Schattenwelt [Neustart]

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  • Sogar Korim merkte, dass Kara irgendwie merkwürdig war, regelrecht abwesend. Verstand sie ihn eigentlich? Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Seine Anwesenheit rief natürlich immer die seltsamsten Reaktionen hervor, und gerade wenn man nicht wusste, dass es solche Wesen wie ihn gab. Was sehr komisch war, denn die junge Frau war schließlich auch kein Mensch.
    "Dann solltest du lernen, das zu kontrollieren. Ich hab mit Magie und sowas wenig am Hut, Celeste ist da besser." Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht. Wirklich ähnlich sah sie der alten Fee nicht, doch das konnte täuschen. Schließlich war Kara im Gegensatz zu ihm wirklich jung. Es war lange her, dass er mit jemandem geredet hatte. der noch keine Lebenserfahrung hatte.
    Sascha,,,

    Er blinzelte kurz und konzentrierte sich wieder.
    "Ja - ihr Feen seid doch alle irgendwie verwandt. Ah. Moment." Der Vampir grinste.
    "Du weißt das ja gar nicht. Es gibt aber eine ganz sichere Methode um herauszufinden, ob du wirklich eine bist." Er hob eine Augenbraue und wirkte beinahe belustigt - nein, er war es.
    "Euer Blut ist praktisch giftig für uns." Er umfasste ihren Arm, wenn auch nicht zu feste. Schließlich konnte er so leicht Knochen brechen,
    "Sollen wir testen?"


    ____________________________


    Sie nahm den Zettel entgegen und eine Krabbe krabbelte an ihr hoch, um diesen mit einer Schere fest und sicher zu umschließen.
    "Alles klar. Komm gut nach New York - ich melde mich bald per WhatsApp, falls Celeste sich noch einmal bei mir rührt." Beinahe wirkte es, als wollte Nea vortreten und Saoirse umarmen, stattdessen zwinkerte sie der andere Frau zu und trat einige Schritte zurück, bis das Meer ihre Füße umspülte.
    "Bis bald."


    ___________________________


    Radu verbeugte sich leicht.
    "Es war mir tatsächlich ein Vergnügen. Habt eine gute Reise, und ich werde mir das Angebot gut merken." Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Vampirs. Es war ein seltenes Angebot, das wusste er, und er würde es sicherlich nicht für irgendetwas aufbrauchen.

  • Schweiz, Genf (Nox)
    "Wie schon am Restaurant gesagt: ich nehme das Angebot mit der Privatmaschine gerne an." Nox lächelte, öffnete die Eingangstür und hielt sie für Leander offen. "Und Wachen für diese Residenz wären wirklich großartig. Wenn die Familie dies tatsächlich erübrigen kann, bin ich Meister Tepez wirklich überaus dankbar. Nur stellen Sie dann bitte sicher, dass meine ... menschlichen Bediensteten ohne Probleme kommen und gehen können."


    Wieder beim Wagen angekommen, schmiss er Leander die Zündschlüssel des Autos entgegen, die dieser reflexartig ergriff. "Ich kenne nicht den Weg. Sie fahren!"



    Flugzeug, Osaka - Kansai, Abflug (Aka)
    Aka blinzelte kurz verdutzt, als sie von der Stewardess angesprochen wurde und den kleinen Brief durchlas. Voller Unglauben beäugte sie die kleine rote Pastille, die an der Rückseite der Nachricht befestigt war. Dann starrte sie nochmals kurz in das Gesicht der Stewardess, die weiterhin schelmisch lächelte, einmal schnell zwinkerte und dann weiter die anderen Flugreisenden bediente. Die Spinnendämonin war zum ersten mal seit etlichen Dekaden wirklich von einer Situation überrascht. Wie hatte Celeste wissen können, dass sie auf diesem Flug sein würde? Sie hatte den genauen Flieger ja bis vor einer halben Stunde selbst nicht gewusst. Geschweige denn, dass sie überhaupt nach New York fliegen würde.


    Es gab wirklich nur eine - für einen Nicht-Menschen - plausible Erklärung. Die Fee musste tatsächlich über die Gabe der Vorhersehung verfügen. Und das wiederum ließ Akas Herz schneller schlagen. Auf der einen Seite bedeutete das, dass sie vermutlich wirklich einer enormen Gefahr ganz knapp von der Schippe gesprungen war. Auf der anderen Seite, dass sie - zumindest bis jetzt - die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Einen Verbündeten, wie Celeste zu haben, war sicherlich Gold wert.


    Deswegen, ohne zu zögern, warf sie sich die rote Pille ein. Die Verbesserung trat sofort ein. Mit einem tiefen Atemzug ließ sie sich in den Sitz zurückgleiten, während hinter dem Fenster die Lichter des Flughafens Kansai und der Hauptinsel langsam schwächer wurden, die ersten Wolken vorbeizogen und langsam aber stetig weit unter ihnen nichts anderes als rabenschwarzes Meer zu sehen war.

  • Kara


    „Feen…?“ Nun verstand sie wieder einmal überhaupt nichts. Sie war doch keine Fee! Doch bevor sie noch mehr sagen konnte, hatte er ihren Arm gefasst und in Karas Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Sie bekam nicht einmal wirklich mit, was er sagte, sondern wich stattdessen blitzartig zurück und aktivierte dabei ungewollt ihre Kräfte, um ihn von sich wegzustoßen.



    Saoirse


    “Go dté tú slán”, verabschiedete Saoirse die Selkie, bevor sie sich abwandte und rasch den Strand verließ. Ihr Spinnensinn schlug im Moment nicht an, sodass sie sich relativ sicher wähnen konnte, doch ganz ließ die Abspannung nicht von ihr ab. Sie musste so schnell wie möglich zu ihrer Wohnung zurück, ihr weniges Zeug packen und dann auf nach New York. Und dann…? Nun, das würde wohl nur Celeste wissen.

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    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Leander fing die Schlüssel aus der Luft in einer nichtmenschlichen Geschwindigkeit, dann setzte er sich ans Steuer und wartete, bis Nox eingestiegen war.
    "Es wird nicht allzu lange dauern. Ich werde vom Flugplatz aus anrufen, dass Ihre Residenz gesichert ist. Machen Sie sich keine Sorgen." Drei Dutzend Vampire würden wohl ausreichen, um darauf achtzugeben. Sie fuhren los, nicht zu schnell um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber flott genug, dass man merkte, wie aggressiv ein Vampir fahren konnte ohne dass er Verkehrsregeln brach, alles eine Frage der Reflexe. Etwa eine halbe Stunde später bogen sie in eine kleine Straße ein, die zu einem Privatgeländer der Familie Tepesh führte. Leander wusste, dass sie seit mehreren Kilometern beobachtet wurden, weswegen auch niemand sie aufhielt. Stattdessen wurden sie erwartet. Zehn Vampire erwarteten die beiden Männer, als sie mit dem Auto auf den kleinen Parkplatz fuhren. Ohne groß etwas zu sagen stieg Leander aus und trat zu ihnen. Schnell wechselten sie einige Worte auf rumänisch, dann nickt er Nox zu.
    "Ich mache noch ein oder zwei Telefonate, dann fliegen wir. Es ist schon alles vorbereitet." Jetzt wurde eine kleine Passagiermaschine herangezogen, richtig ausgerichtet und die Türen geöffnet. Zwei Vampire erschienen und winkten den Magier hinauf, während Leander rasch mit einigen Leuten telefonierte, um das Versprochene einzulösen. Nach zehn Minuten kam er ebenfalls in die Maschine.
    "Alles geklärt. Celeste weiß auch, das wir kommen. Auf nach New York."


    _____________________________________


    In New York war emsiges Treiben. Es wurden Wägen bereitgestellt, die zu den Flughäfen fuhren, und das Warten begann. Jedes Wesen von Übersee würde abgeholt werden, und je nachdem wer sich meldete, würde ebenso eingesammelt werden. Auf Aka würde ein junge Feenrich warten.


    _____________________________________


    Krachend knallte Korim gegen den Schrank, den nun ein tiefer Riss zierte. Wieder überrascht worden. Statt wütend zu werden, begann er, mit seiner tiefen Stimme zu lachen.
    "Mädchen, du bist gut. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, was ich mit dir machen soll." Der Vampir stand auf. Ihn interessierte nicht einmal, dass sie Schaden angerichtet hatte, warum auch.
    "Komm, schau nicht so. Wie gesagt, du bist sicher vor mir. Ich wollte nur dein Blut testen - wenn's brennt, bist du eine Fee."


    ____________________________________


    Die Selkie entschied sich, dass sie erst einmal in einen Unterschlupf schwamm, wo sie ein Telefon hatte. Obwohl sie eigentlich nicht glaubte, dass es notwendig war, schickte sie Celeste eine Nachricht, dass Saoirse sicher war und unterwegs nach New York. Dieser sandte sie eine Whatsapp mit einem Selfie und der Versicherung, dass alles gut wird sowie der Nummer der Fee.

  • Kara


    „Ich bin keine Fee!“ Der Satz sollte wütend klingen, laut, bestimmt – stattdessen brach ihre Stimme mittendrin und die Worte verklangen kraftlos. Kara war aufgesprungen und hatte sich in die entgegengesetzte Ecke des Zimmers verkrochen, ihr Blick huschte zur Tür. Vampire, Feen – mochte ja sein, dass es das gab, aber sie hatte damit nichts zu tun!


    Saoirse


    Sie war gerade in ihrer Wohnung angekommen und hatte ihre wenigen Sachen zusammengepackt, als ihr Handy vibrierte. Nea. Saoirses lächelte kurz über das Selfie, schickte einen Daumen hoch zurück und schulterte dann ihren Rucksack. Nun, sie hatte sich ja schon gedacht, dass sie LA verlassen müsste. Schade war es trotzdem.
    Während sie sich auf den Weg zur Straße runter machte, ging sie ihre nächsten Schritte durch. Sie hatte kaum finanzielle Rücklagen – das wenige Geld, welches sie durch Gelegenheitsjobs verdiente, reichte gerade mal für die Miete und ihre Dealer. Für ein Busticket über die Staatengrenze würde es zumindest reichen, des Rest des Weges konnte sie trampen (ihr Spinnensinn machte das zu einer relativ sicheren Angelegenheit). Celeste würde sie erst kurz vor New York Bescheid geben, da sie noch nicht einschätzen konnte, wie lange sie brauchen würde – wobei das vielleicht nicht einmal nötig war, vermutlich hatte die Fee schon irgendeine Zukunftsvision ihrer Ankunft gehabt.


    Lyx


    Als die Wagenkolonne das Casino hinter sich ließ, hatte Lyx den Flug nach New York bereits organisiert. Das alles hätte ein großer Spaß für sie sein können (und eine gute Gelegenheit, viel Chaos zu stiften), wenn nicht gerade jemand versucht hätte sie und ihre Dämonen festzusetzen – und es diesem jemand auch noch beinahe gelungen wäre. Auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigte, Lyx brodelte vor Wut. Und wer auch immer dafür verantwortlich war, würde das schon bald zu spüren kriegen..

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  • Korim zog die Augenbrauen zusammen. Nicht, weil er wütend war, sondern weil ihn ihr Verhalten etwas verwirrte. Immerhin hatte er sie weder bedroht noch sonst etwas getan, das man annähernd als Gefahr hätte auffassen können.
    "Ich weiß ja, dass ich sehr beeindruckend bin, aber Angst musst du wirklich nicht haben." Der Vampir runzelte die Stirn.
    "Warum sonst wurdest du attackiert? Die waren hinter dir her, nicht hinter mir. Wir wissen nicht, ob nicht noch mehr auf der Suche sind. Du musst mich ja nicht mögen, das tut eh niemand, aber ich bin deine beste Chance zu überleben."

  • Seine Worte drangen zu ihr durch, auch wenn sie sie am liebsten ignoriert hätte. Kara konnte nicht anders, als zuzustehen, dass er Recht hatte. Diese Männer waren hinter ihr hergewesen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wieso… Sie erlaubte, dass ein wenig ihrer Anspannung von ihr abfiel und trat mit kleinen Schritten etwas weiter ins Zimmer. Einen Moment schwieg sie, dann murmelte sie leise: „Ich hab Hunger…“

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  • Der Vampir zog beide Augenbrauen hoch, hörte aber, dass Karas Magen etwas grummelte. Nun, sie würden all das noch besprechen können - im Moment schien sie -wie nannte man das- geschockt. Anders als er es gewohnt war.
    "Wusste ich es doch." Korim überlegte kurz.
    "Pizza? Ich hab gehört, dass Jugendliche das ziemlich gern mögen."

  • Erneut folgte eine kleine Pause, dann sagte Kara ebenso leise wie zuvor: "Wer mag keine Pizza?"

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  • Korim lachte auf.
    "Ich hab noch nie Pizza gegessen." erklärte er und zuckte dann mit den Achseln.
    "Menschen sagen da wahrscheinlich einseitige Diät zu." Sein leichtes Grinsen verriet, dass er tatsächlich einen Scherz gemacht hatte.
    "Du kannst dir bestellen was du willst." Mit diesen Worten holte er ein Smartphone aus seiner Gesäßtasche und reichte es ihr, wobei seine roten Augen sie intensiv ansahen.
    "Aber nur Pizza über die App, ok?"


    OOC: ich werde die Tage einen SL schreiben und so - begonnene Sachen kann man dann zur Not per Koop machen,

  • Flug nach New York - Privatmaschine (Nox)
    Die Privatmaschine, in der Nox und Leander saßen, nahm langsam fahrt auf und hob schließlich sanft ab. Keine Turbulenzen, ein wunderbarer Abend, um eine Flugreise zu unternehmen. Das Alpenpanorama verschwand schnell in ihrem Rücken, schließlich lag der Genfer See sowieso nur an den äußersten Ausläufern. Kleine helle Lichtpunkte zeugten von den kleinen Ortschaften der französischen Ebene. Bald überflogen sie Lyon und Dijon - dann durchbrach der Flieger schließlich vollends die Wolkendecke und das Land darunter verschwand aus ihrem Blickfeld.


    Neben Leander und ihm befanden sich noch mindestens zwei Vampire mit an Bord. Wer im Cockpit saß, wusste er nicht. Als die ersten zwei Stunden vergangen waren, in denen sich Nox an den Flug gewöhnt und ein paar alte Zeitschriften durchgeblättert hatte (zufälligerweise (?) handelte ein Artikel im Spiegel von Vlad dem Pfähler), wandte er sich schließlich an Leander.
    "Haben die Telefonate vorhin etwas gebracht?", fragte er - über den Rand einer weiteren Zeitschrift blickend, in der es um den Abbau von Rohdiamanten in der sibirischen Tundra ging. "Gibt es Neuigkeiten, was die Angreifer anbelangt?"



    John F. Kennedy International Airport (Aka)
    Aka tapste ein wenig benommen aus dem Flieger und stolperte mehr die Gangway hinab, als sie ging. Die kleine Pille, die Celeste ihr zukommen gelassen hatte, war erstaunlich lange ein Schutzschild gegen die Nebenwirkungen des Flugs gewesen. Auf der ersten Etappe über den Pazifik war noch alles gut gegangen - nur leider war das stürmische Wetter über den Great Plains des amerikanischen Kontinents wohl nicht inder Kalkulation inbegriffen gewesen. Denn dadurch hatte sich die Reisezeit in ihrem Anschlussflug um etwa eine halbe Stunde verlängert. Die Wirkung der magischen Bohne war ausgerechnet beim Ansetzen zum Landeanflug verflogen. So hatte Aka nicht die weicheste Landung hinter sich, war aber gerade deswegen angemessen froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.


