ohne zu wissen, wen sie ansehen oder was sie tun sollte. Dann ging sie hinüber zu Navari, kniete sich hin und hielt dem Wolf erneut eine Hand entgegen.


    Navari war schon wieder auf die Beine gesprungen und beobachte die Szene mit neutralem Interesse. Kivs Hand beäugte sie erst misstrauisch und näherte sich nur äußerst zaghaft, bis sie ein wenig an ihr schnupperte und nach einem kurzen Augenblick sich wie gewohnt gegen Kivs Hand schmiegte.
    Währenddessen konnte Liana ihren Blick nur widerwillig von Lyrianos lösen. Erst nach einem Augenblick wandte sie sich Tan zu. Sie hatte ihn schon zuvor erkannt, aber ihr Gesichtsausdruck schien erst jetzt ein paar der vergangenen Stunden aufzuarbeiten und die Puzzlestücke nach und nach zusammen zu setzen, denn ihre Augen huschten hin und her, als würde sie zwischen der Realität und den Erinnerungen vor ihrem geistigen Auge immer wieder wechseln. In einem Anflug aufkommender Emotionen fiel sie dem jungen Magier um den Hals. "Tan! Dem Wald sei dank, ich dachte, ich hätte euch verloren!" Sie schien sich an die Ettiquette zu erinnern und ließ ihn wieder los. "Da war dieses Geräusch... und... und dann diese Kreatur und das ganze Blut... dann stand dort dieser Mann im Umhang, der die Kreatur aufhetzte und ich.... ich....". Ihre Augen wurden größer und sie sah ängstlich in die Augen der Anwesenden. "Hab... hab ich jemanden verletzt? Was ist passiert?"


    Meleas ließ nicht erkennen, dass er sehr froh war, dass Liana wieder geistig anwesend war. Er nickte Loréen zu.
    "Habt Dank." Der Eldar trat zu der jungen Frau. Sie wirkte durcheinander, aber ok.
    "Nein. Was passiert ist, wüssten wir ebenfalls gern. Du bist aus dem Lager verschwunden, wir trafen auf einen Beschwörer mit Untoten, auf Lyrianos und seinem Wolf, mit dessen Seele du verschmolzen warst, und Loréen hat dich gerettet." Er war gut im Zusammenfassen.
    "Und nun wüssten wir gerne, wie das passieren konnte."


    Völlig überrumpelt von der Umarmung, brauchte Tan einen Moment um auf die Fragen der Prinzessin zu antworten, sodass Meleas dies übernahm. Auf seine ganz eigene Art. Tan runzelte leicht die Stirn. "Vielleicht war das etwas zu knapp für Liana", merkte er so diplomatisch wie möglich an. Er wandte sich erneut Liana zu. "Wir sind aufgewacht und Ihr wart fort, also haben wir nach Euch gesucht..." Möglichst kurz aber immer noch ausführlich begann er zu erzählen, was ihnen nach Lianas Verschwinden widerfahren war.
    Kiv streichelte währenddessen Navari mit nachdenklicher Miene, vermied jedoch den Blick in Richtung der Prinzessin.


    Dankbar für die etwas ausführlichere Erklärung der Dinge schenkte sie Tan ein erleichtertes Lächeln. "In dem Fall lief es ja noch halbwegs glatt... ich versteh das mit dem 'Wolf-sein' selbst noch nicht ganz genau.... Ich wüsste nicht was ich getan hätte, wenn ich einen von euch verletzen würde.... Ich kann euch aber auch nicht so viel mehr sagen. Dieser Beschwörer - Kalior habt ihr ihn genannt - er hatte mir gegenüber auch nichts weiter gesagt. Ich weiß nicht, wieso er hinter mir her sein könnte. Ich bin nur froh, wenn ihr bald sehr viel Abstand zwischen uns und diesen Dingern bringen können." Zum ersten mal wandte sie sich auch an Loreén. "Ich.... ich habe euch noch nicht für eure Hilfe gedankt. Also.... vielen Dank, Loreén. Ohne euch wär ich wohl noch eine Weile an Navari gebunden gewesen." Liana schien mit der Tatsache, dass es sich hier um so etwas wie eine Wald-Göttin handelte, sehr gefasst aufzunehmen.
    Diese widerrum schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Es freut mich, dass ich helfen konnte." Sie sah kurz zu Kiv, die ja der Beweis dafür war, dass Loreén nicht aus reiner Herzensgüte geholfen hatte - schien es aber nicht für wichtig zu erachten, dass noch einmal zu erwähnen. Sie wandte sich hingegen an Lyrianos und sah ihn auffordernd an. "Wir müssen da noch etwas besprechen."
    Der Mann nickte und die beiden zogen sich ein wenig abseits der gekreuzten Baumstämme zurück. Die Eldar konnten nicht verstehen, um was es ging, aber es schien um ein ernsteres Thema zu gehen.


    Meleas seufzte leise. Immer diese Zeitverschwendung.
    "Da sind noch einige Fragen offen, Liana. Allerdings werden wir bald weitermüssen. Und dafür müssen wir genau wissen, warum Kalior dich haben wollte."


    "Meleas hat recht", sagte Tan leise. "Lyrianos hat zwar angeboten, sich um Kalior zu kümmern, doch wir können nicht wirklich weiterziehen, bevor wir nicht wissen, was er von Euch wollte und was vielleicht noch auf Euch lauern wird."
    Kiv hatte aufgeschaut, als Loreén sie ansah und gesellte sich nun zögerlich zu Tan, Meleas und der Prinzessin.


    Die Prinzessin sah Meleas mit festem Blick an und ihre Stimme bekam einen leicht genervten Unterton. "Ich. weiß. es. nicht. Keine Ahnung, was Kalior von mir wollte. Er hatte seine Kreatur auf mich gehetzt und sie angewiesen, mich nicht ernsthaft zu verletzen. Mehr war da nicht." Sie hätte selbst gern gewusst, was das alles sollte, aber irgendwie wusste sie nicht genau, was sie mit dem Wissen anfangen sollte. Es nervte sie, dass sie ständig auf Schutz angewiesen war. Sie musste demnächst unbedingt rausfinden, wie das mit der Wolfsform funktionierte.
    "Hört mal, ich verstehe, dass da offene Fragen sind - aber wenn er hinter mir her ist, wäre es doch total idiotisch, wenn ich ihm jetzt genau in die Arme laufe!"


    Meleas hob eine Augenbraue.
    "Du weißt, dass es alles andere als normal ist, dass du überhaupt mit dem Wolf verschmelzen konntest. Der Punkt ist, dass für mich die einzige Erklärung ist, dass er irgendwoher von besonderen Fertigkeiten deinerseits weiß." Höflichkeit oder gar Distanz hielt der Eldar jetzt für fehl am Platz.
    "Du musst gar nichts. Für dich wäre jede Konfrontation viel zu gefährlich." Seufzend sah er zu Lyrianos und Loréen hinüber.
    "Sobald sie mit ihrem Gespräch fertig sind planen wir wie wir weiter vorgehen."


    Währenddessen schien die Unterhaltung zwischen Loreén und Lyrianos härtere Züge anzunehmen. Letzterer schien alles andere als glücklich, während die Hüterin des Waldes weiter auf ihn einredete. Den ein oder anderen Wortfetzen konnte man aufschnappen, wenn sie die Stimmen erhoben.
    "...... nicht einmischen."
    "Wieso?! Es ist meine Entscheidung, wenn.......... als ob das eine Rolle spielen würde!"
    "Tu nicht so, als wäre es dir egal" - "Es IST mir egal!"
    "....lügen.....noch nie... . .... ihren Blick gesehen. Ich bin nicht blind, Lyrianos!"
    Der Mann winkte genervt ab und kam wieder zurück zu Gruppe. Für Loreén schien das Gespräch noch nicht beendet zu sein. Sie folgte ihm und rief ihm nach. "Du wirst dich wieder verlieren und ich bin dann nicht da, um dich aus dem Loch zu ziehen!" Lyrianos wirbelte herum und zeigte mit einem mahnenden Finger auf Loreén. "Das ist auch nicht deine Aufgabe!" - "Ich will doch nur verhindern, dass das selbe passiert wie b..." - "oh nein nein nein, dieses Thema ist für dich tabu und das weißt du ganz genau! Ich habe mit diesem Teil meiner Vergangenheit abgeschlossen also hör auf, diese alten Geschichten hervorzukramen!"
    Sie sah ihn voller Mitleid an. "Das ist doch genau das, was ich meine. Du kannst das nicht ewig vor dir herschieben." Er verdrehte die Augen und beugte sich zu ihr, so dass man seine nächsten Worte unmöglich hören konnte. ".... und damit ist alles dazu gesagt, was es zu sagen gibt." Ihr Blick war alles andere als beruhigt, aber sie schwieg.
    Er ging zu den anderen. "Es spielt keine Rolle, wie viel wir über Kaliors wahre Absichten wissen, ihr solltet schnellstmöglich nach Nirha ziehen. Er wird sowieso nicht hier im Wald bleiben, jetzt da er auf unserer Liste steht. In Bewegung bleiben ist der einzige Vorteil, den ihr jetzt habt. Ich kann euch anbieten, euch zu begleiten, wenn ihr das wünscht. Andernfalls hefte ich mich an seine Fersen und bring ihn ein für alle mal zu Strecke."


    Kaum waren sie wieder vereint, da gerieten Liana und Meleas auch schon wieder aneinander. Tan hielt sich lieber raus - im Grunde konnten sie, wie Meleas bereits gesagt hatte, nur abwarten, was Lyrianos und Loreéns Gespräch ergeben würde. Er runzelte leicht die Stirn. Worum auch immer es da gehen mochte.. Als Lyrianos sich schließlich wieder an die Gruppe wandte, musste Tan kurz nachdenken. Er persönlich hätte nichts dagegen, wenn der Mensch sie noch ein wenig begleitete, doch andererseits war es auch wichtig, dass Kalior eingehalten wurde.
    Kiv schien ähnlich zu denken. "Kalior zu jagen war der Grund, weswegen Ihr hergekommen seid, oder nicht?"


    Meleas registrierte den Streit und speicherte das Gesagte im Hinterkopf ab. Man wusste ja nie.
    "Nun..." meinte er dann gedehnt.
    "Kalior will irgendwas von Liana. Sie ist bei uns. Ich kann mir gut vorstellen, dass er UNS folgt. Daher wäre es logisch, wenn Lyrianos mitkäme."


    Lyrianos sah abwechselnd von Tan zu Meleas. "Ich folgte ihm, weil er ein Totenbeschwörer ist und ich wahrlich kein Freund von ihnen bin. Ich wusste nicht, welche Wellen das schlagen würde, daher spielen meine ursprünglichen Motive hier keine Rolle mehr. Wenn ich ihn verfolge, ist es nicht sicher, wann ich ihn stellen könnte."
    Aus dem Augenwinkel sah er nur wie Loreén fast unmerklich den Kopf schüttelte doch er ignorierte sie.
    "Stand jetzt müssen wir davon ausgehen, dass er es wieder bei Liana versucht, daher wäre es wohl auch effizient, wenn ich mich in eurer Nähe aufhalte - sofern ihr damit einverstanden seid."


    "Ich sehe nichts, was dagegen spricht", erwiderte Kiv schlicht. Tan schien nur kurz zu überlegen, nickte dann jedoch.
    "Ich habe auch nichts dagegen, doch ich denke, das letzte Wort sollte bei Liana liegen."


    "Mehr Schutz ist besser als weniger." Der Eldar begann, seine Sachen einzusammeln.
    "Wir sollten keine Zeit verlieren."


    Liana nickte zustimmend. "Etwas anders würde nicht viel Sinn ergeben." Zum ersten Mal überhaupt kreuzten sich Lianas und Lyrianos Blicke. Er kam ihr schon nach ihrem Aufwachen merkwürdig bekannt vor. Er allerdings schien den Augenkontakt mit Liana fast schon zu meiden. "Dann ist das geklärt." Er wandte sich an Loreén und nickte knapp. "Danke nochmal für deine Hilfe. Wir zwei werden uns bestimmt bald wiedersehen." Sie besah ihn mit einem ernsten Blick. "Sei weise in den Entscheidungen, die du triffst."
    Nacheinander verabschiedeten sie sich voneinander und die Gruppe verließ den Hain gen Norden...


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  • Koop Cass, Spartan und Fara

    Mit schmerzenden Beinen ließ sich Liana ins Gras sinken. Seit sie von Loreéns Hain aufgebrochen waren, hatten sie fast ohne Pause Entfernung zurückgelegt. Meleas trieb sie unentwegt nach Norden, näher nach Nirha und möglichst weit weg von Kalior. Keiner wusste, ob er ihnen wirklich auf den Fersen war. Besser ist, wenn wir es vielleicht gar nicht herausfinden.Liana hatte wenig Lust, die Begegnung mit diesem Beschwörer zu wiederholen. Er hatte einen unheimlichen Eindruck auf sie gemacht. Kalt, berechnend und - das war das schlimmste - unheimlich intelligent. Sie vertraute darauf, dass die anderen ihm gewachsen waren. Dennoch nervte sie diese Hilfslosigkeit. Sie musste unbedingt lernen, wie sie ihre Wolfsform bewusst heraufbeschworen konnte.


    Lyrianos hatte sich ein wenig abseits an einen Baum gesetzt und schnitzte weiter an seinem Waffenstab. Die Prinzessin konnte den Blick nicht von dem seltsamen Stab nehmen, denn jedesmal, wenn er ihn scheinbar einmal umgedreht hatte, waren andere Zeichnungen und Linien darauf zu sehen.
    Der Mann selbst war über den Weg hinweg vergleichsweise schweigsam geblieben. Er vermied den Kontakt zu Liana und konzentrierte sich auf seine Aufgabe als erweiterten Begleitschutz.
    Für den Augenblick war Liana einfach nur froh, erstmal keinen Meter weiterlaufen zu müssen und sie versuchte es sich im Gras so bequem wie möglich zu machen. Zu viele Dinge schwirrten ihr durch den Kopf, Fragen, Emotionen, Eindrücke....


    Der ältere Eldar war gnadenlos. Er schonte sich selbst genauso wenig wie die anderen, immer angespannt, immer auf der Hut. Er kannte die Wälder sehr gut, doch er wusste, dass die Gefahr lauern konnte. Meleas ging über Pfade, die kaum jemand kannte, und sie schafften ein gutes Stück, bis sie das Lager aufschlugen. Gut versteckt abseits von allen Wegen. Ihm war aufgefallen, dass sich Liana von Lyrianos eher fernhielt, diesem merkwürdigen Mann. Schließlich saß auch er am Boden und nahm etwas zu sich, untyosches Eldaressen, nämlich getrocknetes Fleisch, dazu zumindest einige getrocknete Früchte. Dieses Mal würde er keine Schlampigkeit bei den Wachen dulden. Nach einem kurzen Mal sah er hinüber zu Liana. Dieses Mal hatte sie weitaus weniger gemault. Kurz schloss er die Augen. Natürlich erinnerte er sich an seine Träume, und es ging unentwegt nach Nirha. Was auch immer geschehen würde, es schien eine Art Vorsehung zu sein. Von den Träumen konnte er nicht erzählen, es passte so gar nicht zu ihm. Nach ein paar Minuten des Rastens stand Meleas auf, und tat das, was er immer machte, um fit zu bleiben - mit seinen Waffen trainieren, etwas abseits der anderen. Er ließ selten andere dabei zusehen, weil er eine Klasse erreicht hatte, welche den meisten fremd war, doch hier spielte das keine Rolle mehr. Wo auch immer das Ganze enden würde, er war sich bewusst, dass er wohl nicht mehr heimkommen würde können. Der König verzieh das sicherlich nicht, wenn er die Wahrheit erfuhr. Immer komplexer wurden die Schrittfolgen und Schwertstreiche, bis Meleas schließlich stoppte und durchatmete.


    Währenddessen saßen die Zwillinge ebenfalls ein wenig abseits schweigend beisammen. Kiv schien in Gedanken versunken zu sein, während Tan ihre Hand fixierte, als könnte sein Blick das Mal auf ihrer Innenfläche entfernen.
    "Was meinst du wird Loreén von dir verlangen?", fragte er so leise, dass die anderen es nicht hören konnten. Kiv blinzelte und ballte die Hand zur Faust. "Ich weiß es nicht, doch wenn es dem Schutz des Waldes dient, dann soll es mir recht sein."
    "Aber es ist ja nicht so, als ob du eine Wahl hättest."
    Kiv drehte sich halb, sodass sie ihren Bruder ansehen konnte. "Und denkst du, dass wir Liana ohne Loreéns Hilfe jemals gefunden hätten?" Das brachte Tan zum Schweigen. Es stimmte wohl, hätte Loreén die Prinzessin nicht aufgespürt, wären sie sicher niemals darauf gekommen, dass Liana mit Navari verschmolzen war..
    "Loreén wird verlangen, was auch immer sie verlangen wird und ich werde es ausführen", erklärte Kiv schlicht. Damit stand sie auf, streckte sich kurz und beobachtete dann Meleas bei seinen Schwertübungen. Tan blieb noch einen Moment länger sitzen, erhob sich dann ebenfalls und ging auf Lyrianos zu. "Ich möchte nicht stören, aber hättet Ihr einen Moment Zeit?"

    Dieser hob den Kopf und unterbrach seine Schnitzerei für einen Augenblick. Er bedachte Tan mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. "Ich habe gerade nicht viel zu tun, also nur zu. Wie kann ich dir helfen?"

    "Ich..." Tan zögerte, sprach die Frage dann aber doch aus: "Nun, ich wollte bloß wissen, ob Ihr mir mehr über Loreén erzählen könntet? Über ihre Wesensart..."


    Lyrianos runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht genau, worauf du mit dieser Frage hinaus willst. Redest du von ihrem Charakter oder was genau sie eigentlich genau ist?


    "Naja." Tan kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf. "Im Grunde beides. Ich.. ich möchte einfach wissen, wer sie ist und..." Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, bevor er weitersprach: "Und was meine Schwester von ihr noch zu erwarten hat."


    Der Mensch verzog ein wenig das Gesicht und verschaffte sich eine angenehmere Sitzposition. "Also.... im Grunde müssten wir ganz am Anfang beginnen, bei der Erschließung von Eras. Mehr als Legenden ist aus der Zeit nicht übrig geblieben, daher sind fundierte Berichte darüber wohl eher Mangelware. Man vermutet, dass möglicherweise in Valeris es noch Aufzeichnungen gibt, aber dort war seit Jahrhunderten niemand mehr, seit der Drache dort sein Unwesen treibt.
    Diesen Legenden zufolge gab es so etwas wie ein... nennen wir es mal Herrschergeschlecht. Eras sei eine Art Geschenk der Obersten an ihre Kinder gewesen und sie sollten es wie ihr eigenes aufziehen und behüten. Diese "Kinder" waren wohl so etwas wie die Vorläufer von allem, unheimlich mächtige magische Wesen. Ein jeder von ihnen verkörperte eine große Tugend, die jedem intelligenten fühlenden Wesen inne wohnt. Loreén ist, so weit ich das beurteilen kann, eine von ihnen und verkörpert die Tugend der Leidenschaft. In ihrem Fall äußert sich das vor allem in ihrer Liebe zum Leben - vielleicht hat sie sich deshalb den Wald als ihre Heimat auserkoren."
    Er kratzte sich am Kinn und überlegte, wie er fortfahren sollte. "Was die Sache mit der Treue-Rune angeht... ich kann dir deine Bedenken nicht vollends nehmen, so ehrlich muss ich sein. Loreén ist wie gesagt äußerst leidenschaftlich und lebensbejahend, aber auch impulsiv und, wenn es ihr um den Schutz des Waldes geht, bisweilen skrupellos. Ich kann unmöglich abschätzen, was sie von Kiv verlangen könnte."


