Viel Spaß mit Velkommen i det Snøflak Slott.
Da der Startpost so lang ist muss ich daraus zwei Posts machen, ich bitte dies zu entschuldigen^^
Geheimnisse eines Sommers - Aurel und Morgana
Oh, wie der junge Mann das Meer liebte. Aurel atmete tief ein. Die Sonne gefiel ihm weniger, doch er sah darüber hinweg. Abgesehen davon, dass er um einiges blasser war als viele andere der Leute hier am Strand von Constanta, fiel er höchstens den Damen auf. Einige warfen ihm interessierte Blicke, aber der Vampir ignorierte sie. Er hatte andere Ziele als eine Freundin zu erobern, so etwas stand ihm im Zweifel nur ihm Weg. Außerdem wollte er zumindest die letzten zwei Wochen genießen, bevor es zurück ging in die Schule. Nur noch drei Klassen. Dann stand ihm die Welt offen, in jeder Hinsicht. Er rückte seine Sonnenbrille zurecht und widmete sich seinem Buch, eines, das er sicher ohnehin lesen musste im nächsten Jahr. Ökonomiezeug. Es war um Längen langweiliger als alles andere, trotzdem musste er da durch. Mit einmal vibrierte sein Handy.
"Ja, was ist.... Oh, okay. Klar, bringt sie hierher, ich hab grad keine Lust rauf zu gehen." Aurel grinste und klappte das Telefon zu. Er war schon gespannt, wie Momo darauf reagierte, von einer schwarzen Limousine mit Chauffeur abgeholt zu werden und dann direkt zum Strand gebracht.
Morgana staunte nicht schlecht, als sie aus dem Flughafengebäude trat und sie einen Anzugträger vor einer großen Limousine sah, der ein Schild mit ihrem Namen in die Höhe hielt. Die junge Frau schulterte ihr Gepäck, in dem sich auch ihr Zauberstab befand, was die Tasche um einiges länger werden lies als es nötig gewesen wäre für ihre sonstigen Sachen.
Gewohnt wölfisch lächelnd, rückte sie die obligatorische, große, blau getönte Sonnenbrille zurecht und ging auf den Chauffeur zu. Aurel konnte selbst bei den einfachsten Sachen übertreiben.
Nachdem ihre Tasche im Kofferraum des schwarzen Luxuswagens verstaut war, ließ sich die Schülerin im kurzen schwarzen Top und dem langen, weißen Rock angenehm überrascht die Tür aufhalten beim Einsteigen.
Es war eine kurze Fahrt, viel zu kurz mit der klimatisierten Limousine, bis sie am Strand anhielten. Der Fahrer hatte ihr bereits am Flughafen mitgeteilt, dass ihr Klassenkamerad bereits am Strand auf sie wartete.
Während Morgana mit suchendem Blick den Strand betrat, wurde sie auffällig interessiert von der anwesenden Männerwelt betrachtet. Doch stand ihr Sinn nicht danach sich mit diesen zu unterhalten. Sie suchte im Moment nur einen jungen Mann der ihr ähnlich sah, zumindest was den Bräunungsgrad der Haut betraf.
Aurel sah auf, als er ein paar Jungs beobachtete, die jemanden offensichtlich anstarrten, drehte sich ebenfalls um und grinste. Momo war nun einmal ein wirklich hübsches Ding, selbst wenn er sie einfach nur als Freundin betrachtete und kein Interesse an mehr hatte. Rasch sprang er auf und lief achtlos an den anderen vorbei.
"Hey, da bist du ja. Guten Flug gehabt?" Er nickte dem Chauffeur freundlich zu, der in das Auto stieg und in die Richtung des nahen, riesigen Ferienhauses fuhr. Dann drückte er seine Klassenkameradin kurz und gab ihr zwei Küsschen auf die Wange. Immerhin war er groß genug, dass er das bei ihr konnte.
"Super, dass das geklappt hat. Worauf hast du Lust?"
"Hey, danke nochmal für deine Einladung, Aurel." Begrüßte sie ihn freudig und erwiderte seine Umarmung. "Naja, das Flugzeug flog die ganze Zeit so unangenehm hoch. Ich meine... ich wusste das ja, aber zwischendurch wurde mir schon etwas mulmig."
Elegant hakte sie sich bei ihrem guten Freund unter, zog jedoch kurz ein niedergeschlagenes Gesicht.
"Eigentlich würde ich mich gerne um meinen Kleinen kümmern, aber die Beruhigungsmittel die er vor dem Flug bekommen hat... Er ist völlig neben der Spur und döst." Berichtete sie besorgt von ihrem Wolf, den man ebenfalls in die Limousine verladen hatte. Gerne hätte sie das Tier, das ihr schon zum Schatten geworden war, jetzt bei sich gehabt, aber man konnte nicht alles haben, außerdem würde er sicher wieder schnell auf den Beinen sein. Nun lächelte Momo etwas verschmitzt. "Nun, ich war schon lange nicht mehr an so einem Strand und..." Sie wirkte kurz verlegen. "...ich habe noch nie ein Eis gegessen. Vielleicht könnten wir den gemeinsamen Urlaub damit beginnen dieses Defizit auszugleichen?"
Aurel war sich der teilweise enttäuschten Blicke von den Damen und Herren mehr als bewusst. Er lächelte, sein seltsames, niemals Zähne zeigendes Lächeln. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
"Keine Sorge, man wird sich um ihn kümmern. Wenn wir zum Haus gehen, ist er sicherlich wieder ganz munter." Er dachte kurz nach und lachte dann.
"Oh, es gibt ein Eiscafé nicht weit von hier. Warte, ich zieh mir kurz was über." Der junge Vampir ging zu seinen Sachen und rasch hatte er sichtlich teure Shorts und ein Tshirt angezogen. In Norwegen wäre er wahrscheinlich in den Klamotten nicht einmal in der Lage, sich zu rühren. Er hakte sich wieder bei ihr ein und führte sie dann einen kleinen Weg hinauf, wo ein hübscher kleiner Salon war.
"Noch nie Eis gegessen - na, dann musst du dich einmal durchtesten. Ich sitz gern hier, wenn das Wetter nicht so schön ist dann mit einem Kaffee und Kuchen." Momo wusste ja, dass er durchaus auch normal aß, recht oft sogar, und das machte er auch hier. Selbst wenn Aurel auch ganz anderes Essen genoss.
"Ich wüsste gar nicht was ich empfehlen soll, schmeckt alles super." Sie setzten sich.
Morgana genoss die ungewohnte Wärme die in diesem Land herrschte. Mit Neun war sie das letzte Mal in einem derart warmen Landstrich gewesen, gerne wäre sie in den vielen zurückliegenden, langen Sommerferien dem Schneeflockenschloss und seiner kalten Umgebung entflohen, doch fehlte es am nötigen Kleingeld. Glücklicherweise kannte Aurel dieses Problem nicht und zahlte ihr diesen Urlaub sogar.
Sie grinste breit, als er meinte sie solle sich einfach durchtesten, so das ihre großen Eckzähne voll zur Geltung kamen. Im Sitzen streifte sie die schmalen Sandalen ab und fühlte den kalten Fliesenboden des Eiscafes, während sie sich die Karte angelte.
"Nun, wenn alles so gut schmeckt fange ich einfach beim ersten an. Was ist ein Vanille-Bananen-Krokant-Split?" Wollte sie verblüfft wissen. Mit der Hälfte der Namen konnte sie nichts anfangen und der anderen Hälfte misstraute sie.
"Und was soll ein Cosmopolitan sein?" In ihrer Verwunderung bemerkte sie nicht einmal, dass auf diesem Teil der Karte den sie gerade durchstöberte kein Eis mehr angeboten wurde.
Aurel musste etwas grinsen, so dass sogar kurz seine Eckzähne zu sehen waren, als sie so verwirrt dreinsah. Er selbst kannte natürlich alles was dort auf der Karte stand, nur Momo war eher selten in so einem Laden.
"Ach, frag dich nicht zu viel. Es ist alles lecker. Aber ein Cosmopolitan?" Er schüttelte den Kopf.
"Das ist ein Cocktail, Alkohol und so ein Zeug. Ich mag's nicht besonders." Hier und da ein Sekt beim Empfang, jedoch bevorzugte er da andere Getränke. Blut zum Beispiel. Nur das wurde selten gereicht auf menschlichen Feiern.
"Ich ess gern ein Spaghetti - oder Erdbeereis. Und einen guten Kaffee dazu. Wie waren deine Ferien bisher?" Aurel lehnte sich behaglich zurück.
"Oh..." Sie sah noch einmal in die Karte und bemerkte die Überschrift 'Cocktails' auf der Seite mit dem Cosmopolitan.
"Ich glaub ich nehme ein Erdbeereis. Ein Eis mit Spaghetti klingt irgendwie eklig!" Sie lächelte, war sie sich doch zumindest halbwegs sicher, dass in diesem Eis keine Nudeln verarbeitet wurden.
"Meine bisherigen Ferien waren... naja, normal. Ich war viel bei Armon und den Wölfen und mit Jente war ich ein paar mal wandern. Sie will dass ich ihr im SM-Seminar dieses Jahr etwas assistiere, eine realistische Kampfvorführung oder so. Ich glaube deine Ferien waren aufregender, oder?"
Aurel bestellte für sie beide, dann überlegte er. Nun Momo, ich hab das erste Mal alleine einen Menschen getötet und ausgesaugt wie in der guten alten Zeit, weil ich jetzt 18 bin. Doch das konnte er ihr schlecht sagen.
"Ach, es ging. Tatsächlich habe ich viel gelernt, war mit meinen Eltern unterwegs." Wir waren in einigen Gegenden, wo es nicht auffällt, wenn mal ein Mensch verschwindet.
"Wir sind für ein paar Tage sogar mal nach Brüssel geflogen, ein Verwandter von mir arbeitet im Parlament und hat mir ein bisschen was gezeigt." Und danach sind wir in Osteuropa gewesen, Familienbesuch, und haben eine Blutfeier gehabt.
"Na gut, bisschen cooler vielleicht als in der Schule. Dafür hab ich Französisch jetzt ganz gut drauf."
"Bleib mir mit Französisch vom Hals." Erwiderte Momo in mehr als nur etwas holprigem Französisch, nur um sofort wieder zurück in fließendes Rumänisch zu wechseln."Das Parlament war sicher interessant für dich. Für mich ist das eher weniger etwas. Du weißt wie ich drauf bin." Sie kicherte und sah sich etwas im Cafe um. Das hier war eine fremde Welt für sie, die sie ihre Kindheit rund um den Globus in alten Tempeln und im Niemandsland und ihre Jugend im Internat verbracht hatte..
Aurel lachte.
"Du kämpfst direkter, ich laber die Leute zu Tode." Ihr Eis und der Kaffee wurden gebracht, und er begann zu löffeln.
"Hey, übrigens, es sieht so aus als ob ich die Genehmigung bekomme, zuschauen zu dürfen." Er sagte nicht direkt, was er meinte, musste er auch nicht. Es ging darum, dass er darum angesucht hatte, bei den ihm nicht zugänglichen Seminaren zur schwarzen Magie zusehen zu dürfen. Oh, er hatte andere Gründe als er gesagt hatte. Das Gutachten war aber positiv ausgefallen soweit er wusste - er konnte sehr gut anderen etwas vormachen - und den Rest besorgte der Familieneinfluss. Wie sehr er an dem Thema interessiert war, wusste niemand wirklich.
"Ansonsten - ich glaube, die anderen Seminare würden dich nur langweilen. Hast du dir schon überlegt, was du hier alles machen willst?"
Morgana beglückwünschte ihn zu seiner voraussichtlichen Zuschauergenehmigung.
"Ich weiß nicht. Ich hab mir zwar immer ausgemalt, was ich alles machen möchte wenn ich einmal in Urlaub gehe, aber jetzt ist es genau umgekehrt. Ich bin im Urlaub und weiß nicht was ich am liebsten machen würde. Abgesehen davon die Welt zu erobern!" Sie grinste spitzbübisch und als der Kellner ihr Bestellungen brachte, bereitete es ihr eine diebische, fast schon kindische, Freude im Erdbeereis herumzustochern und immer wieder einen kleinen Löffel voll zu nehmen und sich die kalte Süßigkeit auf der Zunge zergehen zu lassen.
"Ist da Milch drin?" Wollte sie zwischendurch unvermittelt wissen und versuchte heraus zu schmecken was noch alles in einem Erdbeereis sein könnte.
"Welt erobern steht morgen auf dem Programm. Ich zeig dir gleich unser Ferienhaus, können dann noch schwimmen gehen, Filme schauen, was auch immer." Aurel genoss sein Eis und schmunzelte dann ein wenig. Momo war eine liebenswerte Person, doch sie hatte noch nie das normale Leben genossen.