    Der John F. Kennedy International Airport lag etwa 25 km vom Kern New Yorks - Manhatten - entfernt. Obwohl sie bereits jetzt den einsetztenden Jetlag durch das Zufallen ihrer sonst so wachen Augen spürte, zwang sie sich fürs Erste wachsam zu bleiben. Wer wusste schon, ob sie auch hier - in der Öffentlichkeit - in Gefahr war? Sich immer möglichst in Menschengruppen haltend, versuchte sich Aka zu orientieren und den Ausgang zu finden. Dass es draußen bereits wieder stockdunkel war, half ihr dabei wenig. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, den gesamten Tag während des Fluges in unglaublicher Geschwindigkeit an sich vorbeiziehen zu sehen. Sie war fast 16 Stunden unterwegs gewesen; und das der aufgehenden Sonne entgegen. Zuerst war es dunkel vor den Fenstern des Fliegers, dann für wenige Stunden hell, dann sofort wieder dunkel. Die Spinnendämonin wollte es sich nicht eingestehen, aber irgendwie drückte das ein wenig aufs Gemüt.


    Aka war noch nie in New York gewesen. Ihre Aufträge hatten sie bisher nicht in die östlichsten Gefilde der USA verschlagen. Deswegen fand sie letztlich den Weg zum Ausgang erst nach einigen Momenten. Als sie schließlich in die kühle Brise der Abendluft hinaustrat, wurde sie einer hektischen Bewegung zu ihrer linken gewahr. Ein junger Mann lief auf sie zu und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Erst beim zweiten Blick wurde die Dämonin der leicht übernautürlichen Aura ihres Gegenübers gewahr. Es handelte sich wohl um einen Feenrich. Celeste schien sie schon erwartet zu haben ...

  • Na endlich! Ging doch! Nilfyr war kurz davor, derartige Worte tatsächlich in die alte Maschinenhalle zu brüllen, als die Angreifer endlich von ihnen ließen. Man musste schon zugeben: Sie hatten sich hier ziemlich ausgetobt...



    "Da drüben steht ein Besen. Räum die ganzen Hülsen weg!" rief der Untote dem Wolf zu. Er würde dank Seamus' letzter Aussage zwar wohl ohnehin erst einmal nicht mehr hier sein, doch für den (hoffentlich) eintretenden Fall einer Rückkehr wollte er doch schon vorsorgen: Wenn hier erst einmal die Polizei wäre und auf der Suche nach Munitionsresten und Leichen das ganze Gebäude zerlegen würde, wäre es mit seiner ruhigen Wohnstätte vorbei. Dementsprechend mussten allerdings auch die Toten weg...



    Sie sagen so lecker aus! Bei den meisten sah es nach einer sehr ausbalancierten Mischung aus Muskelfleisch und Fett aus, doch im Interesse der Geschwindigkeit musste Nilfyr sich zurückhalten. Immerhin würde der Kühlcontainer sie schön frisch halten und nebenbei dafür sorgen, dass nicht irgendwelche Verwesungsgase die ausgeleierten Türdichtungen auf die Probe stellen würden.

  • Pizza-Koop - Cass und Fara - Teil 1


    Kara starrte das Handy an. Ihr eigenes hatte sie zu Hause gelassen, als sie fortgelaufen war. Das war nun schon fast drei Wochen her… Sie nahm das Handy entgegen, während ihre Gedanken rasten. Sie könnte ihren Eltern eine Nachricht schicken, ihnen versichern, dass bei ihr alles in Ordnung war (war es das?). In einigen Staaten, das wusste sie, konnte man auch den Notruf per SMS erreichen, doch sie hatte keine Ahnung, ob das hier funktionieren würde. Und außerdem wollte sie nicht, dass die Polizei sie einsammelte. Sie konnte nicht nach Hause, noch nicht. Nicht, bevor sie nicht wusste, wer sie war.
    Also öffnete sie die App, sah sich kurz das Angebot an und bestellte sich eine große Peperoni-Pizza, bevor sie das Handy an Korim zurückgab.


    Der Vampir lächelte leicht. Brave Kara. Nicht, dass es ihn gestört hätte wenn sie irgendwas versucht hätte, denn er würde jede Gefahr eliminieren können. Das Mädchen wusste nicht, wie stark und schnell er in Wirklichkeit war. Kein normaler Mensch kam gegen ihn an. Kurz blickte er auf die Bestellung.
    "Peperoni? Wie schmeckt das?"


    Einen Moment lang dachte Kara über die Frage nach, dann hob sie leicht die Schultern.
    "Scharf", antwortete sie leise. "Lecker."


    Korim leckte sich leicht über seine Fangzähne.
    "Ah, vermutlich wie Mexikaner und Inder." grinste er und setzte sich dann in einen Sesse, die langen Beine ausstreckend.
    "Ich sollte mal probieren."


    Anstatt zu antworten, starrte Kara ihn einen Moment lang einfach nur an. Dann setzte sie sich aufs Bett und zog ihre Beine an, um sich im Schneidersitz hinzusetzen. Ein weiterer Moment des Schweigens folgte. Schließlich fragte sie leise:
    "Bist du wirklich ein Vampir?"


    Korim lachte kurz auf. Kara war merkwürdig, aber wenn sie nichts gewusst hatte... Und er hatte gute Laune. Alles hatte geklappt bisher. Sein Magen war voll, die Kleine gerettet und er hatte ihr nichts getan.
    "Fangzähne - check. Appetit auf Blut - check. Extrem stark und schnell - check. Sonne ist doof - check." Er legte den Kopf leicht schief.
    "Ja, eindeutig Vampir. Schon immer gewesen. Wir Schattenweltwesen legen nur keinen Wert darauf, dass die Menschen von uns wissen."


    "Schattenweltwesen?", hakte Kara nach.


    "Du bist wirklich als Mensch aufgewachsen. Celeste wird das alles andere als lustig finden." Korims Blick ging kurz nach draußen. Der Tag begann.
    "Ja, Schattenweltwesen. Die moderne Zeit hat uns immer mehr zurückgedrängt, wir sind die Legenden. Schon mal Dracula gelesen? Reinste Frechheit. Auch wenn er und ich uns nicht gut verstehen, ich kann dir sagen, dass der echte nicht begeistert ist." Er hob die Achseln.
    "Es gibt nicht nur Vampire. Feen, Werwölfe, echte Magier, Hexen - alles da. Und noch einiges mehr. Walküren, Nordmänner. Zu früheren Zeiten war es anders, da haben wir wesentlich mehr mit den Menschen interagiert. Viele Wesen wissen das gar nicht mehr."


    Erneut schwieg sie eine ganze Zeit und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Konnte das wirklich die Wahrheit sein? Aber wie konnte sie es anzweifeln, nach allem, was sie gesehen und selber getan hatte. Wie sollte sie sonst die Stimme erklären? Magie...?
    "Warum wurdet ihr zurückgedrängt?", fragte sie schließlich nach.


    Ihr? Das wäre eigentlich eher wir. Kara schien nicht ganz zu verstehen, was sie war. Nunja...
    "Es gab immer mehr Menschen als Schattenweltler. Viele Jahrhunderte lang waren Menschen teils Nahrung, teils Spielzeug, nicht ernstzunehmend, und vor allem tiefgläubig. Das änderte sich allmählich, weil sie anfingen, rationaler zu werden. Wissen verdrängte Glaube, sie wurden gefährlicher, und wir durch ein paar interne Kriege weniger." Korim lächelte ein wenig. Das waren Zeiten gewesen.
    "Mittlerweile haben Menschen Waffen, die auf einen Schlag sehr viel mehr zerstören können als man denkt. Magie hilft dir auch nicht, wenn du eine Kugel in den Kopf bekommst."


    Korim schien eine sehr negative Auffassung von Menschen zu haben, wenn er gleich von all den Möglichkeiten ausging, wie sie andere töten oder verletzen könnten. Allerdings musste Kara nun auch wieder an die Männer denken, vor denen er sie gerettet hatte. Hatten sie sie auch töten wollen? Aber warum bloß...?
    "Also lebt ihr versteckt?", fragte sie leise. "Wie macht ihr das?"


    "It*s a kind of maaagic..." summte Korim leise lachend und hob dann die Achseln.
    "Zum Teil das, zum Teil allerdings auch die psychologische Komponente, dass Menschen gar nicht mehr glauben wollen. Natürlich sind wir in der Lage, uns zu verbergen. Die meisten Menschen, die fest der Meinung sind, dass es Vampire, Dämonen, Feen, Werwölfe und so weiter gibt werden als reine Spinner angesehen vom größten Teil der Gesellschaft. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele der Nachrichten, bei denen es um uns ginge, eine völlig rationale Erklärung geliefert wird. Viele Schattenwesen sehen sowieso aus wie Menschen. Celeste beispielsweise - du würdest nie darauf kommen, dass sie eine Fee ist und mächtig noch dazu." Er sah sie an und hob beide Augenbrauen.
    "Manchmal soll es auch Wesen geben, die selber nicht wissen, was sie sind."


    Kara erwiderte seinen Blick ausdruckslos - ob sie seine Anspielung nicht als solche wahrnahm, oder sie einfach nur ignorierte, war schwer zu sagen. Wieder einmal ließ sie sich Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten. Ihr logischer Verstand sagte ihr, dass es so etwas wie Vampire und Feen und Magie nicht geben konnte. Doch ihre Erfahrungen lehrten sie eines besseren. Konnte es wirklich sein? Gab es diese Schattenwelt? Und wenn ja, wie war sie da bloß reingeraten? Kara wünschte sich, dass die Stimme erneut zu ihr sprechen würde, doch sie blieb weiterhin still. So fühlte es sich also an, wenn man verzweifelt darauf wartete, dass jemand sprach...


    Die Kleine war komisch. Auch wenn er sicher alles andere als normal war, so merkte sogar der Vampir, dass etwas nicht stimmte. Plötzlich hob er den Kopf und lauschte. Er hatte etwas gehört und stand auf. Dann grinste er, als der unmissverständliche Geruch in seine Nase stieg.
    "Dein Essen ist da." Tatsächlich klopfte es im selben Moment.
    "Pizza für... Herrn Adreus?" Korim zwinkerte Kara zu und öffnete die Tür. Der Pizzabote sah verwirrt an ihm hoch. Das war bei ihm nichts Neues, es interessierte ihn aber auch wenig.
    "Errrr... Bin ich hier richtig?" Da er keine Aufmerksamkeit wollte, ließ das Schattenwesen das durchgehen. Normalerweise wäre der Kerl seine Mahlzeit geworden.
    "Ja, Pepperonipizza. Danke." Er schnappte sich die Schachtel und die Cola aus der Hand des anderen und schlug die Tür zu. Dass es so etwas wie Trinkgeld geben könnte, fiel ihm nicht ein. Er öffnete die Schachtel und begutachtete das runde, käsige scharfe Ding.
    "Und das kann man essen?"


    Kaum hatte es an der Tür geklopft, begann Karas Magen so richtig zu rumoren. Sie hatte wirklich nicht bemerkt, wie viel Hunger sie eigentlich hatte. Auf Korims Frage nickte sie mit leicht gerunzelter Stirn.
    "Ja klar, sonst würden sie es ja nicht verkaufen."


    Korim brach in schallendes Gelächter aus.
    "Also, es gab mal radioaktive Getränke, ich traue den Menschen alles zu!" Er setzte sich neben die junge Frau und reichte ihr die Pizza. Dann legte er den Kopf schief.
    "Ich bin neugierig wie das schmeckt."


    Hungrig wie sie war, nahm Kara sich sogleich ein Stück Pizza und biss hinein. Auch wenn sie eigentlich noch viel zu heiß war, schmeckte sie köstlich. Immer noch kauend sah sie erst zu Korim und nickte dann zu der Pizza. Immerhin hatte er sie bezahlt.


    Der Vampir schnupperte, was komisch gewirkt hätte, wenn er denn ein Mensch gewesen wäre. Reichlich vorsichtig biss er hinein und kaute - ebenfalls ungewohnt, normalerweise tat er das nie. Das erste was er merkte war die Würze, dann die Schärfe, dann - ein Feuer. Kurz hustete er, dann noch einmal - musste sich regelrecht schütteln und keuchte kurz, bevor er das Stück herunterbrachte. Und es brannte fröhlich weiter. Er blinzelte kurz, dann lachte er.
    "Oh wow. Das ist gut."


    Kara nickte weise und nahm sich bereits das nächste Stück. Pizza war eben das beste.


    "Ich glaube, jüngere Vampire kannst du damit vertreiben. Eine Geheimwaffe." Ihm machte das nichts, im Gegenteil, es war interessant. Viel konnte er aber nicht probieren, sein Metabolismus vertrug das nicht besonders.
    "Warum bist du eigentlich auf der Straße allein unterwegs?"


    Kurz blickte sie verwirrt auf die Pizza. "Tut es weh?", hakte sie nach. Bei seiner Frage verstummte sie jedoch erneut und versank in Gedanken. Sollte sie ihm sagen, konnte sie.. von der Stimme erzählen? Auf keinen Fall! Aber Lügen? Das hatte sie noch nie gut gekonnt. Sie aß ein weiteres Stück Pizza schweigend und mühte sich schließlich damit ab, erneut zu sprechen: "Ich... mh... Ich musste ein paar Dinge klären. Deswegen konnte ich nicht zu Hause bleiben."


    "Klar tut es weh, ich bin ein Vampir und esse so etwas eigentlich nicht. Aber ich hab viel Schlimmeres erlebt." Wie oft hatte er tiefe Wunden gehabt, die teilweise fast tödlich gewesen waren, wie oft war seine Haut verbrannt gewesen... Gute alte Zeit.
    "Hmm." Sie verbarg etwas. Man musste kein Genie sein, um das zu erkennen. Korim stupste ihre Nase.
    "So einfach macht man das nicht. Doch nicht solche Kinder wie du."


    Sie zuckte zurück, als er ihre Nase berührte und rutschte ein Stück auf dem Bett zurück. Das Stück Pizza vergessen in ihrer Hand, versank sie erneut in ihren Gedanken. Dass er sie für ein Kind hielt - unmündig und unfähig, tat weh, auch wenn sie bereits daran gewohnt war. Natürlich wusste sie, dass sie noch nicht erwachsen war, dass sie noch nicht so viel Lebenserfahrung hatte. Aber gleichzeitig war sie doch kein Baby mehr! Bis zu diesem Abend hatte sie sich bestens allein durchgeschlagen und es war ja nicht so, dass sie den Rest ihres Lebens auf diese Weise verbringen wollte. Etwas trotzig meinte sie schließlich ohne ihn anzusehen:
    "Viele Jugendliche rennen von zu Hause weg."


    Korim hob eine Augenbraue.
    "Und wie viele davon werden von Paramilitärs angegriffen und sind in der Lage, mich durch die Gegend zu schubsen?" Seine roten Augen schienen fast zu glühen, als er sie intensiv ansah.
    "Kara, ich bin tausende Jahre alt. Meinst du nicht, dass ich dann merke, wenn jemand versucht etwas vor mir zu verbergen?"


