Annihilation Bliss

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  • Nolan konnte gut mitverfolgen, wie sich Yuzukis leicht genervter Ausdruck in pure Abscheu verwandelte. Denn in der jungen Frau brodelte es gewaltig ob der Drohung und des grenzdebilen Verhaltens ihres Gegenübers.
    Unvermittelt schubste Yuzuki Nolan von sich weg. „Schon mal was von persönlicher Distanzzone gehört? Zieh Leine, du Ekel.“
    Der Typ hatte wirklich keinen Anstand. Schlimmer noch, anscheinend hatte er ein Problem damit, wenn ihm niemand seinen Arsch vergoldete. Der war einfach das Allerletzte!
    „Ich war auf meinem Heimatplaneten als Aufklärerin unterwegs. Von mir aus können wir zu dritt oder viert einen Squad bilden“, meinte sie dann zu dem etwas zotteligen Mann, und deutete dann zu Calen und dem Typen, der fast breiter als hoch war.

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    Just Monika.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Coldreaver ()

  • Dass die junge Frau nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen war, war ihm vorher schon klar gewesen und er hatte sie völlig bewusst gereizt um zu sehen wie sie reagiert. Über die Art und Weise konnte er aber nur den Kopf schütteln. Mädel, wenn du so empfindlich auf Kleinigkeiten reagierst und keinen Sinn für Teamwork hast, dann hast du in der Armee auch nichts verloren. Entweder sie stirbt im Einsatz, weil sie sich nur auf sich selbst verlässt oder jemand von uns killt sie, weil sie uns einfach nur auf die Nerven geht.
    Er konnte irgendwie mit beidem leben. Nur eins war klar, er würde mit Sicherheit niemals als Soldat sich im Kampf auf so jemanden verlassen können. Er wandte sich unentwegt an die anderen: "Haben wir das auch geklärt." Dann drehte er sich zu Calen um und schüttelte den Kopf. "Es reicht nicht, einfach nur die Positionen der Trupps zu bestimmten. Viele patroullieren und sie haben ähnlich wie wir im Idealfall unterschiedliche Aufgaben. Wenn wir sie in der falschen Reihenfolge erwischen oder den, der die Verstärkung ruft nicht als erstes ausschalten, dann haben wir nicht viel gekonnt. Ich habe die Dinger im Kampf gesehen. Sie haben eine hohe Genauigkeit und nicht jeder hier war schonmal irgendwo in einem richtigen Feuergefecht und weiß, wie er sich da zu verhalten hat. Ich will uns da durchkriegen ohne, dass die Hälfte wieder zurück zum Start muss. Also brauchen wir einen gut durchdachten Plan."


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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SpartanG318 ()

  • Iggy stand wieder auf, wenn es so weiter ging würden sie hier noch morgen rumstehen.
    Er trabte zur Truppe die um Nolan herumstand und fuhr seinem Mitstreiter erst einmal in die Parade:
    „Professionell sieht anders aus! Um als Team Erfolg zu haben sollte man nicht von Emotionen geleitet werden. Also könntet ihr beiden Turteltäubchen euren Zwist beiseite schieben und im Anschluss an diesem Marsch eure Unstimmigkeiten ausvögeln?!“
    Mit festen Blick schaute er sowohl Nolan als auch Yuzuki an (nur wer Mr. Grousemoore wirklich gut kannte hätte das verschmitzte Lachen in seinen Augen gesehen). Danach wandte er sich an die umstehenden Rekruten:
    „Eure Vorschläge in Ehren! Aber sie haben alle einen Fehler im Ansatz: wir sind keine im militärischen Einsatz erprobte Gemeinschaft! Unser Gegner aber schon! Natürlich könnten wir ein paar Teams mit wirklich guten Leuten bestücken – doch was macht der Rest? Die ganze Finesse einer militärischen Einheit mit Späher und Scharfschützen ist hier fehl am Platz. Am Ende unserer Ausbildung könnten wir die Karten neu mischen. Jetzt haben wir der militärischen Präzision da drinnen nur eines entgegen zu setzen - Masse!
    Ich bin daher für ein gleichzeitiges vorrücken mehrerer Gruppen, gerne auch in Wellen. Abstand zueinander sollte eine mittlere Schussweite sein. Geschossen wird auf alles was sich bewegt oder herumfliegt. Kommt es zum Feindkontakt eilen die nächstliegenden Gruppen herbei und helfen aus.
    Alles muss in einer ständigen Vorwärtsbewegung erfolgen, niemand sollte dabei aber kopflos losrennen.“
    Iggy machte eine kurze Verschnaufpause.
    „Also, die guten Schützen verteilen sich an vorderster Front und die anderen gesellen sich grüppchenweise hinzu – oder wollt ihr noch weiter diskutieren?“

  • Hans war sich nicht sicher, was er von der ganzen Situation halten sollte. Er hatte gehofft, die Gruppe würde wissen, was zu tun war. Stattdessen wurde diskutiert - was nicht unbedingt ein Problem wäre, würden die Ansichten bzgl. Vorgehensweise nicht so ziemlich vollkommen auseinander gehen. Als die junge Rekrutin (die am Anfang des Trainings mit dem Regenschirm herumgestanden hatte) auf ihn und noch ein paar andere Rekruten zeigte, um eine Gruppe zu formen, zuckte er nur bestätigend mit den Schultern. Er hatte nichts dagegen.
    Nur war er wirklich kein Taktiker, also würde er sich in die Diskussion hinsichtlich des weiteren Vorgehens nicht einmischen. Er murmelte nur leise etwas von "Zahnstocher" und "was größeres" vor sich hin, während er sich in der Umgebung umschaute. Mit dem kleinen Übungsgewehr fühlte er sich bei dieser Station - jedenfalls hinsichtlich dessen, was er bisher über die auf sie wartende Herausforderung erfahren hatte - einfach nicht wohl. Er brauchte etwas größeres. Eine schwere Waffe, wie er sie sonst gerne nutzte, würde er hier nirgendwo finden. Stattdessen fiel sein Blick auf einen umgestürzten Baumstamm. Der hier war viel zu groß für seine etwas kleinere Statur ... aber vielleicht würde er irgendwo noch einen handlicheren entdecken. Als Schutzschild würde er in dieser Station vielleicht etwas nützen ...

  • Die Walze.


    Der junge Mann zuckte mit den Achseln.
    "Schnell, ja, aber auch das Gleichgewicht muss man da halten. Das sind kompliziert aus." Nach ein paar Minuten des Durchatmens und des Zählens aller Knochen -alle vorhanden- stellte sich Sidar an den Start. Erst einmal anvisieren, hinrennen und versuchen auf die gottvedammte erste überhaupt raufzukommen. Seine durch die Stromstöße irritierten Muskeln fanden es zumindest alles andere als witzig und protestierten lautstark, als er auf der ersten Walze balancierte und dann sprang. Jeder# einzelne Oberschenkelmuskelfaser brüllte auf, doch er schaffte es zu landen und sich zu bewegen, aber es tat so weh. So verdammt weh. Aber es gab noch mehr zum Springen. Und obwohl er es versuchte, passte es nicht. Er knallte gegen die nächste Walze und landete unten - unfähig, einfach wieder aufzustehen und weiterzumachen. Das Hindernis packte er nicht mehr, das war ihm klar.

  • Ein Schatten huschte am Rande von Alvas Sichtfeld entlang.
    Zu groß für einen Bot.
    Bis sie hingesehen hatte, war die Gestalt schon fast wieder hinter einer Deckung verschwunden. War das... Adaeze?
    Sie hatte keine Zeit zu verschwenden, stemmte sich hoch und hastete Geduckt von ihrer Erdkuhle fort und rutschte einige Meter weiter in die Deckung eines weiteren Baumes, wo sie sich mit der Schulter an die Rinde presste und mit Argusaugen durch den dämmrigen Wald spähte.
    Gab es noch einen Bot?
    "Adaeze?" Zischte sie so leise wie möglich. Zu zweit waren ihre Chancen deutlich besser, da das mit der Tarnung ja nicht funktioniert hatte.

  • Das Geräusch von hastigen Schritten verriet ihr, dass Alva sich ebenfalls eine neue Deckung gesucht hatte. Einen Moment später hörte sie auch ihre Stimme.
    „Ich bin hier“, zischte Adaeze zurück. Sie richtete sich etwas auf und suchte mit den Augen kurz den Wald ab, bis sie meinte, Alva hinter einem Baum stehen zu sehen. „Ich glaube, einer fehlt noch.“


    Oh, das sah übel aus. Sidar war gegen die Walze geknallt und in das Wasser darunter geklatscht. Einen Moment wartete Kimiko ab, doch als klar war, dass er sich nicht selbst wieder aufrichten konnte, sprang sie in den Wassergraben und versuchte erneut ihm aufzuhelfen. Ihre Schulter protestierte jedoch immer mehr.
    „Wir brauchen hier Hilfe!“, rief sie dem nahestehenden Aufsichtspersonal zu.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Mimimimi war frustriert. Seitdem ihre Kolleginnen abgeschossen wurden, war sie ganz auf sich allein gestellt. Und zu ihrer Schande hatte sie den Gegner nicht aufspüren können. Deswegen schwebte Mimimimi zurück zum Ort, an dem Mi und Mimi abgeschossen wurden, um auf deren Rückkehr zu warten und die nähere Gegend im Sensor zu behalten.


    Das Aufsichtspersonal wurde gerufen, das Aufsichtspersonal kam herbei geeilt. Zwei Sanitäter nahmen sich dem sichtlich malträtierten Sidar an. Nach kurzer Untersuchung stand fest, dass der Rekrut vor ihnen kaum noch in der Lage war, das Training erfolgreich zu beenden. Kurzerhand wurde ein Zettel mit der Aufschrift „DNF“ auf seine Brust gepappt und der Rekrut auf eine Trage verfrachtet, um anschließend zur Gesundheitsstation gebracht zu werden.
    „Denkst, du kannst noch weitermachen?“, wurde Kimiko von einer jungen Sanitäterin gefragt.


