Glut

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  • Eine Götterdämmerung bricht herein, der Sturm aus dem Norden wird kälter. Mitten im Feuer einer sterbenden Stadt, zwischen dem glühenden Rauch vergehender Zivilisation, steht ein einziger Wolkenkratzer, viele Fenster zwar zerschlagen, doch noch aufrecht trotz der Zerstörung ringsumher. Der Himmel ist verdunkelt vom grauen Qualm, der nur teilweise von den Flammen des Untergangs erhellt wird. Das Dach des Hochhauses ist geschwärzt, doch unbeschädigt, und zwei derer, die sich nun aus den Resten der Menschheit erhoben haben, um ihr Erbe anzutreten, stehen darauf, an entgegengesetzten Seiten, wandernd, auf Schwäche lauernd. Wie in gegenseitigem Respekt bleiben sie einander fern, und so sehr hier tödliche Feindschaft fast greifbar scheint, so wenig ist doch Abneigung oder gar Hass zu bemerken.


    Wer sind sie, diese Wesen aus der Mitte der Menschen, doch anders? Die Homini Novi haben ihre Stunde erwartet, als wir starben, um die Welt aufzuteilen und ihre wahre Macht zu zeigen, und nun werden sie untereinander den einen Krieg beginnen, der auch noch die letzten Phantome der alten Art zerschmettern wird und die Nachfolge sichern soll. All ihre unglaublichen Kräfte sind nun, da der Niedergang der Alten unaufhaltsam geworden ist, frei und jeder von ihnen ist bereit, jeden Anderen auszulöschen auf seiner Suche nach persönlicher, kompromissloser Herrschaft. Die Kriege der Waffen sind vorbei, vergessen in einem Zeitalter, dessen letzte Asche noch verbrannt werden wird. Überall auf der Welt sterben die, die vorher waren, und die, deren Zeit anbricht, suchen einander.


    Durch Staub und Rauch, im glutbeschienenen Ascheregen sehen diese Wesen sich an, keiner mit der Absicht, den anderen zu überraschen. Wie sehr sie doch den Alten ähneln, körperlich. Selbst die unglaubliche Schwärze ihrer Augen verrät sie nur auf den zweiten Blick; sie sind bekleidet wie die alte Rasse, tragen Anzüge in schwarz, tragen Lederschuhe, aber Tarnung ist nicht nötig und war es nie. Sie waren im Schatten gewesen, weil sie gewusst hatten, dass die Spezies vor ihnen eine Chance hatte, genau eine, und die musste ihnen eingeräumt werden. Sie war vertan.


    Das Inferno um sie ist uninteressant, es bedroht sie nicht. Die Feuer der Hölle kamen, um das Alte zu nehmen, und keine Macht hätte dem Einhalt gebieten können. Einer muss jetzt den anderen vom Antlitz der Erde fegen, um zu überleben, um sich zu behaupten, denn nur das zählt für sie; einen Kampf aber wird es nicht geben, keine Taktik oder Gewalt, es wird einfach ein Wille den anderen ausradieren. Sie betrachten einander, längst bereit, doch ohne jede Eile; wenn der Moment kommt, werden sie es beide wissen. Es passiert schnell, jenseits der Physik, bevor es zu erahnen ist, wird einer von ihnen nicht mehr sein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Gortos ()