    Es war kaum zu glauben, dass Lyrianos ihm nicht bloß eine alte Legende erzählte, sondern über ein tatsächlich existierendes Wesen sprach. Ein Wesen, welches Tan selbst getroffen hatte. Er wusste nicht, ob es ihn beruhigen sollte, dass Loreén anscheinend für die Liebe zum Leben stand. Würde sie Kiv bitten, ihr eigenes Leben in Gefahr zu bringen, um andere Leben zu schützen? Würde sie sie bitten, anderen zu schaden, um dem Wald zu helfen? Er konnte es nicht einschätzen und Lyrianos anscheinend ebenfalls nicht. "Nun.... nun, hoffen wir, dass es nicht Schlimmes sein wird", sagte er leise. "Ich danke Euch."


    Lyrianos Gesicht entspannte sich ein wenig. "Sieh mal, keiner von uns weiß, wann Loreén diesen Gefallen einfordert. Das kann heute sein, das kann auch in 10 Jahren sein. Wollt ihr euch euer Leben lang um diesen Gefallen Sorgen machen, selbst wenn es etwas völlig Banales sein könnte? Die Furcht vor einer Sache, von der ihr nicht genau wisst, was sie ist, kann einen in den Wahnsinn treiben. Also seht die Sache ein wenig entspannter."


    Ein Geräusch bahnte sich aus Tans Kehle hervor, irgendwo zwischen einem Lachen und einem Schnauben.
    "Sagt, habt Ihr Geschwister?"


    Lyrianos Mine versteinerte sich plötzlich. "....In der Tat, das habe ich. Fünf ... wenn ihr es genau wissen wollt. Versucht nicht, mir zu unterstellen, ich wüsste nicht, wovon ich rede."


    Tan wurde sogleich ernst. "Verzeiht, dass ich Euch zu Nahe getreten bin. Wenn Ihr möchtet, lasse ich Euch nun in Ruhe."


    Die Mine des Menschen entspannte sich wieder und er verzog seine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. "Nein alles gut, ihr konntet es ja nicht wissen."


    Tan nickte, ließ sich nun jedoch deutlich mehr Zeit, um seine Worte zu wählen. "Ich sorge mich bloß um sie - um Kiv. Ich möchte nicht, dass sie etwas tun muss, was ihr zuwider wäre."

    Lyrianos nickte verständnisvoll. "Es ist ja auch nicht so, als würde Loreén sich extra etwas Hinterlistiges oder Böses für sie ausdenken, das entspricht einfach nicht ihrem Naturell."


    Tan schloss kurz die Augen und atmete bewusst und tief aus. Dann öffnete er die Augen wieder und sah Lyrianos an. "Danke. Das erleichtert mich."

    ---

    Meleas trat an den kleinen Bach und wusch sich den Schweiß ab. Dann bemerkte er Kivs Blick und nickte ihr zu.
    "Sobald wir mehr Ruhe haben, machen wir auch weiter."


    Kiv nickte derweil Meleas zu. Ihr Blick fiel kurz auf Liana, doch sie sah rasch wieder weg. "Wie lange brauchen wir noch bis Nirha?" Sie konnte in etwa abschätzen, wo im Wald sie sich gerade befanden, doch von der Welt, die dahinter lag, hatte sie nicht die geringste Ahnung.


    "Wenn wir uns beeilen, in etwa zwei Tagen. Ich kenne auf dem Weg einen Ort, in den wir einkehren können." Meleas hatte einige eher dubiose Häuser von innen gesehen, dort jedoch Kontakte und Verbündete. Natürlich mit Vorsicht zu genießen. Allerdings zahlte er zu gut.
    "Mir wäre es sogar fast recht, wenn wir eine Kutsche oder Ähnliches dann hätten. Die Welt der Menschen ist eine andere."


    "Gut." Sie würden sich gänzlich auf Meleas verlassen müssen, sobald sie die Menschenwelt betraten. Kiv war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen zu werden, gefiel ihr jedenfalls kaum.
    "Wie sind die Menschen so? Sind sie alle wie Lyrianos?" Damit würde sie gut umgehen können.


    "Nein, Kivessa. Menschen sind anders." Meleas setzte sich und warf noch einen Blick zu Liana.
    "Die meisten hassen Eldar eher und würden versuchen uns anzugreifen. Außerdem sind sie laut, aggressiv und nicht so sehr an der Natur interessiert. Zumindest viele, es gibt Ausnahmen." Seine Miene war unlesbar.
    "Magie wird verpönt, es sind sehr viele, sehr verschiedene Persönlichkeiten. Ich würde sie aber immer mit Vorsicht genießen und distanziert bleiben."


    "Verstehe, daher die Kutsche." Darin würden sie sich vor unliebsamen Blicken schützen können. Kiv setzte sich ebenfalls. "Was passiert, wenn wir Nirha erreicht haben?"


    "Das werden wir dann sehen. Ich nehme an, dass wir in einer Form geleitet werden." Meleas nickte in Richtung Liana.
    "Auch wenn ich Magie sehr ungern vertraue, so bin ich mir sehr sicher, dass es sich fügen wird."


    Kiv war sich nicht ganz so sicher wie Meleas. Andererseits hatte Magie ihnen immerhin auch Liana zurückgebracht.
    "Nun, wir können nur abwarten und schauen."


    "Richtig. Bis dahin sollten wir auf der Hut sein." Meleas streckte sich kurz.
    "Diese Nacht wird Liana nicht Wache halten. Noch einmal brauchen wir etwas Ähnliches nicht."

    "Das sehe ich auch so", erwiderte Kiv. "Wir können nicht wissen, wann und ob Kalior noch einmal angreift, also müssen wir auf der Hut sein.

    "Ganz genau. Außerdem..." Sein Blick ging zu Liana.
    "Es wird Zeit, dass sie alle Karten auf den Tisch legt. Wir müssen wissen, was sie weiß." Meleas erhob sich und trat zu der jungen Prinzessin.
    "Wir müssen reden."


    Reichlich verwirrt sah Kiv Meleas dabei zu, wie er sich erhob und zu Liana hinüber ging. Hatte die Prinzessin nicht bereits gesagt, dass sie selbst nicht viel wüsste? Oder glaubte Meleas, dass sie etwas verschwieg? Neugierig folgte sie dem älteren Eldar, hielt sich jedoch zunächst im Hintergrund.


    Wir müssen reden.... oh je, was sollte das denn werden? Mit einem skeptischen Blick sah Liana zu Meleas auf.
    "Was ist?" Sie war sonst eigentlich nicht so kurz angebunden, aber Meleas war ihr einfach ... suspekt. Sie kannte ihn nur als emotionslosen und skrupellosen Handlanger ihres Vaters und der Verdacht schien sich bisher zu verhärten. Er schien mehr an Effizienz und der Erfüllung seiner Pflicht interessiert, als daran, wie es den Leuten dabei ging - und das mochte sie einfach nicht.

    Er ließ sich nicht im Geringsten von ihrem Tonfall beeindrucken.


    "Wir müssen sämtliche Faktoren auf dem weiteren Weg berücksichtigen. Deswegen müssen wir alle genau wissen, was du bist, was du kannst." Meleas verschränkte die Arme.
    "Liana, das Menschenreich ist weitaus gefährlicher als das der Eldar, trotz des Beschwörers und der Untoten in den Wäldern. Dieser kleine Ausflug der letzten Nacht hätte für uns alle tödlich enden können. Deswegen ist jede Zurückhaltung eine Gefahr."


    Kiv hielt sich weiterhin im Hintergrund. Sie verstand zwar nicht so ganz warum, doch Liana und Meleas hatten eine Tendenz aneinander zu geraten. War das jetzt auch wieder der Fall? Wenn ja, traute sie sich nicht wirklich zu, zu schlichten.


    Liana verschränkte die Hände und zog die Augenbrauen nach oben. "Was ich bin? Jetzt bin ich also schon ein Etwas, ein .... gefährliches Monster, ein.. ein Risiko das du abschätzen musst oder wie darf ich das verstehen? Hey, Ich versteh nicht mal selber, was mit mir los ist und du erwartest von mir, dass ich mal eben alle offenen Fragen beantworte?! Wie stellst du dir das vor?" Sie zeigte wenig Verständnis für Meleas direkte Art. "Denkst du, ich kann mich hier und jetzt zu einem Wolf verwandeln, so wie ich das will oder was?"


    Meleas ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, ein leichtes Lächeln erschien. Allerdings war es schwierig auszumachen, ob er sarkastisch war oder ernst.
    "Jeder ist ein "was". Auch ich. Jeder trägt seinen Teil zu dem bei was wir machen, und die Faktoren muss man kennen." Der Eldar war nicht anklagend, sondern durch und durch nüchtern.
    "Da du selbst Probleme hast das zu verstehen, werden wir das im Hinterkopf behalten und Antworten suchen. Aber eins noch." Er zog eine Augenbraue hoch.
    "Wir sind alle bereit für dich unser Leben zu riskieren, und haben das bereits zweimal getan. Ein wenig Entgegenkommen und ruhiger sein wäre unter Umständen angebrachter als gleich aggressiv zu werden."


    Meleas Worte hallten in Kivs Gedanken wieder. Wir sind alle bereit für dich unser Leben zu riskieren. Ihr Blick wanderte zu ihrer Hand, doch rasch sah sie wieder weg. Das war eine übertriebene Reaktion, schließlich würde die Treue-Rune sie ja nicht in Lebensgefahr bringen - jedenfalls ging Kiv davon aus. Immer noch im Hintergrund bleibend, beobachtete sie nun Lianas Reaktion auf Meleas Worte.


    Liana schnaubte, auch wenn sie wusste, dass er Recht hatte. Sie konnte eigentlich froh sein, einen erfahrenen Krieger wie ihn auf der Reise dabei zu haben - aber bei Eras, musste er so ein geringes Einfühlungsvermögen haben?

    "Dann wählt eure Worte mit mehr Bedacht. Bei jemandem mit eurer Lebenserfahrung sollte das doch machbar sein." Sie fragte sich, wieso sie gerade so reizbar war. Irgendwas ging ihr durch den Kopf...


    "Das gilt ebenso für dich, liebe Cousine." Meleas beobachtete sie genau.
    "Deswegen ist es enorm wichtig, dass wir wissen, was vor sich geht. Das betrifft nun einmal dich im Besonderen. Mir ist es in dem Sinne egal, welche Magie du beherrscht,wir müssen es nur wissen."


    Kiv trat nun doch einen Schritt näher. "Vielleicht kann mein Bruder Euch dabei helfen, diese Magie besser zu verstehen?" Sie blickte zwischen Meleas und Liana hin und her. "Nun, zumindest gehe ich davon aus, dass er von uns vieren derjenige mit der Erfahrung in Sachen Magie ist."


    Liana schloss die Augen. "Ich werds dir erzählen, wenn es was zu erzählen gibt, Meleas." Es wirkte leicht genervt, wie sie da stand und versuchte, tief durchzuatmen. Immer diese förmlichen Anreden von Kiv und Tan... In diesem Moment wünschte sie sich, sie wäre wieder mit Navari verbunden. Dieses Gefühl von Verbundenheit und Freundschaft, welches sie zwischen sich und Kiv gespürt hatte - selbst ohne Worte - das hatte etwas besonderes. Oder war es eigentlich zwischen Kiv und Navarai? Spielte Liana dabei überhaupt eine Rolle? Wieder schwirrten ihr unzählige Fragen durch den Kopf.

    Sie wandte sich um und nickte kurz weg vom Lager, während sie Tan zu verstehen gab, ihr zu folgen.


    "Das rate ich dir auch." Natürlich drohte er ihr nicht, ihr Unterton war aber nicht zu überhören. Liana war wirklich eine verzogene Prinzessin. Doch Meleas hatte nicht vor, sie besonders zu schonen oder damit aufzuhören, seine Meinung zu vertreten. Mit einem Kopfschütteln wandte sich der Eldar zu Kivessa um.
    "Es wird Sinn machen, sich auszuruhen."

    Etwas verwirrt blickte Kiv Liana hinterher. Hatte sie schon wieder etwas falsches gesagt? Doch immerhin schien die Prinzessin ihrem Rat zu folgen. Kiv nickte Meleas zu und richtete sich dann eine Schlafstätte her.


    Tan hatte derweil den Blick und das Nicken der Prinzessin bemerkt. Verwundert folgte er ihr. "Ist alles in Ordnung?"

  • Tan und Liana (Koop Fara und Spartan)


    Sie entfernte sich vom Lager, weit genug weg, damit die anderen sie weder hören noch sehen konnten. Als sie sicher war, dass sie außer Hörweite waren, warf sie die Arme in die Luft und drehte sich zu Tan um. "Gar nichts ist in Ordnung! Das geht schon mein ganzes Leben so - 'Liana tu dies, Liana tu das, Liana sag schon, Liana zier dich nicht so, Liana, Liana, Liana' ... kann mich einmal jemand nicht wie eine Prinzessin behandeln?! Und hey, das ist noch gar nicht das beste, offenbar verwandel ich mich auch noch in einen Wolf und hab das gar nicht unter Kontrolle - ist ja halb so wild, wenn ich vielleicht wen anfalle, der mir was bedeutet. Aber hauptsache irgendein Totenbeschwörer und seine Meute ist hinter mir her, als ob ich nicht schon genug um die Ohren habe." Sie hielt inne und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.


    "Liana..." Tan war mehr als ein wenig überrumpelt und gleichzeitig eröffnete sich hier eine Seite der Prinzessin vor ihm, die er bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bedacht hatte. Er hob eine Hand, zögerte sichtlich und legte sie Liana dann auf die Schulter. "Es tut mir Leid", sagte er leise. "Das ist einfach nicht gerecht. Nichts von dem, was in letzter Zeit passiert ist, ist gerecht." Er dachte an den Angriff des Dämons, an ihre nächtliche Flucht aus der Stadt, an den Totenbeschwörer und ihre Suche nach Liana, an die Treue-Rune, die sich auf Kivs Hand verewigt hatte. "Ich weiß nicht, wieso du dich in einen Wolf verwandelst, oder wieso Kalior hinter dir her ist, aber ich versichere dir: Du bist damit nicht allein gelassen." Er blickte kurz zurück zu den anderen, dann erneut zu Liana. "Wir sind hier, um dir zu helfen. Ich kann mir nur vorstellen, wie gruselig das alles für dich sein muss..." Kurz überlegte er. "Aber wenn wir es schaffen sollten, dass du deine Wolfsform kontrollieren kannst, dann könntest du dich viel besser gegen Kalior verteidigen und müsstest keine Angst haben, dass du uns schaden könntest. Was meinst du?"


    Sie atmete aus und nickte dann langsam. Die Berührung tat ihr gut, auch wenn sie ein wenig distanziert wirkte. Tan wusste womöglich selbst nicht genau, wie er mit ihr umgehen sollte aber er zeigte zumindest weitaus mehr Einfühlungsvermögen als Meleas. "Das wäre natürlich schön, aber ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht mal, wieso mir das passiert." Das war zwar keine Lüge, aber es gab da immer noch etwas, dem sie bisher gekonnt aus dem Weg gegangen war. Etwas, das vielleicht eine Antwort geben könnte.

    "Ich...." Sie zögerte. Sollte sie ihm das wirklich erzählen? Sie biss sich auf die Lippe und sah dann Tan in die Augen. "Ich glaube, ich habe Lyrianos schon einmal gesehen. Vor dem Angriff in Elyria."


    "Wie meinst du das?", hakte Tan nach. "Hast du ihn in der Stadt gesehen... oder in einer Vision?"


    "Es war... in einer Art Traum. Es waren Träume, in denen ich das Gefühl hatte, ich wäre irgendwie... anders. Nicht ich in meinem Körper - aber immer noch Ich. Ich glaube es war so, dass ich in diesen Träumen ein Wolf war. Aber seit ich weiß, dass ich tatsächlich ein Gestaltwandler bin, weiß ich nicht mehr, was davon Traum und was möglicherweise sogar Realität war." Sie schloss die Augen und versuchte sich die Bilder wieder ins Gedächtnis zu rufen. "Mir begegnete dort ein Mensch und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Lyrianos war. Als ich bei Loreén aufgewacht war, war es genau dieses Gesicht, dass ich aus meinen Träumen kannte. Er schien mir schon im Traum merkwürdig vertraut - als ob er sich um mich kümmern würde." Sie sah ihn wieder an und ihr Gesichtsausdruck wirkte ein wenig verloren. "Tan, was hat das zu bedeuten? War das die Zukunft? Oder die Vergangenheit? Oder doch nur ein Traum?"


    "Ich..." Tan dachte sichtlich nach. "Ich weiß es nicht, Liana. Es klingt so... nun ja, es klingt so, als hättest du vielleicht schon vor deiner Begegnung mit Kalior eine Verbindung zu Navari aufgebaut, doch wie das sein kann, erschließt sich mir nicht." Er runzelte die Stirn. "Ich glaube nicht, dass es ein bloßer Traum ist - so etwas ist nie bloß ein simpler Traum." Dabei musste er kurz an den wiederkehrenden Traum denken, von dem seine Schwester gesprochen hatte. Er schüttelte den Kopf und sah Liana dann an. "Vielleicht... solltest du einmal mit Lyrianos darüber reden? Vielleicht kann er dir auch noch mehr über Gestaltwandlung erzählen."


    Sie verzog das Gesicht und dachte nach. Sie wusste, Lyrianos zu fragen wäre wohl am einfachsten gewesen. Bisher hatte sie den Kontakt zu ihm aber gemieden. Sie konnte seine Rolle in all dem noch überhaupt nicht einschätzen. "Das muss ich wohl... aber - versprich mir einfach, dass du mir erzählst, wenn dir etwas bei ihm auffällt, ja?"


    Dass Liana nicht unbedingt mit Lyrianos sprechen wollte, hatte Tan bereits auf ihrer gemeinsamen Wanderung durch den Wald gemerkt, nun konnte er diesen Widerwillen sogar verstehen. Was für ein Schock es für Liana gewesen sein musste, dieses Gesicht aus ihren Träumen plötzlich in der realen Welt vor sich zu haben. Nichtsdestotrotz hielt er dieses Gespräch für den besten Weg, um Antworten zu erhalten. Bei der Bitte der Prinzessin blinzelte er kurz verwundert, nickte dann jedoch. "Natürlich, Liana." Er überlegte kurz. "Was mir bisher aufgefallen ist: Er scheint sehr viel über unser Volk und unsere Geschichte zu kennen. Er beherrscht Formen von Magie, von denen ich zuvor noch nie gehört habe, die aber seiner Aussage nach unseren Ältesten bekannt sein müssten. Und natürlich ist er mit Loreén bekannt und hat uns überhaupt erst von ihrer Existenz berichtet." Er hob die Schultern. "Ich kenne mich mit dem Menschenvolk nicht aus, nicht im geringsten, doch trotzdem scheint er... sonderbar zu sein. Älter, als seine Jahre vermuten lassen."