"Ja, Milch, Zucker, Früchte, je nach Eissorte. Im Sommer gibt es nichts Besseres." Er seufzte etwas, als er an das kalte Norwegen dachte, wo er sich selten so wohl fühlte wie hier. Dafür lernte er dort Vieles, was man hier nie mitbekommen würde. Dass er allerdings während der Schulzeit komplett auf Menschenblut verzichten musste, ärgerte ihn immer noch ein wenig, zumindest seitdem er daheim regelmäßig welches bekam. Das durfte seine Klassenkameradin aber nicht wissen, wie so Einiges, was er hier machte.
"Ah, und ich hab meinen Führerschein gemacht. Wir können selbst rumfahren, ich hab keine Lust, immer den Chauffeur fahren zu lassen. Wir haben auch unauffälligere Autos."
"Wow!" Machte Morgana anerkennend. "So ein Führerschein ist sicher ungemein nützlich, genauso wie ein eigenes Auto."
Es lag kein Neid, nur Anerkennung in ihrer Stimme. Wozu auch, zwar hatte sie keine Möglichkeit einen Führerschein zu machen, allerdings hatte sie auch keine entsprechenden Ambitionen. Es reichte ihr einen Teppich fliegen zu können, auch wenn es nur ein Löchriger Schulteppich war, und auf kurzen Strecken nicht vom Besen zu fallen.
"Es muss toll sein hier aufgewachsen zu sein!" Nun war doch etwas Neid in ihrer Stimme, als sie aus dem Fenster sah. Es war warm, es war schön. Geradezu malerisch war die Stadt und ihre Umgebung.
Aurel grinste, was ihn umso anziehender machte. Auch das junge Mädchen, welches hier als Kellnerin arbeitete, ließ plötzlich etwas falle und wurde rot, als der junge Mann sie ansah. Er zwinkerte ihr zu, was die Röte umso mehr vertiefte, dann wandte er sich wieder an seinen Gast.
"Ich zeig dir, wie das Fahren geht. Wir haben genug Grundstücke wo man rumtesten kann." Er war vieles, und was ihn auszeichnete war seine Generosität. Er liebte es, zu teilen und andere glücklich zu machen, das Geld hatte er ja. Außerdem hatte so etwas den netten Effekt, dass man ihn mochte und ihm vertraute.
"Oh, hier bin ich meistens nur im Sommer gewesen, auch als Kind. Wir haben ja eine richtig coole alte Burg als Familiensitz in der Nähe von Bukarest. Da sollten wir sowieso mal hin, ist total geil." Er war jetzt mit seinem Eis fertig und nippte am Kaffee.
"Ich bin gespannt, was Ernesto zu deinem Wolf sagt - immerhin ist das sein Revier. Ich hoff mal, die vertragen sich."
"Ach, das musst du mir nicht zeigen. Warum auch, meine Eltern können auch nicht Auto fahren." Winkte sie ab und biss sich prompt auf die Zunge und stopfte sich einen großen Löffel Eis in den Mund um nicht noch versehentlich etwas über ihre Eltern zu sagen. Sie sprach höchst ungern mit ihren Mitschülern über ihre Eltern, selbst Aurel wusste so gut wie nichts über ihre Eltern.
Morganas Hände fuhren an ihre Schläfen, als das viele Eis, das sie hastig gegessen hatte nach ihrem Ausrutscher, mit seiner Kälte unerbittlich in ihr Gehirn biss.
"Eure Burg würde ich aber gerne mal sehen." Meinte Sie etwas verlegen, als die Kopfschmerzen abgeklungen waren, und nahm einen kleinen Schluck Kaffee.
"Und was Ernesto angeht, in der Schule verstehen die beiden sich ja auch und das ist das Revier von meinem Kleinen." Witzelte sie.
Aurel sagte erst einmal nichts. Ihre Eltern... Seine Klassenkameradin erzählte eigentlich nie etwas von ihnen, und auch wenn er fast pathologisch neugierig war, so wusste er auch, dass Nachfragen wenig brachte. Es war schließlich ihre Sache, und sie wäre nicht die einzige Person in der Schule, welche Geheimnisse hatte. Er gab sich nur so offen, niemand würde denken, dass auch er so viel verbarg.
"Klar, die ist ziemlich cool. Da sind sogar noch Kerker und so weiter vorhanden." Der junge Vampir grinste wieder und fuhr fort:
"Meine Vorfahren liebten das Foltern und dort gab es wohl einige Leute, die ihr Leben verloren haben. Gut, dass unserereins heute zivilisierter ist." Das war glatt gelogen, jedoch in den Augen seiner Freunde die Wahrheit. Sicher, in diesen Kerkern passierte nichts, aber es gab verstecktere Keller in anderen Gebäuden, die offiziell nicht zu ihrer Familie gehörten.
"Oh, der Kleine weiß sich zu verteidigen, wobei er hier mehr draußen ist als in Norwegen. Da ist es auch ihm viel zu kalt."
"Gibs zu, ihr lasst euch nur nicht dabei erwischen wenn ihr unzivilisiert seid." Feixte Morgana, ohne zu wissen wie recht sie damit hatte, und verdrängte die Gedanken an ihre Eltern gewaltsam.
"Bist du in der Schule eigentlich mal durch die Absperrung im zweiten Kellergeschoss gegangen und tiefer nach unten?" Wollte sie wissen, als das Gespräch auf Kerker und Verliese kam.
Aurel verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee, aber eines hatte er schon lang gelernt - sich nicht zu verraten. Trotzdem war die Reaktion da, weswegen er es mit einem Lachen zu überbrücken versuchte.
"Jaaaa, genau. Wir führen die Kontrolleure an der Nase herum." Genau das machte seine Familie und auch er selbst schon seit einiger Zeit, aber er tat nun so, als würde es nicht so sein.
"Gefährliche Spezies, so ein Unfug." Dabei war das nicht so sehr aus der Luft gegriffen.
"Nein, bisher nicht. Was gibt es denn da?"
Morgana lachte rau auf, was entfernt an das Kläffen eines Hundes erinnerte, was allerdings ganz gut zu ihrem nun deutlich sichtbaren Gebiss passte, auf gewöhnungsbedürftige Art und Weise.
"Jaaaaa, klar. Und Irgendwann erwischen sie euch und ihr landet allesamt im Hochsicherheitstrakt von irgend einem Gefängnis, wie Tante Augusta." Sie war so sehr von ihrem Gelächter und der Vorstellung, dass Aurel gar nicht so unschuldig war wie er sich immer gab, abgelenkt, dass sie ihren erneuten Ausrutscher was ihre Familie betraf nicht einmal bemerkte.
Als sie sich wieder gefangen hatte, gab sie ihm auch eine Antwort auf seine Frage. "Keine Ahnung. Ich war einmal unten, aber nach ein paar Metern ist da irgend eine Verzauberung, wegen der man die Hand nicht mehr vor Augen sieht und da ich nichts dagegen tun konnte, bin ich wieder umgedreht."
Tante Augusta? Sie hatte eine Tante, die im Gefängnis saß? Aurel wurde neugierig, doch er speicherte das erst einmal irgendwo als Information ab.
"Dann würden wir bestimmt einen ganzen Trakt füllen, meine Familie ist groß. Du hast ja keine Ahnung." Denn wenn er von Ahnen sprach hieß es ohnehin nicht, dass diese schon tot wären. Vampire lebten nun einmal ein ganzes Stück länger als normale Menschen. Dann legte er die Stirn in Falten.
"Echt? Ich kann gut im Dunkeln sehen, ist es da so eine Pechschwärze oder wie soll man sich das vorstellen?" Der junge Mann trank seinen Kaffee aus und überlegte.
"Komisch. Was verstecken die da?" Es klang schon heraus, dass er dem auf den Grund gehen wollte.
"Ich habe sogar meine Brille abgenommen und habe trotzdem nicht mehr gesehen." Sie tippte gutgelaunt gegen die blau getönte Sonnenbrille.
Als guter Freund wusste Aurel, dass ihre Lichtempfindlichen Augen im Dunkeln besser sahen als die von Menschen, wenn auch noch lange nicht so gut wie die Augen von Vampiren.
"Jente meinte der Zauber wäre nur da um Schüler daran zu hindern tiefer in den Berg zu gehen und sich zu verirren. Vielleicht ist da unten wirklich nichts oder aber dort sind irgend welche streng geheimen Dinge verborgen von denen niemand etwas wissen soll!" Sie machte ein übertrieben ernstes Gesicht um zu zeigen, dass zumindest der letzte Teil als Witz gemeint war.
"Ha, wahrscheinlich die sprichwörtlichen Leichen im Keller." Aurel war sich sicher, dass da mehr hinter steckte. Solche Zauber waren doch nun wirklich kein Pappenstiel, also irgenwas war da faul. Wenn nicht einmal sie dann etwas sehen konnte, musste das ein richtig starker sein.
"Wir können ja mal nachsehen. Ich würd das ja mal zu gern selbst sehen." Wer wusste schon, was er vielleicht riechen würde? Klar, in der Form nicht so viel mehr als Menschen, aber ein bisschen mehr trotzdem. Und er mochte die Dunkelheit.
"So - möchtest du noch etwas, oder sollen wir dann gleich los?"
"Am besten wir gehen jetzt gleich los. Etwas an der Strandpromenade entlang flanieren." Sie lächelte verträumt und trank den Rest ihres Kaffees.
"Ich bin richtig neidisch dass du jeden Sommer hier her kommen kannst, in der Sonne liegen, Eis essen." Das Lächeln wurde breiter und ihre Eckzähne kamen wieder zum Vorschein.
"Komm mich öfter besuchen. Meine Eltern haben da nichts gegen." Das stimmte nicht so ganz, denn sie befürchteten, dass ein Gast von außerhalb Unerwünschtes mitbekommen könnte. Aber Aurel hatte sie beruhigen können, denn wie sollte Momo herausfinden, dass diese Vampirfamilie noch immer mehr nach den alten Gesetzen lebte? Er winkte der Kellnerin.
"Du bist eingeladen natürlich." Geld hatte er im Überfluss, er ließ es aber nicht unbedingt heraushängen und teilte gern. Rasch zahlte er, dann stand er auf, reichte er ihr mit einer kleinen Verbeugung galant den Arm und meinte:
"Lass uns flanieren, werte Lady."
"Wirklich? Du würdest mich echt noch mal einladen? Das ist voll lieb von dir, Aurel." Die Idee öfter hier Urlaub machen zu können gefiel ihr sehr gut.
Sie schlüpfte in ihre Sandalen, erhob sich und hakte sich wieder bei ihm unter. "Ihr seid zu gütig zu einer einfachen Maid, Mylord."
Aurel drückte ihren Arm kurz.
"Sicher - die ganze Zeit in Norwegen rumhängen wird ja öde." Sie verließen das Eiscafé und er führte sie zur Promenade, wo es neben dem Meer und Strand auf der einen Seite eine Menge Geschäfte auf der anderen gab. Es war herrliches Wetter und er genoss es hier, auch wenn der junge Vampir wusste, dass er bald genug von der Sonne haben würde.
"Werte Lady, für Euch ist doch nichts zu schade." Viele Blicke folgten dem attraktiven Paar, was er mit einem Grinsen kommentierte.
"Die Kerle schauen dir ganz schön nach."
"Ist an der Schule doch auch nicht anders. Und das ganz ohne Rassenvorteil." Stichelte sie gut gelaunt. "Die holde Weiblichkeit scheint mich dagegen nicht besonders zu mögen. Aber das liegt sicherlich an dir."
Immerhin sah es so aus als wäre der gutaussehende junge Mann an sie vergeben. Sie war gespannt wie das Haus seiner Familie aussah.
Aurel sah sich kurz um. Tatsächlich waren ein paar junge Frauen dabei, Momo mit Blicken zu durchbohren und ihn gleichzeitig anzuhimmeln. Er kicherte.
"Ich find's toll, ein Vampir zu sein. Wobei ich eigentlich gar keine Lust auf eine feste Freundin oder sowas hab. Erklär mal einem normalen Menschen, was du so zum Mittag haben willst...." Er grinste bei dem Gedanken, denn auch in der Schule gab es manchmal grüne Gesichter, wenn er ganz offen an seinem Tierblut nippte. Er versteckte sich nicht dort.
"Magst du was kaufen, oder sollen wir direkt zu mir?"
"Oh ja, das kommt mir bekannt vor... und das ganz ohne Vampirblut in den Adern." Kein Wunder wenn eine ihrer Leibspeisen rohe Leber war. Sie schlug eben ganz nach ihren Eltern, auch wenn sie weder über ihre Kräfte, noch über ihr Gehabe verfügte.