    Iggys Taktik, die er sich möglicherweise von den Alliierten im zweiten der drei Weltkriege auf der Erde abgeschaut hatte, war überaus effektiv, griff sie doch eine eklatante Schwäche in den Taktikroutinen der Roboter an. Zu viele Ziele gleichzeitig überforderten nämlich die Algorithmen der fröhlichen Überbringer von Schock und Freude, wodurch sie eine gewisse Verzögerung in ihrer Reaktion besaßen und dadurch wesentlich leichter als erwartet abgeschossen werden konnten. So schafften es dank Iggys Plan eine Großzahl von Rekruten trotz ausbaufähiger Teamarbeit bei ihrem ersten richtigen Versuch durch diese fiese Etappe.
    Die Etappe, die darauf folgte, war schon wieder fast langweiliger Standard. Eine Hindernisbahn. Normalerweise erwartete man einen solchen Parcours am Anfang eines solchen Marathons, doch fast gen Ende zeigten die einzelnen Übungen, die man hier absolvieren musste, ihren unnachgiebigen Charakter. Viele Rekruten waren mittlerweile erschöpft, und jede kleine Kraftanstrengung wurde zur Tortur. Auch Yuzuki spürte bereits, dass sie an ihre Grenzen stieß. Die abwechslungsreichen Aufgaben vorher hatten dafür gesorgt, dass sie sich schneller verausgabt hatte als sie geglaubt hätte. Klar, durch dichte Wälder streifen war eine Sache, und erforderte auch Ausdauer, doch das hier? Das war eine ganz neue Stufe des Wahnsinns.
    So war die junge Frau schon an dem ersten Hindernis des Parcours herausgefordert, eine 220 Zentimeter hohe Eskaladierwand aus massiven Holz, an der man sich ohne Hilfe hinaufziehen musste, um auf das Plateau zu gelangen. Nur mit Hilfe eines Sprints und des Skills, den sie schon beim Wall der Verdammnis gezeigt hatte, konnte sie sich nach oben katapultieren. Danach ging es vom Plateau aus über einen schmalen Schwebebalken, wo in zwei Meter Tiefe ein Schlammbad auf einen wartete. Den Schwebebalken meisterte Yuzuki noch mit Bravour. Ebenso das darauffolgende Übersteigen von Stolperdrähten, die über knapp zwanzig Meter Länge wild über den Boden gespannt worden waren, und an denen man sich nicht verheddern durfte. Die darauffolgende Steigbahn, ein 45 Grad ansteigendes Hindernis in Form einer glatten, zwei Meter hohen Holzrutsche, welche mit Anlauf erklommen werden musste, brachte Yuzuki in keine Probleme. Yuzukis Kryptonit war das letzte Hindernis, eine drei Meter lange, horizontal aufgebaute Leiter, unter der man sich mit seinen Händen von Sprosse zu Sprosse hangeln musste. Bevor Yuzuki sich an die Leiter wagte, ahnte sie bereits, dass das nicht einfach werden würde. Fieberhaft hatte sie ihr Oberstübchen nach Tricks und Kniffe durchsucht, um ihr das Überwinden einfacher zu gestalten, nur war zu ihrer Schande ihr nichts eingefallen. Yuzuki knurrte verbittert und begann sich mit ihren Händen an die erste Sprosse zu hängen. Ihre Beine baumelten in knapp einem Meter Höhe über der schlammigen Oberfläche. Yuzuki biss sich auf die Unterlippe, denn sie merkte bereits, wie ihre Finger langsam vom Holz wegrutschten. Würde sie sich nicht beeilen, sie würde sobald im Dreck landen. Ihre rechte Hand schnellte nach vorne um an die nächste Sprosse zu gelangen, und sie zog dann auch gleich die Linke hinterher. Beim Greifen nach der nächsten Sprosse verlor sie jedoch den Halt, ihre schlanken Finger lösten sich vom Holz und sie sauste ungebremst nach unten in den Schlamm.
    Schmerz durchflutete ihren Rücken, mit dem sie gelandet war.
    „FUCK!“
    Mit finsterer Miene richtete sich Yuzuki auf. Dass dann allerdings noch ein Typ vom Personal ihr sagte, sie müsse wegen des Versagens zehn Liegestützen vollführen und dann die Übung erneut wiederholen, setzte dem ganzen die Krone auf. Todesblicke wurden auf den Überbringer schlechter Nachrichten abgefeuert, ehe sich Yuzuki wieder in den Schlamm warf, um die zehn Liegestützen unter extremer Kraftanstrengung auszuführen. Sie fragte sich ernsthaft, wie sie diese bekloppte Leiter überwinden sollte, wenn sie nach jedem Scheitern zusätzlich noch Liegestützen absolvieren musste. Logik?! Nirgends zu sehen! Und wenn sie es richtig vernommen hatte, musste sie es wie oft noch versuchen? Vier mal?
    „So eine abgefuckte, verfluchte ...“, begann Yuzuki ungehalten zu fluchen, während sie erneut nach oben auf das Hindernis kletterte. Doch sie scheiterte erneut. Ihr fehlte die Kraft für das Überwinden des Zieles. Die Kraft zum Zetern war allerdings durchaus noch vorhanden, und so sollte dies wohl die längste Litanei von Flüchen und Schimpfwörtern in der Geschichte des Paragonprogramms werden.


    Während Yuzuki also einen äußerst eigenwilligen Rekord aufstellte, und deswegen im Feld zurückfiel, erreichten andere Rekruten nach einer kurzen Schlammstrecke die vorletzte Station. Sie trug den wundervollen Namen „Pizza Diavolo“, und bestand aus einem großen Pavillon, auf der Tische und Stühle aufgebaut worden waren. Sobald man den Pavillon betrat, lief die Zeit. Für was? Auf jedem Tisch befand sich ein Stapel leicht verstärkter Spielkarten mit Pizzamotiv. Man sollte daraus innerhalb von drei Minuten ein dreistöckiges Kartenhaus bauen. Was dank des ganzen Adrenalins und der Erschöpfung alles andere als leicht werden würde.
    Wer es nicht schaffte, würde als Strafe erneut den Hindernisparcours durchqueren müssen, bevor er sich zur letzten Station begeben durfte.



    OOC: Wir machen mal einen kleinen Sprung, damit wir im Plot vorankommen. Wenn wer noch was koopen will, oder eine Rückblende schreiben will, dann darf er das gerne machen. Sorry für die kleine Pause. :)

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    Just Monika.

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  • Hans hatte nach längerem Suchen einen dicken Baumstamm gefunden, der eine große Fläche einnahm, aber dennoch für seine Körpergröße gerade noch handlich war. Als er ihn hochheben wollte, musste sich der Rekrut dennoch kurz wundern - der Baumstamm war für diese Art Holz erstaunlich schwer. Sich nicht weiter darum kümmernd und vollkommend vergessend, dass er sich hier in einer Raumstation und nicht in der natürlichen Wachstumsumgebung für echte Bäume befand, hatte er das Ungetüm empor gehoben und als 'Schutzwall' in den gemeinsamen Ansturm getragen.


    Die Roboterheckenschützen waren wohl auf einen koordinierten - oder eigentlich nur überfallartigen - Ansturm so vieler Rekruten auf einmal nicht gewappnet gewesen. Und so schafften es fast alle der kleinen Militärbewegung beim ersten Anlauf durch das Sperrfeuer. Hans hatte sich in der Nähe von Yuzuki und Calen aufgehalten und war mit seinem riesigen Baumstamm vornweg geprescht. Nicht wenige Rekruten waren so den fiesen Stromattacken der kleinen Albtraumbälle aus dem Weg gegangen.


    Auf der anderen Seite des Waldstücks angelangt, hatte Hans den Baumstamm zu Boden sinken lassen. Nach diesem Kraftakt war selbst für ihn vorerst schluss. Für geschlagene zehn Minuten hatte er pausieren müssen, ehe sein neu geweckter Ehrgeiz ihn weiter trieb.


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    Anders als bei Yuzuki war für Hans gerade der erste Teil des Parcours der schwierigste. Wie bereits bei der Betonwand ganz am Anfang hatte der kleine, kräftige Mann Probleme damit, die Eskaladierwand empor zu steigen. Zwar waren 220 Zentimeter nicht unbedingt eine unerreichbare Höhe, jedoch war selbst mit Anlauf wenig zu machen. Außerdem handelte es sich um eine massive Holzwand, wie Hans schmerzlich feststellen musste, als er versuchte, sich mit einem kräftigen Faustschlag eine Trittkerbe zu schlagen ...
    Erst nach dem fünften Anlauf bekam Hans schließlich die obere Kante der Wand zu fassen und zog sich ohne weitere Probleme nach oben. Der Schwebebalken, die Stolperdrähte und auch das Steighindernis waren keine wirklichen Probleme. Trotzdem spürte auch Hans so langsam, dass das Training an die Reserven ging. Sie waren nun bereits seit mehreren Stunden unterwegs - und jede Aufgabe stellte sie vor neue Herausforderungen.


    Die Sprossenleiter war dagegen keines. Hans hangelte sich von einem Stab zu nächsten. Das Holz war zwar glitschig, aber glücklicherweise lagen die Sprossen nicht allzu weiter auseinander, sodass dieses Mal die Körpergrößse des Soldaten keine Rolle spielte. Einen Preis in Form hätte er zwar nicht gewonnen, aber Hauptsache, er war auf der anderen Seite angekommen.


