Fallout - Intinction [NC17]

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  • Kapitel XI Die meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten

    Kapitel XI Part 3





    Nachdem die Auseinandersetzung mit den Raidern ebenso schnell endete wie sie begonnen hatte, setzten Ratbone und Val ihre Flucht nach Süden fort. Um von den Toten Ausrüstung oder Kronkorken zu plündern blieb keine Zeit, denn beide wussten, dass wohl diese Ballerei die Aufmerksamkeit der Regulatorenverfolger auf sich gezogen hatte. Eiligen Schrittes liefen sie also erneut durch die Trümmer. Es ist fraglich woher Val die Kraft nahm trotz des Gerennes noch eine Konversation zu führen.


    Val: "Bone, mach so einen Schwachsinn nie wieder?"
    Ratbone: "Was denn?"
    Val: "Du weißt ganz genau was ich meine. Das war gerade absoluter Selbstmord."
    Ratbone: "Achso das... ja..."
    Val: "Ja genau das!"
    Ratbone: "Das Ergebnis spricht doch für sich! Maximale Verluste beim Raiderpack und selbst keine Kugel eingefangen. Besser geht es doch nicht."
    Val: "Diese Typen waren total unzurechnungsfähige Psychopathen. Die hätten auch erst rumballern und dann die Fragen stellen können!"
    Ratbone: "Haben sie aber nicht!"
    Val: "Ich war lange genug selbst Raider um zu wissen, dass die dich auch schon hätten erschießen können als du auf dem Mittelstreifen rumgehampelt bist."
    Ratbone: "Also ich fand die Showeinlage nicht schlecht."
    Val: "Ach Bone, ich frag mich langsam echt wie viel verdammtes Glück du haben musst. Jeder andere würde schon längst abgemurkst in der Wüste rumliegen."
    Ratbone: "Ich bin halt ein echtes Sonntagskind."
    Val: "Hör mal, das ist nicht komisch."
    Ratbone: "Ich bin halt so, alles oder nichts."
    Val: "Bist du garnicht! Ist es denn so schwer zu verstehen, dass ich nicht will das du ständig deinen Hals riskierst?"
    Ratbone: "Ich weiß, ich gelobe Besserung, aber in der Situation wäre es fatal gewesen zu warten. Normalerweise habe ich auch immer einen Plan, aber falls es dir nicht aufgefallen ist, zur Zeit improvisiere ich nur."
    Val: "Ist ja schon gut, ich wollte nicht..."
    Ratbone: "Egal jetzt, wir reden später darüber. Schau mal dort."


    Am Horizont wurde die Sillouette eines großen Backsteingebäudes sichtbar.


    Val: "Was ist das?"
    Ratbone: "Sieht aus wie eine alte Fabrik."
    Val: "Ja, nur was soll so ein Riesending mitten in der Wüste?"
    Ratbone: "Finden wir es raus."


    Je näher die beiden dem Gebäude kamen, desto mehr wurde sichtbar wie runtergekommen der Schuppen eigentlich war. Es handelte sich um ein weitläufiges Betriebsgelände auf dem ehemals der Nuka-Cola-Konzern seine Cola abgefüllte. Der stark verwilderte Hof war durch verrottete LKWs, geplünderte Paletten und rostige Gabelstapler gesäumt. Natürlich war das gesamte Ambiente in diesem hässlich knalligen Rot, was wohl die Firma einst als Betriebsfarbe für sich auserkoren hatte, gehalten.


    Val: "Na das ist ja mal einladend."
    Ratbone: "Hey, ich mag das Gesöff. So schlimm wird das schon nicht."
    Val: "Ich hab jetzt nur echt keine Lust auf Cola-Junk-Ghule."
    Ratbone: "Lass uns doch erstmal reinschauen."


    Mit gezogenen Waffen schritten sie auf das weit geöffnete Rolltor der Garage zu. Ein Blick hinein erübrigte nichts Außergewöhnliches. Lediglich ein Müllkontainer thronte in der Mitte der Halle und die Wände waren mit Werkzeug gesäumt, an dessen Stirnseite sich wohl die einstige firmeninterne Werkstatt befand. Val erblickte links eine schmale Tür und signalisierte mit einem Fingerzeig, dass sie wohl dort entlang gehen sollten. Sie lehnte sich an die Wand und betätigte die Klinke der Tür, woraufhin Ratbone sie aufstieß und den Raum sicherte.


    Ratbone: "Nichts, alles ruhig."
    Val: "Das gefällt mir nicht."
    Ratbone: "Da drüben gehts weiter."


    Vals Blick richtete sich auf die kleinen Parzellen des labyrinthartigen Komissionsbüros. Trotz der schweren Rüstung bewegte sich Ratbone recht leichtfüßig durch den schlecht belichteten Gang, den Pappaufstellwände begrenzten. Wieder war überall nur Müll zu finden. Verottete Schreibtische, mit längst vergessenen Lieferpapieren und Transportscheinen bedeckt, standen verlassen in ihren Nischen, dazu passenderweise überall verdreckte Schreibmaschinen. Von der einstigen Geschäftigkeit war nichts mehr zu spüren.
    Plötzlich waren metallische Schritte am anderen Ende des Raumes zu hören.


    Staff Sergeant Eliza Killroy: "Hey Viper schon irgendwas gefunden?"


    Erschrocken fuhr Ratbone herum. Vor ihm stand ein weiblicher Offizier der Bruderschaft des Stahls und das in voller Kampfmontur. Er konnte nur rasch mit dem Kopf schütteln, um ihre Frage zu verneinen. Erst dann realisierte er, dass sie ihn wohl aufgrund seiner Rüstung, welche ihrer zum Verwechseln ähnlich sah, für einen von ihnen hielt. Im Augenwinkel bemerkte er wie sich Val rasch in eine dunkle Ecke des im Halblicht stehenden Großraumbüros zurückzog. Der Sergeant trat ein paar Schritte näher.


    Staff Sergeant Eliza Killroy: "Ich habs Grinder ja gleich gesagt, hier finden wir nicht mal einen gottverdammten Microchip!"


    Ratbones Blick wanderte über seine gewöhnungsbedürftige Konstruktion von einem Gleisgewehr, über ihr stromlinienförmig designtes Lasergewehr und wieder zurück auf seine eines Soldaten der Bruderschaft unwürdige Knarre. Im selben Moment in dem er merkte das seine Maskerade wohl nicht mehr sehr lange durchhalten würde, roch der Sergeant Lunte.


    Staff Sergeant Eliza Killroy: "Oh verdammt! Du bist garnicht...."


    Geistesgegenwärtig griff Ratbone mit seiner linken nach dem Lasergewehr, während seine rechte Hand, über die immernoch der kinetisch verstärkte Handschuh gestülpt war, nach ihrer Kehle packte. Ein heftiges Gerangel entbrannte. Um dem Würgegriff zu entgehen wehrte sich die Soldatin wie eine Furie. Ihre Körper knallten brutal gegen einen stählernen Aktenschrank. Erst jetzt konnte Ratbone ihr die Waffe abnehmen, in dem er ihren Arm schmerzhaft verdrehte. Scheppernd fiel die Laserwaffe zu Boden, mit einem Tritt gelang es ihm die Waffe außer reichweite zu stoßen. Nun bekam er beide Hände an den Hals der immernoch wild um sich schlagenden Kämpferin. Er schlug ihren Kopf zweimal mit dumpfen Knallen gegen den in der Nähe befindlichen Bürotisch. Der Druck auf seinen Fingern erhöhte sich. Mit einem leisen Knacken brach ihr Zungenbein und nach Luft röchelnd zwang er sie nun ganz auf die Tischplatte. Ihr Todeskampf endete als sich ihre verkrampften Muskeln entspannten. Ratbone konnte kurz durchatmen. Nur um darauf gleich in die nächste Runde zu gehen. Val trat aus dem Schatten hervor.


    Val: "Bist du jetzt komplett übergeschnappt?"
    Ratbone: "Ich... ich..."
    Val: "Du kannst doch nicht einfach Leute der Bruderschaft abmurksen, die nehmen sowas sehr persönlich!"
    Ratbone: "Nicht so laut, hier sind bestimmt noch mehr!"
    Val: "Gottverdammter Dreck!"
    Ratbone: "Was hätte ich denn sonst tun sollen? Die hätte geschossen!"
    Val: "Jedenfalls hättest du die blöde Kuh ja nicht gleich abmurksen müssen!"
    Ratbone: "Wir... wir... wir lassen die jetzt verschwinden und dann ist alles gut."
    Val: "Oh Mann, ich bereue diese ganze verdammte Scheiße langsam!"
    Ratbone: "Hilf mir gefälligst!"
    Val: "Oh nein! Das ist deine Leiche, sieh selber zu. Ich gehöre nicht dazu!"
    Ratbone: "Val!"
    Val: "Nein, Val ist nicht zu Hause!"
    Ratbone: "Oh Mist, schau mal da."
    Val: "Was ist nun schon wieder?"


    Jetzt bemerkte auch Val das Namensschild auf dem Brustpanzer.


    Ratbone: "Staff Sergeant Eliza Killroy..."
    Val: "Nein, das ist jetzt nicht die von der ich denke das es die ist."
    Ratbone: "Doch ich glaub schon."
    Val: "Als ob uns dieser verzogene Regulatorenbengel nicht schon reichen würde bringst du auch noch die Tochter des Bruderschaftsoberhäuptlings um! Bone ich hasse dich!"
    Ratbone: "Es tut mir ja Leid, das konnte doch keiner ahnen."
    Val: "Du willst uns beide umbringen, ich habs ja gewusst!"


    In diesem Augenblick waren wieder metallische Schritte aus der selben Richtung wie vorhin zu hören. Ein weiterer Soldat trat auf Ratbone zu. Glücklicherweise war aus dessen Sicht Val und die Leiche von Eliza Killroy nicht zu sehen.


    Corporal Smoke: "Captain Grinder will zusammenpacken und abmarschieren, Sammelpunkt auf dem Hof. Hey Viper alles klar mit dir?"


    Innerlich konnte er sich fast verfluchen. Nicht schon wieder. So gut es in seiner Anspannung ging verstellte Ratbone seine Stimme, um ihr einen gelassenen Klang zu verleihen.


    Ratbone: "Jaja, bin nur gestolpert. Wir schauen noch schnell die Büros durch und kommen dann."
    Corporal Smoke: "Okay, okay, dein Kehlkopf wird ja immer schlimmer, du sollstest weniger rauchen."


    Mit diesen Worten trat der Corporal nach draußen.


    Ratbone: "Verflucht! Das war arschknapp! Was machen wir jetzt?"
    Val: "Das fragst du mich? Vielleicht reumütig gestehen und auf Vergebung hoffen?"
    Ratbone: "Ja, nee...warte ich hab eine Idee."

  • Kapitel XI Die meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten

    Kapitel XI Part 4





    Eilig machte sich Ratbone an der Leiche von Killroy zu schaffen. Vor ihr hockend löste er den Metallhelm von ihrem Kopf, der darunter den blonden Schopf der jungen Frau zum Vorschein brachte. Sie sah nicht einmal hässlich aus, zwar ungeschminkt wie es in Militärkreisen so üblich ist, aber keines Falles unattraktiv. Sein Zögern währte jedoch nicht lange, da der missbilligende Blick von Val ihm förmlich wie ein Messer in den Rücken stach. Leichen zu entkleiden war noch nie die einfachste Übung, denn sie haben immer die Angewohnheit sich möglichst schwer zu machen. Schließlich drehte er sich fast schon hilfesuchend um.


    Ratbone: „Komm schon, hilf mir gefälligst!“
    Val: „Verdammt nochmal, was soll das bitte werden? Du hast gerade die wichtigste Tusse der Bruderschaft erwürgt, sollten wir nicht eigentlich die Beine in die Hand nehmen und so schnell es geht hier verschwinden?“


    Ein Seuftzer von Ratbone war die Antwort auf Vals Fragen, da er für Vorwürfe und Belehrungen allmälig die Geduld verlor. Val legte daraufhin eine fast schon beleidigte Mimik auf und verschränkte die Arme.


    Ratbone: „Wieso solche Eile? Der guten Staff Seargent Eliza Killroy geht es doch ausgezeichnet!“


    Mit einem betrügerischen Grinsen auf den Lippen reichte Bone den Helm der Powerrüstung an Val, die darauf hin sichtlich überrumpelt reagierte.


    Val: „Was? Nein! Das ist doch Wahnsinn!“
    Ratbone: „Überleg doch mal genau! Wir kommen hier doch nie ungesehen raus. Dann lieber gleich den Vorteil nutzen den wir haben. Die wissen noch nicht das wir hier sind!“
    Val: „Nein, nicht schon wieder so eine riskante Scheiße! Wir haben doch gerade erst darüber geredet!“
    Ratbone: „Hey, die Idee ist nicht riskant! Na gut, vielleicht ein wenig, aber wir bekommen das hin!“
    Val: „Ich soll in ihre Rolle schlüpfen und was machst du?“
    Ratbone: „Was wohl? Dir Deckung geben!“
    Val: „Bei was?“
    Ratbone: „Wir nehmen sie einem nach dem anderen auseinander, aber nicht mit bloßer Gewalt sondern mit bloßer Gewalt und Köpfchen!“
    Val: „Das ist bescheuert Bone! Selbst die Sache auf dem Highway ist da vernünftiger.“
    Ratbone: „Vertrau mir! Bisher haben wir doch alles überstanden.“
    Val: „Wie stellst du dir das eigentlich vor? Ich bin noch nie in so einer Rüstung rumgelaufen.“
    Ratbone: „Das ist eigentlich gar nicht weiter schwer.“


    Zweifelnd starrte Val auf den Helm, den sie in ihren Händen hielt. Sichtlich überlegend biss sie sich auf die Unterlippe und untermalte ihre Unschlüssigkeit mit einem hörbarem Ein- und Ausatmen.


    Ratbone: „Du gibst dich als Eliza Killroy aus und trennst die Gruppe so, dass ich sie einen nach dem anderen ausschalten kann.“
    Val: „Ich weiß nicht ob ich so gut schauspielern kann.“
    Ratbone: „Aber sicher kannst du das. Ihre Stimme klang deiner sehr ähnlich.“
    Val: „Und was ist wenn sie uns erwischen? Die machen doch kurzen Prozess mit uns! Das sind gut ausgebildete und trainierte Soldaten und keine Abenteurer oder Raider!“
    Ratbone: „Ja, aber so viele werden das nicht sein.“


    Widerwillig ließ Val die Arme sinken, während Bone wie immer den Kopf schief legte. Diese Geste konnte Val nicht unkommentiert lassen.


    Val: „Jetzt schau mich nicht so an!“
    Ratbone: „Komm Val, sag ja...“


    Fast schon ein wenig frustriert und in die Enge getrieben maulte Val zurück.


    Val: „Also gut, ich werde dir dabei helfen, aber das liegt nicht daran weil ich den Plan so toll finde.“
    Ratbone: „Ich wusste doch ich kann auf dich zählen.“
    Val: „Bild dir nur was drauf ein! Nochmal mache ich das sicher nicht mit.“


    Zusammen zogen sie die Tote blank und stapelten die Teile sorgsam auf dem vermoderten Bürotisch. Es dauerte schon ein kleines Stück bevor man so einen Kampfanzug von einer Leiche abnahm und wieder anzog. Doch gemeinsam schafften sie es. Eilig legte Val ihre Kleidung ab und stand nur noch in Unterwäsche vor dem plötzlich sehr unschlüssigen Ratbone.


    Val: „Schau mich nicht so an! Hast mich noch nie nackt gesehen?“
    Ratbone: „Ja... ähm, ich meine nein! Also nur kurz...“
    Val: „Hör auf zu stammeln, wir haben jetzt keine Zeit dafür. Hilf mir beim anziehen der Rüstung.“


    Vorsichtig schlüpfte Val in die Armlinge, als Ratbone ihr den Brustpanzer anlegte, die Schulterplatten und den Taillenring ausrichtete. Als alles ordentlich saß, folgte darauf die Einhängung der Ober- und Unterarmpanzerung an den jeweiligen Armen. Ratbone stellte die Stiefel auf, während Val sich sichtlich ungelenk in die Beinpanzerung quetschte. Er nahm ihre Hand um sie zu stützen, damit sie in die Stulpen schlüpfen konnte. Zuletzt folgte eine letzte Ausrichtung der Beinschnallen und schon stand Val in einem sehr körperbetonten Kampfanzug vor Ratbone.


    Ratbone: „Das sieht doch schon ganz gut aus. Aber wir sind noch lange nicht fertig. Setz den Helm auf Val.“


    Schweigend folgte sie seiner Anweisung und zog den Helm über ihre rote Mähne. Der Blick durch die massive Visirstruktur des Helmes war sichtlich ungewohnt. Plötzlich tat sich was in der Elektronik. Ratbone hatte wohl die Brennstoffzelle reaktiviert und die Hydraulik aus dem Ruhezustand gelöst.


    Val: „Was machst du da?“
    Ratbone: „Die Kiste einschalten und auf dich einstellen.“
    Val: „Das bedeutet?“
    Ratbone: „Genieße ein Wunderwerk der Technik! Diese Powerrüstungen sind passiv intelligent.“
    Val: „Aha und was bedeutet das?“
    Ratbone: „Der Anzug misst beispielsweise deine Lebensfunktionen, wie Körperwärme, Pulsschlag oder Atmung. Außerdem ermöglicht dir die feine Sensorik, mit Gelbereich unter den inneren Platten, extrem feine Motorik. Du hast sogar eine automatische Geh- und Gleichgewichtshilfe die sich an jeder Körperzone individuell anpassen kann. Also sogar mit Oberweite Doppel G sitzt der Anzug perfekt.“
    Val: „Sehr witzig Bone!“


    Ratbone überhörte diesen Kommentar, da er sichtlich in seinem Element der technischen Spielerei war.


    Ratbone: „Die Automatik hilft dir dabei die Bewegungen mit der Schwerkraft auszugleichen, so dass du mit dem Anzug nicht umfällst.“
    Val: „Ich kann unter dem Helm fast nichts sehen!“
    Ratbone: „Tja, jetzt weißt du auch warum ich lieber schwere Waffen bevorzuge.“


    Zufriedend grinsend betrachtete Ratbone die ersten Armbewegungen die Val mit der Rüstung unternahm.


    Ratbone: „Gut so, jetzt nimm das Lasergewehr und geh ein paar Schritte!“


    Während Ratbone hastig ihr Kleidung einpackte, tat Val was er ihr sagte und wahrlich sie lief in der Rüstung so als ob sie damit geboren wurde.


    Ratbone: „Das ist gut, du kommst mit dem Gerät schon richtig gut aus.“
    Val: „Also wirklich so schwer ist das gar nicht.“
    Ratbone: „Überschätz...“


    Plötzlich wurden die beiden unterbrochen. Es war der Soldat von vorhin, der jetzt allerdings schon in einer bedrohlicheren Pose da stand, begleitet von einem zweiten Blecheimer, dieser blieb einen Meter zurück. Beide waren schwer bewaffnet und so schluckten Val und Ratbone erst einmal schwer, weil sie befürchteten sie hätten etwas von ihrem Gespräch mitbekommen


    Corporal Smoke: „Seid ihr beiden denn immer noch nicht fertig?“
    Val: „Ähh, entschuldige... wir dachten nur wir hätten was gefunden.“


    Ratbone schwieg, nickte aber zustimmend.


    Corporal Smoke: „Verdammt, mir geht Captain Grinder mit seinem arroganten Rumgeplärre auch auf den Sack. Ich bin auch der Meinung, dass man es gleich richtig machen sollte, aber er will eben vor Einbruch der Dunkelheit im Lager sein. Jetzt kommt, ich helfe euch auch tragen, bevor er noch ganz stinkig wird.“


    Der andere Soldat der Bruderschaft trat einen Schritt näher.


    Corporal Rageworth: „Spar dir das Geheule, wir führen hier Befehle aus.“


    Instinktiv stellten sich Val und Bone so auf, dass die beiden Kerle die Leiche in der Ecke nicht sehen konnten. Corporal Smoke blieb still, drehte aber einen kurzen Augenblick später fragend den Kopf.


    Corporal Smoke: „Ihr habt wohl gar nichts zum tragen?“
    Val: „Nein, weil... ähm... weil wir nichts gefunden haben! Nur Schrott wisst ihr?“
    Corporal Smoke: „Alles in Ordnung mit dir Eliza? Hat dich der Sturz in den Kanalschacht heute früh doch etwas mitgenommen?“
    Val: „Ja... möglich wärs...“
    Corporal Rageworth: „Jetzt hört doch mal auf mit dem Palaver, wir sind hier schließlich im Dienst! Da redet man den Staff Seargent auch nicht mit Vornamen an!“


    Mit dieser donnernden Aussage fiel die Paralyse, die Val bisher blockierte und sie realisierte, dass sie den Zweien gegenüber ranglich höher stand.