    Sie zögerte merklich mit einer Antwort. "Hältst du es für möglich, dass er.... naja glaubst du, er hat etwas mit dem Angriff zu tun?" Sie wusste, dass es gefährlich wäre, jemanden vorzuverurteilen. "Ich mein, dieses Ding in Elyria ist am selben Abend aufgetaucht, als diese Träume bei mir anfingen."


    "Was?" Daran hatte Tan noch gar nicht gedacht und seine erste Reaktion war es, diese Möglichkeit sofort abzutun. "Lyrianos war sofort zur Stelle, als wir von Kalior angegriffen wurden...", überlegte er laut. "Aber das lag daran, dass er Kalior durch den Wald verfolgt hat." Nachdenklich strich er sich durchs Haar. "Vielleicht ist es ja aber auch umgekehrt. Vielleicht ist der Dämon nicht erschienen, weil die Träume anfingen, vielleicht fingen die Träume an, weil der Dämon erscheinen würde?" Er hob die Schultern. "Oder es ist ein großer Zufall. Um ehrlich zu sein, bin ich da überfragt."


    Liana schien nachdenklich, ihr Blick ging durch Tan hindurch, wie in weite Ferne. "Ich glaube nicht an Zufälle....", sagte sie leise, bis sie Tan wieder ansah. Sie ließ die Schultern hängen und schloss die Augen. In diesem Moment wirkte sie sehr erschöpft, als würde eine Last auf ihr ruhen, die sie schon lange mit sich rumträgt. "Es macht mich fertig, Tan, ständig nur im Dunkeln zu tappen, hilflos und unfähig, mich denen zu stellen, die hinter mir her sind. Ich will endlich Antworten."


    Auf einmal wirkte Liana so... müde, So unendlich ermüdet von all dem, was in letzter Zeit geschehen war. Tan trat einen Schritt auf sie zu. "Es tut mir Leid, Liana. Wirklich. Ich wünschte ich könnte mehr tun, um dir zu helfen." Im Moment fühlte er sich ziemlich nutzlos, trotzdem bot er ihr nun eine Umarmung an. "Vielleicht ist es wirklich ratsam mit Lyrianos zu sprechen."


    Sie nickte träge und nahm dann die Ummarmung dankend an. Sie wusste, Tan würde ihr nicht alles beantworten können aber das musste er auch nicht. Eigentlich war genau diese Form, Verständnis zu zeigen, alles was sie gerade nötig hatte. Er schien sich auch wirklich Gedanken um sie zu machen - das war etwas, dass sie nicht hoch genug schätzen konnte. Sie fügte ein leises "Danke." hinzu, bevor sie sich langsam von ihm löste und ihn anlächelte. "Es tut mir übrigens unheimlich gut, dass du mich nicht mehr 'Prinzessin' nennst."


    „Oh glaub mir, das ist mir schwer genug gefallen“, erwiderte Tan, lächelte dabei jedoch leicht. Ein Teil von ihm konnte immer noch nicht glauben, wie vertraut er hier mit der Prinzessin seines Volkes sprach. Er nickte zurück zu dem behelfsmäßigen Lager. „Vielleicht sollten wir zu den anderen zurückgehen.“


    Sie zögerte kurz, als ob sie ihm noch etwas sagen wollte. Dann nickte sie nur zustimmend. "Ja, du hast Recht. Geh´n wir."

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Meleas und Lyrianos


    Eine dickköpfige junge Frau. Aber sie würde eines Tages merken, dass es nicht alles nach ihrem Kopf gehen konnte. Eigentlich hatte auch Meleas vorgehabt, sich auszuruhen, dann glitt sein Blick zu Lyrianos. Ein merkwürdiges Rätsel. Nach kurzem Überlegen schlenderte er hinüber.
    "Was meinst du - eine Idee, wieso man hinter Liana so her ist?"


    Dieser hatte währenddessen weiter an seinem magischen Waffenstab geschnitzt und hob jetzt den Kopf. "Ich dachte erst, es könnte damit zusammenhängen, dass sie ein Gestaltwandler ist - es gibt einige Rituale, die man damit anstellen kann. Aber irgendwie passen hier Aufwand und möglicher Ertrag nicht zusammen, daher bin ich mir da nicht wirklich sicher."


    "Man darf nicht vergessen, dass sie auch noch die Königstochter ist. Wenn noch die Rede von einer Art Schlüssel ist frage ich mich, ob das Gestaltwandeln tatsächlich das Einzige ist, was sie betrifft." Meleas setzt sich im Schneidersitz auf den Boden.
    "Ich hab das Gefühl, dass da etwas hintersteckt, das weitaus Gefährlicher ist als man annehmen könnte. Insbesondere der Angriff in der Stadt lässt mich vermuten, dass da noch ganz anderes kommen wird."


    Der Mensch nickte zustimmend. "Ihr solltet euch auf jedenfall auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die Sache könnte größer sein als gedacht. Aber uns fehlen einfach noch Informationen, um das besser einschätzen zu können. Vielleicht finden wir ja ein paar Antworten, wenn wir in Nirha eintreffen."


    "Alle Eventualitäten sind grundsätzlich schwierig im Bereich der Magie, daher ist es umso notwendiger, dass wir uns halbwegs kennen." Sein kühler Blick musterte den Menschen.
    "Ich habe nicht zufällig viele Jahre in der Menschenwelt überlebt. Was ist mit Euch, Lyrianos - was können wir von Euch erwarten?"


    Lyrianos setzte einen fragenden Blick auf. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was ihr meint."


    "Es geht um Fähigkeiten. Was Ihr könnt. Inwiefern Ihr auf Magie setzt. Da ich nicht damit rechne, dass wir einfach so Nirha spazieren werden, könnte es dringend notwendig sein das zu wissen." Meleas blieb ruhig.
    "Da wir Eldar im Menschenreich ohnehin aufpassen müssen nicht erkannt zu werden, befürchte ich schon deswegen massive Probleme. Ich bin mir nicht sicher ob Liana das wirklich richtig einschätzen kann."


    "Nun, einfach wird es nicht. Seit diese Wächter von Eras an Einfluss gewinnen, muss man vorsichtig sein mit dem Einsatz von Magie in der Öffentlichkeit. Wenn uns die falschen Leute dabei sehen, könnte es ungemütlich werden. Aber Nirha ist eine unabhängige Handelsstadt, man wird uns zumindest nicht sofort in Ketten legen. Um ein waches Auge werden wir wohl aber nicht herum kommen. Aber ich kann auch ohne Magie überleben, keine Sorge." Er zwinkerte Meleas schelmisch zu und setzte sein Messer vom Stab ab. Er begutachtete kruz seine Arbeit, nickte zufrieden und setzte seine Waffe dann wieder mit geübten Handgriffen zusammen.


    "Ich setze auch nicht auf Magie. Scharfer Stahl ist meistens hilfreicher, auch gegen Wächter." Meleas lächelte dünn. Ihm waren Menschen grundsätzlich egaler als Eldar, und wenn es sein müsste hatte er seine eigenen Wege damit umzugehen.
    "Man sieht nur noch selten menschliche Magier. Es ist gut zu wissen, einen auf unserer Seite zu haben. Ich nehme jedoch an, dass die drei jungen Eldar sich sehr zurücknehmen müssen, und ich bin mir nicht sicher, ob das klappen wird."


    Lyrianos schaute zu Kiv und dann zu den anderen beiden Eldar, die im Wald verschwunden waren. "Kiv scheint sowieso recht zurückhaltend zu sein und Tan ist ein schlauer Junge. Die beiden kommen schon klar. Ich glaub am ehsten müssen wir wohl auf die junge Prinzessin acht geben. Man sieht ihn ihr ins Gesicht geschrieben - den Drang nach Freiheit. Er kann ein unheimlicher Antrieb sein, einen aber auch schnell fahrlässig werden lassen." Er blickte Meleas fragend an. "Mir ist aufgefallen, dass sie keinerlei Waffen trägt. Ich dachte, die Eldar wüssten, wie wichtig es ist, dass ein Mitglied der Königsfamilie selbst gut im Kampf geschult sein sollte."


    "Tan könnte sich hinreißen lassen, Kivessa ist vorsichtiger. Wir werden sehen." Die beiden waren eben auch so unglaublich jung. Meleas konnte sich kaum noch daran erinnern, wie er in dem Alter gewesen war.
    "Nun, Liana ist anscheinend ein wenig verwöhnt und äußerst stur. Es kann auch sein, dass der König sie nicht hat unterrichten lassen da sie nicht die Thronfolgerin ist. Dafür hat sie eine Leibgarde." Er seufzte.
    "Und ich bin ohnehin verpflichtet, sie zu schützen, ob sie will oder nicht."


    Den Gesichtsausdruck, den Lyrianos annahm, zeigte ziemlich deutlich, was er davon hielt. "Sie ist eine Prinzessin des eldarischen Königshauses und damit sowieso immer ein politisches Ziel. Ihr Eldar lebt lang genug, sie nicht in der Waffenkunst zu unterrichten ist schlicht fahrlässig." Er schien einen Entschluss gefasst zu haben. "Einer von uns sollte sie unterrichten, jeden Tag. Wir können sie nicht völlig unvorbereitet in eine fremde Welt mitnehmen."


    "Ich kann. Ob sie will ist etwas ganz anderes." entgegnete Meleas trocken.
    "Ich bin mit Kivessa bereits am trainieren, sie hat allerdings bereits Erfahrung."


    "Wenn sowieso beide trainieren müssen, dann bietet sich ja die Möglichkeit, dass beide je nach Situation zusammen trainieren. Ich kann sie mit einem Ausdauer-Zauber belegen, damit wir die Zeit effizient nutzen können, aber die nötige Kraft müssen sie selbst aufbauen. Es hilft uns nicht, wenn wir uns zu sehr von der Magie abhängig machen."


    Meleas lachte unwillkürlich auf, ein sehr seltener Laut.
    "Ich war immer von Magie abgeschnitten, daher kenne ich es nicht anders. Magie wirken bei den Falschen kann zu einigen Problemen führen." Der Eldar hob eine Augenbraue.
    "Magier im Menschenreich werden seit langer Zeit verfolgt, ein Wunder, dass Ihr lebt. Aber gut. Wenn Liana sich halbwegs zusammenreißt, kann sie gerne lernen, wie man sich verteidigt ohne Magie zu benutzen." Dabei würde sie sich natürlich die Hände schmutzig machen müssen. Das konnte äußerst erheiternd werden.


    Lyrianos setzte ein überraschtes Gesicht auf. "Was - findet ihr es wirklich verwunderlich, dass ich um die Gefahren im Reich der Menschen weiß und entsprechend vorsichtig mit meinen Talenten umgehe?" Er zwinkerte dem erfahrenen Eldar zu. "Ihr seid viele Jahre weit ab der Heimat unterwegs gewesen, ebenso wie ich jetzt. Ich glaube, was das angeht, wissen wir beide, wie man in dieser Welt zurecht kommt."


    "Nicht im Geringsten denke ich das. Nur weiß ich auch, dass es einige Tote zu beklagen gab, von denen ich das nicht gedacht hätte. Daher ist es als Respekt zu verstehen." Der Eldar nickte leicht.
    "Durchaus. Mehr Jahre als die Kinder dort denken." Sein Blick wurde etwas lauernder.
    "Seit wann zieht Ihr denn umher?"


    Er sah Meleas ausdruckslos an. "Ich habe aufgehört zu zählen. Ich hab mich schon in jungen Jahren von meiner Familie losgesagt und bin seitdem auf Reisen. Die Wildnis ist zu meiner Heimat geworden." Er lächelte, auch wenn es fast ein wenig gequält aussah. "Ich könnte wohl gar nicht mehr sesshaft werden, selbst wenn ich wollte."


    Der Mann war seltsam. Ganz über den Weg würde Meleas ihm nie trauen. Aber das Letztere, das konnte er nachvollziehen.
    "Verstehe ich. Auch ich bin selten einmal an einem Ort." Er hob die Schultern.
    "Deswegen nennt man mich den Schatten. Es ist selten geworden, dass ich in der Stadt bin." Und wenn, dann erkannte ihn niemand mehr.


    Es verwunderte Lyrianos nicht, dass man Meleas so einen Titel gegeben hatte. Als Agent des Königs dürfte er mehr als sein halbes Leben weg von der Heimat verbracht haben. Die Erfahrungen, die man bei so einem stattlichen Alter sammeln konnte, durfte man nicht unterschätzen. Er hatte selber einmal gegen einen kampferprobten Eldar antreten müssen. Für einen Augenblick verlor er sich in Gedanken, den Kampf auf Leben und Tot noch einmal vor seinem geistigen Auge abspielend. Wieder eine dieser Erinnerungen, die er beinahe vergessen hatte... Er räusperte sich, als er wieder ins Hier und Jetzt kam, stand auf und streckte sich ein wenig. "Tja, ich werd mal unsere beiden Ausreißer suchen. Wir wollen morgen ordentlich Weg zurücklegen, da sollten beide ausgeruht sein."


    "Richtig. Ich übernehme die erste Nachtwache." Meleas stand ebenfalls auf.
    "Viel Glück dabei, Liana zu erklären, dass sie bei mir trainieren sollte."


    Lyrianos lachte nur auf, ließ es aber unkommentiert. Irgendwie glaubte er, könnte das sogar ganz amüsant werden...


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  • Coop mit Cass, Messenger of Death und DON


    Selbst zu so später Stunde, schien die Stadt nicht zur Ruhe zu kommen. Kaum waren Grindol und Alarion aus der Schenke getreten, wurden sie beinahe von einem jungen Burschen umgerannt, der nur kurz strauchelte und dann wieder Fahrt aufnahm. Hinter ihm watschelte ein fettleibiger Metzger her, der schon völlig aus der Puste war. "Haltet den Dieb!", rief er verzweifelt, aber die Menschenmenge schien den Ruf gar nicht wahrzunehmen und ein jeder folgte weiter seinem Weg.

    Alarion war gezwungen an Schimmerfels zu denken... Die Szene kam ihm natürlich sehr vertraut vor, nur die verwinkelten, engen Straßen und die großen Menschenmassen waren hier etwas völlig neues. Ein echtes Paradies für Diebe, dachte er. Wobei die Wache hier auch wohl ein bisschen besser aufgestellt war. Mehr Gewinnspanne, dafür weitaus höheres Risiko.

    Er hatte noch gar nicht vor, den Zwerg zu verlassen, aber er musste schon ein bisschen vorausplanen, wie es denn weitergehen sollte - er bezweifelte, dass Grindol ihn ewig mit sich mitschleppen würde - auch finanziell.

    Er streckte den Arm und zeigte vorne auf eine Häuserecke. "Das dort muss die Wache sein. Dort rum und dann die Straße runter, hatte der Wirt gesagt."


    Vor der Wache lungerten zwei Soldaten herum und Grindol steuerte sie zielstrebig an um nach den Weg zu fragen. Zwar vertraute er der Wegbeschreibung des Wirtes doch er wollte die Situation aus einem anderen Grunde ausnützen, dazu positionierte er sich seitlich, so dass er den zurückliegenden Weg beobachten konnte. Auch wenn er sich sicher war, dass sie verfolgt wurden so konnte er nichts verdächtiges bemerken. Die Wachen beäugten sie zwar misstrauisch, was wohl an der deutlich sichtbaren Axt lag, schickte sie aber erwartungsgemäß in die richtige Gasse.

    „Immer der Nase nach“. Schon von weitem konnte man das Schild einer Schänke erkennen.


    "War ja wirklich nicht schwer zu finden." Die beiden liefen die Gasse runter, ihr Ziel fest vor Augen. Aus einer Nebenstraße hörte man einen Streit zweier Männer, die offenbar schon angefangen hatten, aufeinander einzuprügeln. Doch die Wache war bereits mit ein paar Männern losgestürmt, um dazwischen zu gehen. Alarion verzog die Mundwinkel und schüttelte ganz leicht den Kopf. "Wow, die Wachen hier müssen richtig gut bezahlt werden, wenn sie ihrem Job so motiviert nachgehen."


    Unverkennbar ein Kater, der einladend lächelte, war auf dem Schild abgebildet. Über die Fensterfront stand in großen, vergilbten Lettern

    „Zur schleichenden Katze“. Grindol schaute ob freie Zimmer angeboten wurden denn so langsam mussten sie sich über eine Bleibe Gedanken machen. Er öffnete die Tür und machte in Richtung Alarion eine auffordernde Geste:

    „Nach dir, das ist dein Heimspiel.“


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    Roggash war inzwischen in den Nebengassen in ein Problem geraten. Er hatte den Zwerg und den Menschen riechen können: der leichte Geruch von gesalzenem Blut. Die beiden waren unverkennbar über die Meeresbucht gereist gekommen ... vielleicht waren sie von Ost- oder Westberg nach Nirha gefahren? Vielleicht auch von so weit wie Schimmerfels oder Almanar? Auf jeden Fall hatte sich die Überfahrt in ihren Adern festgesetzt - nicht so stark ausgeprägt, wie bei einem Matrosen oder Seemann, aber leicht erkennbar und deswegen markant und von anderen Gerüchen unterscheidbar. Der Verfolger der beiden hatte sich allerdings aus der Nase des Orks verflüchtigt - zu gewöhnlich in dieser großen Stadt.

    Aufgrund seiner ausgeprägten Sinne war es Roggash gelungen, die beiden Reisenden ohne in Erscheinung zu treten in den Nebengassen zu verfolgen - jedenfalls so lange, wie er sich nicht allzu weit von ihnen entfernte. Dies war nun aber geschehen. Denn vor ihm hatten sich ein paar Männer zu prügeln begonnen. Und die Wachen von Nirha waren sogleich zur Stelle. Die Streitenden und Schlichtenden blockierten den weiteren Weg gerade aus - der Ork musste einen Umweg nehmen. Schlecht für seine Verfolgung, denn bereits sein leichtes Zögern hatte die Entfernung wachsen und zu groß werden lassen. Die Duftspur war fürs Erste verschwunden ...


    "Auseinander!" Die Wachen zogen die Streithähne voneinander fort, doch sofort versuchten sie, sich wieder gegenseitig eine zu verpassen. Sie waren beide recht gut gebaut, daher sah man die Anstrengung in den Gesichtern der Ordnungshüter, die beiden von ihrem Vorhaben abzuhalten. "Habt ihr nicht gehört, ich sagte auseinander!" Erst als eine der Wachen sein Schwert zog und den größeren der Beiden damit bedrohte, hielten sie inne. Die Wache schaute sie abwechselnd an. "Was in aller Welt geht hier vor? Erklärt euch!". Die beiden Kontrahenten funkelten sich nur an, als ob sie sich gegenseitig die Kehle aufschlitzen wollten.

    Eine dritte Wache hatte sich derweil umgesehen und ihr Blick fiel nun auf den Ork. Mit erhobenem Arm hielt sie auf ihn zu. "He, Grauhaut, haltet ein. Habt ihr gesehen, was hier vorgefallen ist?"