"Hm... Nein, heute will ich keinen Bummel durch die Stadt machen. Meinen ersten Tag hier will ich so richtig faul sein!" Sie lächelte und pikste ihm in die Seite.
"Du bist." Flüsterte sie Aurel ins Ohr, ließ ihn los und rannte lachend vor ihm davon.
Sie fühlte sich frei, unbeschwert. Wie ein kleines Mädchen. Der erste Urlaub ihres Lebens und sie verbrachte ihn mit einem guten Freund.
Aurel musste lachen, dann ließ er sich auch einfach fallen in eine gewisse Unbeschwertheit, was er selten nur noch tat. Als angehender Politiker machte man das seltener, aber bei seiner guten Freundin konnte er mal albern sein.
"Hey, na warte!" Er lief ihr hinterher und obwohl sie ein bisschen größer war, fing er die junge Frau irgendwann ein. Beide lachten und sogar der Vampir verdrängte jeden Gedanken an die dunkleren Seiten von sich selbst und seiner Familie. Er startete eine Kitzelattacke.
"Soooo leicht kommst du mir nicht davon!" Sie benahmen sich wie kleine Kinder.
Morgana lachte, bis ihr die Lungen schmerzten und sie keine Luft mehr bekam.
"Auf-auf-aufhören. Krieg keine Luft!" Brachte sie irgendwie hervor, während sie versuchte Luft zu bekommen, was wegen des Gelächters aufgrund Aurels Kitzelei irgendwie etwas fehlschlug. Als sie ihre Lungen wieder etwas füllen konnte, lehnte sie sich an ihren Klassenkameraden an und wuschelte ihm spielerisch durchs Haar. "Nächstes Mal bekommst du mich nicht so einfach. Versprochen."
Inzwischen waren es nur noch ein paar Schritte zum Haus, das sie erreichen wollten.
Aurel grinste und ließ dann von ihr ab.
"Heee, meine Frisur!" beschwerte er sich mehr oder weniger ernst, dann nahm er sie bei der Hand, atmete einmal durch und sagte dann:
"Schau, das ist unser kleines Ferienhäuschen." Das war die Untertreibung des Jahres. Das schneeweiße Haus, gelegen hinter Hecken, hatte zwei Etagen und war großzügig angelegt. Auch wenn man niemanden sah, wusste der Vampir, dass es Wachen gab. Doch das waren welche seiner Rasse, und die konnten sich gut verstecken. Sie gingen durch das hohe schmiedeeiserne Tor über einen gepflegten Weg zu dem Haupteingang.
"Hinter dem Haus geht ein Weg zu unserem Privatstrand. Wir haben auch eine Anlegestelle und ein kleines Boot." Außer ihnen war im Moment niemand hier, gut, ein paar Bedienstete, doch die blieben im Hintergrund.
"Kleine Tour gefällig?" fragte er seine Klassenkameradin, als sie hinein gingen und in einem hellen, langen Flur standen, wo hübsche Gemälde an der Wand hingen.
Morgana war schwerst beeindruckt. Sie wusste ja, dass Aurels Familie reich war. Aber das hier war... eine Villa! Eine gottverdammte VILLA! Mit einem Privatstrand...
"Ihr habt sogar ein Boot? Was denn für eins?" Wollte sie wissen, damit sie zumindest irgend etwas über die Lippen brachte, während ihre Augen hinter der Sonnenbrille groß geworden waren und alles zu erfassen suchten. Sie wollte sich keine Einzelheit entgehen lassen und bemerkte in ihrer Aufregung nicht einmal, dass sie sich fast schon eingeschüchtert an Aurels Hand klammerte, die noch immer in der ihren lag. "Eine Tour ist eine gute Idee!"
Aurel drückte ihre Hand.
"Unser Ferienhäuschen halt. Mein Papa meinte, wir sollten mal moderner werden. Wunder dich aber nicht, dass es teilweise keine Fenster gibt." Er zog sie mehr oder minder hinter sich her.
"So einen Kahn halt, kleiner Segler. Wenn man schon am Meer hier ist, lohnt sich das. Nachts fahr ich manchmal alleine raus, was mir jedes Mal aufs Neue Ärger beschert." Sie kamen in einen großzügig angelegten Raum mit einem angrenzenden Wintergarten in Blickrichtung des Meeres. Eine Tür führte in einen kleineren Raum, wo man schon jetzt Regale mit Büchern sehen konnte. In dem großen Raum standen zwei große Couchen und ein riesiger Fernseher hing an der Wand. Die Wände wurden gesäumt von Regalen mit DVDs. Auf dem Glastisch lagen einige offene Tüten Chips herum und ein nicht ganz geleertes Glas mit Blut, welches jetzt schon geronnen war. Dann hörte man plötzlich ein leises "Miau" und Aurels Kater Ernesto kam von irgendwo her spaziert, strich um die Beine seines Herrn und sah kurz zu Momo, die er ja auch schon kannte. Der Vampir nahm den Kater auf den Arm.
"Das hier ist unser Wohnzimmer. Ich schau gern mal ein bisschen Fernsehen, oder hör Musik. Da draußen kann man bei jedem Wetter sitzen."
"Also das moderner werden ist gelungen." Meinte sie anerkennend und ging in den Wintergarten um aufs Meer hinaus zu sehen.
Morgana drehte sich wieder um, als sie spürte, dass der Kater nicht alleine gekommen war. Auf wackligen Beinen kam der Wolf ins Wohnzimmer getappt, brummte und ließ sich neben einem der Sofas auf den Boden plumpsen, immer noch benebelt von den Beruhigungsmitteln. Momo ging zu ihm und strich ihm glücklich über das Fell. Es war eine Plackerei gewesen für ihn hier her zu kommen, aber sie war froh, dass er da war. Das Glas mit Blut störte sie nicht, warum auch? Es machte ihr nichts aus, dass ihr bester Freund ein Vampir war.
"Warum bekommst du eigentlich Ärger wenn du nachts raus fährst? Ist hier in der Nähe des Strandes etwa ein Nachtfahrverbot für Schiffe?"
Ernesto sah zu dem Wolf hin und maunzte leise, dann sprang er von Aurels Armen und ging hinüber. Kurz sah er eindeutig skeptisch zu dem anderen Tier, dann rollte er sich mit einem kleinen schnurrenden Laut neben ihm zusammen. Der Vampir lachte leise.
"Er ist in den besten Pfoten." Dann trat er neben sie und seufzte.
"Ach, meine Eltern meinen, dass es zu gefährlich wäre alleine rauszusegeln. Nur Nachts macht es am meisten Spaß, tagsüber nervt mich die Sonne irgendwann." Bei ihm war das leider genetisch. Zwar genoss er es eine zeitlang, am Strand zu liegen während ihn die Sonnenstrahlen kitzelten, aber irgendwann fühlte er sich zu unwohl dabei. Das war in Norwegen nicht anders, jedoch blieb es dort nicht immer so lang hell.
"Du kannst hier natürlich nehmen, was du willst wenn dir danach ist. Da vorn ist unsere kleine Bibliothek hier, und da ist die Küche." Er nahm sie wieder bei der Hand, ging mit ihr durch ein Esszimmer in die große moderne Küche mit roten Fronten und zeigte ihr alles Wichtige.
"Kaffeemaschine, da ist der Kühlschrank, Tee und sowas sind da.... Oh, ich hab dir übrigens etwas Gutes besorgt, ganz frisch." Aurel öffnete den Kühlschrank, in dem nicht so viele Lebensmittelwaren sondern eher einige Blutkonserven und ein paar normale Getränke, aber auch ein wenig rohe Leber für seine Klassenkameradin.
"Das ist dir sicher lieber als ein Dreigängemenü."
"Wir können ja mal zusammen rausfahren. Dann ist es bestimmt nicht mehr so gefährlich." Sie grinste spitzbübisch und ließ sich weiterführen.
"Das ist so lieb von dir!" Sagte sie als sie die Leber sah und drückte Aurel kurz freundschaftlich.
"Sollen wir gleich essen?" Fragte sie, während ihr bereits das Wasser im Mund zusammenlief, wie jedes mal bei so etwas, zumindest in ihren Augen, Leckeren.
Aurel drückte zurück und lachte.
"Klar, wenn du Hunger hast. Ich könnt auch mal was Nahrhaftes vertragen." Aus einem Schrank nahm er einen Teller, legte ihre Leber darauf und für sich nahm er eine Tasse und ein Päckchen Blut. Hier war es reines Tierblut, denn alles andere war zu gefährlich. Schließlich wusste man nie, ob nicht doch jemand kontrollieren kam. Er erwärmte das Blut kurz in der Mikrowelle auf angenehme 37 Grad circa -Übung macht den Meister-, dann grinste er.
"Wir müssen aber nicht hier essen. Komm, lass uns in mein Zimmer gehen." Der junge Vampir führte seine beste Freundin weiter zu einer geschwungenen Treppe und ging mit ihr nach oben, wo es vor allem viele geschlossene Türen gab. Eine öffnete er dann und gab den Blick frei auf sein Zimmer. Ein großes schwarzes Bett stand an der einen Wand, ein begehbarer Kleiderschrank war direkt daneben. Ein Schreibtisch dominierte die Seite mit dem Fenster, welches allerdings die Jalousien heruntergelassen hatte aus guten Gründen. Einige Regale mit Büchern, CDs und anderem hingen an den Wänden, Bücher, Zettel und Klamotten lagen verstreut herum.
"Ich hasse es, aufzuräumen." grinste Aurel und schob mit dem Fuß eine Boxershort zur Seite. Dann räumte er zwei Stühle ab und schaffte etwas Platz auf dem Schreibtisch.
"Bock auf Musik?" Er deutete auf seine sicherlich teure Anlage, die in einer Ecke stand.
"Ich würde aufräumen auch gerne hassen..." Aber dafür hatte sie einfach zu wenig Sachen, als dass sie alles herumliegen lassen könnte. Im Zimmer war es schattig, durch die herunter gelassenen Jalousien, doch legte sie ihre Sonnenbrille nicht ab. Dafür war es ihr immer noch zu hell.
Morgana stellte den Teller mit der Leber und dem Messer auf dem Schreibtisch ab und setzte sich.
"Gerne. Was hast du für Musik da?" Wollte sie wissen.
"Alles Mögliche. Such dir raus was dir gefällt. Solange du hier mein Gast bist, darfst du alles mitbenutzen." Er setzte sich hin, nahm eine Fernbedienung und schaltete die Anlage ein, dann trank er ein wenig von dem Blut. Rindsblut in diesem Fall. Nun, er sollte noch ein wenig A Positiv organisieren bevor er zurück in die Schule flog....
"Und wenn dir etwas richtig gut gefällt, schenk ich's dir auch. Ich hab eh genug Zeug." Das war nicht zu übersehen, er besaß auch zwei Laptops, wovon einer gerade aufgeklappt war und der Bildschirmschoner zu sehen war - eine Animation laufenden Blutes. Sein sardonischer Sinn für Humor.
"Hast du schon überlegt, was wohl so alles nächstes Schuljahr kommen soll? Ich glaub, wir kriegen jemand Neues bei den Lehrern."
"Danke, aber ich habe nicht einmal einen CD-Spieler." Sie stöberte durch die CDs und fand auch schnell etwas, dass sie ansprach.
"Das hat Augusta früher immer gehört." Murmelte sie und legte eine Ozzy Osborne CD in die Anlage ein und summte die ersten paar Töne mit.
Morgana tanzte fröhlich zum Schreibtisch, setzte sich auf einen der Stühle, wippte mit dem Fuss und schnitt sich etwas von der Leber ab um genüsslich darauf herum zu kauen.
"Jente hat ein bisschen was darüber erzählt was drankommen wird, aber über den Lehrer der die alte Prodwik ablöst weiß sie genau so wenig wie wir. Sie sagte die Direktorin müsse noch irgend etwas bei der Magischen Zentralverwaltung durchboxen, damit sie den Lehrer einstellen kann, den sie im Auge hat. Aber wer das sein soll...?" Sie zuckte mit den Schultern. "Daraus macht Filenane ein großes Geheimnis."
Aurel summte kurz mit.
"Hmm - ach ich hab einen alten tragbaren CD Spieler. Den benutz ich nicht mehr, hab ja einen iPod." Er ließ kein Tropfen des Blutes daneben rinnen, mittlerweile war das für ihn überhaupt kein Problem mehr.
"Was durchboxen? Das kann dann ja heiter werden. Sicher so ein Irrer, der nur gut im Fach ist." Er seufzte. Das große Problem bei magisch Begabten - der ein oder andere tickte eben aus. Nun, dass er selbst aufpassen musste lag weniger an dem Magischen was er beherrschte, sondern an seiner Rasse. Hochsicherheitstrankt klang unangenehm, deswegen würde er sich eben nicht erwischen lassen.
