„Gewiss, gewiss“, erwiderte Koramus, ohne jedoch näher auf diese vielen Erlebnisse einzugehen. Stattdessen lauschte er nun interessiert Genon.
„Dann bekleidet Ihr dieses Amt also noch nicht lange? Nun, wenn ich das richtig verstanden habe, so hat Euer Volk sich noch bis vor kurzem eher verborgen, nicht wahr? Es freut mich wirklich sehr, dass sich das geändert hat. Ihr müsst mir unbedingt mehr von Eurem Volk erzählen.“ Sein Blick wanderte kurz zu Malja auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, dann wieder zurück zu Genon.
„Und natürlich freut es mich auch, dass diese Angelegenheit mit dem Schwert geklärt werden konnte. Die Waffe hat eine hohe religiöse Bedeutung, nicht wahr?“
Durch den Eid würde Riyota diesen Umstand tatsächlich nicht mehr vergessen können. Dass es ihm trotzdem nicht gefiel, ließ sich vielleicht kurz in seinen Augen erkennen, wenn man sich denn die Mühe machte, diese genauer zu betrachten. Noch einmal wanderte sein Blick aufmerksam durch den Saal, bevor er erneut auf Malja landete.
„Chol...“, begann der Neimese, und nun klang tatsächlich so etwas wie Unsicherheit in seiner Stimme durch. „Wieso seid Ihr Königin Fiora so ergeben? Habt Ihr ihr ebenfalls eine Treueeid geleistet?“
Enzio da Kaana quittierte die Verbeugung mit einem knappen Lächeln, bevor er sich auf dem Platz rechts neben Vapor, dem Podium am nächsten, nieder ließ. Königin Adrienne merkte kurz und nickte ihrem Bruder leicht zu. Olivia, die neben ihr saß, nutzte die Gelegenheit um Vapor einen kurzen, leicht zu übersehenen Warnblick zuzuwerfen, während Enzio vor seiner Schwester das Haupt neigte. Schließlich wandte der Hausmeier sich wieder Vapor zu.
„Fürwahr, Narinth ist eine überaus schöne Stadt. Es verwundert mich, dass Ihr ihr nicht schon eher einen Besuch abgestattet habt. Doch natürlich herrschten in Eurem Land lange Jahre Unruhen.“ Er wies einen Diener an seinen Kelch zu füllen. Samara hielt sich fürs Erste aus der Unterhaltung heraus, lauschte jedoch jedem Wort.
Ähnlich wie Shaanea beobachtete auch Tarisa den Raum genau und überlegte sich Strategien für einzelne Szenarien. Auch sie hatte natürlich keine Waffen in den Thronsaal bringen dürfen, und auch auf ihre Rüstung hatte sie verzichtet, war jedoch ähnlich wie Shaanea gekleidet. Enzio da Kaanas Ankunft vermerkte sie aufmerksam. Auch wanderte ihr Blick kurz zu Genon und seinem Gesprächspartner, bevor sie zum Podium blickte. Die Gespräche, die die Königin, Olivia und Olimus dort führten, konnte sie selbstverständlich nicht mithören, doch sie alle wirkten angespannt, auf der Hut.
Eine Stimme zu ihrer Rechten verlangte nun ihre Aufmerksamkeit:
„Meine Damen, ich hoffe doch, Ihr seid nicht für einen Kampf gekleidet?“
Der junge Mann, der da gesprochen hatte, musste Liam da Nirun sein. Er hatte das gleiche dunkelbraune Haar wie seine Schwester und seine ebenfalls braunen Augen musterten Tarisa und Shaanea mit einem Blick, der sowohl freundlich als auch amüsiert wirken könnte.
„Keinesfalls, Lord da Nirun“, erwiderte Tarisa lächelnd. Eine glatte Lüge, denn natürlich war dieser Gedanke bei der Wahl ihrer Kleidung sehr präsent gewesen.
„Kleider habe ich bloß noch nie gerne getragen, selbst als ich noch jünger war“, erklärte sie nun weiter.