    Er ahnte etwas. Kara erwiderte seinen Blick, doch nun hatte der Trotz sich endgültig in ihr breit gemacht. Wenn sie eines seit ihrer frühsten Kindheit gut konnte, dann war es schweigen.


    Korim seufzte nach ein paar Minuten, stand dann auf und setzte sich auf einen Stuhl. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss seine Augen.
    "Deine Sache. Wir ruhen uns jetzt etwas aus - und denke nicht einmal daran zu versuchen abzuhauen. Ich bin schneller als du meinst."


    Sie war zugegebenermaßen erleichtert, dass er sie nicht weiter ausquetschte. Kara stellte den Pizzakarton beiseite, zog sich die Schuhe aus und kroch unter die Bettdecke, allerdings war sie von Müdigkeit weit entfernt. Unsicher beobachtete sie Korim. Schlief er wirklich, oder wollte er sie nur testen? Sollte sie es wagen einen Fluchtversuch zu starten? Mit einem Schaudern dachte sie daran, was er mit diesen Männern angestellt hatte - nein, lieber nicht.
    Bist du da?, fragte sie in Gedanken, doch die Stimme war immer noch verstummt. Seufzend drehte sie sich auf die andere Seite, blieb jedoch noch eine ganze Weile wach liegen, bevor sie endlich Schlaf fand.


    Wirklich tief konnte Korim nie schlafen. Ganz besonders nicht, wenn er nicht dort war, wo er eine seiner vielen Unterschlupfe hatte. Auch wenn er typisch vampirisch absolut still war, so döste er bestenfalls. Allerdings reichte das bereits.
    Dunkelheit. Sein eigenes Keuchen im Ohr. An den Seiten wischten Bäume vorbei, Bäume, die nach ihm greifen wollten in der eisigen Kälte des Nordens. Sie waren hinter ihm. Er spürte es. Das Lachen. Der Hass. Etwas packte seinen Knöchel, riss ihn zu Boden.
    "Du gehörst uns. Uns. Uns." Stimmen. So viele Stimmen.
    "Wir sind du...." Schatten, die ihnm zu zerreißen drohten, Schmerz. Angst, Hass....
    Mit einem gellenden Schrei fuhr er hoch, für einige Sekunden völlig unfähig zu erkennen wo er war, wer er war - seine roten Augen sahen ins Nichts, sein Körper angespannt wie zum Kampf.


    Ein Schrei riss sie aus ihren wirren Träumen und mit einem weiteren Schrei antwortete sie darauf. Instinktiv griff sie nach ihrer Kraft und ließ sich diese wie einen schützenden Schild um sich herum ausbreiten, sodass Möbel, herumliegende Gegenstände und auch der immer noch neben sich stehenden Vampir ruckhaft gegen die nächste Wand geschleudert wurden.


    Korim spürte den heftigen Schlag, stolperte gegen die Wand und knurrte. Eine Mischung aus Wolf, Bär - und etwas ganz und gar Dämonisches. Er konnte nicht recht fokussieren, der Nebel in seinem Kopf... Du wirst angegriffen, Wehr dich. Töte! ließen ihn vorwärts schnellen, prallte wieder ab. Sein leises Knurren wurde intensiver, doch hielt er inne. Moment. Kein Feind. Celeste. Seine Nasenflügel bebten. Fee. Es roch nach Fee. Von Kopf bis Fuß waren seine Muskeln angespannt, seine Krallen rissen den billigen Boden auf. Dann schloss er die Augen. Nein. NEIN. Mit Wucht warf Korim den Kopf nach hinten, gegen die Wand, die splitterte. Einmal, zweimal, dreimal. Langsam, langsam kam er zurück ins Jetzt. Als er seine Augen wieder öffnete, waren die Augen wieder fokussiert und irrten nicht mehr umher. Langsam stand er auf. Hinter ihm war ein tief Loch in der Wand.


    Mit Schrecken beobachtete sie, wie der Vampir seinen Kopf wieder und wieder gegen die Wand schlug. Ihr Herz raste und in ihr schrie alles danach, zu fliehen, doch für einen quälend langen Moment konnte sie sich nicht rühren. Als sein Hinterkopf zum dritten Mal in die Wand krachte, kehrte jedoch leben zurück in ihre Gliedmaßen. Sie sprang vom Bett, verschwendete gar nicht erst Zeit damit, sich die Schuhe anzuziehen, sondern rannte sofort zur Tür. Sie musste hier verschwinden!


    Korim verharrte kurz, dann eilte er ihr nach. Langsamer als sonst, denn er war gerade angeschlagen, aber er schaffte es, die Tür zuzuhalten, bevor Kara entschlüpfen konnte. Kara. Genau. Dein Auftrag Etwas verwirrt schüttelte er den Kopf, dann meinte er mit seltsam schleppender Stimme:
    "Kara. Nicht. Ich tu dir nichts." Er kniff die Augen zusammen, versuchte, ganz klar zu werden.
    "Ein Traum..."


    Kara wich einen Schritt zurück, als er die Tür zuhielt. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie hier nicht mehr rauskam.
    "Was für ein Traum?", fragte sie irritiert, während ihr Blick zu dem Loch in der Wand glitt.


    Korim atmete tief ein, er erschauerte und sah sie an. Langsam kam er wieder in die Realität zurück. Er war nicht in der Kälte, nicht in seinem Reich. Zwar war es draußen winterlich, doch das war nichts gegen die eisigen Ebenen seiner Heimat.
    "Ahm.." Der Vampir überlegte kurz, und meinte dann langsam:
    "Von meiner Jugend geträumt."


    Es schien nicht so, als würde Kara bemerken, was in dem Vampir vorging. Stattdessen nahm sie seine dürftige Erklärung anstandslos hin und nahm den Blick dabei nicht von dem Loch in der Wand.
    "Wir sollten hier verschwinden", schlug sie sachlich vor. Korims Schrei und die restlichen Geräusche waren vermutlich schon längst gehört worden..


    Korim massierte sich die Schläfen.
    "Du hast recht. Ich höre sie schon." Draußen war ein Tumult. Dann zuckte er mit den Achseln.
    "Nicht, dass sie mir was anhaben können. Aber..." Er seufzte.
    "Jetzt ein Massaker anzurichten wäre die schlechteste Variante." Schade. Doch eigentlich war Aufmerksamkeit nicht das was er suchte. Vorsichtig zog er den Vorhang weg und sah hinaus, zuckte kurz zurück. Es war noch hell, doch dicke Wolken verbargen die Sonne, es hatte wieder angefangen zu schneien. Zwar würde das nicht alles abhalten, jedoch konnte er dann weiterkommen. Er winkte Kara her.
    "Wir gehen durchs Fenster. Komm." Der Vampir machte Anstalten sie hochzuheben.


    Skeptisch blickte Kara den Vampir an, allerdings konnte sie nun auch hören, dass sich Schritte ihrem Zimmer näherten. Wollte sie von diesen Leuten dort draußen gefunden werden? Nein, ganz sicher nicht. Korim würde sie ohnehin töten, das wurde ihr nun mit kalter Gewissheit bewusst. So ließ sie es etwas widerwillig zu, dass er sie hochhob. Wie es aussah, würde sie ihn so schnell nicht mehr loswerden...


    Für ihn war das Mädchen so leicht wie eine Feder. Er zog sie an sich mit einem Arm, dann öffnete er das Fenster und zuckte kurz zurück. Es brannte leicht, wenn auch noch nicht so schlimm. Jetzt legte er beide Arme fast beschützend um Kara, dann sprang Korim aus dem zweiten Stock nach unten in den Schnee. Den Aufprall dämpfte er, indem er leicht in die Knie ging und sie so festhielt, dass sie gut gehalten war. Sein Blick ging nach oben, als jemand seinen Kopf aus dem Fenster steckte, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht. Der Vampir kniff leicht die Augen zusammen, weniger wegen des Schnees, sondern wegen der ihm unangenehmen Helligkeit. Er ließ Kara nicht los.
    "Planänderung dann. Halt dich fest." Er lief los, das Licht prickelte immer mehr auf seinem Gesicht und den Händen, wurde immer unangenehmer. Zwei, dreimal zuckte ein Muskel in seinem Gesicht, dann verschwand er in einer Tiefgarage eines Einkaufszentrum und setzte Kara erstaunlich vorsichtig ab. An einigen Stellen war seine ungeschützte Haut deutlich gerötet.
    "Ich hasse den Tag." knurrte er.


    Sie schloss einfach die Augen. Die Welt kippte, dann schien sie sich wieder aufzurichten, doch Kara hielt die Lider weiter fest zusammengepresst. Nun hatte sie wirklich keine andere Wahl, als Korim zu vertrauen. Schließlich ließ er sie los und nachdem sie sich kurz daran gewöhnt hatte wieder auf eigenen Beinen zu stehen, öffnete sie die Augen und sah sich um. Anscheinend waren sie in einer Art Tiefgarage. Ihr Blick fiel auf seine Hände.
    "Was machen wir jetzt?" Wenn Tageslicht ihn dermaßen beeinträchtigte, würden sie nur langsam vorankommen..


    Korim sah ihren Blick und rieb sich die rechte Hand mit der linken. Es tat weh, natürlich, doch der Schmerz war nichts außergewöhnliches.
    "Ich kann noch eine Weile draußen herumlaufen, das heilt. Aber ich würde vorschlagen..." Sein Blick hob sich in Richtung des Einkaufszentrums.
    "Shoppen gehen bis es dunkel wird und dann nach New York." Er musterte sie.
    "Ich hab meine Kreditkarte dabei."


    Sie runzelte die Stirn. "Wir können doch nicht den ganzen Tag mit Shoppen verbringen." Neue Kleidung und Reiseproviant konnte sie zwar gebrauchen, allerdings würde das höchstens eine Stunde dauern - und der Tag hatte gerade erst begonnen.


    "Nicht? Ich kann das schon. Normalerweise lasse ich mir das dann liefern." Korim überlegte, dann zuckte er mit den Achseln.
    "Lass uns einfach schauen, wie lange wir brauchen. Ansonsten... Was machen Menschen so in Gebäuden? Kino?"


    Einen Moment lang schwieg Kara nachdenklich, dann setzte sie zum Sprechen an, brauchte jedoch zwei Anläufe, bevor sie Erfolg hatte: "Vielleicht gibt es ja einen Buchladen.."


    Kormin schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand. Den leichten Schmerz spürte er kaum, das würde bald heilen.
    "Bücher sind immer gut. Ich habe die ein oder andere Bibliothek." Der Vampir grinste.
    "Gut, paar Klamotten kaufen, dann schauen wir nach Büchern. Was liest du denn?"


    Kara hob die Schultern. "Vor allem Scifi. Ich mag Octavia Butler und Ursula K LeGuin, aber auch neuere Sachen wie NK Jemisin."
    Die Aussicht auf einen Buchladen stimmte sie tatsächlich etwas fröhlich.


    Das ungleiche Paar ging nun in Richtung der Einkaufshölle, wie Korim es im Stillen nannte. Natürlich war es die beste Variante derzeit, doch es gab dort viele Reize für seine empfindlichen Sinne, und er hoffte, dass das gutgehen würde. Wenn nicht - nun, Frühstück.
    "Ah - ok. Ich lese weniger Sci Fi, wobei mich Philip K Dick fasziniert hat, und Asimov."


    Kara nickte. "Ja, die habe ich auch gerne gelesen." Sie ging jedoch nicht weiter darauf ein. Stattdessen machte sie sich nun auf die vielen Menschen gefasst, zwischen denen sie sich gleich befinden würde - überfüllte Orte wie Malls oder ähnliches machten sie immer etwas nervös und unruhig.


    "Wer hätte das gedacht. Eine Gemeinsamkeit." Korim grinste, dann zückte er eine Kreditkarte.
    "Etwas zum Anziehen, dann zum Buchladen." Sie betraten die Mall, die um diese Zeit schon gut gefüllt war. Allerdings wurde schnell deutlich, dass Kara nicht fürchten musste, angerempelt oder angesprochen zu werden. Denn obwohl der Vampir sich als Erstes schnell eine Sonnenbrille gekauft hatte -und der Verkäufer die roten Augen nur hatte anstarren können-, so schienen die Menschen etwas zu spüren. Sie gingen ihnen aus dem Weg, manch einer warf einen seltsam nervösen Blick auf den großen Mann. Der leckte sich jedoch nur kurz die Lippen. Es roch nach viel Abendessen. Aber das hatte Zeit. Er warf einen Seitenblick auf seine Begleiterin, die unentspannt wirkte.
    "Willst du schnell was aussuchen, was du so brauchst?"


    Sie hob die Schultern, was wohl soviel wie Zustimmung ausdrücken sollte. Die meisten Menschen in der Mall, so fiel ihr auf, machten einen weiten Bogen um sie - angenehm, das musste sie zugeben. Kara steuerte ein Bekleidungsgeschäft an und schnappte sich zielsicher einen Hoodie, der ihrem ähnelte, sowie ein Paar Jeans und neue Schuhe.


    Kara war erstaunlich schnell. Korim sondierte ihre Sachen und fragte nur:
    "Brauchst nicht mehr? Unterwäsche, Socken - Handtücher oder sowas? Ne Tasche für das Zeug? Deck dich ein. Geld spielt keine Rolle."


    Mit einem leichten Stirnrunzeln betrachtete Kara noch einmal ihre Auswahl, dann hob sie erneut die Schultern und machte sich noch einmal auf. Dieses Mal suchte sie sich einen neuen Rucksack, eine Jacke, Unterwäsche und Socken aus.


    Während sie ihre Auswahl traf, trat Korim zu den Anzügen und runzelte die Stirn. Viele davon waren ihm einfach zu klein, und die Qualität... Naja. Er suchte etwas, dann fand er ein Sakko, das halbwegs in Ordnung war und ihm passte. Das Preisschild beachtete er gar nicht. Zusätzlich dazu nahm er ein Paar Hosen vom Stapel und war gerade schon dabei, sich einfach im Geschäft die Hose zu öffnen als ihm einfiel, dass das jetzt nicht angebracht sein könnte. Er blickte hinüber zu der jungen Fee, dann verschwand er schnell in einer Kabine und kam scheinbar Augenblicke später wieder hinaus. Hatte gepasst.
    "Wenn du fertig bist, zahlen, und Bücher. Oder noch was anderes?"


    Einen Moment überlegte Kara, doch ihr fiel nichts anderes mehr ein.
    "Bücher klingt gut."


    "Na gut." Korim nahm Kara die Sachen aus der Hand und warf sie auf den Tresen, ungeduldig auf die junge Verkäuferin wartend, die gerade etwas anderes machte. Seine langen Finger trommelten auf dem Tresen, und er war leicht gereizt, als sie dann endlich ankam. Zwar sagte er nicht viel, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände, und wie viele der anderen Menschen konnte man sehen, wie sie fast schrumpfte und beinahe eingeschüchtert wirkte. Ihr fast gewispertes "Schönen Tag noch beachtete er nicht einmal, sondern kehrte mit der Tasche an die Seite seines Protegés zurück und meinte nur leicht abschätzig:
    "Gutes Personal ist immer schwer zu finden. Naja." Der Buchladen war nur wenige Geschäfte entfernt.