    Val: „Genau! Also hören wir auf zu schwatzen und machen unseren Job!“
    Corporal Rageworth: „Ja Ma'am, machen wir das wir zu Captain Grinder kommen.“


    Innerlich konnte sie fluchen, sie saßen in der Falle und waren jetzt wie Vieh auf dem Wege zum Schlachter.

  • Kapitel XI Die meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten

    Kapitel XI Part 5





    Ratbones Hirn war am Rattern. Die Rechnung wollte und wollte nicht aufgehen. Einer weg, zwei dazu. Er wusste dass wenn sich alle draußen versammelten sein hastig zusammengereimter Plan zum Scheitern verurteilt war. Zu allem Übel marschierte auch noch Rageworth vor und Smoke hinter ihnen. Val würde wohl so schnell nicht auffliegen, eigentlich ging es ja nur um seinen Hals. Die Gruppe näherte sich dem Ausgang, nachdem sie die Abfüllhalle und weitere Büros passiert hatten. Zu allem Überfluss konnte Corporal Smoke seine Klappe nicht halten, der Junge hatte schlicht ein Problem mit Befehlsstrukturen.


    Corporal Smoke: "Hey Viper, warum bist du so still?"
    Ratbone: "Was? Hä?"
    Corporal Smoke: "Jetzt tu nicht so, ich weiß was los ist!"


    Ratbones Herz setzte für einen Schlag aus, als Smoke im Flüsterton fortfuhr.


    Corporal Smoke: "Ich hab schon mitbekommen, dass du ein Auge auf Killroy geworfen hast. Also streite es ja nicht ab."


    Da hatte er nicht mal ganz Unrecht, also irgendwie...


    Ratbone: "Was soll ich darauf sagen?"
    Corporal Smoke: "Hehe, garnichts. Ich glaube nur das wird nichts, obwohl ich es dir absolut gönnen würde."
    Ratbone: "Ach, lass das einfach!"
    Corporal Smoke: "Hey, kein Grund gleich sauer zu sein. Jeder verliebt sich irgendwann mal unglücklich."


    In Ratbones Kopf spielten sich gerade dutzende Szenarien ab, Smoke durch den Fleischwolf zu drehen war eine davon, eine andere ihm einen Knoten in die Zunge zu drehen oder vielleicht doch wieder irgendwas mit einer Atombombe?


    Corporal Smoke: "Ich mein, selbst wenn du sie dazu bekommst ist da immernoch ihr Vater. Sie wird ja nicht mal seinen Anforderungen gerecht, obwohl sie es immer wieder versucht und wohl auch mehr geleistet hat als jeder Einzelne von uns."
    Ratbone: "Jaja, hab schon verstanden."
    Corporal Smoke: "Lass mich ausreden! Glaubst du wirklich der Alte als Schwiegervater würde eine tolle Figur abgeben? Verdammt der kastriert dich."
    Ratbone: "Das wird schon nicht so schlimm werden."
    Corporal Smoke: "Ha, glaubst du!"
    Ratbone: "Notfalls leg ich ihn halt um."
    Corporal Smoke: "Hahaha, das hab ich jetzt nicht gehört."


    Die Gruppe übertrat die Schwelle raus zum Hof und man hörte schon von Weiten lautes militärisches Offiziersgebrülle. Jetzt hielt sogar Smoke die Luft an, das dürfte dann wohl Captain Grinder sein. Äußerlich unterscheidete er sich vom Rest der Truppe nicht. Doch die Offiziersabzeichen auf seinem Schulterpanzer und der herrische Ton reichten locker aus um ihn als Anführer zu erkennen.


    Captain Grinder: "...was soll das heißen, da drin ist nichts?"
    Corporal Vega: "Ich... ich...."
    Captain Grinder: "Hören Sie gefälligst auf zu stammeln!"
    Corporal Vega: "Ja, Sir!"
    Captain Grinder: "Also? Ich will Antworten!"
    Corporal Vega: "Also... wie sie ja bereits wissen musste ich den Hauptspeicher kurzschließen um an die Saveelektronik zu kommen."
    Captain Grinder: "Ja und weiter?"
    Corporal Vega: "Die Kalibrierung des Ganzen hat eben die 3 Stunden gefressen und das Ding ist auch offen, nur..."
    Captain Grinder: "Nur was?"
    Corporal Vega: "Der Save ist leer. Da war nichts drin, Sir."
    Captain Grinder: "Gottverdammter Mist, sagten Sie nicht, da dürfte mit Sicherheit Technologie drin sein? Was glauben Sie wie blöd ich jetzt da stehe? Ich habe vom HQ extra den Tech-Kit geordert und muss denen jetzt beichten, dass wir nur Zeit und Ressourcen verschwendet haben!"
    Corporal Vega: "Ich... ich weiß Sir"
    Captian Grinder: "Ach Sie wissen es! Sie wissen es..."


    Unschlüssig standen die vier nun in Reihe und Glied auf dem Hof. Jeder nervöser als der andere. Ratbone sah aus dem Augenwinkel, dass Rageworth Val anstubste.


    Corporal Rageworth: "Jetzt tun Sie doch was Ma´am."
    Val: "Ich?"
    Corporal Rageworth: "Ja auf Sie hört er vielleicht. Vega trifft doch in dem Fall keine Schuld."
    Val: "Aber wie..."
    Corporal Rageworth: "Wir sind immerhin vollzählig und warten auf Befehle."
    Val: "Stimmt Corporal. Ich kanns ja zumindest mal versuchen."


    Zögernd trat Val einen Schritt vor.


    Val: "Sir! Wir sind vollzählig und abmarschbereit!"
    Captain Grinder: "Sehen Sie nicht, dass ich gerade beschäftigt bin, Staff Sergeant?"
    Val: "Doch, nur..."
    Captain Grinder: "Was nur? Drehen hier gerade alle durch oder wie?"
    Val: "Corporal Vega trifft in diesem Fehlschlag keine Schuld, Sir. Es wäre fataler für unsere Sache gewesen diesen Hinweis zu ignorieren."
    Captain Grinder: "Habe ich Sie nach ihrer Meinung gefragt?"


    Innerlich jubelte Ratbone schon fast. Hahaha, die können nicht zählen!
    Das Ganze würde wohl auch ohne Schießerei funktionieren. Zu früh gefreut! Von Hinten trat ein weiterer Bruderschaftssoldat an die Gruppe heran. Ratbone schluckte laut hörbar.


    Corporal Viper: "Hey Smoke. Hier steckst du ja, hab schon überall nach dir gesucht."
    Corporal Smoke: "Was zum..."


    Blitzartig zogen alle ihre Waffen und drehten sich zu dem Neuankömmling um.


    Corporal Viper: "Hab ich was Falsches gesagt?"
    Captain Grinder: "Verdammt das wird ja immer besser hier! Ich nehm 5 Leute mit und komm mit 6 Mann wieder! Schön hoch die Flossen du Betrügerschwein!"
    Corporal Viper: "Hey was soll das?"


    Ohne das es jemand bemerkte und auch den Aufruhr ausnutzend, zog sich Ratbone langsam ein paar Schritte vom Geschehen zurück. Es lagen nun zwischen ihm und der Meute bereits 5 Meter und weitere 10 müsste er gehen um in die schützende Sicherheit des Colafabrikgebäudes zu kommen. Während der Spürtrupp der Bruderschaft weiter diskutierte hatte zum Glück wohl noch niemand das plumpe Gleisgewehr in seinen Händen bemerkt.


    Captain Grinder: "Nur damit Sie es wissen Söhnchen. Mit der Bruderschaft spaßt man nicht. Also entweder sie legen jetzt die Waffe nieder und geben sich zu erkennen oder sie werden unsere volle Schlagkraft zu spüren bekommen!"
    Corporal Viper: "Aber Captian Grinder, ich bin doch einer von ihnen."
    Captain Grinder: "Maul halten und mach das was ich gesagt habe!"
    Corporal Viper: "Schon gut, schon gut."


    Langsam legte er sein Lasergewehr auf den Boden, trat etwas von der Waffe zurück und nahm gewollt umständlich seinen Helm ab. Als die Anwesenden erkannten, dass es sich um den echten Corporal Viper handelte, visierte plötzlich jeder jeden an.


    Captain Grinder: "Stop! Stop! Kein Grund zur Panik! Viper heb dein Gewehr auf! Rageworth du bist dran!"
    Corporal Rageworth: "Ist doch nicht wahr..."
    Captain Grinder: "Mach jetzt!"


    Und wieder zwei Schritte weiter entfernt. Der Ausweg war zum Greifen nah. Jetzt bloß nichts überstürzen.


    Corporal Smoke: "Captain, schau mal da!"
    Captain Grinder: "Klappe Smoke!"
    Corporal Smoke: "Nein, der da will abhauen und die Knarre hab ich auch noch nie gesehen."
    Ratbone: Ich? Nein, niemals! Ich steh nur nicht so auf Laserverbrennungen."


    Mit einem beherzten Sprung, begleitet vom Zischen der Hightechwaffen war Bone in der Deckung. Grinder hatte nicht gelogen, die Regulatoren waren schon immer ein Witz gegen diese Zinnsoldaten der Bruderschaft gewesen. Robbend kreuchte er durch die kleine Nebentür der Garage.


    Ratbone: "Hey, Grinder! Fang mich doch!"


    Mit diesen Worten verschwand er im Inneren der Anlage.

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 1







    Der sichtlich angesäuerte Captain der Bruderschaft kochte nur so vor Wut, als er die spottenden Worte von Ratbone vernahm. Auch wenn er seinen Helm noch trug, hätte wohl ein Blinder darauf kommen können, dass der Kerl Schaum vor dem Mund hatte! Solcherlei Hohn nahm er wohl sehr persönlich.


    Captain Grinder: "Argh, verdammt! Feuert weiter! Ich werde diesen Bastard persönlich ausweiden!"


    Nachdem noch einige ungenaue Salven ihr Ziel verfehlten, hob Grinder die Hand.



    Captain Grinder: "Feuer einstellen!"
    Corporal Vega: "Er ist weg! Sollen wir ihn verfolgen?"
    Captain Grinder: "Natürlich verfolgen wir das Schwein! Ich lasse nicht zu, dass irgendein Möchtegernsoldat mit einer Powerrüstung im Ödland rumspaziert und der Bruderschaft so auf der Nase herum tanzt!"


    Eine kurze Pause entstand, als Grinder mit aller Kraft seinen Ärger herunterschluckte und endlich wieder anfing wie ein Militär zu denken. So als ob er auf Nummer sichergehen wollte, blickte er über seine Mannschaft. Dann nickte er unbewusst, un sich so wohl selber zu sagen, dass der Trupp auch vollzählig war. Danach verteilte er im zackigen Befehlston seine Taktikanweisungen.


    Captain Grinder: "Zwei Gruppen! Vega und Smoke kommen mit mir! Wir folgen dem Drecksack. Der Rest geht mit Killroy und schneidet ihm den Weg ab! Wir nutzen die zahlenmäßige Überlegenheit aus und nehmen den Kerl in die Zange!"


    Während er den Plan noch durch den Helm donnerte, sinnierte Val bereits innerlich. Wunderbar, du kannst mit der Rüstung noch nicht mal hundertprozentig sturzfrei laufen und jetzt ist schon die Treibjagd auf deinen Liebsten eröffnet! Und als ob das noch nicht genug wäre, bekommst du auch noch zwei feindliche Mülleimer unter dein Kommando gestellt, obwohl du von Militärtaktiken nicht wirklich Ahnung hast. Im Gedanken fluchte sie bitterlich. Toller Plan Ratbone, ganz toll!


    Die Truppen teilten sich, Grinder mit seinen zwei Soldaten im Laufschritt hinter Bone her und Val mit dem Rest durch einen Nebeneingang eine Etage darüber. Val schritt vor, nicht weit hinter ihr Ragewort und Viper. Da sie besonders hart und militärisch wirken wollte trat sie die Eingangstüre auf, die unter der Kraft der Rüstung sofort nach gab. Vor ihnen offenbarte sich im Dämmerlicht eine alte verfallene Industriehalle, die mit allerlei grober Technik vollgestellt war. Fließbänder, Kessel, Leitungen, alles im romantisch postapokalyptischen Rostrot. Der Raum reichte mindestens 30 Meter hoch, doch ging er bestimmt nochmal so tief nach unten. Genau erkannte man es nicht, da es im Erdgeschoss recht finster wurde. Das Hallenkonstrukt wurde an verschiedenen Punkten mit Stahlträgern stabilisiert und dort wo es wichtig erschien reichten metallerne Laufstege und Treppenaufstiege hin und her. Grinder hatte leicht reden. Die Fabrik glich einem lebensgefährlichen Labyrinth. Auch ohne den Zwang jemanden zu verfolgen, konnte der Ort zu einer Todesfalle werden. Man musste bei dem ganzen Schrott nur irgendwo falsch drauftreten oder an irgendeiner Stelle gab etwas nach und man fiel unweigerlich in die Tiefe! Val konnte sich eine entäuschendes
    Aufstöhnen nicht verkneifen.


    Val: "Ohje..."
    Corporal Viper: "Ja Ma'am, das kann wirklich lustig werden..."
    Corporal Rageworth: "Befehle?"


    Nachdem sie ihre Angst herunter geschluckt hatte, realisierte sie die Situation erst richtig. Die Sache war eigentlich ziemlich gut. Immerhin hielten die zwei Trottel sie immer noch für ihre Vorgesetzte und würden jeden noch so schwachsinnigen Befehl blind ausführen. Sie musste einen der Kerle
    nur dazu lenken irgendwie umzukommen. Den anderen könnte sie dann auch so erledigen. Hier irgendwie zu sterben kann doch nun wahrlich nicht so schwer sein.


    Val: "Wir gehen dort lang, die Metalltreppe nach oben! Sie gehen vor, wir folgen!"


    Sie deutete mit einer Bewegung des erbeuten Lasergewehres auf Rageworth.


    Corporal Rageworth: "Jawohl!"
    Val: "Passen Sie auf wo sie hintreten!"
    Corporal Rageworth: "Ja Ma'am!"


    Die Antwort konnte man auch irgendwie ironisch sehen. Val hatte beschlossen, dass es wohl am Effektivsten war den Trupp nach oben zu lotsen. Logischerweise hätten sie von dort aus guten Überblick und außerdem wäre zunehmende Höhe vielleicht gar nicht mal so verkehrt für einen vorhergesehenen Unfall.


    Die Gruppe bewegte sich also sorgsam die rostigen Stufen der Metallstiege hinauf. Die Stiefel der
    Rüstungen klangen dumpf auf dem Stahl und das geräuschvolle Biegen der gesamten Baute ließ die Szenerie gruseliger ächzen als man erwarten würde. Rageworth ging sehr behutsam vorraus. Er war wohl einer der erfahrensten Leute unter Grinders Kommando, hatte wohl schon viele Außeneinsätze, vielleicht auch in ähnlichem Terrain. Viper blieb hinter Val schweigsam, er atmete jedoch schwer und deutlich hörbar. Vielleicht war das ebem seine Art mit dem Stress umzugehen, vielleicht aber hatte er auch einfach nur Angst abzustürzen. Val wusste es nicht genau. Doch innerlich überlegte sie wen sie von den beiden als Erstes ausschalten würde.


    Langsam erreichten sie die letzte Treppenbiegung und damit den obersten Steg in der überdimesional großen Fließbandhalle. Der Weg ging jetzt geradwegs auf einen Kontrollraum zu, der durch ein haltendes Stahlbetongerüst wie in die Halle eingelassen wirkte. Das Geländer war rechts lückig und brüchig! Der perfekte Ort! Konzentriert schritt Rageworth weiter auf den Raum zu. Sein Blick war starr und richtete sich über den Lauf seines Gewehrs, dass er im Anschlag vor sich führte. Val blieb hinter ihm, während Viper nach hinten Deckung gab. Leise flüsternd gab sie den Befehl.


    Val: "Sichern!"


    In diesem Augenblick stürmte Rageworth los und gab den entscheidenden Spielraum für Val ihr teuflisches Werk zu vollbringen. Während er militärisch den Raum säuberte gab Val Viper einen kräftigen Stoß. Viper erschrack durch diesen unvorhersehbaren Kontakt völlig und verlor das Gleichgewicht. Doch es verlief nicht ganz glatt. Er ruderte unkontrolliert mit den Armen und ein panischer Griff ans verrostete Geländer ließ ihn taumeln. Im Affekt krallte er sich an der Rüstung von Val fest und fand so kurzzeitigen Halt. Unter einem Schrei fiel er nun rückwärts nach hinten und zog die Rothaarige mit sich. Val und auch Viper schrien vor Angst, doch alles ging so schnell. Viper konnte sich nicht festhalten und stürzte in einer schier endloswirkenden Halbdrehung in die dunkle Tiefe. Einige Sekundenbruchteile später ließ ein lauter Knall vermuten, dass er wohl den Boden der Halle gefunden hatte. Val jedoch konnte sich mit der rechten Hand an einer Gitterplatte festhalten und baumelte nun um ihr Überleben.


    Val: "HILFE!!!"


    Rageworth, der sich durch den ganzen Krach sofort umdrehte eilte zu Hilfe. Er hechtete förmlich zu Val und packte sie am Brustpanzer. Mit einem wuchtigen Zug und all seiner Kraft riss er Val vom Abgrund nach oben.


    Corporal Rageworth: "VERDAMMTE SCHEIßE!!!"


    Val atmete nur schwer auf. So sehr erschrocken hatte sie sich noch nie. Eigentlich sollte der dämliche Zinnsoldat wie eine Eins runterfallen und mit dem Kopf zuerst ein hübsches Loch in den Erdboden rammen. Diesen Plan hätte sie jetzt fast mit ihrem Leben bezahlt und zu allem Überfluss bekam sie dieses auch noch von ihrem potentiellen zweiten Opfer gerettet.


    Corporal Rageworth: "Alles in Ordnung Staffsergeant?"
    Val: "Ja, d-d-danke..."


    Ihr Worte waren nur noch Gestammel, sie verlor absolut die Fassung und spürte die Panik noch in ihren Gliedern. Rageworth stand währendessen auf und schaute äüßerst besorgt hinab in die Dunkelheit, gab ihr aber Zeit sich zu sammeln.


    Corporal Rageworth: "Was ist passiert?"
    Val: "Ich weiß nicht genau."


    In dem Moment schnaufte sie nochmals tief durch und setzte sich auf. Blitzschnell ließ sie sich eine plausible Erklärung einfallen und ihre Fassade baute sich blitzartig wieder auf, als sie anhob.


    Val: "Er verlor das Gleichgewicht.Ich wollte ihn festhalten, doch es war zu spät! Anstatt ihn zu halten zog er mich fast mit darunter!"


    Ha, gut gelogen, dachte sie für sich. Den Köder musste er doch einfach schlucken.



    Corporal Rageworth: "Kacke, Viper dieser Trottel! So einen Sturz überlebt man nicht!"
    Val: "Bedauerlich, aber wir müssen weiter, Grinder zählt auf uns. Wir können nichts mehr für ihn tun.."
    Corporal Rageworth: "Ja Ma'am!"


    Langsam rappelte sich Val in ihrer Powerrüstung wieder auf. Vorsichtig griff sie nach ihrem Gewehr. Einer tot, blieben noch fünf...

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 2





    Das war wirklich knapp, ein paar Meter weniger und Ratbone wäre wie ein Sieb zerlöchert wurden. Obwohl er ganz genau wusste, dass man diese Berufssoldaten lieber nicht provozierte, ertappte er sich dabei, dass ihm dieses Katz-und Mausspiel jetzt schon Spaß bereitete, zu mal er ja noch Val als Joker in der Rückhand hielt. Jetzt musste man nur noch durch geschicktes Taktieren, am Besten in Form eines Kinderabzählreimes, bei dem am Ende immer weniger Leute übrig bleiben, die Gegner ausknipsen.


    Ratbone lief eilig durch die immer dunkler werdende, rötlich schimmernde Fabrikruine, er schlug zwei Haken und schlängelte sich durch die riesige Maschninenanlage, um so ein möglichst schwer zu treffendes Ziel darzustellen. Hinter einem heruntergekommenen Gabelstapler machte er kurz Halt und suchte Deckung. Er atmete durch, verhielt sich ruhig und lauschte den umliegenden Geräuschen. Wie zu erwarten legte die Bruderschaft des Stahls keinen großen Wert auf leises Heranpirschen. Der Knall einer eingetretenen Tür war zu hören, gefolgt von schweren Rüstungen im Laufschritt. Er bemerkte, dass der Feind sich aufgeteilt haben musste, denn er machte über sich einige schemenhafte Gestalten aus. Die Frage war jetzt nur, wer von denen war Val. Es wäre wirklich großes Pech wenn er sie versehntlich in dieser Todesfalle aus Schrott und Dreck umlegte. Deswegen nahm er sich vor lieber genau hinzuschauen, bevor er einen Schuss abgab. Er baute darauf, dass die Bruderschaft wohl genauso dachte. Ein heller Aufschrei riss ihn aus seinem ordnenden Gedankengang, kurz darauf landete mit einem dumpfen metallischen Scheppern ein Körper direkt auf seiner Deckung. Der erste Schreck legte sich, als er bemerkte, dass die Statur der Leiche nicht zu Val passte. Wiedereinmal zu sich selbst flüsternd ging er sein weiteres Vorgehen durch.