"Schon komisch, dass wir nun zu den Älteren schon zählen, 7. schon. Hast du schon die leiseste Idee, was du später machen willst?"
"Ne du, lass gut sein. Hab ja bislang auch ohne eigenen Spieler durchgehalten." Lehnte sie bescheiden ab, fühlte sich durch das großzügige Angebot aber dennoch geschmeichelt.
"Über den neuen Lehrer weiß abgesehen von unserer Direktorin wohl niemand etwas Genaueres, nur das die Zentralverwaltung dagegen ist." Sie zuckte mit den Schultern. "Erzähl das aber bitte nicht rum. Jente hat mir das als Freundin anvertraut. Sie vermutet das Filenane das alles unter den Teppich kehren will, damit die Schüler es nicht mitbekommen."
Als Aurel das nächste Thema anschnitt musste Morgana wieder lächeln, zögerte jedoch mit der Antwort, da sie zuerst noch etwas von der Leber aß.
"Vielleicht werde ich Kriegerin wie Jente. Sie sagte sie würde bei den Bewerbungsprüfern ein gutes Wort für mich einlegen, sollte ich mich dazu entscheiden. Oder..." Sie verstummte und rang etwas mit sich, ob sie ihm das wirklich sagen sollte. Fuhr dann jedoch leise fort. " Oder ich verschwinde eine Weile und suche nach meinen Eltern. Ich weiß dass sie damals in eines der Drachenreservate am Südpol wollten. Dort würde ich anfangen..."
Ihr Blick schweifte ab. Noch nie hatte sie soetwas zu einem ihrer Mitschüler gesagt. Sie gab sich immer so selbstsicher und fröhlich, doch nun lag in ihrem Blick eine vage Trauer. entgegen all ihrer Behauptungen und Beteuerungen, sie vermisste ihre Eltern, die sie anstelle eines Einschulungsgeschenkes vor dem Schulgebäude geradezu ausgesetzt hatten.
"Wir haben ja noch zwei, drei Jahre, bis wir uns endgültig festlegen müssen..." Sie versuchte zu lächeln, was jedoch misslang, also steckte sie sich ein weiteres Stück Leber in den Mund, um nicht ganz so wehleidig auszusehen.
Aurel zwinkerte ihr zu und machte eine Geste, als wolle er sich die Lippen abschließen.
"Versprochen. Kein einziges Wort. Ich frag mich trotzdem, wieso es eine Geheimniskrämerei gibt. Ach, wir werden ja sehen." Insgeheim hatte er längst beschlossen, dem neuen Lehrer mal Besuche abzustatten, das Verhalten der Direktorin war ein wenig ungewöhnlich. Dann wurde er aber ernst, als Momo plötzlich so traurig wurde. Er rückte an sie heran und legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern.
"Sorry, das wollte ich nicht. Du hast nie viel darüber erzählt, ich dachte... Ach egal." Der Vampir trank sein Mittagessen aus und stupste sie dann.
"Du wirst mal eine tolle Kriegerin, und alles andere... Wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst, frag mich. Wofür hat man Freunde?"
"Ja, du dachtest. Weil ich nie darüber gesprochen habe." Es tat gut im Arm gehalten zu werden von jemandem dem sie trauen konnte. "Ich wollte nie, dass man mich deswegen bemitleidet. Ich wollte stark sein!"
Sie lächelte traurig. Sie wollte ihre Eltern immer mit Stolz erfüllen, wenn diese kamen um sie wieder abzuholen. Aber sie waren nicht wieder gekommen und Morgana wurde darüber von Jahr zu Jahr trauriger.
"Ich vermisse sie..." Seufzte sie leise.
"Danke, das ist echt lieb von dir, Aurel." Sprang sie auf seinen Aufmunterungsversuch an und stieß ihn sacht mit der Schulter an, nun wieder besser gelaunt.
"Da hatte ich halt Glück. Ich werd mal das ganze Zeug hier erben, so in 1000 Jahren oder so. Meine Eltern legen viel Wert darauf, präsent zu sein. Manchmal ein bisschen zu sehr." Aurel strubbelte ihr durchs Haar.
"Na, lass uns mal schauen was wir hier so treiben können. Und wenn du jemanden zum Zuhören brauchst, das mach ich doch gern." Er lächelte sie an und stand dann auf.
"Mensch, ich hab dir noch gar nicht dein Zimmer gezeigt. Also, deins und von deinem Wolf. Komm." Der junge Mann nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Flur hinaus in einen Raum zwei Türen weiter. Er öffnete die Tür und gab den Blick frei auf ein großes, freundlich eingerichtetes Zimmer, welches ebenfalls die Jalousien geschlossen hatte. Im Gegensatz zu seinem Raum waren die Möbel hell, ein normaler hübscher Tisch stand mitten im Raum, es hingen Bilder an der Wand und der Kleiderschrank war offen und leer. Kein Chaos, alles war aufgeräumt und ordentlich. Auch hier stand eine wenn auch kleinere Anlage und ein paar CDs standen daneben.
"Voilá, dein Reich. Das Bad ist übrigens im Raum zwischen uns."
"Das ist ja auch so groß!" Entfuhr es Morgana, als sie ihr Zimmer sah, dass sie in diesem Urlaub bewohnen würde. Sie kannte nur die Schlafsäle der Schule und die ein oder andere Bruchbude, die sie mit ihren Eltern auf ihren vielen Reisen bewohnt hatte, wenn sie überhaupt ein Dach über dem Kopf hatten.
Stunden später war die Nacht herein gebrochen und die beiden saßen nebeneinander auf einem der Sofas und der Film den sie sich angesehen hatten, ein alter Horrorfilm mit Vampiren und vielen ängstlichen Frauen, war zu Ende. Der Film hatte beide sehr amüsiert, was sich jedoch sehr schnell änderte, zumindest für Momo.
Aurel hatte umgeschalten und der Astrale Rundfunk, der erste magische Fernsehsender, flimmerte über den Bildschirm. Die Nachrichtensendung die lief, beinhaltete unter anderem Dinge wie den Artenbestand der Nachtalben, der explosionsartig angewachsen ist und die nun bedeutend mehr nichtmagische und magische in deren Träumen terrorisierten als früher, und einen kurzen Bericht darüber, dass es zwischen den afrikanischen Schulen mal wieder kriselte. Dann jedoch wurde der Nachrichtensprecher unterbrochen und jemand steckte ihm ein Blatt Papier zu. Der Sprecher wurde nach einem einzigen Blick darauf sichtbar aufgeregt.
"Meine Damen und Herren, soeben erhielt ich die Nachricht, dass zum ersten mal seit fast sieben Jahren das Wolfspack gesichtet wurde! Unseren Informationen zufolge haben sie vor fast zwei Stunden die Sandwächter der Totenstadt Agrabah in der Sahara passiert!..." Der Mann im Fernsehen sprach aufgeregt weiter, erklärte, dass die magischen Wächter Agrabahs seit dem zweiten Weltkrieg niemanden mehr haben eintreten lassen und stellte die wildesten Spekulationen darüber an, was die beiden in dieser antiken, ausgestorbenen Stadt wohl zu suchen hatten und ob es irgend etwas für den Rest der magischen Welt bedeuten würde.
Morganas bleiche Haut wurde indes totenblass, als jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie wollte etwas sagen, schüttelte aber nur schwach den Kopf und blieb stumm, während sie weiter den Worten des Nachrichtensprechers folgte.
Warum war das Wolfspack in Agrabah? Das wollte sie von allen wohl am meisten wissen...
Aurel hatte den Tag mehr als genossen. Gelernt hatte er nun wirklich genug in der letzten Zeit, umso mehr konnte er sich entspannen. Diese Vampirfilme brachten ihn immer zum lachen, so einen Unsinn sah er selten einmal. Dann aber schalteten sie um und überrascht lauschte er den Nachrichten, wollte gerade etwas sagen - da sah er Momos Gesicht. Sie waren beide immer blass, ihren Genen geschuldet, aber jetzt wirkte sie fast transparent. Das Wolfspack? Nun, er wusste, wer das war. Immerhin war er schon in der 7. Klasse. Forschend sah er seine Klassenkameradin an und nahm ihre Hand.
"Alles ok? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen...." Auch ihn beschäftigte die Meldung, aber ihr schien das noch mehr Kopfschmerzen zu bereiten.
"Ich mein, klar, das ist was Besonderes, aber...."
Morgana machte ein weiteres mal den Mund auf und blieb erneut stumm. Erst nach ein paar Augenblicken konnte sie den Blick vom Fernseher losreißen und sah Aurel an. Ihre Augen waren unter der Sonnenbrille, die sie immer noch trug, groß geworden, geradezu aufgerissen. Es lag einfach nur Unglaube in ihrem Blick. Als sie nun den Mund öffnete kam etwas über ihre Lippen, wenn auch kaum mehr als nur gehaucht.
"Was wollen sie ausgerechnet in Agrabah?" Hatten sie ihr doch versprochen nie wieder in dieses unterirdische Massengrab, in dem so viele magische Artefakte lagen, zurück zu kehren...
Inzwischen wurden im Fernsehen alte Bilder des Paares gezeigt, das in der magischen Welt eine uralte Legende war. Es waren Bilder aus den Vierziger Jahren, bis hin zu Bildern die mit 22 Jahren geradezu neu waren, doch sahen sie auf allen Bildern gleich aus. Keinen Tag älter als dreißig. Sie hatten beide kurze, dunkle Haare. Die Frau hatte ein sehr schönes, aber kantiges Gesicht, während der Mann einfach nur wild wirkte, was durch den starken, dunklen Vollbart nur verstärkt wurde. Das Wolfspack war schön anzusehen wie die Vampire und zugleich animalisch und bedrohlich wie die Werwölfe.
Morgana indes versuchte ihr Erschrecken irgendwie zu erklären, Aurel keine Gelegenheit geben sich das richtige zusammen zu reimen, irgend etwas sagen, um niemandem zu verraten, wer ihre Eltern waren und...
"Tante Augusta ist ihnen mal begegnet!" Platzte es aus ihr heraus und machte damit vermutlich nur alles schlimmer in ihren Augen und sie setzte sogar einen drauf, der ihr jegliche Glaubwürdigkeit vollends abnahm. "Ist ja nichts Außergewöhnliches! Ich bin etwas spazieren!"
Geradezu panisch sprang sie auf und stürmte auf den Strand hinaus, dicht gefolgt von ihrem Wolf. Als sie den kühlen Sand unter ihren nackten Füßen spürte begann sie zu rennen und ihre durcheinander geworfenen Gedanken begannen sich wieder zu klären.
Nach ein paar Minuten blieb sie wieder stehen und sah auf das dunkle Meer hinaus. Sie schämte sich dafür sich so aufgeführt zu haben, immerhin hatte sie sich immer gewünscht etwas von ihren Eltern zu hören. Aurel würde sie jetzt sicher für vollkommen übergeschnappt halten.
Unsanft ließ sie sich auf ihre vier Buchstaben fallen und umschlang ihre angezogenen Beine mit den Armen, während ihr Wolf neben ihr stand und ein besorgtes Fiepen von sich gab.
Warum hatte sie sich nur so dumm verhalten müssen? Innerlich verfluchte sie sich!
Aurel öffnete den Mund um etwas zu sagen, dann sprang seine Klassenkameradin auf und rannte hinaus. Verdutzt blieb er sitzen und sah dann nochmal auf den Bildschirm. Wieso löste das Wolfspack bei ihr denn so eine Reaktion aus? Und was sollte das mit ihrer Tante? Sie hatte ihn angelogen, das wusste er und das tat echt weh. Aber warum? Das machte einfach keinen Sinn. Oder? Der Vampir schaltete den Fernseher aus und dachte kurz nach. Dann ging er in sein Zimmer, zog einen Pulli an -es konnte kühl werden hier, zu kühl für ihn- und er folgte seiner Freundin langsamer. Seine Augen waren im Dunkeln besser als im Hellen, ihm machte es keine Mühe, sich zu orientieren. Ein paar Minuten später hatte er sie gefunden und ging auf sie zu. Der Wind ließ ihn ein wenig frösteln. Verdammte Vampirgene. Ohne ein Wort setzte sich Aurel neben sie und sah hinaus aufs Meer. Für ihn machte es nie einen großen Unterschied, ob er bei Tag oder Nacht hinaus sah, außer, dass alles viel schärfer wirkte nun. Nach einiger Zeit seufzte er.
"Ich halt meine Neugier im Zaum, auch wenn ich mich wunder. Ich will doch, dass du hier 'ne schöne Zeit hast." Er drehte den Kopf, legte ihn auf seine auf den Beinen liegenden Arme und lächelte.