    Roggash - im Begriff um die nächste Ecke klamm und heimlich zu verschwinden - blieb stehen, schnaubte kurz durch die aschgrauen Nüstern und wandte sich widerwillig um. "Nein, Menschling, habe ich nicht. Dem Gestank nach billigem Fusel zu urteilen, wissen es die beiden Schandmäuler vermutlich selbst nicht." Der Ork blickte in die Richtung der beiden Streitenden, in deren Blick abgrundtiefe Mordlust stand.


    Der Jüngere war offensichtlich schwer angetrunken und richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den Ork. Was fällt... dir ein, du Dä..monenbrut", lallte er und spuckte in seine Richtung. Die Wachen wurden augenblicklich nervös - eine auschweifende Prügelei, in die ein Ork involviert war, konnten sie nun gar nicht gebrauchen.


    Ihnen sollte jedoch Glück beschienen sein, denn Roggash machte keinerlei Anstalten, sich körperlich mit diesen Taugenichtsen auseinander zu setzen. Dämenenbrut? Pah ... da hatte er schon wahrlich schlimmeres gehört. Und Treffenderes. Namen, bei denen ihm selbst eine eiskalte Hand das Herz zu zerdrücken drohte - und zu denen er sich dennoch hingezogen fühlte. Doch davon wussten diese Maden nichts. Und würden es auch nicht wissen. Stattdessen richtete sich der Ork ein wenig auf, sodass er die Menschen in der Gasse nunmehr um fast einen Kopf überragte, und bedachte den Pöbeler mit einem Blick aus seinen Bernsteinaugen, der jedes Kind dazu verleitet hätte, beim Zubettgehen für die nächsten Monate ins Bett der Eltern zu flüchten, statt das eigene dunkle monsterverseuchte Zimmer zu benutzen.

    Innerlich kreisten die Gedanken Roggashs jedoch schon wieder um die beiden Reisenden. Sie hatten die Hauptstraße genommen und waren weiter geradeaus gelaufen. Wenn er Glück hatte, würde er ihren Geruch in nicht allzu ferner Zukunft wieder aufnehmen. Vorausgesetzt, die Trunkenbolde gäben klein bei und den Weg frei.


    Der größere von beiden war eher bei Sinnen. Mit der Wache hätte er sich wohl angelegt, mit einem ausgewachsenen Ork eher weniger. Er hob abwehrend die Hände und ging einen Schritt zurück. Die Wache bei Roggash nickte indes in Richtungg Hauptstaße. "Gut, dann verschwindet von hier. Wir übernehmen diese Nichtsnutze." Die anderen Männer mussten dem Jüngeren gerade eine verpassen, weil dieser sich immer heftiger zur Wehr setzte.

    "Mäuse", schnaubte Roggash und nahm seine gewohnte eher gebeugte Haltung ein. Dass er Richtung Hauptstraße geschickt wurde, war mittlerweile egal. Die beiden Verfolgten hatten inzwischen sowieso einen entsprechenden Vorsprung - sie würden den Ork nicht mehr bemerken. Außerdem konnte er dort vielleicht die Fährte sogar wieder besser aufnehmen, als in den Seitengassen. Die Hand löste Roggash wieder subtil von dem im Gewand verborgenen Rauchschwenker - es würde nicht notwendig sein, Aufsehen zu erregen. Stattdessen marschierte er gehorsam in die gewiesene Richtung und entfernte sich von dem Geschehen, die Nase bereits wieder nach dem markanten Geruch von leicht gesalzenem Blut suchend.


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    Alarion zog sich die Kleidung glatt und trat dann in den Gasthof. Er war gut besucht, die Ausstattung wirkte zweckmäßig aber hatte einen gewissen Charme. So langsam stieg auch bei Alarion die Nervosität ein wenig an. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Der alte Achtfinger hatte ja auch nur den Namen des Gasthauses genannt und dass er die Wirtin kannte...

    was hatte er noch gleich gesagt, war sie? Eine Cousine? Eine alte Freundin?


    Er erinnerte sich nicht mehr genau an den Wortlaut. Er bewegte sich an den Tresen und wartete, bis die Wirtin zu ihm kam.


    "Du hast genug getrunken!" Energisch packte Eleonora einen ziemlich betrunkenen jungen Mann am Ohr, der sich gerade daran machte, einen gestandenen Mann anzustänkern. Sie wusste, dass das eine ganz dumme Idee war, schließlich war derjenige einer der vielen zwielichtigeren Gestalten der Stadt. Aber auch so mochte sie Prügeleien und Ähnliches nicht, auch wenn es sich nicht immer verhindern ließ. Es war ein höchst geschäftiger Abend, viel Kundschaft, und schon betraten zwei neue Gäste den Raum. Der Jüngere trat an den Tresen. Rasch warf sie den Betrunkenen hinaus, wischte sich die Hände ab und ging zu dem Jungen, den sie noch nie gesehen hatte.

    "Hallo Kleiner. Was kann ich dir anbieten?" Der würde doch nach einem Krug Bier umfallen.


    Alarion lächelte ein wenig unsicher. Verdammt, das passierte ihm sonst eigentlich nie. "Ähm, hi. Wir nehmen zwei Bier, für mich und meinen Freund hier... wobei... für mich wohl lieber einen Halben." Er zögerte kurz, dann setzte er einen fragenden Blick auf. "Sagt gute Frau, kennt ihr einen alten Kauz namens Brimgarn Achtfinger? Vielleicht kennt ihr ihn sogar noch mit mehr als acht Fingern, ich weiß nicht genau... Er wohnt oben in Schimmerfels."


    "Kommt sofort." Na, ob der das Bier aushielt. Sie zapfte die Krüge geübt voll und stellte sie auf den Tresen. Dann blickte sie ihn genauer an und lachte.

    "Natürlich kenne ich den alten Gauner. Lange nicht gesehen, was will er denn?"


    Der Junge nahm das Bier und trank einen Schluck. "Ah... nun, er hat mich gewissermaßen zu euch geschickt. Ich bin hier in Nirha auf der Suche nach jemandem aber kann mir auch darüber hinaus vorstellen, hier zu bleiben. Er dachte wohl, ihr wärt eine gute erste Anlaufstelle, wo ich fürs erste unterkommen kann bzw. die mir am ehesten sagen kann, wie man hier in der Stadt sich zurecht findet." Er hob beschwichtigend die Hände. "Natürlich nur, wenn ich euch nicht zu Last fallen würde, ich könnte hier und da auch aushelfen. In erster Linie suche ich eine Unterbringung in der Stadt."


    "Eine Unterbringung? Aaaah." Eleonora kniff leicht die Augen zusammen. Wollte Achtfinger sie verkuppeln? Doch das war nur ein Jüngling, und der andere - naja. Nein.

    "Deswegen schickte er euch zu mir? Nun..." Sie sah zu ihren Kindern, die gerade gemeinsam an einem Tisch standen und zusahen, wie ein paar Männer ein Würfelspiel anleierten.

    "Hilfe ist immer gut. Ich nehme aber nicht an, dass du schon einmal in einem Wirtshaus gearbeitet hast. Wie heißt du eigentlich?"


    Eine Ablehnung klang anders. Das war immerhin schon mal was. "Mein Name ist Alarion. Und nein hab ich nicht, ehrlich gesagt." Er machte eine ausholende Bewegung mit dem Arm. "Und das hier ist Grindol, mein .... sagen wir Reisegefährte."


    Irgendetwas war äußerst seltsam an den beiden. Der einzige Grund warum sie überhaupt daran dachte, den Vorschlag anzunehmen war, dass sie das Wort eines alten Freundes mit sich trugen. Eleonora seufzte etwas.

    "Na gut, Alarion. Ihr könnt heute Nacht eins der Zimmer mal haben und morgen reden wir in Ruhe. Jetzt ist nicht der beste Moment, so voll wie es ist. Wenn mein alter Freund euch gesandt hat, dann wird es einen guten Grund haben. Habt ihr Hunger?"


    Der Junge schüttelte den Kopf. "Nein, vielen dank, wir sind noch gesättigt."

    Grindol machte den Eindrück, als ob er über etwas nachdachte und stand dann plötzlich auf. "Hör zu, Junge, mir fällt ein, dass ich noch etwas in der Stadt erledigen muss. Wenn ich fertig bin, komme ich wieder!" Mit diesen Worten verließ er das Gasthaus hastig und Alarion sah ihm ein wenig ratlos hinterher.


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  • Koop Spartan, Cass und Fara


    Die Reise ging ohne große Unterbrechungen weiter. Meleas dachte sich vieles, ließ aber niemanden an seinen Gedanken teilhaben. Die Situation hatte sich in gefährlich unbekanntes Terrain verwandelt, und er war zwar nicht nervös, jedoch durchaus angespannt. Zumindest war das Wetter annehmbar. Sie erreichten recht zügig die Ränder Loreéns und waren gegen Mittag bereits am Ufer des Flusses angekommen. Er hob seine Hand.

    "Wir machen kurz eine Pause. Kivessa, Liana - wir werden dann unsere ersten Trainingsstunden machen. Wie wir es besprochen haben." Er ließ seinen Blick wandern, dann marschierte er federnden Schrittes zu einem Baum und schnitt blitzschnell zwei etwa armlange, stabile Äste ab.

    "Fürs Training genügen derartige Waffen. Wie wollen ja keine Verletzten." Sein Tonfall war vollkommen nüchtern, als ob der Streit mit Liana nie geschehen wäre.


    Nach ein paar Minuten des Ausruhens ließ der Eldar die beiden jungen Frauen Aufstellung nehmen.

    "Kivessa, du bist die Erfahrene. Lass Liana mal angreifen. Liana, nimm den Stock in die Hand, mit der du am besten klarkommst, füße leicht auseinander etwas schräg stellen, sicherer Stand. Den Schwertarm locker halten, den Blick auf den Gegner und dessen Waffe richten."


    Die junge Eldarin schaute Meleas mit leicht skeptischem Blick an. "Ich hatte auch nicht unbedingt vor, Kiv meinen Rücken zu präsentieren", fügte sie leicht ironisch an, fixierte ihre Gegenspielerin dann aber gehorsam an und nahm den Knüppel in die rechte Hand.


    "Das wäre äußerst unklug", bestätigte Kiv sachlich, der ironische Unterton der Prinzessin war gänzlich an ihr vorbeigegangen. Anfangs war sie nicht sonderlich überzeugt von Meleas Vorschlag gewesen, mit Liana zusammen zu trainieren. Die Übungsstunden mit Meleas halfen ihr, unterschiedliche Schwerttechniken zu erproben und zu verbessern, doch die Prinzessin musste zunächst einmal die grundlegenden Schritte und Haltungen des Schwertkampfes erlernen. Was hätte sie, Kiv, also davon? Tan hatte es jedoch geschafft, dass sie den Übungen zusagte. "Tu es für Liana", hatte er mehr als eindringlich gesagt. "Sie muss wissen, wie sie sich verteidigen kann."

    Also stand Kiv nun der Prinzessin gegenüber, ihren Stock in der rechten, bereit den ersten Schlag abzuwehren. Tan hatte sich nur wenig entfernt ins Gras gesetzt und sah den beiden etwas angespannt aber auch sehr neugierig zu.


    Liana hatte in Elyria nie kämpfen müssen, ihre Eltern hielten es auch nicht für nötig, dass sie es lernte. Dennoch hatte sie der Wache ab und zu beim Training zugesehen. Der Schlagabtausch erinnerte immer an einen wilden Tanz - und die Schwerter spielten die Musik.

    Hier draußen war ihr bewusst geworden, wie wehrlos sie war. Solang sie ihre Wolfsform nicht kontrollieren konnte, ergab es Sinn, dass sie das Kämpfen lernte.

    Sie bewegte sich nicht direkt auf Kiv zu, sondern leicht seitlich, spürte den Sand zwischen ihren Füßen und ihr Herz fing an schneller zu schlagen. Eigentlich hatte sie nicht vor, Kiv zu verletzen. Das musste sie jetzt wohl ausblenden.

    Mit einem schnellen Schritt auf Kiv zu holte sie aus und schwang den Knüppel seitlich nach ihrer Wegbegleiterin.


    Dafür, dass Liana den Schwertkampf nicht gewohnt war, gelang ihr der erste Schlag gar nicht mal schlecht. Kiv verlagerte ihr Gewicht nur minimal auf den rechten Fuß und blockte das Holzschwert der Prinzessin ab.


    Meleas hatte die Arme verschränkt und beobachtete die beiden jungen Eldarfrauen ohne eine Miene zu verziehen.

    "Liana, guter Versuch, aber zu offensichtlich. Ein erfahrener Gegner liest in die wie in einem Buch. Achte auf deine Beinarbeit, denke an Tanzen." Seine Stimme war so neutral, dass man sich nicht sicher sein konnte ob er sich über sie lustig machte. Tatsächlich hatte er gar keine Ambition, sie zu ärgern, nicht wenn er sie trainierte.

    "Kivessa, die Seite ist gut bei dir. Nur die andere war weit offen - andere Gegner würde durchkommen. Aber schon sehr gut geblockt." Der Eldar nickte.

    "Gut. Liana, ein Schwert hat natürlich einen anderen Schwerpunkt als ein Stock,aber versuche, diesen auch dort zu finden. Die Kraft kommt nicht aus der Schulter, sondern dem Unterarm und dem Handgelenk. Da du eine recht zarte Statur hast, würdest du ein eher leichtes Schwert oder Dolch als Waffe haben. Kivessa, bei dir passt das bereits, achte auf deine Schrittfolge dabei."


    Liana musste sich extrem zusammenreißen, nicht jetzt schon genervt die Augen zu verdrehen. Wie wärs wenn du mir Tipps zu der Waffe gibst, die ich führe und nicht welche zu Waffen, die ich nicht führe?!

    Sie hielt nur einen Augenblick inne, stellte den rechten Fuß kurz nach hinten und stach dann mit einem Vorwärtsschritt auf Höhe von Kivs Bauchgegend zu.


    Dieses Mal blockte Kiv den Schlag nicht ab, sondern wich ihm mit einem Seitwärtsschritt aus. Sie nutzte den Schwung ihrer Bewegung, um ihr Schwert auf die Schulter der Prinzessin sausen zu lassen.


    Der Schlag traf sie mit voller Wucht und sie kam auf dem sandigen Boden ins Straucheln, bis sie fiel. Der Schmerz war schlimm, doch sie rappelte sich wütend auf, fxierte Kiv und stürmte erneut auf sie zu.


    Als Liana fiel, wollte Tan aufspringen und ihr helfen, doch die Prinzessin hatte sich bereits wieder aufgerappelt und machte weiter. Das musste man ihr lassen, sie wollte wirklich lernen, wie sie sich selbst verteidigen konnte, damit sie weniger hilflos war.

    Kiv wartete ab, bis Liana wieder auf den Beinen war, dann nahm sie eine Verteidigungshaltung an und wartete auf den nächsten Schlag der Prinzessin.


    "Stop." Der Eldar hob eine Hand.

    "Mit Wut verliert man. In jeder Situation ist es unbedingt notwendig einen kühlen Kopf zu bewahren. Zwar scheint es für dem Moment, dass man stärker ist, aber man übersieht dann die Details und wird blind für alles andere. Einmal auf den Anfang, durchatmen und überlegen, was du machen willst."


    Doch die Prinzessin hatte wenig Lust auf Zurückhaltung. Sie ließ eine Reihe von Schlägen auf Kiv los, ungezügelt und von allen Seiten, während sie zwischen den Hieben antwortete.

    "Wahrscheinlich... hmjaaah!!... bist du einfach nicht in der Lage...." *schnauben* ".... deine Emotionen zu nutzen ... . Ich weiß ja nicht mal" ... *klong* .... "ob du welche hast." Beim letzten Schlag holte sie weit von links aus, änderte die Richtung aber kurz vorher nach unten, um Kivs Beine anzuvisieren und nutzte den Schwung, um mit der linken Faust ihr einen Schlag auf Kopfhöhe entgegen zu schicken.


    Im ersten Moment war Kiv von den aggressiven Angriffen der Prinzessin überrascht, doch dann übernahm ihr Training und sie blockte die Schläge einen nach dem anderen ab. Beim letzten Schlag wollte sie zunächst abblocken, sprang dann jedoch im letzten Moment zu Seite. Ihr Instinkt warnte sie zwar vor dem Fausthieb, jedoch war es zu spät auszuweichen, sodass sie die Hand ausstrecken musste, um den Schlag abzufangen. Die Hand, auf deren Innenfläche Loreéns Zeichen zu sehen war.


    Anstatt, dass Meleas zurückstänkerte, trat er einfach näher und ließ Kivessa machen. Dann winkte er die junge Eldar zur Seite und hob einen dicken Ast auf, den er elegant schwang.

    "Wie üblich irrst du." Seine Ruhe war beinahe überirdisch, aber man sah ein leichtes Blitzen in den Augen.

    "Das Wichtige ist, dass man die Emotionen beherrscht, und nicht die Emotionen dich. Greif an."


    Liana verzeichnete still, dass sie Kiv tatsächlich für einen Moment in Bedrängnis gebracht hatte. Sie nickte ihr zu und versuchte es sogar mit einem Lächeln. Bisher schien sie aber irgendwie unnahbar zu sein, ein ziemlicher Gegensatz zu ihrem Bruder.

    Sie ließ von ihr ab und wandte sich Meleas zu. Die Möglichkeit, auf ihn einzuschlagen, schien eine gute Möglichkeit zum Frustabbau zu sein. Dennoch wusste sie, dass er auf einem ganz anderen Nivau als Kiv sein würde. Ihr war nicht klar, ob er sie vorführen wollte oder nicht aber das wir ihr gerade auch egal. Mit entschlossenen Schrittes und einem Stich auf Bauchhöhe eröffnete sie ihren Angriff.


    Kiv erwiderte das Nicken hastig und lief dabei leicht rot an. Da Meleas und Liana nun gegeneinander kämpften, trat Kiv einen Schritt zur Seite und sah lediglich zu.


    Der ältere Mann hatte sich blitzartig weggedreht, so dass der Angriff ins Leere ging, und trat ein paar Schritte zur Seite.

    "Zu offensichtlich. Solche direkten Angriffe erkennt ein erfahrener Kämpfer sofort. Es ist nützlich, wenn man in der Schlacht ist, da dann schnell die Übersicht verloren gehen kann, oder wenn es gegen Anfänger geht, allerdings nicht wenn du jemanden attackierst, der länger die Kunst des Schwertkampfes erlernt hat. Achte auf deine Fußhaltung, sie muss tänzeln, nicht stampfen. Die Augen immer auf den Gegner, aber nie auf die Stelle, die du attackieren willst."


    Sie verkniff sich einen Kommentar und versuchte weiter Meleas zu attackieren, allerdings erfolglos.

    Lyrianos beobachtete die Übungen und schüttelte nach einer Weile leicht den Kopf.

    "Wir gehen das völlig falsch an." Sein Kommentar war eher ein Selbstgespräch, doch Tan war nah genug, dass er es hören konnte.


    Verwundert blickte Tan auf. Er hatte bisher noch überhaupt keine Notiz von Lyrianos genommen.

    "Wie meint ihr das?"


    Schließlich blieb Meleas stehen.