    Ratbone: "Okay, Val ist also oben... Das heißt die Jungs im Erdgeschoss kann ich problemlos zum Teufel schicken."


    Mit einer schnellen Drehung und erneutem Laufschritt wechselte er seine Deckung, um so einen besseren Überblick über das Geschehen zu erlangen. Keine Gegenfeuer! Die herrschende Dunkelheit erwieß sich als klarer Vorteil. Zu dem hatten Grinder und seine Leute das Abendlicht im Rücken. Ausreichend Vorteile für einen erfahrenen Jäger wie ihn. Seine Ausgangsposition war perfekt. Vor ihm Einsicht über die komplette Breite des Raumes und hinter ihm ein schmaler Gang, der sogar noch durch ein verdrecktes Plastikschild als Notausgang deklariert wurde. Ratbone verhielt sich weiterhin ruhig und wartete auf die hereinstürmenden Gegner.


    Die eiligen Schritte verstummten, überall Stille. Das Kommando der Bruderschaft hatte wohl doch erkannt lieber vorsichtig mit der Situation umzugehen.
    Ja, sie taten richtig daran lieber schön langsam hier reinzumarschieren...
    Im Moment größter Konzentration war Ratbone plötzlich klar warum sich die Blechmänner nicht auf ein ungeordnetes Gefecht einließen. Das Mündungsfeuer ihrer Laserwaffen würde hier im Halbdunkel wie eine Reklametafel leuchten. Sein Gleisgewehr hingegen war weit weniger als eine gängige Projektilwaffe, allerdings wohl kaum weniger wirksam. Es würde ihm gelingen können, trotz der relativ hohen Durchladezeit mehrere Schüsse unentdeckt auf seine Verfolger abfeuern zu können, man musste sie nur richtig platzieren. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er durch das Visier seines Helmes und spannte dabei mehrmals prüfend den Hahn seiner Waffe bis kurz vor dem Abzugspunkt.
    Ratbone war überascht, Stimmengemurmel zu hören.
    ...von wegen Elitesoldaten!


    Corporal Smoke: "... liegt einer!"
    Corporal Vega: "Meinst das ist dieser Penner?"
    Corporal Smoke: "Glaub ich nicht, sieht eher aus wie Viper."
    Corporal Vega: "Scheiße!"
    Captain Grinder: "Könnt ihr mal die Schnauze halten und professionell vorgehen?! Ist ja nicht auszuhalten mit euch Amateuren!"
    Corporal Smoke: "Ist ja schon gut Captain."
    Captian Grinder: "Sprech ich Chinesisch? Ich sagte Fresse halten! Der weiß jetzt mit Sicherheit wo wir uns befinden."


    In einer anderen Situation hätte Bone wohl genau jetzt lauthals losgelacht, doch momentan begnügte er sich damit in seinen Helm zu grinsen und leise vor sich hinzukichern.


    Ratbone: "Oh ja, ich weiß ganz genau wo ihr Schwachköpfe euch befindet! Kommt schon, dann mach ich einmal Powpow und schon kann sich einer von euch zu Viper legen."


    In diesem Moment bemerkte er eine Bewegung am hintersten Ende des Raumes. Klar, einfache Zangentaktik!
    Zu Schade, dass ihnen in dieser Situation ein Kreuzfeuer nichts nutzen würde...
    Ratbone legte sachte an. Er verschmolz geradezu mit seiner, für einen Laien wohl ziemlich plumpen, Waffe. Das musste er auch, denn so viele Vorteile wie er auch auf der Hand hatte, dieser Schuss war nicht einfach. Er hielt die Luft zum Zielen an. Das Zischen des ausgewurfenen Metallbolzens hallte wie ein bedrohliches Echo in der riesigen Anlagenhalle. Der Metallpfeil traf! Ein schmerzverzerrter Schrei war zu hören, gefolgt davon, dass sich der getroffene Soldat hinter einen Stapel umherliegender Paletten stürzte.


    Corporal Smoke: "Verdammt, tut das weh!"
    Captian Grinder: "Smoke, Status!"
    Corporal Smoke: "Ach, mir gehts gut, es steckt nur ein 15 cm langer Zelthering in meinem Oberschenkel..."
    Captian Grinder: " Smoke, du..."
    Corporal Smoke: "Wie das blutet, Scheiße!"
    Captian Grinder: "Smoke, du sollst die Klappe halten und mir zuhören! "
    Corporal Smoke: "Ich, argh verdammt!"
    Captian Grinder: "Ruhe bewahren!"
    Corporal Smoke: "Oh ja, toll!"


    Was für eine Heulsuse, dachte sich Ratbone, wohlwissend was Grinder als nächstes tun wird. Ratbone sprach wieder zu sich selbst. Das beruhigte ihn irgendwie.


    Ratbone: "Okay Grinder, an deiner Stelle würde ich jetzt den Nächsten verheizen in dem ich ihn hinter den Holzstapeln da drüben auf die andere Flanke schicke, um... Oh da ist er ja schon!"


    Wieder war das Zischen des Bolzenschussgerätes zu hören, aber diesmal zielte Ratbone ein wenig höher. Der Schuss war um einiges einfacher, da sein Gegner fast genau auf ihn zu lief. Ein schmatzender Knall war zu hören als das Projektil Vegas Helm mitsamt des Kopfes buchstäblich zerfetzte. Der Bruderschaftssoldat torkelte kopflos noch einige Meter, nur um dann im offenen Bereich der Werkshalle in einer spritzig blutigen Drehung zu kollabieren. Obwohl, er eigentlich nicht der große Fan von solcherlei Sauereien war, erfüllte dieser Volltreffer Ratbone doch mit ein wenig Stolz.
    Was wohl Val zu diesem Headshot zusagen hatte?
    Er verdrängte den Gedanken. Jetzt war es Zeit Grinder ein bisschen zu provozieren.


    Ratbone: "Hey Grinder! Wie bist du denn die Karriereleiter raufgefallen? Deine Handlanger werden ja wirklich wie Stechmücken zermatscht!"


    Keine Antwort.


    Ratbone: "Ach komm schon, ich weiß das du mich hören kannst. Jetzt sag doch mal wo man soviel operatives Versagen erlernen kann. Ich bin nämlich verdammt neugierig."


    Der Spott zeigte nun endlich seine Wirkung. Das lag wohl vorallem daran, dass Grinder es überhaupt nicht mochte, wenn man sich über ihn als Soldaten und Befehlshaber lustig machte.


    Captain Grinder: "Dafür wirst du bezahlen!"
    Ratbone: "Jaja, wirf es in die Ablage der anderen unbezahlten Rechnungen."


    Sein gekränktes Ego entwickelte langsam Lautstärke.


    Captain Grinder: "Das ist mein Ernst, ich mach dich fertig und wenn es das Letzte ist was ich tue!"
    Ratbone: "Oh, jetzt werden wir aber ziemlich persönlich! Versteh mich nicht falsch. Ich hab nichts gegen dich. War halt alles bloß schlechtes Karma und noch schlechteres Timing."
    Captian Grinder: "Spar dir dein Geschwätz, noch ist es nicht vorbei!"
    Ratbone: "Einer der bis zum Schluss kämpft, gute Einstellung. Ansonsten nochmal als Erinnerung, fang mich doch!"


    Ratbone wusste, es war Zeit die Deckung zu wechseln. Geduckt zog er sich zurück, nur um festzustellen, dass sein zu Recht gelegter Fluchtweg durch einige herabgestürzte Träger versperrt war. Er verfluchte seine Fahrlässigkeit innerlich. Verzweifelt schaute er sich um. Ein Alternativweg musste doch zu finden sein. Viel war dort nicht zu machen. Entweder er rannte genau auf Grinder zu, was bei der überlegenen Feuerrate des gegnerischen Lasergewehres reiner Selbstmord wäre oder aber er nahm das Risiko auf sich ohne Deckung quer vor einem rostigen Sicherungsgeländer auf die andere Seite zu flüchten. Beides keine wirklich einfallsreichen Ideen, allerdings erschien ihm Zweiteres als sinnvoller, da Grinder schneller reagieren müsste, um ihm den Gar auszumachen. Er sprintete los, doch es war zu spät. Ihm war gerade ein kapitaler Fehler unterlaufen.

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 3



    Fadenscheinliche Ruhe lag im Gebäude, was dazu führte, dass man zwangsweise auch kleinste Geräusche registrieren musste. Währendessen verdunkelte die absinkende Dämmerung zunehmends die verwinkelten Ecken der Fabrik. Der Ort begann langsam vom Zustand unbehaglich in unheimlich überzutreten. Davon nicht beeinflusst bahnten sich Rageworth und Val ihren Weg weiter durch das Obergeschoss der Stahlruine. Reden war fehl am Platze, da die Position nicht verraten werden sollte. Die Kommunikation beschränkte sich also auf simple militärische Handzeichen. Abwechselnd deckten sie sich durch das unwegsame Terrain. Die Rothaarige kam schnell mit dem Prinzip klar und erhob so auch nicht das leiseste Anzeichen nicht zur Bruderschaft zu gehören. Im Grunde war die Vorgehensweise schlüssig und zudem recht simpel. Eigentlich schade, dachte sich Val, die Bruderschaft als Arbeitgeber wäre irgendwie ein sinnvollerer Zeitvertreib als als Raider Reisende auszuplündern, als Abwassertechniker in Megaton ein marodes Wassersystem zusammenzuflicken oder als flüchtiger Verbrecher sich ständig und überall verstecken zu müssen. Innerlich schüttelte sie den Gedanken ab, um nicht abgelenkt zu sein. Ihr Blick fiel kurz auf ihren getäuschten Kameraden. Schon seltsam Vertrauen auf Leben und Tod zu schenken und in sein Verderben zu laufen. Doch so einfach war es jetzt nicht mehr. Ihre Menschenkenntnis befand, dass die Sache in ihrer Entwicklung einen erheblichen Haken mit sich brachte. Rageworth war zwar getäuscht, aber nach dem Absturz seines Blecheimerfreundes in zweierlei Hinsicht aufmerksamer. Erstens neigen Soldaten zu Kameradschaft, also würde er wohl in seiner Entschlossenheit jetzt alles tun den sinnlosen Tod seines Kameraden zu rächen und er wird auch verinnerlicht haben in seiner Vorgehensweise das baufällige Terrain zu beachten. Als zweites verlangte dieses militärstrategische Vorgehen auf einem komplizierten Schlachtfeld wie diesem höchste Konzentration. Rageworth, so war Val klar, war ein erfahrener Frontkämpfer, der offensichtlich wusste was er tat und genau da lag das Problem. Eine zweite passende Gelegenheit ihn kaltblütig um die Ecke zu bringen würde also wahrscheinlich ausbleiben, da er vorsichtiger und konzentrierter agierte. Zudem würde er wohl auch noch ein wachsames Auge mehr auf Val, der Eliza Killroy in spe, werfen als er es normalerweise tun würde. Verständlich, noch jemanden durch einen vermeidlichen Fehltritt zu verlieren wäre zu tragisch. Also würde es nicht klappen ihn einfach umzulegen. Es wäre zu riskant.
    Nach der nächsten finsteren Biegung liefen zwei rostige Stege zusammen und führten den einzigen Weg wieder hinab nach unten. Der Szenerie sah aus wie ein Eingang in ein düsteres Grab. In geduckter Haltung näherten sich die beiden. Plötzlich waren Schreie zu hören, dazu Schüsse, metallerne Geräusche und undeutliches Gerede und Gebrülle. Eines wurde den beiden blitzartig klar. Viper war wohl nicht das einzige Opfer, doch die Erkenntnis daraus war für beide unterschiedlich. Rageworts Anspannung nahm wegen der wohl höheren Verluste zu, während Val Sicherheit gewann. Auf Ratbone war eben Verlass, er hat die Anzahl der Feinde wohl schon merklich dezimiert. Ein trotziges Schnaufen und darauffolgendes Zähneknirschen drangen aus dem Helm von Rageworth und dies bestätigte ihren Verdacht Jetzt brach Val auch das Schweigen, da sie wusste wie der Plan weiter gehen würde. Der Zeitpunkt war ideal für den nächsten Zug in diesem perfiden Spielchen um Leben und Tod.


    Val: "Beruhig dich Rage!"


    Ihr kamen plötzlich Zweifel ob sie sich mit dieser persönlichen Anrede nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte oder ob die echte Killroy überhaupt diesen Spitznamen gewählt hätte. Doch Rageworths Reaktion ließ darauf schließen, dass dieser kameradschaftliche Ton wohl doch genau die richtige Wahl gewesen war. Gut nur das man Hitzewellen und Gestik bei so dreistem Lügen unter einer Rüstung nicht sehen kann.


    Corporal Rageworth: "Ja schon gut!"
    Val: "Denk an den Befehl! Es zählt einzig die Mission! Keine Fehler!"
    Corporal Ragewoth: "Mach dir da mal keine Sorgen, ich weiß was ich tue!"
    Val: "Der Tod gehört halt zu unserem Geschäft!"


    Jetzt brach der Damm und der Zorn überkam den Soldaten der Bruderschaft.


    Corporal Rageworth: "Ja verdammt! Aber dieses Schwein killt einfach unsere Kameraden! Vermutlich ist der Kerl nur ein einfacher, schäbiger Plünderer, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist! Die Wichtigkeit unserer Sache und was es bedeutet ist ihm völlig gleichgültig. Ich will gar nicht wissen wie er an die Powerrüstung gekommen ist."
    Val: "Und genau deswegen werden wir ihn uns jetzt schnappen."


    Ihr Handschuh wanderte auf seine Schulter und spendete falschen Trost. In Verbindung mit der Rankstruktur war der entstehende Effekt unbezahlbar. Val brachte es fast schon in eine Mutterrolle, jammerschade, dass sie wohl eine Rabenmutter war.


    Corporal Rageworth: "Das reicht mir nicht. Ich will dieses Arschloch umnieten, schön langsam und qualvoll!"
    Val: "Ich wiederhole mich ungern, wenn man sowas persönlich nimmt macht man Fehler und Fehler können wir uns nicht leisten!"
    Corporal Rageworth: "Ich werd dran denken, wenn ich aus ihm ein Sieb mache!"


    Die Hand wurde zurück gezogen und Val richtete sich auf. Ragewoths blickte nun von unten zu ihr hoch.


    Val: "Uns läuft die Zeit davon! Ich brauch dich jetzt in absoluter Topform!"
    Corporal Rageworth: "Wie gehen wir vor?"
    Val: "Du machst die Spitze, ich gebe Deckung!"
    Corporal Ragewoth: "Alles klar!"
    Val: "Dann los..."


    Perfekt gelaufen, dachte sich Val. Die Schwäche von Rageworth war zu offensichtlich. Auch ein noch so erfahrener Profi hat ein Nervenkostüm. Die Tatsache, dass er unter der Bruderschaft dient lässt den Schluss ziehen, dass es sich um einen Menschen mit Prinzipien und einer humanen Motivation handelt. Nur geistesgestörte Raider können die alltägliche Scheiße im Ödland so exzessiv ausleben, dass sie keine anderen Ventile benötigen. Rageworth hingegen besaß diese Gleichgültigkeit nicht. Sein Zorn und seine Verbitterung waren die einzigste Möglichkeit mit der er versuchte das aufkommende Schicksal kompensieren und das auch nicht ewig. Einer tödlich abgestürzt, weitere Truppmitglieder möglicherweise verletzt oder sogar tot und dann noch unbekannte Faktoren die er die ganze Zeit mit sich herumschleppte. Das sollte als Zündstoff genügen. Zusätzlich schafft er sich ein Feindbild, das er wohl in diesem Augenblick passend mit Ratbone besetzt hat. Das Ventil war also da und er konnte den Stress jetzt sogar ausleben, in dem er an forderster Front kämpfen durfte. Sein Zorn würde seine Aufmerksamkeit und sein Urteilsvermögen trüben und da lag der Ansatzpunkt.


    Ihr Plan stand also. Sie wollte den Kerl unvorsichtig werden lassen und ihn mit einem viel zu offensiven Sinnlosbefehl in den Tod schicken. Sie oder Ratbone musste die Beute auf dem Präsentierteller nur abstauben.

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 4



    Gerade als Ratbone losgelaufen war, feuerte Grinder auch schon aus allen Rohren. Die rötlichen Energiestrahlen der Lasergewehres erhellten den ganzen Raum. Er schien wirklich sauer zu sein und achtete auch nicht mehr darauf munitionssparend und in Salven zu feuern. Das sorgte dafür, dass sein Geballer wenig Effekt zeigte Ihm ging es wohl einfach nur darum Ratbone unten zu halten. Plötzlich wusste er auch warum. Während er im vollen Sprint versuchte sich dem Automatikfeuer von Captian Grinder zu entziehen, bemerkte er etwa 20 Meter über sich, auf einer Metallbrücke eine Bewegung. Ein weiterer Bruderschaftspaladin eröffnete von dort sein Feuer. Dieser schien mit der Situation wesentlich besser umgehen zu können als sein Vorgesetzter. Obwohl die Gegebenheit nur einen Zeitrahmen von wenigen Sekunden einnahm, hinterließ dieser Soldat nicht den Eindruck das ihm etwas an seinem eigenen Leben liegen würde. Ratbone änderte blitzartig die Richtung und hob sein Gewehr um den Angreifer auf der Metallbrücke unter Feuer zu nehmen. Hinter ihm brannte sich das Laserfeuer in die Mauern und in den Boden der alten Werkshalle ein und gerade als er abdrücken wollte zerschnitt ihm ein kurzer, gezielter Feuerstoß die Schulter, so dass er sein Gleisgewehr verzog und der Bolzen mit einem metallischen Knallen in die Decke verabschiedete. Zum Nachladen blieb keine Zeit. Ratbone schaute sich verzweifelt nach einer Deckung um. Eine niedrige Kronkorkenstanze bot zwar nicht den effektivsten Schutz, aber sie musste wohl reichen. Mit einem Hechtsprung, wie es damals zu Vorkriegszeiten wohl nur ein Baseballspieler volbracht hätte rutschte Ratbone hinter die sichere Deckung. Erst in diesem Moment nahm er das laute Knirschen des über ihm angebrachten Stahlgerüstes wahr. Die jahrhundertalte Arbeit der Korrossion am Metall und jetzt dazu auch noch die Belastung durch das enorme Gewicht der schweren Powerrüstungen forderte ihren Tribut. Mit großen Augen betrachtete Ratbone die schier katastrophale Kettenreaktion. Die komplette 80 Meter lange Metallstiege neigte sich unter ächzendem Stöhnen auf die Seite und drohte jeden abzuwerfen, der sich dort oben noch befand. Fassungslos blickte er nach oben, er sah Val, die sich verzweifelt versuchte auf den Beinen zu halten, Putz rieselte von den Wänden und überall wurde der seit Ewigkeiten liegende Staub und Schmutz aufgewirbelt. Grinder stellte sein Feuer ein und wahr vermutlich genauso paralysiert wie Ratbone. Val verschwand hinter einer dichten Rauchwolke, das Einzige was nur noch erschreckender war, war dieser Irre da über ihm, der doch tatsächlich versuchte über die einstürzende Brücke zu Ratbone zu gelangen. Der Bruderschaftssoldat rannte über das kippende Gitterblech und setzte zum Sprung an. Wie ein kleines Kind, das gerade feststellen musste, dass seine Mutter ein Sexroboter ist, der von Repco Industries zum Vergnügen der lüsternen Perversion des damaligen Amerikas produziert wurde, schaute Ratbone auf den sich nähernden Körper. Ohne es gemerkt zu haben richtete sich Ratbone auf und stammelte vor sich hin als Rageworth mit einem Sprung ihn als Landekissen anvisiert hatte.


    Ratbone: "Oh Shit!"