    "Sie kann doch nicht zwei Dinge gleichzeitig machen", erwiderte Kara etwas irritiert, während sie das Geschäft verließen und in Richtung Buchladen gingen. Ihr hatte Warten noch nie groß etwas ausgemacht, außerdem hatte ihre Mutter ihr beigebracht, dass sie nett zum Verkaufspersonal sein sollte, weil die es schon schwer genug hatten.


    Korim hob eine Augenbraue.
    "Sie sind dafür da, zu bedienen, nicht die Kunden warten zu lassen. Das ist seit Tausenden von Jahren so." Allerdings wischte er das Thema beiseite, denn nun betraten sie den Buchladen, einen ziemlich großen sogar. Er war drei stöckig, ausgestattet mit einem Café und weichen Lesesesseln. Der Blick des Vampirs ging umher.
    "Hier sind wir sicher. Ich werde mal schauen, was es neues gibt."


    Einen Moment lang wirkte es so, als wollte Kara noch etwas darauf erwidern, dann schien sie es sich jedoch anders überlegt zu haben. Der Buchladen, den sie nun betreten hatte, war da viel interessanter. Sie achtete nur am Rande darauf was der Vampir sagte und wanderte bereits in Richtung Scifi Abteilung.


    Kara konnte nicht sehen, dass der Vampir stehenblieb und ihr hinter seine Sonnenbrille nachsah. Das junge Ding war seltsam, sogar für ihn. Immerhin hatte sie sich beruhigt und betrachtete jetzt eine der interessanteren Abteilungen. Leider fand er selbst nur noch selten einmal etwas Spannendes, irgendwie hatte er das Gefühl, alles in gewisser Weise schon einmal gelesen zu haben. Trotzdem blätterte er ein wenig in den Büchern, behielt Kara aber im Auge.


    Während sie auf ein Regal zusteuerte, spielte Kara mit dem Gedanken einfach fortzulaufen, verwarf diesen jedoch. Korim würde sie sicher im Auge behalten und sie bezweifelte, dass sie schneller war als er. Ihr Blick wanderte über die Buchrücken, blieb hier und da kurz hängen, wanderte jedoch stets weiter, bis ein Titel sie inne halten ließ. "An Unkindness of Ghosts...", las sie leise und zog das Buch dann heraus, um sich das Cover und den Klappentext näher anzusehen.
    Kara? Dieses Mal zuckte Kara unwillentlich zusammen. Das Buch fiel aus ihren Händen und klatschte zu Boden. Rasch hob sie es wieder auf.
    Kara? Geht es dir gut? SIe schlug das Buch auf und tat so, als würde sie die ersten Seiten lesen.
    Ja, soweit schon, antwortete sie in ihren Gedanken. Aber ich habe keine Ahnung, was als nächstes passieren wird.
    Ihr werdet zu Celeste gehen, nehme ich an. Ja, von Celeste hatte Korim ihr erzählt.
    Du hast gesagt, ich kann Celeste vertrauen...?
    Ja, ganz bestimmt!
    Kara runzelte die Stirn. Woher weißt du das?
    Stille.
    Wer bist du? Hallo? ANTWORTE MIR!


    Der Vampir sah, dass Kara plötzlich kurz zusammenzuckte und runzelte die Stirn. Er sah keinen Grund dafür - aber gut. Nach ein paar Minuten trat er einfach neben sie und besah sich den Titel in der Hand.
    "Ganz gut, wenn auch ab und an etwas langatmig."


    Die Stimme blieb weiterhin stumm, doch dieses Mal hatte Kara das seltsame Gefühl, dass sie nicht gänzlich verschwunden war. Korim sprach sie nun an, doch Kara hörte nur mit halbem Ohr zu. Kannst du ein bisschen bei mir bleiben?"
    Erneut Stille, dann: Ja. Ich bin hier, Kara
    Erleichtert atmete Kara aus. Sie betrachtete noch einmal das Buch in ihrer Hand, dann sagte sie zu Korim: "Ich glaube ich möchte es lesen."


    Der Vampir sah sie prüfend an und nickte dann.
    "Passt schon. Sollen wir uns ins Café setzen?" Nicht, dass er dort etwas zu sich nehmen würde, aber auch er hatte nun ein Buch geschnappt, dass er länger nicht gelesen hatte .die Foundation Reihe von Asimov- und so konnte man sich auch die Zeit vertreiben.


    Kara nickte langsam. "Okay." Sie folgte ihm, das Buch fest in den Händen haltend. Im Café setzte sie sich hin und schlug das Buch erneut auf. Kannst du lesen was ich lese?
    Wenn du die Worte in deinen Gedanken formulierst, dann ja.
    Ein kleines Lächeln huschte über Karas Lippen. Sie blickte auf die erste Seite und begann dann in Gedanken vorzulesen.


    Korim bestellte der jungen Frau ohne zu fragen ein Wasser und Kuchen, er selbst ganz im Sinne der Tarnung einen Espresso. Er ließ Kara soweit in Ruhe, blätterte selbst im Buch, zog dann aber ein sichtlich altes Notizbuch und einen Stift aus der Tasche. Zeit für ein paar Aufzeichnungen, Pläne, Ideen was diese Angriffe bedeuteten, auch für ihn. Dass sie es sowieso kaum wagen würden ihn anzugreifen war klar.


    Eine ganze Weile lasen Kara und die Stimme zusammen. Das Buch war wirklich gut und so dauerte es seine Zeit, bevor Kara das erste Mal aufsah und bemerkte, dass Korim etwas für sie bestellt hatte.
    "Danke", sagte sie leise und legte das Buch kurz weg. "Was machst du da?"


    Korim hielt inne und blickte auf.
    "Aufzeichnungen. Ich versuche ein Muster zu erkennen um nachzuvollziehen was die Angriffe bedeuten. Und ein paar andere Dinge." Seine Handschrift war nicht zu entziffern, es waren auch definitiv keine lateinischen Buchstaben.
    "Du bist nicht die Einzige, die davon betroffen ist. Sie hat mir alle Namen genannt."


    "Oh." Kara hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht, dass auch noch anderen von diesen seltsamen Angriffen betroffen sein könnten.
    "Andere.. Schattenweltwesen?", fragte sie leise.


    "Ja, alle möglichen. Celestes Vision war was das anging sehr deutlich. Wir wussten nur nicht, was für eine Gefahr es ist." Der Vampir runzelte die Stirn.
    "Was mich irritiert ist, dass das ... Menschen sind, die so plötzlich Probleme bereiten." Für ihn rangierten diese eigentlich nur knapp oberhalb von Kühen, eben Nahrungsmittel. Nicht ernst zu nehmen.
    "Ein koordinierter Angriff. Das heißt, da stecken Strukturen hinter und Geld."


    Irgendwie mochte Kara nicht, wie er das Wort 'Menschen' aussprach. Schließlich war sie selbst einer - egal was Korim behaupten mochte. Sie runzelte die Stirn. "Also... also versucht jemand - oder eine Organisation - Schattenweltwesen zu töten? Oder einzufangen?" Das klang wie der Plot eines spannenden Buches, leider war es jedoch gerade ihre Lebensrealität. "Aber nur ausgewählte Personen? Wieso nicht einfach alle, die sie kriegen können?" Sie war so sehr mit nachdenken beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, wie redselig sie auf einmal war.


    Korim merkte auf. Die junge Dame war ein helles Köpfchen.
    "Ja, und ich würde zu gerne wissen, wer das macht." Jeden Einzelnen würde er auf Arten foltern, die wohl kein Mensch gesehen hatte, und anschließend bestialisch umbringen.
    "Das sind gute Fragen. Ich zumindest will Antworten. Vor allem frage ich mich, wie man Menschen dafür rekrutieren kann. Die meisten reagieren nicht unbedingt gut darauf, wenn sie von unserer Existenz erfahren."


    "Aber es gibt Menschen, die von euch wissen?", hakte Kara nun nach. Das Buch lag vergessen neben ihr.
    "Kannst du nicht herausfinden wie viele es sind, oder woher sie von den Schattenweltwesen erfahren haben?"


    "Ja, die meisten landen allerdings in der Psychiatrie. Oder werden vorher von uns getötet." Korim zuckte mit den Achseln.
    "Oder schreiben fehlinformierte Bücher, Bram Stoker, Mary Shelley zum Beispiel." Er lehnte sich zurück und verzog etwas das Gesicht,
    "Es ist nicht so einfach, sie zu finden. Ich weiß natürlich, dass es ein paar Behörden gibt, die wissen, dass es uns gibt. Aber ob sie dahinterstecken, ich kann es noch nicht sa


    "Behörden?", hakte Kara nach. "Wie das FBI oder so?"


    "Ja, in geheimen Dossiers und so weiter. Wir wissen das, einige von uns reden sogar hier und da einmal mit denen." Korim runzelte nachdenklich die Stirn.
    "Aber das wissen sie schon sehr lange. Warum sollten sie uns so attackieren?" Er machte sich eine weitere Notiz.


    "Vielleicht hat jemand Neues das Kommando übernommen", überlegte Kara laut. In Filmen lief das zumindest häufig so. "Jemand, der Schattenweltwesen nicht mag?"


    Korim betrachtete sie kurz mit einem durchaus interessierten Blick.
    "Ja, möglich. Wenn ich einmal Menschen getroffen habe, dann war es eigentlich immer so, dass sie Schattenwesen gegenüber eher hasserfüllt waren. Die haben die Begegnung normalerweise nicht überlebt. Allerdings schätze ich, dass mehr über uns etwas wissen als wir denken...."


    "Wieso denkst du das?", hakte Kara nach.


    "Es gibt durchaus kluge Menschen. Für mich sind sie zwar irrelevant und Nahrung, aber ich weiß, dass es welche mit guter Beobachtungsgabe gibt." Der Vampir lächelte etwas.
    "Ich weiß von Celeste, dass sie ab und an welche traf, die mehr wussten."


    "Hat Celeste denn eine Idee, wer dahinter stecken könnte?", wollte Kara wissen. Diese ominöse Celeste klang schließlich so, als würde sie über enorm großes Wissen verfügen.


    Der Vampir grinste breit.
    "Als ob sie mir so weit trauen würde, mir das zu verraten." Dann zuckte er mit den Achseln.
    "Ich glaube aber nicht. Ihre Visionen haben ihr nur von einer Gefahr berichtet, die einige betrifft. Was genau, wusste sie sebst nicht. Vielleicht hat sie mehr herausgefunden in der Zwischenzeit."


    Wenn sie ihm nicht vertraut, wieso hat sie ihn dann damit beauftragt, dich zu holen?, schaltete sich die Stimme nun wieder ein. Kara runzelte leicht die Stirn. Die Frage war berechtigt. Sie war sich nicht sicher, ob sie Celeste kennenlernen wollte – sie war sich nicht sicher, ob sie in das alles involviert sein wollte, doch eine Wahl hatte sie ja ohnehin nicht.
    „Wie kommen wir von hier nach New York?“, wechselte sie abrupt das Thema.


    Korim blinzelte kurz, Das war ein Sprung.
    "Am besten mit einem Auto." Er lächelte etwas.
    "Ich kann Autofahren, keine Sorge. Da können wir auch Einkäufe transportieren. Sobald es dunkel ist, ansonsten wird es unangenehm."


    Kara nickte stumm. Sie ging davon aus, dass er ein Auto klauen würde, doch im Grunde war es ihr egal. Das alles war so verrückt und sie hatte keine Ahnung, wie sie in diese Sache hineingeraten war. Nachdenklich griff sie erneut nach dem Buch, um sich in dessen Seiten zu vertiefen.


    Korim nahm sich ebenfalls fast wahllos ein Buch und überflog die Seiten, dann seufzte er und griff lieber zu den Notizen. Bücher überraschten ihn zu selten. Ab und an warf er Blicke zu seinem unerwarteten Schützling. Seltsam. Irgendwie schien er junge Frauen zu sammeln, die er beschützen musste. Kurz zog ein altbekannter Schatten, ja, beinahe Schmerz, durch ihn, dann stand er etwas abrupt auf und besorgte ihnen beiden noch Kaffee.


    Währenddessen vertiefte Kara sich in die Welt des Buches. Aster, die Hauptfigur, gefiel ihr immer besser. Gerade war sie an einer besonders spannenden Stelle, da stand Korim abrupt auf und riss sie aus dem Lesefluss. Sie sah dabei zu, wie er zwei Tassen Kaffee besorgte und eine vor ihr abstellte. Zögerlich betrachtete sie die schwarze Flüssigkeit. Ihre Mum hatte ihr noch nicht erlaubt welchen zu trinken. Sie griff nach der Tasse und führte diese zu ihrem Mund, nahm einen Schluck. Es schmeckte... bitter. Viel mehr konnte sie nicht ausmachen. Sie verzog leicht die Miene. Bäh.


    "Kein Kaffeefan?" Korim war erstaunt, zuckte dann mit den Achseln und kippte seinen hinunter. Schließlich wanderten seine Augen zu einer Uhr.
    "Komm, wenn du noch etwas haben willst, dann jetzt. Die Sonne dürfte bald untergehen." Seine Zeit.


    "Hab noch nie welchen getrunken", erwiderte sie bloß und sah sich dann kurz um. "Ich glaub, ich hab soweit alles."


    "Erstaunlich." Der Vampir kannte kaum jemanden aus dem Menschenreich, der nicht irgendwie koffeinabhängig zu sein schien heutzutage. Vielleicht war er einfach zu oft in Großstädten mittlerweile unterwegs.
    "Gut, dann lass uns losziehen." Die Sonne hinter den Schneewolken setzte tatsächlich schon zum Untergehen an, was ihn erleichterte. Es war noch einiges los in der Mall, und seine strapazierten Gedanken waren durch die laufenden Snacks und die vielen Gerüche etwas abgelenkt, so dass er kurz nicht merkte, dass er einige Schritte vor Kara ging. Er hatte langsam Hunger. Das war nicht gut. Dann blinzelte er und suchte die junge Frau, nach einigen Momenten erblickte er sie - und drei junge Männer, die gerade auf sie zutraten. Es war für seine empfindlichen Ohren zu laut um zu verstehen was sie sagten, doch er bahnte sich seinen Weg und baute sich bedrohlich hinter ihnen auf.
    "Was wollt ihr von ihr?" knurrte er.


    Auch Kara war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie die drei Männer nicht bemerkt hatte. Sie wurde ihrer erst gewahr, als diese sich direkt vor ihr aufbauten und ihr Weiterkommen verhinderten. Kara öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch keine Worte kamen hervor und der Drang fortzulaufen war erneut stark. In diesem Moment trat Korim zu der Gruppe und Kara musste gestehen, dass sie erleichtert war.


    "Ey Alter, was willst du?" Der eine Typ drehte sich zu dem Vampir um, der sie überragte und wich kurz zurück, verschränkte aber die Arme.
    "Such dir ne eigene Braut." Korim hielt sich sichtlich zurück.
    "Geht." In seiner Stimme lag eine unverhohlene Drohung.


    Verwirrt und mit wachsendem Unbehagen sah Kara die drei Männer an. Sie wollte definitiv nicht länger hier bleiben, und so machte sie sich daran, die drei zu umrunden.