    Das Adrenalin schoss in Stößen durch seinen Körper. Genau das richtige für einen Außeneinsatz - nicht jedoch für dieses Evaluationstraining. Das Kartenhaus in der nächsten Station fiel bereits nach dem ersten Trio in sich zusammen. In den Bars seines Heimatmondes hatte er seine Freunde immer ausgelacht, wenn sie bei Langeweile einen solchen Turm zu bauen anfingen. Nun wünschte er sich, er hätte früher mehr Interesse gezeigt. Denn die Strafe war hart. Den Parcours erneut. Von vorne.


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    Schnaufend und nach zweimaligem Abschluss des Parcours nun deutlich angeschlagen trabte Hans in Richtung der letzten Station. Das war auch das einzige, was ihn momentan noch begeistern konnte ... die Aussicht auf ein baldiges Ende dieses Trainings. Mittlerweile fragte er sich bei jedem müden Schritt, was genau sich die Ausbilder eigentlich dachten. Kein Anfänger hatte nur den Hauch einer Chance. Selbst Rekruten, die schon eine Zeit lang beim Militär gedient hatten - so wie er - stießen an ihre Grenzen. Sein Magen knurrte ... hoffentlich war die letzte Station ein Wettessen ...

  • Ihm gefiel es nicht, dass Iggy ihn zurechtstutzen musste aber er hatte recht. Er durfte nicht so emotional werden. Dieser verdammte Kurs war noch lange nicht zu Ende und er konnte keine weitere Ablenkung gebrauchen.
    Also fasste er sich ein Herz und rief seinen Körper zum Schlussspurt auf. Er kam wieder in seinen Trott und arbeitete die kommenden Herausforderungen wie eine Maschine ab. Seine Konzentration ließ nicht nach, seine Kräfte dafür aber umso mehr. Sein behilfsmäßiger Verband von der ersten Station hatte sich bereits blutrot verfärbt und es suppte langsam durch. Seine Wunde wollte einfach nicht aufhören zu Bluten. Jede weitere Station beim Hindernislauf kostete ihn mehr Kraft und Zeit als üblich, doch er zog seinen Stiefel durch. Entweder komm ich mit einer akzeptablen Zeit am Ende hier raus oder ich falle Tod um. Ist beides gleich wahrscheinlich.
    Beinahe für jede Station brauchte er mehr als einen Anlauf, ebenso für die Konzentrationsübung bei den Kartenhäusern. beim dritten Anlauf glaubte er mehr mit Glück als allem anderen durchgekommen zu sein und noch bevor er im Laufschritt die letzte Station erreichte, wurde ihm schwarz vor Augen und er landete bewusstlos im Dreck.


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  • Reo dachte immer, er wäre ein fitter Mensch gewesen. Dieses Evaluierungstraining jedoch brachte ihn an seine Grenzen. Hindernis auf Hindernis. Alle erdenklichen Fertigkeiten wurden getestet. Natürlich musste man mit soetwas rechnen, der Name kam ja nicht von ungefähr. Aber die schiere Länge dieses Trainings war schon eine Herausforderung an sich. Auf Grund der ein oder anderen Strapaze war es sowieso nicht mehr möglich, unter den besten zu landen. Reo konzentrierte sich daher lieber, seine Ausdauer etwas zu schonen, selbst wenn ihm das den ein oder anderen Platz kosten würde.
    Nach und nach schaffte er es auch, die Hindernisse zu überwinden, gemeinsam mit Sidar und Kimiko. Ersterer traute sich dann auch als erstes an das nächste Hindernis, die Walzen. In einem kurzen Schockmoment sah Reo Sidar stürzen. Bevor er jedoch reagieren konnte, da Sidar liegen blieb, eilte Kimiko schon los. Erst nach kurzem Zögern ging auch Reo los. Da war das Aufsichtspersonal allerdings schon da.
    Mitleidig sah er auf den armen Sidar. Er musste heute schon einiges mitmachen, und dieser Aufkleber "DNF" zeugte nicht gerade von großem Respekt, den er sich in Augen Reos durchaus verdient hatte. Für das Entfernen dieses würde er aber sicherlich mit Liegestützen bestraft werden... oder schlimmeren. Wobei, schlimmer als die hunderte von Liegestützen, die die anderen absolvieren mussten, konnte es ja auch kaum sein.
    Reo blickte besorgt zu Kimiko, meinte aber zuversichtlich. "Wir schaffen das doch, oder? Für Sidar?"

  • Sidar selbst bekam nicht einmal mehr alles mit. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ganz flach,jeder einzelne Atemzug schmerzte. Noch viel mehr als das tat allerdings weh, dass er es nicht geschafft hatte, diesen Test zu schaffen. Er, der so gut immer gewesen war in allem. Er, der voller Elan hergekommen war. Vielleicht war das doch nicht so eine gute Idee gewesen? Er hielt die Augen einfach geschlossen, jetzt wollte er niemanden sehen...


    Calen hatte sich im Endeffekt eher zurückgehalten und stattdessen sehr viel die anderen beobachtet, während sie durch das Waldgelände schlichen. Einmal hatte auch er einen der Roboter abgeschossen, präzise und schnell, ansonsten war er recht unauffällig mitgegangen. Dafür lernte er mehr und mehr über seine neuen Kameraden, die er in den nächsten Jahren wohl an seiner Seite haben würde. Dadurch, dass sie nun mit einigen das Hindernis probierten, konnte er sich zurücknehmen und sparte sich einige Kraft dabei. Viele wollten wohl aufzeigen und sich hervortun, er nicht. Das hatte er nicht nötig, er wusste ja, dass er gut war. Schließlich hatte er den Wald hinter sich gelassen, blieb kurz stehen und schüttelte seine Glieder durch, bevor er wieder lostrabte. Im Ganzen wurde definitiv Ausdauer getestet, und er war heilfroh, dass das bei ihm lange schon kein Thema mehr war.
    Bevor Calen den Parcours begann zu überwinden, besah er sich diesen. Praktisch nichts unbedingt Schwieriges, allerdings war das Ganze sehr perfide, denn ihm war klar, dass das keineswegs eine so einfache Sache werden würde wie es schien. Das erste Hindernis war dennoch kein Problem, schließlich war seine Größe bei derartigen Dingen vorteilhaft. Der Schwebebalken gab ihm einen kurzen Schreckmoment, als er kurz die Balance verlor, konnte sich aber noch abfangen bevor es fies wurde. Die Stolperdrähte gefielen ihm beinahe -fast hatte er ja eine kleine Bombe irgendwo erwartet, schade- da das reine Konzentration war. Die Leiter... Stirnrunzelnd beobachtete er, wie Yuzuki Bekanntschaft mit dem Schlamm machte und der folgenden Strafe. Allerdings hatte er Arme und Hände ja gut schonen können, und er trug seine Handschuhe, die ihm noch mehr Grip verschafften als es nackte Haut vermochte. Dank seiner langen Armen konnte er auch mehrere Sprossen übergreifen - drei Meter waren nicht so lang. Aber der letzte Meter hatte gezehrt, er spürte seine Armmuskeln deutlich, so dass er wieder kurz pausierte und diese durchschüttelte. Calen konnte nicht nachvollziehen, dass so viele blindlings weiterstürmten. In seinem Leben hatte er gelernt, dass man besser mit den Kräften haushalten musste, sonst war man tot. Keiner hier würde länger als eine Woche auf seinem Heimatplaneten durchhalten - nun, vielleicht einige Wenige, doch die meisten waren viel zu impulsiv. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Züge, als er die Kartenhäuschen sah. Spielereien....


    Schließlich trabte er dem letzten Hindernis entgegen. Ja, er spürte, dass er selbst bereits ziemlich müde war. Doch Müdigkeit und körperliches Unwohlsein machten ihm nichts aus - nachlassen war der Tod.


    Dajana war derweil am überlegen, aufzugeben. Der Wald war dank der anderen nicht so schlimm gewesen, doch jetzt saß sie vor dem ersten Hindernis des Parcours und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie war erschöpft, sie hatte Hunger und Durst, und das Ding schien so unendlich hoch, unüberwindbar...

  • Adaeze und Alva (Fara und Kata)


    Einer fehlte also noch, na toll... Wie lange die betäubten Bots wohl noch schliefen? Verlängerte es ihre Auszeit wenn man noch einmal auf sie schoss, nur zur Vorsicht?
    Alva spähte umher, als unerwarteter Weise der fehlende Bot zu den ausgeschalteten Artgenossen schwebte... einfach so... ohne Deckung. Ob das eine Falle war? Andererseits hatte Adaeze nur einen weiteren Bot wahrgenommen, nicht wahr?
    Ruhig und hektische Bewegungen sowie Geräusche vermeidend legte Alva an und schoss auf den Bot mit den Schockgranaten.


    Wie auch immer es Alva fertig kriegte, sie verfehlte den Roboter aus dem Hinterhalt. Grummelnd wirbelte Mimimimi herum, sah die Übeltäterin und feuerte eine Schockgranate in ihre Richtung. Die Entfernung war jedoch recht hoch, Mimimimi konnte sich also nicht sicher sein, einen Volltreffer zu landen. Deswegen begann Mimimimi in Richtung eines aus dem Boden ragenden Felsbrocken zu schweben, um dahinter dann hoffentlich in aller Seelenruhe nachladen zu können.
    Mimimimis Schockfreundinnen würden noch ganze 120 Sekunden schlafen.


    Verdammt! Kaum sah sie, dass Alvas Schuss daneben ging, da legte Adaeze schon an und schoss ebenfalls. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass Alva rechtzeitig zur Seite gesprungen war.