    "Wenn du mir nun zuhörst, wäre das gut. Ich merke deinen Frust. Wenn ich dann noch passende Kommentare einfließen ließe, hätte jeder leichtes Spiel mit dir." Er stützte sich auf den Stock.

    "Du bist agil und hast ein gutes Auge, nutz es. Vor allem aber müssen wir zusehen, dass du dich verteidigen kannst. Wenn du deine Wut jetzt an mir ausreichend ausgelassen hast, können wir nun wirklich anfangen, daran etwas zu arbeiten."


    Lyrianos blickte kurz zu Tan und realisierte, dass dieser ihn gehört hatte.

    "Sie ist keine Schwertkämpferin, kannst du das nicht sehen?

    Ihr fehlt die Disziplin... es ....passt einfach nicht zu ihrer Wesensart."


    Liana schnaubte und zeigte mit dem Stock auf Meleas. "Du bist ein miserabler Lehrer, Meleas. Im Moment bist du der einzige, der leichtes Spiel mit mir hat und mich derart reizt."

    Sie ging in die Hocke und trat nach dem Stock auf den sich Meleas stützte. In der Drehung nahm sie außerhalb seines Sichtfeldes eine Hand voll Sand auf und warf sie in seine Richtung, als sie die Drehung vollendete und zustach.


    "Ich weiß nicht, ob ich Euch gänzlich zustimmen würde", erwiderte Tan diplomatisch. Liana konnte zugegebenermaßen nicht mit Kiv verglichen werden, doch seine Schwester trainierte schließlich schon seit ihrer Jugend mit dem Schwert "Sie hatte noch nie zuvor ein Schwert in der Hand und..." Er sah zu, wie Liana erneut gegen Meleas vorging. "Sie scheint immerhin sehr kreativ damit zu sein."


    Der Sand traf nicht voll, da sie zu weit unten war um effektiv das Gesich zu erwischen, und auch wenn das ein überraschender Move war, so wich er mit einer Rolle aus als das Gleichgewicht gestört war, srang wieder auf und grinste dann etwas.

    "Sehr gut, schmutziges Kämpfen ist genau das Richtige. Ich reize dich nicht einmal. Aber du lässt dich von deinen Emotionen zu sehr beherrschen. Welche Verteidigungsstrategie würdest du denn wählen wenn du könntest?"


    "Genau diese dreckige Art zu kämpfen ist das, was ich meine. Sie macht es ohne Training, völlig instinktiv."

    Lyrianos nickte wie zu sich selbst. Dann sah er Tan an. "Sie braucht eine andere Waffe."


    Liana sah Meleas wütend an und warf plötzlich den Stock nach ihm was selbst Lyrianos überraschend aufblicken ließ.

    "Wie kann man nur..... boah, was denn für verdammte Verteidigungsstrategien? Verflucht noch mal, ich habe keine Ahnung vom Schwertkampf! Woher soll ich das denn wissen?!"

    Lyrianos sah kurz zwischen den beiden hin und her und sagte dann: "ich glaube, wir belassen es für den Augenblick dabei."

    Liana drehte sich um und machte Anstalten, den Übungsplatz zu verlassen.


    "Oh." Ja, das leuchtete Tan ein. "Also eher so etwas wie einen Dolch oder ein Langmesser?"

    "Etwas, mit dem sie ihre Wendigkeit ausnutzen kann", überlegte Kiv, die sich zu ihnen gesellt und zugehört hatte. "Und vielleicht sollte sie im Faustkampf unterwiesen werden, stark genug dafür schätze ich sie ein."

    In diesem Moment schien der Prinzessin der Kragen zu platzen. Kiv blickte etwas verwirrt, schließlich hatte Meleas nur eine Frage gestellt. Tan hingegen mühte sich nun auf die Füße und machte anstalten Liana zu folgen, sollte sie Gesprächsbedarf haben.


    "Wer redete denn von Schwertkampf?" Meleas blieb ruhig und wich dem nicht gerade gezielt geworfenen Stock aus. Doch er zuckte mit den Achseln.

    "Dein Problem. Es gäbe noch mehr, und nicht nur das Schwert, aber dazu musst du eben bereit sein." Sprach's und ließ die Prinzessin einfach stehen, um sich am Fluß etwas Wasser zum Trinken zu holen.


    Liana verließ den Übungsplatz und lief am Ufer des Flusses entlang. Lyrianos sah nachdenklich Tan hinterher, der ihr in kurzem Abstand folgte.

    "Ist sie schon immer so leicht reizbar gewesen?", fragte er an Kivessa gewandt.


    Kiv, die ebenfalls ihrem Bruder nachgeschaut hatte, sah nun Lyrianos an.

    "Ich kenne die Prinzessin erst seit wenigen Tagen", erklärte sie sachlich. "In dieser Zeit hat sie häufig auf ähnliche Weise reagiert, vor allem wenn sie mit Meleas gesprochen hat. Ob sie das besonders reizbar macht, kann ich nicht beurteilen."


    "Hm...." Lianas Gemütszustand blieb ihm noch ein wenig im Kopf hängen aber er hoffte, Tan konnte sie vielleicht beruhigen.

    Er nickte den Fluss hinab nach Nordosten.

    "Wenn sie wiederkommen sollten wir weiterziehen. Ein wenig weiter den Fluss hinab gibt es eine seichte Stelle, da kommen wir rüber. Dann sind es keine 2 Tage mehr nach Nirha."

    Meleas stärkte sich am Wasser und ruhte sich ein paar Minuten aus, dann trat er zu Lyrianos.

    "Was meintest du vorhin?"


    Dieser hob den Kopf und wirkte überrascht.

    "Was genau meinst du?"


    Der Eldar lächelte etwas.

    "Du meintest irgendwas vorhin. Aber ich hab das nicht richtig mitbekommen, ich war beschäftigt. Dass Liana mich nicht mag weiß ich, allerdings darf das keine Rolle spielen wenn es um ihre Sicherheit geht."


    Lyrianos verschränkte die Arme und runzelte die Stirn.

    "Nun, zum einen war offensichtlich, dass sie eine andere Waffe tragen sollte.

    Aber auch so finde ich.... naja, du hast das mit ihr falsch angegangen."

    Bedächtig ließ Meleas seine Finger über seinen Schwertgriff gleiten.

    "Das große Problem ist einerseits, dass sie sich gegen mich sperrt. Heute war das mehr ein Test, und es ist richtig, sie ist definitiv keine Schwertkämpferin. Ihr fehlt jede Disziplin." Er hob eine Augenbraue.

    "Mag sein. Aber sie braucht definitiv mehr Erfahrung. Beim nächsten Mal haben wir vielleicht nicht so ein Glück."


    "Es geht weniger um Disziplin, eher um die eigene Wahrnehmung. Sie ist weit weg von zu Hause - wir haben hier gar nicht die Zeit, sie im typisch eldarischen Stil zu unterrichten. Hier draußen hilft ein schneller Stich mehr als alles andere und genau das ist es, was sie will - schnelle Fortschritte machen. Sie hat die Veranlagung für das dreckige Kämpfen sowieso, das ist ein Vorteil."


    "Ich bin sicher nicht der typische Eldar." erwiderte der Assassine nur und nickte dann. Aus seinem Stiefel zog er einen Dolch mit glitzernd blanker Klinge hervor. ein sehr schönes und tödliches Stück der eldarischen Schmiedekunst.

    "Davon zwei, je nachdem wie gut sie mit beiden Händen kämpfen kann. Dazu ein paar Nahkampftricks."


    Lyrianos streckte den Arm aus und öffnete auffordernd die Hand.

    "Lass mich mit ihr reden, bevor du sie weiter trainierst. Ich denke, ich kann verhindern, dass sie dir nochmal an die Kehle geht."


    "Du bist bewandert in Wunderdingen?" Einen Moment lang zögerte er. Immerhin war dieser seltsame Mensch ein mehr oder minder Unbekannter. Doch sie mussten wohl oder übel zusammenarbeiten. Der Eldar reichte ihm den Dolch.

    "Viel Vergnügen."




    Koop - Liana (Spartan) und Tan (Fara)


    Dieser unfähige Meuchelmörder, dachte Liana, während sie geistesabwesend einen Ast vom Boden aufhob und ihn im Laufen in kleine Stücke brach und sie in den Fluss warf.

    "' Zu offensichtlich' - 'Achte auf deine Fußhaltung' "... sie äffte Meleas nach. " - Wieso muss ausgerechnet dieser treue Hund meines Vaters mich trainieren, der mich wirklich überhaupt nicht kennt....". Sie warf die Holzstücke immer weiter, während sie sich in Rage redete. Dass ihr Tan gefolgt war, hatte sie gar nicht mitbekommen.


    Liana schien ziemlich mit sich selbst beschäftigt zu sein. Tan war sich unsicher, ob er sie überhaupt ansprechen sollte. Schließlich entschied er sich für einen Zwischenwege und räusperte sich schlicht laut genug, dass sie ihn hören musste.


    Sie drehte sich völlig überrascht um und holte aufgeregt Luft, bis sie erkannte, wer sie verfolgte. In ihrer Stimme schwang ein kleiner Vorwurf aber vor allem Erleichterung.

    "Verdammt Tan, du hast mich zu Tode erschreckt!"


    "Entschuldige bitte", sagte Tan mit einem leicht schlechten Gewissen, doch andererseits wirkte Liana nicht wirklich sauer auf ihn.

    "Ich dachte bloß, niemand von uns sollte allein durch den Wald laufen, doch ich kann verstehen, wenn du etwas Zeit allein brauchst."


    Mit einem Kopfschütteln winkte sie ab.

    "Nein, ich glaube es tut mir gerade ganz gut, wenn ich nicht alleine bin."

    Sie merkte, dass seine Anwesenheit sie beruhigte, denn die Wut, die sie eben noch verspürte, war einfach verflogen.


    Erleichtert nickte Tan. Er hätte Liana wirklich ungerne allein gelassen. Einen Moment schwiegen sie, dann räusperte er sich.

    "Liana, ich weiß, dass Meleas nicht der einfachste Umgang ist, aber... meinst du nicht, dass du etwas... intensiv auf ihn reagierst?"

    Bevor sie etwas sagen konnte, hob er rasch beschwichtigend die Hände und sprach weiter: "Damit will ich keinesfalls sagen, dass er dir gegenüber nicht auch netter sein sollte. Aber ich glaube gerade wollte er dir wirklich helfen und dir etwas beibringen, verstehst du?"


    Sie zog die Augenbrauen hoch. "Intensiv?! - Ist das dein Ernst, ich..." Sie holte tief Luft und beruhigte sich kurz, bevor sie antwortete. Tan sollte nicht den Eindruck bekommen, er hätte etwas falsches gesagt. "Du hast Meleas nicht so kennengelernt wie ich das habe. Er ist ein Schoßhund meines Vaters, der treue Agent, der immer seine Pflicht erfüllt. Wenn er mich schützen will tut er es für meinen Vater und nicht für mich. Ein Meuchelmörder und Attentäter ist er, jemand der absolut skrupelos und unbarmherzig ist." Sie sah ihm in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Ich will von ihm nichts lernen. Er verkörpert all das, was ich niemals sein wollte."


    Ernst hörte Tan ihr zu. Er hatte bis zu diesem Moment nie groß darüber nachgedacht, dass Meleas und Liana eine Vorgeschichte hatten.

    "Das habe ich nicht bedacht", sagte er nun. Im Stillen beunruhigte ihn diese Beschreibung von Meleas ziemlich. Er hatte gewusst, dass der andere Eldar für den König arbeitete, doch was genau er für ihn tat, war ihm bisher verborgen geblieben. Lianas Widerwillen Meleas gegenüber konnte er nun jedenfalls besser verstehen.

    "Falls es dich beruhigt, er hat sich von Anfang an dagegen ausgesprochen den König über dein Fortgehen zu informieren und stattdessen auf Meister Umbari zu vertrauen."


    Liana rollte leicht mit den Augen, lächelte Tan aber freudlos an. "Natürlich hat er das. Würde ich ihm nicht ansatzweise vertrauen, könne er auch nicht auf mich aufpassen und genau das ist es, was mein Vater wollen würde, selbst wenn er es ihm nicht befohlen hat." Sie deutete eine Verbeugung an. "Und wenn es raus kommt, kann er es als weise Vorraussicht darlegen, dass er seitdem an meiner Seite geblieben ist."

    Sie ließ kurz die Schultern hängen. "Ich.... ich hasse ihn ja nicht. Ich kann ihn einfach nicht besonders leiden. In Elyria konnnte ich ihm einfach aus dem Weg gehen und das wars." Nach einer Pause fügte sie hinzu: "Weißt du, ich glaub ich hab einfach wen anders im Kopf, den ich unbedingt auf dieser Reise gerne dabei gehabt hätte. Meleas ist gerade ganz gut, um meinem Frust eine Richtung zu geben - auch wenn das vielleicht nicht richtig ist."


    Einerseits konnte Tan Lianas Standpunkt durchaus verstehen, andererseits fragte er sich jedoch, ob sie nicht vielleicht etwas zu viel darüber nachdachte. Das sagte er ihr allerdings nicht - sie hatte Bedenken gegen Meleas und das war auch ihr gutes Recht. Nun mussten sie bloß schauen, wie sie die gemeinsame Reise überstehen würden...

    Tan merkte auf.
    "Und wer wäre das - wenn ich fragen darf?"


    Sie lächelte kurz auf, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. "Ihr Name ist Malra. Wir sind schon zusammen durch die Wälder gestreift, als wir noch Kinder waren." Ihr Lächeln bröckelte. "Ich hab sie seit dem Angriff in Elyria nicht mehr gesehen. Seit wir Loreén verlassen haben, hatte ich kaum einen Augenblick Zeit darüber nachzudenken. Aber jetzt fehlt sie mir unheimlich..."


    "Das kann ich verstehen", sagte Tan mitfühlend. Er musste an seine Schwester denken und wie sehr er sie vermissen würde, wenn sie auf dieser Reise nicht bei ihm wäre.

    "Wenn wir ihr doch nur eine Nachricht zukommen lassen könnten, damit sie sich zumindest keine Sorgen macht..."


    Ihr nächstes Lächeln war weitaus wärmer und sie schien ihn ein wenig necken zu wollen. "Sag du es mir. Ich dachte du bist hier der Magier von uns beiden."


    Auch Tan musste nun lächeln. Er hob die Hand um sich verlegen am Kopf zu kratzen und wollte ihr gerade zustimmen, als ihm etwas einfiel. Nachdenklich ließ er die Hand wieder sinken und sagte:
    "Meister Umbari hat mir von etwas erzählt, dass sich 'Seelenvereinigung' nennt. Angeblich können zwei auf diese Art verschmolzene Seelen egal über welche Distanz hinweg stets einander spüren, Gedanken und Gefühle austauschen. Allerdings meinte er auch, dass es so eine Vereinigung bisher nur in der Theorie gibt, und dass man dazu in der Bewusstseinsmagie geschult sein muss..."


    Liana schaute erst skeptisch drein, dennoch keimte in ihr ein Funken Hoffnung auf, als sie sich an etwas erinnerte. "Eine....Seelenvereinigung? Meinst du das, was mit mir und Navari passiert ist? Ich dachte Loreén hätte gemeint, dass das eine Seelenverschmelzung war. Also ist eine Seelenvereinigung etwas völlig anderes?" Es musste so sein, das was Tan da erzählte, ging doch ein wenig weiter. "Weißt du mehr darüber?"


    Bevor er antwortete, dachte Tan noch einmal angestrengt nach und versuchte sich so gut wie möglich an sein Gespräch mit dem Meister zu erinnern.

    "Nein, er hat definitiv von einer Vereinigung gesprochen - allerdings... allerdings hat er gesagt, man könne es auch Verschmelzung nennen!", fiel ihm nun aufgeregt wieder ein.

    "Er meinte, die Meister hätten die Existenz einer solchen Vereinigung noch nicht nachweisen können, doch es würde Erzählungen darüber geben. Er sagte... Er sagte es sei 'die stärkste Form der Bindung, die zwei Individuen eingehen können', und dass zwei Seelen auf diese Weise ewig verbunden sind." Er wurde nun etwas verlegen.

    "Wir kamen auf das Thema, weil ich Meister Umbari gefragt habe, wie er deinen Geist vor dem Dämon schützen konnte. Anscheinend gibt es eine Verbindung zwischen dem Zauber, der genau einen solchen Schutz ermöglicht und einer Seelenvereinigung."


    "Vielleicht gibt es die... Aber das mit Navari und mir war etwas anderes... es hat mir nicht weh getan oder so aber wirklich freiwillig habe ich mich ja auch nicht an sie gebunden, geschweige denn, dass ich groß eigenständig handeln konnte. Wir waren zwei Seelen gefangen im selben Körper. Aber das was du mir beschreibst klingt wie etwas, bei dem beide Seelen komplett eigenständig sind - und trotzdem immer wieder voneinander angezogen werden. Klingt ein bisschen nach Schicksal, findest du nicht auch?"

    Sie waren an einer großen Eiche vorbeigekommen, deren blühende Äste erstaunlich weit unten hing. Liana fuhr mit den Fingern geistesabwesend durch die Blätter.

    "Zwei Seelen, die auf ewig verbunden wären.... die Vorstellung kann einem Angst machen." Ein verschmitztes Lächeln flog über ihre Lippen. "Oder aber sehr berauschend sein, je nach dem." Sie setzte einen fragenden Blick auf. "Könntest du dir das vorstellen, das es so etwas wirkich gibt? Seine Gedanken mit jemandem zu teilen, egal wo er gerade ist - jemand den du immer spürst, von dem du wortwörtlich magisch angezogen wirst....".

    Ihre grünen Augen nahmen einen leicht verträumten Blick an, als würde sie solch eine Situation gedanklich durchspielen.


    Mit nachdenklichem Blick lehnte Tan sich gegen den Stamm der Eiche.

    "Als Meister Umbari mir von der Seelenvereinigung erzählte, hat mich das ungemein fasziniert. Natürlich ist es schwer, sich das wirklich vorzustellen... andererseits." Er überlegte noch etwas und lächelte dann leicht.

    "Wieso sollte es so etwas nicht geben? Warum sollten zwei Seelen nicht auf eine solche Art miteinander verbunden sein, dass sie stets um die andere wissen? Es kommt natürlich auf die miteinander verbundenen Personen an, doch ich kann mir durchaus vorstellen, dass es so etwas gibt."


    Liana legte den Kopf schief und lächelte Tan fragend an: "Hast du... etwa jemanden im Sinn? Gäbe es jemandem mit dem du genau das teilen wolltest?".

    Sie war neugierig, aber aus irgendeinem Grund war sie nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte.


    "Hm, ich?" Tan kratzte sich am Kopf.

    "Ich bin mir nicht sicher. Eine solche Verbindung bedeutet natürlich, dass deine Gedanken niemals wieder nur deine eigenen sind." Er spielte mit einer der Ketten um seinen Hals.

    "Wobei ich es mir manches Mal als praktisch vorstellen könnte, wenn Kiv und ich so eine Verbindung teilen würden."