"Du kannst mir alles erzählen, ich halt den Mund, versprochen. Und wenn du es nicht willst, ist auch ok. Nur anlügen - das brauchst nicht. Komm, es ist kalt hier, oder willst bisschen spazieren gehen?"
"Tschuldigung." und "Danke." brachte Morgana schließlich kleinlaut hervor.
Dann schwieg sie wieder lange, ohne Aurel anzusehen und dachte nach, ordnete ihre Gedanken, fasste Mut. Minuten vergingen.
"Ich habe sie nur so lange nicht mehr gesehen..." Flüsterte sie schließlich deutlich verschnupft. "...und das Erste was ich von ihnen mitbekomme ist, dass sie in diese verfluchte Totenstadt gegangen sind!"
Es tat ihr selbst Leid, dass sie Aurel die Stimmung vermieste, aber sie wäre am liebsten einfach in Tränen ausgebrochen.
Aurel hörte zu und konnte gar nicht verhindern, dass ihm die Gesichtszüge entgleisten. Sie redeten doch gerade vom Wolfspack. Dem legendären Wolfspack, das.... Neeee, oder? Der Vampir starrte Momo an, als hätte er sie noch nie gesehen.
"Du kennst sie?" In dem Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er anfing nachzudenken. Ihre Reaktion, die war mehr als seltsam gewesen. Ihre Geheimniskrämerei um ihre Herkunft, dann ihr Geständnis, dass sie ihre Eltern vermisste und sie suchen wollte. Die kleinen Puzzleteilchen fielen langsam ineinander. Nicht zuletzt, als er sich das Bild der beiden berühmten Helden vor Augen hielt, dann wieder zu seiner Freundin sah. Die Ähnlichkeit was unübersehbar, mit einmal. Vorsichtig nahm er ihre Hand und drückte sie.
"Okeee... Also.... Heilige Scheiße, das glaub ich nicht." So wirklich sagen konnte Aurel es nicht, aber das brauchte er vielleicht gar nicht. Die Anzeichen ergaben mit einmal alle einen Sinn.
Morgana erwiderte dankbar den Druck seiner Hand.
"Glaub mir, ich habe mir schon öfter eine normalere Familie gewünscht..." Meinte sie leise und seufzte schwer. Nach so langer Zeit hörte sie endlich wieder etwas von ihren Eltern, aber es waren nicht die schönen Neuigkeiten, die sie sich erhofft hatte.
"Sie hatten mir doch versprochen nie wieder nach Agrabah zu gehen..." Sie versuchte die heißen Tränen weg zu blinzeln, die aus ihren Augen dringen wollten, was nicht so gut gelang, wie sie es sich erhofft hatte. Aber zumindest hatte sie eines ihrer Geheimnisse mit ihrem besten Freund geteilt und das ließ sie sich etwas besser fühlen.
"Das mit der Familie kenn ich irgendwie." brummte Aurel. Das bezog sich nicht auf den Reichtum, sondern darauf, dass sie Vampire waren. Manchmal war das ganz schön lästig, vor allem, wenn man kontrolliert wurde. Er nahm Momo richtig in den Arm und wischte ihre Tränen weg.
"Na, sie werden ihren Grund haben. Aber man - das muss ja echt hart sein." Kein Wunder, dass sie nie etwas über ihre Eltern oder ihre Familie erzählte, sondern sich ganz gekonnt ausschwieg. Das war ja eine gewaltige Hypothek in der magischen Welt. Er drückte sie und stupste dann ihre Nase.
"Aber du bist cool geblieben, und bleibst meine beste Freundin."
Nun konnte sie endlich wieder lächeln.
"Danke." Sie kuschelte sich etwas an ihn, als er sie in den Arm genommen hatte. Sie fühlte sich geborgen und für ihren vampirischen Freund bedeutete derartige Nähe zusätzliche Körperwärme, die er bei diesem nächtlichen Wind vom Meer her wohl gut gebrauchen konnte.
"Können wir... wenn es dir nichts ausmacht... einfach noch eine Weile hier sitzen bleiben?" Wollte sie leise wissen und sah Aurel bittend durch die Sonnenbrille hindurch an.
Aurel zitterte ein wenig, denn ihm war durchaus kalt. Doch sie wärmte ihn ein wenig und außerdem verstand er, dass sie nun ein bisschen Zeit brauchte. Er rutschte näher an sie heran. Jede andere Frau hätte sich sonstwas gedacht, aber ihnen war beiden klar, dass sie nicht scharf aufeinander waren. Er schätzte Momo viel zu sehr als Freundin.
"Kein Problem. - Schau, ein Rabenschwarm." Der Vampir deutete nach oben, wo Vögel langsam über den Himmel zogen. Ein Mensch hätte keine Chance, das überhaupt zu bemerken. Aurel legte ihren Kopf auf seine Schulter und strich ihr etwas über die Haare. Jetzt ergab so Vieles aus der gemeinsamen Vergangenheit Sinn. Allerdings konnte auch ihre Wärme nicht verhindern, dass er langsam immer stärker anfing zu zittern und sein Körper immer kälter wurde, trotz des Pullis, der zu dünn war eigentlich. Aber er sagte nichts, so schnell würde nichts passieren.
Morgana folgte seiner ausgestreckten Hand und schob die Sonnenbrille, die sie fast nur zum Schlafen abnahm, auf der Nase etwas nach unten um die schwarzen Vögel vor dem dunklen Himmel besser sehen zu können. Sie genoss es einen so guten Freund zu haben, es machte sie glücklich.
Allerdings bemerkte sie bald das körperliche Zittern des Vampirs. Sie drehte ihren Kopf etwas auf seiner Schulter um ihn anzusehen.
"Lass uns wieder ins Haus gehen. Bevor du hier noch zum Eiszapfen wirst." Für sie war es eine angenehme Temperatur, zwar mit einer kühlen Meeresbrise, aber angenehm. Für den Vampir jedoch war es hier viel zu kalt.
Sie rückte ihre Brille wieder zurecht und erhob sich langsam. Ihr ging es wieder ganz gut und dafür war sie Aurel sehr dankbar. Sie hielt ihm die Hand hin um ihm beim Aufstehen zu helfen, während sie sich mit der anderen Hand den Sand aus dem Rock klopfte. Ihre gute Laune war wieder weitestgehend hergestellt.
Aurel beschwerte sich nicht, denn ihm war wirklich fürchterlich kalt. Er hatte gar nicht daran gedacht, heute einen der Schutztränke herzustellen. Er ließ sich von Momo hochziehen und verbarg sein Zittern nicht, seine Zähne klapperten sogar fast schon. Er war froh zu sehen, dass es ihr wieder besser ging und rasch waren sie im Haus, wo sie noch gemeinsam ein bisschen redeten, was aßen und schließlich ins Bett fielen. Die nächsten Tage verliefen vor allem friedlich, lustig und schweißte sie eng zusammen. In der Schule waren sie immer gut befreundet gewesen, aber das vertiefte sich immer weiter. Der Vampir ärgerte sich fast, dass er Morgana nie vorher eingeladen hatte. Das lag allerdings an seinen Eltern, was er verschwieg. Diese tauchten auch gar nicht auf, sondern ließen die Teenager alleine in dem Ferienhaus. Der Strand lockte immer wieder, er zeigte ihr segeln und führte sie zum Essen aus. Und er überredete sie, mit ihm richtig shoppen zu gehen, Klamotten kaufen und vor allem herumalbern. Aurel wollte einfach den Ernst des Lebens fernhalten, auch wenn ihm klar war, dass Momo bestimmt viel an ihre Eltern dachte. Nach einigen Tagen allerdings waren es die seinen, die sich meldeten.
"Momo, eine Sekunde, das Telefon." rief er in die Küche. Der junge Vampir rannte ins Wohnzimmer und nahm den Hörer auf.
"Ja?" Er musste lächeln, als er die Stimme seine Vaters hörte. Kurz plauderten sie, dann fragte er natürlich, wie es dem Gast ging. Und lud sie zum Essen in die Burg ein, was Aurel zwar überraschte, aber er hatte es ihr ja ohnehin zeigen wollen. Er hatte nur nicht gewusst, dass seine Eltern wieder da waren. Nach einigen Minuten legte er auf und kam grinsend in die Küche.
"Meine Eltern haben uns in die Burg eingeladen, zum Essen und 2, 3 Tage bleiben."
Momo freute sich geradezu ein Loch in den Bauch, so sehr gefiel ihr dieser Urlaub, auch wenn sie immer wieder Momente hatte in denen sie an ihre Eltern denken musste. Das shoppen schob jedoch wieder alle Schwermut beiseite. Zwar bekam sie immer wieder ein schlechtes Gewissen, weil Aurel alles für sie bezahlte, auch wenn sie bei manchen Preisen fast in Ohnmacht fiel, allerdings verstand er es wie kein anderer ihr das schlechte Gewissen auch wieder auszureden. Es machte Spaß mit Aurel herumzublödeln und nicht daran zu denken was morgen sein könnte. Sie konnte sich einfach fallen lassen und die junge Frau sein, die sie davor nie richtig hatte sein können.
Als Aurel dann auch noch verlauten ließ, dass seine Eltern sie beide auf ihre Burg eingeladen hatten, jubilierte Morgana vor lauter Vorfreude.
"Ist eure Burg groß? Habt ihr eine Heizung oder wie haltet ihr euch in den Gemäuern warm?" Bestürmte sie Aurel mit Fragen.
"Und wo habt ihr eure Leichen? Klassisch im Keller, oder modern im neuen Fundament der Terrasse?" Konnte sie sich feixend eine Spitze gegen seine Rasse nicht verkneifen.
Aurel warf ihr einen schrägen Blick zu und erwiderte:
"Im Gartenhäuschen natürlich unter einer Geheimplatte." Das war nicht einmal gelogen, aber dieses Gartenhäuschen stand weit ab vom Grundstück seiner Familie und war nicht so leicht mit ihnen in Verbindung zu bringen. Doch dann grinste er wieder.
"Bodenheizung mittlerweile, und ein bisschen Magie helfen ganz gut. Im Winter ist es dort richtig kuschelig." Er freute sich richtig, Morgana sein richtiges Zuhause zeigen zu können, das, was er eines Tages in ferner Zukunft übernehmen würde. Außerdem war das Gebäude richtig cool.
"Das Ding ist riesig. Wurde von meinem Urgroßvater angelegt, mein Opa ist ja leider getötet worden. Du weißt schon, Hexenverfolgungen und so." Er hatte ihn daher nie kennengelernt, was er schade fand. Man sagte ihm nach, dass er ihm sehr ähnlich sei.
"Ich hab 'ne riesige Familie. Wusstest du, dass wir mit Vlad Tepesh verwandt sind?"
Morgana lachte fröhlich auf. Sie hatte ja keine Ahnung wie ernst Aurel das mit den Leichen meinte.
"Ich freue mich richtig auf eure Burg!" Eine Burg mit Bodenheizung war wirklich einmal etwas neues. Nicht einmal im Schneeflockenschloss gab es eine Bodenheizung, dort wurde alles mit Magie warm gehalten.
"Nun, erwähnt hattest du es zwar nie, aber die Namensähnlichkeit ist ohne Zweifel vorhanden." Sie lachte erneut, gut gelaunt. "Aber ich habe nie angenommen, dass du wirklich mit ihm verwandt bist."
"Aber bei der Hexenverfolgung muss es ja zugegangen sein, schlimmer als bei den Vandalen unterm Sofa. Augusta..." Sie stockte kurz, das zwanghafte Schweigen was ihre Familie und ihr näheres Umfeld anging, war ihr einfach zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen. "Sie hat mir als ich kleiner war ab und an davon erzählt. Sie meinte immer sie habe selten etwas dümmeres gesehen, weil die Menschen selbst ihre Freunde und Verwandte verbrannt haben, nur weil es ihnen gerade in den Kram passte."
"Von uns hat es einige erwischt, ich bin so froh, dass meine Eltern da heile durchgekommen sind. Es muss eine grausame Zeit gewesen sein. Wie viel Potential da verloren gegangen ist...." Aurel seufzte ein wenig, zuckte dann aber mit den Achseln. Das hatte ihn nie betroffen, er war ja noch zu jung dafür. Er überlegte kurz.
"Vlad ist irgendwie ein Großgroßonkel von mir. Der war schon hier und da auf größeren Familienfeiern." Er lachte etwas.
"Aber okay - ich fahr uns selbst rüber. Magst du schnell fahren oder gemütlicher? Lass uns ein paar Klamotten zusammenpacken und Ernesto sowie deinem Wolf Bescheid sagen. Mein Kater liebt vor allem die Mäuse dort."
"Sag bloß der alte Graf lebt immer noch?" Fragte Morgana erstaunt. "Ich dachte der wäre seit ein paar hundert Jahren tot... Da muss ich Augusta mal fragen warum sie mir das nie gesagt hat..."