    Das war nicht gut. So überhaupt nicht gut!
    Alva hörte das "Fump!" der den Lauf verlassenden Schockgranate und nahm die Beine in die Hand.
    Sich selbst für ihre mangelnde Treffsicherheit verfluchend schlug sie einen Kurs ein, bei dem sie den Abstand zu Mimimimi beibehielt.


    Zum Glück für Alva hatte Adaeze anscheinend heute einen besseren Tag, was das Abschießen von beweglichen Zielen anging. Mimimimi fiel Adaezes Feuer zu Opfer, bevor sie die rettende Deckung erreichen konnte. Solange Alva und Adaeze nun nicht anfingen, zu viel Zeit zu vertrödeln, würden die Robos sich erst wieder reaktivieren, wenn es bereits zu spät war.


    Kurz durchflutete sie Erleichterung, doch Adaeze schob dieses Gefühl schnell beiseite, erhob sich und signalisierte Alva, dass sie sich beeilen sollten, bevor sie weiterlief, um diesen Wald hoffentlich endlich hinter sich zu lassen.


    Alva sah den Bot inaktiv werden und Adaezes Signal, welches sie mit einem Nicken kommentierte, ehe sie mit einem schnellen Sprint zu ihrer Kollegin aufschloss.
    "Klasse Schuss." Meinte sie. "Hoffentlich treffen wir nicht noch welche von denen."


    "Augen offen halten", riet Adaeze knapp und tat genau dies, während sie weiter durch den Wald liefen. Glücklicherweise trafen sie auf keinen weiteren Robotertrupp und verließen den Wald schließlich. Adaeze entspannte sich ein wenig, zumindest bis zur nächsten Etappe. Langsam aber sicher kam sie an ihre Grenzen.
    "Wie sieht's bei dir aus?", fragte sie Alva.


    "Der Sumpf hat genervt." Grinste sie zur Antwort. "Hab mir von ner Stromladung was gezerrt, sonst ist alles gut. Bei dir?"
    Eine jahrelange Ausbildung auf einer Welt mit erhöhter Schwerkraft machte sich selbst in diesem Evaluationstraining bemerkbar. Sie spürte die Anstrengung, aber auch, dass sie noch eine ganze Weile so weitermachen könnte.
    Zumindest wenn die Aufgaben nicht schon wieder irgendwelche schießwütigen Bots mit Elektroschockern beinhalteten.


    "Keine großen Verletzungen", antwortete Adaeze. "Aber morgen werde ich die Mutter aller Muskelkater haben", fügte sie grinsend hinzu. Es schien ihr fast so, als hätte Alva durchaus mehr Ausdauer, als sie selbst, und sie wusste nicht recht, ob sie das stören oder anspornen sollte.
    Schließlich kam die nächste Station in Sicht. Das sah aus wie...
    "Klassischer Hindernisparcours", kommentierte Adaeze. "Na dann mal los!"
    Sie lief auf das erste Hindernis, die Wand, zu, nahm kurz vorher Anlauf, sprang ab und begann sich an der Wand hochzuziehen. Kinderspiel.


    Alva schmunzelte und als das nächste Hindernis in Sicht kam gar noch mehr.
    "Na endlich. Den habe ich bisher echt vermisst." Mit geradezu neuem Elan sprang sie die Wand empor und schwang sich darüber als wäre es lediglich ein Sprungbock. Als sie auf der anderen Seite aufkam, merkte sie jedoch, dass selbst ihre Muskeln sich langsam meldeten, aber zum Glück dauerte das Evaluationstraining ja nicht ewig.


    Tatsächlich sorgte der Hindernisparcours dafür, dass Adaezes Lebensgeister wieder etwas mehr erwachten. Die unterschiedlichen Etappen waren auf ihre ganz eigene Art und Weise fordernd und abwechselnd, dabei jedoch nicht zu anstrengend. Sie verfiel recht schnell in eine aus dem Training wohl bekannte Routine und war schon fast etwas enttäuscht, als sie sich durch die Monkey Bars hangelte und den Parcours somit hinter sich ließ.


    Die Soldatinnen flogen geradezu durch den Parcours, fand Alva.
    Auf der anderen Seite warf sie einen Blick zurück und grinste vor sich hin. Sie waren die Ersten. Mit Abstand.
    Und dann kamen sie auch schon ans nächste Hindernis.
    Pizza Diavolo!
    Alva stand vor den Tischen mit den Karten, den Mund aufgeklappt. Da war keine Spur eines Grinsens mehr auf ihren Lippen.
    "Ja wollt ihr mich verarschen?" Entfuhr es ihr fassungslos.


    Auch Adaeze konnte den Kartenstapel zunächst nur anstarren, fasste sich jedoch deutlich schneller als Alva. Hätten sie sich ja denken können, dass gegen Ende ihre verbliebene Konzentration und ihre motorischen Fähigkeiten noch einmal auf die Probe stellen würde. Sie klopfte Alva auf die Schulter. "Bringt alles nichts. Ran da."
    Damit setzte sie sich, um sich an dem Kartenhaus zu versuchen.


    Alva seufzte theatralisch und setzte sich neben Adaeze, begann damit ein Kartenhaus zu bauen.
    Drei Minuten... das war doch lächerlich!
    Schnell standen die ersten sechs Karten zu drei Dächlein aufgerichtet. Steil, damit sie nicht auseinander rutschten.
    Zwei Karten fielen als Zwischendecke auf die erste Etage, dann ging es an das nächste Kartendächlein, welches Alva vorsichtig auf den Zwischenboden setzte. Die beiden Karten wackelten etwas und Alva stützte sie und... hatte die beiden Karten des zweiten Stockwerks in der Hand, nachdem das erste in sich zusammen gebrochen war.
    Grimmig stürzte sie sich in den nächsten Versuch.
    Zwei Karten aneinander gelegt, noch zwei daneben, noch zwei daneben. Zwei flach als Zwischendecke darauf, die Dächlein diesmal etwas breiter aufgestellt, damit sie stabiler standen, in der Hoffnung, dass der Untergrund nicht zu glatt war.
    Wieder folgten ganz vorsichtig die ersten beiden Karten des zweiten Stockwerks. Das Bauwerk hielt. Beim Versuch die beiden letzten Karten des Stockwerks auszurichten übte sie jedoch zu viel Druck von oben aus und alles stürzte in sich zusammen.
    Ein dumpfer Kehllaut des Unmuts erklang, ehe sie auf die Uhr sah und noch einmal ganz von vorn anfing.
    Aller Guten Dinge waren Drei. Die erste Etage stand schnell, mit breitem Fundament. Die Zweite Etage sah ähnlich aus, auch wenn die ersten Karten umgefallen waren und nun als Zwischendeckenverstärkung dienten, da Alva sie nicht herunter genommen hatte, sondern einfach neue Karten benutzt hatte.
    Die zweite Etage wurde mit einer Zwischendecke abgeschlossen, die vorsichtig darauf fallen gelassen wurde. Alva nahm die letzten beiden Karten für die dritte Etage auf und näherte sie hoch konzentriert ihrem Bestimmungsort, als das Signal erklang, dass ihre drei Minuten abgelaufen waren. Sekunden bevor sie das Kartenhaus beendet hatte.
    Frustriert schrie Alva auf und zerschlug zornig ihr fast fertiges Kartenhaus. Mit einem "Verdammt!" sprang sie auf und donnerte wie eine Lokomotive unter Volllast aus dem Zelt um den Hindernisparcours erneut zu absolvieren, ehe die anderen Rekruten zu ihnen aufschlossen.


    Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den Kartenstapel gerichtet, sodass Adaeze nicht wirklich mitbekam, wie es Alva erging. Sie griff nach den Karten, merkte dabei jedoch, wie ihre Finger zitterten. Verdammt! Zu viel Adrenalin in ihrem Körper. Vorsichtig begann sie die Karten aufzustellen, doch sie fielen sogleich wieder auseinander. Reiß dich zusammen!, wies sie sich selbst an und meinte, in ihrer inneren Stimme ihren Vater wiederzuerkennen. Sie nahm einen tiefen Atemzug und versuchte es dann erneut. Das Zittern in ihren Fingern verschwand und sie stürzte sich mit voller Konzentration auf ihre Aufgabe. Drei Kartenpaare unten, eine Zwischendecke, zwei Kartenpaare... Der Timer zählte bereits 2:50 Minuten. Noch eine Zwischendecke - 2:53. Adaeze spürte, wie ihr Schweiß über die Stirn lief. Vorsichtig legte sie die letzten beiden Karten an und.... es hielt. Der Timer stoppte bei 2:59 Minuten. Mit einem tiefen Seufzer ließ Adaeze sich kurz in ihrem Stuhl zurücksinken. Ihr Herz klopfte schnell und sie atmete schwer, als wäre sie gerade noch einmal durch den Hindernisparcours gelaufen. Im gleichen Moment schrie Alva frustriert auf und stürmte aus dem Zelt. Adaeze blickte ihr kurz hinterher, dann stand sie auf und machte sich ebenfalls auf den Weg nach draußen, jedoch um gemächlich weiterzulaufen. So wie sie Alva kannte, würden sie sich an der letzten Station sowieso wieder treffen.


    Von Wut und Enttäuschung, über ihr Unvermögen die dämlichen Karten richtig zu stapeln, geradezu beflügelt flog Alva beim zweiten Mal regelrecht über den Hindernisparcours. Der einzige schnellere Durchlauf hätte vermutlich darin bestanden die Hindernisse zu durchschlagen!
    Und da stand sie wohl kurz davor, wenn man sich die Zeit ansah, die sie für den zweiten Durchlauf benötigte.
    Zum Glück musste sie nicht noch einmal dieses dumme Kartenhaus zu bauen, da sie nun tatsächlich Zitterte, wenn auch nicht vor Anstrengung... nun, vielleicht ein bisschen vor Anstrengung, aber hauptsächlich weil sie sich über sich selbst aufregte.
    Adaeze hatte Pizza Diavolo bestanden. Alva trug es ihr nicht nach, aber es wurmte sie, dass sie nicht mehr gleichauf waren, sondern Alva nun nur noch die Zweitplatzierte war.
    Was gab es besseres um sich abzureagieren als zu rennen wie eine Bekloppte?
    Daran sich Kräfte einzuteilen dachte sie jetzt im Moment nicht mehr.