    Die Antwort überraschte sie und Liana wirkte sogar ein wenig irritiert. "Deine ... Schwester?" Sie hob eine Augenbraue. "Ich weiß, bei Zwillingen läuft das manchmal etwas anders ab... aber ich habe auch Geschwister. Wenn ich mir überlege, ich müsste mit einem meiner Brüder so eine Verbindung teilen... nein, ich stells mir lieber nicht vor." Sie schüttelte sich, der Gedanke schien ihr wirklich Unbehagen zu bereiten. Sie zögerte noch einen Moment. "... ich glaube, ich würde nicht mal mit Malra so eine Verbindung eingehen wollen. Sie ist meine beste Freundin, ja, aber... ich weiß nicht, ich stell mir so eine Seelenverbindung einfach.... anders vor. Intimer."


    "Na ja, um ehrlich zu sein, wüsste ich auch nicht ob ich eine solche Verbindung dauerhaft wollen würde", erwiderte Tan. "Kiv und ich sind vermutlich enger miteinander verbunden, als die meisten Geschwister. Das ist einfach schon durch unsere Geburt bedingt." Er runzelte die Stirn.

    "Es ist nicht immer leicht für sie, weißt du? Sie versteht die anderen Eldari oft nicht und wird selbst oft nicht verstanden. Ich dachte bloß, eine Verbindung die keine Worte bedarf, könnte uns beiden helfen einander besser zu verstehen." Er seufzte.

    "Allerdings hast du natürlich recht, das ist etwas sehr intimes und es klingt nicht so, als könnte man es einfach abschalten."


    Liana presste die Lippen aufeinander. Sie schien nicht genau zu wissen, ob sie das nächste wirklich sagen wollte.

    "Wo du es schon ansprichst... wieso ist Kiv eigentlich immer so verschlossen? Sie wirkt nicht mal schüchtern sondern viel eher... in sich gekehrt. Als würde sie sich in der Gegenwart von anderen immer unwohl fühlen."


    "Ah." Tan kratzte sich verlegen am Kopf.

    "Das liegt wohl daran, dass sie sich tatsächlich in Gegenwart von anderen unwohl fühlt - die meiste Zeit zumindest." Es war nicht das erste Mal, dass er Love Verhalten erklären musste.

    "Bitte nimm das nicht persönlich. Kiv hat bloß große Probleme Gefühlslagen richtig einzuschätzen und lässt sich davon schnell einschüchtern. Aber sie mag dich, weißt du?"


    Der Gesichtsausdruck der jungrn Eldarin zeigte die pure Skepsis. "Meinst du das ernst? Woher willst du das wissen - wir haben bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt."


    Er lächelte.

    "Ich kenne meine Schwester seit unserer Geburt. Glaub mir, ich kann so etwas einschätzen. Außerdem..." Doch er stockte. Nein, das war etwas, das Kiv Liana selbst sagen sollte.

    "Ähm... außerdem... Erinnerst du dich daran wie es war, als du in Navaris Körper gesteckt hast? Kiv war die ganze Zeit an deiner Seite."


    Sie spürte, dass er ihr nicht alles erzählte, aber das war ok. Dennoch schüttelte sie leicht den Kopf.

    "Nein, das zählt nicht. Kiv wusste doch gar nicht, dass ich mit Navari verbunden war. Sie fühlt sich als Hüterin wahrscheinlich zu anderen Lebewesen mehr verbunden."


    "Das mag natürlich sein", gestand Tan ihr fairerweise zu. "Dennoch glaube ich, dass sie etwas besonderes zu gerade diesem Tier hingezogen hat." Er hob die Schultern.

    "Wenn du magst, unterhalte dich einfach mal mit ihr."


    "hm...." Liana wusste gar nicht, wie sie so ein Gespräch anfangen sollte. Kiv würde es ihr auch bestimmt nicht einfach machen. Aber Tan war ihr Bruder - wenn jemand sie besser einschätzen konnte, dann er.

    "Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Solange sie mich auch akzeptiert, wenn ich mal nicht auf allen vieren laufe." Sofort war sie gedanklich wieder bei ihrem neuen Fähigkeit, die sie gar nicht kontrollieren konnte.


    "Das wird sie bestimmt", erwiderte Tan lächelnd, wurde dann jedoch ernst. Sie mussten immer noch herausfinden, wie Liana ihre Wolfsform kontrollieren konnte. Dass sie sie irgendwie würde kontrollieren können, daran durfte er nicht zweifeln.

    "Liana, vielleicht sollten wir mit Lyrianos sprechen und ihn fragen, ob er eine Idee hat wie du deine Wolfsform kontrollieren kannst?"


    Sie nickte nachdenklich. "Da werd ich wohl nicht drum herum kommen. Ich denke, wir müssen sowieso bald weiter."

    Sie zögerte noch kurz, fügte dann aber hinzu. "Danke fürs Zuhören.", und lächelte Tan an.


    "Stimmt, wir sollten zurück." Er erwiderte ihr Lächeln, froh, dass er hatte helfen können.

    "Du bist nicht allein, Liana. Wir sind alle für dich da."

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

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  • Liana war extrem nervös.

    Bisher hatte sie niemand darauf angesprochen aber seit sich Lyrianos zu ihrer Gruppe gesellt hatte, hatten er und Liana kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sie hatte sich bewusst von ihm fern gehalten, da sie immer noch nicht wusste, was es mit ihm und ihrem Traum auf sich hatte. Bevor sie weiterzogen, wollte er aber noch mit ihr reden.

    Sie trafen sich etwas abseits von ihrem Lager direkt am Wasser. Lyrianos hockte bereits am Fluss und wusch scheinbar gerade Navaris Fell. Sie sah, wie sich die Wölfin gerade schüttelte und sie hörte Lyrianos zum ersten mal richtig Lachen. Die Szene wärmte auch ihr das Herz und es tat ihr fast leid, dass sie den Moment zwischen den Beiden stören wollte.


    "Hey."

    Lyrianos sah auf und winkte die junge Eldarin zu sich. Navari bemerkte sie nun auch und lief fast schon auffällig fröhlich zu ihr. Sie war von der jungen Wölfin etwas überrascht, aber kniete sich hin und kraulte sie ohne Berührungsängste, was Navari offensichtlich sehr genoss. Liana konnte beinahe hören, wie Lyrianos lächelte.

    "So gelöst und offenherzig hab ich sie lange nicht erlebt."

    Lianas Gedanken schweiften etwas ab und es war, als ob sie sich erinnern würde. Sie vermied es, ihm dabei in die Augen zu sehen sondern konzentrierte sich voll und ganz auf Navari.

    "Wir haben mehr geteilt als nur ihren Körper. Es fühlt sich an, als würde ich sie schon ewig kennen."

    Er nickte träge. "Jaa, so was kann hängen bleiben, selbst wenn die Bindung eher erzwungen wurde."

    "Eigentlich sollte ich diesen Totenbeschwörer dafür hassen, aber irgendwie hat es sich.... nicht schlecht angefühlt. Eigentlich sogar ziemlich gut. Alles war einfacher und doch intensiver. Ergibt das einen Sinn?"

    Sie schaute nun zum ersten mal ihm in die Augen und suchte nach einem Anzeichen von Irritation oder ähnlichen, doch sie fand nur Verständnis und vielleicht sogar so etwas wie Sehnsucht.

    "Das tut es in der Tat. Du bist mir aus dem Weg gegangen, oder?"

    Der Themenwechsel kam so hart und überraschend, dass sie ihn mit großen Augen anstarrte.

    "Ich....". Sie wusste nicht ganz, was sie dazu sagen sollte.

    "Schon ok, ich bin ja nicht blind. Aber wir werden wohl noch eine Weile miteinander unterwegs sein also wieso erzählst du mir nicht einfach, was los ist?"

    Liana zögerte. Sollte sie ihm von dem Traum erzählen? Was würde er denken, könnte er ihr vielleicht sogar dabei helfen zu verstehen, was er bedeuten sollte?

    Schließlich konnte sie sich dazu überwinden und erzählte ihm jedes Detail. Lyrianos hörte aufmerksam zu und schien währenddessen immer weiter in Gedanken zu versinken, so weit, dass Liana dachte, er hätte aufgehört zu atmen, als die ihre Erzählung beendete. "L....Lyrianos?"


    Er blieb noch einige Momente still und starrte dabei unablässig auf Navari, die ihn mit großen Augen beobachtete. Liana versuchte es nochmal.

    "Wieso träume ich von Personen, die ich gar nicht kenne, die es aber wirklich gibt? War das eine Vision, oder ...." - "Es war eine Erinnerung.", antwortete er. Liana blickte ihn geschockt an, ließ ihm aber Zeit um weiter zu antworten. "Also - nicht alles davon, nur ein Teil. Ich weiß nicht, wieso dir im Traum die Gestalt eines Drachen erschienen ist, es muss ein Sinnbild für etwas sein. Es scheint sich Fantasie mit Realität vermischt zu haben, denn der Rest... ist so tatsächlich passiert. Es ist eine Erinnerung Navaris, wie sie mich vor vielen Jahren schwer verletzt im Wald fand. Wir hatten uns eine eine Zeit lang nicht gesehen, weshalb sie mich nicht sofort erkannte."

    "Aber wie ist das denn möglich? Wie kann ich Erinnerungen von jemand anderem in mir tragen - von etwas, das nicht mal ein Mensch ist, sondern ein Tier?"

    "Nun, weil Navari nicht immer ein Wolf war."

    Liana musste das erst einmal sacken lassen.

    "Was?!"

    Lyrianos zögerte, war sich aber bewusst, dass er das wohl nicht hinauszögern konnte.

    "Navari war einmal ein Mensch. Jemand, der mir sehr viel bedeutete. Ihr Körper ist... schwer verwundet wurden, so stark, dass keine Magie ihn hätte heilen können. Ich konnte sie nicht gehen lassen, also band ich ihre Seele an etwas anderes. Etwas, dass ihrem Wesen am ehesten entsprechen würde und dessen Leben gut genug sein würde, dass sie mir es irgendwann verzeihen würde."

    Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.

    "Du... du hast einer Frau, die im Sterben lag gegen ihren Willen einen neuen Körper gegeben?" Sie wusste ja nun, dass man Seelen an andere Körper binden konnte aber sie dachte, das er immer irgendwie von seiner alten Hülle abhängig wäre.


    Navari schien ihre Unterhaltung tatsächlich zu verfolgen und Liana hätte schwören können, dass die Wölfin einen anklagenden Blick in Lyrianos Richtung warf. Zeitgleich trottete sie zu ihm und kuschelte sich voller Zuneigung an ihn.

    "Es war eine Entscheidung, die ich traf. Eine mit Folgen, die ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder richtig stellen wollte - aber Navari wollte nicht. Sie hatte sich an ihr neues Leben gewöhnt und hatte mir diesen Fehltritt tatsächlich verziehen. Ich hatte keine andere Wahl."

    Sie konnte sehen, wie in ihm alte Schuldgefühle hochkamen, mit denen er wohl sehr lange zu kämpfen hatte. Trotzdem kam in ihr der Wille hoch, ihn zu berichtigen. "Man hat immer eine Wahl."

    "Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Von einem neutralen Standpunkt aus lässt sich so etwas immer leicht sagen. Nein, ich hatte keine andere Wahl, keine, die ich mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Ich hatte das Wissen und die Möglichkeit ihr das Leben zu retten, also tat ich es."

    Ja er hatte Recht, sie konnte sich nicht anmaßen zu wissen, wie man sich in so einer Situation richtig verhielt. "Das erklärt mir aber nicht, wieso ich ihre Erinnerung von diesem Abend in mir trage. Ich kannte euch bis dahin doch gar nicht, wir waren uns nie begegnet."

    Lyrianos wankte mit dem Kopf von einer Seite zur anderen. "Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Es gibt keine bekannte Magieschule, die zu so etwas in der Lage wäre. Zeit ist eine Naturgewalt, eine Konstante, die man nicht so einfach manipulieren kann. Einige der Mächtigsten Magier haben über ihre gesamte Lebensspanne versucht, sie zu beeinflussen aber ich kenne nur einen einzigen, dem so etwas je in Ansätzen gelungen ist. Und auch hier ist gilt der Grundsatz, dass die Zeitrichtung unveränderbar ist. Du kannst sie vielleicht für einen beschränkten Raum anhalten oder verlangsamen aber sie nicht lenken und schon gar nicht Ereignisse in ihr neu ordnen."

    Sein Blick suchte den ihren und er schien ihr die Bedeutung seiner Worte einbrennen zu wollen.

    "Du musst herausfinden, was es damit auf sich hat. Denn ich glaube, du bist nicht alleine."

    "Wie meinst du das?" Ein Anflug von Unsicherheit und Angst machte sich in ihrer Stimme breit.

    "Auf meinem Weg nach Westen sind mir so einige Geschichten zu Ohren gekommen. Diese Träume scheinen hier und da überall aufzutauchen und keiner weiß warum. Visionen und Träume sind nichts unübliches aber in dieser Art und Weise und Häufigkeit bedarfs es eines Ereignisses - einer universellen Kraft, die das ganze ausgelöst hat. Deshalb bin ich nach Eras zurückgekommen, um herauszufinden, was hier vor sich geht."

    "Ein nobles Ziel, aber glaubst du wirklich, dass du es lösen wirst? Dass du der Held bist, der das Rätsel löst und die Welt davon befreien wird?"

    Es klang ein wenig sarkastisch aber er schien sich sowieso auf etwas anderes ihrer Aussage zu konzentrieren.

    "Ich bin weit weg davon ein Held zu sein, Liana. Nein, ich bin es jemandem schuldig, das ist alles."

    Sie nickte langsam. Sie mochte ihn, aber sie merkte, dass er nicht der Typ dafür war, die Welt aus bloßer Überzeugung zu retten. Er war jemand, der seine Rechnungen beglich und dafür auch bis ans Ende der Welt gehen würde, alles andere schien für ihn zweitrangig.

    "Nun, dann sollten wir zusehen, dass wir weiter kommen."

    "Das sollten wir. Doch zuvor -".


    Er zog den Dolch hervor, den Meleas ihm gegeben hatte. "Der hier ist für dich."

    Sie hob überrascht die Augenbrauen und nahm den Dolch aber ohne zu zögern an sich. "Ich dachte, ihr hättet gesehen, wie schlecht ich im Kämpfen bin."

    "Du bist nicht schlecht sondern einfach nur nicht trainiert. Du kämpfst instinktiv, dreckig - unvorhersehbar für deinen Gegner. Ein offener Schwertkampf ist das letzte, was jemand wie du bevorzugt. Man sieht es dir an, du scheust dich davor, alles zu geben."

    "Das stimmt nicht!", brachte sie empört hervor.

    "Natürlich stimmt es. Ja, du willst das Kämpfen lernen, du willst wissen, wie man sich verteidigt, aber du willst gegenüber den anderen keine Schwäche zeigen. Etwas, dass du tun musst, wenn du mit ihnen trainierst und das behagt dir."

    Er zog seinen Stab mit der seltsamen halbmondförmigen Sichel und der Doppelspitze hervor und präsentierte sie Liana.

    "Hast du mich jemals damit kämpfen oder trainieren sehen?"

    Er wartete nicht auf eine Antwort.

    "Nein. Diese Waffe ist meine Lebensversicherung. So etwas findest du nirgendwo in Eras oder darüber hinaus. Ich habe sie mir selbst erdacht und eigenhändig geschmiedet. Warum wohl hab ich das gemacht?"

    Liana überlegte und nickte dann wie zu sich selbst. "Niemand kennt die Vor- und Nachteile der Waffe, keiner den Kampfstil. Du bist komplett unberechenbar." Lyrianos nickte eifrig und er wirkte beinahe stolz. "Ganz genau. Das ist dein Vorteil, dass ist es, was dir in einem Kampf gegen einen besseren Gegner das Leben rettet, die Unwissenheit deines Gegners. Beinahe jeder Kämpfer, den du in diesen Landen finden wirst, kämpft mit den selben Waffen, Schwert, Speer, Dolch, Bogen und so weiter. Ein jeder kennt diese Waffen, weiß wie sie funktionieren, weiß, welche Stärken oder Schwächen sie haben, das ist es, was ein Veteran einem unerfahrenen Kämpfer vorraus hat. Ein Zweikampf ist wie ein Tanz zwischen zwei Kontrahenten, die Waffen ihre Instrumente. Beide kämpfen darum, den Takt angeben zu dürfen und doch spielen sie beide die selbe Musik.


    Er deutete auf den Dolch. "Ich kann dir zeigen, wie dieses Lied gespielt wird aber ich will dass du die Töne auf eine völlig neue Art nachspielst, eine, die dein Gegner nicht kommen sieht, nicht einmal ich. Und wenn du so weit bist, erdenke dir dein eigenes Instrument."

    Sie starrte lange Zeit auf den Dolch und versuchte sich darüber klar zu werden, was er von ihr erwartete. "Wie gehe ich da ran?"

    "Denke. Überlege. Male dir im Kopf aus, wie jemand mit so einer Waffe kämpfen würde, welche Schläge er ausführen kann." Er macht einige Bewegungen mit der Hand. "Ein Stich, ein Aufwärtsstreich. Wie bewegen sich seine Füße, was macht seine andere Hand. Wie bei jedem anderen Lied musst du den Text auswendig können. Wir sind unterwegs, du hast viel Zeit - gehe die Bewegungen im Kopf durch, lerne sie auswendig. Und dann versuche dir selbst zu überlegen, wie du ihnen ausweichst, welche Möglichkeiten sich dir dadurch ergeben. Du kannst sie genauso wie ich ausführen, um die Bewegungen einzustudieren - aber lasse niemanden aus der Gruppe dabei zusehen. Es ist dein Kampfstil, dein Training. Denk immer daran, du machst dir dir Unwissenheit deines Gegners zu nutze."

    "ich trainiere also nicht mehr mit den anderen?"

    "Doch, natürlich. Meleas ist auf dem Gebiet sicher einer der besten Kämpfer, auf die du hier in der Gegend treffen kannst. Mach dir das zu Nutze - beobachte ihn, seine Bewegungen, seine Schläge, wo er hinschaut. Versuche ihn zu kopieren, ihm das zu geben was er erwartet. Danach gehst du die Szene im Kopf noch einmal durch und überlegst dir sofort, welche Bewegungen du abwandeln könntest."

    "Ich weiß nicht, ob ich das kann." Liana wirkte unsicher, aber irgendwie auch aufgeregt. Einen eigenen Kampfstil entwickeln, ohne dass andere es auf den ersten Eindruck mitbekommen würden. Ob ich das könnte? Der Gedanke reizte sie.

    "Du darfst nicht zu sehr darüber nachdenken. Tu es einfach. Mach dir Gedanken und morgen früh schauen wir mal, was dir so in den Kopf gekommen ist."

    Liana nickte und ihre Züge nahmen erstaunlich schnell einen harten Ausdruck der Entschlossenheit an.

    "Also gut. Ich machs."


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  • Im Hafenviertel angekommen schlenderte Adrian von Stand zu Stand um Neuigkeiten aufzuschnappen. Doch immer wieder wurde er von den Fischhändlern vertrieben, die in ihm einen potentiellen Dieb sahen. So konnte er nichts über einem Mann namens Klaue erfahren.

