Die blutige Krone 2 - Die Jagd

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  • Mit leichter Skepsis im Blick neigte Shaanea den Kopf. Doch sie vertraute dem Urteil der beiden anderen Frauen, die den Adeligen wesentlich besser kannten als sie selbst. Außerdem war ihr bewusst, dass sie nie wirklich objektiv war wenn es um die sogenannten hohen Herrschaften ging. Ihnen traute die einstige Diebin nur das Schlechteste zu.
    "Gut, wir werden dann ja sehen." Sie streckte sich etwas.
    "Ich werde natürlich aufmerksam bleiben. Aber mich weckt jedes ungewöhnliche Geräusch sofort auf, sollte ich tatsächlich schlafen." Dass Shaanea generell wenig schlief war nicht unbedingt ein Geheimnis, und die junge Frau hatte sich auch daran gewöhnt.
    "Ich hoffe, du findest Schlaf, Olivia. Bis morgen."

  • Koop Vapor (Cassi) und Olivia (Fara)


    Olivia verneigte sich vor der Königin, nickte Shaanea noch einmal zu und verließ dann den Raum, um sich in ihre eigenen Quartiere zurückzuziehen. Dort wurde sie bereits von Johanna erwartet, die ihr rasch Vapors Botschaft überbrachte. Olivia streifte sich einen Umhang über und verließ ihre Räumlichkeiten kurz darauf erneut, scheinbar um in einem der Innenhöfe einen abendlichen Spaziergang zu machen. Auf dem Weg zurück wanderte sie durch die Gänge des Schlosses, bis sie sich sicher sein konnte, dass niemand sie verfolgte. Dann steuerte sie den von Vapor vorgeschlagenen Treffpunkt an. Es dauerte nicht lange und sie fand das vereinbarte Zeichen, einen Stofffetzen, vor einer Tür. Sie sah sich noch einmal um, öffnete die Tür dann leise und schlüpfte in den Raum.Ihre Augen mussten sich an die Dunkelheit gewöhnen, sodass sie Vapor auf den Kleiderhaufen zuerst gar nicht wahrnahm. Als sie schließlich sah, dass er scheinbar eingeschlafen war, rollte sie kurz mit den Augen, allerdings konnte sie es ihm kaum verdenken. Sie selbst fühlte sich ebenfalls furchtbar müde.
    Vorsichtig berührte sie ihn an der Schulter, um ihn aufzuwecken.


    Nicht einschlafen, nicht... Natürlich war der Wein zu schwer gewesen, der Tag zu lang, die Reise noch in den Knochen, und der junge Mann nickte einfach weg in der Dunkelheit.
    Sommer. Es war warm, angenehm, der Heuboden weich, sie lachte leise. Ein hübsches Mädchen, das unter seinen Fingern zerrann wie Nebel. Weiche Laken, jemand ohne Gesicht, der neben ihm schlief, sanft duften, hinfortschwebend. Regen, ein gesicht in der Nässe, verschwommen, eine Hand, die... Vapor schreckte bei der Berührung hoch, ein leichter Windstoß glitt durch den kleinen Raum. Einige Sekunden wusste er nicht wo er war, dann grinste er.
    "Olivia, hast du mich erschreckt." Er setzte sich auf und rieb sich kurz die Augen. Trotz seiner Fahne war er immer noch bemerkenswert nüchtern, und war froh, dass er nun wieder vernünftiger mit ihr reden konnte. Das würde er nur nicht so einfach zugeben.
    "Wie geht es euch?"


    "Ich weiß, es ist spät,", sagte sie, für ihre Verhältnisse sogar ziemlich milde, "doch du musst in Zukunft besser aufpassen. Es hätte auch jeder andere durch diese Tür kommen können."
    Er machte nicht gerade den Eindruck betrunken zu sein, obwohl sie den Wein an ihm riechen konnte.
    "Soweit ist alles in Ordnung, doch wir müssen weiter auf der Hut bleiben. Die Königin ist erschöpft. Morgen können wir die Zeugen vernehmen. Ansonsten wird Holin sicher noch einiges für uns geplant haben." Sie klang nicht gerade begeistert.
    "Wie ist es dir ergangen?"


    "Jaaaa. Mir wäre schon eine Ausrede eingefallen. Mit einem hübschen Mädchen verabredet zum Beispiel, das leider noch nicht aufgetaucht ist. Solche Verstecke sind doch wunderbar geeignet für kleine Abenteuer." Leise lachend stand Vapor auf. Klar, er war mit einer Frau hier, aber das war etwas anderes.
    "Als hohe Gäste wird er mit Sicherheit dafür sorgen, dass ihr auf Trab gehalten werdet. Mich würde nicht wundern, wenn er versucht, euch komplett übers Ohr zu hauen. Wer weiß, was er mit den Zeugen schon veranstaltet hat." Jetzt war er ernster.
    "Sicherlich wird es noch etliches an Zerstreuung geben. Hast du etwa keine Lust, Theater und Aufführungen zu sehen, und dich jeden Tag vollzustopfen?" Lieber trat er etwas zurück, damit sie ihn nicht gleich schlug.
    "Bei mir - nun, ich habe mich sehr gut mit den Damen unterhalten, Meriel und Samara. Es war recht oberflächlich, auch wenn Lord de Kaana durchaus hier und da sich einmischte und Fragen stellte, auch über dich. Er hat sicherlich versucht herauszufinden, was ich mir denke. Mit den beiden Frauen habe ich ausgemacht, dass wir uns noch ein wenig unterhalten sobald es die Zeit erlaubt, sie wollen Geschichten aus dem Widerstand hören."


    „Komm mir ja nicht auf Ideen“, erwiderte Olivia, doch sie lächelte etwas.
    „Oh, ich erwarte voll und ganz, dass die Zeugen voreingenommen sind. Doch mit etwas Glück, können wir trotzdem etwas nützliches erfahren.“ Je öfter sie das sagte, desto mehr fragte sie sich, ob sie überhaupt noch selber daran glaubte. Dann schnaubte sie.
    „Es würde mir weit weniger ausmachen, wenn ich dabei nicht konstant um das Leben meiner Königin fürchten müsste. Für dich ist übrigens auch schon etwas eingeplant, falls du es noch nicht mitbekommen hast: Prinz Berim hat Olimus und dich zu einem Jagdausflug morgen eingeladen.“ Sie zog sich den Umhang etwas enger um den Körper. Besonders warm war es hier nicht.
    „Ja, ich hatte euch etwas im Blick, wie du ja bemerkt hast. Du hast dich ja scheinbar gut mit den Cousinen verstanden.“ Kurz wirkte sie besorgt.
    „Pass auf, was du ihnen erzählst, ja? Und was wollte Lord da Kaana alles wissen?“


    Oh, er lebte ja noch. Vapor konnte kaum glauben, dass Olivia so friedfertig war. Vielleicht war sie auch einfach nur müde.
    "Ideen habe ich immer, und immerhin bin ich ja mit einer hübschen Frau hier, oder nicht." rutschte es ihm heraus, blinzelte kurz und fuhr dann fort:
    "Das ist nicht gerade meine liebste Beschäftigung." seufzte er. Natürlich gehörte es zum Habitus des Adels dazu, jedoch war er nie besonders geschickt gewesen bei der Jagd auf Tiere. Da war er lieber Frauen hinterher... Trotz der Dunkelheit bemerkte er, dass sein Gegenüber etwas die Schultern zusammenzog. Er setzte sich wieder hin und klopfte neben sich.
    "Keine Sorge, ich weiß schon, dass ich bestimmte Dinge anders darstelle, und nicht alles erzähle. Und ja, sie sind beide äußerst nette Damen." Ihre Sorge irritierte ihn einen kleinen Moment, sagte dazu aber nichts.
    "Der Hausmeier wollte vor allem abklopfen hatte ich das Gefühl. Er fragte nach meinen Geschäften, meinen Eltern, dem Widerstand und so weiter. Und eben was ich von dir denke." Und gleichzeitig hatte er sich ja auch noch um die Damen kümmern müssen.


    Das traf Olivia so unvorbereitet, dass sie einen Moment nicht wusste, was sie sagen sollte. Wie hatte er denn das jetzt gemeint? Allerdings sprach Vapor bereits weiter, sodass sie dem ganzen keine große Bedeutung mehr beimaß.
    "Ich glaube, der Prinz wird den Ausflug hauptsächlich dafür nutzen, um dich und meinen Bruder etwas auszuhorchen. Liam da Nirun wird ebenfalls mit dabei sein. Wie ich hörte, ist er ein Schürzenjäger - ihr solltet euch also gut verstehen." Sie sagte das längst nicht so scharf, wie sie das früher vielleicht einmal getan hätte. Der besorgte Ausdruck in ihrem Gesicht wollte nicht so recht weichen, trotzdem setzte sie sich nun neben ihn.
    "Lass dich nicht zu sehr von ihnen einwickeln. Du darfst nicht vergessen, welcher Familie sie angehören. Dein kleiner Trick mit der Kerze heute wäre zum Beispiel nicht nötig gewesen." Nachdenklich nickte sie, als er von den Fragen des Hausmeiers berichtete.
    "Ja, er versucht sich ein Bild von dir zu machen. Was hast du ihm erzählt?"