  • Iggy schaute zufrieden auf die Station zurück – der Großteil der Rekruten hatte es geschafft, den ein oder anderen Verlust musste man hinnehmen wie eine Art Gambit beim Schachspiel. Dabei wollte Iggy selber nur mit heiler Haut durch diesen Kiefernforst kommen, der Versuch mit Nolan hatte ja gezeigt wie schwierig diese Station war.
    Durch die herumschwirrenden Blechbüchsen ist das Teilnehmerfeld wieder zusammengeballt worden, eiligst versuchten sich die ersten davon abzusetzen. Die bisherigen Ertüchtigungen waren jedoch selbst für trainierte Sportskanonen strapaziös gewesen und so beschloss Iggy ab sofort minimalistischer vorzugehen keiner wusste wie lange das Training noch dauern würde. So schlug er denn ein moderates Tempo an um an die nächste Station zu gelangen. Das erste Hindernis erforderte schon wieder volle Leistungsfähigkeit, doch anstatt kräfteraubend über einen Klimmzug in den Stütz zu springen hängte er sein Bein an der Oberkante ein und rollte sich seitlich über die Wand ab. Die anderen Übungen auf der Bahn erforderten etwas Konzentration und Schnellkraft, die Iggy locker bei Bedarf abrufen konnte und auch die Hühnerleiter mit den Sprossen stellten für einen Asketen wie ihn kein wirkliches Hindernis dar.
    Als er bei der nächsten Station ankam wusste er was er heute Abend essen wollte, hoffentlich gab es hier eine gute Pizzeria mit scharfen Pepperonis! Das nach den körperlichen Anstrengungen ein Konzentrationsübung auf dem Programm stand ließ ihn schmunzeln. Trotzdem gestattete sich Iggy nun die Einnahme einer kleinen weißen Tablette die er mit einem Schluck Wasser zu sich nahm.
    Mit stoischer Gelassenheit begann er das Kartenhaus zu bauen, er war schon beim letzten Dreieck in der obersten Etage angekommen als er mit seinem Arm das Haus berührte. Die verbliebene Zeit war zu kurz um von vorne zu beginnen. Gemächlich absolvierte er die Hindernisbahn ein zweites Mal. Die Pizza Diavolo wurde ebenfalls im zweiten Durchgang erfolgreich abgevespert und er kam tatsächlich noch als einer der ersten an der nächsten Station an.


    -


    Der Körper streikte nun endgültig, neben den immer häufiger werdenden Krämpfen verfestigte sich die Muskulatur immer mehr. Der untrainierte Körper zeigte seinem Besitzer gnadenlos die Grenzen auf. So erreichte Phil als einer der letzten den Kiefernforst, gerade noch rechtzeitig um in einer Welle mitzuschwimmen. Zwar wachten hier und da die ersten Roboter schon wieder auf doch schienen sich alle in enthusiastischer Manier auf sie zu stürzen. Eine Schockgranate explodierte irgendwie in der Nähe und Phil wurde von den zurückweichenden Körpern zu Boden gerissen, ein Tritt auf seinen Hinterkopf bescherte ihn ein klassisches Knockout. Starke Arme hoben ihn auf, den Rest der Strecke musste er getragen worden sein.
    Als er wieder erwachte lag er in der Nähe der Hindernisbahn mit freien Blick auf die Wand. Hier sah er wie sich die letzten Rekruten über die Wand mühten, selbst mit Räuberleiter ein teilweise klägliches und aussichtsloses Unterfangen.
    Seine Finger tasteten nach der schmerzhaften Beule auf seinem Hinterkopf als er der Anwesenheiteines Sanitäters gewahr wurde.
    Rien ne va plus,“ sagte er zu diesem wobei er seine Hand leicht hin und her bewegte. In seiner Vorstellung schwang Phil dabei eine kleine weiße Fahne, er wusste aber nicht ob das Aufsichtspersonal diese Geste verstand…


    -


    Dank seiner Kraft und Größe überwand Bruno die Wand ohne Probleme doch sein „motorisches Geschick“ ließ ihn vom Schwebebalken einen Abgang machen. Beim zweiten Versuch blieb er an den Stolperdrähten hängen und fluchte irgendetwas von „farbig machen“ vor sich hin. Die Holzrutsche forderte sein ganzes Geschick bevor er endlich vor der „Hühnerleiter“ stand.
    Normalerweise kein Problem für ihn, denn Bruno besaß unglaubliche Kräfte. Aber eben Kraft und nicht Kraftausdauer, er konnte zehn schwere Bohlen auf einmal tragen aber zehnmal eine schwere Bohle brachte ihn an seine Grenzen. So rutschte er erwartungsgemäß ab und absolvierte seine wer weiß wievielte Strafliegestütze. Der große Hüne war nun richtig platt und konnte selbst anderen keine Hilfestellung mehr anbieten. Im Kiefernforst hatte er zudem Phil getragen als dieser zu Fall gekommen war, Bruno hatte extra bis zu letzten Einheit gewartet. Da der „Knabe“ ohnmächtig war transportierte er ihn zur nächsten Station indem er ihn sich einfach über die Schulter warf.
    Bei der Bahn legte er ihn dem Aufsichtspersonal vor die Füße:
    „Kümmert euch um den und schickt ihn ins Bett,“ gab er zu verstehen.
    Nun fühlte sich Bruno selber bettreif als er vor dem Pavillon stand, eine Riesenpizza wäre ihm jetzt viel lieber. Wurstfinger und Feinmotorik wollten an diesem Tag auch nicht mehr zusammenkommen. Beim ersten Versuch schaffte er nicht einmal die Karten zum Stehen zu bringen, jede Menge Spucke dienten beim zweiten Versuch als Kleber, immerhin zwei Dreiecke "schwammen" auf diese Weise bevor die Zeit unbarmherzig zuschlug.
    Da er als Strafe wieder den Hindernisparcour durchlaufen musste besserte sich seine Laune nicht unbedingt. Leicht gereizt betrat Bruno ein drittes Mal den Pavillion. Sauber nahm er den Kartenstapel in die Hand und zerriss ihn. „Das soll mal jemand nachmachen,“ rief er wütend und warf die Karten wie Konfetti in die Luft. „Wo bleibt mein Bier?“ raunzte er das nächstbeste Aufsichtspersonal an, "die Verpflegung auf der Arbeit ist ja wohl unter aller Sau!“

  • Sidar war mittlerweile auf der Gesundheitsstation gelandet. Nach einer Eingangskontrolle wurde festgestellt, dass der junge Rekrut nicht ernsthaft verletzt war und einfach nur am Ende seiner Kräfte war. Er wurde in die Sektion Blau verlegt. Dabei handelte es sich um große Säle, in der zahlreiche Krankenbetten aufgestellt waren, auf denen malträtierte Soldaten ohne ernsthafte Verletzungen sich von den Strapazen der Ausbildung auskurierten. Es herrschte dort reges Treiben, genesende Rekruten schnatterten miteinander, Kameraden kamen auf einen Krankenbesuch vorbei, andere schliefen oder zogen es vor, einen Roman zu lesen. Ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen leistete derweil das Krankenpersonal dort seine professionelle Arbeit.


    Brunos Wunsch wurde natürlich Folge geleistet. Der junge Rekrut namens Phil war schließlich komplett am Ende. Die Sanitäter klebten ein DNF-Zeichen auf seine Brust und dann wurde der junge Rekrut auch abtransportiert. Wie es der Zufall wollte, würde er das Bett neben Sidar auf der Gesundheitsstation zugewiesen bekommen.
    Das Sicherheitspersonal bei der Pizza Diavolo war jedoch etwas verwundert über Brunos Verhalten. Hatte er nicht die Regeln verstanden? Wenn das Kartenhaus beim ersten Versuch nicht klappte, musste er diese Station nach der Strafe – ein weiterer Durchlauf des Hindernisparcours – nicht erneut in Angriff nehmen. Diplomatischer als erwartet versuchten sie Bruno beizubringen, dass er diese Station nun überspringen und sich zur letzten Etappe aufmachen durfte.


    Da es zu Dritt bekanntlich am Schönsten war, würden Sidar und Phil Gesellschaft bekommen. Nolan hatte Glück, dass jeder Zentimeter des Evaluationstrainings überwacht wurde. Es dauerte keine zwei Minuten, bis das Notfallpersonal bei ihm aufschlug und ihn ebenfalls abtransportierte. Das Notfallpersonal war im Übrigen nicht wirklich mit der Härte des Trainings einverstanden, denn je brutaler es war, desto mehr Arbeit bekamen sie. Und ehrlich gesagt hatten sie auch schon ohne Wests überbordende Ambitionen mehr als genug zu schuften.