    Einer der Männer machte den Fehler und ignorierte das warnende Unterbewusstsein. Er attackierte den Vampir, der fast gelangweilt den Arm abfing und den Typen blitzschnell und ohne Mühe gegen die Wand schleuderte. Die anderen beiden waren nicht so dumm und liefen davon, während ihr Kumpel jammerte, er habe sich sicher was gebrochen. Mitleidlos sah Korim auf ihn herab.
    "Selbst schuld. Komm Kara, Zeit zu gehen. Die Sonne ist gleich weg."


    Mit unbewegter Miene sah Kara kurz zwischen dem verletzten Mann und seinen fliehenden Freunden hinterher, dann wandte sie sich um und folgte Korim. "Die waren komisch."


    Korim nahm sie bei der Hand und steuerte auf den Eingang zur Tiefgarage zu.
    "Die führten nichts Gutes im Schilde. Glaub mir, ich erkenne meinesgleichen." Die Treppen führten nach unten und es roch fürchterlich. Der Vampir zog die Nase kraus.
    "Bah. Menschen stinken." Schließlich konnte er alle Autos betrachten, die abgestellt waren. Allerdings fasste er entgegen seiner Gewohnheiten keines ins Auge, das schnell, laut und böse war, sondern einen recht normalen Kombi, zwar neu, aber keineswegs auffällig. Derzeit war er tatsächlich ziemlich klar. Ohne viel Federlesens öffnete er die Fahrertür auf seine Art und von innen öffnete er dann für Kara.
    "New York, wir kommen."


    Dass er ihre Hand nahm, überraschte Kara so sehr, dass sie sie nicht einmal zurückzog. Rasch warf sie noch einen Blick zurück auf die Männer, doch von ihnen war bereits nichts mehr zu sehen und so verbannte sie sie aus ihren Gedanken. Die Tiefgarage roch, wie die meisten Tiefgaragen es nunmal taten - auch Kara verschlug es leicht den Atem. Sie ließ sich von Korim zu einem Auto führen und stieg ein, als er die Tür öffnete. Der Wagen erinnerte sie an den ihrer Eltern - mit leicht flauem Gefühl fragte sie sich, was die beiden wohl gerade machten. Gewissenhaft legte sie den Gurt an und fragte dann: "Wie lange dauert es von hier bis New York?"


    "Etwa 12 - 13 Stunden. Ich werde eher keine Pausen einlegen." Außerdem war Korim ein sehr rücksichtsloser Fahrer, der zwar fahren konnte, den aber die Verkehrsregeln mehr störten als alles andere. Einen Führerschein hatte er sowieso nie gemacht, er hatte sich einfach ans Steuer gesetzt, von Anfang an als Autos aufgekommen waren.
    "Ich versuche, dass wir da sind bevor es wieder richtig hell ist. Sonst müssen wir uns etwas einfallen lassen."


    "Alles klar." Kara kramte in ihrem Rucksack und zog ihr neues Buch hervor um noch ein wenig zu lesen. Lange Autofahrten war sie nicht wirklich gewohnt, doch so konnte sie sich zumindest etwas die Zeit vertreiben.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Koop Fara als Kara und Cassi als Korim und Celeste Teil II


    Der Vampir schloss das Auto geübt kurz, legte den Rückwärtsgang ein znd fuhr relativ flott aus der Parklücke. Bei der Schranke angekommen musste er kurz anhalten und aussteigen, beseitigte die Schranke mit seiner Muskelkraft und es ging los. Die dunklen Straßen waren nicht leer, Chicago war keine Stadt, die echte Ruhezeiten hatte. Aber er bemerkte, dass es teilweise glatt war, also konnte er nicht so viel Gas geben wie er gerne wollte. Es änderte sich, sobald sie draußen auf dem Highway in Richtung New York waren. Korim stieg aufs Gas. Es war draußen stockfinster, ab und zu schneite es, es war bitterkalt. Er hatte nicht einmal die Lichter an, da er sehr wohl sehen konnte. Menschen konnten das nicht in der Form. Außerdem war er komplett rücksichtslos, schnitt andere Autos, die das seine nicht einmal sahen, und hatte auch noch Spaß dabei.


    Als das Auto immer schneller wurde, merkte Kara von ihrem Buch auf. Sie war noch nie mit einer derartigen Geschwindigkeit über die Autobahn gerast und einen Moment lang konnte sie nur mit weit aufgerissenen Augen beobachten, wie die anderen Autos an ihrem Fenster vorbeizischten. "Müssen wir so schnell sein?"


    Korim sah zu ihr rüber, überholte ein Auto und zuckte mit den Achseln.
    "Meine Reflexe sind sehr viel besser als die jedes Menschen. Wieso, hast du etwa Angst?"


    Anstatt sofort zu antworten, überlegte Kara kurz und schüttelte dann den Kopf. Nein, Angst hatte sie nicht wirklich, denn man konnte tatsächlich sehen, dass Korim wusste, was er tat. Allerdings...
    "Was, wenn die Polizei uns anhält?"


    Der Vampir stutzte kurz, dann seufzte er und drosselte das Tempo.
    "Guter Punkt. Ich könnte sie zwar schnell loswerden, nur ist das vermutlich mehr aufhaltend als alles andere. Außerdem schmerzen Kugeln." Er warf ihr einen Seitenblick zu.
    "Du hast keine Angst mehr vor mir, oder?"


    Erneut dachte Kara kurz nach und hob dann die Schultern. "Ich glaube nicht, dass du mir wehtun willst und ich habe nicht wirklich eine Wahl", erklärte sie schlicht.


    "Du bist das pragmatischste Wesen, das ich kenne." Es amüsierte ihn. Nach einiger Zeit fragte er:
    "Bist du eigentlich schon einmal Auto gefahren?"


    Pragmatisch, ja. So nannte ihre Mutter sie auch immer. Hoffentlich ging es ihr gut. Kara vertiefte sich wieder in ihr Buch, bis Korim erneut sprach. Sie blickte auf. "Selbst meinst du? Nein... Aber meine Mutter meinte, ich kann mit ihrem Auto üben, wenn ich nächstes Jahr meinen Führerschein mache." Noch während sie sprach, fragte sie sich allerdings, ob das immer noch passieren würde.


    "Deine Mutter...?" Ach, Kara hatte sicherlich welche. Und er würde sich wundern, wenn diese Menschen waren.
    "Naja, ich kann dir tatsächlich was zeigen, beziehungsweise erklären. Unter Umständen musst du den Rest fahren."


    Kurz war Kara verwirrt, dann verstand sie. "Falls die Sonne aufgeht." Sie steckte ihr Buch nun zurück in den Rucksack und setzte sich gerader auf. "Okay, was muss ich wissen?"


    "Genau. Im Prinzip ist es recht einfach. Man hat drei Pedale - links die Kupplung, in der Mitte die Bremse und rechts das Gas. Erster Gang zum Anfahren, dann in den zweiten hoch, dann den dritten und vierten - dann kann man meistens sowieso schon flott rollen. Moment." Er sah in den Rückspiegel und registrierte, dass anscheinend kein anderes Auto annähernd nahe war. Er bremste ab und schaltete zurück, dann nahm er die Hand Karas und legte sie auf den Schlatknüppel. Und Gas,
    "Erster Gang, zweiter Gang, dritter Gang, vierter Gang."


    Theoretisch wusste Kara wie ein Auto gesteuert wurde, zumindest hatte sie es unzählige Male bei ihren Eltern beobachtet - allerdings fuhren beide Automatikwagen, sodass das ganze Konzept des Schaltens sie zunächst verwirrte. Trotzdem versuchte sie Korims Anweisungen so gut wie möglich zu folgen und schaltete sukzessive hoch. Plötzlich ertönte ein knirschendes Geräusch, bevor sie es schließlich schaffte den Gang einzulegen. "Hab ich was falsch gemacht?"


    Korim verzog etwas das Gesicht, grinste dann aber nur.
    "Das passiert auch erfahrenen Fahrern, Kupplung nicht ganz getreten. Macht nichts." Er erklärte ihr dann alles andere in seiner erstaunlich ruhigen Stimmart, die bisher nur ein Wesen je gesehen hatte - nun gut, vielleicht zwei. Wie man lenkte, worauf man aufpassen musste, einfach alles. Sie hatten ja Zeit.


    Es war einiges, was Kara sich da merken musste, doch tatsächlich fiel es ihr leicht Korims Erklärungen zu folgen. Die Art wie er zu ihr sprach und auf Nachfrage Dinge noch einmal erklärte, erinnerte sie ungewöhnlich stark an ihren Vater. Eine Welle von Heimweh überkam sie, doch Kara versuchte sie so gut es ging zu ignorieren. Ihren Eltern ging es sicher gut, und sie war noch nicht am Ende ihrer Suche angelangt.
    "Ich glaube, soweit habe ich alles verstanden", sagte sie schließlich.


    Korim sah auf die Uhr. Es war noch tief in der Nacht.
    "Vielleicht versuchst du etwas zu schlafen. Dann probieren wir es später einmal live." Es war weniger echte Fürsorge denn nüchternes Wissen darum, dass er sie wenn dann fit brauchen würde.


    "In Ordnung." Tatsächlich fühlte Kara sich unglaublich müde. Kurz fragte sie sich noch, ob die Stimme sich wohl bald wieder melden würde, doch für den Moment war sie zu erschöpft, um selbst nachzufragen. Also benutzte sie ihren Rucksack als Kissen und war innerhalb weniger Sekunden weggeschlafen.


    Die Straße war ein endloses dunkles Band. Viel Verkehr war nicht, und die Wetterverhältnisse verschlechterten sich unterwegs immer mehr. Dennoch fuhr er nicht besonders langsam, raste allerdings auch nicht. Immer wieder rutschte das Auto etwas, und dann musste er auch einmal tanken. Kara schlief tief und fest, was ihn belustigte. Sie hatten einen holprigen Beginn gehabt, jetzt vertraute sie ihm genug, um zu schlafen. Sein Lächeln verging. Wie... Nein, nicht jetzt. Er stieg wieder ein, ohne zu zahlen, und fuhr weiter. Minuten wurden zu Stunden. Das Schneetreiben lichtete sich etwas, nur wusste er, dass bald die Helligkeit kommen würde. Verdammt. Er fuhr so lange es halbwegs ging, dann parkte er und rüttelte die Jugendliche wach.
    "Kara."


    Kara schreckte hoch. Ohne dass es ihr wirklich bewusst war, konnte sie gerade noch unterdrücken, ihre Kraft einzusetzen. Stattdessen blinzelte sie einige Male heftig und setzte sich dann gerader auf. "Wie spät ist es?"


    Korim blickte durch die Scheibe.
    "Es wird bald hell werden. Ich spüre das." Seine roten Augen musterten sie nicht einmal unfreundlich.
    "Es sind bis an die Grenzen New Yorks noch etwa 1 1/2 Stunden zu fahren. Ich kann dir den Verkehr da nicht zumuten, ich würde in einen Zug umsteigen. Die paar Meter sind halbwegs machbar."


    "Alles klar." Kara war sich nicht so ganz sicher, ob sie wirklich schon fahren konnte, andererseits hatte sie wie schon so oft in den letzten Stunden keine Wahl. "Was machst du solange?" Egal wo, im Auto war er vor den Sonnenstrahlen ja wohl kaum sicher.


    "Hinten." Korim lächelte und riss die Polsterung heraus, so dass sie eine Art Decke bildeten.
    "Ich verkriech mich darunter. Ein paar Minuten bleib ich noch bei dir, immerhin dein erstes Mal Autofahren, und ich erklär dir noch wie du dich orientierst." Das Nahen der Sonne spürte der Vampir in jedem Knochen. Wie er seine Einschränlung hasste. Rasch stieg er aus und überließ Kara das Steuer.
    "Stell dir alles ein und dann schauen wir mal."


    "Okay." Kara wechselte hinter das Steuer. Einen Moment brauchte sie, um sich an die neue Perspektive auf dieser Seite zu gewöhnen. Unter Korims Anleitung begann sie dann, sich Sitz und Spiegel einzustellen. Im Kopf ging sie noch einmal alles durch, was er ihr über das Fahren erklärt hatte. Wie schwer konnte es schon sein? Sie startete den Motor (das immerhin klappte schon einmal!) und versuchte dann anzufahren, doch der Wagen machte bloß einen Satz nach vorn und blieb dann stehen. Verwirrt blickte Kara zu Korim. "Hab ich was falsch gemacht?"


    Korim zuckte etwas zusammen, das Geräusch tat den Ohren nicht gut Doch lachte er.
    "Nicht schlimm. Schau, bleib mit dem linken Fuß auf der Kupplung und mit dem rechte auf der Bremse. Nimm ihn links langsam hoch bis du merkst, dass das Auto vorwärts geht, dann von der Bremse und aufs Gas, dann wird das."


    "Okay." Kara startete den Wagen erneut und hielt sich dann genau an Korims Anweisungen. Tatsächlich konnte sie spüren, wie das Auto ab einem gewissen Punkt stark zu vibrieren begann. Sie löste den Fuß von der Bremse und trat aufs Gas - vermutlich ein bisschen zu enthusiastisch, da der Motor sogleich aufheulte, doch immerhin fuhr das Auto!


    Korim brummte zufrieden und beobachtete Kara, wie sie den Wagen vorsichtig lenkte. Er ließ sie einfach machen, denn nur beim Fahren konnte sie ja lernen. Schließlich meinte er:
    "So, ich verzieh mich kurz. Aber wenn was ist, fragen. Einige Zeit halte ich alles aus." Tatsächlich wurde es spürbar heller. Noch immer war es bewölkt, doch der Schneefall hatte weitestgehend aufgehört, und die Straßen waren geräumt.
    "Fahr einfach den Schildern Richtung New York nach." meinte der Vampir, während er nach hinten kletterte, kein leichtes Unterfangen bei seiner Größe.


    "Okay", wiederholte Kara, auch wenn sie sich nicht so sicher war, wie gut das ganze funktionieren würde. Das mit dem Schalten hatte sie immerhin schon raus, zumindest größtenteils. Trotz der frühen Morgenstunden war bereits ordentlich viel auf den Straßen los. Kara blieb stur auf ihrer Spur und hielt nach den Schildern Ausschau. Irgendwann pingte etwas auf dem Armaturenbrett. Wenn sie das richtig interpretierte... "Der Tank ist fast alle."


    Korim hatte sich wie er gesagt hatte unter dem abgerissenen Rückbanküberzug zurückgezogen. Bequem war etwas anderes, aber er hatte schon ganz andere Situationen überstanden. Natürlich spürte er die Unsicherheit des jungen Mädchens, aber sie hielt sich gut. Tatsächlich fiel er irgendwann ein eine gewisse Dämmerung, kein Schlaf, mehr ein Dösen auf Vampirart. Allerdings war er ganz schnell bei sich als sie schließlich sagte, dass der Tank fast leer sei.
    "Ach verdammt." Es konnte nicht mehr so weit sein, oder? Er kroch heraus und blinzelte, spürte das Brennen und ignorierte es.
    "Ok... ok. Siehst du irgendwo ein Schild für eine Tankstelle? Oder einen Parkplatz?"


    "Moment." Kara hielt Ausschau. Tatsächlich kam nun ein Schild. "Ein Parkplatz", verkündete sie. "Aber keine Tankstelle." Das Armaturenbrett pingte erneut. "Ich glaube viel weiter kommen wir nicht."


