Perspektiven ist der zusammenfassende Titel zu einer bzw. mehren Kurzgeschichten. Viel Spaß beim lesen der ersten Ich würde mich sehr über Kritik und Komemnatre freuen, da es mich sehr interessiert was für einen Eindruck, etc, diese erste Geschichte hinterläst.
mfg euer Laz.
Sinn des Leben
Ich wurde einmal gefragt, was es bedeutet zu leben... Ein sehr interessante Frage. Viele Philosophen, Professoren, Theologen und andere Menschen haben sich darüber den Kopf zerbrochen. Aber gibt es eine allgemeine Antwort? Ich glaube eher es ist so, das jeder Mensch, egal ob jung oder Alt, Intelligent oder normal Bürger, für sich selbst eine Antwort finden muss. Jetzt fragen sie sicherlich: und ihre Antwort? Meine Antwort ist eine Frage, eine Gegenfrage, zu der am Anfang gestellten Frage. Was bedeutet es zu leben? - Da frage ich, was ist das dümmste was sie jemals in ihrem Leben getan haben?
"Kaugummi?", fragte mich der Mann in dem blauen Overall der Secruity. Warum ausgerechnet noch ein Blaumann mit Waffe anwesend sein musste verschloss sich ganz meinem Verstand.
Wir waren hier allein bei einem Test, hunderte Kilometer von der nächsten Person entfernt, die mir, den Wissenschaftlern und Ingeneueren oder gar dem Projekt etwas böses vielleicht gewollt hätten. Ergo, hat irgendwo ein Bürokrat in seinem klimatisierten Büro eine Vorschrift sich ausgedacht, das sogar bei speziellen Feldtests Sicherheitspersonal anwesend sein musste. Um ehrlich zu sein ist das sogar nachvollziehbar, nicht aber wenn man meine Situation betrachtet bzw. die allgemeine gesamt Situation.
"Nein der Testkandidat darf nichts bei sich haben, was seinen Zustand in irgendeiner Art und Weise auch nur im geringsten beeinflussen könnte!"
Verdammt, dabei hatte ich schon die Hand erhoben um mit dem gepanzerten Handschuh den dargebotenen Kaugummi zu ergreifen. Sei's drum... wo war ich stehen geblieben? Ach ja....
Der große Tag! Laut der jungen Blondine, die mich gerade so süß wieder anlächelt, hat der Anzug alle Tests soweit erfolgreich absolviert. Material, Funktionen, Notfallfunktionen und so weiter. Sprich alles was man in einem Labor oder Hochofen testen kann, wurde ausprobiert, bis auf eines: der Praxistest. Wie sie vielleicht gemerkt haben bin ich ein Versuchskan... Entschuldigung, ich meine Testperson für Prototypenausrüstung. Spezielle Sachen für das Militär und einige besondere zivile Bereiche. Und heute darf ich den ganz besonderen Panzeranzug ausprobieren.
Um ehrlich zu sein, hatte ich Anfangs an dem Verstand meines Vorgesetzten gezweifelt, als er mir diesen Vorschlag unterbreitet hattet. Warum ich dann trotzdem mit einem fast hundert Kilo schweren Anzug hier sitze und mir das abhacken der Checklisten von den ganzen Leuten noch anhören muss, bevor es los geht und ich, mal wieder, mein Leben riskiere? Abgesehen das es mein Job ist nun ist es ganz einfach...
"Achtung bereitmachen, Endphase der Vorbereitung!", unterbrach die dunkle Stimme des Chefingenieurs mich in meinen Gedanken. Man der Typ hätte gut den Frontman einer Heavy Metal Band abgeben können mit den Haaren und der Stimme. Mehre Paar Hände packten an und halfen mir mich aufzurichten. Leise surrten einige Servos um mich in dem verzweifelten Versuch zu unterstützen, mich auf den Beinen zu halten, aber ich spürte dennoch den unbändigen Zwang mich wie eine Schildkröte auf den Rücken fallen zu lassen. Man können hundert Kilo schwer sein ...
"Es scheint als hat die Exoskelettlagekontrolle einige Macken..."
Ich warf dem Typen der gerade abwechselnd mich in dem klobigen Anzug und seinen Handcomputer anschaute, einen alles vernichtenden "ist mir auch klar du Klugscheißer"-Blick zu, als dann plötzlich alles funktionierte und ich perfekt ohne Probleme stehen konnte. Der Typ grinste selbstzufrieden und gab sein Ok an den Chef weiter.