    Das Metallgebälk krachte scheppernd auf den Boden. Der Weg zu Grinder war versperrt, doch Rageworth landete wie er es geplant hatte genau auf Ratbone. Mit gebündelten Fäusten schlug Rageworth auf Ratbone mit ganzer Körpergewalt ein. Der Aufprall riss beide zu Boden. Während sich der Bruderschaftssoldat gekonnt abrollte und so seinen Sturz sehr spektalulär abfedern konnte, ging Ratbone hart zu Boden. Er drückte sich hoch und taumelte einen Schritt auf seinen Gegner zu, der wohl in diesem hollywoodreifen Auftritt sein Lasergewehr verloren haben musste. Dieser holte zu einem seitlichen Hieb aus und traf Ratbone abermals am Kopf. Ratbone sank auf die Knie und erhielt prompt den nächsten Treffer seines Widersachers.
    Geh jetzt bloß nicht zu Boden!
    Irgendwie gelang es Ratbone sich wieder aufzurichten, nur um gleich den nächsten Kinnhaken zu erhalten. Er stolperte einige Schritte zurück. Sein Gleisgewehr war in der Unübersichtlichkeit des Gefechtes ebenfalls verschwunden, doch dann fiel ihm ein, dass er im Gegensatz zu Ragewort immernoch eine Waffe dabei hatte, seinen kinetisch verstärkten Panzerhandschuh!
    Rageworths nächsten Hieb würde er versuchen zu parieren um so die punktuelle Druckkraft seiner rechten Hand ausnutzen zu können. Dies gelang durch ein vorgetäuschtes Taumeln. Ratbone schaffte es den rechten Unterarm von Rageworth zu fassen. Jetzt oder nie! Mit all seiner Kraft verdrehte er den Arm des Angreifers, schmerzverzerrt schrie dieser auf, nur um dann gleich mit der anderen Faust nachzusetzen. Der Griff löste sich wieder und endlich gelang es Ratbone die Fäuste nach oben zu bekommen. Er tänzelte einige Schritte zurück, wohlwissend, dass sich hinter ihm ein recht großer Abrund auftat, der nur durch ein mageres Geländer gesichert wurde. Zudem wollte er auch weitere Distanz zu Grinder schaffen, der sich hinter der eingestürzten Brückenkonstruktion vermutlich seinen Weg durch die Trümmer bahnte. Wie zu erwarten war stürmte Rageworth in voller Wut auf Ratbone zu. Die Sternchen und das damit verbundene Schwindelgefühl schwanden langsam und er spürte sogar das Pulsieren seiner Schusswunde an der linken Schulter.
    Rageworth holte zu einem untypischen Tritt aus um seinen Gegner die Brüstung hinunter zu befördern. Dies vereitelte Ratbone äußerst geschickt und bekam abermals einen Arm des Bruderschaftssoldaten zu fassen. Diesmal konnte sich dieser aber nicht lösen. Mit aller Kraft presste Ratbone auf den Oberarmknochen von Rageworth. Ein lautes Knacken war zu hören, aber dieser lies nicht nach.
    In einer Umklammerung drückte Rageworth Ratbone gegen das Geländer, von ihm war nur noch das Schnaufen eines Berserkers zu hören.


    Ratbone: "Du bist doch total irre! Ich hab dir gerade den Arm abgeschraubt und du willst es immernoch wissen!"


    Unbeeindruckt drückte Rageworth weiter mit aller Kraft seinen und den Körper von Ratbone gegen das Geländer. Dieses gab nun aufgrund der Verwitterung, ähnlich wie die Metallbrücke nach und beide stürzten in den Abgrund.
    Ratbone wusste nicht wie tief es dort runter gehen mochte, aber er war sich sicher, dass er dieses Handgemenge so drehen musste, dass er unten angelangt auf seinem Widersacher landen musste, um den Hauch einer Chance zu haben. Der Sturz war noch lange nicht zu Ende. Es war zwar stockdunkel, aber irgendwie musste die Harte Landung der beiden Kombatanten dafür gesorgt haben, dass sich ein Mechanismus auslöste, der den metallischen Boden unter ihnen erneut öffnete, da dieser wie eine mittelalterliche Fallgrube aufging und beide verschluckte. Endlich unten angelangt schaffte er es wieder Rageworths Körper als Aufschlagsbremse zu benutzen. Sie landeten auf einer Art hochmodernen Schaltkonsole, die nicht daran dachte durch das Gewicht der beiden nachzugeben. Der Aufschlag war laut und wurde vom brechenden Rückgrat Rageworths geradezu morbid untermalt. Dadurch das die Konsole allerdings nicht flach war, sondern angeschrägt, wurde Ratbone von der Leiche des Bruderschaftssoldaten geradezu herunter geschleudert. Er rollte sich ab und krachte frontal in einen alten Spind, welcher letztendlich dafür sorgte, dass es auch um ihn herum dunkel wurde.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Zarak ()

  • Hallo Zarak, hallo Monttross,


    ich habe jetzt eure Story nun zum vierten Mal durchgelesen und bin immer noch voll begeistert.
    Der Text von euch lässt sich flüssig lesen, Der RPG-Stile mit den unterschiedlichen Farben ist auch eine gute Idee.
    Die Charaktere sind treffend beschrieben, die Hitze des verstrahlten Ödlands war auf einmal deutlich zu spüren,
    auf gar keinen Umständen wollte ich, dass Val oder Ratbone versehentlich auf die Schienen traten.
    Selbst die alten Strassen setzen in der Hitze ein gutes Schuhwerk voraus.


    Val ist schon ein Miststück und doch habe ich sie ins Herz geschlossen,
    Ratbone finde ich durch seine Basteleien originell.
    Ich hätte mir beim durchqueren des Minenfeldes mehr Zeit gelassen.
    Krass war auch, wie Ratbone sein Eigenheim einrichtete, es ausgeräumt bekam
    und mit Moiria ein klärendes Gespräch führen musste.
    Das wird in vielen Computerspielen wenig berücksichtigt.


    Ob ihr es glaubt oder nicht, eure Story war ein Hauptgrund, warum ich mir vor drei Jahren Fallout 3 kaufte.
    Da schätzte ich erst richtig euer Fanfiktion, das machte so Spass, wegen der ganzen Wiedererkennungswerte,
    und als ich auf Evergreen Mills traff, wollte ich am liebsten Val kennenlernen und mit ihr losziehen.
    Na ja, wie das mit dem Anderssein so ist.


    Schreibt mal wieder was.


    Gruß Mad Bull

    Nicht alle Barbaren sind Analphabeten.

  • Review beider Trials am Sonntag? 5

    1. Ja (5) 100%
    2. Nein (0) 0%

    Na das freut mich das wir hier durchaus Leute mit unserer kleinen Geschichte begeistern konnten und ja ich find es auch doof wenn Geschichten ohne Ende im Sande verlaufen.
    Wobei ich dazu sagen muss, ich und Montross wissen genau wo die Story noch hinführen soll, es fehlte wohl nur etwas die Motivation das auch runterzureißen.
    Von daher kann ich dich aber beruhigen, neuer Lesestoff zu der Geschichte ist in der Mache, jedoch bitte ich um etwas Geduld, wir wollen ja auch die Qualität oben halten und bei allem Wahnsinn und Irrwitzigkeit auch so gut es geht Logiklücken schließen. Von daher darfst du jetzt gerne wie ein 7jähriger hibbelig auf den Weihnachtsmann warten. :D

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 5



    Nachdem sich fast der gesamte Innenaufbau der alten Halle der Übermacht der Korrossion und damit der Schwerkraft in einem ohrenbetäubenden Knall ergeben hatte, schleierte sich nun eine ungewöhnliche Stille über den Ort. Diese wurde wiederum von der hereinbrechenden Nacht verschlungen. Der Staub von Sand und Rost legte sich, setzte sich auf jeder Oberfläche ab und als sich der Nebel langsam verflüchtigte, spürte Val den unangenehmen Geschmack von metallernem Verfall und trockenem Schmutz in ihrem Mund. Der Dunst drang durch den Atemfilter des Kampfhelmes wie ein penetrantes Gift, dass ihr ein Ende bereiten wollte.
    Sie spürte keinen Schmerz, daran war das Adrenalin in ihren Adern schuld. Sie versuchte ihren Nacken zu bewegen, während der HUD des Helmes verzerrt flimmerte, fast schon blitzte. Die Elektronik der Powerrüstung schien erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Fast alle Funktionen waren ausgefallen. Der Visierbildschirm flackerte, die Hydraulikverstärkung gab offenbar komplett den Geist auf und die Gelanpassung schien nur noch auf Standby zu laufen. Als ob dies noch nicht schlimm genug wäre, verspürte sie ein enormes Gewicht auf Bauch und Unterleib lasten. Die Situation erschien völlig ausweglos und sie fühlte sich wie billiger Dosenfisch, den man fäschlicherweise quer in der dazugehörigen Büchse eingestanzt hatte.


    Allmählich sammelte sich ihr Verstand und ihre charakteristische Zähigkeit und Unbeugsamkeit stellte sich ein. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie schon auf der Art unbequeme Weise auf dem Rücken lag. Jetzt erst merkte sie, dass ihr alles weh tat, aber sie hatte sich wohl nichts gebrochen, nur ein paar Kratzer, so hoffte sie. Die schwere Rüstung hatte sicherlich etliches abgefangen. Sie verinnerlichte, dass sie schon oft brenzlige Situationen durchstand. Sie war nicht tot und das würde sich in diesem Müllhaufen von Limopanscherei zum Teufel auch nicht ändern!
    Durch den Einsturz wurde sie offenbar unter einem schweren Metallträger eingeklemmt. Ausharren stellt keine Alternative dar, sie musste sich selbst befreien. Daher versuchte sie verzwiefelt sich zu bewegen, aber das fiel alles andere als leicht. Ihre Sicht schränkte sich durch die ungünstige Position ein.Verzweifelt versuchte sie die Arme der Powerrüstung anzuheben, doch das verlor unter dem eigenen Gewicht jegliche Effektivität, da die Kraftunterstützung der Rüstung nicht mitspielte. So stupste sie nur leicht an dem was sie auf dem Boden festdrückte. Plötzlich leuchtete das Innere des Visiers in gewohnter Weise auf und für einen kurzen Augenblick arbeitete auch die Hydraulik wieder. Refelexartig bewegte sie sich, um sich zu befreien. Zwar wusste sie nicht was sie genau getan hatte, aber es wirkte. Ein metallernes Knallen und das Gewicht war verschwunden. Danach konnte sie auf den Bauch drehen, was unter dem Knirschen und Biegen von Stahltrümmern geschah.


    Ein erster Schritt, das gab wieder Hoffnung und Vertrauen in ihre Überlebenskunst. Dennoch, es war damit noch nicht geschafft. Die nächste Aufgabe stellte eine nicht weniger schwere Herausforderung dar. Irgendwie musste es gelingen aus diesem Mülleimer von Rüstung herauszukommen. Also wandte sie alle Kraft auf, die sie noch hatte. Innerlich verfluchte sie Ratbone für diesen, seiner Meinung nach genialen Plan. Wunderbar, eingeklemmt unter Schrott und nur durch Glück nicht angeschossen worden. Die aufsteigende Wut sorgte dafür, dass es ihr leichter fiel sich aus den schweren und klobigen Rüstungsteilen herauszuwinden. Als sie es fast geschafft und sich von dem engen Panzerhelm befreit hatte hielt sie inne. Ihre Gedanken schweiften plötzlich in eine andere Richtung. Sie blieben zwar bei Ratbone, aber es war keine Wut mehr, sondern nur noch größte Besorgnis. Die Befürchtung war klar und einleuchtend. Wenn nicht er kommt sie zu befreien, dann musste ihm was zugestoßen sein oder er steckt in größeren Schwierigkeiten als sie. Warum hatte sie seinen dämlichen Plan nicht verhindert? Wenn er noch leben sollte, dann würde sie das nie wieder zu lassen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. War es das Entsetzen oder doch die Kälte des nächtlichen Ödlands?


    Verbissen und mit den Kräften fast am Ende, gab die letzte Schnalle der Gamaschen nach. Sie konnte das latzte hinderliche Rüstungsteil abstreifen und schlüpfte heraus. Dabei berührte ihre zarte Haut den kalten dreckigen Betonboden. Auf allen Vieren, nur noch mit knapper Unterwäsche bekleidet stieß sie plötzlich an das Lasergewehr, welches sie dieser Killroy abgenommen hatte. Es kratzte und klapperte leicht, als sie es auf dem Betonboden an sich heranzog. Val hielt inne. Dieses Geräusch gab verräterisch ihre Position preis und sie fürchtete, dass doch jemand auf sie aufmerksam werden könnte. Aber nichts dergleichen geschah. Die Trostlosigkeit der Dunkelheit und Stille ergriff wieder Besitz über diesen Ort. Ihre Hände fassten das Gewehr. Behäbig passten sich Augen und Ohren der finsteren Umgebung an. Der Umstand überlebt zu haben resultierte wieder einmal nur aus unheimlichem Glück. Der gesamte Oberbau der Halle hatte sich zu einem gekrümmten, verbogenen und eingestürzten Metallklumpen zusammen gezogen. Die Zeit hatte ihren Tribut gefordert. Das bereitete Schwierigkeit die Orientierung zu behalten. Unmittelbar neben ihr bohrten sich riesige spitze Metallträger in den Boden. Überall lag Schrott, der eine seltsam abstrakte Umgebung formte. Chaos und Zerstörung, sowie Verfall, das wären die treffenden Schlagworte. Nur ein kleines Stück weiter und sie wäre als totes Detail Teil dieser makaberen Kunst geworden..


    Vorsichtig untersuchte sie die Laserwaffe auf Funktionstüchtigkeit. Danach stützte sie sich mit dieser in den Stand hoch Noch vom Schock gezeichnet stand sie, etwas zu klapprig, so als wären es ihre ersten Schritte als Kind. Sie fing sich und als es ohne die Hilfe sich irgendwo draufzustützen funktionierte, atmete sie noch einmal tief durch. Das was sie jetzt tun musste war mehr als klar, Ratbone finden! Aber etwas sträubte sich in ihr. Konnte er wirklich diese Vernichtung überlebt haben? Zweifel breiteten sich aus. Kein Mensch kann so viel Glück haben. Wahrscheinlicher wäre, dass er entweder von der Bruderschaft des Stahls erwischt wurde oder er von den Trümmern erschlagen und zwerquetscht wurde. Val seufzte kaum hörbar. Und was wenn er nur eingeklemmt oder bewusst los ist? Nein, sie musste ganz sicher gehen, ihn finden, tot oder lebend.


    Mit festem Ziel erkundete sie nun die dunkle Umgebung. Es erwies sich als schwierig überhaupt irgendetwas zu erkennen. Vielleicht sollte sie bis zum Morgen warten, bis es hell wird? Nein! Nein! Nein! Es musste jetzt sein! Jetzt, sofort, umgehend! Sie konnte nicht warten. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst wie sehr sie Ratbone mochte. Er hatte viele positive Eigenschaften und Qualitäten, die sie bei anderen Kerlen stets vergebens gesucht hatte. Würde man das Liebe nennen können? Sie wusste es nicht genau. Solcherlei Gefühle hegte sie noch nie und sie hatte sich auch niemals die Zeit genommen intensiv darüber nachzudenken. Andere Menschen, die ihr davon erzählten, stempelte sie bisher als rührseelige und gefühlsbeladene Traumtänzer ab, die in ihrem Wesen dazu verdammt sind sich im Ödland eine Kugel einzufangen. Irgendwie war nun alles anders. Sie fühlte es, obwohl sie es nicht richtig verstand, doch es genügte um sie weiter voran zutreiben.


    Zügig bahnte sie sich ihren Weg durch das unheilvolle Gebiet. Durch die offene Decke konnte man den klaren Sternenhimmel sehen. Plötzlich erblickte sie einen Metallstiefel im Halbdunkel. Als sie näher darauf zuschritt stellte sie fest, dass ein großer Geröllblock von oben auf dem gesamten Oberkörper lag. Unmöglich das zu überleben. Fassungslos und erschrocken zu gleich beugte sie sich herab und untersuchte die Leiche. Sie konnte nicht erkennen ob Bone oder einer von der Bruderschaft dort lag. Hilflosigkeit ergriff sie und Tränen flossen über ihre Wangen. Sie taste verzweifelt über die verbeulte Rüstung. Doch als sie das Bein der Leiche berührte, konnte sie einen metallernen Bolzen ertasten, der im Oberschenkel steckte. Erleichterung breitete sich aus. Sie dachte sofort an seinen Eigenbau. Das ist die Munition dazu, also ist das nicht Bone. Denn warum zur Hölle sollte er sich selbst ins Bein schießen?


    Ihre Tränen verschwanden als sie aufstand. Die starken neuen Emotionen rückten wieder in den Hintergrund und ihre berechnende Gemütsruhe übernahm wieder ihre Handlungen, aber die negativen Gedanken blieben und konnten alles wieder ganz schnell zunichte machen. Sie musste weiter, einfach weiter. Ihr Weg führte sie nun zu einem weniger zerstörten Teil der Anlage. Hier hielten stärkere, wesentlich massivere Betonmauern die Baute sicher zusammen. Die stehengebliebene Struktur wirkte übertrieben und rechtfertigte nicht im Geringsten, den eigentlichen Sinn. Für welche Zwecke benötigt eine einfache Fabrik solche auschweifenden Überbauten? Plötzlich erblickte sie einen weiteren leblosen Körper. Etwas unsicher schritt sie drauf zu, die Waffe vor sich, bereit zu feuern, wenn sich auch nur irgendwas bewegen würde. Als sie näher trat erschrak sie. Mit ihren blanken Fußsohlen tappte sie in eine zähe, klebrige Flüssigkeit. Der Kopf an dem Körper fehlte und erst jetzt bemerkte sie die reichliche Blutlache in der sie stand. Angeekelt von dem Fund beugte sie sich herunter. Ihr Mut schwand und wie sollte sie erkennen ob er es war, wenn der Schädel nur noch Matsch war? Fast schon apathisch suchte sie nach Hinweisen in der Dunkelheit. Bruderschaftssymbole auf der Rüstung, es musste doch irgendwas geben was weiter helfen würde! Sie fluchte innerlich, der Schatten wollte nichts verraten. Ein Seufzen folgte als sie aufstand. War er es? Ein Schauer wanderte über ihren Rücken, während sie Abstand nahm. Unversehens berührten ihre Füße einen metallernen Gegenstand mitten in der Lache. Konnte es möglich sein? Sie beugte sich hinab und ertastete genau,was der Fuß nicht vermochte. Ein weiteres Lasergewehr, das bedeutet der Leichnam ist ein Bruderschaftspaladin. Gute Arbeit Bone, diese Anfänger, sie hatten doch nie wirklich eine Chance. Ein breites Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er war nicht tot, er war nicht tot! Nein, warte. Geh auf Nummer sicher! Das Mondlicht, es strahlte wenige Meter entfernt auf den Boden. Fest entschlossen packte sie den Körper und schleifte ihn in die gedämpfte Helligkeit. Unendliche Erleichterung folgte, als sie das Symbol an der rechten Schulter erkannte. Ihr Puls stieg. Es ist nicht Ratbone! Er ist es nicht! Weiter! Du musst weiter!


    Nachdem sie sich kurz zurecht finden musste und sich weiter umblickte bemerkte sie eineTreppe, die weiter hinab in die Tiefe führte. Sie war sich sicher, dass er dort unten war, konnte es aber nicht wirklich rational begründen. Es war Intuition und sie an seiner Stelle wäre auch weiter in die Einrichtung vorgedrungen. Also musste es einfach so sein.
    Die Stufen schienen endlos, zwei Stockwerke, drei, vier, fünf, der Weg nahm kein Ende und ihr wurde immer unheimlicher. Für was zum Teufel benötigt man einen solchen umständlichen Kellerzugang? Zu mal sie den zentimeterhohen Staub und Schmutz an ihren zarten Fußsohlen spürte. Plötzlich stellte sich eine weitere Angst zu ihrer bisherigen ein. Lange, enge Kellertreppentunnel, eine ohrenbetäubende Stille, Finsternis in der man die Hand nicht vor Augen sehen konnte und ihre fast schutzlose Nacktheit. Alles zusammen gehört eigentlich in einen waschechten Alptraum. Nur das Lasergewehr war fehl am Platze. Dieses wurde logischerweise nun ihr bester Freund und sie klammerte sich förmlich schon an dessen Schaft. Trotzdem die andere Angst, ihm ist etwas zugestoßen, war stärker. Nein, du kehrst nicht um! Geh weiter!


    Endlich endete der Abstieg. Die Umgebung wandelte sich von zerstört zu funktinal, von Treppe zu Gang. Keine Hindernisse blockierten den Weg, nur die kompromisslose Dunkelheit erschwerte das Vorrankommen. Als der Korridor sie um eine Biegung brachte wurde es plötzlich etwas heller. Im nächsten Raum blinkte die intakte Gerätschaft eines Technikraumes. Strom? Hier in dieser Ruine? Ungläubig lief sie drauf zu. Tatsächlich, ein Wunder, eine Maschine die schon seit über 200 Jahren dem Verfall trotzte und immer noch nicht aufgeben wollte. Dann fand sie ihn! Er lag neben einem dritten Bruderschaftssoldaten!