    "Ey." beschwerte sich Vapor und stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Seite. Dann grinste er allerdings.
    "Gut zu wissen, ich kann ja mit ihm einen Wettbewerb starten...." Natürlich meinte er das nicht ganz ernst. Naja, zum größten Teil jedenfalls.So ganz würde er seine Neigung Frauen zumindest hinterherzuschauen nie loswerden.
    "Hm, dann muss ich deinen Bruder wohl ausgesucht höflich behandeln..." Das mochte er nicht, denn Olimus war ein guter Mann, und vielleicht etwas, das schon beinahe an Freundschaft heranreichte.
    "Ach,mit Frauen kenne ich mich aber aus, Livia. Keine Angst, die beiden schaffen es nicht, mich so zu betören, dass ich gleich alles vergesse. Meriel ist natürlich wunderschön, doch ich war mit ausreichend anderen zusammen um nicht ganz den Kopf zu verlieren. Samara hat tatsächlich mit mir geflirtet, aber - um ehrlich zu sein, fehlt mir da das Interesse..." Das irritierte sogar ihn selbst, aber gut.
    "Ich habe mich etwa vage ausgedrückt und war wirklich vorsichtig. Ich habe gewisse Animositäten zwischen uns angedeutet, dass ich noch nicht allen Überblick über die ganze Familiengeschäfte habe und Ähnliches. Er möchte sich noch gerne einmal mit mir unterhalten..."


    „Untersteh dich.“ Ja, da kam tatsächlich etwas die alte Olivia durch.
    „Nun, ihr beiden solltet euch vielleicht nicht zu gut verstehen. Olimus weiß von unserem kleinen Schauspiel, keine Sorge.“
    Sie lehnte sich an der Wand an und musterte ihn kurz mit einer hochgezogenen Augenbraue.
    „Entschuldige, aber seit Karla bin ich etwas vorsichtiger geworden.“ Schließlich hatte diese es auch geschafft, ihn hinters Licht zu führen.
    „Meriel ist schön, ja, und sie wirkt freundlich genug, doch du darfst auch nicht vergessen, wer ihr Vater ist.“ Dass er offen zugab, nicht an Samara da Nirun interessier zu sein, einer Frau, die doch eigentlich gut in sein Beuteschema gepasst hätte, überraschte sie tatsächlich, doch sie kommentierte das nicht, sonder sagte bloß:
    „Nun, vielleicht kannst du das trotzdem zu deinem Vorteil nutzen. Vielleicht erzählt sie dir etwas, was sie besser für sich behalten hätte. Und was Lord da Kaana angeht, nun… Es ist gut, dass er sich noch einmal mit dir treffen will. Das können wir ausnutzen. Aber wir müssen bei ihm sehr, sehr vorsichtig sein. Vielleicht wäre es auch besser, wenn du zu seiner Tochter Abstand hältst.“


    Vapor rollte mit den Augen.
    "Ach komm, als ob ich hier wirklich die Muße hätte um mir ein, zwei Liebschaften anzulachen. Dafür kann ich hier doch keinem wirklich trauen." Auch wenn die Damen willig waren, er würde sich nun ungewohnter Zurückhaltung üben müssen. Zu schade, aber besser.
    "Autsch, das ist ein Tiefschlag. Ich war da nicht ganz auf der Höhe befürchte ich." Na, gut, das war wirklich zu dumm gewesen.
    "Meriel ist allerdings.. Hm, wie soll ich sagen. In mancher Hinsicht nicht sonderlich lebenserfahren denke ich. Sie hat nicht nur nicht geflirtet, sondern schien manche Anspielung nicht zu verstehen. Verstehst du was ich meine?" Es kam nicht oft vor, dass er Frauen geriet, die so gar nicht wussten was er meist im Sinne hatte.
    "Ich habe nichts mit ihr vor, keine Sorge. Das wäre vermutlich nicht gerade förderlich für unser Vorhaben. Lord da Kaana ist sicherlich jemand, der sehr genau weiß wie man die Spielchen spielt, deswegen werde ich ganz vorsichtig sein. Ich bin heute sogar absichtlich nüchtern geblieben." Er seufzte.
    "Zu Olimus werde ich angemessen höflich und distanziert sein, er soll es nicht persönlich nehmen."


    "Wir haben sie damals beide unterschätzt", erinnerte Olivia ihn. "Und es hätte uns beide beinahe das Leben gekostet. So einen Fehler mache ich nicht noch einmal. Allerdings ist es gar nicht mal Meriel selber, die mir so viel Sorge bereitet." Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen.
    "Königin Adrienne hat mir ein paar Dinge über ihren Bruder erzählt. Meriel scheint das einzige Kind seiner lange verstorbenen Frau zu sein, sie ist ihr quasi wie aus dem Gesicht geschnitten, und er hütet sie wie seinen Augapfel. Um ehrlich zu sein, hat mich irgendetwas an dieser Geschichte gestört... Allerdings hat er dir einen wenig freundlichen Blick zugeworfen, als du ihr den Trick mit der Kerze gezeigt hast."


    Vapor erschauerte kurz und verzog das Gesicht, das war wirklich eine wirklich peinliche Sache gewesen, von einer Frau so überwältigt werden. Mittlerweile hatte er schon verstanden, dass diese einem durchaus ebenbürtig waren, aber trotzdem...
    "Ah, das merkte ich gar nicht. Tatsächlich war ich nur nett zu ihr, weil sie meinte, dass sie Magie faszinierend fände. Ich kann nun nicht das Versprechen zurücknehmen, ihr etwas zu erzählen, aber ich passe auf." Er seufzte tief.
    "Keine Annäherungsversuche, ich verspreche es."


    Olivia war sich nicht ganz sicher, ob das wirklich sein einziger Grund gewesen war, doch sie sagte nichts dazu.
    "Ich vertraue dir", versicherte sie ihm. "Nur allen anderen vertraue ich nicht."
    Sie zögerte kurz.
    "Pass morgen bitte auf meinen Bruder auf, ja?"


    Nun musste er etwas schmunzeln.
    "Wie die Zeiten sich ändern. Aber es stimmt, ich würde hier niemanden wirklich das Vertrauen schenken, nicht einmal den Damen. Zum Plaudern gut, jedoch bleibe ich wirklich vorsichtig. Bei Lord da Kaana ohnehin." Spontan griff er nach ihren Händen.
    "Das kam mir gar nicht in den Sinn, du hast recht. Ich werde Acht geben und versuchen in seiner Nähe zu bleiben." Die Kälte ihrer Haut drang nun zu ihm durch.
    "Du hast ja eisige Hände... Ist dir kalt?" und behielt ihre Hände in den seinen.


    "Das wird das Beste sein."
    Dass er nach ihren Händen griff, überraschte sie ziemlich. Ihm war offensichtlich überhaupt nicht kalt, was sie auch verwunderte - nun gut, er hatte wohl auch mehr Wein getrunken als sie.
    "Danke", sagte sie und war sich dabei selber nicht ganz sicher, ob sie seine Worte oder die Wärme seiner Hände meinte.
    "Ich bin bloß müde, das ist alles."


    Es hatte Situationen in seinem Leben gegeben, da hatte Vapor gar nicht darüber nachgedacht und einen guten Spruch rausgehauen, und hätte eine weitere Dame erobert. Aber bei ihr kam ihm genau das nicht in den Sinn, jedenfalls, nicht das. Allerdings wurde ihm plötzlich bewusst, dass er allen Ernstes in einer für Liebeleien geradezu prädestinierten Kammer mit einer Frau saß, die er viel zu sehr respektierte als dass er auch nur daran dachte, sie zu verführen. Fast hätte er gelacht. Stattdessen legte er freundschaftlich einen Arm um sie und rubbelte etwas den Arm.
    "Du brauchst dringend ein Bett und viel Schlaf. Wobei, ich befürchte, dass du dir so viele Gedanken machst, dass du nicht so recht zur Ruhe findest, oder? Gerade hier."


    Olivia schnaubte.
    "Ich schlafe ohnehin nie viel, das macht mir nichts aus." Die Wärme, die von ihm ausging, war tatsächlich sehr angenehm. Ihr kam nicht einmal in den Sinn, was das hier für einen Anschein erwecken könnte.
    "Aber natürlich mache ich mir Gedanken." Sie runzelte die Stirn. "Dieses ganze Unterfangen... nun, aus meiner Sicht ist es immer noch ein Fehler. Doch Königin Fiora hat sich dafür entschieden, also muss ich nun alles tun, um sie zu beschützen."


    "Hmmm." Vapor dunkle Augen sahen sie nachdenklich an. Jetzt war er anders als meistens - hier musste er sich nicht überlegen fühlen, und Hintergedanken hatte er ohnehin nicht.
    "Irgendwann bringe ich dich noch persönlich in dein Bett und verschließe dann von außen die Tür, damit du etwas Ruhe findest. Aber hier verstehe ich, dass es schwieriger ist. Der Besuch hier ist auch ein Fehler, trotz der Schönheiten hier." Aber er hatte nicht so viel Verantwortung - ok, eine Aufgabe, allerdings war das was sie leisten musste ein ganz anderes Kaliber.
    "Ich tue alles was ich kann. Wir bekommen Fiora wieder heil nach Hause, und alle anderen auch. Ich hoffe nur, dass wir auch etwas herausfinden."


    "Ha, und glaubst du wirklich, dass ich dann Ruhe finden würde?", entgegnete sie. Es gab kaum einen besseren Zeitpunkt, sich alle Sorgen des Tages noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, als abends im Bett, wenn man eigentlich schlafen sollte.
    "Nun, Fehler oder nicht, jetzt sind wir hier. Hoffen wir auf das Beste."
    Sie unterdrückte ein Gähnen.
    "Ich denke für heute haben wir alles besprochen, oder?"


    Mit einem etwas seltsamen Grinsten drückte Vapor sie kurz.
    "Wein, meine Liebe, Viel davon, Das hilft sehr beim Ein -und Durchschlafen." Und wer wusste das besser als er selbst? Mittlerweile ging es auch ohne immer mal, nur hatte der junge Mann viel häufiger Alpträume als er zugeben würde.
    "Ja schon, Nutzen wir diese Kammer nun weiterhin für unsere Treffen?" Jetzt lachte er leise auf.
    "Wie ein verbotenes Date zu früheren Zeiten."