    Die letzte Station thronte erhaben auf einer großen, freien Ebene. Was die Rekruten nun erwartete, war nicht weniger als ein brachiales Final aus den schlimmsten Albträumen eines jeden Soldaten in spe. Die Rekruten mussten sich durch eine morastige Bodenvertiefung ohne Deckung kämpfen. Hatten sie die Suhle überwunden, mussten sie über eine freie Feldwiese hechten, nur um anschließend durch einen Teich zu schwimmen. Am Ende wartete eine heroisch wehende Flagge. Berührte man sie, war das Evaluationstraining zu Ende. Quer über das Gebiet verstreut in schwer geschützten Bunkern lauerten derweil die eifrigen Helfer Espionas, bestückt mit schmerzhaften Schockwaffen, um Rekruten den Garaus zu machen. Zurückfeuern war dank der exquisiten Verteidigung der Roboter praktisch unmöglich, und die Roboter würden die ganze Zeit freie Schussbahn haben.
    Wer glaubte, dass diese Etappe nicht bezwungen werden konnte oder einfach wie ein Feigling den Schwanz einziehen und in Schande vom Schlachtfeld verschwinden wollte, konnte auch alternativ durch das große Tor mit der Aufschrift ‚Ende des Evaluationstraining‘ schreiten. Was hier wohl von den Rekruten wirklich verlangt wurde?


    Yuzuki musste nach dem Hindernisparcours erst einmal eine Pause einlegen. Einige Rekruten zogen an ihr vorbei und sie rutschte weit zurück. Die Liegestützen, kombiniert mit dem wiederholten Fallen vom Klettergerüst, hatten ganze Arbeit geleistet. Glück im Unglück war Yuzuki jedoch deswegen konzentriert genug, als sie an der Pizza Diavolo ankam und auf dem ersten Versuch das Kartenhäuschen errichtete.



    _____
    OOC: Hoffe ich habe niemanden vergessen. :o

  • Mit einem äußerst widerwilligen Schnauben ließ sich Hans auf den Allerwertesten fallen. Er war bei der letzten Station angekommen, am Ende seiner Kräfte und in der extremsten Form aller Formen ratlos, wie weiter zu verfahren war. Vor ihm lag eine große Anlage, die aus Morast, freiem Feld und Wasserfront bestand. Eine Tortur an kräften, würde vermutlich bereits für das Absolvieren der Strecke benötigt werden ... wäre da nicht auch noch dieses seltsame leise Summen gewesen, das bereits an zwei der absolvierten Stationen erinnerte. Irgendwo schienen sich wieder diese verdammten Roboter zu verstecken. Aufgrund seiner Körpergröße konnte Hans sie jedoch nicht erkennen. Vermutlich lagen sie wieder wie Heckenschützen irgendwo versteckt ...


    Voller Sehnsucht blickte der Soldat zu dem zweiten möglichen Ausgang aus dieser Misere ... "Ende des Evaluationstrainings" ... warum gab es diese Möglichkeit überhaupt? War das ein Trick? Wozu war dann die Höllenanlage gedacht? Hans hatte keine Ahnung. Und sein Kopf schmerzte sowieso schon wegen Dehydration und der Anstrengung des ganzen Trainings. Er würde für die nächsten paar Minuten nicht weiter voran kommen - dafür war er viel zu erschöpft. Ein wenig auszuruhen war vielleicht die richtige Idee. Um Platz für die nachfolgenden Rekruten zu machen, schlurfte er deswegen an den äußersten Rand der nächsten Station, ließ sich dort erneut nieder und kramte in seinem Rucksack - in der Hoffnung, doch noch ein bisschen Proviant oder einen Schluck Wasser in der Feldflasche zu finden.

  • Das war sie nun, die letzte Station am heutigen Tage. Fast musste Iggy auflachen, als ihm der diabolische Plan des Übungsgeländes aufging. Wortlos schulterte er seinen Rucksack und spazierte durch das Tor ,Ende des Evaluationstraining‘.


    ...


    Als Phil das rege Treiben in der Gesundheitsstation gewahr wurde, durchdrang ein eigenartiges Gefühl seine Brust. Er war nicht der Erste und auch nicht der Einzige, der aufgeben musste! Erleichtert fiel er in sein Bett und der Körper erholte sich in einem kurzen, aber tiefen Erschöpfungsschlaf.


    ...



    Bruno war so richtig sauer. Warum haben sie ihn nicht schon vorher aus dem Verkehr gezogen? Darauf hingewiesen, dass er die vermaledeite Station nicht zu wiederholen brauchte? Am meisten war er jedoch stinkig über seine eigene Blödheit. Typisch Bruno, zu blöd um Anweisungen zu kapieren, schalt er sich selbst. An der letzten Station konnte er jedoch nur stumpfsinnig vor sich hin stieren. Die Fahne würde er nie im Leben erreichen, selbst ihm war klar, wie aussichtslos die Lage war. Andererseits will er nicht als Feigling gelten, der sich vor einer Aufgabe drückt. Sich totschießen lassen und mit erhobenen Kopf vom Schlachtfeld gehen war nach seinem Geschmack, immerhin hatte er es ja probiert. Die Frage war nur: Wie oft muss man diese Station hinter sich bringen?
    Etwas ratlos stand er in der Landschaft rum, bevor er sich an die Seite drücken musste: „Eh, mach mal Platz Großer“. Dort gewahrte er Hans und gesellte sich zu ihm.

  • „Eh, mach mal Platz Großer“
    Gehorsam und mit einem großen Grinsen im Gesicht rutschte Hans ein Stück zur Seite. Bruno ließ sich neben ihm nieder.
    "Ich sitz seit 'n paar Minuten hier ... immer noch keine Ahnung, was die von uns wollen. 's sind schon ein paar durch's Tor gelaufen, aber man kann nicht gut seh'n, was auf der anderen Seite mit den Jungs und Mädels passiert. Kann ja wohl nicht sein, dass sie so'n großes Feld aufbauen und dann nich' erwarten, dass wir's zumindest versuchen, oder?"
    Hans knabberte an einem abgerissenen Schilfstängel - das einzige, was er in seinem Rucksack gefunden hatte. Vermutlich hatte er sich im Sumpf irgendwie an seiner Ausrüstung verfangen.
    "Wir gehören sowieso zum vorderen oder mittleren Feld und zu der Gruppe, die's überhaupt so weit geschafft hat. Ich vermute mal, es macht nich' so viel aus, wenn wir hier am Rand für 'ne Weile beobachten."

  • Der Wecker klingelte viel zu früh. Yuzuki knurrte verschlafen einen Fluch, als sie sich in ihrem Bett aufrichtete. Die gestrigen Strapazen forderten ihren Tribut, ihr schmerzte wegen des Evaluationstrainings jeder einzelne Muskel. Yuzuki widersetzte sich den Sirenengesängen ihres Bettes, sich einfach wieder hinzulegen und sich ins wesentlich schmerzfreiere Traumfand zu flüchten. Ein Ort, an dem ihr kein brüllender Ausbilder auf die Nerven gehen würde.

    Denn das Schicksal hatte bereits seinen Pfad gewählt: Heute mussten die Rekruten wieder bei den Übungen und Seminareinheiten erscheinen, als wäre nichts gewesen. Die gestrige Tortur war wohl nur ein Vorgeschmack auf was sie sich in Zukunft tagtäglich gefasst machen konnten. Ob wohl schon wer jämmerlich das Handtuch geworfen hatte? Es gab nur einen Weg das herauszufinden. Zudem glaubte sie, unter den Rekruten jemand interessantes ausgemacht zu haben.


    Die Zeit heilte angeblich alle Wunden. Doch so manche Schmach würde auf ewig das Antlitz einer verletzten Seele zieren. Nur wenige konnten mit persönlichen Niederlagen gut umgehen. Es war wohl einer dieser Momente, in denen besonders jene Rekruten, welche das Evaluationstraining nicht erfolgreich beenden konnten, eine folgenreiche Entscheidung zu treffen hatten: War es lohnenswert, weiterzukämpfen oder war es klüger aufzugeben? Für Jacques war der Fall klar. Er würde die Ausbildung fortsetzen. Nicht, weil er etwa die Fehler in seinem Handeln eingesehen hatte, im Gegenteil: Er, der beste Soldat, den die Hegemonie je gesehen hatte, hatte alles richtig gemacht. Wäre nur nicht dieses verdammte Miststück in die Quere gekommen. Diese Rin Banani, oder wie auch immer dieses dumme Gör hieß. Er würde ihr lehren, dass man sich nicht mit einem Jacques Perth anlegte. Um den ganzen die Krone aufzusetzen, war bereits die für die Bestrafung verantwortliche Person erschienen und hatte ihm ein mysteriöses Armband umgelegt, welches sich nicht lösen ließ. Was es damit auf sich hatte? Bei der Person konnte es auf jeden Fall nichts Gutes bedeuten, das sagte ihm sein Instinkt als Supersoldat. Noch mehr als bei West hatten bei jener Ausbilderin alle Alarmglocken geschrillt, als Warnung, es sich bloß nicht mit ihr zu verscherzen.