"Lass uns auf der Hinfahrt gemütlich fahren, ich will mir etwas die Landschaft ansehen. Auf der Rückfahrt darfst du dann rasen wenn du willst." Sie lächelte fröhlich und machte sich dann schleunigst daran ein paar ihrer Sachen, auch von den schönen neuen Sachen, zusammenzupacken und nach ihrem Wolf zu rufen.
"Der ist noch unter den Lebenden, hat sich aber sehr zurückgezogen und jammert vor allem über die neuen Filmadaptionen." Aurel packte schnell selbst was zusammen, und wie von Geisterhand tauchte Ernesto auf, der schon zu wissen schien was nun passierte. Er schnurrte, als der junge Vampir zu einem Schlüsselbrett ging.
"Gut, dann lass ich den Porsche mal. Nehmen wir den BMW, da ist auch mehr Platz für deinen Wolf." Er führte Morgana zur Garage, betätigte einen Knopf und das Tor öffnete sich surrend. Dahinter standen einige schicke Autos. Er grinste.
"Meine Eltern eben. Müssen immer übertreiben." Schnell setzte er sich auf den Fahrersitz und manövrierte das Auto raus, dann bedeutete er Morgana, einzusteigen.
"Es sind ungefähr 220 Kilometer, etwas mehr als 2 Stunden. Ich schaff es auch schneller, aber dann nehm ich ein anderes Auto." Seine blitzenden Augen verrieten, wie er dann fuhr.
Morgana lud ihren Koffer ein und ließ den Wolf auf der Rückbank Platz nehmen. Der BMW war zwar nicht so groß wie die Limousine, aber sie verstand genug von Autos um sich geradezu edel vorzukommen wenn sie in diesem Auto saß... und fast sofort mit dem elektrischen Fensterheber zu spielen begann, während die malerische Landschaft an ihnen vorbei zog...
"Ich habe übrigens mit Ferengie, dem ollen Kiffer, gesprochen, bevor er in den Urlaub gefahren ist. Wenn ich dieses Jahr zumindest mal einen Trank nicht völlig versaue stehen meine Chancen gar nicht so schlecht Zaubertränke in der Siebten zumindest mit hängen und würgen zu bestehen." Als ob sie in diesem Fach je etwas anderes gemacht hätte. Es war ihr jedes Jahr aufs neue ein Rätsel, wie sie dieses Fach überstehen konnte. In der Fünften hatte sich sogar mal ein Trank von ihr durch den steinernen Boden ins Stockwerk darunter gefressen. Es war selbst dem Lehrer ein Rätsel wie sie das geschafft hatte... bei einem Haarwuchsmittel.
Aurel lachte laut auf. Morganas Kunststücke bei den Tränken waren geradezu legendär.
"Ich krieg das irgendwie immer einigermaßen hin. Den zum Schutz gegen Kälte kann ich perfekt." Die rumänische, wilde Landschaft flog an ihnen vorbei. Der BMW war recht auffällig, denn nicht viele Familien konnten sich ein derartiges Auto leisten. Der junge Mann würde auch nie außerhalb einer Stadt damit anhalten. Auch als Magier war das eine blöde Idee. Auf der Rückbank schliefen der Wolf und Ernesto friedlich.
"Wenn ich dir da helfen kann - zur Not mach ich dir einen, dann kann er nicht mehr meckern." Er musste daran denken, wie schwer ihm das selbst früher gefallen war.
"Dafür bist du in anderen Sachen großartig. Das wird schon klappen." Im Rückspiegel sah Aurel mit einmal mehrere Autos auftauchen, die ihm nicht geheuer waren. Sofort stieg er aufs Gas.
"Sorry, aber in Rumänien verliert man hier draußen schnell mal sein Auto." erklärte er trocken.
Morgana war Aurel dankbar für sein Angebot, würde es aber wahrscheinlich nicht annehmen, da sie es selbst irgendwie hinbekommen wollte.
Als er das mit den Autodieben erwähnte, sah sie sich fragend um und sah ebenfalls die Autos hinter ihnen.
"Ist es hier wirklich so schlimm mit den Banden und Kriminellen, wie man in Westeuropa immer hört?" Wollte sie besorgt wissen.
Der junge Mann nickte.
"Außerhalb der Städte muss man echt aufpassen. Auch sonst, hier verschwinden immer wieder Leute. Aber das Meldesystem ist auch noch nicht besonders." Er sah, dass er die anderen Autos schon recht weit zurückgelassen hatte, blieb aber noch etwas vorsichtiger.
"Es gibt viel, was sich hier noch tun muss, glaub mir." Doch noch wollte auch seine Familie das nicht ändern, denn ihnen kam es sehr entgegen. Wer vermutete schon Vampire hinter dem Verschwinden von Menschen? Junge Frauen wurden gerne in andere Länder verschleppt oder weggelockt, junge Männer verschwanden eben auch, um bessere Arbeit zu finden...
"Aber wir kommen gut klar und haben Sicherheitspersonal, alles Vampire. Und sobald man in einer Stadt ist, passt das schon. In Bukarest meidet man eben ein paar Gegenden. Mit mir bist du sicher, niemand würde es wagen, einen Tepishcu anzugreifen. Uns kennt man."
"Da bin ich aber froh, dass ich so einen großen und starken Beschützer habe." Feixte Morgana fröhlich. Sie hatte nicht vor sich von irgend welchen Ganoven den Urlaub verderben zu lassen. Mit einem Blick über die Schulter überzeugte sie sich davon, dass die Fremden nicht mehr zu sehen waren und lehnte sich entspannt zurück.
"Ich bin in meiner Kindheit ein paar mal durch Rumänien und ein paar andere Länder durchgekommen, aber davon habe ich nie etwas mitbekommen..."
Aurel fuhr wieder etwas langsamer und sah kurz zu ihr hin. Sie hatten das Thema ihrer Kindheit und ihrer Eltern vermieden, auch wenn er natürlich darüber nachgedacht hatte. Das war wirklich etwas ganz Außergewöhnliches, und er war froh, dass sie ihm genug vertraute. Vorsichtig meinte er:
"Naja, ich denke, sie werden gut aufgepasst haben..." Sie kamen durch ein paar kleinere Dörfer, denen man ansah, dass hier Geld fehlte. Doch so nett er auch war, den Blick dafür hatte er irgendwann weitestgehend verloren. Irgendwann würde er von politischer Seite etwas unternehmen, vielleicht.
"Man merkt es auch erst richtig, wenn man hier lebt. Ich hatte wahnsinniges Glück, trotzdem, da ich darauf bestand auf eine normale Schule zu gehen bis ich nach Norwegen kam, hab ich doch einiges mitbekommen." Nicht nur von der normalen Kriminalität allerdings, sondern auch immer mehr das, was seine Eltern und Verwandten noch immer im Verborgenen taten und die Kontrolleure täuschten.
"Trotzdem, du kannst es hier schon genießen. Wir werden nicht so lange brauchen, meine Eltern sind schon gespannt auf dich."
"Wie man es nimmt." Sie lächelte schmal. "Wir hatten vermutlich schlicht und ergreifend nichts dabei, dass sich lohnen würde zu stehlen. Außerdem begegnet man nicht gerade vielen Menschen wenn man querfeldein geht."
Die restliche Fahrt verlief ruhig und Morgana genoss es den Fahrtwind zu fühlen, durch das heruntergelassene Fenster. Bald darauf kam eine Burg in Sicht.
"Ist das eure Burg?"
Aurel lächelte, als er den Familiensitz sah.
"Ja, ist sie nicht cool?" Die sichtlich alte, aber komplett in Schuss gehaltene Burg saß recht weit oben auf einem kleinen Berg, und der junge Vampir fuhr die Serpentinen hinauf. Durch die Bäume sah man immer wieder das Gebäude durchblitzen, bis sie schließlich zu einem großen Tor kamen, an dem eine Kamera war. Er ließ das Fenster auf seiner Seite herunter und winkte, dann öffnete sich das Tor und er fuhr weiter, bis er zu einem Parkplatz kam, welcher schon innerhalb der ersten Mauer war, und stellte den Wagen ab. Das Burgtor öffnete sich und heraus kamen zwei unwahrscheinlich gut aussehende Vampire - seine Eltern. Die Mutter war ein blonder Engel, der Vater schien wie eine ältere Ausgabe des jungen Mannes zu sein. In jedem Fall sah man, dass sich die drei freuten, sich zu sehen. Aurel drückte seine Eltern, dann stellte er ihnen seine Klassenkameradin vor.
"Das ist Morgana, oder Momo. Ich kenn sie seit der ersten Klasse und wir haben viel gemeinsam durchlitten." Neugierig, aber nicht unfreundlich wurde die junge Frau gemustert, dann sagte seine Mutter herzlich:
"Willkommen auf Burg Tepishcu. Die Freunde unseres Sohnes sind auch die unseren, fühl dich wie daheim." Aurel grinste seine Freundin an, dann nahm er sie an den Arm.
"Bereit für das dunkle Vampirschloss in den düsteren Bergen über Bukarest?" Ernesto hatte dafür keinen Sinn, er buckelte sich und sprang aus dem Auto, strich den älteren Vampiren um die Beine und verschwand mit hochgestrecktem Schwanz im Gebäude.
"Es freut mich sie kennen zu lernen, Herr und Frau Tepishcu!" Sie machte einen höflichen Knicks und lächelte freundlich. "Ihr Sohn hatte in all den Jahren nur gute Worte für sie gehabt."
Morgana hakte sich wieder bei ihm ein und hinter ihnen stieg gemächlich ihr Wolf aus dem Auto, der sich schnuppernd umsah und dann zu Momos Schatten wurde, so wie immer.
"Ich war selten so bereit wie heute, mein Verehrtester." Sie grinste von einem Ohr zum anderen, wobei ihre großen Eckzähne aufblitzten. "Außerdem mag ich es düster und dunkel!"
Die Eheleute schmunzelten und ließen die Jüngeren vor. Durch das Burgtor kommend betraten sie erst einmal einen kleinen Burghof mit einem alten Brunnen, dann führte er sie in den Haupttrakt, wo sie erst einmal in einem riesigen, hohen Flur standen. Der Modernität geschuldet gab es normales elektrisches Licht, wenn auch in alten Kronleuchtern, doch noch immer steckten Fackeln in den Wänden, die nun allerdings nicht brannten. Das geschah nur zu besonderen Anlässen. An den Wänden hingen Wandteppiche und einige Gemälde von Verwandten, die nur teilweise tot waren, auch wenn sie alt waren. Der Boden war tatsächlich angenehm warm.
"Die Burg wurde schon im 8. Jahrhundert angelegt, und immer weiter ausgebaut. Wir hatten Glück, dass wir sie so lange halten konnten. Jetzt sind die ganzen Kriege hoffentlich vorbei." Sie kamen in einen riesigen Raum, wo ein meterlanger Esstisch stand. Auch hier waren die Wände bedeckt von Teppichen.
"Hier feiern wir Parties mittlerweile, uns ist es hier zu groß, um regelmäßig zu essen. Das machen wir normalerweise im Wohnzimmer." Das war auch der nächste Raum, der um Längen gemütlicher wirkte mit seinem großen Kamin, den gemütlichen Couchen und den Fellen am Boden. Hier standen auch Schränke, sichtlich alt, aber gepflegt. Bücher lagen auf einem großen Kirschholztisch, ein Fernseher und eine Musikanlage standen in einer Ecke.
"Das Gebäude ist riiiiiiiesig, wir schlafen übrigens im Westturm. Da hab ich mein Reich, der ganze Turm ist meiner." Dann grinste Aurel.
"Und, scharf auf die alten Kerker?"
Momo bekam ein fasziniertes Funkeln in den Augen. Hier war es so gänzlich anders als im Internat.
"Das ist richtig schön hier!" Sagte sie und fühlte sich wie ein Kind im Süßigkeitenladen.
Sie wäre am liebsten vom einen Ende der Burg zur anderen gerannt um alles zu erkunden, so aufgeregt war sie.
"Gespannt wie ein Flitzebogen!" Bestätigte sie seine Vermutung. "Um nichts auf der Welt will ich mir eure Kerker entgehen lassen!"
Ihr Freund lachte auf.
"Na gut, dann bring ich dich nach unten." Seine Eltern warfen sich merkwürdige Blicke zu, sagten aber nichts, sondern entschuldigten sich und gingen in Richtung Küche. Aurel ging mit Morgana in eine andere Richtung, durch fast verwirrende Gänge und dann standen sie an einer breiten, nach unten führenden Treppe.