    "Ich bevorzuge klare Sinne", erwiderte Olivia und verzog etwas die Miene. Sie blickte sich prüfend in der Kammer um.
    "Nun, sie ist sehr unscheinbar. Ich denke, dies ist ein geeigneter Ort." Jetzt war sie an der Reihe ihn anzustupsen.
    "Das hier ist ernst, vergiss das nicht." Doch ihr Tonfall war dabei milde. Sie stand auf und streckte sich kurz, dann reichte sie ihm eine Hand, um ihm aufzuhelfen.


    "Beim Schlafen klare Sinne?" grinste Vapor und zögerte nur kurz, dann nahm er die dargebotene Hand. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich eher die Hand abgehackt als sich von ihr helfen zu lassen. Einen Moment länger als nötig hielt er diese noch und drückte sie leicht, als er aufgestanden war. Mit seinem charmantesten Lächeln -von dem er wusste, dass es die Wirkung auf Olivia total verfehlte in mancher Hinsicht- erwiderte er:
    "Keine Angst, Livia. Das ist etwas, das ich schon nicht vergesse, auch wenn etwas mehr Wein fließt. Bei all dem Ernest sollte man den Spaß nicht ganz vergessen." Er ließ sie los und zwinkerte ihr zu.
    "Ich bin Candahner, Fiora ist meine Königin, und ich habe und werde nicht vergessen, was das heißt." Sein alter Adelsstolz, den er nie ablegen würde können.


    "Natürlich. Man weiß nie, was in der Nacht passieren kann. Ich muss darauf vertrauen, dass ich sofort aufwachen und handeln kann." Sie ließ sich von seiner Art nicht beeindrucken, nickte bei seinen letzten Worten jedoch.
    "Gut." Kurz sah sie zur Tür.
    "Ich denke, du solltest zuerst gehen. Ich warte hier noch etwas und gehe dann ebenfalls."


    Wenn es nicht Olivia wäre, hätte Vapor jetzt ein wirklich angeschlagenes Ego. Aber ihm war klar, dass diese Frau nie auf seinen Charme und kleinen Flirtereien einsteigen würde. Und das wollte er auch gar nicht.
    "Nun, ich schlafe ja selten wirklich alleine, daher habe ich mir nie recht Gedanken darum machen müssen." Und wenn er nüchterner war, dann schlief er auch nicht gut.
    "In Ordnung. Trotzdem hoffe ich, dass du dich etwas ausruhen kannst. Bis morgen - ich werde dann wieder bescheid geben, wenn ich etwas erfahren habe. Bis morgen." Noch einmal lächelte er ihr zu, dann schlüpfte der junge Mann aus der Tür und schlenderte in Richtung seines Gemachs.

  • „Bis morgen.“ Olivia erlaubte sich ein kleines Lächeln als Erwiderung, schüttelte dann jedoch leicht den Kopf, als Vapor den Raum verlassen hatte. Hoffentlich würde der morgige Jagdausflug nicht zu sehr eskalieren. Sie setzte sich erneut auf den Kleiderhaufen und begann bis 300 zu zählen, wobei sie sich mehrmals davon abhalten musste einzunicken. Verdammt, sie musste sich besser konzentrieren! Schließlich stand sie auf und verließ den Raum. Niemand lief ihr über den Weg und soweit sie es erkennen konnte, wurde sie nicht verfolgt. Trotzdem nahm sie einige Umwege und atmete erst auf, als sie ihre Quartiere erreicht hatte. Wie sie es prophezeit hatte, fiel ihr das Einschlafen nicht leicht. Sie überlegte kurz, Vapors Ratschlag nachzukommen und noch ein Glas Wein zu trinken, entschied sich jedoch dagegen. Das Risiko war zu hoch. Stattdessen ging sie noch einmal die ihnen bekannten Pläne des Schlosses sowie ihre Wachpläne durch und fand erst einige Stunden später Schlaf.


    Koop Shaanea (Cass) und Fiora (Fara)


    Die für eine Candahnerin so ungewöhnlich blauen Augen blickten Olivia noch nach, dann machte sich Stille breit. Shaanea war Fiora nie bewusst aus dem Weg gegangen, allerdings hatten sich nur selten wirklich getroffen, geschweige denn unterhalten. Die letzte Zeit war für sie alle sehr hektisch gewesen, doch auch so war sie selbst immer noch sehr zögerlich wenn es um Menschen adeligen Ranges ging. Das änderte natürlich nichts an ihrer Loyalität zu der Königin, denn diese hatte sich schon vor langer Zeit als eine Herrscherin erwiesen, die das Herz am rechten Fleck hatte und auch Milde walten ließ wenn es notwendig war. Lebhaft stand ihr noch vor Augen, wie weise und gerecht die junge Frau einst gehandelt hatte, als ihr Versteckspiel aufgeflogen war. Zurückhaltend nickte sie der Königin zu.
    "Ihr wirkt sehr müde. Ich nehme an, Ihr wollte direkt schlafen?" Sie selbst spürte auch jeden Knochen im Leibe, und darüber hinaus den ihr bereits vertrauten leichten Schwindel.
    "Kann ich Euch bei etwas behilflich sein?" fragte sie dennoch.


    Fiora hatte Olivia ebenfalls nachdenklich hinterher gesehen, nun wandte sie sich jedoch an Shaanea. Ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie schüttelte leicht den Kopf.
    "Danke, doch das wird nicht nötig sein." Ihre Zofen würden ihr beim Entkleiden und allem anderen behilflich sein. Besorgt musterte sie die wenige Jahre ältere Frau.
    "Ihr seht müde aus. Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr diese Bürde auf Euch nehmen wollt?"


    "Ich bin immer müde." erwiderte Shaanea trocken und lächelte etwas schief. Ihr selbst war unklar, wann sie das letzte Mal wirklich gut und lange geschlafen hatte. Selbst als... Nein verbot sie sich jeden Gedanken an den Mann, der ihr das Herz mehr als nur gebrochen hatte.
    "Es ist meine freie Entscheidung. Mir ist es immer recht, eine Aufgabe zu übernehmen, die sinnvoll ist. Um mich müsst Ihr euch keine Sorgen machen." Ihre eigenen Probleme waren eben auch nicht wichtig, und dessen war sie sich bewusst.
    "Legt euch nur nieder."


    Einen Moment fasste Fiora Shaanea noch ins Auge, doch dann nickte sie.
    „Also gut.“
    Sie rief ihre Zofen zu sich und ließ sich von ihnen aus dem Kleid helfen. Wenig später war sie bettfertig, zögerte jedoch bevor sie sich in das große Bett in ihrem Schlafgemach legte. Sie blickte zu Shaanea hinüber und für einen kurzen Moment stand ihr die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben. Dann fasste sie sich wieder.
    „Ihr müsst wissen, dass ich einen sehr leichten Schlaf habe. Sollte es irgendwelche merkwürdigen Geräusche geben, werdet Ihr mich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wecken müssen“, erklärte sie ihr.


    Ruhig erwiderte die eigentlich so junge Frau den Blick einer Königin, als sei sie selbst ebenbürtig. Ihr entging nicht, dass Fiora sich alles andere als sicher schien über das Arrangement, oder über anderes noch? Geduldig wartete die Candahnerin, bis die Zofen fertig waren. Leicht neigte sie den Kopf und lächelte dünn.
    "Das geht mir sehr ähnlich. Sollte ich überhaupt einschlafen, so werde ich sicherlich rasch wach sein. Schlaft gut, euer Majestät." Allerdings machte Shaanea weder Anstalten sich auszuziehen noch auf das Bett zu setzen. Stattdessen trat sie lautlos an einer der Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit, in einer Position, dass ihr Schatten nicht gesehen werden konnte von Außen.


    "Schlaft gut."
    Fiora legte sich hin und versuchte einzuschlafen, doch obwohl sie die Müdigkeit deutlich in den Knochen spürte, wollten ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Sie drehte sich so, dass sie Shaanea sehen konnte und beobachtete die Frau einen Moment.
    "Glaubt Ihr wirklich, dass jemand gleich in der ersten Nacht versuchen wird mich anzugreifen?", fragte sie ohne jede Wertung.


    Shaanea drehte sich halb zu Fiora. Offensichtlich konnte die junge Königin nur schwer schlafen, verständlicherweise.
    "Das kommt darauf an, wie potentielle Angreifer denken. Es ist schwierig, Menschen einzuschätzen, die man nur einmal wirklich gesehen." Doch ein spöttischer Unterton schlich sich ein, als sie murmelte:
    "Nun, bis auf den werten Herrn, dessen Intentionen deutlicher sind." Dann seufzte sie.
    "Verzeiht meine offenen Worte, doch wir sollten wahrlich nicht einmal hier sein. Einen direkten Angriff halte ich für unwahrscheinlich, aber man kann nie wissen. So hinterrücks wie vorige Geschehnisse abliefen kann ich mir vorstellen, dass sie etwas Unerwartetes versuchen könnten, einen Unfall, der keiner ist zum Beispiel." Jetzt kam zum ersten Mal wirklich durch, dass die Candahnerin tatsächlich um das Leben Fioras fürchtete. Ihr eigenes war ihr nicht so viel wert, das war es nie gewesen.