    „Imperator Okonedo muss wegen eines erneuten Schwächeanfalls seine Reise nach Ihathlorith, die Kernwelt der Sukkuben, abbrechen. An seiner Stelle wird Botschafterin Liu Jinyan die Termine wahrnehmen. Gesprächspunkte sind unter anderem die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen, die Spannungen zwischen der Hegemonie und den Akyrac, als auch Angriffe von Menschen auf Sukkuben in hegemoniellen Gebiet. Letztere endeten stets unglücklich für die Aggressoren. Ihathlorith ließ ausrichten, dass diese Ablenkungen nicht sonderlich förderlich seien und es wohl kaum Sinn der Austauschprogramme sein könne, Menschen ein Grundverständnis von Anstand mithilfe präzis ausgeführter Kopfnüsse zu lehren.“ Admiralin Sundström verfolgte aufmerksam die Worte der Nachrichtensprecherin, welche auf auf einen großen Holoscreen zu sehen war. Jener erstreckte sich über einen Großteil der Wand, in deren Richtung die Sitzplätze, einem Amphitheater nicht unähnlich, ausgerichtet waren. Sundström war zutiefst bestürzt über den Gesundheitszustand des Imperators. Manche mochten ihn schwach halten ob seiner restriktiven Kriegspolitik und den starken Bemühungen, Konflikte mit den anderen Sternenreichen auf diplomatischem Wege friedlich zu lösen. Doch Sundström musste der Logik des obersten Diplomaten der Hegemonie Recht geben. Krieg sollte immer nur die Ultima Ratio sein, ein fast schon ketzerischer Gedanke für jemanden, der eine erfolgreiche Karriere bei der Flotte absolviert hatte. Während sie sich Sorgen machte, es entwich ihr sogar ein seltener Seufzer, feierten andere bestimmt die neuesten Nachrichten. Senatorin Delacroix galt als sichere Kandidatin für den Posten der zukünftigen Regierungschefin bei den anstehenden Wahlen, und sie war eine Hardlinerin, wie sie im Buche stand. Delacroix würde alles daran setzen, die Hegemonie alienfrei zu bekommen und das eigene Territorium mittels einer aggressiven Expansionspolitik zu erweitern. Ein geschwächter Imperator würde das alles für Delacroix noch einfacher machen. Zumindest befürchtete sie das. Unterdessen kam ein Rekrut nach dem anderen in den Saal, in welchem schon bald die erste Unterrichtseinheit des Fachs Strategie stattfinden würde. Und es stand heute eine wichtige Lerneinheit an, welche auch mit dem gestrigen Evaluationstraining zu tun hatte. Speziell die Ergebnisse der letzten Etappe hatten Kopfschmerzen unter den Ausbildern und Dozenten ausgelöst. Sundström nahm sich der Sache gerne mit eiserner Härte an und hatte exklusives Material aus dem allerersten bewaffneten Konflikt der Menschheit mit einer außerirdischen Spezies besorgt. Derweil, in den Schatten des Raumes, lauerte eine vertraute Gestalt, ihre dämonischen Augen fast schon bedrohlich funkelnd.


    Während immer mehr Rekruten zum Strategieseminar strömten, stand Ria Espinosa vor den Pforten des Vorlesungssaals und wartete auf eine ungezogene Rekrutin, welcher sie ein äußerst ungewöhnliches, aber in Rias Augen sehr fesches, Freundschaftsarmband schenken wollte. Schließlich hatte der gute West händeringend nach einer Beschäftigungstherapie für besonders ungehobelte Rekruten gesucht. Und wann immer West nicht sofort eine Lösung fand, wirkte er auf Ria wie ein begossener Pudel in einem Monsun. Da konnte man ja nur noch Mitleid haben.

    Und wer, wenn nicht die junge Ausbilderin selbst, war die perfekte Idealbesetzung für diesen Job?


    OOC: Zeitsprung auf den nächsten Tag, ihr könnt gerne Rückblenden koopen etc. Ergebnisse für das Evaluationstraining kommen dann auch noch in der Vorlesung von Sundström, jfi. :o

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    Just Monika.

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  • Hans erwachte in der Krankenstation. Mit einem hämmernden Kopf - und nicht einmal freiwillig. Eine Schwester stand neben ihm und hatte ihn anscheinend sanft wachgerüttelt.

    "Herr Gruber. Es wird Zeit. Die Unterrichtseinheit 'Strategie' beginnt in knapp einer Stunde."

    Mühsam setzte sich der Rekrut auf und hielt sich den dröhnenden Schädel. Die Stimme der Schwester war seltsam gedämpft zu ihm durchgedrungen. Was war gestern nochmal beim Evaluationstraining passiert?


    ---------

    [Letzte Station - der vorherige Tag (Coop mit Cold)]


    Hans erhob sich langsam aus dem Schneidersitz. Genug zugeschaut. Zeit, sich ins "Getümmel" zu mischen. Wobei Getümmel ziemlich übertrieben war. Ein Großteil der Rekruten hatte sich gar nicht erst zur letzten Station getraut, sondern war sofort durch das einladende und verheißungsvolle Tor zum Prüfungsende gerettet. Und die paar wenigen Rekruten, die sich an die letzte Station wagten, wurden einer nach dem anderen aufgemischt. Keine guten Aussichten für Hans ... allerdings war er nicht der Typ, der den einfachen weg einschlug. Wenn es eine letzte Station gab, dann sollte man sie auch zumindest in Angriff nehmen! Auf die Idee, dass die Prüfung vielleicht darin bestand, ein unüberwindbares Hindernis lieber zu umgehen, kam der junge Soldat überhaupt nicht.


    Stattdessen ließ er Bruno hinter sich, der ihm interessiert hinterherschaute. Hans nahm es ihm nicht übel. Nach dem Vorfall an den Stromdrähten war der Riese vermutlich noch immer angeschlagen. Und so schloss sich Hans für seinen ersten Versuch einer kleiner Gruppe an Soldaten an, die sich zu organisieren versuchte. Die Schlammsuhle war schnell betreten und bis zur Hälfte durchschritten, als das Bombardement begann. Aus den geschützten Bunkern schossen die kleinen Robotierchen mit ihren Schockwaffen und trafen den ersten Rekruten an der rechten Flanke. Dann den Rekruten an der linken Flanke. Dann den Hühnen, der ganz vorne durch den Morast hastete und sich versucht hatte, möglichst nah am Boden zu halten. Hans hatte gehofft, in einer Gruppe mehr Chancen auf ein Durchkommen zu haben, doch da hatte er falsch gelegen. Zwar schaffte er es mit drei Rekruten aus dem schlammigen Loch zu krabbeln und die ersten Schritte auf grünem Boden zu überwinden, allerdings traf ihn bereits nach fünf Sekunden Spurt ein Schockbolzen frontal in Brusthöhe. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen - und noch bevor sein Bewusstsein wiederkehrte hörte er die Pfeife eines Schiedsrichters, der ihn als "tot" markierte und herauswinken ließ.

    Seine zwei Kamerade hatten es vielleicht drei Meter weiter geschafft.


    Den zweiten Versuch ging Hans anders an. Nach einer knapp fünfminütigen Pause, um die schmerzenden Muskeln kurz von dem Schock erholen zu lassen, betrat er erneut die Schlammsuhle. Dieses mal jedoch allein. Ein Himmelfahrtskommando. Jedoch hatte er einen anderen Plan. Der Sumpf in Station drei oder vier? Da hatten diese Viecher doch auf Bewegungen reagiert? Alle Soldaten hier hatten es bislang mit einem Ansturm versucht, weil der Wald eine andere Art der Soldatendrohnen gezeigt hatte. Vielleicht war hier auch ein langsames Vorgehen die sicherere Variante? Er bezweifelte es ... schließlich hatte diese letzte Station eine ziemliche Ähnlichkeit mit einem realen Schlachtfeld verschanzter Streitkräfte. Und die würden Ziele nicht wie ein T-Rex bei Bewegungslosigkeit aus den Augen verlieren. Eigentlich sollte man die ganzen Stellungen mit Artillerie ausbomben, bevor man seine Rekruten anrennen ließ!

    Hans ließ sich sofort komplett im Schlamm versinken und schmierte sich so gut es ging von oben bis unten mit braunem schmierigem Zeug ein. Dann ließ er sich so nah es ging zu Boden sinken und robbte sich langsam ... ganz langsam vorwärts - am äußersten Rande des "Schlachtfelds".

    5 Meter ... 3 Meter ... irgendwann in den nächsten Sekunden wäre er in Schussreichweite. Je nachdem, wie die Viecher reagieren würden, konnte er immer noch kurzerhand den Rückzug antreten.


    Die Anführerin des „Bountyhunter from outta space“-Squads, Kommandantin Beeboop, genoss sichtlich das derzeitige Spektakel vor ihren Infrarotlinsen und Zielsensoren. Ein Wunder, diese Menschen! Gegen jede Logik und Vernunft rannten sie in Wellen ins Verderben. Und manche waren so deprimiert, dass sie sich schon eigenhändig mit Schlamm vollschmierten, damit sie vielleicht Mitleidspunkte bei Beeboops Robokolleginnen erhaschen konnten. Doch bei Beeboop war das vergebene Liebesmüh, denn sie selbst besaß ein Herz aus Titan. Und so gab sie ihren Kolleginnen in ihrem Bunker den Befehl, auf Hans das Feuer zu eröffnen, als er in Schussreichweite kam.


    Keine fünf Sekunden später ertönten die gedämpften Geräusche abgefeuerter Gewehre in der Ferne und das unheilvolle Heranzischen der Schockbolzen. Kein anderer Rekrut war in Reichweite - es war für Hans daher abzusehen, dass die Schüsse ihm galten. Und so schaffte er es tatsächlich sich mit seinem massigen Körper innerhalb der Schlammzone gerade noch rechtzeitig zur Seite zu werfen, damit ihn die erste Salve größtenteils verfehlte. Ein Schockbolzen traf ihn jedoch schmerzhaft am rechten Oberarm, sodass er wenig elegant im Matsch landete. Diese Roboter waren also genau wie im Wald. Keine Tricks - sie würden jeden zusammenballern und sich nicht so einfach ablenken lassen. Mit nur einer Hand versuchte Hans sich im Morast vorwärts zu schieben und wieder aus der Gefahrenzone zu kommen, als bereits der nächste "Kugelhagel" über ihn hereinbrach. Dieses mal war er für zwei weitere Bolzen zu langsam, die ihn am linken Bein und in der Hüfte trafen. Hans ging nicht zu Boden.


    Dennoch ertönte die Trillerpfeife und der Ruf "raus" ertönte. Hans blickte in Richtung des Stationspersonals, das ihm durch Zeichensprache darauf hinwies, dass die Schüsse in Bein und Arm nicht lebensbedrohlich gewesen wären, der Schuss in die Hüfte aber auf dem Schlachtfeld wohl zum Scheitern weiteren Vorgehens geführt hätte. Hans war zu müde, um sich gegen diese Darstellung zu wehren. Schließlich waren diese Schockwaffen auch nicht gerade von schlechten Eltern und er stand zumindest noch. So aber wurde er auf sicherer Route aus der Schlammgrube entfernt und hatte nur noch einen letzten Anlauf übrig ...