    Eilig stürzte sie auf ihn zu, drehte ihn auf den Rücken und nahm den Helm ab. Ratbone war nicht bei Bewusstsein. Val weinte wieder, diesmal vor Freude. Sie schüttelte ihn und rief seinen Namen.

  • Hallo Zarak, hallo Montross, halllo Schreibwerkstatt des Ogameforums, 8-)


    erstmal super, dass es mit den Abenteuern von Val und Ratbone weitergeht.
    Ich war schon drauf und dran ein Kopfgeld auszustellen um die Schreiber einzufangen,
    in einen Container zu stecken und sie erst wieder rauszulassen, bis die Endzeitstory
    zufriedenstellend fertiggestellt ist.
    Darum freut es mich umso mehr, dass unser Zarak sein Versprechen gehalten hat und es wieder vorwärts geht. :]


    Hier sind ein paar Textstellen, die mir aufgefallen sind:

    Zitat

    Der Dunst drang durch den Atemfilter des Kampfhelmes wie ein penetrantes Gift,
    ...
    während der HUD des Helmes verzerrt flimmerte, fast schon blitzte. Die Elektronik der Powerrüstung schien erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
    ...
    Fast alle Funktionen waren ausgefallen. Der Visierbildschirm flackerte, die Hydraulikverstärkung gab offenbar komplett den Geist auf und die Gelanpassung schien nur noch auf Standby zu laufen.


    Das ist bemerkenswert. Selbst High Tech ist nicht fehlerfrei. Beim Computerspiel sieht man nur einen "Lebenstreifen", wo bei 0% das Gerät völlig unbrauchbar ist, aber es kommt eben nicht Stück für Stück zu Systemausfällen. Auch zeigt es, dass man mit eine Rüstung eben die völlige Sicherheit erlangt hat. Dann kommen eben Raider mit Granatwerfern.Das eins von vielen Beispielen wie eine Spielwelt, dank euch, immer mehr Tiefe bekommt. Und doch bin ich als Leser nicht mit Details überladen worden, was ich bei Kämpfen und Kriegen sehr wichtig finde. Dort spielen immer schnelle, harte Entscheidungen eine Rolle. Nichts zu meckern. :Ü:


    Zitat

    Als ob dies noch nicht schlimm genug wäre, verspürte sie ein enormes Gewicht auf Bauch und Unterleib lasten. Die Situation erschien völlig ausweglos und sie fühlte sich wie billiger Dosenfisch, den man fäschlicherweise quer in der dazugehörigen Büchse eingestanzt hatte.


    Aua! Das tut schon beim Lesen weh. Deutlch diese technische Panne beschrieben. So wird eine verformte Rüstung zu einer improvisierten Eisernen Jungfrau.


    Zitat

    Sie war nicht tot und das würde sich in diesem Müllhaufen von Limopanscherei zum Teufel auch nicht ändern!


    Oh, oh, Val soll das bloß nicht Sierra Petrovita hören lassen. :D


    Zitat

    Der gesamte Oberbau der Halle hatte sich zu einem gekrümmten, verbogenen und eingestürzten Metallklumpen zusammen gezogen. Die Zeit hatte ihren Tribut gefordert. Das bereitete Schwierigkeit die Orientierung zu behalten. Unmittelbar neben ihr bohrten sich riesige spitze Metallträger in den Boden. Überall lag Schrott, der eine seltsam abstrakte Umgebung formte. Chaos und Zerstörung, sowie Verfall, das wären die treffenden Schlagworte. Nur ein kleines Stück weiter und sie wäre als totes Detail Teil dieser makaberen Kunst geworden..


    Ja, so mag ich das. Die Landschaft erzählen lassen. So bin ich wieder in der finsteren Endzeit drin.


    Zitat

    Das was sie jetzt tun musste war mehr als klar, Ratbone finden!


    Natürlich muss sie das. Das ist die Kraft der Liebe. :love:


    Zitat

    Eilig stürzte sie auf ihn zu, drehte ihn auf den Rücken und nahm den Helm ab. Ratbone war nicht bei Bewusstsein. Val weinte wieder, diesmal vor Freude. Sie schüttelte ihn und rief seinen Namen.


    Guter Cliffhanger, Zarak.


    Würde Fallout - Intinction als Romanserie existieren, wäre mir das ein paar Euros wert.
    Immer weiter so.


    Gruß Mad Bull

    Nicht alle Barbaren sind Analphabeten.

  • Kapitel XII Tabula Rasa

    Kapitel XII Part 6




    Viele Verrückte sagen ja, dass Nahtoderfahrungen etwas sehr Erfurchtgebietendes sind. Dass man dort in einem gleißend weißen Licht gebadet wird und dort auf längst verstorbene Familienangehörige trifft, die dann auch noch ,wie Balsam für die Seele, auf einen einredeten. Dort werden dann immer solche Phrasen gedroschen wie: "Du musst stark sein!" oder "Deine Zeit ist noch nicht gekommen!" , "Ich warte auf der anderen Seite!" An dieser Stelle ist es nur blöd wenn man keine Verwandten, geschweige denn verstorbene Eltern oder auch Großeltern hat. Im Fall von Ratbone lief das Ganze daher eher ziemlich ernüchternd ab. Das weisse Licht war zwar vorhanden, seine Vision beschränkte sich allerdings lediglich auf einen blanken Raum. Er hatte seine Powerrüstung noch an und vor ihm lag sein Gleisgewehr was zu allem Überfluss auch noch zu ihm sprach.


    Gleisgewehr: "Du hast mich weggeworfen!"


    Gottverdammt, das Ding hatte sogar noch die Stimme von Val! Vorsichtig näherte er sich dem Objekt, getraute es sich allerdings nicht es anzufassen.


    Gleisgewehr: "Du hast mich weggeworfen! Hörst du!"


    Mit einem Kloß im Hals antwortete Ratbone.


    Ratbone: "Ich habe überhaupt nichts weggeworfen!"
    Gleisgewehr: "Doch das hast du!"
    Ratbone: "Du bist doch noch hier!"
    Gleisgewehr: "Das glaubst auch nur du!"


    Jetzt verlor dieses Erlebnis einfach nur seinen Sinn. Von der Banalität des Ganzen säuerte Ratbone merklich an.


    Ratbone: "Normalerweise müsstest du mir jetzt eigentlich meinen Seelenfrieden verkünden."
    Gleisgewehr: "Bin ich ein vermaledeiter Priester? Außerdem, was soll ich dir denn sagen? Wird schon nicht so schlimm?"
    Ratbone: "Zum Beispiel."
    Gleisgewehr: "Ach komm! Selbst wenn, was hast du denn in deinem Leben vollbracht was das wert wäre? Am Ende kannst du froh sein nicht unter den Rasenmäher der Hölle zu geraten."


    Die selbstgebaute Wumme hatte Recht. Wenn jetzt der Zeitpunkt seines Todes kommen würde, wäre da nicht sehr viel was er vorzeigen könnte. Dennoch würde Ratbone wohl niemandem davon erzählen, dass er einen Streit mit seinem Bolzenschussgerät verloren hatte.


    Ratbone: "Okay, du hast Recht. Ich bin ein kompletter Versager, eine Ratte in einem viel zu großen Haufen Dreck."
    Gleisgewehr: "Na endlich siehst du es ein. Ich habe mir das, bei einem Sturkopf wie dir, wesentlich schwerer vorgestellt."
    Ratbone: "Na toll, immernoch nicht zufrieden? Was soll das Ganze hier überhaupt?"
    Gleisgewehr: "Keine Ahnung, die Angelegenheit hier war deine Idee."
    Ratbone: "Meine?"
    Gleisgewehr: "Ja, deine!"
    Ratbone: "Hmm, was hab ich mir nur dabei gedacht?"
    Gleisgewehr: "Ich mag rhetorische Fragen."
    Ratbone: "Ich eher nicht..."
    Gleisgewehr: "Naja, wie dem auch sei. Machs mal gut."
    Ratbone: "Was? Nein! Bleib hier!"


    Kaum als er zu Ende gesprochen hatte flimmerte die Waffe auf, er versuchte noch sich drauf zustürzen, doch er griff ins Leere. Jetzt begann auch noch der Raum sich zu verdunkeln.


    Ratbone: "In was bin ich hier nur wieder hereingeraten?"


    Die Stille schwand und er hörte aus der Ferne wieder eine Stimme. Diesmal war sie sehr dumpf und er konnte auch nicht verstehen, was diese ihm sagen wollte. Doch er glaubte, dass es sich abermals um Val handelte, die da zu ihm sprach. Die Worte wurden klarer und erst jetzt bemerkte Ratbone, dass diese tränenverheult und weinerlich klangen und mehr eine Mischung aus Flehen und Verzweiflung darstellten.


    Val: "Bone! Bitte! Sag doch was! Lass mich bitte nicht allein!


    Die Stimme schluchzte.


    Val: "Was soll ich denn bitteschön ohne dich machen? Bitte, schau mich an!"


    Er schmeckte Ihre heißen, zartsalzigen Tränen und langsam meldete sich ein den ganzen Körper durchdringender, latenter Schmerz. Er öffnete langsam die Augen und da war sie, Val oder zumindest eine stark verschwommene Silouette von der er glaubte das sie es ist.


    Val: "Oh Gott, du lebst! Du lebst! Ich dachte schon sonst was..."


    Immer mehr Tränen flossen von ihr auf ihn herab, diesmal aber vor Freude und Erleichterung.


    Val: "Ich... ich dachte schon ich hätte dich verloren."


    Ratbone wollte etwas sagen, doch so wirklich gelang ihm das nicht. Ihm entrann nur schmerzerfültes Stöhnen, was wohl eher nach einem tierischen Laut des Ödlandes klang.
    Val verharrte übergebeugt auf ihm und erst jetzt bemerkte er, dass sie ihn vollends umklammerte. Er konnte noch keinen Muskel rühren und er vermochte auch nicht zu sagen ob er von selbst wieder zu sich kam oder ob Vals Tränen eine heilende Wirkung auf ihn hatten. Er wusste nicht wie lange er so am Boden lag oder wieviele Minuten oder gar Stunden Val so auf ihm kauerte. Der Schmerz verlagerte sich langsam zu Kopf, Rücken und Schulter und nach einiger Zeit stellte er fest, dass er Arme und Beine wieder bewegen könnte. Val klammerte immernoch und als er sie ebenfalls umfasste, ließ ihr Weinen nach und wandelte sich zu einem erleichtertem Atmen. Einen langen Moment berührten sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss.


    Ratbone: "Wenn das die Hölle sein soll, so bin ich gerne bereit dort hinzugehen."
    Val: "Sag bitte sowas nicht."


    Ihre Stimme klang kleinlaut und sie machte Anstalten aufzustehen.


    Ratbone: "Hilfst du mir hoch?"
    Val: "Aber na klar doch."


    Ungewöhnlich, Val verhielt sich wie ein Engel, eine äußerst hübscher und rothaariger noch dazu. Ratbone war zunehmends überascht diese sanfte Seite an ihr zu sehen. Sie stand jetzt über ihm und reichte ihm die Hand. Schwerfällig gelang es Ratbone wieder auf die Füße zu stellen. Doch seine Beine fühlten sich an wie Pudding und zitterten, wie als wenn ein junges Rehkitz seine ersten Schritte auf der Welt tat. Mit beiden Händen musste sich Ratbone auf die Schaltkonsole stützen, auf die er und der Bruderschaftspaladin kurz zu vor gefallen waren. Ratbone hielt den Blick gesenkt und erblickte zu erst seinen Helm, den Val ihm wohl in seiner zwangsverordneten Ruhepause abgenommen haben musste. Zaghaft schweifte sein Blick weiter auf Rageworth. So ein Anblick tat schon beim Hinsehen weh. Eigenartig rücklinks zusammengefaltet verkrümmte sich dessen Leiche am Boden und sein linker Arm sah aus als ob er in eine Müllpresse geraten wäre. Erst jetzt setzte sich in seinem Kopf das Geschehene wieder zusammen. Er ist mit diesem Bruderschaftssoldaten einen enorm hohen Schacht hinuntergefallen, wie hoch wusste er garnicht wirklich, es war nur verdammt hoch. Er hatte echt verdammtes Glück gehabt. Jeder andere wäre nach so einer Aktion nicht mehr aufgestanden. Er hatte wohl echt einen Schutzengel, doch Val war dieser Engel wohl gerade nicht mehr. Ratbone blickte auf und war stark verdutzt als er realisierte, dass sie fast keine Kleider mehr am Körper trug. Ihre Augen funkelten vor überschäumender Wut, wie grelle Blitze, auf die sich gleich ein Donnerwetter entladen würde. Aus voller Kehle brüllte sie, so dass man es quer durch die Ruine schallen hörte.


    Val: "WAS HAST DU VERDAMMTER VOLLIDIOT DIR EIGENTLICH DABEI GEDACHT!!!"


    Zack! Aus dem Nichts traf ihn eine saftige Ohrfeige.


    Ratbone: "Ich..."


    Zack und noch eine.


    Val: "Kein Widerwort du Schwachkopf! Was bildest du dir eigentlich ein?! Du verdammtes Großmaul, du! Glaubst du du bist unzerstörbar oder hast du einfach nur Sehnsucht drauf zu gehen? Du bist kein verdammter Supermutant, der sich mit einer Straßenlaterne die Essensreste aus dem Maul putzt, auch wenn du dreimal so blöde bist! Du bist doch echt der allerletzte, verdammte, behämmerte Vollidiot! Wie konnte ich nur so naiv sein mich auf dich einzulassen, ich hätte abhauen sollen! Genügend Gelegenheiten hatte ich ja! Aber nein, wieso muss ich mir immer die größten verdammten Hohlbirnen, Schwachstruller und vorallem Vollidioten des Ödlands antun?!"


    Ratbone wusste plötzlich garnichts mehr zu sagen, es wäre vermutlich auch sinnlos gewesen. Er bemerkte zwar, dass Val sehr inflationär die Worte verdammt und Vollidiot benutzte, doch diese Furie konnte jetzt nicht einmal mehr ein detonierender Atomsprengkopf aufhalten. Ratbone war sich gerade nicht mehr sicher was gefährlicher war, das hier oder der bis aufs Letzte ausgefochtene Nahkampf mit Rageworth.


    Val: "Hörst du mir überhaupt zu du unterbelichteter Schrottsammler!"
    Ratbone: "Ja, tu ich!"
    Val: "Nicht in diesem Ton! So redest du nicht mit mir! Und überhaupt! Sei froh, dass hier kein Spiegel steht! Du hast es echt geschafft! Dank dir sehe ich wie die letzte, verdreckte Ödlandhure aus!"


    Ach das war es also. Innerlich war Ratbone sehr froh darüber, dass Val ihr Antlitz gerade nicht betrachten konnte. Sie sah wirklich gerade aus wie die Karikatur eines ausgebombten Ödlandclowns. Der Schmutz und der rostige Staub der Umgebung haftete überall auf ihrem Körper, Ihr sonst so feuerrotes Haar wirkte welk und zerzaust. Das Make Up, ihres sonst so perfekt geschminkten Gesichtes, war komplett durch die vielen Tränen verwischt und obendrein war sie auch noch fast vollends entblößt. Sie holte wieder aus, doch diesmal gelang es ihm ihren Schlag abzuwehren. Er fasste ihre Handgelenke.


    Val: "Au! Du tust mir weh, du verdammter Drecksack!"


    Erschrocken ließ er los, Ihr weh zu tun war das Letzte was er wollte. Doch wie nicht anders zu erwarten fing er sich wieder eine Ohrfeige ein. In diese hatte Val aber nun wirklich ihre ganze Kraft gelegt. Wie konnte er nur dieser verfahrenen Situation Herr werden? Sich hinfallen lassen? Nein! Beherzt fasste er einen Entschluss. Val trat wieder auf ihn zu und holte mit der flachen Hand erneut aus. Wie ein angeschlagener Boxer, der noch 6 Minuten stehen bleiben musste um irgendwie über die volle Distanz von 12 Runden zu kommen, hakte sich Ratbone bei Val ein und klammerte wie ein Klette.


    Val: "Was soll das verdammt nochmal?!"


    Ratbone schob Val in die Ecke des Raumes und drückte sie an die kalte Betonmauer. Für einen unbeiteiligten Dritten muss das ausgesehen haben, als ob dort gerade eine Vergewaltigung stattfand, vorallem weil sich Val auch noch mit aller Kraft versuchte zu wehren. Aus Verzweiflung biss sie ihm in den Nacken.


    Ratbone: "Au verdammt, das ist unfair!"
    Val: "Lass mich los du Scheißkerl!"


    Die Zähne pressten sich erneut in sein Fleisch. Ratbone reagierte und drückte mit seiner noch unverletzten Schulter Vals Kopf gegen die Wand, sie versuchte mit aller Kraft um sich zu treten. Doch gegen die Körpermasse von Ratbone hatte sie keine Chance, sie konnte sich nun nicht mehr bewegen. In dieser Position verharrt Ratbones Gesicht genau an Vals Ohr und er versuchte bewusst ruhig auf sie einzureden.


    Ratbone: "Hör auf damit."
    Val: "Nein! Niemals! Lass mich los!"


    Sie versuchte sich wieder loszureißen, diese Frau hatte wirklich einen unbändigen Willen. Ratbone versuchte es erneut.


    Ratbone: "Hör bitte einfach auf damit."


    Ihr Widerwille steigerte sich und so antwortete sie nun auch schon garnicht mehr. Sie bemerkte wohl langsam das es aussichtslos ist sich zu befreien. Ratbone überkam der Gedanke, dass sie sich wie eine trotzige 11-jährige Prinzessin aufführte, dessen Vater wohl gerade nein zum familieneigenen Pony gesagt hatte. Ratbone wusste, er musste jetzt mit der Kraft der warmen Worte irgendwie das Eis brechen.


    Ratbone: "Hörzu! Du hast mit allem Recht. Ich bin ein Versager, ein Großmaul, ein Vollidiot und ja du hättest mit Sicherheit etwas besseres als mich verdient. Es tut mir Leid."
    Val: "Lügner!"


    Immerhin registrierte sie schon wieder seine Worte, doch sie war mitten in einer unkontrollierbaren Gefühlswallung. Es war ihr sichtlich umöglich für sie die Nerven zu behalten. In dieser Stresssituation offenbarten sich sämtliche Ängste, Zweifel und Schwächen, die sie sonst hinter ihren selbsterbauten harten Schale versteckte.


    Ratbone: "Das ich dich getroffen habe war bisher das Beste in meinem Leben. Ich habe sonst keinen Grund mehr hier zu sein. Du bist alles was ich habe und das werde ich mit allem was in meiner Macht steht verteidigen, auch wenn ich dabei drauf gehe!"


    Vals Körper entspannte sich. Sowas hat wohl noch niemand zu ihr gesagt. Ratbone spürte wie ihre Wut langsam schwand. Stattdessen kamen flossen wieder Tränen. Andere Kerle wären mit so einer Situation absolut überfordert gewesen, aber eigentlich wusste er selbst nicht ob er jetzt das Richtige getan hatte. Val wirkte emotional müde und absolut erschöpft.


    Val: "Aber schau mich doch mal an, ich sehe fürchterlich aus. So schmutzig und hässlich und..."


    Ihr Satz brach mitten drin ab, so als ob alle mit dem Finger auf sie zeigen würden. Die Angelegenheit hat sie wohl genauso oder sogar noch schlimmer gezeichnet als Ratbone selbst.


    Ratbone: "Es ist egal wie du aussiehst, du bist der wertvollste Schatz von allen. Die schönste Blume die ich jemals in dieser Wüste gefunden habe."


    Sie sank in seine Arme, wie ein verschrecktes Kind was getröstet werden wollte. Gefasster und irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen hob Val an.


    Val: "Dein Gleisgewehr ist kaputt."


    Ihr Blick erfasste das zerbeulte und verbogene Ding, welches nahe dem Konsolenpult lag. Es war nur noch ein Schatten seiner selbst. Viele der Anbauteile waren abgerissen und der Druckkörper war eingedrückt.


    Ratbone: "Ist egal, ich habe alles was ich brauche."

  • Kapitel XIII Wenn wir keinen Weg finden, machen wir uns einen!

    Kapitel XIII Part 1





    Sie schwiegen, während sie sich in den Armen lagen. Val wollte ihn nicht mehr loslassen, niemals mehr! Die Erschöpfung zeichnete beide, schließlich bricht übereinem nicht jeden Tag ein Gebäude ein. Fest verklammert und zu einer Einheit verschmolzen sanken sie nieder. Ratbone lehnte in sitzender Haltung an die karge Betonwand während Val sich an ihn schmiegte. Nicht einmal die Rüstung störte sie und ihr war nicht mehr kalt. Die Zweisamkeit, das war alles was sie brauchten und beide fanden ihre Ruhe, der auf eine seltsame Weise in den Schlaf führte.