    Die Königin runzelte leicht die Stirn und richtete sich etwas auf.
    "Ich weiß, wie gefährlich es ist hier zu sein", sagte sie ruhig, als würde sie jedes Wort abwägen. "Doch es ist auch wichtig. Wir dürfen das, was Holin und seine Komplizen getan haben, nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Das... das könnte ich mir nie verzeihen."
    Sie versuchte sich an einem kleinen Lächeln.
    "Ich weiß, Ihr sorgt Euch um mich. Das rührt mich. Und ich sorge mich auch um Euch, um alle, die mich auf dieser Reise begleiten. Glaubt mir, ich würde Euer und mein Leben nicht so leichtfertig riskieren, wenn ich es nicht für notwendig halten würde. Ein... "Unfall" kann natürlich immer geschehen, doch die Augen Ikaras ruhen momentan auf Ilia und Holin ist sich dessen bewusst. Ich glaube nicht, dass er etwas riskieren wird - was jedoch nicht heißt, dass ich naiv in jede Falle tappen werde!"


    "Ich würde auch nicht zulassen, dass Ihr in eine Falle tappen könntet." Shaanea ließ keinen Zweifel an dem Ernst ihrer Worte und lehnte sich an die Mauer. Sie war auch müde, aber sie wusste, dass sie sowieso nicht so leicht schlafen könnte.
    "Ich bin mir der Gefahren bewusst, und trotz der Situation fürchte ich mich nicht, keine Sorge. Es gab Schlimmeres im Leben." Tatsächlich war sie schon eigentlich gestorben. Oft genug. Kurz flackerten alte Schatten durch ihr Gesicht, die sie schnell wegwischte, was nur halb gelang.
    "Wichtig ist, dass wir neue Informationen bekommen und dann heile weiterreisen können. Ich mag Burgen nicht besonders, die Reise wird aber unter Umständen gefährlicher."


    Das glaubte Fiora ihr aufs Wort. Shaanea hatte... furchtbare Dinge mitgemacht, so viel war ihr bewusst. Dinge, die nicht hätten passieren dürfen. Ihre Hand ballte sich um die Bettdecke zur Faust. Nayeri und Konda und Holin und all ihre Komplizen hatten ihrem Land und ihrem Volk so viel angetan...
    "Ich wollte Euch in Eurer Situation nicht unnötig in Gefahr bringen", gab sie zu. "Aber ich schätze auch Eure Fähigkeiten. Es... fällt mir noch schwer, zu vertrauen. Bei Euch und all den anderen, die mir zu meinem Thron verhalfen, weiß ich zumindest, dass mein Vertrauen nicht missbraucht wird."
    Langsam entspannte sich ihre Hand wieder.
    "Beide haben ihre Tücken, denke ich. Wir müssen einfach weiterhin auf der Hut bleiben."


    "Im Grunde genommen vertraue ich eigentlich niemandem, daher verstehe ich Euch gut." Ihre harschen Worte wurden jedoch durch ein leichtes Lächeln und die folgenden Worte abgemildert.
    "Gerade der Adel ist alles andere als meine Welt. Doch das ist bei Euch und Olivia, ihrer Familie anders, ihr behandelt mich jedenfalls wie einen Menschen." Die Implikation war überdeutlich, und oft genug war es geschehen, dass sie nicht so behandelt worden war.
    "Selbstverständlich werden wir alle helfen, dass wir herausfinden und nachweisen, was geschehen ist. Ihr werdet immer unseren Schutz genießen, wir alle wissen, was auf dem Spiel steht und sind Euch persönlich zutiefst dankbar. Und ich bin immer auf er Hut." Das war nicht untertrieben. Shaanea konnte ihre Gewohnheiten nicht so recht ablegen, und bei jedem unbekannten oder seltsamen Geräusch sofort unter Spannung.


    "Ich danke Euch. Das bedeutet mir viel." Sie war so lange auf sich allein gestellt gewesen, nur mit Peyma an ihrer Seite. Es war noch immer neu für sie, auf so viele Menschen vertrauen zu können. Sie schwieg einen Moment.
    "Meine Eltern... sie brachten mir bei, jeden Menschen gleichwertig zu behandeln. Mir ist erst spät klar geworden, dass das ungewöhnlich für jemanden meines Standes war. Doch ich bin sehr froh darum."


    Ein paar Momenten zögerte Shaanea, dann kam sie beinahe vorsichtig zu Fiora und hockte sich vor dieser nieder, um, so ungewöhnlich für sie, die Hände dieser in ihrer zu nehmen und sie fest anzusehen. Ihre eigenen wirkten immer rau, durchzogen von kleinen Wunden und Rissen, während Fioras zwar keineswegs die reinen vieler adeliger Damen waren, aber dennoch sehr viel gepflegter.
    "Ich war davon überzeugt zu sterben als meine Tarnung aufflog. Aber Ihr habt mir immer wieder bewiesen, dass auch eine Königin nicht auf anderen herumtrampeln muss, im Gegenteil. Ich verdanke Euch mehr als Ihr vielleicht wisst. Eure Eltern waren kluge Leute." Im Gegensatz zu ihrer eigenen... Familie.


    Verwunderte blickte Fiora auf Shaaneas Hände, die ihre hielten. Die Berührung hatte es Tröstendes an sich und sie war dankbar dafür. Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Dann fiel ihr etwas ein.
    "Shaanea... Ich fand einen Brief meines Vaters, nachdem wir das Schloss zurückerobert hatten. Er hat ihn mir wohl kurz nach dem Tod meiner Mutter geschrieben und wollte ihn verwahren, bis ich alt genug war. Darin beschrieb er mir allerlei Dinge aus seiner Vergangenheit - unter anderem wurde auch Eure Mutter erwähnt. Mein Vater kannte sie, ebenso wie Olivias Eltern. Nach ihrem Verschwinden versuchten sie sie zu finden, doch..." Sie senkte den Kopf.
    "Ohne Erfolg. Ich... ich dachte, das solltet Ihr wissen."


    Der Stachel in ihr ruckelte kurz, Shaanea schloss die Augen. Die Pein allerdings stand einige Momente im Gesicht, und dann lachte sie bitter auf.
    "Sie war eben an einem Ort, an dem sie nicht vermutet wurde. Ich glaube, sie wollte nicht einmal mehr gefunden werden." Sie ließ Fiora wieder los und schlang die Arme um sich, als würde sie frieren, was nicht wirklich falsch war. Die Kälte, die ihre Mutter ihr entgegengebracht hatte, saß tief in ihr.
    "Ich verbiete mir besser zu denken was passiert wäre, wenn man sie gefunden hätte. Uns. Zumindest weiß ich nun, dass Eure Familie wahrhaft menschlich ist." Im Gegensatz zu ihrer eigenen.


    "Es tut mir Leid...", murmelte Fiora leise, ohne dass klar wurde, was sie genau meinte - dass ihr Vater Shaaneas Mutter nicht hatte finden können, dass Shaanea ein so hartes Leben beschieden worden war... oder dass sie ihr davon erzählt und damit alte Wunden aufgerissen hatte. Sie blickte zu Shaanea hinüber, die sich scheinbar wieder ganz in sich selbst zurückgezogen hatte. Trotz ihrer Krone fühlte Fiora sich in diesem Moment einfach nur machtlos.


    "Euch muss nichts leid tun. Es ist nicht zu ändern, und zumindest weiß ich, was ich meinem Kind nicht antun werde." Es war nur ihews, Tayan würde nie erfahren, dass er Vater werden würde. Und wenn, würde Shaanea es ihm erzählen während sie ihm das Herz herausschnitt.
    "Ich habe mich längst mit meinem Leben abgefunden." Sie lächelte dünn.
    "Abgesehen davon hat mein Leben eine eher unerwartete Wendung genommen. Zurück geht es nicht mehr." Das wäre zwar immer eine Möglichkeit, und sie konnte sich sicherlich gut verbergen, allerdings hatte sie kein gutes Gefühl dabei. Es war wohl jedem klar, dass sie eine Kriminelle war, vielleicht gewesen war, nur konnte sie das nicht mehr machen solange sie in so enger Bindung zum Hof stand.


    "Das würde ich für Euch auch nicht wollen", gestand Fiora.
    "Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich Euch und Euer Kind stets sorgen werde, Shaanea."
    Das war sie ihr mindestens schuldig.


    Einige Sekunden sah Shaanea Fiora an, dann schien sich ihre Haltung wirklich etwas zu entspannen und ein erstes ehrliches Lächeln huschte über das oft viel zu ernste und verschlossene Gesicht.
    "Ich weiß das sehr zu schätzen, auch wenn ich nicht weiß, wohin der Weg mich führt. Doch wegen des Kindes bin ich am Hofe geblieben, ich hätte auch nicht gewusst wohin sonst außer in den Untergrund." Oder zu ihrem Großvater, der immerhin noch lebte trotz ihrer Begegnung.


    "Ich bin froh, dass ihr geblieben seid."
    Fiora erwiderte das Lächeln und spürte die Müdigkeit nun deutlich. Sie ließ sich wieder etwas in die Kissen sinken.
    "Vielleicht solltet Ihr nun auch versuchen etwas zu schlafen."


    Einige Momente lang hatte Shaanea mit einmal das Gefühl, dass sie wirklich hierher gehörte, hier ihr Platz war. Doch im Hinterkopf nagten noch immer Zweifel. Trotzdem, die Worte der Königin trafen auf fruchtbaren Boden, ohne dass sie es selbst merkte.
    "Ihr habt recht. Ob ich schlafen werde weiß ich noch nicht, nur solltet vor allem Ihr Kraft sammeln. Ich bin Schlafmangel gewohnt." Die junge Frau setzte sich voll angezogen vorsichtig auf das Bett, dann legte sie sich hin. Es war viel weicher als sie es gewohnt war. Bleiern hagtte sich die Müdigkeit um sie gelegt, ihr Gehirn aber war noch hellwach. Sie schlüpfte unter die Decke.
    "Schlaft gut."