    Korim fluchte in seiner Muttersprache, die völlig fremd klang für Karas Ohren.
    "Ok. Fahr hin. Ich mach das schon." Dämlich. Er hätte tanken sollen.


    "Gut." Kara blinkte rechts, ging vom Gas und fuhr schließlich auf den Parkplatz auf. Es war nur ein kleiner Rastplatz auf dem sonst nichts los war. Kara zog die Handbremse an und stellte den Wagen aus. "Was jetzt?"


    "Moment." Der Vampir stieß die Tür auf und spürte sofort das verdammte Licht der Sonne. Denn auch wenn es bewölkt war, so hieß das nicht, dass es keinerlei Auswirkungen hatte. Er blinzelte und sah sich um. Es standen einige Autos herum, die Besitzer dessen waren wahrscheinlich gerade pinkeln. Mit großen Schritten ging er zu einem der Wägen, dieses Mal ein Automatik, der Mann dem das wohl gehörte stand mit dem Rücken zu ihm und erleichterte sich an einem Baum während der Motor lief.
    "Dreckige Menschen." murmelte er und stieg in den Wagen, mit dem er rückwärts zu Kara rollte. Der Typ drehte sich um und riss die Augen auf als Korim dann ausstieg. Langsam sah man ihm die Schmerzen an, und dann wurde er ungeduldig.
    "Los, komm. Der ist leichter zu fahren, und dann sind wir da." Der Besitzer kam angerannt, was der Unsterbliche ignorierte, bis er spürte, das ihm dieser einen Schlag verpasste. Sich halb umdrehend stieß er den Mann weit von sich, dass dieser gegen eine Mülltonne krachte und benommen liegen blieb.
    "Ich hab keine Zeit für so einen Blödsinn." Die hatte er wirklich nicht.


    Rasch sprang Kara aus dem Auto, schnappte sich ihren Rucksack und lief auf den neuen Wagen zu. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Korim und der Mensch - Mann, aneinander gerieten, doch da war sie bereits damit beschäftigt auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen und sich alles einzustellen. Schnell erkannte sie, dass dieser Wagen etwas anders war als der vorherige - dieser war so, wie die Autos, die ihre Eltern fuhren. Sie stellte den Schalthebel auf Drive und wartete darauf, dass Korim einstieg, bevor sie losfuhr. Nachdem sie eine kurze Weile gefahren waren fragte sie: "Lebt er noch?"


    Der Vampir sah zu, dass er sich wie im anderen Auto verkroch. Wie er diese Schwäche hasste. Kara muckte absolut nicht, im Gegenteil. Sie stieg in seinem Ansehen, und ihre Frage brachte ihn sogar zu einem leisen Lachen.
    "Ja, er lebt. Ich hatte keine Zeit um mehr zu veranstalten. Er wird sicherlich das Auto als gestohlen melden, wir müssen aber nicht mehr so weit fahren." Abgesehen davon war es unwahrscheinlich, dass Polizisten eine Konfrontation mit ihm überlebten, selbst bei Tageslicht.


    "Okay." Sie war erleichtert zu hören, dass der Mann noch lebte. Ein Auto zu stehlen war eine Sache, doch jemanden dabei umbringen... Sie wollte lieber nicht daran denken und konzentrierte sich stattdessen auf die Straße. "Wo müssen wir genau hin?"


    "Richtung New York City, etwa 40 Meilen vorher werden Möglichkeiten angezeigt um zu einem Bahnhof zu kommen. Fast alle haben Tiefgaragen, selbst wenn nicht, halb so wild. Such dir einfach einen aus."


    "Ist gut." Kara behielt weiterhin die Schilder und die Straße im Blick. Autofahren war gar nicht so schwer, wie sie immer gedacht hatte. Allmählich wurde es jedoch voller und immer öfters stockte der Verkehr, was sie ziemlich nervte. Schließlich sah sie einen Hinweis auf einen Bahnhof und ordnete sich so ein, dass sie diesem folgen konnte. Es ging nun ab von der Autobahn und in den normalen Straßenverkehr. Kara konnte mit den meisten Schildern nicht wirklich etwas anfangen, wusste ja aber immerhin, dass sie an roten Ampeln halten musste und zum Glück war es dann auch nicht mehr weit zum Bahnhof. Dort gab es tatsächlich eine Tiefgarage in die sie nun fuhr, dabei jedoch die Breite des Autos nicht richtig einschätzte, sodass sie einmal gegen eine Säule stieß, schließlich jedoch einen Parkplatz fand und den Motor ausstellte.


    Der kleine Unfall brachte den Vampir nicht aus der Ruhe, es hätte viel schlimmer werden können.
    "Naturtalent, Kid." Er kletterte nach draußen.
    "Dann sind wir bald da."


    So etwas wie Zufriedenheit kam in Kara auf, als Korim sie lobte. Für ihr erstes Mal Autofahren war das doch echt nicht schlecht gewesen! Sie stieg aus dem Wagen und wurde sogleich in die Realität zurückgeschleudert. Was machte sie überhaupt hier und was würde noch auf sie zukommen? Würden sie nun auf diese Celeste treffen, und wenn ja, wie würde dieses Treffen aussehen? Würde sie Antworten erhalten, oder nur noch mehr Fragen? Es war unmöglich, das vorherzusagen und so nahm Kara bloß ihren Rucksack und folgte dem Vampir.


    Es war -wie immer- viel zu voll. Korim rümpfte die Nase. Diese Art des Transports mochte er ganz und gar nicht, eingeklemmt zwischen seiner Nahrung, die teilweise allerdings sehr unappetitlich rochen. Die Fahrscheine lösen konnte er trotzdem so als moderner Vampir, nur zog er die Augenbrauen zusammen, weil ihm der Gestank nicht passte.
    "30 Minuten. Grausam." Und dabei waren sie nicht einmal im Waggon.


    Selbst Kara, die nicht über die sensible Nase eines Vampirs verfügte, fand den Geruch am Bahnhof ziemlich unangenehm. Um sich abzulenken, zog sie erneut ihr Buch hervor - sie war schon fast durch und wünschte sich, noch ein zweites Buch mitgenommen zu haben.


    "Warum duschen diese dreckigen Menschen nicht." lamentierte Korim und ignorierte dabei die irritierten Blicke mancher Leute hier, allerdings war das hier schon fast New York selbst. Es kümmerte selten jemanden.
    "Celeste hat echt was gut bei mir." knurrte er als sie schließlich nach einiger Zeit den Zug betraten, der ziemlich überfüllt war. Die beiden hatten jedoch Platz, dafür sorgte der Vampir, denn er schob den ein oder anderen einfach unsanft zur Seite, und sein kalter Blick aus roten Augen tat das Übrige.
    "Selbst wenn ich vor Hunger fast umkomme würde ich hier glaube ich keinen beißen." brummte er angewidert.


    Der Vampir war wirklich ziemlich irritiert. Kara blickte sich einmal kurz um, doch niemand schien sich groß für sie zu interessieren. Das musste hier wohl Alltag sein. Im Stillen fragte sie sich wie viele Schattenweltwesen hier wohl zu Hause waren. Sie vergrub die Nase erneut in ihrem Buch bis sie die letzte Seite erreicht hatte und es langsam zuklappte.


    Korim war sichtlich angespannt. Dass er nicht zuschnappte war alles. Allerdins waren seine Nerven überreizt, so dass er jede Bewegung in seine Richtung mit immer lauterem Knurren quittierte. Und er wusste ganz genau was passieren würde. Blutbad. Nur wusste er noch, dass es nicht angebracht war jetzt. Er legte eine Hand auf die schmale Schulter von Kara.
    "Du musst mich ablenken. Irgendwas. Ansonsten gibt es Tote."


    Noch immer halb in die Handlung des Buches vertieft, brauchte Kara einen Moment um zu realisieren, dass Korim sie angesprochen hatte. Stirnrunzelnd sah sie ihn an. "Wieso?"


    Der Vampir blickte sie direkt an. Seine ohnehin unheimlichen Augen glühten nun beinahe, komplett rot.
    "Zu viele Reize. Ich hab es unterschätzt." Er hielt sich an Kara fest als wäre sie ein Anker und spürte, dass er sich verlor.


    So langsam wurde ihr die Hand auf ihrer Schulter unangenehm und am liebsten hätte sie sie weggestoßen. Kara verstand nicht ganz, wieso der Vampir sich nicht einfach die letzten Minuten zusammenreißen konnte. Andererseits war ihr das Gefühl einer Reizüberflutung durchaus bekannt. Wenn einfach alles zu viel wurde und nichts mehr wirklich Sinn ergab. Sie runzelte die Stirn und sagte dann langsam: "Also gut... Erzähl mir wie du Celeste das erste Mal getroffen hast."


    Das traf den Vampir besser als eine Ohrfeige. Sein Blick wurde klarer, als er erst empört eine barsche Antwort bellen wollte, dann aber lockerte er den Griff. Irgendetwas schlich in ihm hoch, das bei ihm schwer begreiflich wirkte. Melancholie.
    "Das ist lange her. Lange...." Ein Echo aus Jahrhunderten, Jahrtausenden. Nur wenige wusste oder ahnten, wie alt er wirklich war. Kara konnte es ahnen.
    "Wir waren sehr jung. Der Prinz und die Prinzessin, fast klassisch. Sie hatte Angst, hatte sie doch nie Gutes gehört über meine Art. Ich weiß es noch genau...."
    Vor sehr langer Zeit
    Celeste fror. Der Wind im Norden blies kräftig, und auch wenn derzeit kein Schnee lag, konnte man ihn bereits riechen. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Ihr war nur gesagt worden, dass man sich arrangieren musste, dass sie mit dem Vampirprinzen des Nordens ein Bündnis eingehen musste auf Ewigkeit.
    Korim blickte ihr entgegen. Der junge Vampir war noch keine 11, aber bereits sehr groß und trainiert. Seine hellblauen Augen fixierten die Fee, die in seinem Alter war und gekleidet in mehreren Schichten Fell. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Natürlich hatte er seine Pflichten, seine Verantwortungen, doch eine Fee?
    Gegenwart
    "Es ist kompliziert mit uns seit Anbeginn." meinte er dann trocken.
    "Sie... ist etwas Besonderes."


    Damit hatte Kara nun wirklich nicht gerechnet. Was Korim erzählte, klang eher wie eines der Märchen, welches ihre Mutter ihr früher zum Einschlafen vorgelesen hatte... Nun ja, nicht ganz wie diese Märchen. "Aber ihr seid nicht mehr zusammen?", hakte sie nach.


    Korim lachte auf, was ihnen kurze irritierte Blicke einbrachte.
    "Oh, wir waren nie wirklich zusammen. Du weißt nicht, wie brutal unsere Welt sein kann. Damals haben wir uns auch nicht versteckt." Er seufzte etwas.
    "Unser Bündnis sollte Frieden bringen. Aber zu viele waren dagegen. Es ist nun schon so lange her, dass sich niemand mehr wirklich erinnert. Aber eines Tages..." Er sah hinaus aus dem Fenster, das derzeit nur an dunklen mauern vorbeihuschte.
    "Eines Tages werde ich mir mein Königreich zurückholen."


    "Dein Königreich?" Kara wirkte verwirrt. "Existiert das denn überhaupt noch?" Es hatte so geklungen, als ob Korims Erzählung schon Jahrhunderte, wenn nicht sogar länger zurücklag.


    "Solange ich lebe ist es da. Nicht wie früher, oh nein, zu viele Menschen. Es ist mehr..." Korim lächelte etwas.
    "Es ist mehr so, dass jeder denkt, dass alle alten Könige lange tot sind. Niemand weiß mehr, dass ich der letzte legitime bin. Ich brauche den Beweis."


    "Was für einen Beweis?", fragte Kara. Es fiel ihr schwer sich tatsächlich vorzustellen, dass Korim der Herrscher eines vergessen geglaubten Königreichs sein sollte.


    "Das bleibt mein Geheimnis. Das darf keiner wissen, zu viel hängt für mich daran." Korim herrschte sie nicht an, das junge Wesen konnte schließlich nicht wissen, was es bedeutete, in seiner Lage zu sein.
    "Sollte ich jemals finden was ich suche, werde ich dich nicht vergessen. Es würde mir jetzt niemand glauben." Der Vampir grinste.
    "Der uralte, verrückte Korim Adreus, jetzt glaubt er noch, er sei der verlorene König."


    "Hu, okay." Für Kara war das alles ziemlich nichtssagend. Im Grunde war es nur ein weiteres Detail in einer für sie zunehmend skurriler werdenden Welt. "Hast du dich jetzt wieder beruhigt?"


    "Ja. Das war die beste Frage, die du stellen konntest." meinte Korim trocken. Zwar nervten die Menschen ihn immer noch, aber er hatte seine Gedanken woanders hinbringen können.
    "Wir sind bald da. Ich bin sicher, dass Celeste hoch erfreut sein wird, dich zu sehen. Achja."
    Der Vampir ließ sie endlich los und lächelte fast normal.
    "Sag das keinem. Mein Ruf wird sonst komplett ruiniert."


    Kara lächelte nicht unbedingt zurück, doch zumindest blickte sie dem Vampir ohne Angst ins Gesicht und legte den Kopf etwas schief. "Wem sollte ich das denn erzählen?" Alle, die sie kannte, würden sie dann doch bloß für verrückt halten.


    "Anderen Wesen. Da wird dich niemand für verrückt halten. Sie werden nur erstaunt sein, dass du mich überlebt hast." Als Fee vor allem. Den anderen würde die wahre Natur Karas sicher nicht verborgen bleiben.
    "Celeste hat extra mich geschickt, weil sie weiß, dass ich dich vor allem was kommt beschützen kann."


    "Oh." Kara hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, dass sie auf andere Schattenweltwesen treffen würde. Irgendwie war ihr der Gedanke unangenehm. "Na gut, dann... Dann werde ich niemandem was sagen."


    "Gut." Der Zug hielt.
    "Wir sind an der richtigen Station. Weit ist es nicht, das halte ich noch aus." Da es sehr voll war, nahm er Kara bei der Hand und sah zu, dass sie sich nicht in der Menge verloren. In New York achtete niemand so wirklich auf den anderen, die meisten Menschen hasteten an ihnen vorbei. Der Vampir steuerte mit der jungen Fee auf einen Fahrstuhl zu. Unterwegs nahm er zur Kenntnis, dass sie an einem Faun, einer Nymphe und zwei Mischwesen vorbeikamen. Diese starrten ihn an, aber niemand wagte es ihn jetzt anzugreifen. Sie fuhren in der vollgepackten Kabine nach oben, und der große Mann stallte sich sehr bewusst als Barriere zwischen Kara und den Menssschen - er traute ihnen nicht. Schließlich traten sie auf die Straße. Die Helligkeit schmerzte, aber es war nun ums Eck.
    "Komm, das Gebäude 500 Meter weiter. Da lebt sie."


    Von den Schattenweltwesen bemerkte Kara nichts. Überhaupt fiel ihr nicht viel auf, während Korim sie durch die Bahnstation führte. Es waren einfach so viele Menschen unterwegs. So viele. Und das war in der ganzen Stadt so?
    Als sie schließlich auf die Straße traten, staunte Kara nicht schlecht über die hohen Gebäude und die Menschenmassen. Es brauchte einen Moment, bis Korims Worte an ihr Ohr gedrungen waren. Dann nickte sie jedoch und folgte ihm die letzten Meter zu dieser ominösen Celeste.