    Adrian rang mit sich welche Person er am ehesten ansprechen wollte, als ihn jemand anrief:

    „Hey Junge, willste dir ein warmes Essen verdienen?“

    Ein alter Fischer mit ein paar Körben, in denen sein umfänglich geringer Tagesfang ausgelegt war, hatte ihn angesprochen. Er schaute freundlich und sah vertrauenerweckend aus.

    „Was soll ich tun?“ fragte Adrian.

    „Hilf mir die Körbe auf den kleinen Wagen dort zu hieven und karre ihn zu mir nach Hause.

    Ich wohne gleich am Ende der Hafenmauer.“

    Erst jetzt sah Adrian die Krücke des Mannes. Eifrig nahm er ihn die Lasten ab und schob den kleinen Leiterwagen hinter dem humpelnden Fischer her. Die Häuser wurden immer kleiner und windschiefer. Das letzte Haus in der Reihe, das mehr einer Bruchbude glich, war das Haus des alten Mannes.

    „Lege die Fische auf das Eis dort im Schuppen.“ Er deutete auf einen kleinen Verschlag der sich an das Haus lehnte. Der Alte nahm zwei, drei Fische und ermunterte Adrian einzutreten.

    „Komm rein, ich koche uns eine fette Fischsuppe.“

    Selten hat ihm eine Suppe so gut geschmeckt. Der Fisch war frisch und viele Fettaugen schwammen in der nahrhaften Brühe. Dicke Kartoffeln und ihm unbekannte Kräuter rundeten den Geschmack ab.

    „Was suchst du in unsere Stadt, ich habe dich schon eine kleine Weile beobachtet,“ offen und ehrlich blickten ihn die Augen des Fischers an. „Du kannst auch heute gerne hier schlafen“ ,fuhr der Fischer fort, „mein kleiner Ofen wärmt auch zwei Personen.“

    Lange brauchte Adrian nicht zu überlegen, er hatte ziemlich schnell Vertrauen zu dem freundlichen, alten Herrn gefasst. Sie kamen schnell ins Gespräch und fast hätte Adrian ihm seine ganze Geschichte erzählt, die Träume und wahren Beweggründe behielt er aber für sich.

    „So, du suchst also die Klaue?“, der Alte rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich werde morgen sehen ob ich etwas für dich erreichen kann."

  • Coop Spartan & Fetzen


    Die Behauptung, dass Vathalyk ein Vertreter der besonders reine Lehre von der Geduldsamkeit wäre, war eindeutig dem Reich der Fantasie zuzuordnen. Im Gegenteil: Geradezu getreu dem Motto 'Schlafen konnte ich, solange ich tot war' hatte sich der untote Magier sogleich daran gemacht, in dieser erbärmlichen Hüttensammlung, die sich dreisterweise 'Stadt' nannte, weitere Vorräte zu besorgen und auf das neu erworbene Reittier zu packen. Viel war es nicht, insbesondere nicht für jemanden seiner Größe und für die Strecke, die er bewältigen wollte. Sollte der Vogt doch dumme Fragen stellen -- er würde von Vathalyk keine wahren Antworten erhalten. Das war jedenfalls der Plan, auch wenn er schon jetzt nach ruiniertem Nervenkostüm roch.


    Nervös scharrte das Pferd mit dem Hufen, während es mit dem Magier auf seinem völlig abgemagertem Rücken thronend darauf wartete, das eetwas passierte. Hoffentlich beeilte sich dieser Mann endlich, sonst würden sie noch erst am nächsten Tag aufbrechen können. Es sah aber nicht so aus, als ob es hier noch eine gute Taverne gäbe. Eher eine heruntergekommene Bruchbude.


    Der Vogt bog um die Ecke, einen recht großen Packen bei sich. Er schien gar ein wenig gehetzt. Außer Atem wandte er sich an Vathalyk. "puh.... he... okay, wir können los. Die Straße ist gefährlich, jaa... oh ja. Keine Zeit zu verlieren."


    "Na hoffentlich..." gab Vathalyk mit reichlich knappen Worten zu verstehen. Etwas missmutig blickte der Wiedergänger dem doch sehr verarmt wirkenden Vogt in die Augen, ehe er ruppig am Zügel zog. "Also, was ist der Plan für heute ? So lange, wie wir können, oder ein definierter Stop ?"


    "Kein Stopp, oh nein. Kein Gutshaus auf unserem Weg zur Hauptstadt, nur totes Land." Er schaute sich um, bis er entdeckte, was er suchte. Sein treuer Wachmann eilte aus der Stadt, ebenso mit einem großen Packen auf der Schulter. Er nickte seinem Meister nur kurz zu und nutzte ansonsten die kurze Pause zum Luftholen. Der Vogt klatsche eifrig in die Hände. "So, wir haben alles! Auf dann, also."

    Vathalyk musterte den herbeigeeilten Mann, wenngleich er sich dabei um ein Mindestmaß an Diskretion bemühte. "Sicher ? Na dann..." Er klang skeptisch, doch helfen würde das nun auch nicht mehr. "Ich interpretiere eure Antwort dann mal als 'so weit wir kommen'. Wir sollten uns für den Fall der Fälle dennoch rechtzeitig einen geeigneten Rastplatz suchen. Einer, wo nicht jeder und alles uns des Nachts im Schlaf ausnehmen kann."


    Die Wache mit dem Namen Wilhelm beäugte den Fremden skeptisch. "Was ihr nicht sagt."

    So zogen sie aus der Stadt in Richtung Norden. Die Straße war halbwegs gut gepflastert - scheinbar vor langer Zeit für die Ewigkeit gebaut. Der Rest des Landes schien aber das komplette Gegenteil zu sein. Immer wieder kamen sie an zerstören oder geplünderten Höfen vorbei. Alles wirkte irgendwie ausgestorben, wie ein toter Baum, von denen es wahrlich ebenso genug gab.

    Der Vogt und seine Wache flüsterten leise und gestikulierten, als ob sie über ein geplantes Geschäft sprechen würden. Sie würdigten den Leichen eines überfallenen Bauernpaares, an dem sie gerade vorbei zogen, keines Blickes sondern waren ganz und gar in ihrem Gespräch vertieft.


    Das Getuschel entging Vathalyks Ohren nicht, doch wenn er zu offensichtlich zu lauschen versuchte, würde das wohl nur die Stimmung vorzeitig verschlechtern. Daher probierte er eine andere Taktik: "Verzeiht, aber habt ihr gerade mit mir gesprochen ? Ich meinte, ich hätte meinen Namen gehört ?"


    Sie sahen sich irritiert an, und die Wache schien gar nicht begeistert - Wilhelm verengte die Augen und beäugte den Fremden misstrauisch. Er fragte sich wohl, ob Vathalyk sie für bescheuert hielt, schließlich hatten sie gar nicht über ihn geredet.

    Der Vogt hob die Hände. "Nein, oh nein, mit Sicherheit nicht, werter Herr. Nur ein Plausch unter Freunden, oh ja."


    "Nun denn, dann verzeiht bitte. Ich bin vielleicht nur etwas Gelangweilt davon, das nichts passiert. Und schnell kommen wir ja auch nicht gerade voran. Hoffentlich wird uns das nicht noch zum Verhängnis..." Mit diesem Worten gab er dem Pferd ein starkes Signal, dass es doch gefälligst schneller vorankommen sollte. Doch nichts passierte so wirklich. "Ihr seid also untereinander befreundet und nicht nur einfach der Vogt und seine treue Wache ?"


    "Der gute Wilhelm hier ist ein treuer Gefährte, ja... Hab ihn als Knappen aufgezogen." Dieser starrte nur stur geradeaus, nickte aber leicht.

    "Als Knappen ? Dann müsst ihr euch aber schon sehr lange kennen." Vathalyk musste innerlich zugeben, dass er Wilhelm spontan wesentlich jünger eingeschätzt hatte. "Und wie kämpft ihr, wenn ich fragen darf ? Nur für den Fall, dass wir Unannehmlichkeiten erleben. Das hier ist ja schließlich quasi Kriegsgebiet, wenn ich das richtig verstanden habe..."


    WIlhelm reckte das Kinn hoch und sah ihn fordernd an. "Das hier ist Rhega. Wer hier nicht kämpfen kann, überlebt nicht mal den Sommer."


    Die Worte lösten eine prompte Reaktion Vathalyks aus. Mit in sein Gesicht geschriebener Skepsis drehte er sich um und blickte beide Männer an. "Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, ist gerade nicht Sommer. Dann hoffen wir mal, dass ihr nicht nur 'irgendwie' kämpfen konnt. Benutzt ihr ein Schwert ?"


    Wilhelm grinste über beide Wangen und zog sein Schwert aus der Scheide und hielt es in das Sonnenlicht. Sie Klinge blitze auf und in der Tat war sie scheinbar aus guter Handwerkskunst. "Mein ganzer Stolz. So was edles wirst du bei keinem diebischen Streuner auf der Straße finden. Eines der letzten Schwerter aus der verschütteten Waffenkammer des Palastes."


    Vathalyk hob eine Augenbraue. "Gutes Ding, das sieht man. Habt ihr das erworben oder... ausgegraben ?" Ein leichtes Grinsen huschte über das Gesicht des Magiers. "Und ich hab' das hier..." und er schüttelte seine massige Faust aus dem Ärmel. "Das reicht vielleicht auch für etwas..." Natürlich war das alles andere als die Wahrheit, aber Vathalyk reizte es gerade, ein wenig zu provozieren.


    Ein leicht betrübter Blick huschte über Wilhelms Gesicht. "Ihr scheint ja nicht von hier zu kommen... vor ein paar Jahren ist das letzte Prunkstück unseres Landes, die alte Festung von Dorga, bei einem Erdbeben eingestürzt. Da steht kaum noch ein Stein auf dem anderen. Wir haben versucht zu bergen, was wir konnten. Die ganze Stadt versank im Plünder-Chaos." Sein Blick fand Vathalyk. "Man nimmt, was man kriegen kann." Er blickte die Faust unbeeindruckt an. "Jeder hier lernt ohne Waffen zu kämpfen. Wir haben keine Veteranen zur Ausbildung dafür, aber wer hier überleben will, braucht einen starken Arm."

    Der Vogt nickte langsam. "Oh ja, schlimme Zeiten waren das damals... ganz schlimme Zeiten. Hat sich nie von erholt, unsere Hauptstadt, mhm.... "


    Vathalyk biss sich etwas auf die Lippen. Ein wenig Mitleid musste man mit den Menschen hier schon bekommen, das Elend schien wirklich nicht selbstverschuldet zu sein. Jedenfalls nicht wirklich. "Und wie lange hält dieser Kriegszustand nun schon an ? Und worum geht es dabei überhaupt ?" Bis jetzt hatte der Magier noch nichts gesehen, was die ganze Schlacht wirklich wert gewesen wäre. Insbesondere dann nicht, wenn auch noch Erdbeben ihre Verwüstungen hinterlassen hatten.


    Wilhelm schnaubte nur. "Pff, keine Ahnung. Irgendein Streit unter den Königshäusern. Wir kriegen davon nicht mehr viel mit, Rhega ist aus dem Rennen. Hier ist nur jeder mit sich selbst beschäftigt. Da aber wegen dem Krieg niemand mit uns Handel treibt, fehlt es an allen Ecken und Enden."


    "Hört sich ja wirklich grandios an. Und es gibt keinerlei Hoffnung, dass sich daran etwas ändern könnte, mal abgesehen davon, dass endlich eine der beiden Parteien verliert ?"


    Der Junge musste herzlich lachen und hielt sich den Bauch. "Pff..... eine der beiden? In diesem Krieg kämpft jeder gegen jeden. Im Moment sind die meisten der Königreiche aber eher mit sich selbst beschäftigt. Aber den Krieg zu beenden, dafür sind sich die edlen Herren zu fein."


    "Also ist es so wie immer..." erwiderte Vathalyk mit offen zur Schau getragener Verachtung. "Niemand will etwas tun, aber wenn die Dämonen wieder kommen sollten sind sie alle am jammern und reden von Vereinigung." Er grinste Wilhelm an. "Vielleicht sollte mal ein Magier zu ihnen kommen und ihnen ihre fetten Hinterteile versohlen ?"


    Der Gesichtsausdruck des Jungen nahm seltsame Züge an. "Magier? Kennt ihr etwa jemanden, der diese verabscheuungswürdigen Praktiken verübt?!"


    Wer genau hinsah, konnte ein kurzes, grinsendes Zucken in Vathalyks Gesicht erkennen. "Verabscheuungswürdige Praktiken ? Habt ihr schonmal einen Magier getroffen, dass ihr wisst, dass das alles verabscheuungswürdig ist ?" gab der untote Magier zu verstehen, ohne die Frage zu beantworten. Nach einer kurzen, abwartenden Pause setzte er dann aber doch nach: "Nein, ich kenne keinen. Ihr ?"


    "Zum Glück nicht. Dieses Pack wird zu Recht gejagt von den Wächtern gejagt. Magier, Erschaffene und all diese Mächte des Unnatürlichen - ihre Zeit neigt sich dem Ende." Er hob mahnend einen Finger. "Und es ist gut so. Die Magie ist Schuld an dem ganzem Chaos hier, dem Einfallen der Dämonen und allem, was dem Land geschadet hat. Leider erkennen das noch nicht alle Reiche."

    Vathalyk hob eine Augenbraue als provokant gemeinte Geste. "Magie an allem Schuld ? Ehrlich gesagt sieht es für mich eher danach aus, als wären die üblichen menschlichen Verdächtigen daran schuld: Neid, Hass, Missgunst, Betrug, Diebstahl und Mord."


    Der Vogt schien das Thema gar nicht zu mögen und er schien Wilhelm bremsen zu wollen.

    "Nun ja, es sind gefährliche Zeiten mein Lieber und unser guter Wilhelm hier ist manchmal ein wenig übermotiviert in seinen Schuldzuweisungen."

    Der Knappe schnaubte nur. Es war eindeutig, dass beide zu dem Thema wohl unterschiedlicher Auffassung waren.

    "Ich halte es für das beste, wir... verzichten für den Rest der Reise auf solch.... sensiblen Themen. Ja, ja das sollten wir tun, oh ja."

    "Hm." schnaubte Vathalyk kaum verlegen. "Wenn ihr meint. Ihr seid ja der Vogt, nicht ich."

    Innerlich sah das allerdings etwas anders aus: Vathalyk war auf dem besten Weg, Wilhelm zu verachten und den Vogt vollends für völlig Fehl am Platze zu halten. Das konsequente Nicht-Ausdiskutieren von Dingen war vielleicht auch ein Problem in diesen Zeiten. Magie aber sicher nicht.


    Wortlos reisten sie weiter, bis sie schließlich gegen späten Abend die Tore der Hauptstadt Dorga erreichten.

    Dank dem Vogt hielt sie niemand am Tor auf und direkt dahinter wandte er sich an den Fremden.

    "So da sind wir, das Ziel unserer Reise."

    Nach einem kurzem Zögern fragte er: "Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen aber wohin wollt ihr eigentlich?"


    Die Frage tat weh. Ja, sie tat richtig weh obgleich ihr Steller sich doch mit Fug und Recht auf ihre Trivialität berufen konnte. Nicht so aber für Vathalyk: Wohin ging man nach rund einem Jahrtausend des Dauerschlafes, innerhalb dessen sich die Welt so gewandelt hatte ?

    "Das... wüsste ich selber gern." gab er mehr zögerlich, fast schon beiläufig wie über etwas anderes nachdenkend, zu verstehen.

    "Ich... bin Söldner sozusagen. Kämpfer in eigener Sache, vorallem für den eigenen Geldbeutel. Wohin sollte ich gehen ?"

    Der Magier wusste zu diesem Zeitpunkt selbst nicht, ob diese Antwort eine Lüge war oder nicht. Das würde die Zukunft zeigen müssen.


    Wilhelm schnaubte. "Eras Schicksal steht so auf Messers Schneide, da findet man überall eine Anstellung als Söldner."

    Er dachte, es würde den Fremden nicht wirklich kümmern, doch er schien tatsächlich eine Empfehlung hören zu wollen.

    Er seufzte. "In Rhega verdient ihr zu wenig, das Land ist arm und man weiß nie, ob man für getane Arbeit auch bezahlt wird. Das Königreich Melphas liegt am nächsten. Sie sind unheimlich reich, aber die Wächter von Eras haben dort ihren Hauptsitz - ein gefährliches Pflaster für jemanden, der.... so Magie-freundlich eingestellt ist wie ihr." Er beäugte ihn misstrauisch, hatte er doch nicht vergessen, dass der Fremde seltsamerweise nach Magiern gefragt hatte.

    Schließlich sagte er: "Ihr solltet es in Nirha versuchen. Ist `n weiter Weg über Land aber mit dem Schiff schnell zu erreichen. Nirha ist eine freie Handelsstadt, also könnt ihr euch dort aus den Krisengebieten am einfachsten raushalten."


    "Nirha ? Schiff ? Und... ihr könnt mir nicht zufällig den nächstbesten Hafen nennen ?"

    Magie-freundlich... das war freundlich ausgedrückt untertrieben. Vathalyks Gedanken kreisen gerade im Wesentlichen um ein intensives: wenn die nur wüssten... Melphas klang interessant eben weil es dort laut Aussage sehr magiefeindlich zuging, doch rein rational betrachtet war wohl so ziemlich jedes Gebiet für den völligen Nichtwissenden gleichermaßen interessant. Die Priorität musste also darauf gelegt werden, wo es sich einfacher einlebte. Da klang der letzte Vorschlag mit Nirha doch am besten.

    "Ansonsten finde ich auch gerne selber hin."


    Der Vogt schaute leicht irritiert, zeigte dann aber Richtung Norden. "Na...der nächste Hafen ist hier... in Dorga. Einfach die Hauptstraße runter und an der großen Ruine des alten Herrschersitzes vorbei. Die Leute sind froh über jeden, der ein paar Münzen für eine Überfahrt springen lässt."


    "Gibt es hier denn irgendjemanden, der nicht gierig nach Münzen ist ?"
    Vathalyk lies diese Aussage ohne weiteren Kommentar so stehen und verabschiedete sich. Sein Eindruck von der Welt, in die er erwacht war, bisher ? Ein Desaster! Dennoch, wohl auch in Ermangelung einer Alternative, begann der Magier, dem Geruch nach brackigem Salzwasser hinterher zu trotten...

  • Coop mit Cassi und Fara

    Schlag rechts kommend, ziehend nach unten Richtung Oberschenkel - Oberkörper nach links drehen, Arm gestreckt nach links durchziehen und Schlag nach unten abwehren ... Drehung weiterführen um mit dem Ellenbogen das Gesicht zu treffen.

    Die Bilder liefen vor Lianas geistigem Auge ab, wie ein Buch, dessen Seiten man zu schnell durchblättert. Seit Stunden waren sie jetzt schon unterwegs, auf der Zielgeraden in Richtung ihres eigentlichen Ziels - Nirha. Während der Wanderschaft hatte Liana wie von Lyrianos empfohlen in Gedanken an ihrer Kampftechnik gefeilt. Sie hätte kaum für möglich gehalten, wie viele Möglichkeiten der Bewegung von Angriff und Deffensive möglich war, wenn man sich mal die Zeit nahm, sie im Kopf durchzugehen. Sie wusste nicht, ob ihr das jemals gelang, sich das alles zu merken aber sie hatte bereits sich das ein oder andere überlegt, wie man in gewissen Situationen besser agieren könnte.