    "Schlaft gut."
    Fiora sah noch einmal zu Shaanea, dann drehte sie sich auf die andere Seite. Ihre Lider waren bleischwer und nun wehrte sie sich auch nicht mehr gegen den Schlaf, der sie nur wenig später umarmte.


    Der Königin war jedoch keine ruhige Nacht beschert. Stattdessen wurde sie von wirren Träumen geplagt. Sie sah ihre Eltern miteinander tanzen, die Gesichter hinter verschwommenen Masken verborgen. Einen Moment lang beobachtete sie die beiden mit einem kleinen Lächeln, doch als sie näher auf sie zugehen wollte, bemerkte sie, dass eine tiefschwarze Dunkelheit sich langsam aber sicher in ihre Richtung ausbreitete. Fioras Herzschlag beschleunigte sich, doch ihre Beine wollten nicht schneller laufen. Sie versuchte, ihre Eltern zu erreichen, doch die näherkommende Dunkelheit war schneller. Sie wollte rufen, die beiden warnen, streckte eine Hand nach ihnen aus, um irgendwie auf sich aufmerksam zu machen, doch es war zwecklos. Die Dunkelheit verschluckte Ilis und Grolan, bevor sie überhaupt bemerkt hatten, dass ihre Tochter so nah bei ihnen war.
    Fiora schreckte aus dem Schlaf hoch. Das Zimmer war noch dunkel und alles war still, es musste mitten in der Nacht sein. Der Traum musste sie aufgeweckt haben... oder hörte sie da etwas? Waren das Geräusche, vielleicht an der Tür? Oder in den Wänden? Reglos lag sie im Bett und lauschte. Nein, da war nichts. Es war alles still. Die Königin fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, drehte sich auf die Seite und schlief nach einiger Zeit schließlich wieder ein.



    „Alessandra und Hildam haben heute ein Gedicht vorgetragen.“ Während sie sprach, zog Hiliria umsichtig den Kamm durch Leonores Haar. „Du hättest dabei sein müssen, es war herzallerliebst. Die beiden geben so ein schönes Paar ab.“
    Die Prinzessin sagte nichts. Ihr Blick schien einen Moment in die Ferne zu gehen, fast so, als würde sie Hiliria gar nicht zuhören. Dann fixierte sie die Ilianerin im Spiegel.
    „Ich hab dich beim Fest beobachtet. Ist alles in Ordnung?“ Hier, in der Sicherheit ihrer Quartiere, schien sie sich eine Sanftheit in ihrer Stimme zu erlauben, die sonst eher abwesend war. Hiliria hielt kurz inne, fuhr dann jedoch fort Leonores Haar zu kämmen.
    „Mein Vater...“, erklärte sie langsam.
    „Kann er das Thema immer noch nicht fallen lassen?“
    Hiliria seufzte. „Er sagt, zwei Jahren wären mehr als genug Zeit der Trauer. Er versteht nicht, dass ich keinen neuen Ehemann will
    Leonore nickte leicht.
    „Er erhofft sich dadurch natürlich einen Vorteil für sich selbst.“ Sie beobachtete im Spiegel, wie Hiliria kurz die Miene verzog.
    „Natürlich..“, begann sie langsam und wirkte dabei so, als wollte sie noch etwas hinzufügen. Einen Moment lang schien sie mit den Worten zu ringen, dann sagte sie:
    „Ich habe dich beim Fest auch des öfteren beobachtet. Und die candahnische Königin. Sie wirkte.. unwohl.“
    „Verwundert es dich?“, fragte Leonore mit einem leisen Schnauben. Sie gab Hiliria ein Zeichen, dass sie mit dem Kämmen aufhören konnte. Die ilianische Adelige trat einen Schritt zurück, doch Leonore erhob sich noch nicht sofort. Sie betrachtete nachdenklich ihr eigenes Spiegelbild und murmelte:
    „Sie ist... nett. Das wird ihr hier zum Verhängnis werden.“
    Die Prinzessin erhob sich und sah gerade noch Hilirias besorgten Gesichtsausdruck.
    „Soll ich bleiben?“, fragte die Ilianerin unsicher. Leonore schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich schlafe heute alleine. Etwas flackerte kurz über Hilirias Miene, doch es passierte so schnell, dass es auch Einbildung sein konnte. Sie knickste leicht, verabschiedete sich von Leonore und eilte aus dem Zimmer.



    Am nächsten Morgen machte sich eine kleine Gruppe rund um die Königin auf den Weg durch den Palast, um wie versprochen mit den Zeugen zu sprechen. Sie bestand aus Fiora, Olivia und Johanna, die von Malja, Riyota, Shaanea und einigen anderen Mitgliedern der königlichen Leibgarde begleitet wurden. Ein Bote des Hausmeiers lief ihnen vorweg. Fiora spürte ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend. Gerne hätte sie mit Olivia darüber gesprochen, doch hier in den Gängen konnten sie überall belauscht werden und nach außen hin wollte sie keine Schwäche zeigen.
    Um die Zeugen zu verhören, mussten sie nicht – wie Fiora einen Moment naiverweise befürchtet hatte – in die Kerker des Palastes hinabsteigen. Vielmehr war eine kleine Audienzkammer für sie vorbereitet worden, in die die Zeugen einer nach dem anderen hineingeführt werden sollten. Fiora und Olivia nahmen an einem großen Tisch an der Stirnseite des Raumes platz, die zu Verhörenden würden sich auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes setzen. Johanna stellte sich in Olivias Nähe auf, während Riyota einen Platz nahe bei der Königin bezog. Fioras Anspannung verschlimmerte sich nur noch mehr, während sie dort saßen und warteten. Als sie schon glaubte, dass man sie vergessen habe, öffnete sich die Tür und Enzio da Kaana betrat den Raum. Er verbeugte sich knapp vor Fiora und sagte:
    „Mein König muss sich leider entschuldigen, Eure Hoheit, da er noch dringende Angelegenheiten zu klären hat. Er hat mich gebeten bei dem Verhör anwesend sein, um etwaige Fragen zu klären.“
    Fiora glaubte keinen Moment daran, dass Holin jemals geplant hatte selbst anwesend zu sein, doch davon ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen nickte sie Enzio kurz zu und erlaubte ihm sich auf den freien Platz neben Olivia zu setzen.
    „Nun denn“, begann der Hausmeier, „der erste Zeuge sollte gleich hineingeführt werden.“


    Währenddessen patrouillierten Tarisa und Yonathan durch einen anderen Teil des Palastes. Es hätte zu viel Unsicherheit und damit auch Schwäche gezeigt, hätte die Königin ihre gesamte Leibgarde mit zum Verhör gebracht, darin waren Tarisa und Olivia sich einig gewesen. Und so konnten sie den Palast noch ein wenig erkunden, einen besseren Überblick über ihre Lage und die Stimmung am Hofe erlangen.
    „Was ist dein Eindruck bisher?“, fragte Tarisa Yonathan so leise, dass niemand sonst sie hören konnte, während sie einen Gang entlang gingen.


    Auch Genon war nicht Teil des Verhörs. Stattdessen hatte ein Bote früh am Morgen an seine Tür geklopft und ihm ausgerichtet, dass der averonische Abgesandte wie versprochen eine Audienz bei Prinz Helon arrangiert hatte, die in einer Stunde beginnen sollte. Der Bote wartete bis Genon bereit war und führte ihn dann durch den Palast zu den Räumlichkeiten des Kronprinzen.


    Ebenfalls früh am morgen klopfte Olimus an Vapors Tür. Sie waren schließlich zu einem Jagdausflug eingeladen, der vermutlich den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde und deshalb früh begann.

    We’ll mourn for everything we know,
    We’ll wonder if the sky moves passionate and slow,
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    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

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  • Wie Riyota stellte sich auch Malja in der Nähe der Königin auf in seiner tristen Reglosigkeit, die ihn fast schon mit der Umgebung zu verschmelzen schien.
    Sein Blick glitt einmal auch über Enzio da Kaana und wieder war es einer dieser leeren Blicke, welche er nur noch für diese Welt übrig hatte.


    Genon war indes erfreut, wie reibungslos das alles bislang verlief und hatte sich schnell fertig gemacht um vorzeigbar für die Audienz bei Prinz Helon zu sein, ehe er dem Boten folgte.

  • Shaanea hatte lange nicht einschlafen können. Zwar waren ihre Augen geschlossen und sie atmete ruhig, doch die lähmende Müdigkeit wollte und wollte nicht in den ersehnten Schlaf übergehen. Zu sehr war ihr Kopf wach, zu viele Gedanken, die sie umtrieben. Gleichzeitig war sie auch angespannt, denn die fremde Umgebung und die unsichtbaren Gefahren taten ihr übriges. Ab und zu hörte sie die Königin, die sich rührte, wirklich störend war diese immerhin nicht. Die junge Candahnerin lauschte in die Nacht, hörte nichts, und die Schatten tanzten still herum ohne dass sie bedrohlich waren. Zumindest diese Nacht schienen sie Ruhe zu haben. Sie merkte nicht, dass sie irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel. Was sie träumte entschwebte ihrer Erinnerung, allerdings konnte sie eine gewisse Kälte am Morgen kaum abschütteln. Dafür wurden aber sie Gedanken sofort auf ihre Aufgabe gelenkt, und etwas Wasser im Gesicht reichte um einigermaßen munter zu werden. Aufmerksam und stumm beobachtete sie das Geschehen und stellte sich schräg hinter Fiora auf, scheinbart ruhig, aber immer bereit sofort zu handeln wenn es sein musste. Jetzt war Shaanea gespannt. Was würde man ihnen präsentieren? Sie beobachtete Enzio da Kaana, den sie als sehr undurchsichtig empfand.