    Korim bemerkte ihren fast staunenden Blick. Himmel, war Kara jung. Er sah ja theoretisch nicht alt aus, aber er war es nun einmal. Die Helligkeit piekste jetzt enorm, das würde Brandblasen geben. Doch es dauerte nicht lange, und sie betraten das Gebäude. Der Pförtner sah den Vampir und verbeugte sich leicht.
    "Herr Adreus, Sie werden bereits erwartet." Korim brummte:
    "Sie hätte wenigstens ein Auto schicken können." Die beiden wurden zu einem der abgeschlossenen Aufzüge gebracht und betraten diesen, dann ging es nach oben.
    "Und, bereit?"


    Die Straßen New Yorks hatten sie bereits beeindruckt - dieses Gebäude war eine ganz andere Sache. Kara konnte nichts anderes tun, als sich umzusehen und sich klein und unbedeutend zu fühlen. Auf Korims Frage konnte sie nur leicht nicken, doch im Grunde war sie nicht sicher, ob sie sich wirklich bereit fühlte.


    Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf das luxuriöse Innenleben preis. Korim spürte deutlich, dass sie verunsichert war. Er lächelte.
    "Keine Sorge, Celeste ist ganz anders als ich."
    "Das hoffe ich aber auch. Hallo, Kara." Die warme und freundliche Stimme der Fee erklang. Sie trug einfache Jeans und ein Einhornpullover mit Pailleten. Wären nicht diese unendlich tiefen Augen gewesen, würde man sie für kaum älter als 25 einschätzen.
    "Es freut mich, dass du hier bist, und das heil." Der Vampir hob beide Augenbrauen.
    "Hast du etwa daran gezweifelt?" Sie lachte leise und machte eine einladende Geste.
    "Kommt herein, ihr müsst hungrig sein. Korim, Brandsalbe ist im Bad." Er warf Kara einen Blick zu.
    "Also ob sie die Zukunft sehen könnte...Oh." Die Fee lachte. Es tat gut zu sehen, dass der Vampir gut gelaunt und geistig bei sich war.
    "Du hast sicher viele Fragen, Kind."


    Einen Moment lang blieb Kara einfach im Aufzug stehen und betrachtete alles aus großen Augen. Celeste war... anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Ein Teil von ihr fand sie auf Anhieb sympathisch, doch der Rest hatte sich wieder einmal hinter eine Mauer des Schweigens zurückgezogen. Sie öffnete den Mund, um auf Celestes Frage zu antworten, fand ihre Stimme jedoch nicht und verschloss ihn somit wieder.


    Korim verschwand ins Bad um sich um die Wunden zu kümmern. Überdeutlich, dass er sich hier auskannte. Natürlich war das keine normale Brandsalbe, sondern eine spezielle.
    Celeste musterte Kara, dann nahm sie diese einfach bei der Hand und zog sie mit sich in das so gemütliche Wohnzimmer.
    "Ah, du redest nicht gern. Auch gut. Ich hoffe, Korim hat dich nicht sehr geschreckt. Auch wenn man mir nicht glaubt, er hat noch ein paar gute Seiten." Der Vampir rief laut aus dem Bad:
    "Und hat ein super Gehör! Nein, habe ich nicht. Also tu mal nicht so."


    Kara blickte sich um. Wirklich nichts war hier so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Unwillkürlich musste sie lächeln, als sie das Geplänkel der Fee und des Vampirs hörte.

    "Mh", brachte sie hervor. Das erste Wort war stets das schwierigste. "Warum...?" Doch noch während sie das Wort aussprach, verließ sie der Mut. Sie wusste nicht einmal genau, was sie hatte fragen wollen - Warum sie hier war? Warum diese Männer hinter ihr her gewesen waren? Warum Celeste so ein Interesse an ihr hatte? Hilflos und frustriert starrte sie auf ihre Knie.


    "Das ist eine sehr schwierige Frage, Kara. Warum." Celeste stand plötzlich auf.
    "Und wirklich weitläufig." Korim kam zurück, seine Haut schimmerte etwas, doch die Fee machte sich darüber jetzt nicht lustig. Stattdessen sah sie ihn ernst an, mit einer Frage im Gesicht, die vermutlich nur er zu lesen vermochte. Er schüttelte stumm den Kopf.
    "Du weißt also wirklich nichts?"


    Immer noch auf ihre Knie starrend biss Kara auf ihre Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich hier so fehl am Platze, als wenn es sich nur um eine riesige Verwechselung handeln konnte. Doch wenn sie wirklich nicht hier sein sollte, warum besaß sie dann diese seltsamen Fähigkeiten?


    Celeste seufzte etwas. Das arme Kind.
    "Nun gut. Kara, das wird jetzt ein bisschen dauern. Möchtest du einen Tee?" Wobei wahrscheinlich Schnaps angebrachter wäre. Korim verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue. Ob die Fee das erklären würde können?


    Nun sah Kara doch auf. Celeste wirkte wirklich nett. Ein Teil von ihr wollte ihr auf der Stelle vertrauen, doch ein anderer Teil konnte das alles immer noch nur schwer verarbeiten. Sie nickte leicht und brachte ein kleines: "Gerne" heraus.


    Celeste blickte mit einem Grinsen zum Vampir, der kurz knurrte und die Augen verdrehte, aber dann dennoch in Richtung der Küche stapfte. Dort würde sicherlich auch ein wenig Blut im Kühlschrank warten, das er vertilgen konnte. Er hatte selbst Hunger, und es war besser, wenn er nicht wirklich sehr hungrig wurde.
    Die Fee lehnte sich währenddessen zurück.
    "Das muss für dich ja ein Schock dann gewesen sein. Leider weiß auch ich nicht alles, wenn auch viel. Sonst hätte ich nicht Korim geschickt, sondern wäre selbst zu dir gekommen." Sie seufzte.
    "Es ist sehr ungewöhnlich, dass deine Eltern nie etwas gesagt haben."


    "Meine Eltern?", fragte Kara, für den Moment zu verwirrt, um mit den Worten zu ringen. Dann verstand sie. Auch Celeste ging wohl davon aus, dass sie selbst eine Fee sein sollte... Kara schüttelte den Kopf.

    "Meine Eltern... wissen von nichts", erklärte sie leise.


    Manchmal wurde auch ein so altes Wesen überrascht. Sie überlegte eine Weile, dann meinte Celeste bedächtig:
    "Das würde mich sehr wundern, liebes Kind." Hatten sie der armen Kara die wahre Natur etwa vorenthalten? Das gefiel ihr ganz und gar nicht.
    "Doch ich bin natürlich entsetzlich neugierig." Sie setzte sich im Schneidersitz hin und ließ etwas Distanz zu der jungen Dame, blickte diese aber freundlich und warm an.
    "Neugierig auf dich. Magst du mir etwas erzählen?" Sie grinste.
    "Oder willst du mehr Schauergeschichten über mich und dem Spitzzahn hören?" Korim rief:
    "Ich höre immer noch sehr gut!"


    Ein kleines Lächeln stahl sich für einen Moment auf Karas Lippen, doch gleich darauf runzelte sie die Stirn. Was sollte sie schon erzählen? Fast schon hilflos blickte sie Celeste an... und dann entschied sie sich für die Wahrheit, oder zumindest einen Teil davon:
    "Vor ein paar Tagen... hätte mich fast ein Auto überfahren." Sie erinnerte sich noch gut daran, wie der Wagen auf sie zugerast war.

    "Ich hab bloß so gemacht", sie hob beide Hände in einer abwehrenden Geste. "Und..." Das Auto war auf eine scheinbar unsichtbare Mauer geprallt.

    "Da war etwas in mir, dass es aufgehalten hat." Sie war nicht lange genug geblieben um herauszufinden, ob jemand verletzt worden war. Betreten blickte sie auf ihre Hände, die sie nun wieder vor ihrem Körper faltete.
    "Danach bin ich weggelaufen." Sie erwähnte nichts von der Stimme, die sie schon Wochen zuvor dazu angehalten hatte ihr Elternhaus zu verlassen.


    Die natürliche Magie ihrer Art. Aber Kara war deswegen offensichtlich durcheinander und verstand nicht, was eigentlich mit ihr los war. Innerlich verfluchte sie die Eltern.
    "Es war auch nicht einfach, dich zu finden." Celeste seufzte.
    "Das muss wirklich furchtbar verwirrend für dich sein. Das was du kannst ist aber etwas Gutes, und nichts, das du als etwas Furchtbares ansehen solltest. Es war immer ein Teil von dir. Ich kann dir helfen, damit umzugehen, wenn du es willst."


    "Warum...?", entfuhr es Kara, bevor sie sich abhalten konnte. Sie erschrak kurz über sich selbst und brauchte einen Moment, um die Frage gänzlich zu stellen:

    "Warum willst du mir helfen? Warum weißt du überhaupt, dass ich existiere?"


    "Weil Celeste das allwissende Orakel ist." Korims dunkle Stimme erklang von der Tür her, Er lehnte sich mit verschränkten Armen im Türrahmen an. Nichts deutete darauf hin, dass er eine Blutmahlzeit inne hatte, aber er war erstaunlich fokussiert.
    "Sie hatte eine Vision, auch von dir." Die Fee nickte dem Vampir zu.
    "Das auch. Allwissend wäre schön, dann wüsste ich, was diese Angriffe zu bedeuten haben. Und warum?" Sie lächelte etwas.
    "Du hast eine besondere Gabe, und für mich bist du Familie. Du bist verwirrt, hast Angst, und..." Korim unterbrach sie mit einem etwas spöttischen Lächeln.
    "Und Celeste ist tatsächlich eine gute Fee. Uns war nicht klar, dass du keine Ahnung von uns Wesen hast, aber niemand kann dich besser schützen als ich, wenn ich es will, weswegen sie sofort mich losgeschickt hat."


    "Familie?", hakte Kara nach, während ihr gleichzeitig noch so viele andere Fragen durch den Kopf schossen.

    "Was... was passiert jetzt?"


    Celeste nickte nachdenklich.
    "Familie. Deine Gabe kommt ja nicht aus dem Nichts." Sie nahm die Hand des jungen Mädchens.
    "Aber darüber können wir uns noch in aller Ruhe dann unterhalten, wenn es dir besser geht. Als nächstes wirst du nämlich ein Zimmer bekommen, eigenes Bad und so weiter, und du kannst dir etwas zu essen und trinken wünschen, und dich ausruhen. Niemand wird dir hier etwas antun." Ihr Blick fiel auf Korim, der nur die Schultern hob.
    "Und dann sehen wir weiter. Ich bin mir sicher, dass du sehr viel mehr Fragen hast. Aber ich merke auch, dass du sehr müde bist."


    Verwirrt blickte Kara auf ihre Hand in Celestes. Konnte es wirklich sein, dass sie mit dieser seltsamen Frau verwandt war? Langsam ergaben die ganzen Fragen in ihrem Kopf keinen Sinn mehr. Langsam fiel es ihr schwer die Augen offen zu halten. Langsam merkte sie die Reise, die hinter ihr lag. Celeste hatte wohl recht, es wurde Zeit, dass sie sich ausruhte. Ein Zimmer, ein Bad, ein Bett - das alles klang so, als würde sie für längere Zeit hierbleiben, doch darüber konnte und wollte Kara sich im Moment keine Gedanken machen. Stattdessen nickte sie bloß leicht und murmelte ein leichtes: "Danke."


    "Komm, Kind." Die Fee half Kara aufzustehen und führte sie -mit Vampir im Schlepptau- einige Türen weiter. Dort war ein kleineres, hell eingerichtetes Zimmer zu finden, das von einem Boxspringbett mit Vorhängen dominiert wurde. Die Wände waren hellgelb gestrichen, ein moderner weißer Kleiderschrank mit Schiebetüren, Schreibtisch und Stuhl, ein Fernseher - und eine Tür, die in ein eigenes kleines Bad führte mit Dusche und Badewanne, Klo und Waschbecken. Eine Zahnbürste mit Zahncreme und - becher warteten bereits, Handtücher lagen in einem Regal, Seife und Shampoo fand sich ebenfalls.
    "Im Schrank ist noch Nachtwäsche." Celeste musterte ihr Gegenüber.
    "Die Größe sollte passen. Schlaf dich aus, und wenn etwas ist, auf dem Nachtkästchen ist eine Klingel. Wir haben hier 24 Stunden jemanden, der sich um alles kümmert. Hunger, Durst - nicht scheuen, ok?"


    Es dauerte einen Moment bevor Kara mit einem kleinen Nicken auf Celestes Frage antworten konnte. Sie hatte das Zimmer begutachtet, während ein Teil von ihr immer noch nicht bereit war zu akzeptieren, dass das alles gerade wirklich geschah. Nun wollte sie jedoch nur eines, und zwar in das große, gemütlich aussehende Bett kriechen und schlafen, schlafen, schlafen.


    Celeste lächelte.
    "Gute Nacht, Kara. Hier bist du sicher." Sie hängte sich bei dem Vampir ein, welcher dem jungen Mädchen noch zunickte, dann verschwanden die beiden alten Wesen aus dem Zimmer. Die Fee schloss vorsichtig und leise die Tür.
    "Danke, dass du sie mir heile hergebracht hast. Komm, wir müssen reden."


    Kara murmelte noch ein "Gute Nacht", dann beäugte sie das Bett sehnsüchtig. Trotzdem widerstand sie dem Drang sich einfach auf die Matratze zu werfen und ging zumindest kurz ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Danach schaffte sie es jedoch lediglich nur noch, sich die Schuhe auszuziehen und unter die Decke zu krabbeln, bevor sie prompt einschlief.

  • Korim folgte Celeste in das große Wohnzimmer. Sie wechselte in eine der alten Sprachen, die wohl außer ihnen niemand mehr beherrschte.

    „Unglaublich. Niemand hat das Kind auf das vorbereitet was sie ist.“ Der Vampir setzte sich auf die Couch und streckte lässig die Beine aus.

    „Nein, die Kleine war völlig überrumpelt. Hat sich aber tapfer geschlagen, immerhin. Kleine Kriegerin.“ Es schwang erstaunlicherweise Respekt mit in der Stimme, was die Fee durchaus bemerkte. Aber es gab noch mehr zu besprechen.

    „Sie soll jetzt erst einmal richtig ausschlafen. Morgen und übermorgen kommen weitere – Gäste. Und dafür musst du dich zurücknehmen.“ Sie hob eine Augenbraue.

    „Schaffst du das oder muss ich dich wegschicken?“ Korim knurrte vernehmlich, was sie allerdings wenig beeindruckte.

    „Ich bin kein Hund, Celeste. Keine Sorge, ein Versprechen ist ein Versprechen. Wir sitzen alle in einem Boot.“ Sie tätschelte ihm die Hand, was ihn zu einem Schnapper nach ihr veranlasste.

    „Ja, ich weiß. Gut. Du hast deine Wohnung. Ich möchte keinen beunruhigen, der hierher kommt, mein Lieber.“ Darüber mussten sie nicht groß reden, denn er wusste ganz genau, dass die Wenigsten mit ihm auskamen. Normalerweise jedenfalls. Aber das waren Umstände, die auch ihn dazu zwangen, ruhig zu bleiben.

