Calen sah vor dem Loslaufen noch einmal zu West und denjenigen, die derzeit mit Liegestützen beschäftigt waren. Diese eiskalte Ausstrahlung des Ausbilders war wirklich ziemlich gut. Er grinste kurz und lief dann los. Im Gegensatz zu den nach vorn Sprintenden war sein Laufen allerdings überlegter. Es machte keinen Sinn, loszustürzen wie ein Verrückter -oder eine Verrückte- wenn man nicht genau wusste, was einen erwartete. Trotzdem war er ziemlich weit vorne, einfach, weil er im Gegensatz zu vielen anderen längere Beine hatte, und selbst beim eher gemächlicheren und kraftsparenden Laufen recht flott war. Als er die Wand sah, schmunzelte der junge Mann beinahe. Ein richtiges Hindernis war das -noch- nicht. Wahrscheinlich sollten sie erst einmal warm werden. Jetzt erwies sich seine Körpergröße als ziemlicher Vorteil, denn er war schon so beinahe halb so groß wie die Mauer. Er sah nicht nach links und rechts, sondern sprintete aus einer gewissen Entfernung los, sprang hoch und brauchte sich nur einmal abzustoßen um das Seil zu erwischen, allerdings rutschte er an dem nassen Beton kurz weg, und schaffte es aber, noch nachzufassen, sich hochzuziehen und von oben herab auf den Rest unten zu sehen. Zwar hatte er Alva und Adaeze registriert, doch jetzt war er allein unterwegs und achtete nur auf sich. Rutschend im Schlamm gelandet, blickte er nach vorn. Hm. Das Ganze war wie geschaffen für einen oder zwei Hinterhalte. Wie es sein bisheriges Leben verlangte, stellte er sich um auf Alarmstufe rot und höchste Aufmerksamkeit. Noch immer schnell und präzise laufend erreichte er dann im weit vorderen Feld den Schießstand. Kurz blickte er sich um, aber eine Überraschung schien hier sonst nicht zu warten. Das Gewehr lag recht leicht in der Hand, und schießen liebte er ohnehin. Ruhig, präzise und ohne Eile nahm er sich die Scheiben vor. Er lächelte, denn das konnte er wirklich und er war nicht überrascht, dass das gut geklappt hatte. Konnte aber anders werden, wenn er einige Hindernisse mehr hinter sich hatte. Er schulterte das Gewehr wieder und weiter ging es, allerdings schaltete er wieder auf höchste Aufmerksamkeit.
Dajana schielte zu den armen Teufeln, die von dem Irren angebrüllt wurden. Na, das fing ja klasse an. Dann allerdings konzentrierte sich die junge Frau auf das was vor ihr lag, denn hier ging es ja auch um sie. Das Gepäck störte sie nicht so sehr, das empfand sie als weniger problematisch. Aber ihre Augen wurden groß, als sie sah, was sie da erwartete und sie wurde so langsam, dass irgendjemand in sie hinein rannte und in den Schlamm stieß - und sie anfluchte.
"Arschloch!" brüllte sie dem Typen hinterher, dann rappelte sie sich knurrend auf und lief auf das schier unüberwindbare Hindernis zu. Es gab ein paar, die einfach da hochkamen, ohne sich anzustrengen, aber das war wirklich nicht das, was sie gelernt hatte. Kraft, ja, das hatte sie, nur.. Sie war klein. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Hindernis und bemerkte dann, dass ein ziemlich großer Kerl eine Räuberleiter anbot. Erlichtert lief sie zu ihm.
"He, danke dir!" Es war trotzdem sauschwierig, aber der Mann konnte sie so weit heben, dass sie es schaffte, sich zappelnd und unelegant wie ein Käfer das Seil hochzuziehen, und ergriff oben angekommen noch die Hand eines anderen Rekruten.
"Na, danke dir." keuchte sie und sah zu den anderen, die noch Probleme hatten. Naja, es sollte trotzdem weiter gehen. Sie klopfte ihrem Kameraden auf den Rücken und sah zu, dass sie hinten wieder runterkam. Natürlich war sie weit abgeschlagen, was sie nicht so sehr störte. Immerhin hatte sie das geschafft! Joggend lief sie durch den Schlamm, der teils recht zäh war und kam an den Schießstand. Na geil. Ok, sie hatte erwartet, dass das auch kommen würde, aber jetzt schon? Seufzend nahm sie das Gewehr und schielte zu denjenigen, die schon Scheiben getroffen hatten. Konnte das denn so schwierig sein? Nach zwei Fehlschüssen auf die nächste Scheibe -und der Gewissheit, dass das Liegestützen bedeutete- wusste sie: japp. Also ließ sie sich viel, viel Zeit, visierte an, sah zu, dass sie nicht zitterte und traf zumindest mal das erste. Am Ende waren es insgesamt 120 Liegestütze - aber, sie hatte irgendwann getroffen, yay... Ächzend begann sie. Das konnte ja heiter werden, denn sie spürte schnell, dass das sehr, sehr mühsam war, auch mit eigentlich guter Muskulatur...
So schnell er konnte, rannte Sidar los. Das wollte er alles ganz flott hinter sich bringen. Das Gewicht am Rücken drückte, und das Gewehr nervte, da es hin- und herschaukelte. Er musste allerdings laut fluchen, als er die Mauer sah. Was dachten sich die Ausbilder nur? Das war alles echt Sadismus. Das brauchte wirklich niemand! Das musste doch gegen total viele Gesetze verstoßen. Ach Dreck. Er stand wie ein lebendes Fragezeichen vor der Mauer. Die anderen kraxelten da rauf oder ließen sich helfen - aber Bruno? Na, ne. Also nahm er Anlauf, rannte los, sprang ab und klatschte gegen die Mauser, prallte zurück und landete sehr unsanft im Schlamm.
"Na, so eine Scheiße..." Au. Au. Au. Was sollte jetzt machen? Das erste Hindernis schien viel zu viel...