    Viel, VIEL zu früh war Vapor aufgestanden - ohne seinen vermeintlichen Bediensteten Torlik wäre ihm das nie möglich gewesen. Zumindest machte dieser nicht den Fehler, ihn großartig anzusprechen, denn das war gerade früh am Morgen nicht die beste Idee bei dem jungen Mann. Immerhin schaffte er es mittlerweile, sich alleine gut anzukleiden und rief nicht mehr nach irgendwelchen Dienern, die er ohnehin nicht mehr hatte. Kurz betrachtete er sich im Spiegel. Die Hose saß, die Jacke ebenso, die Reiterstiefel waren geputzt. Von ihm selbst, was er nie zugeben würde. Als es klopfte schloss Vapor kurz die Augen und rief sich seine Rolle ins Gedächtnis. Kurz wartete er -einen Tacken zu lang als dass es schicklich wäre- und öffnete den die Tür, um Olimus kühl zu mustern. Innerlich hoffte er, dass sein Freund -was er hoffentlich noch war- ihm nicht böse war.
    "Ich komme sofort, wertester Graf."

  • In solchen riesigen Palästen kam sich Yonathan immer etwas verloren vor. So viele Räume und Gänge, alles sah auf den ersten Blick gleich aus. Nur bei genauerem Hinschauen konnte man wirkliche Details bemerken, an denen man sich orientieren konnte. Wer wusste schon, wann sie von diesem Ort flüchten müssten.Yonathan ging erst noch ein paar Schritte, bevor er Tarisa antwortete.
    "Es ist ruhig. Das gefällt mir nicht." Natürlich war da das Fest gewesen und das Verhör, das gerade stattfand. Aber im Großen und Ganzen war es in diesem Palast auffällig ruhig. "Ich möchte kein Schwarzmaler sein, aber... so etwas verheißt in meinen Augen nichts gutes."

  • Olivia spannte sich unmerklich an, als Enzio da Kaana sich neben sie setzt. Ihr gefiel diese Situation ganz und gar nicht, auch wenn sie nichts anderes erwartet hatte. Sie nickte dem Hausmeier zu und richtete den Blick dann auf die Tür, die nun aufging und zwei Wachen einließ, die einen Mann in ihre Mitte genommen hatten. Sie zerrten ihn grob in den Raum hinein und drückten ihn auf den Stuhl nieder. Olivia sah, dass er Hand- und Fußschellen trug. Er wirkte unterernährt, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Sie konnte keine Spuren von Gewalteinwirkung an ihm erkennen, doch es war offensichtlich, dass er nicht gerade gut behandelt worden war. Kurz warf sie einen Blick zu Fiora hinüber, doch die Königin hatte ihre Miene unter Kontrolle. Ihr dürfte das alles genauso wenig gefallen.
    „Nun denn“, begann Enzio da Kaana und konsultierte eine Schriftrolle, die er mitgebracht hatte.
    „Fenir Diam.“ Er blickte auf und taxierte den Mann. „Das ist dein Name?“
    „Ja, mein Herr.“ Die Stimme des Gefangenen war leise und rau. Seine Augen huschten unruhig zwischen Olivia, Fiora und Enzio hin und her.
    „Was war deine Anstellung hier im Palast, bevor du verhaftet wurdest?“
    „Ich bin… ich war einer von Lord da Siras Dienstboten.“
    „Warum wurdet Ihr verhaftet?“, fragte Fiora sanft. Sie hatte Mitleid mit dem Gefangenen, das war offensichtlich. Fenir wagte kaum sie anzusehen.
    „Weil ich Informationen über Gélin da Taras zurückgehalten habe, Hoheit.“
    „Was für Informationen?“
    Fenirs Blick flackerte kurz zu Enzio, dann begann er zu erzählen:
    „Auf einem meiner Botengänge überhörte ich ein Gespräch zwischen Gélin da Taras und Aron Desin, ein Streit.“
    Olivia und Fiora blickten fragend zu Enzio da Kaana.
    „Ein Höfling, der mit da Taras zusammenarbeitete“, erklärte der Hausmeier.
    Olivia nickte zögerlich und fragte Fenir dann:
    „Worum ging es in diesem Streit?“
    „Ich habe nicht alles gehört,“, antwortete der Gefangene, „doch da Taras war furchtbar wütend. Desin erklärte, dass er einen höheren Anteil verlangte, oder er würde da Taras auffliegen lassen. Da Taras antwortete, dass Desin seinen Mund halten sollte, wenn er wüsste, was gut für ihn sei. Aus meiner Position konnte ich ein Handgemenge hören, dann schrie da Taras, dass Desin seine Taten noch bereuen würde.“ Während Fenir sprach, hatte er seinen Blick irgendwo in die Nähe von Fioras Händen gerichtet. Nun sah er auf und blickte noch einmal zu Enzio da Kaana, bevor er endete:
    „Ich bin schnell davongeeilt, aus Angst von einem der beiden entdeckt zu werden. Mehr habe ich nicht mitbekommen.“
    „Aron Desin wurde vier Tage später in seinen Räumlichkeiten tot aufgefunden“, setzte der Hausmeier nun die Geschichte fort. „Er wurde mit seinem eigenen Dolch erstochen. Eine Dienstmagd bezeugte, dass Gélin da Taras ihn in der Nacht zuvor besucht hatte, jedoch nicht lange geblieben war und die Räumlichkeiten in großer Hast verlassen hatte. Gegen da Taras wurde ein Haftbefehl ausgestellt, doch er hatte Narinth bereits verlassen, um seiner Strafe zu entgehen.“
    Olivia runzelte die Stirn. Die selbstgefällige Art mit der da Kaana dies vortrug gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Hausmeier fuhr fort:
    „Nicht lange danach wurde da Taras Verbindung zu Desin klar: Sie hatten zusammen mit zwei anderen Männern Gold veruntreut, waren dabei jedoch immer gieriger geworden. Da Taras tötete die beiden anderen vor Desin, weil sie einen höheren Anteil verlangten. Ihre Morde galten lange aus ungeklärt. Desin wollte sein Wissen um die Morde ausnutzen, um da Taras zu erpressen und bezahlte dafür mit seinem Leben.“
    Er sah zu Fiora.
    „Mein König hat Euch ja bereits darüber informiert, dass der Mann den ihr beherbergt ein gesuchter Mörder ist, Hoheit.“


    „Da stimme ich dir zu“, erwiderte Tarisa, während sie ihre Umgebung aufmerksam beobachtete. Sie traten in einen der vielen Innenhöfe des Palastes.
    „Auf den ersten Blick mag alles ruhig erscheinen, doch ich spüre einige Spannungen, nicht nur uns gegenüber, sondern auch innerhalb des Hofes.“
    Sie blieb stehen, scheinbar um sich eine Statue im Innenhof näher anzusehen, hatte jedoch kaum Augen für das Kunstwerk.
    „Ich befürchte, dass unser Aufenthalt hier für die verschiedenen Ränkespiele des Adels genutzt werden könnte.“


    Der Bote führte Genon in ein kleines Vorzimmer, wo Koramus Ledam, der averonische Abgesandte bereits auf ihn wartete.
    „Prinz Helon erwartet Euch bereits“, begrüßte der Averoner Genon freudig und führte ihn durch eine weitere Tür in einen schlichten aber edel eingerichteten Empfangsraum. Prinz Helon erhob sich aus einem Sessel, als die beiden eintraten. Koramus Ledam verbeugte sich kurz vor ihm.
    „Euer Hoheit, dies ist Genon vom Grünen Himmel.“
    Helon nickte dem Blutmagier freundlich zu.
    „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen.“


    Olimus ließ sich von Vapors Ton nicht beeindrucken. Er wusste natürlich, was für ein Schauspiel sie heute vorführen mussten und hatte sich insgeheim vorgenommen, sich einen kleinen Spaß damit zu gönnen. So hob er nun also die Brauen und erwiderte mit gekünstelt fröhlicher Stimme:
    „Aber selbstverständlich, Lord de Ilyadim. Ich vergaß, wie lange Ihr des öfteren braucht, um Euch auf den Tag vorzubereiten.“

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  • Shaanea sagte natürlich nichts. Wie eine Statue stand sie in der Nähe der Königin und beobachtete dafür umso aufmerksamer, ohne dass es auffiel. Den Worten des Mannes schenkte sie nur halb Beachtung, denn was waren schon Worte - Lügen waren immer möglich. Dafür nahm sie die Reaktionen der Anwesenden auf. Ihr Eindruck des Misstrauens gegenüber dem Hausmeier verstärkte sich nur, je mehr sie ihn agieren sah. Dieser Mann war mit Sicherheit gefährlich, aalglatt wirkte er auf sie. Etwas schien nicht zu passen, jedoch war das nichts Greifbares. Beobachten, Abwarten. Geduld.


    Vapor lächelte halb und entgegnete im selben Tonfall:
    "Nun, ich weiß die Nächte eben zu mehr zu nutzen als nur dem Schlafe. Ihr ruht ja nur." Es war wirklich erschreckend, dass er so schnell wieder in seine alte Rolle geschlüpft war. Er zog die Tür leise zu und verbeugte sich halb.
    "Nach Euch, Wertester."

  • Der Innenhof war ein Ort der Ruhe, mehr noch als es der Palast sowieso schon war. "Genau so wird es befürchte ich sein. So ein Palast ist wie ein großes Schachbrett. Und die Adligen bewegen sich darauf vorsichtig von Feld zu Feld, immer darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu machen. Doch in das langsame Spiel der Intrigen sind auf einmal wir aufgetaucht. Eine neue Figur im Spiel, die nun jeder für seinen Vorteil nutzen will. Und wir sind für die eine entbehrliche Figur..."Yonathan verstummte kurz, und ließ seinen Blick über den gesamten Innenhof schweifen.
    "Wenn das wirklich so ist, haben wir im schlimmsten Falle nicht nur einen Feind hier, sondern laufen auch Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten..."