    „Jaja. Keine Toten. Ausnahmsweise.“ Das war wirklich eine Leistung. Normalerweise war sein Spitzname „Todbringer“ keineswegs eine Übertreibung. Der Grund warum kaum jemand wusste wie er aussahe lag einfach darin begründet, dass nicht viele eine Begengung mit ihm auch überlebten.

    „Gut. Du wirst natürlich ausreichend Nahrung haben, keine Sorge. Du bist auch nicht eingesperrt.“ Der Vampir verdrehte die Augen.

    „Celeste. Du weißt ganz genau, dass ich dir etwas versprochen habe.“ Er stand auf und beugte sich zu ihr hinunter. Sie schloss die Augen, als sie seinen Atem an Wange und Nacken spürte. Sie erschauerte.

    „Ich bin bis das vorbei ist an deiner Seite und werde jeden derjenigen verteidigen gegen den Feind. Danach ziehe ich wieder meiner Wege.“ Korim hauchte ihr einen Kuss auf und ging dann raus. Einen Moment blickte die Fee ihm fast wehmütig nach, dann setzte sie sich hin und klappte seufzend den Laptop auf. Es gab noch viel zu tun.


    Leander schüttelte den Kopf.

    „Es ist völlig schleierhaft, was das angeht.“ Der Vampir schüttelte seufzend den Kopf.

    „In jedem Fall müssen wir davon ausgehen, dass das koordiniert war. Vermutlich kann Celeste und mehr erzählen.“ Jedenfalls hoffte er das.


    Der Feenrich trat zu Aka und neigte leicht den Kopf. Auch wenn er jung aussah, so war er es nicht.

    „Celeste erwartet Sie. Man hat Ihnen ein eigenes Zimmer reserviert.“ Die Dämonin wurde zu einem unauffälligen Taxi geführt, das von dem Mann gelenkt wurde.

    „Nach einer solchen Reise haben Sie sicherlich Wünsche. Bitte sagen Sie mir, was Sie benötigen. Ich bin übrigen Kiran.“


    ____________________________________


    Nach und nach fanden sich alle Personen in dem Gebäude Celestes ein, ohne dass sie voneinander direkt wussten. Jeder Einzelne war ausgesucht höflich abgeholt worden oder hingebracht, und jeder hatte ein wirklich schönes Zimmer, recht groß und luxuriös, mit einem großzügig ausgestatteten Bad und einem eigenen Aufenthaltsraum. Für jegliche Essenswünsche gab es ein diskretes Ohr. Aber alle Gäste würden wohl einen Moment der Ruhe brauchen. Oder auch deren zwei.




    Geheimer Stützpunkt


    „Es sind einige entkommen. Was ist da passiert?“

    Der strenge Blick ds eKommandanten ließ die anderen schlucken.

    „Wir wissen es nicht. Nicht genau jedenfalls. Es sind bereits Aufräumgruppen unterwegs.“ Jaques schüttelte den Kopf. Nicht gut genug. Aber er musste den Vorgesetzten Bericht erstatten. Das konnte ja heiter werden.

    „Nun gut. Die neuen Gefangenen werden wie üblich untergebracht. Sorgen Sie für einen ordentlichen Ablauf – es darf keine Zeit verschwendet werden.“ Grübelnd ging er hinaus ohne sich noch umzusehen. Wie hatten diese verdammten widerwärtigen Kreaturen Wind von der Aktion bekommen? Gab es eine undichte Stelle? Er musste sich darum kümmern.



    OOC: Sodele – wer nich dabei ist, ist angekommen. Rückblendekoops: Jo gern :) Ansonsten darf auch einfach beschrieben werden wie mit Hilfe des Gehilfen die Feinde paniert worden sind.

  • New York (Nox)

    Der weitere Flug von Mitteleuropa nach Nordamerika verlief ohne weitere Zwischenfälle. Leider konnte Leander nicht weiter zur Klärung der Umstände beitragen. Anscheinend tappten auch die Anhänger Celestes mehr oder weniger im Dunkeln, was den Angriff betraf. Neue Erkenntnisse ergaben sich trotz des mehrstündigen Fluges nicht. Und so verbrachte Nox die Zeit damit die zahllosen bunt zusammengewürfelten Zeitschriften durchzublättern, sich mit der kleinen Besatzung über die Zustände in Rumänien auszutauschen und den einen oder anderen Mojito (exzellent von Leander zubereitet) zu genehmigen.


    Nox schreckte von seinem Reise-Nickerchen auf, als Leander ihn sacht am Arm berührte. "Wir sind da", proklamierte der junge Vampir. "Celeste hat Transport und Logie organisiert. Das Taxi wartet vor Gate B." Der Magier rieb sich die Augen und streckte die Glieder. Das aufgeschlagene Magazin vor ihm war noch immer auf dem Rezept für Gemüse-Lasagne aufgeschlagen. Kurzerhand nestelte Nox sein Smartphone aus der Hose, schoss ein Bild für den nächsten Kochabend (wann auch immer der sein mochte) und folgte dem Vampir nach draußen. Dieser hatte Glück - der Himmel war komplett mit grauen Wolken bedeckt. Keine Ahnung, wie viel Uhr es momentan war.


    Die Fahrt zum Hotel verlief genauso ereignislos, wie der Flug. Nox war Luxus wegen seinem Klientel gewohnt - das Hotel, in dem Celeste anscheinend residierte, entsprach dem Begriff "Prunk" jedoch vollkommen. Der Pförtner schien die beiden erwartet zu haben, führte sie zu einem Privatfahrtstuhl und ließ sie in den 19. Stock fahren. Zimmer 19010. Wunderbarer Ausblick über die Stadt. Großes geräumiges Zimmer. Großzügiges Bad. Der Schmiedemagier ließ sich auf ein kleines Sofa nieder. "Wie läuft das hier weiter ab? Gibt es ab jetzt Schutzhaft für mich?", fragte er Leander scherzhaft.


    New York (Aka)
    "Kiran" ... ein relativ leicht auszusprechender Name. Aka war sich unsicher und so bat sie um Bedenkzeit, was ihre 'Wünsche' angingen. Das seltsame Gefühl, nicht wirklich hier sein zu sollen, ließ sich nicht wirklich abschütteln. Alles war völlig überstürzt geschehen. Zuerst der Angriff in Japan, dann der Sofortflug in die USA. Die Fahrt in ein Hotel, das Aka sich selbst im Rahmen von ihren Aufträgen wohl niemals gebucht hätte. Und letztlich das Zimmer im 19. Stock (1901), das geschmackvoll und dezent einen leichten asiatischen Touch aufwies. Hatte Celeste etwa sogar in der Inneneinrichtung ihrem Gast eine Art 'Zuhause' bieten wollen? Unheimlich.


    Aka benutzte kurz das Bad, während Kiran im Aufenthaltsraum Platz nahm. "Aka, du siehst schrecklich aus", flüsterte sie, als sie sich im Spiegel betrachtete. Die Theaterschminke von letzter Nacht war teilweise noch immer aufgetragen. Dafür waren andere Stellen verschmiert oder überhaupt nicht geschminkt. Zwar war es ihr im Endeffekt eigentlich egal, aber ... was hatten wohl die Mitfliegenden von ihr gedacht ... sie sah aus wie eine Bordsteinschwalbe.


    "Kiran? Sie meinten, Sie würden mir Dinge besorgen? Ich hatte keine Zeit, Sachen zu packen. Wäre es möglich, mir ein paar Kleider zu besorgen und ein wenig Make-up?" Der Feenrich erhob sich umgehend, verbeute sich wieder vornehm und bestätigte mit einem "Natürlich". Er fragte weder nach Kleidergröße, noch nach Art der Kosmetik. Aka war jedoch nicht in der Stimmung, große Erklärungen abzugeben. Wenn der Diener Celestes mit falschen Dingen ankam, dann würde sie ihm eben die Leviten lesen. Eigentlich freute sie sich sogar auf diese Möglichkeit ... irgendwie hatte sie den Drang, Luft abzulassen.


    Der Feenrich war bereits bei der Tür, als ihr noch etwas einfiel. "Ach, Kiran ...?"

    Er hielt inne. Aka kratzte sich - dieses mal tatsächlich - verlegen an der Wange. "Ich könnte vielleicht auch ein Kirin oder einen Sake vertragen ..."

    Die Spinnendämonin hätte schwören können, dass sich ein leichtes Lächeln auf die Züge des Feenrichs stahlen, ehe er sich erneut verbeugte und das Zimmer verließ.

  • Leander lachte.

    "Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie im Big Apple unterwegs sein wollen. Aber es wird Sie dann sicherlich jemand begleiten." Der Vampir blickte nach draußen.

    "Auch wenn es saukalt ist. Essen und Trinken ist übrigens kein Problem, Celeste wird dann alle gemeinsam begrüßen sobald alle da sind. Was auch immer Sie für Wünsche haben, eigentlich ist nichts ein Problem."


    Die Spinnendämonin würde sich auch nicht beklagen können, denn Kiran sorgte dafür, dass Aka alles bekam was sie wünschte. Sogar in der richtigen Größe.

  • New York - "Hotel Celeste" - Zimmer 19010 (Nox)

    Nox blickte aus dem Fenster. Leander hatte Recht mit dem Wetter. Die kurzen Augenblicke zwischen Flughafen und Taxi bzw. Taxi und Hotel hatten gereicht, um die müden Geister des Magiers wieder zu erwecken. Wie ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht. "Ja ... das stimmt wohl", pflichtete er in Richtung Leander bei. "Gibt es denn schon Wort darüber, wie viele andere Opfer von Angriffen es gab und wer sich damit herumschlagen musste? Und wie viele noch fehlen?"
    Nox wandte sich vom Fenster ab. "Und werden Sie in New York bleiben, Leander, oder kehren Sie nach Rumänien zurück?"



    New York - "Hotel Celeste" - Zimmer 19001 (Aka)

    'Unter Lizenz gebraut in Miami' stand auf der Rückseite der Bierflasche. Und doch schmeckte das Kirin genauso, wie zu Hause. Immer wieder erstaunlich diese moderne Welt. Wenn sie daran zurückdachte, an die Zeit, als sie neugeboren auf dieser Welt erwachte. Damals hatte der Alkohol des einen Dorfes schon vollkommen anders geschmeckt, als das des Nachbarn. Heutzutage konnte man tausende von Kilometern, Meilen oder sonstige Maßeinheiten an Strecke zurücklegen und es schmeckten viele Dinge identisch. In modernen Maßstäben war Japan nur ein Katzensprung von den USA entfernt.


    Aka nahm erneut einen Schluck, lehnte sich auf dem Stuhl der Wohnzeile weit zurück - unnatürlich weit im Vergleich zu einer normalen menschlichen Wirbelsäule - und blickte sich erneut im Zimmer um. Der Feenrich hatte ihr ihre Wünsche innerhalb kürzester Zeit erfüllt. Der Alkohol war beinahe sofort vorbeigebracht worden - die Kleider etwa eine Stunde später. Und alles passgenau in der richtigen Größe - sogar ihre äußerst dünne Spinnentaille hatte Berücksichtigung gefunden. Wenn Aka nicht so erstaunt darüber gewesen wäre, hätte sie die Möglichkeit eines guten schönen Wutausbruchs vermisst. So aber, war der Drang, die Kleidungsstücke anzuprobieren, größer gewesen. Kiran hatte sich diskret aus dem Zimmer begeben, um ihr hierfür genug Privatsphäre zu schaffen. Und so verbrachte die Spinnendämonin eine weitere halbe Stunde damit, eine kleine private Modenschau vor dem großen Spiegel des Badezimmers zu veranstalten.


    Die Flasche Sake war währenddessen schnell angebrochen und genauso schnell aufgebraucht ...

  • Saoirse


    Die Fahrt nach New York verlief zum Glück problemlos. Saoirse konnte sich auf ihren Spinnensinn verlassen um sicherzustellen, dass sie nicht zu irgendwelchen Verrückten ins Auto stieg und dass ihr kein weiterer Angriff bevorstand. Trotzdem war ihr unwohl. Wer waren diese Typen und wer hatte sie geschickt? Und vor allem: Woher hatten sie gewusst, wo sie zu finden war? Sie hatte in den letzten zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu einem Schattenwesen gehabt – und woher sollten Menschen überhaupt von ihrer Existenz wissen? Hatte da etwas jemand geplaudert? Der Gedanke war ihr unheimlich. Und dann musste sie natürlich auch an Eliza denken. Hatte man sie ebenfalls angegriffen? Hatte Celeste auch ihr Hilfe zur Seite gestellt? Saoirse hatte versucht sie anzurufen, doch ihre Nummer funktionierte nicht mehr. Das überraschte Saoirse weniger, schließlich hatten sie sich das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen und Eliza hatte ziemlich deutlich gemacht, dass sie sie nie wieder sehen wollte – mal wieder. Nun, Eliza war erwachsen, sie wusste, wie sie sich zu verteidigen hatte. Zumindest redete Saoirse sich das ein. Für den letzten Rest des Weges nach New York nahm sie noch einmal den Bus, was ihr letztes Geld aufbrachte. Kaum war am Busterminal ausgestiegen, da empfing sie einer von Celestes Leuten, und brachte sie zu Celestes Gebäude. Ein ziemlich luxuriöser Laden. Saoirse hatte überhaupt nichts dagegen, sich hier für ein paar Tage einzuquartieren, in einem gemütlichen Bett zu schlafen und eine Dusche mit anständigen Wasserdruck zu genießen. Doch auf lange Sicht würde sie es kaum aushalten hier eingepfercht zu werden. Hoffentlich entschied Celeste sich bald, mit ihnen zu reden. In der Zwischenzeit… nun, Eliza hatte in New York gelebt, als sie sich von ihr getrennt hatte. Vielleicht wohnte sie immer noch im gleichen Apartment? Wenn sie den Mumm zusammenbringen konnte, würde sie einmal vorbeigehen…



    Lyx


    Vom Flughafen aus wurde Lyx sogleich zu Celestes Residenz gebracht. Eine Chaosdämonin als Gast des Feenorakels – wenn da nicht die Sache mit diesem mehr als dreisten Angriff wäre, sie hätte eigentlich nur darüber lachen können. So wurde sie jedoch mehr und mehr ungehalten. Hier war es ihr eindeutig zu friedlich. Wenn Celeste nicht bald mit der Sprache rausrückte, würde sie sie eben selbst zur Rede stellen.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
    We’ll sing a song of leaving, laughing while we’re grieving,
    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Nach einem kurzen und äußerst heißen Schäferstündchen mit Lorelei war Kyendra direkt nach New York per Flieger gereist. Ohne Komplikationen wurde sie dort von einem Chauffeur abgeholt und zu Celestes Residenz gebracht. Ihr wurde ein Zimmer zugewiesen, was gerade so den Ansprüchen der Dornenprinzessin genügte. Sie war schließlich die Enkelin des Schattensangorakels, ihr gebührte nur das Beste des Besten. Zumindest bildete sich das die junge Fee ein.

    Nachdem sie sich ein ausgiebiges Bad gegönnt hatte – die kalte Jahreszeit war nichts für die Dornenfee – bestellte sie sich bei der ihr zugewiesenen Person ein äußerst exquisites – und teures – Fünfgängemenü.

    Wenn man schon Kyendra warten ließ, wollte sie zumindest die Zeit angenehm nutzen.