    Die Lider von Val hoben sich und sie blickte Ratbone von unten herab an. Seine Augen waren noch geschlossen. Dann spürte sie den Schmerz in ihrer Rückengegend, der wohl durch die schlechte Haltung entstanden war. Vorsichtig rappelte sie sich auf, währendessen ihr Genick knackte und sich lockerte. Die typische Schwierigkeiten, wenn man sich unbequem länger in Morpheus Armen wiegte oder war es die Powerrüstung von Bone?
    Nach dem Strecken von Val schlug auch er instinktiv die Augenlider auf. Beide wussten nicht wie lange sie geschlafen hatten und der dürftige Raum ohne Außenlicht gab auch keinen Aufschluss über die Uhrzeit. Dennoch wussten sie beide das es Zeit war, sowas nennt man die innere Ödlanduhr.


    Ratbone: „Geht es dir gut Val?“


    Besorgnis schwang in Ratbones Stimme, während er sie musterte. Val fröstelte es plötzlich, als sie seinen Blick erwiederte. Beruhigend, aber im Tonfall deutlich verneinend, antwortete sie.


    Val: „Mir ist nur kalt.“


    Beim Aufstehen stützte er sich auf dem staubigen Boden ab, dabei sah er an ihr interessiert herauf.


    Ratbone: „Gut, dann lass uns deine Sachen und das Gepäck suchen und hier verschwinden.“
    Val: „Meinst du das wir da oben überhaupt noch etwas finden? Die ganze Halle ist eingestürzt.“
    Ratbone: „Wir sollten es auf jeden Fall versuchen. Ich habe aber auch nichts dagegen wenn du weiter in Unterwäsche herumläufst.“


    Vals Miene änderte sich kurz in gespielt sauer, dann stach aber doch ein Schmunzelte heraus.


    Val: „Das würde dir so gefallen. Himmel, wenn mir mal einer erzählt hätte, dass ich mal für einen Kerl wie dich in Unterwäsche durch eine Ruine irren würde, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt.“


    Ratbone quitierte ihre Aussage mit einem Lachen, als sich ihr Blick plötzlich gleichzeitig auf die blinkende Konsole richtete. Die Frage schien offensichtlich und Val stellte sie als erstes.


    Val: „Was ist das hier für ein Ort? Irgendwie übertrieben für eine Colafabrik oder?“
    Ratbone: „Da hast du allerdings recht.“
    Val: „Meinst du die Bruderschaftsmülleimer waren deswegen hier?“
    Ratbone: „Keine Ahnung, aber scheinbar waren sie zu dämlich, sonst hätten sie das hier nicht übersehen.“


    Die Rothaarige schaute ihn skeptisch an, als sie einen Schritt näher an das blinkende Pult trat. Es schien noch alles funktionsfähig zu sein.


    Ratbone: „Soll ich einfach mal irgend einen Knopf drücken? Wie wäre es mit dem Roten dort unter der durchsichtigen Abdeckung?"
    Val: „Bloß nicht! Nicht das hier noch alles in die Luft fliegt.“


    Ratbone schallte breit, als er sich die Tasten und Wiedergabegeräte genauer ansah..


    Ratbone: „Hmm, das sind verdammt viele Knöpfe, zu viele.“
    Val: „Ich will es nicht herausfinden. Aber ich kann dich wohl mal wieder in deinem Bastlertrieb nicht aufhalten.“
    Ratbone: „Ich würde mir das schon gern genauer ansehen.“
    Val: „Können wir das später machen? Wenn du dem Ding mehr Beachtung als mir schenkst, kann ich mich auch Anziehen.“


    Ratbone schaute sie aufmerksam an, grinste breit und nickte.


    Ratbone: „Stimmt, außerdem müssen wir sowieso hoch und Leichen zählen gehen.“
    Val: „Wie viele hast du eigentlich erwischt?“
    Ratbone: „Hmm, mal überlegen, die Killroy, der ich in meinem unendlichen Charme, den Kopf verdreht habe, dann der eine, dessen Birne geplatz ist.“


    Sein Blick richtete sich einen Meter weiter.


    Ratbone: „Oh und dann der noch, der als Prellbock herhalten musste und dann habe ich oben noch einen verwundet. Keine Ahnung ob der rauskam.“
    Val: „Der mit dem Riesennagel im Bein?“
    Ratbone: „Ähm, ja genau der.“
    Val: „Der ist Matsch, hat versucht einen zu großen Betonklotz aufzufangen.“


    Bone lächelte leicht.


    Ratbone: „Okay, verstehe...“
    Val: „Und einer unserer Spielkameraden ist vom Klettergerüst gefallen.“
    Ratbone: „Hmm, den habe ich gesehen.“
    Val: „Schön nicht? Musste nur ganz wenig nachhelfen.“
    Ratbone: „Gut, dann haben wir ja alle oder?“


    Val schüttelte nachdenklich den Kopf.


    Val: „Einer fehlt, ich zähle nur fünf. Es waren aber sechs auf dem Platz.“


    Ratbone fasste sich an den Kopf, wohlwissend welcher der Bruderschaftssoldaten fehlte.


    Ratbone: „Nicht doch! Das wird doch bestimmt die nächste unangenehme Geschichte!“
    Val: „Wohl oder übel.“
    Ratbone: „Dieser Grinder, verdammt auch noch der Anführer.“
    Val: „Wir haben wohl nur die Backgroundtänzer von dem Tanzverein erwischt?“
    Ratbone: „Das ist nicht gut, wir müssen ihn finden und wenn er noch lebt zur Strecke bringen, sonst sind die Regulatoren unsere kleinste Sorge.“
    Val: „Sei unbesorgt, den hat es oben erschlagen, ganz bestimmt.“
    Ratbone: „Wie du schon sagtest, ich hab nicht immer Glück, auch wenn ich ein Goldjunge bin.“
    Val: „Du hast recht, ich hab es ja auch überstanden.“

    Ratbone: „Also lass uns auf Nummer sicher gehen.“
    Val: „So machen wir das. Ich hoffe nur das unsere Sachen nicht verschüttet sind.“
    Ratbone: „Dann improvisieren wir, ganz einfach.“
    Val: „Dann nach dir.“
    Ratbone: „Ohne Waffe?“
    Val: „Dann nimm die hier.“


    Mit einem breiten Schmunzeln überreichte sie ihm das Lasergewehr, was sie draußen gefunden hatte.


    Val: „Du bist ja schließlich der Held, mein Held....“


    So begaben sich beide den Weg, den Val alleine gegangen war, zurück. Ratbone setzte seinen Helm wieder auf und bildete die Vorhut, immer das Lasergewehr vorgerichtet im Anschlag. Die beiden wollten keine Überraschungen mehr, kein Glück und keinen Zufall. Val blieb etwas hinter ihm zurück. Nackend und unbewaffnet im Schussfeld herumzutanzen wäre nicht sonderlich clever. Zudem fühlte sie wieder ihre Machtlosigkeit, so unbewaffnet so entblößt offen. Erfreulicherweise achtete Ratbone nicht darauf oder fasste es gar nicht erst als Problem auf.
    Als sie wieder oben in der zerstörten Halle ankamen strahlte sich schon das Tageslicht des Morgens seinen Weg ins Innere. Dazu hatte es auch alle Möglichkeit, schließlich konnte man schon fast nicht mehr von Innerem reden. Erst jetzt realiserten die beiden was für ein unendliches Glück sie doch hatten. Die ganze Halle lag in Trümmern und man hätte meinen können, dass sie einem starken Bombenangriff zum Opfer gefallen war. Die überdimensionalen Stützträger des Oberbaus, an denen die Zeit erbarmungslos fraß, bogen sich wie Grashalme nach einem Sturm und konnten die Last der Dachkonstruktion unmöglich halten. Was für ein Selbstmord sich hier reinzugetrauen und auch noch zu kämpfen.


    Die Suche erwies sich als äußerst schwierig. Auch am Tage entpuppte sich das Gelände als unübersichtlich und vertrackt, so das man kaum noch Orientierung fand. Zudem hatte sich auch die Umgebung durch die herumliegenden Trümmer stark verändert Val führte Bone zu den gefundenen Leichen, damit er ein vollständiges Bild der Lage verinnerlichen konnte. Glücklicherweise erwies sich der Teil der Räumlichkeiten in dem Val ihre Kleidung ablegte und auch der Rest des Reisegepäcks lag als intakt. So stellte es sich als ein Leichtes heraus, dass sich Val wieder anziehen konnte. Letztendlich blieb es nach mehrfachem Absuchen so wie sie es schon vorher besprochen hatten. Einer fehlte und ließ sich einfach nicht auftreiben, wobei aber auch nicht klar war ob er irgendwo unter den größeren Geröllhaufen, die eben nicht so leicht bewegt werden konnten, verschütt gegangen war. Diese Unsicherheit brachte Val wieder ins zweifeln.


    Val: „Was ist wenn er entkommen ist und schon zu Hause bei seinen Freunden sein Ego gestreichelt bekommt?“
    Ratbone: „Wir werden es kaum ändern können.“
    Val: „Aber irgendwas müssen wir doch tun.“
    Ratbone: „Das was in unserer Macht steht, alles andere wird die Zeit bringen.“
    Val: „Hör auf so grässlich philosophisch zu schwafeln. Sag mir einfach was du machen willst?“
    Ratbone: „Leichen verschwinden lassen.“
    Val: „Leichen verschwinden lassen?“


    Ratbone nickte, während Val ihn in fragendem Unterton nachäffte..


    Val: „Das ist alles?“
    Ratbone: „Ja, das wäre aber der logische Schluss.“
    Val: „Du meinst wenn es der eine Mülleimer doch nicht heimwärts schafft?“
    Ratbone: „Genau, dann könnten wir die Sache vertuschen.“
    Val: „Das heißt du willst ein Erdloch ausheben?“
    Ratbone: „Ja und dort schmeißen wir die ganzen Stahlbrüder und ihre Schwester samt ihrem unbrauchbaren Krempel hinein. Dann kommt wieder Erde drauf und schon sind sie bis auf alle Ewigkeit verschwunden.“

    Val überkam ein hämisches Schmunzeln, was sie etwas angriffslustiger werden ließ.


    Val: „Das ist ein toller Plan, mir fällt nur auf das da schon wieder so ein verdammtes Wenn mit drin ist! Und noch eine Kleinigkeit. Ich will das du bei der Sache was für die Zukunft lernst.“


    Verwirrung durchzog sein Gesicht.


    Ratbone: „Wie meinst du das?“
    Val: „Du gräbst das Loch alleine! Das ist deine gerechte Strafe für den ganzen Schlammassel!“


    Unter dem strengen Blick von Val seufzte er merklich und tat so als ob er nachgeben würde.


    Ratbone: „Nagut, dann grab ich das Loch. Ich habe Mist gebaut, keine Frage, aber es gibt noch ein viel größeres Problem.“
    Val: „Welches?“
    Ratbone: „Der Kerl unter dem Betonquader.“
    Val: „Ohh...“


    Plötzlich schien eine unheilvolle Erkenntnis über die Rothaarige hereinzubrechen.


    Val: „Stimmt, das ist wirklich ein Problem. Was machen wir nur mit dem?“
    Ratbone: „Ganz klar, den müssen wir zerlegen und in Einzelteilen irgendwie unter dem Klotz hervorbekommen.“


    Ihr hübsches Gesicht verzog sich angwiedert.


    Val: „Uhh...“
    Ratbone: „Das sollten wir aber schnell erledigen, bevor er in der Mittagssonne zu stinken anfängt. Willst du das übernehmen?“
    Val: „Weißt du, ich denke ich fange lieber an das Loch zu graben, während du dich um das schlimmere Problem kümmerst.“
    Ratbone: „Gut, aber fangen wir erstmal damit an den Dreck zusammenzukehren. Wie in der Werkstatt, alles schön auf einen Haufen.“

  • Kapitel XIII Wenn wir keinen Weg finden, machen wir uns einen!
    Kapitel XIII Part 2





    Das liebe Aufräumen, nein dies war wirklich nicht die Stärke von Val. Besonders nicht, wenn es ums Beseitigen von Leichen geht. Aber irgendwie ergab das schon Sinn, auch wenn sie sich mehr auf Ratbone verließ. Der ganze Schlamassel, der sich entwickelte, der beruhte doch irgendwie auf seiner Unachtsamkeit für den Blick auf das verdammte Detail. Also wäre es doch sicher nicht verkehrt wenn er sich jetzt endlich einmal die Mühe machen müsste diese groben Schnitzer wieder auszubügeln. Okay, sie würde ihm schon helfen, etwas anderes blieb ja auch nicht, aber wenn schon dann sollte Bone die Drecksarbeit machen.
    Aber trotzdem die Bruderschaft des Stahls, die will man nicht als Feind haben. Das ist mit Abstand die am Schwersten bewaffnete und am Besten organisierte Gruppierung hier im Ödland. Sich mit denen anzulegen kommt einem Armdrücken mit einer Todeskralle gleich. Wenn die einen finden wollen, dann werden die einen finden und wenn die jemanden tot sehen wollen, dann werden die das auch schaffen. Diese Blecheimer sind normalerweise nicht aufzuhalten. Pures Glück das Val und Bone das Gefecht überstanden hatten. Wie wahrscheinlich war das? Verdammt gering! Eher gewinnt man das Raidertodesbingo im Minenfeld vor Evergreen Mills, aber naja, dass hatte sich ja auch bereits schon erledigt.
    Während sich Ratbone an dem Eingequetschten zu schaffen machte, beschloss Val erst einmal die Rüstung des ersten Toten herzubringen, der Bruderschaftstusse. Die machte wohl am wenigsten Aufwand, trug sie das sperrige Ding ohnehin nicht und ohne das ganze Metall könnte man sie sicher auch ziemlich leicht bewegen. Außerdem könnte Ratbone dann nochmal sehen was er davon gebrauchen könnte. Schließlich hat seine Ausrüstung erheblichen Schaden davongetragen und sicher wäre er auch über ein paar Ersatzteile dankbar und dann wäre ja auch noch Val selbst. Eine eigene Powerrüstung, dass würde die Rothaarige schon irgendwie toll finden. Vielleicht auch in der selben Farbe wie ihr Haar. Rot mochte sie, das wäre hübsch und total individuell. Also nach und nach alles hergebracht und auf einen Haufen geworfen und das genau dort wo es den Schacht herab geht. Allerdings könnte Bone es vergessen, dass Val all die Leichen zog. Das sollte schön er machen. Leichenstarre ist ein sehr ekelerregender Zustand und für nur einen Tatortputzer auch umständlich! Die einzige Ausnahme bildete diese McKillroy-Schlampe. Zwar probierte Val diese als Test aus und befand es dann doch als zu schwer, aber auf der anderen Seite wollte sie auch nicht, dass er diesen Körper auch nur noch einmal einziges Mal anfasste, erst recht nicht, wenn da fast nichts drüber gestreift ist. Also nahm sie die Strapazen auf sich, auch wenn es erheblich mehr Zeit kostete. Das stellete sich wie befürchtet als keine angenehme Arbeit heraus, auch wenn man es einteilen konnte. Plötzlich befand sie den Zustand in der Kläranlage von Megaton nur noch als zweitschlimmste Situation, die sie seit der gemeinsamen Zeit erlebt hatte. Doch sie zerrte wie besessen weiter. Lang würde es nicht mehr dauern, dann wäre sie auf normalem Steppenboden gut 200 Fuß entfernt und runter von der Betonfläche. So langsam nervte es auch. Val hatte den Körper der Bruderschaftssoldatin zuerst umständlich an den Armen gepackt. Das funktionierte aber nur ein kleines Stück weit. Dann änderte sie die Vorgehensweise, in dem sie versuchte die Leiche zu schleppen. Das krönte sich aber auch nicht wirklich von Erfolg. Den restlichen Weg ging sie eher dazu über an den Füßen zu ziehen, was umständlich aussah, aber irgendwie funktionierte. So schleifte der Korpus zunächst auf dem Rücken und das letzte Bisschen auf dem Gesicht. Ansehen konnte man die Olle ohnehin nicht mehr, dennoch Vals Blick richtete sich in die Ferne, das vereinfachte das Unterfangen irgendwie. Denn auch wenn Val teilweise im Raidergeschäft tätig war, Sadismus und die übliche Psychopathenfaszination für Splatter und Schweinereien gehörte nicht zu ihren Interessen. Was für ein unnötiger Scheiß!
    Eigentlich waren diese Typen normalerweise die Guten und im Gegensatz zu den vielen niederträchtigen Interessengemeinschaften in und um die zerbombten Ruinen von Waschington D.C. edlerer Natur, auch wenn man das anders sehen konnte. Aber es half ja nichts und so gesehen stand es auch in einem Zwiespalt. An der Macht und der Verlockung der Technologie scheiterte es eben. Das wirkte bei den Eisenschränken wie Dope für Süchtige. Denn wie sie diese unter ihre Kontrolle bringen wollen, dann ist da kaum ein Unterschied zu erkennen. Viele kannten die Geschichten. Sei ein Ödländer und habe zu Recht eine besser technisierte Waffe, weil deine Nachbarschaft mit feindlich noch wohlwollend umschrieben ist. Häng es an die große Glocke und dann bekommst du es von diesen Schweinen weggenommen, ganz gleich ob du deinen Lebensraum gegen Massen von Raidern oder sogar noch schlimmeres Ungeziefer verteidigen musst. Wenn du dich wehrst legen sie dich halt um! Und oh, die machen auch nicht halt, wenn du zivile Technologie besitzt. Da unterscheiden die sich nicht von Plünderern oder Supermutanten und sind wohl auch so auf ihre ganz eigene Art und Weise sadistisch. Val erlebte es am eigenen Leib. Zwar lag das schon weit in der Vergangenheit, aber sie stand mal mittendrin als diese Deppen vorbei kamen und einer Siedlung die Wasseraufbereitungsanlage und die Medizinstation wegnahmen. Da gab es nur zwei Unterschiede zu Leuten wie Boush und seinen Psychopathen, nämlich die Wahl der Waffen und die fehlende Aufrichtigkeit. Bei Raidern weiß man wenigstens was man zu erwarten hat, Abschaum! Gleiches gilt auch für die orangen Superidioten! Aber bei der Bruderschaft? Da könnte man noch meinen, dass sie Menschlichkeit besitzen, aber Fehlanzeige! Am Ende gab es ein halbes Dutzend tote Siedler und die Bruderschaft bekam ihren Willen. Folglich hielt sich Vals Mitleid für diese falschen Helden arg in Grenzen, auch wenn viele Leute sie als Heilsbringer sehen. Die Bruderschaft, die Regulatoren, alle waren nicht besser. Alles grau, niemand ist nur böse oder nur gut und unterm Strich ist es doch immer das Gleiche, wenn es darum geht zu überleben.
    Alles irgendwie keine besonders aufbauenden Gedanken, die so durch ihr Hirn schossen. Abstellen konnte sie es nicht, es geschah wie von selbst. So langsam setzte auch wieder die Wärme der Wüste ein und ihre Laune wandelte sich zunehmends zu trübsinnig. Zwar war der Tag noch nicht lange angebrochen, aber sobald sich erst einmal die Sonne am blauen Himmel zeigte, desto unerträglicher würde es werden. Zum Mittag kann man Eier auf den Felsen braten! Die Killroy klatschte in den Dreck, genau neben einer passenden Stelle für das Erdloch, weil sich genau dort das Gelände absenkte. Es sah wie ein alter Bombenkrater aus, der aber schon irgendwie fast wieder der natürlichen Abtragung der Natur, wenn man das in so einer Trümmerlandschaft überhaupt noch so nennen konnte, zum Opfer gefallen war. Egal, wenigstens etwas Arbeitsersparnis, hier würde es sein und immerhin, 20cm weniger tief zu buddeln. Das ist ein Fortschritt. Nun und da folgte auch schon das nächste Problem, welches jetzt schlagartig Vals vollste Aufmerksamkeit einnahm. Ratbone sagte es so beiläufig als würde es nichts bedeuten. Ein großes Loch graben! Ein süffisantes Lachen stieß aus Vals Mund hervor, bevor sie genervt in die Unendlichkeit der Trostlosigkeit schrie.


    Val:"Ja verdammt, wie nur wenn man keine Schaufel besitzt? Mit den Händen? Vergiss es! Vergiss es einfach! Dämlicher Idiot, ich hätte früher darauf kommen sollen!"