  • Autsch, das hatte einen wunden Punkt getroffen. Olimus verzog ein wenig die Miene, entschied sich jedoch dazu, dass es für seine Rolle besser war, nichts zu sagen. Stattdessen führte er Vapor nun eine Reihe von Gängen entlang, auf dem Weg zum großen Eingangsportal.
    Als sie um eine Ecke bogen, kamen Prinzessin Leonore und ihre Hofdamen in Sicht. Olimus warf Vapor einen kurzen warnenden Blick zu und setzte dann eine neutrale Miene auf. Sie gingen auf die Gruppe der Frauen zu und Olimus verbeugte sich tief.
    „Hoheit.“
    „Graf Emrick, Lord de Ilyadim.“ Leonore neigte leicht den Kopf, während ihre Hofdamen knicksten.
    „Wie ich hörte, hat mein Schwager Euch zu einem seiner Jagdausflüge eingeladen?“


    Tarisa nickte kaum merklich. Es war sowohl beruhigend als auch beklemmend, dass sie die Situation gleich einschätzten.
    „Vielleicht ist es dann ein Fehler, Kontakt zu den verschiedenen Mitgliedern des Hofes zu suchen“, überlegte sie leise. „Allerdings sind wir auch hier, um Informationen zu sammeln. Wie sollen wir das sonst anstellen?“
    Sie konnte nur hoffen, dass Olivias Einschätzung zutraf, und sie Vapor vertrauen konnte – und dass Olivia sich selbst nicht überschätzte.
    In diesem Moment trat ein junger Mann in den Innenhof – derselbe Mann, mit dem Yonathan im Thronsaal zusammengestoßen war. Er blickte sich einmal kurz im restlichen Innenhof um und sah dann intensiv zu den beiden herüber, bevor er rasch weiter eilte. Tarisa verengte die Augen.
    „Was sollte das denn? Meinst du, wir sollen ihm folgen?“

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  • Der junge Mann war nicht feinfühlig genug um seinen Faux-pas zu bemerken. Allerdings fiel es ihm schwer, so still neben Olimus herzugehen, den er wirklich schätzte und als Freund betrachtete - davon hatte er nicht so viele. Die vielen Lektionen mit dem Schwert hatten ihre Spuren hinterlassen, und eigentlich fachsimpelte er ganz gern mit dem Grafen über Techniken des Kampfes. Das Schweigen wurde fast unangenehm. Die Unterbrechung durch die Damen kam ihm gerade recht. Mit einem freundlichen Lächeln, das allerdings nicht so flirtend war wie es bei anderen Frauen wäre, verbeugte auch er sich angemessen vor Leonore. Über die Hofdamen ließ er kurz den Blick schweifen und nickte diesen zu. Zu offensiv war nicht die beste Idee hier.
    "Da habt Ihr richtig gehört, Hoheit. Wir sind gerade auf dem Weg dorthin." Ihr gegenüber war er wahrlich höflich und freundlich.

  • „Nun, dann wollen wir Euch nicht lange aufhalten“, erwiderte Leonore, die Vapors Lächeln nicht erwiderte. Ihre Miene blieb ernst, ebenso wie die Hiliras, die neben ihr stand. Meriel, die ein paar Schritte hinter der Prinzessin stand, strahlte Vapor dafür förmlich an.
    „Ich hoffe Ihr habt Euer Versprechen nicht vergessen, uns von Euren Abenteuern zu berichten, Lord de Ilyadim“, sagte sie nun und blickte kurz zu Samara. „Wir sind schon so gespannt!“

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  • Leonore war seltsam, aber er blieb ihr gegenüber ausgesucht höflich.
    "Das ist sehr freundlich, doch selbstverständlich wollen wir Euch nicht unhöflich erscheinen, wenn Ihr es anders wünscht." Mittlerweile kamen ihm diese alten Phrasen manchmal sehr hohl vor... Sein Blick richtete sich auf Meriel und Samara. Nun lächelte er etwas breiter.
    "Selbstverständlich habe ich das nicht vergessen. Sobald es die Zeit erlaubt. Vielleicht kann man es heute am Abend besprechen, wenn die Pflicht nicht ruft."

  • Irgendetwas an Vapors Aussage brachte Leonore kurz zum Lächeln, doch Olimus konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass es ein freundliches Lächeln war. Die Prinzessin fasste Vapor kurz ins Auge.
    „Seid darüber unbesorgt. Ich bin sicher, Ihr werdet bereits erwartet. Wir sollten unseren Spaziergang nun ebenfalls fortführen. Euch eine erfolgreiche Jagd.“
    Olimus verbeugte sich erneut tief, als Leonore und Hiliria an ihnen vorbeigingen.
    „Heute Abend dann“, antwortete Samara auf Vapor, bevor auch sie gefolgt von ihrer Cousine an ihm vorbeigingen. Meriel drehte sich noch einmal um und lächelte Vapor zu, bevor sie zu den anderen aufschloss.
    Olimus stieß seinen angehaltenen Atem aus und gab sein Bestes, um sich ein Grinsen zu verkneifen. Gerne hätte er seinen Freund jetzt damit aufgezogen, aber das passte gerade wohl nicht in die Rollen, die sie beide zu spielen hatten. Stattdessen sagte er also:
    „Wir sollten weitergehen. Es ist nicht mehr weit.“

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  • "Vielen Danke, Lady Leonore. Euch einen schönen Tag." Vapor verbeugte sich wieder. Ihm entging das Lächeln nicht. doch erwiderte er dies nur sehr höflich. Ganz schlau wurde er aus der Prinzessin nicht. Umso schöner fand er allerdings, wie Meriel ihn ansah. Eine wahre Schönheit, und eine sehr verbotene Frucht... Nein, Vapor. Nein. Seine innere Stimme klang verdächtig Livianisch, und er musste ein Seufzen unterdrücken. Es war nicht leicht, wirklich die alten liebgewonnenen Pfade zu verlassen.
    "Ich freue mich schon." Als die Damen weitergingen, ließ er das Lächeln wieder verschwinden und gab den hochmütigen Adeligen - der er sowieso noch war, wenn auch gezähmter.
    "Natürlich, Graf."

  • "Oh.." Yonathan schmunzelte kurz. "Ich finde, wir sollten mit so vielen Mitgliedern des Hofes Kontakt aufnehmen wie möglich. Jetzt sind wir bereits das Risiko eingegangen und im Schloß. Wenn wir jetzt mit allen in Kontakt treten, versucht jeder, das Beste daraus für sich selbst zu machen. Vielleicht eröffnen sich dadurch ja zusätzliche Möglichkeiten." Das mochte gewiss das Risiko in Yonathans Augen mit Sicherheit erhöhen, aber das war es wert.
    Plötzlich wurden sie, wenn auch nur kurzzeitig, gestört. Als Yonathan erkannte, wer da gerade in den Innenhof getreten war, runzelte er die Stirn. "Das ist... interessant. Wir können ja mal in die Richtung spazieren. Ich bin ihm auf der Feier bereits begegnet, ein kurzes Anrempeln. Ich war mir dabei nicht ganz sicher, aber ich glaube er hat das Zeichen des Widerstands angedeutet. Falls es eine Falle sein sollte, tappen lieber wir hinein als die Königin." meinte Yonathan relativ nüchtern.

  • Genon verneigte sich tief.
    "Es ist mir eine Ehre, Euer Hoheit." Meinte der Botschafter ernst in aller gebotenen Höflichkeit und richtete sich wieder auf, gespannt darauf wie dieses Gespräch verlaufen würde.


    Malja hörte zwar aufmerksam zu und beobachtete die Anwesenden, doch regte er keinen Muskel. Er hätte eine Statue sein können müsste er nicht atmen.

  • In Narinth




    Fiora runzelte leicht die Stirn.
    „Wie genau konnten Gélin da Taras Taten belegt werden?“
    „Es wurden einige Dokumente sichergestellt“, erwidert Enzio da Kaana, immer noch in diesem selbstgefälligen Ton. „Des Weiteren konnten mehrere Personen bezeugen, dass er Kontakte zu den anderen Männern pflegte. Wir konnten außerdem da Taras persönlichen Leibdiener in Gewahrsam nehmen, der über die Pläne seines Herrn aufgeklärt war. Ihr werdet später noch Gelegenheit haben ihn zu befragen, Majestät. Die Beweislast ist erdrückend.“
    „Nun gut.“ Die Königin nickte leicht und wandte sich dann erneut Fenir Diam zu.
    „Wann genau ereignete sich dieses Gespräch, das Ihr mitangehört habt?“
    „Vor etwa sechs Jahren, Majestät.“


    „Und wann wurdet Ihr für das zurückhalten dieser Information verhaftet?“
    Der Mann stockte einen Moment.
    „Nur wenige Monate später, Majestät. Die Suche nach Zeugen war noch in vollem Gange. Ich… ich traute mich nicht, etwas zu sagen, weil ich fürchtete, dass da Taras noch Komplizen im Schloss haben könnte.“


    „Und seitdem verbüßt Ihr Eure Strafe?“, fragte Fiora leicht ungläubig. Sie warf da Kaana einen Blick zu. „Sechs Jahre, für das Zurückhalten von Informationen?“
    Der Hausmeier ließ sich nicht beeindrucken.
    „Das ilianische Rechtssystem unterscheidet sich in einigen Aspekten von Eurem eigenen, Majestät. Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass mein König eine solche Strafe verhängt hat, schließlich hat dieser Mann wertvolle Informationen zurückgehalten.“
    Olivia bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. Das war eine mehr als dürftige Erklärung. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Fiora fürs Erste nicht weiter darauf einging. Dafür war das hier nicht der richtige Zeitpunkt. Stattdessen gab die Königin zu verstehen, dass sie diesen Zeugen zur Genüge befragt hatte und er aus dem Raum geführt werden konnte.