Der Metalband Fanatiker kam auf mich zu mit einen sehr robust aussehenden Helm in der Hand. Mehre Hilfstechniker nahmen ihn den Helm ab und setzen ihn mir auf, gefolgt von einem zweiten, noch massiveren und schwereren. "Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte mich der Chef mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich erwiderte das Grinsen und meinte nur ins Mikrofon, dass sie mir ein Bier kalt stellen sollten wenn ich fertig bin.
"Gut, ihren Humor haben sie noch. Ich hoffe sie wissen auf was sie sich da eingelassen haben. Das wird ein Höllenritt werden. Sobald sie den Schritt raus gemacht haben wird es kein Zurück mehr für sie geben. Das ganze wird etwa siebzehn Minuten dauern, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen haben werden. Bereit?"
Ich hob die Hand mit dem Daumen nach oben um zu signalisieren das ich bereit war. Oh ja so bereit wie noch nie zuvor in meinem Leben, dass kann ich euch allen sagen!
Ich sah zu wie alle außer mir die Kammer in der ich stand, verließen. Schwere Schotts wurden geschlossen und das Licht wechselte von dem normalen Weiß ins Rot. Ich hörte wie das Blut in meinen Ohren rauschte und dann meldete sich die Stimme von der Blondine in meinem Ohr, Funkgerät sei Dank.
"Nur die Ruhe, ihr Puls und ihre Atemfrequenz sind erhöht. Keine Sorge, es wird alles funktionieren." "Hey Süße, du läst dir ja auch nicht gleich deinen Knackarsch braten.", erwiderte ich feixend. "Ich kann ihnen dann ja einen Eisbeutel besorgen..." Man die Kleine gefiel mir immer besser, aber jetzt war nicht der Moment für Späße. Es wurde ernst.
Ich drehte mich langsam in dem Anzug um und betrachtete das 'Schleusenschott vor mir. Zischend glitt es auf und ich stieg in die Schleuse. Leise hörte ich die Ansagen des Operators in meinen Ohr. Das alle Funktionen nominal wären, das die Schleuse nun verriegelt wurde und der Druck abgelassen wurde. Ich spürte ein Zwicken im Nacken. War das jetzt etwa mein Verstand der sich meldete und mir zu sagen versuchte das ich abrechen sollte?
In dem Moment glitt lautlos das Außenschott auf und ich sah den Anblick meines Lebens. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber dieser Anblick ... ich trat an den 'Rand der Schleuse und blickt hinaus und nach unten. Okay jetzt sackte mir das Herz in die Hose oder gar noch tiefer. Jetzt wurde mir erst richtig klar was vor mir lag. Ein Höllenritt? Welch Untertreibung...
Ich stand geschlagene fünf Minuten auf der Türschwelle ins Nichts und starrte nach unten. Ich sah durch die Wolken das Meer vorbei ziehen. Da erschien Nordamerika am Horizont. Verdammt ich hatte einen Weg von fast 500 Kilometer vor mir, freier Fall senkrecht nach unten.
"Haben sie es sich anders überlegt? Je länger sie zögern desto mehr müssen wir ihren Landepunkt neu kalkulieren nach dem Wiedereintritt..."
Gott ich musste bescheuert sein. Ich zuckte mit den Achseln, dachte "Ach was soll's" ... und trat hinaus und lies mich fallen ...
Was für ein Gefühl. Schwerelosigkeit ist schon etwas faszinierendes wenn man das so sagen kann. Einerseits war mir Speiübel, aber andererseits verspürte ich eine Euphorie, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Es war toll, es war Großartig. es war katastrophal!
Ehrlich, bis eben hatte ich nicht gedacht Höhenangst zu haben ... aber diese paar hundert Kilometer von Nichts unter mir sind verdammt Respekt- und Furchteinflössend. Aber Angst? Nein. richtige Angst hatte ich nicht.
Lautlos fiel ich weiter und weiter. Ich achtete nicht auf den Höhenmesser. Der Operator säuselte weiter fast liebevoll die Daten in mein Ohr. Konnte der Typ nicht mal die Klappe halten und mich diesen Moment genießen lassen? Die Erde wurde langsam größer und die Raumstation hinter mir immer kleiner. Was würde ich jetzt für einen Kaugummi tun um mir die Zeit zu vertreiben, bis die richtige Action los ging.