    Fluchend trabte sie die Strecke zurück in die Ruine, fest davon überzeugt dass er seinen Mist alleine machen kann. Der Schweiß strömte ihr von der Stirn und nein, je näher sie kam, desto mehr wankte der Plan. Schließlich verwarf sie das Ganze. Vor Ratbone würde sie ihren Unmut jetzt nicht ausbreiten, auch wenn sie Durst hatte und sich Zweifel über die Sinnhaftigkeit dieser ganzen Arbeit breit machte. Vielleicht hätte man es einfach auch sein lassen sollen oder eine andere Lösung finden können. Der Kerl, er befand sich nicht in der Nähe und Val seufzte. Besser nicht, der sollte schön selbstständig zu ihr kommen und das möglichst mit der zerstückelten Leiche. Himmel was für ein Dreck! Noch mehr Gedanken schlugen ein, dieses Mal aber eher die Situation betreffend. Irgendwie würde man wohl auch mit einer Schaufel nicht weit kommen. Der Steppenboden wäre viel zu hart und ausgetrocknet, als ob das funktionieren könnte. Also lieber etwas suchen was man wie eine Spitzhacke nutzbar machen konnte und dann noch was um die karge Erde aus dem Loch zu bekommen. Also setzte sich Val kurz hin um zu überlegen und zu verschnaufen. Sie streckte sich an einen Betonpfeiler, der wohl mal das Dach der alten Colafabrik hielt. Es sollte hier drin kein Problem darstellen etwas Brauchbares zu finden. Man müsste nur suchen. Doch jetzt fiel es ihr sichtlich schwer sich wieder zu erheben. Irgendwie erleichtert Adrenalin, aber das gab die Blutbahn glücklicherweise gerade nicht her. Zum einen fühlte sie sich immer noch erschöpft und zum anderen befand sie sich hier im Schatten. Im Grunde schwand ihre Lust völlig auf Null und sie würde jetzt viel lieber ein Nickerchen halten, als mit schwerem Malochen zu fortzufahren. Dennoch wollte sie nicht, dass sie von ihm gesehen wird beim Faulenzen. Sonst würde er sie wohl noch weniger ernst nehmen. Immerhin, die beiden wurden zu so etwas wie einem echten Team. Das befand Val irgendwie als positiv, ganz egal wie beschissen die Umstände eigentlich waren. Aber mal ehrlich, für wen sind die Umstände in dieser Zeit nicht beschissen und wer verdammt kann es für sich verbuchen ein ganzes Burderschaftskommando umzunieten? Keiner, also stand sie wieder auf und raffte ich zusammen. Weiter, weiter und wieder an die Arbeit. Trotz stieg auf, wenn auch nur kurz, suchen, Probleme lösen und endlich mal was schaffen. Eilig und mit neuer Energie machte sie sich ans Werk. Vor dem Eingang zu einer Art Lagerbüro, zumindest befand sie, dass es so aussah bei all der Verwüstung, griff sie in einen Trümmerhaufen. Dabei hob sie eine Metallstange an. An deren Ende befand sich ein T-Stück welches sich als verbogen und abgebrochen offenbarte. Sicher gehörte es zu einem der etlichen Geländer, die einmal hier die ganzen Metallüberwege und Tritte abgrenzten. Zweifelsohne würde das genügen, die Form, ideal als improvisierte Hacke. Damit konnte man schon beginnen zu pickern und für das Problem mit der Erde fand sich sogleich auch eine scheinbare Lösung. Mit der Linken riss sie einen alten Metallschubkasten aus einem der vermoderten Schreibtische. So würde es gehen, vielleicht nicht ganz einfach aber behelfsmäßig. Nein! Verdammte Scheiße Nein! Dann fiel ihr ein, dass es so wohl nicht wirklich genügen würde um ein großes Loch auszuheben. Besser wäre es mehr in die Breite zu gehen und die Trottel in Reihe aufzuschlichten. Nervlich angespannt wischte sie mit dem Handrücken die Suppe aus dem Gesicht. Sie wankte und zweifelte. Es müsste auch tief genug sein, nicht das andere Ödlandbiester es wittern und letztendlich alles wieder ausbuddeln. Schließlich steigerte sich ihre Wut und sie schmiss das Ding was die Hacke sein sollte auf den Boden und brüllte nach Ratbone. Schon nach wenigen Augenblicken regte sich was. Erschrocken trat er vor sie, wohl um zu überprüfen ob sie sich verletzt hatte oder so etwas in der Art. Dabei trug er gerade einen Teil eines abgetrennten Armes bei sich.


    Val: „Das ist bescheuert! Ich hab keine Lust mehr!“
    Ratbone: „Ich dachte schon es ist etwas passiert. Also ich komme gut voran, schau hier.“
    Val: „Das ist widerlich...“


    Ihre Augen musterten ihn und zeigten eine besondere Art der Abneigung, während er mit dem Ding rumwedelte.


    Val: „Mich widert das an! Warum lassen wir die nicht einfach verwesen? Und nimm den verdammten Arm aus meiner Sicht.“
    Ratbone: „Das ist gar nicht so schlimm. Man muss nur an etwas Schönes denken dabei.“
    Val: „Boah, vielleicht hättest du doch bei den Mutanten bleiben sollen, wenn du daran jetzt sogar Gefallen findest. Die denken auch an was Schönes, wenn sie ihre Nahrung zerteilen!“
    Ratbone: „Was sein muss, das muss eben sein. Du solltest einfach irgendwie Spaß an der Aufgabe entwicklen. Das vereinfacht vieles ganz erheblich.“
    Val: „Wie verdammt? Je mehr ich darüber nachdenke desto bekloppter befinde ich unsere Säuberungsaktion.“


    Nachdenklich verschränkte Ratbone die Arme immer noch mit der Elle samt Hand in der Hand.


    Ratbone: „Warum das denn?“
    Val: „Nimm den Arm weg. Ich will ihn nicht sehen!“
    Ratbone: „Hab dich doch nicht so, ist doch nur ein Arm?“
    Val: „Bone!!!“


    Die abgetrennte Extremität verbarg er jetzt hinter seinem Rücken und gab damit nach.


    Ratbone: „Also was ist nun? Was hast du? Wir waren uns doch einig?“
    Val: „Hast du schon mal ein Loch im Ödland gegraben?“
    Ratbone: „Ja, schon einige. Warum? Was ist das Problem?“
    Val: „Der Boden ist steinhart!“
    Ratbone: „Das hatte ich befürchtet.“
    Val: „Hast du Witzbold eine Schaufel oder eine Spitzhacke?“
    Ratbone: „Hmmm... eher nicht.“


    Nachdenklich legte er seine Hand ans Kinn und zeigte damit wieder unbewusst den abgetrennten Unterarm.


    Val: „BONE!!!“
    Ratbone: „Oh entschuldige... Ich war in Gedanken.“


    Dieses Mal landete das Körperteil hinter ihm auf dem Boden.


    Ratbone: „Also zugegeben, dass ist wirklich ein Problem.“
    Val: „Ja, aber es geht noch weiter. Wie viele Leichen haben wir?“
    Ratbone: „Einige...“
    Val: „Wie groß müsste also das Loch sein?“
    Ratbone: „Schon etwas groß...“
    Val: „Ja und jetzt bring in deine Überlegung noch etwas mehr ein. Die Ödlandtiere, die nachts rumspringen!“
    Ratbone: „Was ist mit denen?“
    Val: „Die graben unsere Freunde wieder aus, wenn sie nicht tief genug liegen."
    Ratbone: „Oh, das stimmt...“
    Val: „Das ist für deinen Meisterplan sicher nicht so prickelnd wenn sich übermorgen zwei Kojoten entschließen mit dem ausgescharrten Kopf der Killroy zu spielen!“
    Ratbone: „Verdammt, du hast Recht.“
    Val: „Ach, sag nicht. Wie viel größer müsste also unser großes Loch noch werden?“
    Ratbone: „Weit größer als groß. Ziemlich groß und tief... groß, sehr groß... hmm groß...“
    Val: „Na, jetzt kommst du gleich darauf.Willst mir helfen? Ich hab einen Metallstab und ein Schubfach für das ganze Loch?"
    Ratbone: „Das ist ein Anfang.“
    Val: „Wie lang soll das bitte dauern? Eine Woche? Einen Monat?“
    Ratbone: „Scheiße...“
    Val: „Ernsthaft, wir sollten die ganze Scheiße mal ein wenig seriöser angehen! Und verdammt nochmal endlich aufhören Zeit zu verschwenden...“
    Ratbone: „Warum hast du vorher nichts gesagt?“


    Eine berechtigte Frage...


    Val: „Weil... weil du den Anschein erweckt hast, als hättest du einen Plan und es mir schien das du sowas schon mal gemacht hast. Aber warte ich hab vergessen, dass deine Pläne eigentlich immer ziemlich dämlich sind und nur durch pures Glück funktionieren.“
    Ratbone: „Aber sie funktionieren und nur um auf deine Frage zu antworten, zu meinen Hobbys zählt nicht das Verscharren von Leichen mit der ich meine Freizeit belaste.“
    Val: „Zu meinen auch nicht! Mach selber, ich setzt mich hin und warte! Ich bin für sowas nicht gemacht.“
    Ratbone: „Ach komm, lass mich jetzt nicht hängen.“
    Val: „Streng lieber dein Hirn an, du kriminelles Genie! So geht das nicht!“

  • Kapitel XIII Wenn wir keinen Weg finden, machen wir uns einen!


    Kapitel XIII Part 3




    Bone lief auf und ab, blieb kurz stehen und ging dann weiter auf und ab, nur um wieder kurz stehen zu bleiben und das alles unter den prüfenden Augen Vals, deren Miene sich immer mehr verfinsterte als Bone zum dritten mal inne hielt und rief:


    Ratbone: "Ich habs! ... nein, das ist auch nicht gut..."


    Nachdem er nun zum Vierten male stehen blieb, platze Val der Kragen.


    Val: "Was ist nun? Willst du mich dumm sterben lassen?"
    Ratbone: "Nein, Ich überlege noch."
    Val: "Dir ist das vielleicht nicht aufgefallen, aber ich bin durchaus in der Lage mitzudenken, wenn es dir also nichts ausmacht mir zu erklären worüber du nachgrübelst, kommen wir vielleicht hier mal eher zu einem Ergebnis!"


    Also jetzt war es wohl doch wieder das wir, Bone war sich sicher, dass das wohl weniger ein Entgegenkommen von ihr war, als das sie vielmehr langsam ungeduldig wurde. Er beschloss allerdings den Gedanken runterzuschlucken, weil er gerade keine Lust auf einen neuerlichen Streit hatte. Stattdessen antwortete er nur wenig sagend:


    Ratbone: "Na schön."
    Val: "Schön? Schön! Weißt du was schön ist? Ich in einer heißen Badewanne mit einem Kaltgetränk in der Hand! Das ist schön!"


    Da war es schon wieder, sie wollte weiter streiten. Bone ignorierte das, er hatte keine Lust darauf, obwohl ihm jetzt einige spitze Bemerkungen einfallen würden.


    Ratbone: "Ja das wäre es, aber um mal auf unser Problem zurück zu kommen, nicht nur das uns Regulatoren verfolgen, jetzt haben wir auch noch die Bruderschaft an der Backe und letztere wird mit Sicherheit mit einem doppelten oder gar dreifachen Aufgebot hierhin zurück kommen. Allein schon aus dem Grund die Leichen zu bergen."


    Val antwortete nicht, vermutlich weil es überflüssig wäre.


    Ratbone: "Niemand wird zurückgelassen! Ich hasse deren scheinheilige Moral!"
    Val: "Und sonst? Erzähl mal was was ich noch nicht weiß."
    Ratbone: "Okay, so wie ich das sehe haben wir drei Möglichkeiten."
    Val: "Die wären?"
    Ratbone: "Wir halten uns an unseren ursprünglichen Plan, verscharren die Jungs und Mädels da draußen und sehen zu das Weite zu suchen."
    Val: "Das hatten wir doch schon! Gut, hier aufzuräumen sollte uns fürs erste einen Vorsprung geben, aber wenn wir weiter so trödeln, schlägt das in einen Nachteil um und die Wichser erwischen uns noch bevor du den Dreck auf der Killroy festtreten kannst."
    Ratbone: "Ja genau das ist das Problem, ähnlich siehts auch mit Option zwei aus, die da wäre einfach alles stehen und liegen lassen und von hier verschwinden. Zwar wären wir dann schneller weg, aber egal wie wir das drehen die Bruderschaft verfügt über mehr Ressourcen als die Regulatoren."
    Val: "Heißt im Klartext, die gehen jeder Option oder auch Himmelsrichtung gleichzeitig nach und erwischen uns dann irgendwo mitten in der Wüste auf dem Silbertablett."
    Ratbone: "Richtig, zu dem wird unser Proviant knapp, zwar haben die Metallarschlöcher auch noch einiges mit, aber das wird nicht reichen uns weiter duchzuschlagen. Zumal wenn die clever sind, werden die uns auch schon dort erwarten, wo wir neue Vorräte herbekommen könnten."
    Val: "Na toll, also können wir uns auch gleich selbst erschießen."
    Ratbone: "So siehts wohl aus..."
    Val: "Und das wars jetzt oder wie? Wir warten einfach und versuchen dann soviel wie möglich von denen mitzunehmen?"


    Ratbone starrte auf den Boden, er sagte ja bereits das ihm die Ideen ausgehen. Doch so klar und nüchtern wie das die beiden jetzt besprachen, wurde es immer offensichtlicher, dass es hier wohl kein Happy End geben würde.


    Ratbone: "Wir brauchen einen strategischen Vorteil. Etwas womit diese Mistkäfer in Vollplattenpanzerung nicht rechnen."
    Val: "Du bist gut. Hast du sowas? Kannst du das vielleicht auch aus dem Ärmel schütteln?"
    Ratbone: "Option drei!"
    Val: "Option drei?"
    Ratbone: "Die Konsole im Keller."
    Val: "Du willst jetzt ernsthaft weitere Zeit beim Knacken dieses Computers vergeuden?"
    Ratbone: "Hast du eine bessere Idee?"


    Val schwieg, natürlich hatte sie keinen besseren Einfall. Er blickte zu ihr auf, streckte die Arme aus und drehte sich einmal im Raum.


    Ratbone: "Schau dir diesen Ort doch einmal mit Verstand an."
    Val: "Was soll das nun schon wieder, ich seh nur einen riesigen haufen Schrott, in denen man vor sehr langer Zeit vielleicht einmal Cola hergestellt hat."
    Ratbone: "Genau das ist es doch, dieser Ort ist viel zu groß, als das man hier nur Cola in Flaschen gefüllt hat."
    Val: "Das sagst du mir jetzt als planungstechnischer Ingenieur oder was?"
    Ratbone: "Nein ernsthaft! Das hier war ein Unternehmen was vor dem Krieg Gewinn abwerfen sollte, da hätte ein Fabrikgebäude, ein paar Verwaltungsgebäude, ein kleiner Fuhrpark und eine Lagerhalle gereicht. Allein schon aus dem Grund Kosten zu sparen."


    Recht hatte er, der Ort war viel zu protzig, zu groß angelegt, 30 Gebäude oder was von ihnen übrig war, mehrere Zufahrtsstraßen und dann noch obendrauf eine übertrieben gigantische Fertigungshalle, in die selbst wenn die ganze Einrichtung noch drin steht locker zusätzlich noch ein halbes Dutzend Linienjets reinpassen würden.


    Val: "Okay Bone, ich verstehe was du meinst."
    Ratbone: "Lass uns dieses verdammte Schaltpult auseinandernehmen!"
    Val: "Gut von mir aus, aber wehe wir finden dann nur deren Rezepturgeheimnis."
    Ratbone: "Eine vollautomatische Highendschalttafel 25 Meter versteckt unter der Fertigungshalle? Glaub ich nicht. Da muss mehr sein."
    Val: "Schon gut, hast mich überzeugt, aber was soll hier bitte noch sein?"
    Ratbone: "Ich weiß nicht, vielleicht irgendwas vom Militär, eine Raketenrampe, sowas in der Art."
    Val: "Ich bin neugierig, lass uns nachsehen.."


    Eifrig machten sie sich auf den Weg, wieder runter in die dunklen Tunnel das Schaltpult zu finden. Nach einiger Zeit standen erneut vor der mit Leuchttasten überzogenen Armatur und überlegten welchen Knopf man am Besten drücken sollte.


    Ratbone: "Also ich bin immer noch für den roten unter der Platikabdeckung."
    Val: "Stop! Wenn es wirklich eine Raketenabschussrampe ist könnte dieser Knopf uns und alles innerhalb von 12 Meilen sofort umbringen."


    Das war jetzt leicht angesäuert, Val gefiel ihre Rolle als Stimme der Vernunft wohl wirklich nicht sonderlich. Sie standen jetzt beide etwa einen halben Meter davon entfernt und blickten aus sicherer Distanz darauf, wie Erdmännchen im Zoo, deren Tierpfleger eine neue Überaschung ins Gehege gestellt hat.


    Ratbone: "Okay, schon verstanden, nur schauen nicht anfassen."
    Val: "Schau mal da ist auch ein Zahlen- und Buchstabentastenfeld drauf."
    Ratbone: "Das wird für die Eingabeaufforderungen sein."
    Val: "Das ist mir klar, Passwortschutz oder so."
    Ratbone: "Wenn sowas an dem Ding dran ist muss auch hier auch irgendwo noch ein Monitor drin versteckt sein."
    Val: "Das leuchtet ein."
    Ratbone: "Okay, vom bloßen Zureden, wird das Gerät seine Geheimnisse nicht verraten."


    Er ging den letzten Schritt drauf zu und drückte auf die Leertaste, natürlich mit dem idiotischen Reflex den Blick abzuwenden und die Augen dabei zu schließen. Ein Tastenton war zu hören und ein Monitor fuhr auf der hinteren Hälfte nach oben, erstrahlte und forderte zur Passworteingabe auf.


    Val: "Oha..."
    Ratbone: "Passwortschutz, wie du sagtest."
    Val: "Mach jetzt bloß vorsichtig."
    Ratbone: "Schon klar, falsche Eingabe könnte uns töten."


    Val trat nun auch heran und als Ratbone seine Finger nach der Tastatur ausstreckte unterbrach sie ihn schroff.


    Val: "Halt!"
    Ratbone: "Was ist nun schon wieder?"
    Val: "Ich hab eine Idee."
    Ratbone: "Wir hatten doch ausgemacht das ich für die bescheuerten Ideen zuständig bin."
    Val: "Nein Bone, ernsthaft."


    Sie krempelte ihren Ärmel in ihre Hand um so einen provisorischen Lappen zu erhalten und wischte damit vorsichtig das Tastenfeld sauber. Bone blickte ihren Bewegungen aufmerksam und voll angespannt nach.


    Val: "Wir sind uns doch einig, dass nur ein Passwort richtig sein kann und die Konsole ist brandneu."
    Ratbone: "Soweit kann ich dir folgen."
    Val: "Was passiert wenn du immer und immer wieder das gleiche Passwort eingeben musst?"
    Ratbone: "Keine Ahnung."
    Val: "Denk doch mal mit. Die benutzten Tasten nutzen sich eher ab, als die die nicht verwendet werden."
    Ratbone: "Okay, dein Punkt. Alter Raidertrick?"
    Val: "Nein, obwohl ich den dort her habe."
    Ratbone: "Ich dachte diese Typen sind strunzdumm."
    Val: "Sind sie auch, das wie und warum erklär ich dir später mal."


    Sie beendete ihre Reinigungsarbeiten und wandte sich wieder Ratbone zu und tatsächlich auf dem metallernen Tastenfeld, bei dem die Buchstaben und Zahlen auflackiert waren, waren wirklich Abnutzungen in dem schwarzen Lack zu erkennen.


    Val: "Okay, wir haben ein A, das N, das L, das C, das O und ich glaube auch noch das U und das K."
    Ratbone: "Meinst du wirklich das die Leute, die das gebaut haben so blöd waren und nie das Passwort geändert haben?"
    Val: "Hör auf zu meckern, denk lieber mal nach was man daraus für ein Wort bilden könnte."
    Ratbone: "Ja, aber was ist wenn das einfach nur eine willkürlich Buchstabenfolge ist?"
    Val: "Jetzt hör auf immer alles kaputt zu reden. Das wird funktionieren!"
    Ratbone: "Okay, ich denk ja schon nach."


    Einige Zeit verging als beide für sich nachgrübelten. Bone setzte sich in die Ecke und Val stand neben ihm an der Wand gelehnt.


    Ratbone: "Okay wie wärs mit KOALA CN?"
    Val: "Bitte was?"
    Ratbone: "KOALA CN, das erste ist ein Tier glaube ich und das andere das Kürzel für den Erzfeind Amerikas, die Chinesen."
    Val: "Das ist bescheuert!"
    Ratbone: "Warum und außerdem fällt dir was besseres ein?"
    Val: "Das U fehlt."
    Ratbone: "Ach verdammt."
    Val: "Aber gut wäre auch möglich, dass einige Buchstaben doppelt verwendet werden."


    Der Punkt ging wiedermal an Val und Bone ließ zusammengekauert in der Ecke den Kopf hängen und machte keinen Hehl daraus seinem Frust freien Lauf zu lassen.