    „Das Zeichen des Widerstandes?“ Tarisa warf dem Mann noch einen prüfenden Blick hinterher. War er wirklich einer von ihnen, oder würde er sie in eine Falle locken? So oder so, Yonathan hatte durchaus Recht.
    „Gut. Folgen wir ihm unauffällig.“


    Die beiden setzten sich in Bewegung. Sie verließen den Innenhof und folgten dem Mann durch einige leere Gänge. Tarisa blieb dabei stets auf einen Hinterhalt vorbereitet, doch es passierte nichts. Als sie um eine weitere Ecke bogen, war der Mann plötzlich verschwunden.
    „Was zum…?“ Sie traten in den leeren Gang und sahen sich um. Gerade wollten sie den Gang weiter entlanglaufen, da hörten sie ein leises „Pst!“ aus einer nahen, nur leicht angelehnten Tür. Tarisa wechselte einen warnenden Blick mit Yonathan, eine Hand an dem Dolch an ihrem Gürtel. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen spaltbreit. Dahinter führte eine gewundene Steintreppe nach oben. Scheinbar war dies einer der vielen kleinen Türme des Schlosses. Tarisa hatte kein wirklich gutes Gefühl dabei, doch sie betrat trotzdem die erste Stufe und machte sich an den Aufstieg. Der Turm war eng und nicht sonderlich hoch. Am oberen Ende erwartete sie eine weitere Tür. Tarisa, der das ganze langsam zu dumm wurde, zückte ihren Dolch nun, bedeutete Yonathan es ihr nachzumachen und stieß die Tür auf. Dahinter wartete nicht etwa ein Angriff auf sie, wie sie vermutet hatte. Stattdessen sahen sie nun den Mann, der sie hierhin gelockt hatte, zusammen mit einer kleinen, dunkelhaarigen Frau. Als sie die Waffen sahen, wichen beide einen Schritt zurück.
    „Wir sind nicht eure Feinde!“, sagte der Mann in einem starken ilianischen Akzent, die Hände schützend vor den Körper ausgestreckt.
    „Wir wollen euch helfen!“




    „Bitte setzt Euch.“
    Der Prinz wies auf den Sessel, der ihm gegenüberstand und setzte sich dann ebenfalls wieder.
    „Ich habe sehr gehofft, dass Ihr meiner Bitte um ein Gespräch nachkommen würdet. Euer Volk übt schon lange eine gewisse Faszination auf mich aus, auch wenn ich bisher nur Legenden darüber gehört habe. Würde es Euch etwas ausmachen, mir mehr über Euer Volk zu erzählen?“




    Die beiden Männer legten den Rest des Weges schweigend zurück. Schließlich traten sie aus einem Seitenportal des Schlosses in einen weiteren, kleinen Innenhof, wo Prinz Berim und Liam da Nirun bereits auf sie warteten. Eine Schar Diener sowie mehrere Jagdhunde standen ebenfalls bereits. Der Prinz wurde als erstes auf sie aufmerksam und klopfte seinem Cousin auf die Schulter, als Vapor und Olimus den Innenhof betraten.


    „Da seid Ihr ja!“, rief Liam ihnen grinsend entgegen. „Wir hatten schon überlegt, ob Ihr Euch noch von der einen oder anderen nächtlichen Aktivität erholen müsst.“






    In der Wüste




    Sie verabschiedeten sich von der Karawane und machten sich auf den Weg nach Nordosten, wie es ihnen gesagt worden war. Liliana schien neuen Mut gefasst zu haben und blühte richtig auf, scherzte mit Matia und lächelte das erste Mal seit Tagen. Kalandra hingegen blieb still und in sich gekehrt. Etwas schien sie zu beschäftigen. Sie rasteten bei Sonnenuntergang, damit Kalandra beten konnte, dann ritten sie weiter, bis es vollends dunkel war und die Temperaturen sanken. Am nächsten brachen sie früh auf. Lilianas Aufregung hatte sich wieder etwas gelegt, nun spürte sie wie alle anderen wohl auch eine gewisse Anspannung. Würden sie Konda wirklich bald eingeholt haben? Und wenn ja, wie würde diese Konfrontation dann aussehen?
    Am späten Vormittag erreichten sie eine halb im Sand verdeckte Felskonstellation.
    „Was meinst du, Mihara?“, fragte Matia leise. „Perfekt geeignet für ein Versteck, ja?“
    „Und für einen Hinterhalt“, erwiderte Kalandra, ohne die Augen von den Felsen zu nehmen. Matia nickte ernst.
    „Bleibt wachsam“, wies sie den Rest der Gruppe an. Sie verringerten ihr Tempo und hielten Ausschau nach möglichen Bewegungen, doch nichts regte sich. Sie waren bereits halbwegs durch die Felsen hindurch, als Kalandra ein Zischen und dann einen leisen Aufprall hörte. Eine junge Frau schräg vor ihr fiel aus ihrem Sattel. Liliana fluchte und sprang von ihrem Pferd, um ihr zu helfen.
    „Ein Hinterhalt!“, rief Kalandra und wendete ihr Pferd, um die Felsen über ihnen einsehen zu können. Dort! Eine Bewegung.
    „Sie haben Giftpfeile, bleibt wachsam.“ Kalandra rutschte von ihrem Pferd und ein zweiter Pfeil sauste über ihren Kopf hinweg.
    „Auf den Felsen!“, rief sie ihren Leuten zu. „Wir müssen da hoch!“

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    Happy to be breathing and certain that we’ll grow.




    Chrissi: Boah Franzi, wenn man dich so reden hört ohne dich zu kennen, könnte man auch glauben du wärst so'n Soziopath!<3

  • Ein kleiner Muskel zuckte in Shaaneas Gesicht. 6 Jahre im Kerker... Die Kälte kroch in ihr hinauf, es fiel ihr sehr schwer, sich nicht wieder vereinnahmen zu lassen. 6 Jahre Folter. 6 Jahre Angst. Selten kam es vor, nun konnte die junge Frau nicht anders als Mitleid zu haben. Gleichzeitig merkte sie, das das Verhalten Enzio de Kaanas sie abstieß. Es war dieses typisch Arrogante, dieses Selbstherrliche, das sie mit dem widerlichsten Adel verband. Ihre für eine Candahnerin so ungewöhnlich blauen Augen blickten zu diesem, bildeten allerdings nicht unbedingt die Abscheu wider, die in ihrem Inneren aufzuwallen begann - zusammen mit der schon gewohnten Übelkeit. Ihre kalte Ausdruckslosigkeit verhieß nie etwas Gutes, doch musste man sie schon sehr gut kennen um auch nur zu ahnen, dass sie diesen Mann auf eine Liste im Hinterkopf setzte. Natürlich würde sie nicht zu diesem schleichen um ihn zu ermorden, das wäre in ihrer jetzigen Position undenkbar. Aber sie würde ihn beobachten. Besser, er setzte keinen falschen Schritt. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich dann wieder dem armen Kerl zu, der ihrer Ansicht nach wenig Böses getan hatte. Wenn es denn überhaupt stimmte, was hier besprochen wurde. Etwas passte nicht.


    Vapor begann leicht zu grinsen, allerdings erschrak er gleichzeitig etwas. Der Spruch hätte auch einst von ihm stammen können. Die leichte Irritation ließ er sich allerdings nicht anmerken, das würde ja gar nicht passen. Stattdessen lachte er und erwiderte mit einem vielsagenden Zwinkern:
    "Aber, aber, ich war müde von der Reise. Das würde sich nicht gut auf die Performance auswirken, und die Damen haben da Besseres verdient." Er sah dabei Olimus nicht einmal mehr an, sondern verbeugte sich leicht.
    "Meine Herren, es ist mir eine Ehre."

  • Yonathan nickte nur, um seine Aussage noch einmal zu bestätigen und hielt sich dann dicht an den Fersen von Tarisa. Natürlich konnte das genausogut eine Falle sein, daher versuchte er möglichst achtsam auf seine Umgebung zu sein. Doch da war nichts. Nur das plötzliche Verschwinden bereitete ihm kurz Sorgen. Versteckte Gänge gab es hier mit Sicherheit, und aus solchen war ein Assassine schnell emporgekrochen... dabei war es wohl doch eine ganz normale Tür, durch die der Mann entschwunden war.Jetzt spannte sich Yonathan noch mehr an... diesen Turm zu erklimmen war ein ganz ungutes Gefühl, und der Dolch in der Hand fühlte sich nur nach einer mangelnden Bewaffnung an, erst recht bei solch engen Wendeltreppen.
    Oben angekommen standen sie schon wieder vor einer Tür. Es entpuppte sich dann aber wohl scheinbar wirklich um eine verbündete Zelle.
    "Ihr wollt uns helfen?" Yonathan wechselte einen schnellen immer noch leicht ungläubigen Blick mit Tarisa aus und schloss die Tür hinter sich. Dass sie hier tatsächlich auf Unterstützung treffen würden, damit hatte Yonathan nicht gerechnet. Allerdings war er jetzt gespannt, was diese beiden zu sagen hatten. Seinen Dolch wollte er dabei allerdings nicht loslassen, auch wenn er die Waffe zumindest senkte.