"Geht es ihnen gut?", erklang die Stimme von der Blonden. "Was glauben sie denn? Ich stürze mit Mach 20 oder so der Erde entgegen!", entgegnete ich knapp. Klar war es übertreiben, aber hey so bin ich nun mal wie sie schon gemerkt haben. Ich spürte wie sie kurz zögerte. "Nun ja ihre Biowerte sind erstaunlich normal, ruhiger Puls und Atem... das hat mich gewundert." Ich lachte leise vergnügt. "Miss, das ist der beste Tag in meinem Leben." Das Funkgerät knistere kurz. Der Operator faselte irgendwas von Begin des Wiedereintritts und Funkabbruch. Ich wette jetzt wurden die Augen der Blondie groß wenn sie auf ihren Monitor sah, das mein Herz ein Sprung machte und nun sehr schnell schlug.
Verdammt, jetzt hatte ich Angst. Jetzt kam der heikle Teil des ganzen Tests mit diesem Anzug. Obwohl mein Körper deutlich unter Stress stand fühlte ich mich gelassen. Mein Verstand war ruhig. Ich könnte an der Stelle behaupten das ich es sogar genossen habe. Kamen mir Zweifel? Dachte ich darüber nach ob ich sterben würde? Ehrlich gesagt habe ich gar nichts gedacht. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich saugte nur alle Sinneseindrücke wie ein trockener Schwamm in mir auf und versuchte alles in mir zu Speicher um nichts zu vergessen.
Ich spürte das es wärmer wurde. Aus den Augenwinkeln sah ich wie ich Anfing dunkelrot zu Schimmern. Das Metal meines Anzuges fing langsam an zu glühen und nach wenigen Augenblicken zog ich eine Meterlange Plasmaschleppe hinter mir her, als ich wie ein fallender Stern durch die obere Atmosphäre unseres schönen Planeten schnitt. Ich wurde durchgeschüttelt, gebraten, pürriert, gekocht, zerstampft, getreten, geschüttelt ... kurzrum, der schlimmste Höllenritt in meinem Leben und ich lachte! Ich lachte wie ein wahnsinniger. Es muss ein ziemlicher Schock für die Leute in der Orbitalstation gewesen sein, mein Lachen zu hören, als der Funk wieder funktionierte. Ich schoss immer noch wie eine Kanonekugel dem Boden entgegen und der Wind rauschte und zerrte an mir. Der Ritt war noch nicht vorbei, nur lautstarker und mittlerweile wieder angenehmen Kühler geworden. Gott sei Dank hat das Kühlsystem doch noch einigermaßen funktioniert...
Ich streckte alle Arme und Beine von mir ab, um den Luftwiderstand zu erhöhen. Der Anzug verhinderte das meine Gliedmaßen wie Streichhözler umknickten und meine Fallgeschwindigkeit nahm weiter ab bis.
Ein Knall und dann schüttelte mich ein heftiger Ruck durch. "Heilige Scheiße!", brüllte ich ins Mikrofon in meinem Helm, als der Schutzanzug von meinem Körper automatisch abgesprengt wurde. Schweres Metal und Keramik flog nach allen Seiten davon und gab mich in dem fast schon elegant wirkenden schwarzen Druckanzug frei, mit dem Fallschirm auf meinem Rücken. Hundert Kilometer etwa noch, das hatte man mir gesagt. In etwa hundert kilometern Höhe, wenn die Geschwindigkeit es zu ließe würde der Schutzanzug für den Wiedereintritt sich absprengen und mich freigeben um dann normal per Fallschirm in dem leichten Druckanzug zu landen.
Ich schlug Saltos und Rollen, lachte und jaulte vor Vergnügen auf. Immer noch Schoß ich wie ein Pfeil zwischen den Wolken hindurch immer weiter den Boden unter mir entgegen. Endlich sah ich wo ich auch landen würde. Ich war irgendwo über dem Nordamerikanischen Kontinent. Ich glaubte da sah ich den Grand Canyon am Rand meines Gesichtsfeldes. Als ich dann endlich unter der Wolkendecke in fast einem Kilometer Höhe war, spürte ich noch mal einen brutalen Ruck. Rauschend öffnete sich der Fallschirm und bremste noch mal unbarmherzig meinen Fall, auf das ich nur noch fast sanft dem Boden entgegen schwebte.
Ich blickte mich um. Tatsächlich, der Grand Canyon war dort zu meiner rechten, so wunderschön, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. So hing ich in den Seilen, meinen Blick gebannt gen Osten, auf dieses Naturschauspiel starrend bis ich schließlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Ich denke nun verstehen sie es. Stellen sie sich selbst die Frage: Was ist das dümmste was sie jemals getan haben ... um zu Spüren was es heißt zu leben?