Stammtisch zum dreckigen Spazierstock
Es war einmal ein alter Mann, der ging die Strasse entlang und rutschte auf der Bordsteinkante aus und wurde ohnmächtig. Jemand rief den Krankenwagen und er wurde abtransportiert ins Klinikum Nord. Dort lag er auf der Station 22 (Notfallambulanz) und dachte über sein Leben nach. "Wenn ich doch nur einen Spazierstock gehabt hätte, dann wären mir viele Übel in meinem Leben erspart geblieben", dachte der Mann, wir nennen ihn mal Didel, ohne irgendwelche Ähnlichkeiten zu bestimmten Personen hervorzurufen, "Schwester, ich gebe ihnen jetzt einen Auftrag! Besorgen sie mir einen schönen Spazierstock. Sie bekommen auch ein gutes Trinkgeld".
Am nächsten Morgen, beim Aufwachen, stand neben dem Bett ein wunderschöner Spazierstock, schwarz, man konnte sehen, das er aus echtem Holz gemacht war, Maserungen waren fein sichtbar unter der Lackierung und Didel freute sich, nahm den Stock und alles drehte sich im Kreis. "Bin ich schon wieder ohnmächtig geworden", dachte der klapperdürre Mann und er fand sich auf einen Gehweg wieder, den Stock in seiner rechten Hand und schlenderte den Pfad entlang. An der Seite waren in einer Reihe lauter grosse Eichen, sie blühten und am Wegesrand wuchsen lauter Blumen. Schmetterlinge und anderes Kleinzeug, Meisen und viele Vögel piepten um die Wette. Die Sonne schien, es war warm, aber nicht so warm das er einen Mantel trug, nur leichtes Gehzeug und Gamaschenschuhe, ein leichter Rucksack war auf seinem Rücken festgeschnallt. Man konnte kilometerweit in eine Richtung schauen, auch rückwärts, aber niemand sonst war zu sehen.
Plötzlich hörte er eine Stimme: "Na, wie gefällt dir der neue Spazierstock?" Die tiefe bassvolle Stimme erschreckte Didel, nicht darum, das keiner da war, der hätte sprechen können, sondern weil in der Ruhe der Natur diese Stimme die Stimmung verdarb. Didel antwortete barsch: "Halts Maul, ich geniesse hier die Ruhe", was allein schon ungewöhnlich war, weil der alte Mann immer höflich war und die Countenance nie verlor.
Eine Stunde später freute sich der Mensch, schwang den Stock über den Kopf und versuchte, an beiden Händen den Gehstock haltend, darübert zu hüpfen, erinnernd an Gene Kelly haute es ihn anders aufs Maul.
"Herr Dräger! Bitte aufwachen. Frühstück ist angerichtet!" Angewidert und leicht irritiert sah er ein labbriges Brötchen und roch den Instantkaffee und versuchte weiter zu träumen. Jedenfalls meinte er das.
Aus dem Fenster sehend sah er einen Planeten und dachte im ersten Moment, das ist die Erde. Er biss in das Brötchen und schaute sich nach der Schwester um, diese war aber nicht mehr da. "Träume ich etwa immer noch", dachte der blöde aus der Wäsche schauende Mann und wischte sich mit seinem fettigen Fingern in die Augen. "Es tut weh", dachte Didel und ging näher ans Fenster, ergriff dabei den Stock und schritt vorwärts. Der Weg dahin war länger als gedacht. Erschöpft setzte er sich auf einen auf dem Weg zum überdimensionalen Fenster stehenden Stuhl. "Verrückter Traum" ging es durch seinen Kopf und der Planet wurde zusehends kleiner und kleiner.
"Herr Dräger, bitte melden sie sich an der Rezeption", schall es aus einen nicht sichtbarem Lautsprecher. Die sonorige Stimme wiederholte sich und Didel dachte über das Gegenüber nach, wem wohl diese Stimme gehören sollte. Diese Frau war bestimmt sehr hübsch. Mit lockeren Gedanken ging er wieder vorwärts und befand sich auf einem Raumgleiter, festgeschnallt zu seiner eigenen Sicherheit, und das Schiff flog davon. Rückwärts blickend durch das Bullauge sah er viele Planeten, und auf einem von dieser Kette bewegte sich das Shuttle zu. Die Sonne war kaum zu sehen und Didel wurde müde.
Neben dem Bett, der Spazierstock an der gestrichenen weissen Wand gelehnt, wartete Daniel und hatte ein Sechserpack Bier dabei. Didel machte die Augen auf und sah seinen Freund an und lachte, schnappte sich eine Flasche und zog sie mit einem Ruck durch die Kehle und rülpste herzerweichend. Sein ganzer Körper tat ihm weh und aussergewöhnlich war, das er die Schmerzen im Bein nicht merkte. Immer sich noch im Traum wähnend griff er nach seinem Stock und schlenkerte ihn in die Luft. Wie ein Tambourmajor versuchte er ihn zu fangen, was dem alten Mann misslang und mit einer Beule auf seinem Kopf endete.
"Schwester!" fahrig vor sich hin blickend auf eine grosse Schaltkonsole schrie Didel und hörte seine Stimme kaum. "Ja, Captain, was haben sie für Befehle!" erklang es hinter ihm...