    "Wir sind da.", hörte sie Lyrianos sagen und riss Liana damit aus ihren geistigen Überlegungen.

    Die Gruppe war gerade durch die letzten Wäldchen gewandert und erreichte nun den Waldrand, zwischen dessen Blättern man nun die Umrisse der Stadt erkennen konnte.

    Für Liana war es die erste Menschensiedlung überhaupt und noch dazu eine so große, weshalb sie für den Moment nur staunen konnte.

    Die Menschenstadt war so viel anders als die Naturverbundenen Städte der Eldar. Eine große Steinmauer umringte die Stadt, die von einer großen Festung weiter hinten Richtung Meer verstärkt wurde. Häuser standen dicht an dicht, überall waren Rauchschwaden über den Dächern zu sehen und ein merkwürdiger Duft wehte von der Stadt herüber, bei dem Liana das Gesicht verziehen musste.

    Lyrianos hatte den Blick auf die Stadt gerichtet und drehte sich nun zu den anderen Eldar um, wobei er besonders die jüngeren von ihnen ansprach.

    "Denkt dran - seit wir den Fluss überquert haben sind wir nicht mehr im Wald von Loreén. Die Magiequelle eurer Heimat ist hier längst nicht so stark und ihr müsst ohnehin vorsichtig im Umgang mit Magie sein. Es gibt in den Menschenreichen eine Gruppe, die sich die "Wächter von Eras" nennen und Magiekundige verfolgen. In Nirha passiert das noch nicht groß in der Öffentlichkeit, aber ihr solltet auf jeden Fall die Augen offen halten. Haltet euch an mich oder Meleas, wir wissen, wie man sich unerkannt und unauffällig durch die Straßen bewegt."


    Meleas wandte sich an die jungen Eldar.

    "Es ist nicht ungewöhnlich, dass man einen Umhang mit Kapuze trägt, macht es, und auch nicht herunternehmen. Am besten sprecht ihr niemanden an und redet auch mit niemandem. Verbergt alle eldarischen Symbole, macht euch ruhig schmutzig. Da die meisten Menschen nicht einmal daran denken, dass Eldar es wagen in die Stadt zu gehen, erwarten sie uns auch nicht. Werdet ihr angesprochen, knurrt oder murmelt was Unverständliches zur Not. Achtsam sein, es sind ausreichend Diebe unterwegs. Unter keinen Umständen Magie anwenden. Wir werden als Wanderer hineingehen, gezeichnet von den Strapazen einer Reise, und dann suchen wir ein sicheres Haus auf."


    Die Zwillinge setzten sich folgsam die Kapuzen ihrer Umhänge auf. Tan legte dazu auch noch seine Ketten ab, nur um sicherzugehen. Er hatte durchaus bemerkt, dass sie den Wald von Loreén verlassen hatten. Auch Kiv hatte... etwas gespürt, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass es nichts mit Magie zu tun hatte. Sie fühlte sich bloß wachsamer, vorsichtiger. Ihr Blick flackerte kurz zu Tan. Sie selbst würde keine Probleme damit haben keine Magie anzuwenden, doch wie ihr Bruder damit klarkommen würde, blieb abzuwarten.

    Tan nickte ihr jedoch zuversichtlich zu und beide wandten sich nun an Lyrianos und Meleas.

    "Bereit."


    Die Gruppe machte sich am Waldrand entlang der Wiese auf Richtung Straße, die bereits sehr belebt war. Als freie Handelsstadt war Nirha eines der wenigen Zentren, in denen die Neutralität tatsächlich gewahrt wurde und so traf man trotz der Scharmützel zwischen den Städten von Oktan und Noldar hier auf viele Händler aus dem Osten. Auffällig war, das fast jede größere Gruppe von mehreren bewaffneten Männern begleitet wurden.

    Als menschlicher Begleiter ihrer Gruppe wusste Lyrianos nicht genau, wie viel den Eldar von der menschlichen Politik gelehrt wurde, daher sah er es auch ungefragt als seine Pflicht ihnen ein bisschen etwas zu erzählen, während sie sich der großen Masse an Menschen anschlossen, die in Richtung Stadt zog.

    "Es ist schon ewig her, seit es in den Menschenreichen mal längere Friedesphasen gab. Nirha ist aktuell nur eine von zwei Städten in ganz Eras, die von allen Königreichen als neutraler Boden anerkannt wird. Wir sind hier aber im Lande Noldars, weshalb viele Händler aus dem Osten teure Zutrittserlaubnisse kaufen müssen, wenn sie den Landweg nach Nirha nehmen wollen - denn nicht jeder kann sich ein Schiff leisten. Dennoch lohnt es sich für die meisten, da der Handel direkt zwischen den anderen Königreichen seit dem Zerfall des Imperiums und den Machtkämpfen fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Nur Noldar und die Flusslande weiter nördlich scheinen so etwas wie ein brüchiges Bündnis zu haben."


    Der Eldar hatte seinen Gang leicht verändert, schritt nicht mehr daher, sondern ging subtil gebückter, bewegte sich etwas anders, und sein Gesicht in der schattigen Kapuze war kaum mehr sichtbar. Er hatte überhaupt kein Problem damit mit der Masse mitzugehen ohne auffallend zu sein. Leise meinte er:

    "Wie ein ewiger Kreislauf, der nicht unterbrochen werden kann. Irgendwer wurde von irgendwem attackiert, verlor Nahestehende, also ein Retributionsangriff, und so weiter. Gleichzeitig würden sie wohl fast alle uns in ihre Gewalt bringen wenn sie nur könnten." Und töten. Wenn Menschen erfahren würden, dass eine eldarische Prinzessin hier mit ihnen reiste könnte man für gar nichts garantieren.

    "Hier können wir uns ganz gut verbergen, dürfen aber nie vergessen, dass wir uns verbergen müssen."


    Aufmerksam hörten Tan und Kiv den Ausführungen zu. Zum ersten Mal wurde beiden wirklich bewusst, dass sie nur einen sehr sehr kleinen Teil ihrer Welt kannten und nun das große Unbekannte betraten. Beide waren mehr als angespannt, versuchten aber, sich nichts anmerken zu lassen.

    Ohne dass sie sich dafür absprechen mussten, positionierten sie sich links und rechts von Liana, um die Prinzessin im Notfall schützen zu können.


    Diese schien die meisten der Warnungen von Lyrianos und Meleas schlicht vergessen zu haben. Ohne wirklich auf sich selbst oder ihre Außenwirkung zu achten, verfolgte sie staunend das Treiben auf der Straße.

    Nur ein paar Meter von ihnen entfernt waren bereits erste Stände am Straßenrand aufgestellt, welche alle möglichen Waren anzubieten hatten. Lyrianos schob ihr fast unbemerkt ihre Kapuze wieder ein wenig mehr ins Gesicht, folgte aber ihrem Blick. "Nicht alle bekommen einen Platz in der Handelsstadt, aber auch hier draußen können viele ihre Waren feil bieten."

    Er ließ sie noch einen Moment gewähren, bis er sie ohne Eile weiter Richtung Stadttor lotste.

    Die Wehranlage war nicht minder beeindruckend wie die Menschenmassen, die sich durch das Tor drängten. Über dem Eingang prangte ein großes Wappen, auf dem eine Frau in schwarz-goldener Rüstung abgebildet war. Sie hielt einen Schild nach oben sowie einen Speer, dessen Spitze am Boden in den Kopf einer merkwürdigen gehörnten Kreatur gerammt war.

    Zwei dutzend Wachen waren nötig, um den großen Andrang in die Stadt zu regeln, während eine Gruppe fest dafür eingeteilt war, die Waren der Händler zu inspizieren.

    " Hatte euch euer Meister aus Elyria gesagt, wonach ihr genau suchen sollt?"


    Meleas schüttelte leicht den Kopf. Leise meinte er zu der Prinzessin:

    "Ich weiß, dass das alles neu ist für dich, aber bedenke, uns darf niemand als das erkennen was wir sind." Der Eldar mochte es nicht, dass sie ein wenig herausstachen. Lieber war es ihm, dass sie mit der Umgebung verschmolzen.


    "Meister Umbari wusste selbst nicht genau, wieso unsere Reise nach Nirha geht", erklärte Tan leise.

    "Zumindest hat er das mir gegenüber so dargestellt."

    Die Zwillinge versuchten immer noch darauf zu achten, Liana von möglichst vielen Seiten zu schützen, waren gleichzeitig jedoch vollkommen fasziniert von dieser fremden Stadt.

    "Wer ist das?", fragte Kiv leise und nickte zu der Frau auf dem Wappen.


    Lyrianos folgte ihrem Blick und antwortete prompt.

    "Das ist Helena von Almanar. Sie war die jüngste Tochter von König Martex, der zum Beginn des dritten Dämonenkrieges über das Imperium herrschte. Fast das gesamte Königshaus wurde gleich zu Beginn des Krieges niedergemetzelt und so nahm sie sich dem Imperium an und führte es gegen die Dämonen in die Schlacht. Sie war damals erst 16 Jahre alt. Bis heute gilt sie als Schutzpatronin der Stadt, da sie es war, die hier vor den Toren den Ansturm der Dämonen zum ersten Mal abwehren konnte. Während der gesamten Zeit unter Helena ist Nirha nie gefallen."

    Er sah die Straße abschätzend hinunter. In die Menschenmenge kam plötzlich Bewegung, vom Markt kamen einige Menschen hergelaufen, andere drängten in die Gegenrichtung um zu sehen, was dort vor sich ging. Jemand schrie nach den Wachen. Lyrianos sah sich um und packte dann kurzhand einen jungen Burschen am Arm, der knapp an ihm vorbeilaufen wollte.

    "Hey, warte mal. Weißt du was da vor sich geht?" Er drückte dem Jungen eine Münze in die Hand.

    Der Junge schien sich erst losreißen zu wollen, hielt dann aber kurz inne, als er die Münze sah. Mit ängstlicher Miene schaute er hoch.

    "Die Wächter! Sie wollen ihn hängen!"

    "Wen?"

    "Prius, den Heiler. Sie sagen, er hätte die schöne Sira mit dunkler Magie verzaubert, deswegen ist sie verrückt geworden und faselt die ganze Zeit etwas von 'Schemen in der Finsternis' und 'dass sie bald hier sind'. " Lyrianos ließ den Jungen los und schon war er verschwunden.


    Meleas zog seine Augenbrauen zusammen. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. So wenig er selbst mit Magie zu tun hatte, so sehr wusste er, dass mehrere dieser Treffer auf Nirha etwas zu bedeuten hatten, das sie noch nicht entschlüsselt hatten. Dann blieb er stehen. Schatten der Finsternis. Das Wesen, das Liana angegriffen hatte. Dass die Menschen der Stadt zu dumm waren das zu erkennen wunderte ihn dagegen nicht - sie würden jeden töten, der die Wahrheit durch Magie sprach. Er blickte zu Lyrianos.

    "Diese Sira sollten wir finden."


    Alarmiert sahen die Zwillinge einander an. Schemen in der Finsternis? Für Tan klang das nach dem, was seine Schwester ihm über ihre Träume erzählt hatte und auch Kiv war unangenehm daran erinnert.

    "Ja, das ist vielleicht keine schlechte Idee", stimmte Tan Meleas zu.


    "Wieso sollte ein Heiler jemanden mit dunkler Magie verzaubern?", fragte Liana mit einem Stirnrunzeln.

    Lyrianos schüttelte nur den Kopf. "Vielleicht hat er das gar nicht. Wenn dieser Prius sich mit dem Heilen des Geistes auskennt, sollten wir vielleicht mit ihm reden."

    Sein Blick traf Liana und beide dachten wohl das selbe. Sie hatte ihm bereits von ihrem Traum erzählt. Möglicherweise war dieser Prius genau der, nachdem sie suchen sollten.


    Meleas blieb stehen und schüttelte den Kopf.

    "Im Ernst." Er drehte sich um.

    "Er mag ein Heiler sein oder auch nicht, und wenn Wächter etwas von dunkler Magie erzählen, so kann man gewiss sein, dass es keineswegs problematisch ist. Allerdings solltet ihr euch im Klaren sein, was ihr wollt." Seine Stimme war ein kaltes Flüstern.

    "Da er bereits gefangen genommen worden ist, müssten wir diese Person befreien. Ohne dass wir wissen ob es überhaupt einen Nutzen hat. Die junge Dame hingegen hat offensichtlich etwas gesehen." Er betrachtete die kleine Gruppe.

    "Ihn zu befreien ist hochriskant. Es wird die Wächter aufrütteln, die ganze Stadt, und wir müssten sehr vorsichtig dabei vorgehen, es darf uns niemand bemerken. Beziehungsweise - im Zweifel mich. Oder kennt sich noch jemand von euch aus in derartigen Operationen?"


    "Meleas hat Recht", gab Tan zögerlich zu.

    "Und doch widerstrebt mir der Gedanke, diesen Mann einfach zum Sterben zurückzulassen." Er sah zu Lyrianos.

    "Gibt es irgendeine Möglichkeit ihm zu helfen?"


    Dieser sah in Richtung Tor, wo bereits die ersten Wachen alarmierend Richtung Markt blickten und sich in Bewegung setzten.

    "Ich lege das Schicksal dieses Mannes nicht in ihre Hände. Sollte er etwas wissen, haben wir nur diese eine Chance ihn zu retten."

    Sein Blick fiel auf Navari, die seit ihrer Ankunft in Nirha äußerst zurückhaltend war und ihn nun mit großen Augen anstarrte. Dann sah er Meleas an.

    "Die wollen ihn öffentlich hinrichten. Ich zieh euch da nicht mit rein, aber Navari und ich werden uns dem annehmen, mit oder ohne euch."


    "Eine öffentliche Hinrichtung zu sprengen ist das Gegenteil von unauffällig." erwiderte Meleas trocken. Sein Blick wanderte zu der Prinzessin.

    "Insbesondere Liana muss beschützt sein. Wir können nicht riskieren, dass sie den Menschen in die Hände fällt. Wenn du den Mann befreien willst, dann brauchen wir einen schnellen Plan und müssen und das mögliche Chaos zunutze machen. Pfeil aus der Ferne, Navari an der Front?" Der Eldar sprach sehr leise.


    "Und was machen wir mit ihm, sobald wir ihn vor der Hinrichtung gerettet haben?", fragte Kiv.

    "Er muss versteckt werden, oder am Besten aus der Stadt gebracht. Wie stellen wir das an?"


    "Nirha hat eine Kanalisation, dorthin bringen wir ihn. Meleas, du gehst mit Kiv und Navari zum Block, ihr schneidet ihn los und kümmert euch um die Wächter, ich geb euch Deckung. Die Stadtwachen werden auf unserer Seite sein, aber lasst euch nicht von ihnen aufhalten.

    Liana, du bleibst bei Tan, haltet euch an der Ostseite des Marktes auf, dort ist eine Gasse hinter einer Schmiede, wartet dort auf uns."

    Liana schüttelte den Kopf. "Ich kann helfen!"

    "Dieses mal nicht - und wir lassen dich nicht ohne Schutz."

    Sein Blick machte die Runde.

    "Alles klar?"


    "Liana bei Tan ist gut." Meleas war ruhig, auch wenn jetzt etwas Kaltes in seine Augen glitt, etwas, das an ein Raubtier erinnerte. Seine Bewegungen wurden geschmeideiger.

    "Navari kann Chaos stiften, Kivessa und ich gehen zu dem Mann. Und Tan." Er drehte sich zu dem jungen Eldar um.

    "Du bist für sie verantwortlich. Passe gut auf."


    "Verstanden", sagte Kiv knapp. Sie blickte kurz zu ihrem Bruder, der ihr zuversichtlich zu nickte. Er selbst versuchte nicht zu besorgt zu schauen. Das war ein mehr als riskanter Plan und es war fraglich, ob er funktionieren würde. Sein Blick wanderte zu Liana.

    "Bereit?"


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  • Bereit wofür?,dachte sie verbittert. Sie hatte ja nicht viel zu tun, außer am Rand zu stehen und zuzuschauen. Sie nickte Tan zu.

    Die Gruppe setzte sich in Bewegung.

    Auf dem Markt bot sich ihnen das Bild, dass Lyrianos erwartet hatte. In Mitten des großen Platzes stand der große Galgen, an dem nur eine einzige Schlinge befestigt war. Direkt dahinter stand ein älterer Mann, dem man die Hände auf dem Rücken zugebunden hatte. Er hatte kurzgeschorenes, dunkles Haar und trug eine ärmlich wirkende Kutte, die bei genauerer Betrachtung aber einmal eine stattliche Robe gewesen war. Die tiefblaue Farbe schimmerte nur noch hier und da durch und ein goldenes Symbol auf der Brust war gar nicht mehr zu erkennen. Man sah ihm deutlich an, dass er vor kurzem zusammengeschlagen wurde.

    Hinter ihm standen zwei Gestalten, drei weitere Dutzend von ihnen standen rund um den Galgen herum - alle waren schwer bewaffnet. Sie alle trugen geschwungene, nach unten gerichtete, dreieckige Masken, die ihre Gesichter verhüllten. Einer von ihnen stand oben auf dem Podest und rief in die Menge, die zu Hunderten den Markt befüllten.

    "Bürger von Nirha! So lange lebten wir in Angst und Schrecken vor der Herrschaft der Magie, dieser schrecklichen Macht, die durch diese Welt fließt. Völlig machtlos mussten wir uns denen stellen, die sie beherrschen konnten. Doch die Magie ist der natürlichste Feind des Menschen, sie ist kein Teil von uns. Jene, die sie nutzen, bedienen sich finsterer Mächte und ebnen so einen neuen Weg für die Dämonen in unsere Welt." Er deutete nun überdeutlich auf den alten Mann. "Selbst jene, die behaupten, uns vor böser Magie zu beschützen, stehen auf der Seite der Finsternis! Selbst vor der schönen Sira, die Acht seien ihr Gnädig, machen sie keinen Halt. Seit sie im Hause Prius war, liegt sie sabbernd in den Kanälen, ihr Geist ist wirr und völlig entstellt. Diese "Heiler" und ihre schröpfende Heilkunst bringen uns die Verderbnis, sie haben keinen Sinn für Schönheit, keinen Sinn für Musik und somit kein Verständnis für alles, was uns menschlich macht! Es ist an der Zeit, diesen frevelhaften Ritualen abzuschwören. Tod allem Magischen! Für Eras!"

    Die Menge jubelte, doch nicht wenige riefen aufgebracht und teilweise wütend nach den Wachen. Diese drängten sich bereits durch die Masse, kamen aber nur schwer voran, da sich immer mehr Tumulte unter den Leuten bildeten. Einige der Umstehenden versuchten, den Ring um den Galgen zu durchstoßen, wurden aber mit gezückten Waffen und Schilden zurückgestoßen oder gar gezielt verletzt.

    Kiv und Meleas konnten Lyrianos sehen, der ihnen zunickte. Um seine Hand waberten schwarze Rauchfaden, bevor er in der Menge der verschwand.

    Wenige Augenblicke später, spürten sie eine unnatürliche Windböhe aufkommen und an ihren Füßen sammelte sich schnell ein dichter Nebel, der stetig größer wurde.


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