"Ich kenn sie nur stillgelegt, aber meine Eltern könnten dir mehr erzählen wenn sie wollten." Er wusste durchaus, was sie erzählt hatten und so ganz abgeneigt war er dem Ganzen ja ohnehin nicht. Wie es sich gehörte, nahm er dieses Mal eine Fackel und stieg hinab mit ihr. Das Flackern der Flammen warf unheimliche Schatten, doch er wusste, Geister gab es sowieso nicht. Als sie unten ankamen, sah man eine Reihe von kleineren Zellen, nackten Steinboden darin und die Wände schienen zerkratzt. Dunkle Flecken waren teilweise zu sehen - altes Blut, sehr alt. Die Türen waren jetzt nicht abgeschlossen. An einem Ende hingen und standen noch immer alte Foltergeräte.
"Das wohl dunkle Kapitel meiner Familie. Es gab Zeiten, da sagte man, kein lebender Mensch, der in diese Burg geht, verlässt sie lebendig." Sein blasses Gesicht wirkte hier unten unheimlicher als sonst, seine Stimme war ein wenig leiser, tragender geworden.
"Hier gehen die Kontrolleure fast immer als Erstes hin."
"Na das will ich doch hoffen, dass die Kerker von euch bösen, bösen Blutsaugern zuerst kontrolliert werden. Sonst wird man ja seines Lebens nicht mehr froh!" Erwiderte sie gespielt empört und fügte feixend hinzu. "Schon mal auf die Idee gekommen die Kontrollheinis hier einzusperren?"
Sie zog Aurel geradezu zu den Foltergeräten und strich mit der freien Hand andächtig über das alte Holz.
"Wann wurden die Geräte wohl das letzte mal benutzt? Ich kenne so etwas nur aus Filmen und Büchern..." Es war wie in einer Traumwelt. Eine echte Burg, ein echter Kerker und echte Folterinstrumente...
Das war sooo cool!
Morgana setzte sich gut gelaunt auf eine Streckbank, ließ die Beine baumeln und sah sich mit großen Augen, hinter ihrer Sonnenbrille, genauer im Kerker um.
"Ich beneide euch richtig darum. Ihr habt euren eigenen Folterkeller!"
"Ja, man stelle sich mal vor, ich würd dich jetzt einsperren und anknabbern, die arme, hilflose holde Maid." Aurel ließ seine Fangzähne ausfahren und knurrte wie in einem schlechten Horrorfilm, bevor er anfing zu lachen. Er war auch gern hier unten, wenn auch aus anderen Gründen.
"Oh - das genaue Datum weiß ich nicht. Und zu gern würd ich das tun, ich fürchte nur, dann lande ich im Gefängnis. Darauf hab ich echt keine Lust." Er wirkte amüsiert, nur würde er das wirklich machen wenn er nur könnte. Diese dämlichen Kontrollen nervten ihn und seine Familie. Manchmal tauchten die auch plötzlich in der Schule auf.
"Die ganzen Geräte wurden ausgiebig benutzt, mein Opa mütterlicherseits redet da recht freimütig drüber. Der ist allerdings schon länger in Amerika und selten nur noch hier." Der Vampir lächelte.
"Du darfst die Dinger gern testen, aber sei vorsichtig, dass du dir nicht weh tust. Ich hab mir hier schon üble blaue Flecken geholt als Kind."
Morgana lachte auf und knurrte gutmütig zurück. Sie konnte zwar keine Zähne ausfahren, aber ihre Eckzähne waren eindeutig zu groß für einen durchschnittlichen Menschen, was seine Wirkung auch nicht unbedingt verfehlte, wenn sie es darauf anlegte.
Sie ließ sich rittlings auf die Streckbank sinken und mimte die 'arme, hilflose holde Maid', die sich aufreizend auf dem Folterinstrument räkelte.
"Zu Hilfe, zu Hilfe. Ein großer, böser Vampir will mir den warmen, sprudelnden Lebenssaft entreißen!" Flötete sie und lachte im Anschluss dreckig.
"Wobei, lass das lieber." Sie stützte sich auf den Ellenbogen auf. "Ich bin zwar zuversichtlich, dass ich gut schmecke. Aber ich würde es nur ungern darauf ankommen lassen. Ich hoffe euer Lordschaft fühlt sich von meiner anmaßenden Selbstsucht nun nicht gekränkt." Für sie war das hier ein einziger, großer Spaß. Sie ging nicht im Entferntesten davon aus, dass ihn dieses Pseudoangebot locken könnte.
"Und niemand hört dich rufen." grinste Aurel, dann allerdings kam ihm wirklich der Gedanke. Für ein paar Sekunden fragte er sich, wie wohl das Blut der Tochter des Wolfpacks schmecken würde. Süß, scharf... Etwas flackerte durch seine Augen, ein kurzer Anflug von Hunger, eines Gelüsts, was er eigentlich nicht haben dürfte. Der Moment war so schnell vorbei, dass man nicht wusste, ob man sich das nun eingebildet hatte oder es tatsächlich da gewesen war. Der junge Vampir hatte genug Selbstkontrolle gelernt, um sich nun zurückhalten zu können, trotzdem war er beinahe von sich selbst entsetzt. Immerhin war das seine beste Freundin, und er dachte allen Ernstes daran.... Aurel wandte sich ein wenig ab, als wollte er die Zellen noch einmal begutachten.
"Die holde Maid ist bei mir doch immer sicher. Ach, du schmeckst sicher großartig, ich halt meine Zähne aber von dir fern." Jetzt grinste er wieder wie vorher, doch eine gewisse Begierde war geweckt worden. Nur sie würde er sicherlich nie angreifen wollen, dafür mochte er sie viel zu sehr. Aber wen anders, später.
"Nun - möchte die Lady ihr Turmzimmer besichtigen?"
Gutgelaunt glitt Morgana von der Streckbank und hakte sich bei Aurel unter.
"Mylady würde sogar sehr gern ihr Turmzimmer sehen, Mylord." In all ihrem Frohsinn ging jedoch eines unter, dass sie sonst immer beachtete. Das warnende Ziepen in ihrem Geist, welches von ihrem Wolf ausging, der Aurel aufmerksam beobachtete.
"Wisst ihr überhaupt wie viele Zimmer die Burg hat, oder verzählt ihr euch ständig?" Frotzelte sie fröhlich, nicht bemerkend, welcher Gefahr sie nur knapp entgangen war.
Aurel war froh, dass sie nichts von seinen Gedanken ahnte und schob das Ganze weit weg. Aber es verschwand nie ganz. Dennoch wirkte er genau wie vorher, als er sie wieder aus dem Kerker brachte und schmunzeln musste.
"Ich finde immer wieder neue Zimmer. Es gibt hier sogar ein paar Geheimgänge. Ein Onkel von mir hat sich im 14. Jahrhundert gerne junge Frauen aus den Dörfern eingeladen und sie dann des Nachts besucht, manche Zimmer haben Geheimtüren, da nutzt das Abschließen nichts." Ein äußerst verführerischer Gedanke, aber die Burg war tabu. Hier wurde nichts mehr getan, was nicht peinlich genau den Regeln entsprach. Der junge Vampir nahm stillschweigend vor, in der Nacht kurz woanders hin zu fahren. Er war noch zu jung, um das einfach ignorieren zu können, und seitdem er Menschenblut zu schätzen gelernt hatte, war es umso schwerer, dem nicht nachzugeben. Jetzt führte er sie in den Westturm, ohne Hintergedanken, denn sie war tabu in der Hinsicht. Sie stiegen eine Wendeltreppe hinaus und dann öffnete er eine Tür.
"Das hier ist deins. Wie es sich für eine Lady gehört." Es Zimmer zu nennen war zu wenig, denn der Bereich ging einmal um den ganzen Turm. Aurel zeigte ihr die drei Räume.
"Das hier ist ein kleiner Flur, da ist dann der Schlafbereich, und dann hast du auch ein Bad." Es war sehr gemütlich eingerichtet, Teppich lag auf dem Boden, und das Bett dominierte den Schlafraum. Ein echtes, altes französisches Bett, allerdings länger als gewöhnlich. Lampen und Kerzen gaben ein warmes Licht ab. Das Bad war erstaunlich modern und sah ziemlich neu aus.
"Ich bin eine Etage weiter oben, wollte noch eben duschen gehen. Dann wird es bald Essen geben."
Morgana verschlug es die Sprache. Die Rede war doch von EINEM Zimmer gewesen?! Und jetzt bekam sie sogar gleich drei und eines davon war ein eigenes Badezimmer!
"In dem Bett kann man sich ja fast schon verlaufen!" Sagte sie und bekam vor Staunen den Mund kaum noch zu.
"In Ordnung, ich mach mich auch noch frisch und dann kannst du mir ja noch etwas über die Burg erzählen, bis es Essen gibt." Sie war noch kaum hier angekommen, aber fühlte sich jetzt schon richtig wohl.
Aurel grinste.
"Ich mag große Betten. Sollte ich je eine Frau haben, hab ich wenigstens genug Platz." Er zeigte ihr noch kurz wo Handtücher waren, dann lächelte er. Ihre Tasche war wie von Zauberhand schon im Schrank.
"Komm einfach rauf wenn du fertig bist, ich lass die Tür offen." Damit ließ er sie alleine, sprintete nach oben und setzte sich erst einmal auf sein Bett, das Gesicht in den Händen vergraben. Tief durchatmen. Dieser Anfall von Blutdurst war überraschend gekommen, er kannte Morgana so lang und hatte sie sehr gern, und bisher war ihm das nie passiert. Allerdings hatte er seine Familienweihe auch jetzt erst erhalten, das konnte damit zusammenhängen. Verdammt. Er würde heute Nacht Menschenblut trinken müssen, er wusste es. Schnell sprang er auf, suchte sich frische Klamotten zusammen und ging unter die Dusche. Es vertrieb ein wenig die Gedanken, aber nicht ganz. Dabei stellte er Musik an, und kurze Zeit später schlüpfte der Vampir in neue Sachen. Ernesto war ebenfalls aufgetaucht und okkupierte den größten Teil des Bettes - Katzen schafften das einfach, egal wie groß das Bett war. Er grinste und legte sich neben das Tier, fing an zu kraulen, was mit einem wohligen Schnurren quittiert wurde.
"Halt mich bloß am Boden." murmelte Aurel.
"In Ordnung." Stimmte Morgana zu und ging ins Bad, nachdem Aurel das Zimmer verlassen hatte.
Sie duschte sich, trocknete sich ab, föhnte sich schnell die Haare und war fertig. Sie hatte nie lange im Bad gebraucht und Schminken hatte sie nicht nötig. Ihre Augen und Lippen waren so ausdrucksstark, dass es einfach zu viel wurde, wenn sie sich auch noch schminkte.
Zurück im Schlafzimmer suchte sie sich eines der Kleider aus, dass sie sich bei dem Einkaufsbummel mit Aurel gekauft hatte. Das knielange, dünne Sommerkleid schmiegte sich eng um ihren Körper und lies ungewohnt viel von ihren Schulter frei.
Erfrischt und frisch gekleidet schlüpfte sie nur noch in ihre flachen Sandalen und ging in Aurels Stockwerk, klopfte und streckte den Kopf ins Zimmer.
"Na, auch schon fertig?" Lächelte sie ihn an, während der Wolf ebenfalls seinen Kopf ins Zimmer steckte.
Aurel sah zur Tür und lächelte.
"Du siehst zum Anbeißen aus." Und wie. Erst dann wurde ihm klar, was er gesagt hatte und wie ernst er das im tiefsten Innern meinte. So viel zum Thema zivilisiert und Selbstkontrolle. Reiß dich zusammen, du Idiot. Er stand vom Bett auf -ein wunderschönes, altes Bett aus Eichenholz und einem Haufen Decken. Trotz Heizung und allem fror er eben leicht. Auch hier hatte er eine Anlage, allerdings kaum CDs, denn diese hatte einen USB Anschluss und ein 64 GB Datenstick hing daran. Ernesto sah schläfrig zu ihnen hin.
"Ich bin immer schnell. Hm - was soll ich dir denn noch erzählen?" Sie gingen wieder hinunter aus dem Türm und gemeinsam spazierten sie dann in die Bibliothek.
"Also, wir haben vor einigen Jahren komplett modernisiert und renoviert. Als ich ein Kind war, war das hier wirklich kaum auszuhalten." Die Regale hier waren deutlich alt und einige Bücher ebenso.
"Dieser Raum wurde schon recht früh angelegt, das älteste Buch ist aus dem 11. Jahrhundert. Man findet hier alles Mögliche, auch einiges an Zauberbüchern. Aber davon halte ich mich noch fern, die sind auch in einem Sonderraum. Teils wurden die auch konfisziert, weil es schwarze Magie beinhaltete." Nun, nicht alles, aber seine Eltern ließen ihn trotzdem nicht dran.