    "Scheiße!", stieß der Soldat aus und kickte nach einem unsichtbaren Steinchen in seinem Weg. "Die ham sie doch nicht alle! Dafür gibt's Strategen - die soll'n sich nen Plan ausdenken!" Hans spürte inzwischen so ziemlich alle Muskeln in seinem Körper. Selbst in seiner alten Baracke war kein einziges Training - geschweige denn Evaluationstraining - so an seine Kraftreserven gegangen. "Boah, ey ...!"

    Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck rannte Hans den Weg zurück, von dem er zuvor gekommen war. Er hatte eine letzte Idee ... wenn man das eine Idee nennen konnte. Seine bislang eigentlich noch hinnehmbare Zeit würde zwar darunter leiden, aber das war ihm in diesem Moment sowas von kack-egal. Der Soldat passierte das Rondell mit den Kartenhäusern und kam schnaufend am Parcours an. Dort hatte er den dicken Baumstamm zuvor liegen lassen. Unter leichtem Stöhnen nahm er diesen wieder auf und trabte zurück zur letzten Station. Knapp 20 Minuten später - für hin und zurück - war er wieder an der letzten Station, blickte zur Flagge auf dem Berg und rief die paar Rekruten zu sich, die tatsächlich noch einen Anlauf wagen wollten.


    Kurz darauf schob sich die kleine Gruppe am Rand des Schlachtfelds entlang. Hans hielt den Baumstamm wie einen Schild vor sich und versuchte so die von vorne einschlagenden Bolzen abzuwehren. Vermutlich würde das Stück Holz nicht ewig halten - musste es aber auch nicht. Die übrigen Rekruten, die sich hinter Hans langsam entlang bewegten, nutzten die Deckung, die sich ihnen bot. Sie sollten den Rücken und die Seite frei halten. So zumindest der simple Plan von Hans. Bislang waren alle Schüsse nur von vorne gekommen; unter anderem deswegen, da bislang so gut wie keine Herausforderer es tief in die verschanzten Positionen der Roboter geschafft hatten. Irgendwann lägen aber Bunker auch im Rücken ...

    Und so schob sich die kleine Kompanie durch das Schlammland. Einfliegende Bolzen trafen bislang nur den Holzschild. Auf der freien Wiesenfläche angekommen wurde im Trab vorgedrungen, die letzten - wirklich allerletzten - Energiereserven angezapft. "Letzter Versuch", schnaubte Hans und preschte vorwärts.


    Beeboop und ihre Kolleginnen schossen eifrig auf den wandernden Baumstamm. Hin und wieder landeten sie Streifschüsse an den äußeren Rekruten. Leider keine fatalen Treffer zu Beeboops Bedauern, war der Schusswinkel aus dem Bunker für sie ungünstig. Doch als das Kanonenfutter in spe die Wiese erreichte, war nicht nur der Schusswinkel für einige Roboter wesentlich besser geworden, konnten sie den Feinden nun praktisch in den Rücken feuern. Nein, sie waren auch nah genug an die Roboter herangekommen, die mit Schockgranatenwerfer bewaffnet waren. So hörte man das ominöse Geräusch abgefeuerter Granaten, während nun von praktisch allen Seiten Elektrogeschosse auf die waghalsigen Baumstammschubbser zugeflogen kamen.


    Es dauerte keine fünf Sekunden, da schlugen bereits die ersten feindlichen Granaten in die harte Rinde des Baumstamms. Und - fast schon wider erwarten - hielt der dicke Stamm den feindlichen Angriffen stand. Zumindest im Moment. Und so schaffte die kleine Gruppe es tatsächlich Boden gut zu machen. Unter den zu erwartenden Verlusten. Immer mehr Rekruten fielen dem Feindfeuer zum Opfer, das nunmehr nicht nur von vorne, sondern auch von hinten auf sie einprasselte. Die kleine Gruppe war sich aber wohl instinktiv bewusst, dass Hans der entscheidende Faktor für das Unternehmen war. Und so deckten sie den - wegen seiner Körpergröße wenig Angriffsfläche bietenden - Soldaten extrem gut.

    Die kleine Gruppe hatte es geschafft, ca. 1/3 der Wiesenfläche zu überqueren, als eine Granate die linke Flanke des Rudels aufmischte. Fünf Rekruten fielen hierdurch augenblicklich zu Boden - die Muskeln durch den Elektroschlag seltsam zuckend. Und sogleich spürte Hans, wie ein normales Schockgeschoss seinen linken Oberarm traf. Der schützende Baumstamm entglitt ihm sogleich dem festen Griff und sackte herunter. "Scheiße", entfuhr es ihm, während das Tempo des Vormarsches deutlich an Schwung verlor. Währenddessen wurden immer mehr Rekruten auch an der rechten Flanke von Geschossen dahingerafft. Granaten schlugen immer häufiger und zahlreicher in der Umgebung ein. Es war absehbar, dass auch dieser Anlauf nicht mit dem erhofften Sieg enden würde. Dennoch weigerte sich Hans einfach so aufzugeben. Mit schmerzendem linken Arm und unter heftigem Schnauben, hob er den Stamm wieder empor und begann weiter vorwärts zu trotten.


    Vier Rekruten schützten noch seinen Rücken. Dann waren es nur noch drei. Als Hans das verzweifelte Wimmern der letzten beiden Soldaten in seinem Rücken vernahm, wusste er, dass esihm wohl nur noch Sekunden blieben. Die kleine Gruppe hatte es bis zur Mitte des Schlachtfelds geschafft. Weiter, als so manch anderer Rekrut. Sie konnten wohl stolz auf sich sein? Im Militär würde das wohl aber niemand offen loben - schließlich war die Mission letztendlich trotzdem gescheitert. Einer der beiden Rekruten wurde zwischen die Schulterblätter getroffen und blieb zurück.

    Dann hörte man bereits die nächste Granate anfliegen. Hans entschied sich schnell. Mit aller verbliebener Kraft umklammerte er den Baumstamm am einen Ende, hob ihn in die Höhe und schwang ihn ausladend - dem anrauschenden Granatenhagel entgegen. Die Granaten trafen auf die splitternde Rinde, wurden von Hans wie von einem Pitcher beim Baseball in Empfang genommen und sodann dem Absender mit freundlichen Grüßen zurückgesendet.


    Gleichzeitig trafen Hans im unteren Bauchbereich mehrere Schockbolzen. Der Atem entwich laut seinen Lungen. "Fuck", presste er noch zwischen seinen Lippen hervor, ehe es erneut schwarz vor seinen Augen wurde. Dieses Mal wachte er jedoch nicht sofort wieder auf. Und so bekam er auch nicht mit, was mit dem letzten einsamen Rekruten, den er auf dem Schlachtfeld zurückließ, geschah.

    Hans‘ Baseballkünste kamen für die Roboter unterwartet. Alle bis auf eine Schockgranate verfehlten den Bunker von Kommandantin Beeboop. Die unheilbringende Granate landete jedoch direkt unter zwei schwebenden Robotern unter Beeboops direktem Kommando und schickte sie bei der Explosion in einen Schlummermodus, um das Diagnoseprogramm zu starten. Beeboop blieb davon unbekümmert. Der Sieg war nach wie vor ihrer.



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    [Gegenwart - Krankenstation]


    Die Übelkeit, die Hans kurz nach dem Aufwachen verspürt hatte, war inzwischen verflogen. Größtenteils dank des kleinen Frühstücks, das ihm die Krankenschwester gebracht hatte. Als er sich nach seinen Kleidern vom gestrigen Tag erkundigte, wurden ihm stattdessen neue aus seinem Kleiderschrank vorgelegt und der beim Feldtraining verwendete Nässeanzug in einer Plastiktüte überreicht. Anscheinend hatte der letzte Treffer eine etwas ungewollte Reaktion seines Magen-Darm-Trakts ausgelöst, wodurch er sich - die Krankenschwester beschönigte nichts - wohl "eingeschissen" hatte. Die Reinigung würde er selbst vornehmen müssen. Zumindest war der Kleidersack geruchsundurchlässig ...


    Zwanzig Minuten später schleppte sich Hans mehr schlecht als Recht durch die ihm noch immer unbekannte Raumstation. Seine Muskeln waren vollkommen übersäuert und schmerzten bei jeder Bewegung. Am schlimmsten schmerzten jedoch sein Rücken und der linke Arm. Trotz unzweifelhaft guter medizinischer Nachsorge, war der am gestrigen Tag erlittene Schaden wohl nicht vollkommen neutralisiert worden. So wie Hans die Armee kannte ... vielleicht sogar absichtlich.


    Als Hans am Vorlesungssaal ankam, salutierte er so gut es ging vor der dort wartenden Ausbilderin Espinosa und suchte sich sodann einen Platz im hinteren Drittel des Seminarraums. An der Holotafel stand groß "Stretegie". Hans seufzte ... das war so gar nicht sein Metier. Hatte man gestern vermutlich leicht sehen können. Hoffentlich verlangten die Dozenten keine Mitarbeit. Sein Kopf dröhnte nämlich noch immer und ein leichter Tinitus fiel ihm soeben auf. Perfekte Voraussetzungen für einen Unterricht, dem er auch ohne Handicap wohl nicht würde folgen können. Und so vergrub er für die letzten Minuten Freizeit das Gesicht in seinen großen Pranken umd das grelle Licht der Deckenbeleuchtung so gut es ging auszublenden ...