    Ratbone: "Ich bin für solche theoretischen Gedankenspiele nicht gemacht. Was würden Sie tun Mr. Ratbone? Sie sitzen auf einer einsamen Insel und dürfen nur 3 Dinge mitnhemen. Ja was würde ich wohl tun? Ich nehm eine Flasche Whiskey mit, dann noch eine und noch eine und hoffe wenn ich das alles auf einmal trinke, das Ganze schnell beenden zu können!"


    Val runzelte die Stirn und funkelte Ratbone schon wieder mit diesem bitterbösen Blick an, als sie das letzte Mal hier unten saßen.


    Val: "Gib dir gefälligst mal Mühe!"
    Ratbone: "Dast tue ich ja gerade."
    Val: "Tust du nicht!"
    Ratbone: "Doch tue ich, aber wenn ich jetzt irgendwas hätte was ich mir in die trockene Kehle kippen könnte, dann würde das besser klappen."
    Val: "Ich hätte nicht gedacht das ich das mal so schnell sage, aber du hast immer nur das Saufen im Kopf."
    Ratbone: "Stimmt doch garnicht, ich würde das auch mit dir teilen, auch wenn wir das dann mit der Plörre verdünnen müssten, die die hier in Flaschen gefüllt haben."


    Da fiel es Val wie Schuppen aus den Haaren. Augenblicklich drückte sie sich von der Wand ab und stand kerzengerade im Raum, hob beide Zeigefinger und ein anderes Funkeln war in ihren Augen zu sehen, ein positives wie Ratbone befand.


    Val: "Nein, das haben die nicht genommen..."
    Ratbone: "Was haben die nicht genommen?"
    Val: "Na NUKACOLA! Das Wort würde passen!"
    Ratbone: "Aha, also sag nie wieder was wegen dem Saufen!"
    Val: "Ja, ist ja schon vergessen."


    Ihre Miene schien sich aufzulockern und ihre Stimmung schwankte mehr und mehr in Richtung orgiastisch, was Bone irgendwie irritierte und gleichzeitig verwirrte, denn das war normalerweise eher ein Gemütszustand einer gewissen Moira Brown. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und stellte absichtlich mit einem nichts sagenden Pokerface die Gretchenfrage.


    Ratbone: "Was ist wenn du das jetzt eingibst und wir dann drauf gehen?"
    Val: "Jetzt sei doch mal nicht so negativ."
    Ratbone: "Bin ich nicht. Ich wäge nur wie von dir gewünscht die Optionen ab."
    Val: "Ich wette das ist der Code!"
    Ratbone: "Du wettest? Ich soll also dagegen halten?"
    Val: "Kannst du gerne tun."
    Ratbone: "Also warte mal, egal was ich als Einsatz bringe, wenn ich gewinne sind wir tot?"
    Val: "Die Seite der Medallie hast du gewählt."
    Ratbone: "Okay, mal rein hypothetisch..."
    Val: "Ja?"
    Ratbone: "Nehmen wir an ich gehe die Wette ein, was muss ich tun wenn du gewinnst."
    Val: "Du könntest zum Beispiel alleine, die Betonung liegt auf alleine, die Leichen wegräumen."
    Ratbone: "Gut, nehmen wir an ich würde gewinnen, wenn wir tot sind, dann ist das aber doof wenn du deinen Einsatz erst danach einlösen musst."
    Val: "Hmm, das ist sicherlich tragisch für dich."
    Ratbone: "Siehst du, ich kann an der Stelle eigentlich nur verlieren."


    Val merkte, dass sie wohl mehr Überzeugungsarbeit leisten musste und griff wieder einmal auf die sogenannten Waffen einer Frau zurück, sie dachte sich wohl was bei Welsh klappt, klappt auch bei Ratbone, obwohl sie diesmal wesentlich offensiver an die Sache heranging. Sie trat vor ihn und forderte ihn mit einer Handbewegung auf aufzustehen. Er folgte und sie schlung wie eine Schlange beide Arme um seinen Hals und drückte ihm zu Allererst ein Küsschen auf die Wange. Bone wusste, würde es sich jetzt um die Anschaffung irgendeiner Sache handeln, bei der er der Geldgeber ist und welche Val unbedingt haben wollte, so würde er diese doppelt und in ihrer Lieblingswunschfarbe rot erstehen. Kronkorken würden keine Rolle spielen.


    Val: "Jetzt komm schon Hasischatzi. Lass uns mein Passwort probieren."


    Hasischatzi? Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Doch schon, Bone war sich sicher diesen dämlichen Begriff vernommen zu haben. Chancenlos und ohne auch nur daran zu denken sich zu wehren oder Widerwort zu geben knickte er ein.


    Ratbone: "Na gut, versuchen wir es, aber..."


    Vals Miene heiterte sich erneut stark auf und ohne Bone aussprechen zu lassen, drückte sie ihre Lippen auf die seinigen, aber nicht genug diesmal mit Zunge. Er versuchte die Situation irgendwie zu genießen, dies gelang ihm aber nicht wirklich, da er bei aller Überaschung das Fummeln vergessen hatte. Als er dies aber realisierte war der Moment auch schon wieder verflogen und Val drehte sich zur Konsole um. Dritter Punkt für Val, den Kerl erst heiß machen und dann stehen lassen.


    Val: "Gut..."
    Ratbone: "Jetzt mach daraus keinen Akt, welchen man noch mit spannender Musik unterlegen muss."
    Val: "Ich drück ja schon, ist ja schon gut."


    Bedächtig und mit der Absicht ja keinen Tippfehler einzubauen tippte Val die 8 Buchstaben in die Steuerkonsole. Absichtlich zögerte sie etwas um Bone zu ärgern und drückte dann auf die Entertaste. Augenblicklich färbte sich der Bildschirm grün und auf ihm war die Schrift "Zugriff gewährt" zu lesen.


    Val: "Jawohl! Ha!"
    Ratbone: "Ich glaubs nicht..."
    Val: "Ratbone muss die Leichen wegräumen, Ratbone muss die Leichen wegräumen!"


    Val genoss diesen Moment in vollen Zügen und verfiel sogar in eine Art Siegestanz. Okay, sie wackelte eigentlich nur mit den Hüften, aber wieso muss das trotzdem, bei all dieser Häme noch sexy aussehen? Bone befand es für besser den Kloß jetzt einfach herunterzuschlucken, aus dem einfachen Grund, weil er ihren Höhenflug wohl sowieso nicht hätte stoppen können.


    Ratbone: "Okay, du hast gewonnen. Schon wieder."
    Val: "Du kannst dich ruhig mal mit mir freuen."
    Ratbone: "Doch ich freu mich, ehrlich... innerlich."
    Val: "Hmm, was als nächstes?"
    Ratbone: "Auf dem Bildschirm steht, dass das System hochgefahren ist, der Reaktorkern auf voller Power läuft, sämtliche Funktionen online sind und wir nur noch den gesicherten Hauptschalter betätigen sollen."
    Val: "Das ist dann wohl der rote Knopf unter der Platikabdeckung?"
    Ratbone: "Denke ich auch, was anderes als das Ding würde wohl nicht als gesicherter Hauptschalter durchgehen.."


    Val klappte die Abdeckung hoch und zögerte erneut.


    Val: "Was ist wenn es wirklich ein Nuklearsprengkopf ist und wir nur einen Tastendruck davon entfernt sind den abzuschießen?"
    Ratbone: "Dann haben entweder wir, der Arme Wicht dem das Ding auf den Kopf fällt oder auch ganz Washington D.C. Pech gehabt."
    Val: "Dein Optimismus ist eine echte Stimmungsbremse."
    Ratbone: "Ich sags ja nur und außerdem habe ich jetzt nicht mehrere Stunden damit verbracht Buchstabenrätsel zu lösen, nur um dann doch nicht auf den Knopf zu drücken."
    Val: "Ja, aber..."
    Ratbone: "Nichts aber, jetzt drück schon drauf."


    Val zögerte erneut. Jetzt war es Ratbone genug, nach all dem Gezanke wollte er die Sache nur noch zu einem Abschluss bringen. Mit einem einzigen Schritt trat er an das Pult heran und haute wie in einer drittklassigen Quizshow in der Buzzerrunde mit der flachen Hand auf den roten Knopf.

  • Kapitel XIII Wenn wir keinen Weg finden, machen wir uns einen!


    Kapitel XIII Part 4



    Mit entgeisterter Miene blickte auf die rechte Hand von Ratbone fast schon als wäre es eine Tatwaffe. Der Schlag auf den fast schon übergroßen, roten Druckknopf schien für den ersten Bruchteil eines Augenblickes rein gar nichts zu bewirken. Unabhängig von einander flammte in beiden der Zweifel wieder auf. Dieses riesige Türschott würde wohl für immer verschlossen bleiben und sie hätten nur schon wieder ihre Zeit verschwendet.


    Val: "Warum drückst du einfach auf den Knopf?"
    Ratbone: "Jetzt wissen wir wenigstens das nichts passiert."
    Val: "Das ist keine Antwort auf meine Frage, es hätte auch..."


    Doch dann plötzlich gab die geballte Mechanik unter schwer ächzendem Knarren von Metall ein unüberhörbares Lebenszeichen von sich und dröhnte durch den ganzen Keller der Anlage, so das Val in ihrem Vorwurf stecken blieb. Auf einmal vibrierte der Boden und die Betonwände so stark, dass man dachte ein Erdbeben bricht los. Ein fremdartiges Zischen, untermalte die langsam in Gang kommende Hydraulik der massiven Türanlage. Im gleichen Augenblick leuchteten gelbe Warnlampen auf. Val und Ratbone hätten beide schwören können, dass diese vorher nicht da gewesen wären. Staub wirbelte aufgrund des Druckausgleiches auf und man hätte in diesem Moment meinen können, dass diese alte Colafabrik wahrlich ein Eigenleben besitzt. Unter dem stählernen Ton geballter Kraft trennte sich der verschlossene Spalt in der Mitte zäh und von Korrosion geplagt auf, um den beiden nun förmlich ins Gesicht zu lachen: "Schau hin! Die verdammte Apokalypse, Unmengen von Atombomben und 200 Jahre Verfall können mir nichts! Ich bin immer noch da und funktioniere!"


    Val und Ratbone standen die Münder offen und sie gafften gespannt, wie geschockte Schaulustige , die in ihren Erwartungen weit übertroffen wurden, als die Stahltüre sich mit jeder Sekunde weiter aufschob. Das hier gerade etwas Großes passierte, wussten sie. Das musste keiner sagen. Überflüssigerweise tat es das System aber trotzdem und das in einem ziemlich diktatorischem Unterton.


    Nuka-Cola Basiscomputer: "Měihǎo de yītiān, zhōnghuá rénmín gònghéguó tóngzhì!"


    Die entgeisterten Blicke von Val und Ratbone trafen sich, die Münder immernoch sperrangelweit offen. Val fand als erstes die Sprache wieder.


    Val: "Was hat er gesagt?"
    Ratbone: "Guten Tag, Genossen der Volksrepublik China!"


    Noch verwunderter starrte Val durch Ratbone hindurch.


    Val: "Seit wann kannst du Chinesisch?"
    Ratbone: "Wenn man sich mit der Technik diverser Systeme auseinander setzt, dann kommt man nicht drum herum die Bedienungsanleitung zu lesen und die ist oft nur in Chinesisch."
    Val: "Aber du liest es doch nicht, du hast es doch nur gehört?"
    Ratbone: "Hab ich auch nicht."


    Mit einem Fingerzeig deutete Ratbone auf die Schriftzeichen, des Computerterminals. Verstehend nickte die Rothaarige bei dieser plausiblen Erklärung. Das ergab auch irgendwie Sinn. Nachdem der Mechanismus in die Endstellung überging, übernahm wieder die Stille das Kommando über diesen trostlosen Ort. Nur das dämliche Blinken der Warnleuchten wollte einfach nicht aufhören. Der Computer übernahm wieder das Wort genauso unpersönlich wie vorher.


    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Xūyào shòuquán!"
    Ratbone: "Zhùcè yīshēng fùmǎnzhū."
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Zhǔnyǔ fǎngwèn, Fùmànchǔ yīshēng!"
    Ratbone: "Tiáozhěng yǔyīn shūchū dào qūyù."
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Bestätigt!"


    Val staunte immernoch wie eine Vierjährige, die in ihrer ersten Zaubershow von einem drittklassigen Taschenspieler ein Kaninchen aus einem Zylinder gezaubert bekam.


    Val: "Was zum Henker geht hier vor sich?"
    Ratbone: "Ach nichts weiter, ich hab mich angemeldet, die Spracheinstellung geändert und weiß auch was wir als Nächstes tun."
    Val: "Na dann..."
    Ratbone: "Computer, Systemstatus bitte."
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Anlage Gelbe Faust, Primärziel Assimilation ausländischer Technologie, befindet sich seit 73.225 Tagen, 12 Stunden, 43 Minuten und 25 Sekunden im Standby-Modus. Sämtliche Systeme auf Minimum herunter gefahren, Reaktorkern intakt, Stromversorgung sichergestellt, Belüftungssystem intakt, Wasserversorgung intakt. Systemausfälle in der äußeren Kameraüberwachung, Falsifikationseinrichtung vollständig zerstört. Arbeitseinheiten zu 40 Prozent intakt, Wacheinheiten zu 67 Prozent intakt, mehrere Verstöße gegen Arbeits-, Wartungs- und Kontrollroutinen. Ausführliches Protokoll P57898H09 erstellt. Sie finden dieses in ihrer persönlichen Datenablage großer Genosse Aufseher Dr. Fu Man Chu."


    Das Staunen von Val sprach Bände. Was zumTeufel des Ödlandes war da gerade vor ihren Augen geschehen? Ratbone in Wirklichkeit ein verkanntes Spachengenie oder war sie gerade im falschen Film? Und wer zur Hölle ist dieser Dr. Fu Man Chu? Ein wichtiger Mann mit globalpolitischer Bedeutung? Verdammt gute Fragen, die da gerade wie Vollmantelgeschosse durch ihren Verstand jagten. Dennoch sie wollte liebe rnicht nachhaken und fragen was passiert wenn sie Bone mit seinem richtigen Namen ansprechen würde.


    Val: "Wie hat er dich gerade genannt?"
    Ratbone: "Ich bin der große Genosse Dr. Fu Man Chu, noch Fragen?"
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Autorisierung ihrer Begleitung Dr. Fu Man Chu! Protokolleintragerstellung!"
    Ratbone: "Autorisierung für Miss Ylang-Ylang anlegen."
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Bestätigt, Freigabeberechtigungen erforderlich."
    Ratbone: "Volle Berechtigung erteilen. Co-Admin."
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Bestätigt. Herzlich Willkommen Genossin Ylang-Ylang, sie sehen heute wunderschön aus, die Wahl ihrer Haarfarbe schmeichelt dem Antlitz unserer großen Nation!"
    Val: "Äh.... danke... Computer!"
    Nuka-Cola-Basiscomputer: "Vorangegangene Administrative unter Genosse General Wei Hao Zhu bevorzugte Anrede Majong für diesen Systemavatar."
    Val: "Sehr schön, das ist wesentlich persönlicher."


    Val wachte langsam aus ihrer Schockstarre auf, begann sich mit der veränderten Situation zu arrangieren und entwickelte eine ebenso große Neugier wie Ratbone.


    Val: "Majong, würdest du bitte das Licht einschalten."
    Majong: "Bestätigt."


    Die eigentlich Show schien ja schon vorbei, aber als das grelle Neonlicht den vom Dunkeln verborgenen Raum erhellte, zeigten sich noch einmal die Ausmaße ihres Glücksfundes. Ohne zu übertreiben offenbarte sich eine weiträumige Hangar- und Werkstattanlage, die von der Fläche mindestens soviel Platz wie drei ganze Footballfelder nebeneinander bot. Auch die Höhe von 20 Metern war durchaus beachtlich, ebenso die räumliche Gestaltung im typischen, chinesischen Propagandarot mit den markanten, goldenen Sternen. Doch die wahre Größe der Anlage konnte man immernoch nicht abschätzen, da von allen Seiten Treppenauf- und -abgänge, sowie kleinere Schotttüren mündeten. Zudem war die ganze Räumlichkeit durch allerlei erbeutetes Material gesäumt. Ein echter Schatz, das Eldorado für jemanden wie Ratbone, dem sichtlich das Wasser im Munde zusammenlief.


    Ratbone: "Ohhhhaaaaaaaa..."
    Val: "Sind das Raketen und Panzerteile?"
    Ratbone: "Ja aber sowas von! Aber auch Flugzeugkomponenten, Sturmgewehre, Powerrüstungen, Laser- und Plasmawaffen..."
    Val: "... und das da drüben?"
    Ratbone: "Kühlschränke, Toaster, Haushaltsgeräte, Bildschirme...alles Mögliche, Hauptsache mit einem Stecker."
    Val: "Das Kriegsspielzeug kann ich ja verstehen, aber wozu will ich mir hier ein komplettes Kochstudio einrichten?"
    Ratbone: "Die haben halt an alles gedacht."
    Val: "Und das da?"
    Ratbone: "Was?"
    Val: "Na das!"
    Ratbone: "Das ist ein ganzes U-Boot."
    Val: "Was ist ein U-Boot?"
    Ratbone: "Ein Boot mit U für unter."
    Val: "Also gesunken?"
    Ratbone: "Nein, für Unterwasser, es kann tauchen."
    Val: "Ach und was will man damit mitten in der Wüste?"
    Ratbone: "Ich habe keinen blassen Schimmer!"


    Das Bruderschaftspobleme rückte plötzlich in weite Ferne, doch Ratbone, der sich natürlich wie ein Fisch in seinem Element fühlte, kam gar nicht mehr zum Ende weiter Dinge in Erfahrung zu bringen und nun begann ein abenteuerlicher Rundgang durch die gesamte Einrichtung. Dabei schenkte er dem komischen Chinesencomputer wesentlich mehr Beachtung als Val. Die lief die ganze Zeit nur gelangweilt mit und hörte überhaupt nicht mehr richtig zu was sich der Rechner und ihr Sprachgenie sich zu erzählen hatten. Es handelte sich ja nur um völlig belangloses Bla-Bla, welches eine Frau nicht gerade interessierte. Oh, wie toll, wir klauen hochentwickelte Technologie vom bösen, imperialitsichen, kapitalistischen, menschenverachtenden Klassenfeind und bemächtigen uns dieser selbst ohne Scham und Skrupel und obendrein sparen wir auch noch eine Menge Zeit, Arbeit und Geld, als wenn wir das selber forschen würden. Ganz unten im Keller befindet sich ein Nuklearreaktor, der jetzt wieder auf Hochtouren läuft, das Betriebssystem heißt Majong, das wissen wir ja schon und der chinesische Kriegs- und Geheimdienstminister Peng Peng Bumm war auch schon zu Besuch um Helden der Arbeit auszuzeichnen. Natürlich darf man auch nicht die fortschrittlichen, auf das Minimum herunterreduzierten Garnisionsquartiere vergessen, in denen man nach kommunistischer Moralvorstellung seine Privatsphäre und seinen Individualismus in die Tonne treten konnte. Das es sich dabei bei lediglich um ein paar eng aneinander gestellte Feldbetten in einem schlecht beheizbaren Raum handelte, davon sagte Ratbones neuer Freund nichts. Aber gut, wie das nun einmal mit anderen Staatssystemen so ist, nicht alles war schlecht. In Sachen Hygiene bot dieser Geheimbunker einen ordentlichen Duschraum und auch sanitäre Anlagen, sowie eine Wasseraufbereitungsanlage und eine Zisterne zum Speichern. Vals negative Gedanken ließen erst ab als sie die persönliche Suite des großen Anführers zu Gesicht bekam, hier konnte man durchaus einen erheblichen Widerspruch im Gesamtsystem des Kommunismus erkennen. In dieser weitreichenden Wohneinheit, welche eher einem Palast für einen dekadenten Monarchen glich, konnte man den Glauben an die Richtigkeit der Sache verlieren. Dennoch verband die Raumaufteilung einen praktischen Nutzen, weil sich die Gemächer des großen Anführers direkt neben dem Kontrollraum befanden, dementsprechend auch das Sahnehäubchen auf der sich endlos hinziehenden Gebäudebegehung war und Majong endlich mit dieser endlos übertriebenen Selbstverherrlichung und Beweihräucherung chinesischer Ingenieurskunst endete.


    Majong: "Haben Sie noch Fragen, werter großer Aufseher Dr. Fu Man Chu?"
    Ratbone: "Nein..."
    Val: "Danke, das reicht jetzt ja wirklich."
    Majong: "Meine auf menschliches Verhalten eingerichteten Sensoren registrieren in ihrer Stimme, Haltung und ihrem Gesichtsausdruck Anzeichen von Erschöpfung. Möchten Sie nun zum Nachmittagstee übergehen?"

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