"Früher hatten wir auch Pferde, jetzt ist mein Vater allerdings Vorstand in einigen Unternehmen und damit voll ausgelastet. Meine Mutter arbeitet im Moment in Bukarest als Lokalpoitikerin." Er setzte sich auf einen Stuhl.
"Die Burg hat schon einiges ausgehalten, Kriege, wütende Anstürme von Menschen und ja, auch Werwölfen. Der Südteil ist mal komplett zerstört worden, ich glaub im 18. Jahrhundert. Soweit ich weiß, haben wir 325 Zimmer, wobei viele schlicht ungenutzt sind. Frag mal die Kontrolleure, die wissen das besser, denn die schauen überall sehr genau rein." Das Letzte sagte er mit einem gewissen Unterton, der deutlich machte, wie sehr er diese ablehnte.
"Also, frag ruhig was du willst, auch meine Eltern. Wir sollten mal zum Essen gehen." Aurel stand wieder auf und ging mit ihr in Richtung der Küche.
"Danke." Sie wirkte glücklich und das 'Anbeißen' nahm sie als nettes Kompliment auf.
Sie gingen in die Bibliothek und Morgana hörte Aurel aufmerksam zu.
"Bücher hatten wir fast nie. Sie hätten uns wohl eher aufgehalten, denn genützt. Also konnte man sie uns auch nicht abnehmen. Sie brachten mir selten mithilfe von Büchern etwas bei..." Sie zuckte mit den Schultern, noch hatte sie nicht vor ihm zu erzählen, was sie ihr beigebracht hatten.
"Pferde mochte ich noch nie besonders. Die sind irgendwie... blöd." Schloss sie ihr Argument grinsend.
"So eine Burg muss ja eine richtig teure Angelegenheit sein, wenn ihr ganze Teile neu aufbauen müsst nach jedem Krieg. Aber hoffen wir einfach, dass das mit den Kontrolleuren eines Tages auch einmal besser wird."
Gemeinsam gingen sie in die Küche, wo es bereits wunderbar duftete.
"Hmm, ja, aber wir haben genug Geld durch verschiedene Sachen. Vor allem Land, Pacht und wir sind bekannt für unsere Weine. Daher glauben Menschen auch so, dass wir einfach deswegen reich sind." Magie spielte auch eine Rolle, ihre Langlebigkeit sowieso, doch das musste man vor der Öffentlichkeit gut verbergen. Sie betraten nun die Küche, oder besser, den Vorraum dazu. Dort stand ein Tisch, der bereits gedeckt war, und seine Eltern waren auch schon da. Seine Mutter fragte:
"Und, gefällt es dir? Das ist schon etwas Besonderes." Wie ein echter Gentleman rückte Aurel ihr den Stuhl zurecht, und sie setzten sich alle. Ein Bediensteter tauchte auf und servierte eine Suppe. Der junge Mann genoss es, mal wieder das Essen der Familie zu bekommen. Er lächelte ein wenig und meinte dann unvermittelt:
"Ist Vilam eigentlich da? Ich wollte ihn etwas fragen." Sein Vater sah ihn einen Moment an, denn er verstand, was sein Sohn ihm damit mitteilen wollte. Dieser Mann war nämlich zuständig dafür, dass niemals eine Leiche gefunden werden würde. Doch sicherlich würde Aurel nicht dieses Mädchen....?
"Nun, sicher. Aber wir wollen doch unseren Gast jetzt nicht ausschließen." fast warnend blickte der ältere Mann Aurel an, der unmerklich zu verstehen gab, dass es nicht um Morgana ging. Erleichtert fuhr der Mann fort:
"Worin bist du denn spezialisiert in der Schule, Morgana?"
"Durchaus, es ist wunderschön hier." Erwiderte sie Aurels Mutter freundlich und wurde hellhörig, als Aurel und sein Vater über einen ihr Unbekannten sprachen. Ihr Wolf hatte den seltsamen Unterton bemerkt und starrte Aurel an ohne zu zwinkern. Durch das Band mit Morgana spürte sie die Unruhe des Tieres und sah zuerst den Wolf und dann ihren Freund fragend an und widmete sich wieder ihrer Suppe. Das war bestimmt ein Thema, das sie nichts anging, nichts desto trotz war ihre Neugierde geweckt.
"Ähm... ich habe mich... auf das magische Kriegshandwerk spezialisiert. Duellieren und Weiße Magie. Diese Klasse kommen noch die Seminare Kampfzauber und Schwarze Magie dazu. Ich bin zuversichtlich, einen entsprechenden Abschluss zu erlangen, um nach der Schule mich bei der Zentralverwaltung als Anwärter auf eine Kriegerausbildung bewerben zu können." Beantwortete sie höflich die Frage von Aurels Vater.
Aurel wich dem Blick seiner Freundin aus und bemerkte den Blick des Wolfes. Dieser musste etwas spüren, doch der junge Vampir konnte nicht ahnen, wie gut das Tier war.
"Morgana wird mit Sicherheit eines Tages eine große Kriegerin. Sie kann mich dann raushauen, wenn Reden nicht mehr hilft." versuchte er abzulenken und grinste wieder ein wenig. Er wusste, wie gut sie war in dem was sie tat. Ihn hatte aber eine seltsame Unruhe erfasst und der Vampir in ihm sehnte die Dunkelheit herbei - und das, was folgte. Doch er war geduldig. Der nächste Gang wurde serviert, als die Suppe gegessen war - für die Vampire gab es einen Braten in einer leckeren Blutsoße, Morgana bekam fein hergerichtete Leber mit verschiedensten Beilagen. Der Wein dazu war aus eigenem Anbau.
"Morgen zeig ich dir mal den Rest, und vor allem die Geheimgänge. Das ist irre." Heute würde er zu zappelig sein um noch viel zu unternehmen.
"Ein Denker und ein Macher. Wir bilden ein super Team." Sie grinste und nippte am Wein. Sie wusste nicht viel über Wein, allerdings schmeckte ihr dieser ganz gut und das Essen war fantastisch. So ließ es sich durchaus aushalten, nicht das es ihr sonst langweilig gewesen wäre, aber das Essen war eine Sensation für sich.
"Super, ich freue mich schon darauf. Bald werde ich all deine Geheimnisse kennen!" Verkündete sie in Bezug auf die Geheimgänge und quitschte geradezu vor Vergnügen bei der Vorstellung die Burg auf so gänzlich andere Weise erkunden zu dürfen.
"Ach, ich glaub ein paar behalte ich für mich." meinte Aurel vielleicht einen Tacken zu schnell und aß in Rekordzeit seine Portion auf. Er hatte Hunger. Einen tiefsitzenden, bohrenden Hunger, den er jetzt nicht stillen konnte. Oh man. Wie sollte er das in der Schule aushalten? Er konnte schließlich nicht einen Schüler verschwinden lassen, das wäre äußerst auffällig, und er wollte das auch gar nicht. Vielleicht musste er dann öfter nach Hause fliegen. Trotz seiner Unruhe war das Essen ein voller Erfolg, seine Eltern mochten die junge Frau und man unterhielt sich angeregt, auch wenn immer wieder eine kleine Spitze mit in die Unterhaltung einfloss. Der Nachtisch war ein herrlicher Früchtekuchen.
"Man, das ist um Läääängen besser als in der Schule. Richtig gut wieder." Nur wirklich satt war Aurel nicht, aber das würde er noch ändern.
"Hmm - ich bin recht müde, also groß was machen mag ich später nicht. Film schauen? Oder worauf hast du Lust?"
Das Essen war hervorragend und Aurels Eltern waren sehr nett. Nach dem Kuchen hatte Morgana allerdings das Gefühl demnächst einfach zu platzen, so satt war sie.
"Um Welten besser." Bestätigte sie glücklich und zufrieden. "Und man muss sich kein Gemecker anhören, weil man auf dem Schulgelände etwas gerissen hat." Spielte sie auf ihre gelegentlichen Jagden an, wenn Aurel wieder Durst auf frisches Tierblut hatte und sie Hunger auf eine schöne frische Leber.
"Film schauen ist eine durchaus verlockende Option. Für alles andere war das Essen viel zu gut." Meinte sie vom Wein, dem sie enthusiastisch zugesprochen hatte, leicht angesäuselt. "Schon eine Idee was wir uns ansehen könnten?"
"Och, die sollen sich nicht so anstellen. Natur eben." Die Seine war gefährlicher als ihre, glaubte er, aber das war jetzt für eine kurze Zeit kein Thema. Er überlegte kurz.
"Gute Frage - ich bin für was Lustiges. Dad, wollt ihr mitgucken?" Dieser schüttelte jedoch den Kopf, denn er musste früh aufstehen am nächsten Morgen. Die Vier standen auf, und der junge Vampir geleitete Morgana in das Wohnzimmer, wo ein Feuer im Kamin prasselte. Ernesto lag schon dort, und ihm war wohlig warm.
"Hmm, also - such du dir was aus, ich kenne alle Filme schon, schau sie trotzdem immer wieder mal an wenn ich Zeit hab." Er zog sie zu einem Regal mit DVDs.
Morgana bedankte sich artig für das Essen und verabschiedete sich von Aurels Eltern. Im Wohnzimmer machte sie sich dann daran einen Film auszusuchen und fand schnell einen Film, den beide gut fanden. Die DVD zu Shaun of the Dead wanderte in den DVD-Spieler und sie nahmen beide auf dem großen, weichen Sofa Platz. Morgana streifte ihre flachen Sandalen von den Füßen, schwang die Beine auf das Sofa und lehnte sich an Aurel an, während der Film begann.
Der Wein und das warm prasselnde Kaminfeuer riefen eine angenehme Mattigkeit in ihr hervor und sie schlief bereits in der ersten Hälfte des Films, an Aurels Schulter, ein.
Doch ihr Wolf ließ sich von der Wärme nicht einlullen. Er lag neben seiner Herrin auf dem Sofa, den Kopf auf ihrem Schoß und seine dunklen Augen fixierten Aurel wachsam.
Aurel genoss den Abend, auch wenn Morgana ihm für heute zu nahe war für seinen Geschmack. Als die dann auch noch einschlief, merkte er, dass seine Selbstkontrolle immer mehr bröckelte. Und er bemerkte, wie ihr Wolf ihn ansah. Er wusste es. Der junge Vampir verzog ein wenig das Gesicht und murmelte:
"Keine Angst. Deine Herrin ist wirklich sicher vor mir." Die junge Frau war ihm einfach zu lieb als dass er sie angreifen wollte, egal, was seine Gene von ihm verlangten. Allerdings waren seine Pupillen erweitert, und seine Eckzähne wollten schon von selbst herausfahren. Er konnte kaum noch warten, und stand schließlich auf. Die Augen ihres Wolfes verfolgten ihn, während Aurel aus einem Kasten eine Decke holte und sie bedeckte. Sie schlief tief und fest, oder so glaubte er. Er rannte noch in sein Zimmer und holte sich eine dickere Jacke, dann ging er hinaus, überquerte den Innenhof und stieg in ein älteres Auto, eines, welches offiziell nicht den Tepishcus gehörte. Valim hatte er eine SMS geschickt, und nun war der Vampir auf dem Weg in einen der dunkleren Vororte von Bukarest. Er setzte sich die Kapuze auf, parkte den Wagen irgendwo und suchte. Sein Inneres pulsierte regelrecht, als er nach kurzer Zeit eine junge, hübsche Prostituierte entdeckte. Niemand würde sich wundern, wenn eine solche Frau verschwand. Aurel ging zu ihr, und sofort hakte sie sich bei ihm unter. Er verschwand mit ihr um eine Ecke - und sie riss nur die Augen auf, als plötzlich seine Zähne in ihren Hals schlugen. Gleichzeitig hielt er mit einer Hand ihren Mund zu, damit sie nicht schreien konnte. Ihr Herz raste, was er spüren konnte, dann wurde es immer langsamer, die Mattigkeit setzte ein und ihr Körper sackte gegen ihn. Er schloss kurz die Augen, als er sie sacht auf den Boden bettete. Nein, er mochte es nicht sehr, zu töten. Doch das süße Menschenblut, das so anders war als alle andere Sorten... Gottverdammt, er wollte es. Rasch rief Aurel Valim an, der schon in der Nähe war und überließ ihm den Rest. Das Ganze hatte kaum eine Stunde gedauert, und nun wesentlich ruhiger und langsamer fuhr der Vampir zurück. Er redete sich ein, dass es ohnehin besser gewesen wäre für diese junge Frau, die kleine Stimme des Gewissens aber war da. Er übertünchte es mit dem herrlichen Geschmack des Blutes, der ihm noch auf der Zunge lag, als er durch das Tor fuhr, tief einatmete und wieder in die Burg ging. Zumindest war Morgana jetzt absolut sicher.